… Dass ich dich am 16. November 2009 während deines Startes zur Mission STS-129 live erleben durfte, wird für immer zu den Sternstunden meines Lebens zählen. Nun bist du zum letzten Mal im Orbit gewesen. Dies ist nach über 25 Jahren und vielen, vielen Millionen Flugkilometern deine letzte Landung. Ich wünsche dir von Herzen einen schönen Ruhestand!…
I’m writing you today from the Islands of Hawaii – that seem so far away.
I’m a Native Hawaiian – as American as can be – and I wonder if you know of me in Washington, D. C. – because somehow deep inside me – I still don’t think I’m free.
You see there was a time – bevor 1893 – when Hawaii was a kingdom – with its own sovereignity. We lived a simple live – just taking what we need – but then there came this problem – I guess mostly it was greed – and the queen we loved so dearly – seemed to have got in the way – of some foreigners desire to steal the land away. And when she tried to stand her ground – there was quite a scene – and she found herself at odds – with the United States Marines.
The rest is pretty much history – she lost her sovereign crown – and ended up a prisoner within the palace grounds. So I guess I have to ask you – without sounding like a fool – what happened to the America – I learned about in school?
There’s been some talk about Hawaiian Nationhood – mostly it’s just talk – much of it misunderstood. And while it doesn’t seem to me like such a bad idea – it’s sure got some people upset – and full of fear. I guess I don’t understand what’s wrong with wanting to be free – maybe get some of our land back – and plan our own destiny. Everyone else seems to have got theirs – mostly at our expense – so it seems to me a matter of common sense. If things like right and wrong – mean anything to you – don’t you think Hawaiians have something coming too?
And you know it’s not like we’re asking for more than our share – returning what was stolen – seems to me as fair. But so much time has passed – since the land was divided up – that those who control it now – probably wouldn’t want to give it up. They say it’s for our own good – that the land is kept in trust – but it seems the truth is – they have no trust in us.
You know – my son and his family have moved to the mainland – because they can’t afford a home – and there are Hawaiians living on the beaches – with no land to call their own. How can it be – that in this land that once was ours – what should be our birthright – gave way to high rise towers.
We were friendly, loving peple – who always tried to share – those things we valued deeply – with those for whom we cared. But, in the end we lost it all – I guess that’s what breaks my heart. But – you know in this business of nationhood – might be a chance for a brand new start.
Well – I know you’re really busy – and probably have to go – so, in closing, Mr. President – let me say – Aloha No.
Dieser Brief beschreibt zunächst in kurzen Worten die einstige Geschichte der Hawai’ischen Inseln als souveränes Königreich und schildert danach die gewaltsame Annektierung durch Vertreter der Vereinigten Staaten im Jahre 1893 – die beim Volk überaus beliebte, letzte hawai’ische Königin Lili’uo’kalani wurde, als sie versuchte, sich gegen die Übergriffe der Allianz amerikanischer Kaufleute und Angehörige des Militärs zur Wehr zu setzen, überwältigt und in ihrem eigenen Palast gefangen gesetzt… Es wird die seit ca. 20 Jahren existierende Bewegung der Hawaiian Nation erwähnt, welche auf friedvolle, intelligente und sanfte Weise die Schaffung eines neuen, selbständigen Inselreiches anstrebt. Es wird die Armut vieler Hawaiianer angesprochen, die sich in ihrer eigenen Heimat kein angemessenes Leben mehr leisten können, die vielen jungen Menschen, welche auf das amerikanische Festland „flüchten“, weil sie sich dort eine aussichtsreichere Zukunft erhoffen. Die Angst und Vorbehalte der“ Weißen Männer“ vor den Zielen der Hawaiian Nation – Rückgabe des einstmals gestohlenen Landes, das Entlassen aus dem Verbund der USA, Rückführung des Volkes zu den eigenen Wurzeln und darauf fußend eine Zukunft als eigenständiger Staat – kommen auch zur Sprache…
… Wann hat sie begonnen? Ich kann das nicht sagen. Möglich, daß mir diese Affinität bereits „in die Wiege gelegt“ worden ist…
… Schon als kleines Schulmädel hat mich Amerika fasziniert. Genauer gesagt die Vereinigten Staaten. Ich verschlang schier alles, alles, was es über dieses ungeheuer große, wunderbare, erschreckende Land zu lesen und zu sehen gegeben hat. Ich wußte über die Geschichte der USA besser Bescheid als über die des eigenen Heimatlandes…
… Im Alter von zehn Jahren bekam ich ein kleines, silbern glänzendes Kofferradio mit meterlanger Teleskopantenne geschenkt. Auf meinen Streifzügen durch den rauschenden Äther entdeckte ich schon sehr bald, daß im Österreichischen Rundfunk ein Moderator namens Connie Tex Hat regelmässig jeden Sonntag abend zwischen sieben und acht Uhr seine eigene Sendereihe hatte. Über Amerika. In meine Bettdecke gewickelt, zusammen gekuschelt, die Ohrmuschel atemlos gegen den Lautsprecher gepresst verpasste ich jahrelang nicht eine einzige seiner Ausführungen. Mit einem ungeheueren Wissen, sehr sorgfältig recherchiert, mitreißend erzählte er von den mühseligen, von Schwierigkeiten, Krankheiten, Unbillen gezeichneten Anfängen der ersten Siedler. Über die Historie, Sitten und Gebräuche der vielen, vielen, inzwischen so sehr oft ausgerotteten oder furchtbar dezimierten Indianerstämme. Den Unabhängigkeitskrieg gegen die beinahe unüberwindlich erscheinende Übermacht der Engländer. Die großen Trecks, welche die ungeheuere Weite, Einsamkeit, Unberührtheit des Landes Richtung Westen durchzogen. Die Abenteuer der legendären Trapper und Westernhelden. Die Goldräusche in Kalifornien und am Klondike. Über den amerikanischen Bürgerkrieg. Einmal im Monat stellte er die neuesten Hits der Country Music vor. Ich lernte die Rhytmen von Johnny Cash (mein Lieblingssong von ihm seit jenen Tagen: „A Boy named Sue“) und June Carter kennen, von Hank Snow, Arlo und Woody Guthrie, Loretta Lynn, und den damals noch sehr jungen, aufstrebenden Stars John Denver und Willie Nelson kennen und lieben. Es gab auch Aufzeichnungen aus der legendären „Gran‘ Ol‘ Opry“ in Nashville, Tennessee. Meine Liebe zu Amerika, meine Sehnsucht nach diesem fernen großen Staat wucherte in meinen Träumen, meiner kindlichen Seele einem „Unkraut“ gleich…
… Als ich das erstemal den Boden der USA betreten durfte, war ich dreiunddreißig Jahre alt. Ich bin für eine Woche nach New York geflogen. The Big Apple. Die Stadt, die niemals schläft. Das stimmt voll und ganz. Ich logierte in einem Hotel Ecke Fifth Avenue/33. Straße, welches in den späten dreißiger Jahren von Glenn Miller mit dem Swinghit „Pennsylvania Six Five Thousand“ (immer noch die Telefonnummer des Hauses) verewigt worden ist. Man dankte es dem Großen Meister und Bandleader der Swing-Ära, indem man von morgens früh bis in die Nacht hinein in der Lobby die Gäste mit Musik von Glenn Miller beschallte. Ich fühlte mich auf der Stelle in dieser Weltmetropole, in Amerika, ausgesprochen wohl. Irgendwie zuhause. Als würde ich nach langer Abwesenheit in eine Heimat zurück kehren…
… In der Zwischenzeit habe ich insgesamt sechs Reisen in die Staaten unternommen: Zweimal New York, dreimal Florida, einmal drei unvergessliche Wochen auf Oahu, Hawai’i. Und jedesmal wächst dieser Eindruck des Heimkommens. Die Vertrautheit mit Land und Leuten…
… Was mir bei meinen Touren so gut gefallen hat? Die Leichtigkeit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Man ist aufgeschlossen, geht aufeinander zu. Mag sein, daß die meisten Unterhaltungen oberflächlich sind. Aber man spricht wenigstens miteinander! Die Größe, die Weite, die Schönheit, die Bläue des Himmels, die tief türkisfarbene Tönung des Meeres. Das sanfte Rauschen der Palmen im Seewind. Die Schleier des Sassafrasgrases an den knorrigen, alten Bäumen in den Straßen St. Augustine’s oder Key West’s. Die Bandbreite zwischen hoher Zivilisation und Rückständigkeit, Urbarkeit. Daß der alte Pioniergeist irgendwie immer noch vielerorts zu spüren ist. Die Lässigkeit. Vor allem in Florida und auf Hawaii scheint man die Wörtchen „Stress“ und „Eile“ nicht zu kennen. Die Wohlerzogenheit. Einem Amerikaner würde es nie im Traum einfallen, sich selbständig in einem Lokal an einen nicht abgeräumten Tisch zu setzen. Oder unwirsch nach der Bedienung zu winken oder zu rufen. Der wunderbare Service! Alleine bei der Bestellung eines simplen Frühstücks wird gefragt: „Wie wollen Sie die Eier zubereitet haben? Mit Speck, Schinken oder Würstchen? Möchten Sie Hash Browns, Grits oder Homefried Potatoes dazu? Weißen oder Vollkorn-Toast? Brauchen Sie Ketchup oder eine andere Würzsauce? Einen frischen Orangensaft? Ein Glas Eiswasser?“ Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft Fremden gegenüber. Man wartet geduldig. Man steht auch geduldig Schlange, vor Sehenswürdigkeiten, bei Behörden. Und nie, nie ist ein böses Wort zu hören! Man entschuldigt sich auf der Stelle, wenn man einen Fremden auf der Straße anrempelt oder ihm auf die Füße tritt. Die Rücksichtnahme und Coolness der Autofahrer (außer in L. A. und vielleicht auch New York). Man kann suchend mit zehn Meilen/Std. auf der rechten Fahrspur dahin schleichen, ohne wütendem Hupen, Beschimpfungen oder bösen Gesten ausgesetzt zu sein. Die Sauberkeit allerorten. Was mir nach meiner Rückkehr vor einigen Tagen am Münchner Hauptbahnhof als erstes aufgefallen ist? Die überquellenden Abfalleimer, Papiere, Zigarettenstummeln, Überreste von Fast-Food-Mahlzeiten auf dem Bürgersteig. In den USA undenkbar! Daß einem an der Supermarktkasse die Einkäufe eingetütet und sogar zum Auto gebracht werden!… Und mit das Wichtigste: Der kühle, belebende, fordernde, beseligende Atemhauch von Abenteuer, Entdeckertum, Forscherdrang, Wissbegierde… Ach, ja…
… dann wollen wir uns doch mal ansehen, wie die „Atlantis“ gen Himmel strebt…
… Da bis zum Start noch einige Stündchen Zeit ist, werde ich mindestens, wenn nicht sogar noch öfters etliche Weilchen im Shuttle-Simulator zubringen. 😉
… Allmählich verziehen sich die finsteren Wolken hier in Ami-Land…
… Gleich am Dienstag morgen fuhren wir zum Kennedy Space Center. Die liebe Ocean und ihr Mann hatten mir geraten, die normale Besuchertour vor dem Großen Tag des Shuttle-Starts zu absolvieren…
… Da steht sie, die „Atlantis“, eingehüllt in ihr Schutz- und Versorgungsgerüst – und wartet auf den Start am 16. November. Wir auch…
… Von ihr hängt jetzt alles ab: „Ares X“, ein neu entwickelter Raketentyp, der im Laufe der kommenden Jahre die verbliebenen Shuttles, die man ja durchaus bereits den Oldtimern zurechnen kann, ersetzen soll. Die „Ares X“ soll in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu ihrem Testflug abheben. Trifft sich ja hervorragend, daß wir da bereits in Cocoa Beach sein wollen. Sollten sämtliche Vorbereitungen weiterhin so plangemäss verlaufen, bin ich Samstag Nacht auf den Beinen und schau zu. Zwei Launches zum Preis von einem – das wäre wahrlich kein schlechter Deal!… 😉
… Im Vordergrund das größte Kettenfahrzeug der Welt, auf seiner Oberfläche könnte man mehrere Tennisplätze unterbringen. Im Hintergrund das Very Large Building, volumenmässig das drittgrößte Gebäude der Welt. Dort werden nach der Landung die Spaceshuttles überholt und für den nächsten Einsatz bereit gemacht…
… In einem originalgetreu nachgebauten Kontrollraum wird mit viel Getöse und sogar klappernden Fensterscheiben der Start einer Saturn-V-Rakete veranschaulicht…
… Dann gehen die Lichter aus, die Flügeltüren öffnen sich, man geht ein paar Schritte – und findet sich unvermittelt unter den riesigen Triebwerken der ersten Stufe einer 116 mtr. langen Saturn-V wieder. In jeder dieser Triebwerksglocken würde mit Leichtigkeit ein Kleinlaster Platz finden. Schlendert man gemächlich an dieser Monstermaschine entlang, kann man sich einer gewissen Ehrfurcht nicht erwehren. Überwältigend, was wir Menschen zustande bringen können!…
… Ganz besonderes Vergnügen hat mir die sehr realistische Simulation eines Shuttle-Startes bereitet. Eine nach oben abgerundete Kabine, in der ca. zwei Dutzend „Passagiere“ Platz haben, wird, nachdem man sich angeschnallt hat, in die Senkrechte gekippt. Und dann werden die Triebwerke gezündet, ein recht wilder Ritt beginnt, begleitet von ohrenbetäubendem Raketendonner, Schütteln und Stössen, mittels tiefem Griff in die Trickkiste meint man, den starken G-Kräften ausgesetzt zu sein, inklusive verzerrtem Gesicht. Nach etwa acht Minuten geht man wieder in die Waagerechte über und in die Schwerelosigkeit. Sanft und ruhig zieht man mit über 17.000 Meilen pro Stunde über die Erde hinweg. Ich hab diese Shuttle-Simulation gleich zweimal in vollsten Zügen genossen, das kann ich euch sagen! Wenn ich schon nicht mitfliegen darf, will ich wenigstens wissen, wie sich das anfühlt! Die Eintrittskarten sind eine Woche lang gültig, der Timo will am Samstag einen Strandtag einlegen – und ich mindestens noch zweimal in den Simulator!…
… Ihre schicksalshafte Mission wird stets als der „geglückteste Fehlschlag der Menschheit“ bezeichnet: „Apollo 13″…
… Die meisten Leute pflanzen sich Büsche, Blumen oder Bäume in den Garten. Bei der NASA nimmt man zur Gartengestaltung Raketen…
Mittelpunkt des farbenfrohen, lebensvollen, von südländischem Flair, Gerüchen und Lauten vibrierenden Campo de‘ Fiori, geborgen im historischen Stadtkern Roms, ist die hoch aufragende Statue eines Mannes, dessen leicht gesenktes, scharf geschnittenes, markantes, nachdenkliches Gesicht im Schatten der Kapuze seines weiten Überwurfes ruht. Rings um ihn schäumt das bunte Marktleben mit seinen vielfältigen Ständen, deklamierenden und gestikulierenden Händlern, flanierenden Touristen, es riecht nach der Süße frisch erblühter Rosen, dem Duft ungezählter Kräuter, der Herbheit von Feldfrüchten und Spezereien aller Art, nach heißer Sommersonne und von Schuhsohlen hoch gequirltem Staub. Unberührt davon die eherne Gestalt. Am Sockel lassen sich gerne die Wanderer nieder, einen Imbiss verzehrend, aus einer beschlagenen Getränkedose schlürfend…
… Wer war dieser Mann? Wessen Skulptur ist dies, die sich da inmitten des Platzes einem Ruhepol, Dreh- und Angelpunkt gleich erhebt?…
… Er wurde 1548 in Nola, unweit Neapels geboren. Sein ursprünglicher Name war Philippo Bruno. Von seinen früheren Jahren ist nicht viel bekannt, seine Kindheit soll recht unglücklich gewesen sein. Im Alter von siebzehn Jahren trat er in Neapel in den Dominikanerorden ein, dort nahm er im Kloster den Namen Giordano an. Er erhielt 1572 die Priesterweihe und studierte Theologie. Da er der seinerzeit üblichen Heiligen- und Marienverehrung ausgesprochen ablehnend gegenüber stand und seine Verachtung darüber keineswegs verhehlte, geriet er in Konflikt mit der Klosterleitung. Nachdem man ihn dabei beobachtet hatte, wie er ein recht umfangreiches Traktat zur Marienverehrung in die Latrine spülte, wurde er aus dem Orden entlassen.
Es folgten Jahre des Reisens, Suchens. Seine Wanderschaft trug den Nolaner – eine Art Spitzname – von Italien nach Frankreich – Genf und Toulouse, wo er sich mit den Calvinisten überwarf – nach England – dort geriet er alsbald in Streit mit anglikanischen Theologen – weitere Stationen waren Wittenberg, Prag, die Universität Helmstedt und Frankfurt. Dieses unstete Dasein zeigt, daß Giordano Bruno als ausgesprochen unbequemer Zeitgenosse galt, der keinerlei Konfrontationen mied. Er muß eine bemerkenswert scharfe Zunge, einen Hang zum Sarkasmus, zur unverhohlenen Kritik und Spötterei besessen haben. Wohin er sich auch wandte, überall war er bereits nach Kurzem persona non grata, nur mal so geduldet, ohne die Chance, in die jeweiligen Lehrkörper integriert zu werden. Dennoch gelang es ihm, einige seiner philosophischen Schriften zu veröffentlichen, die ihre Wirkung keinesfalls verfehlten.
1591 folgte er einer Einladung nach Venedig. Sein Gastgeber, Giovanni Mocenigo, war über die Maßen beeindruckt vom unglaublichen Gedächtnis des Giordano Bruno. Er führte dessen sensationelle Leistungen auf das Vorhandensein magischer Fähigkeiten zurück. In Wahrheit hatte der Philosoph eine Art Memo-Technik entwickelt. Enttäuscht darüber, daß der beeindruckende Gast sich weigerte, ihn in die Geheimnisse der Magie einzuweihen, denunzierte Mocenigo diesen. Giordano Bruno wurde eingekerkert, nach Rom überstellt und, nachdem er sich nach etlichen Verhören der Inquisition immer noch weigerte, seine, in den Augen der Katholischen Kirche häretischen, ketzerischen Lehren zu widerrufen, am 17. Februar 1600 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Schauplatz der Hinrichtung war der Campo de‘ Fiori, das Blumenfeld. Bruno’s Bemerkung, als er den Schuldspruch entgegen nahm, lautete: „Ihr verkündet das Urteil gegen mich mit vielleicht größerer Furcht, als ich es entgegen nehme.“…
… Hauptthema der Philosophie Giordano Bruno’s war die Unermesslichkeit des Universums, die lebendige, kosmische Einheit, die unendliche, körperliche Substanz im unendlichen Raum, welche sich in der Vielfalt, in der Wechselwirkung des Verschiedenen erhält. Das Weltall war für den revolutionären Denker nicht nur unbegrenzt, sondern auch erfüllt von unzähligen Welten, welche ebenso bewohnt und belebt sein konnten wie die Erde. Alle Körper seien beseelt und befänden sich in einem lebendigen Austausch mit dem Universum. Die gesamte Schöpfung unterläge einer steten, ewigen Bewegung. Gott ist nicht personifizierbar, nicht greifbar, er ist überall und in jedem anwesend. Die Welt ist ewig und unendlich und im dauernden Wandel begriffen, der Mythos von einem persönlichen Gott, der die Welt aus dem Nichts geschaffen hat, somit unhaltbar. Bruno lehnte den Status Jesus als Sohn Gottes vehement ab…
Giordano Bruno gilt heutzutage als ein wesentlicher Begründer der Philosophie der Neuzeit. Daß er im ausgehenden sechzehnten Jahrhundert mit seinen Erkenntnissen und Thesen grade in den Reihen des Klerus für Empörung sorgte, nimmt nicht weiters Wunder, ist seine Sicht der Dinge doch der seiner Zeitgenossen um Jahrhunderte voraus und wirkt zudem auch noch recht bedrohlich. Wenn man mit einem personifizierten Gott, der die Geschicke der Menschlein überwacht – wie das heutzutage etliche Großkonzerne mit ihren Mitarbeitern mittels Kameras machen – und steuert und einem Dompteur gleich Strafen und Belohnungen verteilt, das Volk so schön unter Druck setzen kann, fürchtet man mit Sicherheit Jemanden, der kräftig an der Patina dieses bewußten Irrglaubens kratzt. Auch kränkt es schon empfindlich die Eitelkeit jener Menschen, die sich in der Überzeugung sonnen, die Ebenbilder Gottes und somit die Krone der Schöpfung zu sein, wenn da die Feststellung gemacht wird, auf fernen, unbekannten Planeten sei sogenanntes intelligentes Leben ebenfalls gang und gäbe. Und unsere Spezies, da ja ein ewiger Wandel der Natur herrsche, an sich lediglich eine „Übergangslösung“. Kurz nach seinem Tode formierten sich die ersten, modernen, freimaurerischen Bewegungen, wie z. B. die der Rosenkreuzer, Denker wie Robert Fludd griffen auf die Aussagen Bruno’s zurück. Nimmt man die Lehre des Nolaners als Glaubensgrundlage, lässt sich damit die Brücke zwischen der Religion und der Wissenschaft, z. B. Darwin’s Evolutionstheorie, schlagen…
… Ich umrunde noch einmal den Campo de‘ Fiori, lasse mich gemächlich durch die Gassen der Marktstände treiben, blicke hoch in dieses ausdrucksstarke, markante, scharfzügige Gesicht, eingehüllt in den Schatten der übergeworfenen Kapuze. Und bin sehr dankbar darüber, daß die allmächtige, unermessliche Schöpferkraft einem Giordano Bruno seinerzeit seinen Geistesfunken eingehaucht hat…
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