… dass das schmucke Segelboot, welches zu Dekorationszwecken auf dem Dach eines Hochhauses in Nähe des Hauptbahnhofs steht, geschmolzen ist… 😉
… Kleiner Scherz… 🤣
… Aber heiß war’s schon ganz ordentlich. Als ich am späten Nachmittag im Hauptbahnhof eintrudelte, um mich per RailJet gen Heimat zu begeben, zeigte das Thermometer 36° Grad im Schatten. Anstrengend war’s, aber sehr schön. Genaueres zeige und erzähle ich demnächst… 😉
… Ich setzte meine erste Runde durch den Ort und vorbei an den verschiedenen Musikbühnen fort. Auf dem großen Platz vor dem Piraten-Pub wurde gerappt. Ich hielt mich dort nur kurz auf, denn das ist nicht unbedingt eine von mir bevorzugte Musikrichtung…
… Ich hatte den Kurpark erreicht. Bevor ich mich der grade spielenden Band zuwandte, fiel mein Auge auf ein ziemlich originelles Gefährt. Am Vini-Van wurde unter anderem Prosecco frisch aus dem Fass ausgeschenkt. Ich beschloss eine spätere Kostprobe, denn noch herrschte ungetrübter und sommerlich warmer Sonnenschein, und da bekommen mir alkoholische Getränke nicht mehr so gut…
… JEZZDA entpuppte sich schon bald als absolut hörenswertes Quintett, dessen Repertoire von Jazz und Swing über Kletzmer und Bossa Nova bis hin zu Tango und Blues reicht. Sehr originell fand ich die Bearbeitung des Disney-Klassikers „I wanna be like you“ aus dem Zeichentrickfilm „Das Dschungelbuch“ (1967), nicht zuletzt deshalb, weil der Bassist, dessen markantes Gesicht mich ansprach, ein Solo auf einem Kamm blies – so was hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört!…
… Zusammen mit den begnadeten Tänzern Annette und Wolf , die mir erneut über den Weg gelaufen bzw. getanzt waren, ging ich nach Ende des Konzerts zurück zum Marktplatz. Dort heizten Ozzy And The Assbrothers dem Publikum mit teils eigenwillig aber stets ansprechend interpretierten Oldies der Rolling Stones, Led Zeppelin, The Beatles und Santana gehörig ein. Wäre ich so um die dreißig Jahre jünger gewesen, dann hätte ich mich ziemlich hemmungslos in den Leadgitarristen mit seinem blonden Schopf und dem feschen blauen Jackett verknallt. 😉 Und bei der großartigen Darbietung von Santanas Klassiker „Jingo“ brach mir vor lauter Headbangen und Abrocken (bis zu den Hüften) der Schweiß aus allen Poren… 🙂
… Ich fürchte, ein bis zwei Teile von Swinging Prien gibt es noch… 😉
… schritten, tanzten, wirbelten voller Übermut durch die Scharen flanierender Tollwood-Besucher:Innen. Ich fühlte mich wie verzaubert und folgte ihnen kreuz und quer über das riesige Festival-Areal…
… Da Kini darf bei einer solchen Veranstaltung natürlich nicht fehlen. Er gab sich als aufwändig und liebevoll gestaltete Marionette die Ehre. Die afrikanischen Fleischspieße dufteten ganz wunderbar exotisch würzig und appetitanregend, doch dann fiel G. und mir ein kleiner thailändischer Stand auf, und mir kam in den Sinn, dass ich seit Ewigkeiten kein Rotes Thai-Curry-Gericht mehr gegessen hatte. Aber nächstes Jahr, da wird so ein Spieß probiert! 😉 Klänge aller Art begleiteten uns nun auf Schritt und Tritt, auf zwei großen und mehreren kleinen Bühnen wurde Musik sämtlicher Stilrichtungen dargeboten. Ein Zauberkünstler faszinierte nicht nur die kleinen Kinder, sondern auch schon etwas älter geratene wie mich. 😉
… Linkerhand der Kinderklinik Hochried führt der Weg in einem Wald- und Moorgebiet hinab zum Staffelsee. Leider war vieler unangenehmer Stechviecher wegen das Stehenbleiben und Fotografieren nicht ratsam, ich war deshalb sehr darauf bedacht, diesen Streckenabschnitt so rasch mich meine Füße trugen zu durchmessen. Ich kam relativ glimpflich davon, nur an beiden Ellenbogen haben mich die lästigen Blutsauger einige Male erwischt. Und der Blick auf den See entschädigte mich dann mehr als reichlich für diese Blessuren…
… Ein schon recht propperes Haubentaucherküken paddelte unablässig jammernd und bettelnd hinter einem Altvogel her, der das Flehen des Kleinen jedoch beharrlich ignorierte. „Fang da gfälligst dei Futter selber!“, schien er seinem Sprößling zu signalisieren…
… Das Passagierschiff „Seehausen“ tuckerte gemächlich einher. Es werden täglich einige Rundfahrten angeboten, natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln, und ohne Zwischenhalte in Uffing und Seehausen…
… Standup-Paddeln mit Steuerwuff… 😉
… Ich hatte die Bucht Achele erreicht. Nun stand mir noch ein letzter, teilweise etwas steiler Aufstieg zum Murnauer Bahnhof bevor. Da nutzte ich natürlich gerne zuvor eine entspannte Pause, um mich mit einer kleinen Bauernkatze ein wenig zu unterhalten, die auf samtenen Raubtierpfötchen durch das üppige Grün einer Wiese auf mich zugepirscht kam…
… Ein letzter Blick zurück, und dann dauerte es auch gar nicht mehr lange, bis der Regionalzug Richtung München eintrudelte und mich gen Heimat schaukelte…
… Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Bild genauer anschauen wollt, dann braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… Ich wünsche euch ein schönes und geruhsames Wochenende!…
… Unweit der Senke, in der sich laut Legende in längst vergangenen Zeiten der bayerische Drache Lindwurm öfters aufgehalten haben soll, zierte ein Gemälde den grauen Stamm einer Buche. Ein Ritter spießt am Himmelszelt über dem Ramsacher Kircherl einen Drachen auf, es ist ein bisschen unklar, ob es sich dabei um den in Bayern sehr beliebten Drachentöter St. Georg, oder um St. Mang – Heiliger Magnus – handelt – allerdings wird jener nie in Rüstung dargestellt, sondern stets im Habit eines Mönchs. Magnus war ein Eremit, der im 8. Jahrhundert nahe Füssen gelebt haben soll. Schon während seiner Lebzeiten ist er als heiliger Mann verehrt worden, seinem Stab, den er stets bei sich führte, wurden heilende Wunderkräfte zugeschrieben. Ob er wirklich gelebt und gewirkt hat, ist allerdings sehr unklar. Auch St. Mang soll einem gar furchterbarlichen Drachen den Garaus gemacht haben… 😉
… Noch ein wenig in Gedanken über die beiden heiligen Männer versunken, wandte ich mich um – und musste zunächst einmal recht heftig schlucken. Denn der Weg führte nun unangenehm steil über bisweilen sehr hohe Stufen nach oben. Mein erster Impuls war „Das schaff‘ ich nicht!“, der zweite „Aber natürlich komm‘ ich da hoch!“ So machte ich mich auf den beschwerlichen Weg. Mit kräftigem Einsatz meiner Gehstöcke, des zum Glück stabilen Geländers und hin und wieder auch beherzt nach Wurzeln, jungen Bäumen und Gestrüpp greifend, einige Male auch auf den Knien rutschend, zog ich mich nach und nach die Serpentinen empor…
… Als der Weg endlich wieder breiter und flacher wurde, und einem Bächlein entlang durch lichten Wald führte, musste ich erst einmal eine Pause einlegen und die weichen Knie bändigen…
… Das ist ganz sicher kein natürliches Gestein, sondern eine große, zerklüftete Betonplatte. Welches Bauwerk sich da vielleicht in früheren Zeiten befunden hat? Eine Geschützstellung oder ein Bunker des Zweiten Weltkriegs?…
… Das fröhliche Gebimmel von Kuhglocken tönte durch den Wald, nur wenig später führte der Weg hinaus auf weites, sanft gewelltes Weideland…
… Ich mag die MurnauWerdenfelser Kühe so gern. Das ist eine sehr alte Rinderrasse, die vor allem in der Region zwischen Staffelsee, Wetterstein- und Karwendelgebirge zu finden ist. Die behornten Kühe sind recht klein gewachsen, genügsam und trittsicher. Die Fellfarbe variiert von Gold- bis Schwarzbraun, die Augen sind dunkel, sehr groß und ausdrucksvoll. In früheren Zeiten dienten sie gleichzeitig als Arbeitstier, Fleisch- und Milchlieferanten. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es ca. 62.000 MurnauWerdenfelser. Dann allerdings ging ihre Zahl rapide zurück. Sie waren zu klein, hatten zu wenig Fleisch, produzierten zu wenig Milch, um in der „modernen“ Turbo-Viehwirtschaft von profitablem Nutzen zu sein. Im Jahr 2005 gab es nur mehr 113 eingetragene Herdbuchkühe und 6 -zuchtbullen. Das MurnauWerdenfelser Rind war vom Aussterben bedroht…
… Mittlerweile nimmt ihre Zahl langsam aber stetig wieder zu, nicht zuletzt dank der Bemühungen der Versuchsstation Guglhör des Bayerischen Haupt- und Landgestüts Schwaiganger…
… Ich freute mich, als ich auf meiner Wanderung auf eine kleine Herde MurnauWerdenfelser stieß. In einer kleinen Senke nahe der Weiden stillte ein Kälbchen seinen Durst mit dem frischen, klaren Wasser eines Baches, und bei dem Blick der großen, samtschwarzen Augen unter wunderschön langen Wimpern schmolz mein Herz dahin wie Butter in der Sonne…
… Auf dem Hügelrücken zwischen Murnauer Moos und Staffelsee wohnen viele sehr gut Betuchte. Einer von ihnen hat sich auf einem grünen kleinen Gipfel einen Pavillon errichten lassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man von dort oben eine grandiose Aussicht hat…
… Ungezählte flauschige Frühherbstboten sind bereits abflugbereit…
… Was für ein schöner Anblick – eine friedlich grasende Schafherde auf sanft hügeligem Grün vor schroffem Bergmassiv…
… Nahe der Murnauer Kinderklinik Hochried musste ich nun die viel befahrene Bundesstraße Richtung Bad Kohlgrub queren, da war schon ein geziemend Maß an Geduld angebracht. Doch dann war endlich die Bahn frei, ich kreuzte das asphaltgraue Band und wandte mich dem Abstieg zum Staffelsee zu…
… Eigentlich wollte ich am Dienstag Nachmittag nur auf den Spuren der Murnauer Lindwurm-Legende wandeln, doch dann packte mich der sportliche Ehrgeiz, und ich beschloss, den gesamten Drachenstich-Rundweg mit ca. sechs Kilometern Länge in Angriff zu nehmen…
… So wandte ich mich am Bahnhof wie schon letzte Woche Richtung Münter-Haus, ließ dieses jedoch wortwörtlich links liegen, und befand mich schon bald erneut in der herrlichen Kottmüller Allee…
… Auf meinem Weg kam ich alsbald an einer kleinen Schar Hühner vorbei. Eines dieser Federviecher genoss grad voll sichtlichem Wohlbehagen ein kühlendes und reinigendes Sandbad…
… Immer wieder geht mir beim Anblick des weit sich erstreckenden Murnauer Mooses mit den hochragenden Bergen im Süden das Herz auf…
… Und dieser Spätsommerhimmel!…
… Kurz vor dem kleinen Ramsacher Kircherl bog der Weg zum Drachenstich rechts ab und führte an einem wilden, naturbelassenem Urwald entlang…
… Nach einer kleinen Weile hatte ich die flache und eher unauffällige Senke des Drachenstichs erreicht. Ein müdes, schmales Rinnsal rieselte lautlos die blanken Felsen hinab. Ich war etwas enttäuscht, diesen Ort hatte ich mir weitaus dramatischer vorgestellt, nachdem ich die Legende vom Murnauer Lindwurm gelesen hatte… 😉
… Der Lindwurm war ein sehr seltsamer Drache, er besaß nur zwei Vorderfüße. Er trieb sein Unwesen zur Zeit des großen Wittelsbacher Kaisers Ludwig I., der im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts herrschte. Oft hielt sich das Untier auf der Wörth auf, der größten Insel im Staffelsee, versetzte die Bauern ringsum in Angst und Schrecken und forderte von ihnen ihr Vieh als Nahrung und obendrein die jungfräulichen Töchter. Der Kaiser versprach Ruhm, Ehre, Reichtum und die Hand der schönsten noch lebenden Jungfrau jenem, der dem Lindwurm den Garaus machen würde. Alsbald meldete sich ein einfacher, armer Schustergeselle. Natürlich wurde der Bursche von Ludwig I. nicht recht ernst genommen, der Kaiser dachte bei sich: „Na ja, ich lass‘ ihn mal ziehen. Wenn so ein armer Kerl ums Leben kommt, ist das weniger tragisch, als wenn es einen meiner tapferen Ritter erwischt.“…
… Der Schustergeselle war allerdings ein recht listiger Zeitgenosse. Er erbat sich von einem Bauern das Fell eines frisch geschlachteten Kalbs, füllte dieses mit ungelöschtem Kalk, stellte es dekorativ in Nähe der Drachenstich-Mulde auf, in welcher der Lindwurm grade ein Nickerchen hielt, versteckte sich in einem Gebüsch und begann laut zu blöken. Der Drache wurde wach, glitt näher, und verschlang das ausgestopfte Kalbsfell mit einem Bissen. Es dauerte nicht lange, bis es ganz furchtbar in seinem Gedärm zu wüten begann, die Leibschmerzen peinigten ihn ungemein. Da stürmte der Schustergesell herbei und erstach das wehrlose Getier… 😉
… In Bälde folgt die nächste Etappe meines Drachenstich-Rundwegs… 😉
… Am Mittwoch beschloss ich, die eigentlich für Sonntag geplante kleine Wanderung bei Murnau endlich nachzuholen. Im gut vollen Regionalzug brauste ich gen Süden, und machte dabei wieder einmal eine recht kuriose Corona-Beobachtung: Unweit von mir saß eine Frau mittleren Alters, ihre Mund-Nasen-Maske bedeckte das Kinn und die Lippen, ließ das Riechorgan aber frei. Jedesmal, wenn sie sich mit anderen Passagieren unterhielt, schob sie nicht etwa die Maske nach oben, sondern hielt sich mit der Rechten die Nase zu… 😀
… Das Wetter war optimal zum Gehen, so um die fünfundzwanzig Grad, mit häufigen frischen Lüfterln durchsetzt. So hatte ich mein erstes Ziel ziemlich rasch und frohgemut erreicht: Das Haus der Malerin Gabriele Münter, etwas oberhalb Murnaus gelegen…
… 1908 gerieten Gabriele Münter und ihr damaliger Lebensgefährte, ihre große Liebe, der russische Künstler Wassily Kandinsky auf der Suche nach einer Sommerfrische in das beschauliche Örtchen am Staffelsee. Nur wenig später erwarb sie das schmucke Haus an der Ostseite der Kottmüller Allee. Die Landschaft ringsum, das nahe große Moor, die Silhouetten des Estergebirges und Wetterstein-Massivs, die nahe kleine Stadt waren für das Künstlerpaar ein nie versiegender Quell der Inspiration, hier vollzog sich bei dem Paar ein immenser künstlerischer Reifeprozess…
… Das Anwesen wurde bald schon zum bedeutenden Treffpunkt der damaligen Avantgarde und spielte eine ausschlaggebende Rolle in der Geschichte des „Blauen Reiters“, Künstler wie Franz Marc, Alexej von Jawlensky, Arnold Schönberg, Marianne von Werefking und August Macke kamen oft zu Besuch…
… Im Ersten Weltkrieg floh Kandinsky nach Moskau, brach dort mit Gabriele Münter und heiratete ein zweites Mal. Frau Münter kehrte nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Schweden wieder nach Murnau zurück. Ab 1936 lebte sie mit ihrem Partner, dem Kunsthistoriker Johannes Eichner, dauerhaft dort. Im Keller des Hauses verbarg sie während der NS-Zeit einen unermesslichen Schatz an Bildern, vor allem von ihr und Wassily Kandinsky, aber auch anderen Malern des Expressionismus. Nach den Kriegsjahren versuchte sie in bitterster Armut, Gemälde gegen Lebensmittel einzutauschen, stieß jedoch bei den Bauern und Geschäftsleuten zumeist auf schroffe Ablehnung – „Was willst‘ denn mit deim Schmarrn! Hau ab, meine Kinder malen vui besser wia du!“, bekam sie oft zu hören…
… Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1962 vererbte sie der Städtischen Galerie Lenbachhaus in München einen Großteil ihres gehorteten Kunstschatzes, und verhalf dem Museum dadurch zu internationalem Ruhm…
… Diesen schönen Ausblick auf die Murnauer Kirche St. Nikolaus, das Schloss und den Stadtkern verewigten Gabriele Münter und Wassily Kandinsky in schier ungezählten Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden. Mit meiner Kamera habe ich in aller Bescheidenheit versucht, es ihnen gleich zu tun… 😉
… Das Münter-Haus. Es gefällt mir sehr gut, ich glaube, in diesem hübschen Bauwerk würde ich mich auch wohl fühlen…
… Da aufgrund von Corona zur Zeit nur maximal sechs Personen ins Haus gelassen werden, und bereits mindestens zwei Dutzend Leute auf Einlass warteten, verzichtete ich am Mittwoch auf einen Rundgang durch die Zimmer, und schlenderte nur ein Weilchen im schönen und sehr gepflegten Garten umher…
… Demnächst geht es hier mit meinem Wanderbericht weiter. Habt ein schönes Wochenende! 🙂
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