… Inmitten des Wollmatinger Rieds liegt das Dörflein Gottlieben, mit wunderschönen Fachwerkhäusern und einem imposanten, geheimnisvollen Schloss. Nur 305 Einwohner zählend ist es eine der kleinsten Gemeinden der Schweiz. Wenig später kommt Konstanz in Sicht. Als wir den Seerhein verlassen und in einer weiten Kehre Richtung Hafen einschwenken, nimmt grad das seit einigen Jahren im neuen Glanz erstrahlende, elegante Dampfschiff „Hohentwiel“ Kurs auf das weite Blau des Sees…
… Nach ca. viereinhalb Stunden hat die kleine Kreuzfahrt nun ein Ende gefunden. Ich kann diese Schiffsreise wärmstens empfehlen. Informationen über den Fahrplan, die insgesamt 17 Haltepunkte und Fahrpreise gibt es hier:
… Die Anfahrtmöglichkeiten: Entweder bis Friedrichshafen, und dann mit der Regionalbahn nach Schaffhausen, nach der Kreuzfahrt mit dem Katamaran wieder retour „tieffliegen“ – eine Krönung eines schönen Tages! Oder aber bis Schaffhausen, und anschließend per Regionalbahn zurück…
… Die Schiffe sind sehr groß, die Besatzungen durchweg freundlich und zuvorkommend. Es gibt Gastronomie an Bord, die Preise sind allerdings durchaus gehoben…
… Beiderseits des Rheins findet sommerliches Badevergnügen in allen Variationen statt. Auch hat sich so manch ein Hausbesitzer mehr oder weniger abstrakte Kunstwerke in den eigenen Garten gestellt…
… Abseits der Fahrrinne gischten gelegentlich Stromschnellen auf. Dann weichen die Ufer zurück, und der Blick verliert sich in der blauen Weite des Untersees. Zum Zickzackkurs wird nun die sanfte, kleine Kreuzfahrt, immer abwechselnd ein schweizerisches, dann wieder ein deutsches Örtchen angesteuert, kurz angelegt. Passagiere kommen und gehen…
… Die Wasserschutzpolizei lässt zum Abschied kurz das Schiffshorn aufheulen, und prescht von dannen, neuen Aufgaben, oder dem Feierabend entgegen…
… Oberhalb von Mannenbach befinden sich zwei interessante kleine Schlösslein, in dem einen, zu welchem ein wunderschöner Garten gehört, residierte lange Jahre Hortense, die Schwester des großen Napoleon. Während unser Dampfer sich nach Ermatingen allmählich in die Fahrtrinne durch das Wollmartinger Ried einfädelt, kann man die gar nicht so ferne, berühmte, stattliche Pappel-Allee bewundern, welche die Straße auf die Insel Reichenau säumt…
… Gemächlich gleitet das recht große und doch sehr wendige Passagierschiff den Rhein entlang, der bei weitem noch kein gewaltiger Strom ist, seine Breite mag so um die einhundert Meter betragen. Es geht vorbei an hochherrschaftlich anmutenden Villen, schmucken Höfen, pittoresken Mühlen, kleinen, beinahe mittelalterlich anmutenden Örtchen…
… Es ist ein strahlend schöner Sommertag, die tiefblaue Himmelskuppel ohne jegliches Gewölk, um die Mittagszeit gewinne ich den Eindruck, als sei die halbe Schweiz auf und an dem grünlich dahin ziehenden Fluss unterwegs. Nachdem unser Dampfer ums Haar einen leichtsinnigen Paddler gerammt hätte, kommt ein Schnellboot der Schweizer Wasserschutzpolizei, um uns bis in den Untersee freies Geleit zu verschaffen…
… Diessenhofen ist eines jener malerischen Städtchen am Hochrhein, mit einer schönen, gut erhaltenen, alten Holzbrücke. Hier und da zeigen sich auf den sanft geschwungenen Anhöhen Burgruinen. Eine sachte Biegung noch, und dann kommt das wundervolle Stein am Rhein in Sicht, überragt von seiner Festung…
… Vorbei an gleichsam im Wasser treibenden Inseln ziehen wir allmählich den Weiten des Untersees entgegen…
… Es war einmal eine beinahe taghelle Mondnacht, in welcher der Schlaf mich mied. Was auch immer ich versuchte, um mich ins ersehnte Land der Träume zu mogeln, es misslang. Und wann immer ich endlich, endlich vermeinte, schwer vor Schlaftrunkenheit die Pforte dorthin zu passieren, gröhlten entweder draußen auf der Straße Nachtschwärmer, oder meine Mieze turnte wieder einmal über mich hinweg. Schloss ich das Fenster, war es binnen kurzem zu stickig, öffnete ich es, raubte mir der unzeitige Lärm die Ruhe…
… Im Morgengrauen gab ich mich geschlagen und stand auf. Ich bandagierte sehr gewissenhaft und sorgfältig mein Sprunggelenk, packte den Rucksack mit Kamera, Thermoskanne voll heißem Tee, einer deftigen Brotzeit und ein paar Kosmetika, falls es mich irgendwo zum Übernachten gelüsten würde, und zog los Richtung Bahnhof…
… Mit einem sehr frühen Zug gondelte ich durch das morgendlich frische Alpenvorland. Als ich nach sanften und ausladenden Kehren durch Wein- und Obstgärten oberhalb von Bad Schachen einen ersten, heiß ersehnten Blick auf meine Seelenheimat warf, fühlte ich mich so zufrieden, glücklich und ausgeglichen wie seit langem nicht mehr…
… Ich stieg in Lindau in das Regionalbähnle um, welches mich nach Friedrichshafen brachte, und dort in den Zug nach Schaffhausen. Denn ich hatte vor, von dort aus die Fahrt per Schiff den Hochrhein entlang über den Untersee genannten Teil des Bodensees bis nach Konstanz zu unternehmen…
… Bei Singen grüßte mich auf ihrem steil aufragenden Tafelberg thronend, dem sogenannten Schlotpfropfen eines urzeitlichen Vulkans, die Festung Hohentwiel. Nur wenige Minuten später war Schaffhausen erreicht. Leider hatte ich nur wenig Zeit, mich in diesem Städtchen umzutun, da ich alsbald zur Anlegestelle wollte, um auf dem Dampfer einen möglichst guten Sitzplatz zu ergattern. Schaffhausen hat mich allerdings mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen – und das nächste Mal werde ich dort einen ausgiebigen Rundgang machen!…
… Ich bekam ohne Mühe einen herrlichen Platz direkt vorne am Bug, von dort aus konnte ich fotografieren, ohne mich groß bewegen zu müssen. Kaum hatte ich meine lang ersehnte Brotzeit beendet, ertönte auch schon das Schiffshorn, und wir legten ab und glitten den Rhein hoch…
… Todmüde fielen wir Drei am späten Samstag Abend ins Bett. Meine Arbeitskollegin und ihr Sohn hatten, während ich mein Treffen mit Frau Tonari, ihrem GöGa, Töchterlein und einer überaus sympathischen Tante hatte, schon mal das Tempodrom ausgekundschaftet, in dem seit dem frühen Nachmittag die Vorrundenspiele ausgetragen wurden…
… Am Sonntag Morgen vergönnten wir uns erst einmal im Cafe Einstein, Unter den Linden, ein üppiges und schön angerichtetes Frühstück…
… Danach machte ich mich auf die Strümpfe, um den Berliner Zoo zu erkunden, während es Martina und Tobias in Richtung Potsdamer Platz zog (aus den vielen Tierfotos werde ich im Laufe der Zeit einige Viechereien-G’schichten basteln)…
… Darts – die Erde – eine Scheibe…
… Ich möchte voraus schicken, dass die Darts-Turniere der Stars der PDC (Professional Darts Corporation) nicht das Geringste mit jenem wohl bekannten Kneipen-Zeitvertreib zu tun haben. Schier atemberaubend sind Präzision und Geschicklichkeit der Spieler. Der seit ca. 20 Jahren mit seiner Kunst alle überragende Phil Taylor trainiert sieben Stunden täglich, und wirft dabei im Schnitt neun Darts pro Minute. Andere namhafte „Cracks“ wie Raymond van Barnefeld („Barney“), Simon Whitlock aus Australien („The Wizzard from Down Under“), Adrian Lewis („The Jackpot“), oder Dave Chisnall („The King“) stehen dem in nichts nach…
… Wie grade erwähnt, hat ein jedes Mitglied des Order of Merit (die Gruppe der zwölf weltbesten Spieler) seinen Spitznamen. Und auch eine Art Hymne. Vor jedem Match marschieren die beiden Kontrahenten von Scheinwerferblitzen, Trockeneisnebel, hübschen Mädels, und „ihrem“ Song geleitet auf die Bühne, um sich an der Oche, der Abwurfkante, die genau 2,37 mtr. von der Dartscheibe entfernt sein muss, zu platzieren. Gezählt wird von 501 Punkten abwärts. Wer zuerst „auscheckt“, das heisst, mit einem passenden Wurf in ein Doppel auf null Punkte kommt, hat ein sogenanntes Leg gewonnen. Je nach Gewichtigkeit des Turniers werden entweder 11, 15 oder 21 Legs ausgespielt…
… Tempodrom, Berlin…
… Elmar Paulke, die deutsche Darts-Koryphäe, war Moderator des Abends. Er kommentiert nicht nur zusammen mit Roland Scholten, einem der besten holländischen Spieler, auf Sport1 die internationalen Turniere, sondern ist auch der Verfasser eines überaus interessanten und kurzweiligen Buches: „Darts – die Erde – eine Scheibe“…
… Der sogenannte Caller bezieht mit seinen beiden Assistenten Stellung an der Dart-Scheibe. Er verkündet während der Spiele den jeweiligen Punktestand, und ist auch für die Disziplin der Teilnehmer sowie der Zuschauer verantwortlich…
… Dieser freundlich winkende Herr ist Raymond van Barnevield – „Barney“…
… Der kleine Kerl neben ihm ist Phil „The Power“ Taylor, 52 Jahre alt, zweifacher Großvater, Multimillionär und fünfzehnfacher Dart-Weltmeister. Bevor seine beispiellose Karriere begann, schraubte er in einer Fabrik in Stoke-on-Trent Toilettendeckel zusammen…
… Der noch relativ unbekannte Co Stompe, und Justin Pipe („The Force“)…
… Dave Chisnall („The King“), rechts im Bild, der im Finale dann auf Phil „The Power“ Taylor treffen sollte – und von diesem in Grund und Boden gespielt wurde! – und Terry Jenkins…
… Der hochgewachsene Herr mit dem auffälligen Ziegenbart, dem sehr ausgeprägten Vokuhila im gemusterten Hemd ist Simon Whitlock („The Wizzard from Down Under“), neben Phil „The Power“ Taylor DER Publikumsliebling eines jeden internationalen Dart-Turniers. Vor allem die zusehenden Damen überschlagen sich stets schier vor Begeisterung, wenn Simon die Bühne betritt…
… Die hübschen Mädels, die das Dartboard flankieren, gehen übrigens vor Beginn eines jeden Wettstreits von der Bühne. Da man während der Spiele nur ohne Blitz fotografieren darf, und ich keine Zeit mehr hatte, die kleine, lichtstärkere Digicam aus dem Apartement zu holen, konnte ich die Cracks lediglich beim Einschießen ablichten…
… Nach gut viereinhalb Stunden Spannung, Spaß und Kurzweil, Staunen, Johlen, Singen, Lachen, und ungebremster Hochstimmung – auch dank der vier quicklebendigen, ungemein humorvoll berlinernden Typen, die hinter/über uns saßen – stand mit Phil „The Power“ Taylor der Sieger fest…
… Während wir vom sehr frischen, stoßweisen Wind gebeutelt Richtung S-Bahn-Station tapperten, fassten wir den festen Entschluß, im nächsten Jahr wieder als Zuschauer mit von der Partie zu sein…
… Am Samstag Abend durfte ich dann noch ein schönes Weilchen in ganz lieber Gesellschaft verbringen – Frau Tonari bummelte mit mir durch die Hacke’schen Höfe, und danach ging ich mit ihr und ihren Lieben noch ganz lecker speisen – im „Basi’l“ am Hackeschen Markt…
… Auf dem Nachhauseweg per S-Bahn bekam ich dann kurz vor der Einfahrt in das gläserne Monstrum des Hauptbahnhofs quasi als Dessert einen wundervollen Ausblick auf das in der untergehenden Sonne erglühende Bundeskanzleramt kredenzt…
… Als wir in unser geräumiges Apartement in der Hanna-Arendt-Straße eincheckten, paradierte unten grade der CSD-Zug vorbei – bunt, laut, schrill, lebensvoll. Ich riss voller Begeisterung die Fenster auf, um unseren Logenplatz im zweiten Stock so richtig schön genießen zu können. Was für ein toller Zufall! Christopher Street Day, Fan-Meile, PDC-German-Darts-Championships – ein besseres Programm für eine Berlin-Reise kann man sich als leicht verrücktes Huhn doch wirklich nicht wünschen! Vor allem mein inneres Wildes Weib flippte schier aus vor lauter Vergnügen!…
… Bereits am frühen Samstag Vormittag schwebten meine Arbeitskollegin Martina, ihr hübscher, achtzehnjähriger Sohn Tobias und ich in der Bundeshauptstadt ein. Da wir in unser Apartment nahe des Holocaust-Mahnmals erst nachmittags einchecken konnten, lotste ich die Zwei zur Jannowitz-Brücke, um eine Brückenfahrt per Schiff durch Berlin zu unternehmen, für mich die beste Möglichkeit, auf bequeme Weise viel von der Stadt zu sehen, ohne sich mit unseren voll gepackten Rucksäcken abplagen zu müssen. Über diese gut drei Stunden dauernde Tour habe ich hier schon einmal ausführlich berichtet. Wir ließen uns – zumindest während der ersten Hälfte der Rundfahrt – die Sonne auf die Häupter scheinen, schauten und staunten…
… Im Jahr 1457 wurde Stein am Rhein freie Reichsstadt – und weckte seiner strategischen Bedeutung wegen Machtgelüste bei den Habsburgern, vertreten durch den benachbarten hegauischen Adel. Zum Schutz des Ortes wurde deshalb ein Bündnis mit den Städten Zürich und Schaffhausen geschlossen, die Diskussionen über die Notwendigkeit eines solchen Paktes entzweite die bis dahin so einige Bürgerschaft…
… Hans Latzer, der Bürgermeister, hatte sein gesamtes Vermögen für den Loskauf Stein am Rheins und die Ernennung zur freien Reichsstadt aufgewandt. Er galt als hart und despotisch, und sehr darauf erpicht, dank seines Amtes materielle Vorteile zu erheischen. Dies und seine Sympathie für die Österreicher verschafften ihm eine harte Gegnerschaft. Latzer wurde, als ruchbar geworden war, dass er mit dem Junker von Twiel nächtliche Verhandlungen betreffs einer Übergabe Stein am Rheins geführt hatte, der Prozess gemacht…
… Doch es gelang ihm, den Verdacht des Verrates von sich zu weisen, er kehrte in Amt und Würden zurück, setzte allerdings sein die Gesetze missachtendes Ränkespiel fort. Der Legende nach versammelten sich in einer finsteren Nacht im Jahre 1478 die bewaffneten Reiter der Habsburger am gegenüber liegenden Rheinufer unweit der Stadt, um sie in Besitz zu nehmen. Doch ein wackerer Bäckergeselle entdeckte die sich zum Ansturm vorbereitende Truppe. Sein beherzter Ruf „No e Wili!“ (Noch ein Weilchen!) hielt die Angreifer zurück und alarmierte zugleich die Bürgerwehr, der Übergriff konnte vereitelt werden. Hans Latzer wurde in Haft genommen, erneut veurteilt und aus Stein am Rhein verbannt…
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