… Dank an einen wahren Freund…
… Habe ich dir jemals dafür gedankt, dass du seit meinem ersten Atemzug ohne Unterlass für mich da bist?…
… Als Kind war ich so sehr von deiner Nähe überzeugt, stets ein klein wenig hinter mir, an meiner linken Schulter. Wie oft hatte ich mich rasch umgewandt, um vielleicht endlich einen Blick auf dich erhaschen zu können. Ich hatte nie einen Zweifel an deiner Existenz, ich fühlte dich doch! Und obwohl ich von dir nur Gutes erfahren durfte, hat mich der Gedanke daran, dich einmal tatsächlich zu Gesicht zu bekommen, auch ein wenig erschreckt…
… Die Erinnerungen verblassen, aber ich weiß, dass du mich vor einer Menge Schmerz und Unheil bewahrt hast. Jedesmal, wenn mich Kummer, Zorn oder Weh heimsuchten, und der Schlaf mich mied, konnte ich deine lindernde Hand fühlen, die mir sanft übers Haar und die Wange strich. Es gab kein Geheimnis, das ich dir nicht anvertrauen konnte, keine Kinderphantasien, die du nicht verstanden hättest…
… Dann wurde ich mit Widerwillen “erwachsen”, und dachte nicht mehr an dich, stets ein klein wenig hinter mir, an meiner linken Schulter. Ich hatte das besondere Gespür verloren, die träumerische Einfalt, den kindlichen Glauben, die vonnöten sind, um dich zu erkennen. Und doch bist du auch in dieser Zeit niemals von mir gewichen…
… Es kam eine traurige Zeit, es schien, als würde ich ohne Halt in einen bodenlosen, schwarzen Abgrund fallen, so einsam und verlassen war ich, in allem, was ich freudlos tat, sah ich weder Sinn noch Nutzen und Wörter wie Freude und Glück waren lediglich hohle Phrasen. Da hast du mich aufgerüttelt: “Komm zu dir! Du zerstörst dich selbst! Besinne dich! Lass dir helfen!”…
… Der Weg zurück zum Lebensmut, zur Selbstachtung, zu neuen Zielen, zu den Menschen war hart und steinig, und abermals warst du unerschütterlich zugegen. Seitdem habe ich es wieder, dieses besondere Gespür, um dich wahrzunehmen, und ich bin so froh darüber. Und wenn mich Kummer, Zorn oder Weh heimsuchen, und der Schlaf mich meidet, dann ist sie da, deine lindernde Hand sanft auf meinem Haar und meiner Wange. Und es gibt kein Geheimnis, das ich dir nicht anvertrauen kann, und keine noch so wirren Gedankenspiele, die du nicht verstehen würdest…
… Du weisst, dass mich der Gedanke an den Tod zuweilen schreckt. Und doch ist da auch etwas wie eine freudige Hoffnung: Dass ich dich dann endlich sehen werde, dich, meinen Schutzengel…