… Auf diese Tour hatte ich mich zwei Jahre lang gefreut, seitdem ich eines Abends beim Zappen durch die TV-Programme bei einer ARD-Doku mit dem Titel „Fünf Tage in London“ hängen geblieben und ganz verzaubert von Camden Town und der gezeigten Fahrt entlang des Regent’s Canal in einem Narrow Boat gewesen bin. …
… Vom nächtlichen Unbehagen verspürte ich nichts mehr, als ich mich gegen zehn Uhr vormittags auf den Weg machte, zuerst mit der Buslinie 73 zur Haltestelle Warren Street, und dann mit meiner Lieblings-Doppeldecker-Linie 24, mit der ich dank des You-Tube-Kanals Wanderizm virtuell einige Male in London unterwegs gewesen bin, bis zum Bus Stop Camden Town. Das Nieselwetter hatte sich verzogen, der Himmel klarte zusehends auf, die Sonne ließ sich immer öfter blicken, auch wenn die Luft eher vorfrühlingsmäßig kühl war…
… Als die Römer vor ca. 2.000 Jahren in Britannien einfielen, und die damalige Siedlung London in Besitz nahmen, gerieten sie auf ihren Streifzügen in nördliche Richtung alsbald in eine ziemlich verlassene und desolat wirkende Gegend. Sie wähnten sich am Ende der Welt. Daraus entwickelte sich mit der Zeit die scherzhafte Bezeichnung „das Ende der Welt“ für Camden Town. Ein gut frequentiertes Pub mit dem Namen „The World’s End“ im Süden des Stadtviertels erinnert daran…
… Es war um 1769, als der Earl of Camden vom Parlament die Genehmigung erhielt, das Gebiet zu erschließen. Es folgte ein enormer Aufschwung für die Industrie und den Güterverkehr, da dort eine eine gute Anbindung samt Lagerstätten an die Kanäle von London geschaffen worden war. Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete man in Camden Town die Endhaltestelle der North Western Railway, und damit einen hoch frequentierten Warenumschlagplatz. Die Geschäfte blühten, die Anwohner jedoch reagierten angesichts des Lärms bei Tag und Nacht und der die Luft verpestenden Rußschwaden der Dampfloks zunehmend verärgert, sie verließen ihre Residenzen in und um Camden Town. Ihre Häuser wurden zu Unterkünften für überwiegend irische und italienische Einwanderer. Mit den stetig fortschreitenden Neuerungen im Transportwesen verlor das Stadtviertel zunehmend als Knotenpunkt des Güterverkehrs an Bedeutung. Es galt galt lange Zeit als unmoderner und wenig ansprechender Ort…
… In den siebziger Jahren hatten drei Männer die Idee, die zusehends verfallende Gegend um Camden Lock, die Schleuse des Regent’s Canal, in einen Kunsthandwerksmarkt umzuwandeln. In der ehemaligen Dingwall-Factory für Verpackungskisten entstanden 1973 die ersten Marktstände. Mehr und mehr Kunstschaffende und Kleingewerbetreibende schlossen sich an, aus den ehemaligen Bahnhofsgebäuden, Lagerhallen, Pferdeställen und Fabriken entstand ein bunter, überaus kreativer und sehenswerter, riesiger Basar. Davon fühlte sich besonders die alternative Szene Londons angezogen. Punks, Gothics und Skinheads entdeckten Camden Town für sich. Zudem wurde das Viertel einer der angesagtesten Gegenden für Live-Musik. Etliche Musik-Studios etablierten sich, auch der Sender MTV hat dort seine Räumlichkeiten. So manche Größen der Rock-, Blues- und Folk-Szene ebneten in Camden Town ihre Wege zum Ruhm – Pink Floyd, The Doors, Blur, und natürlich Amy Winehouse…
… Auch die Streetart feiert gar fröhliche Urständ‘ in diesem Viertel. Kaum ein Haus beiderseits der Camden High Street, das nicht phantasie- und farbenfroh bemalt und gestaltet ist. Da können olle Fototanten und Streetart-Liebhaberinnen wie ich durchaus in eine Art Rauschzustand geraten… 😉
… Demnächst geht es hier weiter mit meiner Tour durch Camden Town. Stay tuned!… 😉
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… Habt einen möglichst entspannten Arbeitstag, und kommt gut ins verlängerte Wochenende bzw. in den wohlverdienten Pfingsturlaub!…