… Das können sich vielleicht viele von euch nicht recht vorstellen, dass die neu erworbene Waschmaschine meine allererste eigene seit fast vierzig Jahren ist… 😉
… In den unsteten Wanderjahren zwischen meinem sechzehnten und dreiunddreißigsten Lebensjahr hauste ich entweder in Wohnheimen, Wohngemeinschaften, bei den Eltern, oder lebte mit einem Exfreund zusammen – kein Grund, sich eine Waschmaschine zuzulegen, weil ja überall solch ein Gerät bereits vorhanden war…
… Als ich vor nunmehr fast zweiunddreißig Jahren in meine jetzige Behausung einzog, haben mir die Eltern den weisen Rat erteilt: „Kauf dir eine Waschmaschine!“ Das schlug ich sehr lange Zeit beharrlich in den Wind. Im sechsten Stock gibt es eine Gemeinschaftsmaschine, die von mehreren Mietern:Innen genutzt wird, und mein Geld investierte ich viel lieber in schicke Klamotten, allerlei Delikatessen und Reisen…
… Erst seit dem Ausbruch der Muskelerkrankung dachte ich gelegentlich daran, wie schön das doch wäre, meine Schmutzwäsche nicht etliche Male pro Monat im Einkaufswagen die vielstufige Treppe vom fünften in den sechsten Stock mit viel Ächzen, Stöhnen und erheblichem Krafteinsatz hoch und wieder nach unten zu wuchten, denn der Lift fährt nur bis zur fünften Etage…
… Nach meiner schönen Erbschaft vor fast einem Jahr trat diese beglückende Vorstellung allerdings wieder in den Hintergrund, denn es gab manch dringendere „Baustellen“, die ich mit dem Geld zuerst zu beseitigen hatte. Und natürlich wollte ich auch wieder mal schön verreisen – diesen Traum habe ich mir mit meinen Abstechern in den Spreewald, nach Leipzig und an den Gardasee erfüllt…
… An der Tür zum Waschraum hängt eine Liste aus, in die man sich pro Monat für vier bis maximal sechs Tage eintragen kann. Das klappt gut, so lange die hauseigene Maschine keinen Defekt hat, und die Mitnutzer:Innen gewissenhaft sind. Streikt das Gerät, oder gibt eine/r der Aufgelisteten den Schlüssel nicht weiter bzw. verschlampt diesen, wie das vor etwa zwei Wochen geschehen ist, dann hockt man frustriert vor einem Berg benutzter Klamotten, Bettwäsche, Handtücher etc., und muss diesen dann über die viel befahrene Straße in den Waschsalon gegenüber bugsieren. Dort drückt man mittlerweile fünf Euronen für eine Trommel Wäsche ab…
… Als ich Ende Januar fast eine Woche lang mehr oder weniger geduldig vergeblich auf den Schlüssel zur Waschküche gewartet hatte, hatte ich endlich ein- für allemal die Faxen dicke, ich stöberte ausführlich im Internet, studierte etliche Testberichte, und entschied mich dann für den Kauf eines Geräts der Marke Haier, dem ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis attestiert wird. Die Lieferung wurde mir für Anfang/Mitte dieser Woche in Aussicht gestellt…
… Und danach jagte trotz der Vorfreude eine ungute Vorstellung im wieder einmal auf Hochtouren rotierenden Hirnkastl die andere – ich vermute mal, dass dies ein Symptom des Asperger Autismus ist. Ich kann mittlerweile besser damit umgehen, aber nervend ist so etwas immer noch…
… Kann ich die Waschmaschine an den Wasserhahn in der Küche anschließen – dort wäre um einiges mehr Platz als in meinem doch recht kleinen Bad? Nein, leider nicht, beschied mir mein Bruder, ein Fachmann, der in den vergangenen fast dreißig Jahren bereits ungezählte Haushaltsgeräte installiert hatte, nachdem ich mir viele Stunden in diversen Internet-Foren um die Ohren geschlagen hatte, in welchen es einerseits hieß, dass das möglich wäre, und andererseits dringend davon abgeraten wurde…
… Ist es kompliziert, ein Eckventil unterm Waschbecken anzubringen, und gibt es so etwas überhaupt für die betagten Installationen? Wie lange muss ich warten, bis das ein Fachmann macht? Könnte das auch der Hausmeister erledigen? Zahlt das der Vermieter oder muss ich dafür selber aufkommen? Diese Fragen hielten mich eine weitere Nacht lang auf Trab. Der Hausmeister erledigte das am Dienstag sehr zügig und zuverlässig, der Hausverwalter will ein Auge zudrücken und die Kosten übernehmen…
… Eine weitere Nacht gesunden Schlafs kostete mich die Vorstellung, dass die Waschmaschine nicht durch die schmale Badezimmertüre passen würde. Und dass ich nach dem Aufstellen im Eck bei der Heizung und gegenüber der Toilette mangels Platz nicht mehr richtig auf dieser würde sitzen können. Ich glaube, ich habe in der vergangenen Woche mindestens hundert Mal nachgemessen, um mich zu beruhigen. Und um halb drei Uhr morgens demontierte ich am Mittwoch schwitzend und fluchend den uralten, eingerosteten Türstopper, weil ich die Vorstellung nicht abschütteln konnte, dass der Abstand zwischen Tür und Badewanne zu knapp sei, um das Gerät ohne Komplikationen vorbei zu bugsieren…
… Der Disponent der Firma, bei der ich die Waschmaschine bestellt hatte, hatte mir am Montag mitgeteilt, dass man sie am Mittwoch zwischen zwölf und siebzehn Uhr liefern und anschließen würde. Um Viertel nach Elf erhielt ich den Anruf, dass die Installateure in knapp zehn Minuten eintreffen würden. Prachtvoll! Zum Glück hatte ich nach einer vor Aufregung beinahe schlaflos im Bett rotierend verbrachten Nacht in aller Herrgottsfrüh die nötigen Vorbereitungen getroffen – das Regal weggestellt, die Teppiche beiseite gelegt, gefegt und sauber gewischt…
… Nach einer Runde Spazieren wurde es Zeit für die „Premierenwäsche“. Inzwischen plagte mich die Vorstellung, dass die alten Stromleitungen in der Bude durch das Gerät überlastet werden könnten. Und die Vorstellung, dass der Neuzugang aufgrund eines Montagefehlers vielleicht nicht richtig funktionieren könnte. Dazu noch die Vorstellung, dass der Ablaufschlauch aus der Toilettenschüssel rutschen – ich habe keinen richtigen Ablauf – und eine Überschwemmung verursachen könnte. Ich kann gut verstehen, wenn ihr jetzt lacht – ich habe während des allerersten Waschgangs eineinhalb Stunden lang auf der Badewannenkante gesessen und mit Argusaugen das Geschehen beobachtet…
… Natürlich funktionierte alles reibungslos. Und vorhin beim zweiten Waschgang auch wieder. Und gestern Abend hat mir die Maschine beim Schleudern blubbernd zugeraunt, ihr Name wäre Selma. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir Zwei fein miteinander zurecht kommen werden. Ich mach‘ jetzt trotz des schönen Wetters erst mal ein entspannendes Nickerchen… 😉