… Das Fahren mit der BOB gleicht jedesmal einem Lotteriespiel…
Mittwoch nachmittag wollte ich an den Tegernsee, ein bisserl spazieren gehen, und fand mich pünktlich am Münchner Hbf ein. Das erste, was mir auffiel, war, dass der BOB-Zug nach Füssen, der vom Nebengleis hätte fahren sollen, ersatzlos ausfiel. Na, das geht ja schon gut los, dachte ich mir im Stillen. Natürlich traf das Bähnlein Richtung Süden etliche Minuten später als im Fahrplan angegeben am Bahnsteig 33 ein – aber das ist eigentlich nicht der Rede wert, weil bei der BOB an sich gang und gäbe. Und dann waren da nur zwei statt der üblichen drei Zuggarnituren, die eine fuhr nach Lenggries, die andere nach Bayerisch Zell. Erst in Holzkirchen befleißigte man sich, die Fahrgäste zu informieren, dass jene, die den Tegernsee zum Ziel hatten, zunächst in den Waggon Richtung Lenggries, und dann an der Haltestelle Schaftlach in den Schienenersatzverkehr umsteigen müssten. Da ich keine Lust dazu hatte, blieb ich sitzen. Fahr’ ich halt an den Schliersee, dort ist’s auch schön. Doch die Weiterfahrt verzögerte sich. Nach einer geraumen Weile hieß es, dass der für uns zuständige Lokführer erst noch mit dem Gegenzug anreisen müsse – und der habe Verspätung. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es endlich weiter.
Ich wanderte zwei Stunden lang stillvergnügt am Schliersee entlang, und war, weil mich das Marschieren über teilweise recht tückisch glatte Wege sehr angestrengt hatte, am winzig kleinen Bahnhof Neuhaus/Froschhausen überglücklich, als ich erfuhr, dass nur wenige Minuten später ein Züglein Richtung München vorbei kommen solle. Außer mir befanden sich noch etliche SkifahrerInnen am Bahnsteig.
Aus heiterem Himmel wurden wir mittels Leuchtschrift auf der Anzeigetafel darüber informiert, dass der Zug um 17:43 Uhr ausfallen würde. Es gab keinerlei Informationen darüber, ob und wann es einen Schienenersatzverkehr geben, und wann die nächste Zugverbindung sein würde! Nichts! Nada! Man ließ uns Fahrgäste einfach so in der Pampa stehen!
Zum Glück schaute ich eine halbe Stunde später rein zufällig Richtung Bahnhofsvorplatz, und sah, wie sich ein roter DB-Bus mit der Aufschrift “SEV nach Schliersee” näherte. Informationen und Durchsagen bzw. Leuchtschriftanzeigen hatte es immer noch nicht gegeben!
Um ca. zehn Minuten vor neunzehn Uhr war ich endlich am Schlierseer Bahnhof – und da stand auch glatt ein BOB-Zug, der in Kürze abfahren sollte! Kaum saß ich im Warmen und freute mich darüber, dass es jetzt endlich Richtung München gehen würde, kam die Durchsage des Schaffners, dass sich wegen eines Gegenzuges die Abfahrt um ungefähr zwanzig Minuten verzögern würde. Höhnisches Gelächter schallte durch den Waggon – nicht verwunderlich.
Endlich setzten wir uns in Bewegung. Aber nur kurz. Einige Kilometer später hielten wir unvermittelt auf freier Strecke. Wegen eines technisch nicht gesicherten Bahnübergangs, hieß es. Mit einer Taschenlampe bewehrt stieg der Zugführer aus, und machte sich draußen eine Weile zu schaffen.
Als der BOB-Zug dann endlich an der Donnersberger Brücke eingetroffen war, hatte er über eine halbe Stunde Verspätung. So kann’s gehen, wenn man in der Bananenrepublik Deutschland nur mal kurz mit dem Zug in die Berge fahren und ein klein wenig wandern will…
Die Foto-Ausbeute war am Mittwoch nicht üppig – nun ja, das kommt schon mal vor. Bei den Wildenten kocht übrigens das Blut schon ganz ordentlich, zwei Erpel lieferten sich an einem stillen Zufluss zum See einen erbitterten Kampf. Die Schlierseer Gegend werde ich mit Sicherheit noch ein weiteres Mal aufsuchen, inzwischen habe ich heraus gefunden, dass sich nur eine kurze Wegstrecke vom kleinen Bahnhof Neuhaus/Fischhausen entfernt das Freilichtmuseum Markus Wasmeiers befindet.






