… Vor etwa einem Monat erzählte ich nach der Rückkehr von Wien meiner Schweinfurter Freundin lang und breit und voller Begeisterung von den Schönheiten der Donaumetropole. Sehnsüchtig meinte sie: “Ach, da möchte ich auch mal hin!” So fackelten wir nicht lange und planten einen dreitägigen Aufenthalt von Dienstag bis Donnerstag nächster Woche. G. würde zwar von Donnerstag, 18.08., bis Freitag, 19.08., wegen einer neuartigen Infusion, die man ihr zur Linderung der Neuropathie ihrer Augen verabreichen würde, zur Beobachtung als Patientin im Friedrich-Baur-Institut für Muskelerkrankungen stationär aufgenommen werden, aber wir waren guten Mutes, dass es bei dieser einen Nacht in der Klinik bleiben würde, und stellten sowohl für die fünf Tage, die sie bei mir verbringen würde, als auch für Wien ein umfangreiches Besichtigungs- und Ausflugsprogramm zusammen…
… Nun hat mich G. grade ziemlich angep***t und aufgeregt angerufen: Man habe während der Visite durch den Professor Sch. den seit Monaten schon fest stehenden Ablauf ihres Termins völlig über den Haufen geworfen. Sie sei jetzt bis Mittwoch vormittag als stationäre Patientin augenommen, weil man ihr zusätzlich zu den neuartigen Infusionen noch einige ihrer gewohnten Medikation verabreichen würde. “Sie sind lustig!”, meinte G. recht erbost, “Ich habe ab kommenden Dienstag eine Wien-Reise gebucht!” Darauf könne man keine Rücksicht nehmen, meinte der Professor völlig ungerührt und war nicht zu erweichen, als G. ihn flehentlich darum bat, bereits am Montag Abend entlassen zu werden. Natürlich geht die Gesundheit meiner Freundin über alles – aber hätte man sie über diese Planänderung nicht bereits früher informieren können? Das hat man doch mit Sicherheit nicht erst seit heute früh gewusst, dass sie nun fast eine Woche in der Klinik verbleiben muss!…
… Wir sind jetzt Beide ziemlich stinksauer! Zum Glück habe ich sowohl die Bahnfahrten als auch das Hotelzimmer mit der Option gebucht, im Falle eines Falles kostenfrei stornieren zu können. Aber ärgerlich ist das grade durchaus. Wir hatten uns so sehr auf Schifffahrten auf dem Ammersee und den Staffelsee gefreut! Auf den Tagesausflug nach Landsberg am Lech! Auf die Besichtigung der Münchner Residenz! Und natürlich auf Wien, auf Schloss Schönbrunn, das Hundertwasserhaus, den Heurigen in Nussdorf, auf Schloss Belvedere, den Stephansdom etc.! – Ob ich nun die Reise alleine antreten werde, kann ich grade noch nicht sagen. G. und ich werden heute Abend noch einmal per Telefon miteinander konferieren. Vielleicht hat der Herr Professor bis dahin ja wieder seine Meinung geändert. Es bleibt in jedem Fall spannend!…
… Kommentare erhalten habe, die deutlich erkennen ließen, dass der/die Verfasser:Innen die mit Sorgfalt, etlichem Zeitaufwand, gründlichen Recherchen und Liebe verfassten Texte meiner Blogposts, speziell die beiden Beiträge über das Münchner Stadtviertel Haidhausen, wohl lediglich höchst oberflächlich überflogen haben, werde ich in Zukunft meine Fotos nur mehr mit spärlichen Basis-Informationen zu Ort und Zeit versehen. Wer Interesse an den Hintergründen der gezeigten Bilder hat, und mehr darüber erfahren will, kann mir dann mittels Kommentarfunktion diesbezüglich gerne Fragen stellen…
… Ich komme nach vierzehn Jahren Bloggen gut damit zurecht, dass sehr Viele ein Like vergeben, ohne den betreffenden Blogpost überhaupt gelesen bzw. gesehen zu haben. Es stört mich auch nicht, dass ein Gutteil Jener, die einen Post aufrufen, diesen auch gleich wieder weg klicken, ohne sich damit zu befassen. Aber wenn Mitblogger:Innen, darunter Menschen, die ich schätze, in ihren Kommentaren zweifelsfrei durch ihre Anmerkungen zu erkennen geben, dass sie eigentlich nicht wirklich Interesse an dem haben, was ich online stelle, dann schmerzt mich das…
… Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, wie ich nun in Zukunft verfahren werde: Das Bloggen aufgeben kommt überhaupt nicht in Frage, dazu liebe ich es zu sehr. Eine andere Möglichkeit wäre noch, meinen Blog auf “Privat” umzustellen, und nur mehr eine Handvoll Leser:Innen zuzulassen, bei denen ich mir sicher sein kann, dass sie meine Geschichten und Informationen wirklich zu würdigen wissen. Die dritte Möglichkeit ist die oben angesprochene, und die werde ich demnächst ausprobieren. Mal schauen, ob ich dann immer noch Kommentare bekommen werde, die deutlich zeigen, dass den Verfassern:Innen das, was ich erzähle im Grunde genommen völlig am A*** vorbei geht…
… So, das musste jetzt raus. Das hat mir unterschwellig tagelang zu schaffen gemacht…
… Edit: Kommando zurück, alles bleibt bei meinem Blog so, wie es bisher war. Ich werde den Teufel tun, und mich nach jenen richten, die weder die Zeit haben noch sich die Mühe machen, meine Posts gründlich zur Kenntnis zu nehmen! Wer aus Zeitmangel oder Desinteresse hier stets nur mal oberflächlich Wort und Bild überfliegt, soll mich bitte aus seiner Blogroll löschen und nicht mehr abonnieren! Punkt!…
… Morgen geht’s los mit meinen detaillierten Berichten über Swinging Prien!…
… An sich hatte ich für Donnerstag Nachmittag eine Wanderung nahe Uffing am Staffelsee geplant. Tags zuvor befragte ich noch die DB-Fahrplanauskunft nach einer Busverbindung vom kleinen Bahnhof Uffing, der etwas außerhalb liegt, bis zum Rathaus. Denn damit würde ich mir gut eineinhalb Kilometer Wegstrecke sparen. Man teilte mir mit, dass knappe zehn Minuten nach Ankunft des Regionalexpress Richtung Mittenwald der Bus der DB-Linie 9601 gen Uffing fahren würde. Das ist ja wunderbar!, dachte ich frohgemut…
… Der Zug hielt am Donnerstag kurz vor halb Eins pünktlich, ich stieg aus und trottete zur Bushaltestelle. Dort war ein Zettel angebracht, dass vom 02.09. bis zum 04.09.2020 die DB-Linie 9601 die Haltestellen in Uffing wegen Straßenarbeiten nicht bedienen wird. Ich war ein bisschen angefressen, beschloss aber, das Beste aus der Situation zu machen, und den vorgesehenen Rundweg etwas zu verkürzen. Ich verbrachte einen schönen und kurzweiligen Nachmittag – Bericht und Bilder folgen demnächst…
… Gegen Zwanzig nach Vier war ich wieder zurück am Uffinger Bahnhof. Dieser besteht aus zwei ca. 200 Meter langen Bahnsteigen – Gleis 1 und Gleis 2. Die Züge Richtung München halten stets am nördlichen (oberen) Ende. Es gibt nur einen Übergang, und zwar nahe der Straße am südlichen (unteren) Ende…
… Am südlichen Ende des Bahnsteigs Gleis 2 befindet sich eine Info-Tafel mit den Fahrplänen. Laut diesen würde der nächste Zug nach München Hbf auf Gleis 2 um 16:36 Uhr abfahren. Die digitale Zuganzeige liegt weit entfernt, im oberen Drittel des Bahnsteigs. Ich marschierte dort hin, denn ich wollte ohnehin im Zug ganz vorne sitzen. Auf der Anzeigentafel war zu lesen: “RB Nr. …. Richtung München Hbf, Abfahrt 16:36 Uhr auf Gleis 2.” Mit mir warteten ca. 10 Passagiere auf die Regionalbahn…
… Die Schranken am Bahnübergang schlossen sich, wenig später brauste der Zug heran – und hielt auf Gleis 1! Auf der Anzeigentafel war immer noch zu lesen: “RB Nr. … Richtung München Hbf, Abfahrt 16:36 Uhr auf Gleis 2.” Ich war fassungslos, so wie die Anderen auch. Die Jüngeren nahmen die Beine in die Hand und sprinteten die ca. 200 Meter nach Süden, passierten den Übergang, und rasten ca. 200 Meter nach Norden, um zum Zug zu gelangen. Eine Gruppe älterer Damen ließ sich ins Gleisbett hinab, überquerte dieses und kletterte an der gegenüber liegenden Seite wieder hoch – lebensgefährlich und strengstens verboten!…
… Weder Rennen noch durchs Gleisbett marschieren kam für mich in Frage. So schnell mich meine schwachen Beine nach gut vier Kilometern Wanderung noch trugen, versuchte ich, die ca. 200 Meter nach Süden zum Übergang zu marschieren. Ich machte mir keine Hoffnung, dass der Zug warten würde, wollte aber zumindest versuchen, ihn zu erreichen…
… Ich war grad am Übergang angelangt, da fuhr der RB Nr. … Richtung München Hbf ab. Ich schäumte vor Wut. Na, danke auch! Eine Stunde Warten auf den nächsten Zug, von dem man nicht wusste, auf welchem Gleis er einfahren würde! Einige sehr freundliche und besorgte Uffinger, die das ärgerliche und auch groteske Geschehen mitbekommen hatten, kümmerten sich um mich. Sie teilten mir mit, dass es seit Monaten immer wieder vorkommen würde, dass Züge zum Ärger der Passagiere auf dem falschen Gleis halten würden, und setzten sich mittels ihrer Handies mit der Deutschen Bahn in Verbindung. Welches Wirrwarr an Informationen ihnen da geboten wurde, spottete jeglicher Beschreibung…
Bis zum 30.09. fahren sämtliche Züge von Gleis 2 ab. – Häh?
Ab 15:00 Uhr des 03.09. fahren alle Züge wie üblich von Gleis 1. Aha. Warum steht dann im Fahrplan etwas völlig Anderes? Und warum hielt der Zug um 16:23 Richtung Garmisch dann auf Gleis 2?
Bis zum 02.09. fahren sämtliche Züge von Gleis 2. Ab dem 03.09. 0 Uhr halten alle RBs wieder auf Gleis 1. Ähem – Null Uhr lag mittlerweile schon gut 17 Stunden zurück.
Der Zug Richtung München um 17:36 Uhr hält auf Gleis 2.
Nur Minuten später: Der Zug Richtung München um 17:36 hält auf Gleis 1.
… Ein sehr agiler Mann mittleren Alters, der sich nebst einem vornehmen Greis meiner angenommen hatte, entpuppte sich als Hausmeister des Uffinger Bahnhofgebäudes. Im Laufe des Gesprächs und des Durcheinanders sich widersprechenden DB-Informationen erzählte ich ihm, dass ich mich schon einige Male über die Deutsche Bahn beschwert, aber nie eine Antwort, geschweige denn eine Entschuldigung bekommen hätte. Er nickte, die Stirn in zornige Falten gelegt. “Das glaube ich Ihnen gerne. Das hilft auch nichts, wenn Sie sich per Mail oder über die sozialen Netzwerke beschweren. Versuchen Sie’s mal über die DB 3-S Zentrale. Warten Sie, ich schreib’ Ihnen die Telefonnummer auf.”…
… Danach setzte er sich mit der offenbar zuständigen Fahrdienstleitung in Garmisch-Partenkirchen in Verbindung, in recht schroffem und ungehaltenem Tonfall. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, nickte er zufrieden: “Ab sofort halten alle Züge wieder auf Gleis 1. Der Fahrdienstleiter hat mir grade Stein und Bein darauf geschworen.” Er begleitete mich noch zum kleinen, schmucken Bahnhofsgebäude, und gab mir zum Abschied den Rat: “Warten Sie jetzt aber vorsichtshalber dort am Aufsteller mit der Wanderkarte, da ist normalerweise immer das Zugende. Sollte die Regionalbahn Richtung München wirklich wieder auf dem falschen Gleis halten, dann haben Sie zumindest eine kleine Chance, schnell genug auf den anderen Bahnsteig zu gelangen. – Ansonsten müssen Sie noch einmal ein Stünderl warten, oder sich in Uffing ein Zimmer suchen, und morgen aufs Neue Ihr Glück versuchen, nach Hause zu gelangen.” Er zwinkerte mir zu. Mein Lächeln fiel leider ziemlich schief aus…
… Die Anzeigetafel zeigte inzwischen an, dass sämtliche Züge auf Gleis 1 halten würden. Ein mit mir wartender Fahrgast zeigte mir die DB-Fahrplanauskunft im Internet. Da stand jetzt wieder zu lesen, dass der Zug um 17:36 Richtung München Hbf von Gleis 2 abfahren würde. Am Bahnübergang schlossen sich die Schranken. Ich umklammerte fest meine Wanderstöcke, holte tief Luft und machte mich bereit zum 300-Meter-“Sprint” auf den gegenüber liegenden Bahnsteig. Dann kam die Bahn. Sie fuhr auf Gleis 1 ein. Sekundenlang wurde mir schwindelig vor Erleichterung…
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