… Im Jahr 1966 entschied das I.O.C., dass in München die Olympischen Sommerspiele 1972 stattfinden sollten. Unverzüglich startete man daraufhin in der bayerischen Landeshauptstadt einen Architekturwettbewerb für die Bebauung des ehemaligen Flugplatzes Oberwiesenfeld im Norden. Dort wollte man die meisten Sportstätten zentrieren, und ein großes Multifunktionsstadion schaffen, geplant war dieses bereits seit den frühen zwanziger Jahren. Angesichts der bevorstehenden Olympischen Spiele verwarf man den 1965 genehmigten Entwurf der Architekturbüros Henschker und Beiss, zu sehr erinnerte deren Gestaltung an die wuchtige Architektur früherer unseliger Zeiten…
… Der Eingebung eines Mitarbeiters folgend versah der Architekt Günter Behnisch die dicht beieinander liegende Olympia- und Schwimmhalle, sowie das Stadion mit einem kühn geschwungenen, schwerelos wirkenden, durchsichtigen, eleganten Zeltdach. Bei der Bewertung durch die Juroren schied das eingereichte Modell im Maßstab 1 : 1.000 bereits in der ersten Runde aus, er galt als zu waghalsig. Nach langem Abwägen entschied man sich dann allerdings doch für die Planung G. Behnisch’s…
… Nach 1972 absolvierten die beiden Münchner Fußballvereine FC Bayern und TSV 1860 München lange Jahre ihre Heimspiele im Olympiastadion, bis sie Anfang 2006 in die neu gebaute Allianz-Arena umzogen. Heutzutage werden die Anlagen für Konzerte, Theateraufführungen, Sportveranstaltungen sowie Versammlungen genutzt, sowie für den Freizeitsport – man kann das wie erstarrte Wellen wirkende Zeltdach auf geführten Touren erkunden, sich in das Stadion abseilen lassen oder in rastantem Schwung darüber hinweg gleiten. Nach wie vor ist das Münchner Olympiazentrum die einzige olympische Anlage, die Profit abwirft – und die architektonische Meisterschöpfung von Günter Behnisch und seinen Mitarbeitern hat auch fünf Jahrzehnte nach ihrer Errichtung nichts von ihrer Faszination eingebüßt…
… „Wir wollen nicht die anonyme, die dumpfe Masse. Für uns war das Individuum ganz wichtig, das sich in seinem Handeln frei fühlt und doch aufgehoben ist in einer großen Gemeinschaft. […] Die Kunst [war,] unter großen Zwängen etwas Ungezwungenes zu bauen.“ Günter Behnisch…