… Errungenschaft – ausrollen – fest, das sind die Worte, die es diese Woche in einem Drabble, einer Kurz-Kurz-Kurz-Geschichte von nur einhundert Worten, unterzubringen gilt…
… Mein bescheidener Beitrag… 😉
„Ich will ja nicht indiskret sein, aber ich hab gehört, du hast deinen Mann vor die Tür gesetzt?“ – „Ja. Ich hatte den Kanal endgültig von seinen schwachsinnigen Erfindungen voll. – Seine neueste Errungenschaft war ein vollautomatischer, angeblich KI-gesteuerter Teigroller. Ich musste einen dicken Brocken Kuchenteig machen, auf den hat er das Teil gesetzt und eingeschaltet. Hat so weit auch funktioniert, nur hat das Ding so heftig ausgerollt, als ich für einen Moment abgelenkt war, dass danach meine ganze Küche mit einer dünnen, aber festen Schicht Mürbteig überzogen war. Und da hab ich dem Kerl endlich die rote Karte gezeigt!“
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… Kommt gut und möglichst pannenfrei durch den Tag, ihr Lieben!… 😉
… An diesem dritten Tag in London, dem 26. April, barst ich förmlich vor Energie, und hatte nach meinem langen Aufenthalt in Camden Town und den beiden Bootsfahrten auf dem Regent’s Canal nicht wirklich Lust, mich gen Hotel zu begeben. So fuhr ich mit der Buslinie Nr. 24, die ich bereits von einigen virtuellen Touren auf YouTube kannte, die Tottenham Court Road entlang, über den Trafalgar Square, an der Westminster Abbey und der Victoria Station vorbei, durch Belgravia, Mayfair und Knightsbride bis nach Pimlico. Auf der Rückfahrt stieg ich am Cambridge Circus nahe des Trafalgar Square aus und schlenderte die Tottenham Court Road entlang. Denn da hatte ich im Vorüberfahren ein weiteres sehr beeindruckendes Wandgemälde entdeckt…
… An der Victoria Station – in London hat mir das Nebeneinander von klassischer und moderner Architektur oftmals sehr gut gefallen…
… Irgendwo in Knigthsbridge oder Mayfair. Eine Straße der Reichen und Schönen – und beim Anblick kam mir natürlich die alte Serie „Das Haus am Eaton Place“ in den Sinn… 😉
… Der Lampion-Himmel von Londons China Town über der Shaftesbury Avenue…
… Ein sehr, sehr gefährlicher Laden – zumindest für mich. 😉 Denn dort wird eine schier unendliche Vielfalt an Quietsche-Entchen feil geboten. Und man wird auch noch mit dem unwiderstehlichen Angebot „Kaufe drei Entlein, zahle nur zwei“ verführt. Sechs habe ich schließlich erstanden, am liebsten hätte ich sie allesamt mitgenommen (und dann in eine größere Wohnung umziehen müssen)… 😉
…. Im Palace Theatre wird seit gut einem halben Jahr sehr erfolgreich das Musical „Harry Potter And The Cursed Child“ aufgeführt. Nicht weit vom Palace Theatre entfernt ist einer der mittlerweile unzählbaren Zauberläden zu besichtigen. Manchmal beschlich mich schon das Gefühl, von J. K. Rowlings Büchern in London auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden, so ausgeprägt scheint die Potter-Mania in Englands Hauptstadt zu sein… 😉
… Nach einer Weile spazieren, stöbern und staunen hatte ich das großflächige Fitzrovia Mural nahe eines kleinen Parks erreicht. Es wurde im Jahr 1980 von den Künstlern Mick Jones und Simon Barber geschaffen und stellt in oft ziemlich ironischer Weise Politiker, Sportler, einstige Prominente und das Leben in den Achtzigern dar. Anfang der Jahrtausendwende war es schon ziemlich dem Verfall preisgegeben, lange Zeit wurde um die bitter nötige Restaurierung gerungen, die dann vor gut zehn Jahren endlich erfolgte…
… Auch wenn man in der Geschichte Englands und Londons nicht gut bewandert ist, das Fitrovia Mural ist definitiv ein Hingucker…
… Nachdem ich mich in dem kleinen Park ein wenig ausgeruht hatte, trat ich per Bus den Rückweg zum Hotel an. Nun verließen mich doch allmählich die Kräfte, und ich sehnte mich nach einer leichten Mahlzeit und einem Bett. Im kleinen Supermärktchen gegenüber der Unterkunft erstand ich die letzte Packung Salat, ein Sandwich und einen kleinen Bisquitkuchen mit pinkfarbener Glasur, der mich irgendwie angelacht hatte. Der Schrittzähler meines Handys verriet mir, dass ich an diesem dritten Reisetag ungefähr zwölf Kilometer weit marschiert und damit sämtliche meiner bisherigen Rekorde gebrochen hatte. Donnerwetter! Noch vor einigen Jahren musste ich drei Tage lang das Bett hüten vor lauter Erschöpfung, wenn ich fünf Kilometer am Stück gegangen war! Und nun dies! Ich gedachte wieder einmal lächelnd der Ärzt:innen, die mir vor sieben Jahren gesagt hatten, dass ich möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft des Muskelschwunds wegen auf einen Rollstuhl angewiesen sein und mich nur mehr sporadisch gehend bewegen könnte. Und dann ließ ich mir vom Barkeeper einen Aperol Sprizz kredenzen. So was musste gefeiert werden!…
… Ich buchte für den nächsten Tag eine Rundfahrt mit einem Hop-On-Hop-Off-Tourbus, denn noch einmal so viel marschieren hatte ich ganz sicher nicht im Sinn, verzog mich nach meiner Mahlzeit ins Bett, zappte noch ein wenig durch die TV-Programme und war alsbald tief und fest eingeschlafen…
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… Habt einen schönen und möglichst entspannten Wochenteiler, ihr Lieben!…
… Auf der Suche nach einer im Jahr 2014 errichteten Bronzestatue von Amy Winehouse geriet ich nahe der Schleuse an zwei alte Herren. Der eine besserte sich seine Rente als Anreißer für ein nahes Pub auf, der andere lebte auf der Straße nach eigenem Bekunden ziel- und planlos in den Tag hinein. Er gab mir die gewünschte Auskunft, und schenkte mir, nachdem wir uns eine Weile gut und freundlich über Gott und die Welt unterhalten hatten, obendrein noch ein niedliches kleines Plüsch-Zebra, das er aus einer seiner zahlreichen Plastiktüten zog. Weil ich ihn an seine verstorbene Frau erinnern würde, meinte er…
… Wir verabschiedeten uns voneinander, und ich machte mich auf den verschlungenen Weg durch die einstigen Fabrikhallen, Lokschuppen und Pferdeställen, die man zu Läden, Verkaufsständen, Kneipen und Fressbuden aller Art der Camden Stable Markets umgebaut hatte. Mittlerweile war es früher Nachmittag, und die Menschenmassen drängten sich durch die schmalen Gassen. Ich sah sehr Vieles, was ich zu gerne fotografiert hätte, doch manchmal war dies der vielen Leute wegen schlicht unmöglich…
… Da stand sie, so klein und zierlich, dass ich sie beinahe übersehen hätte. – Amy Winehouse ist in Camden Town so gut wie immer und überall präsent, übergroße Portraits zieren Häuserwände, es gibt ihr Konterfei in schier unzählbaren Variationen, und tagtäglich pilgern Heerscharen von Fans zu ihrem Wohnhaus am Camden Square und ihrem Lieblings-Pub unweit Camden Lock…
… Nur wenige Schritte von der Statue entfernt gab es einen Stand, an dem man gar köstliches heißes Röstbrot mit geschmolzenem Käse erwerben konnte. Der aromatische, verführerische Duft erinnerte mich daran, dass ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte…
… Nicht nur ich wartete auf die Vollendung des bestellten Gaumenschmauses, sondern auch ein prachtvoll schillernder Star. Bar jeglicher Scheu saß er so nahe, dass ich ihn leicht mit der Hand hätte greifen können…
… Gut gestärkt machte ich mich durch das überaus pittoreske Viertel langsam auf den Rückweg zur Bushaltestelle…
… Ein Foto für zwei Pfund, quasi als milde Gabe für einen Rausch – ein recht origineller Spendenaufruf. – Ich ging hinter einem Pfeiler der Camden Lock Bridge auf die Lauer und lichtete den illustren Punk unbemerkt ab. Die zwei Pfund hätte ich ihm schon gegeben – nur hatte ich leider kein Bargeld einstecken. Weil man in London wirklich alles mit Karte bezahlen kann, etliche Läden und Restaurants nehmen überhaupt kein Bargeld mehr an, hatte ich bislang überhaupt nicht daran gedacht, einen Bankomaten aufzusuchen…
… Auf dem Weg zum Bus sah ich etwas Farbiges aus einer schmalen Seitengasse hervor blitzen. Das musste ich mir näher ansehen – und das zeige ich euch demnächst… 😉
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… Habt einen schönen und geruhsamen Samstag, habt es fein, seid gut zu euch und zu euren Lieben, und bleibt bzw. werdet gesund!…
… Ich hatte nicht vor, mich lange in Little Venice aufzuhalten. Eigentlich wollte ich an Bord der Gardenia wieder zurück nach Camden Town, doch man erklärte mir bedauernd, dass das Schiff die nächsten zwei Stunden komplett ausgebucht sei. „Gehen Sie doch zu Fuß am Kanal entlang, ist ein schöner Spaziergang, nur knappe vier Kilometer.“, schlug der junge Bootsmann vor. Dann fiel sein Blick auf meinen Rollator und er wurde puterrot im Gesicht – oh, wie war ihm das sichtlich peinlich! Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Ist nicht schlimm. Alles gut.“ Ich hatte selbst schon daran gedacht, nach Camden Town zurück zu wandern, diese Idee aber wieder verworfen, da ich ja mit meinen Kräften haushalten musste…
… Zum Glück lag das Narrowboat eines anderen Fährunternehmen unweit der Gardenia vor Anker, und da hatte man noch einen freien Platz für mich, sogar am Fenster. Der Rollator wurde vom Bootsmann kurzerhand zusammengeklappt und auf das Dach des Leichters befördert…
… Herber Kontrast – oben wohnen die Reichen und Schönen – unter der Brücke hat ein Obdachloser versucht, es sich zumindest ein wenig heimelig einzurichten. Ca. 170.000 Obdachlose gibt es in London, das heißt, jeder Fünfzigste dieser Stadt mit nahezu neun Millionen Einwohner:innen hat kein festes und dauerhaftes Dach über dem Kopf. Im Jahr 2023 hat die englische Hauptstadt ungefähr 50 Millionen Pfund für die Versorgung jener Menschen ohne Heim und für die Schaffung von Notunterkünften ausgegeben…
… Die Macclesfield Bridge – einst Schauplatz einer furchtbaren Tragödie. Am frühen Morgen des 2. Oktobers 1874 war ein Schlepperverband auf dem Weg in die West Midlands. Einer der Leichter, die Tilbury, war mit 5 Tonnen Schießpulver, 3 Fässern Erdöl, Zucker und Nüssen beladen. Aus offiziell ungeklärter Ursache (man munkelte, ein Bootsmann hätte sich gedankenverloren ein Pfeifchen angezündet) kam es direkt unter der Brücke zu einer gewaltigen Explosion. Die gesamte Besatzung kam dabei ums Leben, die Brücke wurde zerstört, Dächer im Umkreis von etlichen zig Metern abgedeckt, Bäume entwurzelt, und ein Augenzeuge berichtete, es habe sogar Fische geregnet. Der Kiel des Schleppers, der sich an der Spitze der Leichter befunden hatte, war etwa 300 Meter von der Unfallstelle entfernt in ein Haus eingeschlagen. Zwei Jahre später wurde die Macclesfield Bridge wieder aufgebaut, wobei man die nahezu unbeschädigten gußeisernen Säulen erneut verwendete…
… Die Pheng Shang Prinzess ist ein schwimmendes China Restaurant, und ein wohl sehr gutes noch dazu, ohne Reservierung soll man abends keine Chance auf einen Sitzplatz haben…
… Viel zu schnell kam Camden Lock wieder in Sicht, ich hätte ohne Weiteres den ganzen Tag auf dem Kanal verbringen können. Doch ich wollte mich noch eine Weile auf dem riesigen Markt an der Schleuse herumtreiben, und an der Camden High Street gab es ein, zwei Häuser, die ich noch nicht fotografiert hatte… 😉
… Oh ja, dieses kleine, grauschwarze Narrowboat, ich glaube, das würde mir als schwimmende Unterkunft reichen. Und dann würde ich eine Weile durch die Kanäle Londons, vielleicht sogar Englands ziehen, die Kamera immer im Anschlag. – Wie schön, dass es Träume gibt, und dass man niemals zu alt dafür ist… 😉
… Habt einen möglichst unbeschwerten Tag, und kommt gut ins Wochenende, ihr Lieben!…
… Die Gesamtlänge dieser künstlichen Wasserstraße im Norden Londons beträgt gut vierzehn Kilometer, sie entstand zwischen 1811 und 1820, und verbindet im Stadtteil Maida Vale, auch Little Venice genannt, den Grand-Union-Kanal mit der Themse, in die er nahe des hochmodernen Wirtschafts- und Finanzentrums Canary Wharf mündet. Sie war in früheren Zeiten der geschäftigste Transportweg Londons. Ob Kohle, Baumaterial, Getreide oder sogar Eisblöcke aus dem fernen Norwegen – auf den sogenannten Narrowboats (was es damit auf sich hat, erkläre ich im nächsten Blogpost) wurden in ganz England mittels eines ausgeklügelten und viele hunderte Kilometer messenden Kanalsystems die meisten Waren transportiert, gezogen von Pferden entlang der „Towpaths“ (Treidelpfade). Auch im Zweiten Weltkrieg nutzte man die Wasserstraßen zum Gütertransport. Da die meisten Bootsführer in die Armee eingezogen worden waren, wurden sie durch speziell ausgebildete Frauen ersetzt. Danach schwand allerdings die wirtschaftliche Bedeutung des weitgespannten Netzes der englischen Wasserstraßen, viele verlandeten und wurden stillgelegt. Seit den achtziger Jahren erleben sie allerdings eine Renaissance, die touristische Erschließung und Nutzung der einstigen Transportwege boomt. …
… Die Bootsfahrt auf dem etwa vier Kilometer langen Teilstück des Regent’s Canals von Camden Lock bis Little Venice dauerte ungefähr eine dreiviertel Stunde, und ich habe jeden einzelnen Moment ungemein genossen. Auf der „Gardenia“ gibt es sogar zwei Behindertenplätze – ganz vorne im Schiff, so dass ich stets ungehinderte Aussicht nach vorne und nach steuerbord hatte… 😉
… Beiderseits des Wasserweges befinden sich höchst exklusive Wohngebiete, die prunkvollen Villen, Paläste und Wohnanlagen in unmittelbarer Nähe des Regent’s Parks blitzen immer wieder mal zwischen den Bäumen und dem Buschwerk an den Ufern auf. Auch Englands zweitgrößter Park in Privatbesitz, sowie der Londoner Zoo liegen am Kanal…
… My Boat is my Castle – die Anlegestelle romantisch unter einer Trauerweide, ein idyllisches Gärtchen nebenan, und eine kleine Badestelle – ich glaube, so was könnte mir auch gefallen…
… So ein alter Reifen schützt nicht nur den Bootsrumpf, sondern ist auch ein gar feiner Platz zum Nestbau und Brüten…
… Ein Freiluft-Atelier schien diese Konstruktion zu sein…
… Oh, da hat es ordentlich Haue gegeben!…
… Der Maida Hill Tunnel ist etwa 250 Meter lang, eng und sehr nieder. In früheren Zeiten bugsierte man die Narrowboats, die speziellen Frachtboote, welche auf Englands Kanälen eingesetzt wurden, durch solche Tunnels, indem die Mannschaft sich auf dem Bootsdach auf den Rücken legte und mit den Beinen quasi an der Decke entlang „liefen“. Manchmal waren an den Wänden auch Ketten angebracht, an denen man sich entlang hangelte…
… Wie uns der Bootsführer erklärte, zieht der kleine Schlepper, der vor uns durch den Tunnel tuckerte, normalerweise das sogenannte „Poo Boat“. Entlang des Regent’s Canal gibt es einige Moorings, Anlegestellen, an welchen man für eine gewisse Zeit, manchmal auch dauerhaft vor Anker gehen kann. Dort gibt es Strom, fließendes Wasser sowie Internet-Anschluss für die Besitzer oder Gäste der angemeldeten Boote, aber natürlich keine Kanalisation. Abwasser und Fäkalien werden in speziellen Containern gesammelt, und ein- bis zweimal pro Woche kommt das Poo Boat, um die Gülle einzusammeln… 😉
… Den nächsten Post werde ich den Narrow Boats widmen… 😉
… Auf diese Tour hatte ich mich zwei Jahre lang gefreut, seitdem ich eines Abends beim Zappen durch die TV-Programme bei einer ARD-Doku mit dem Titel „Fünf Tage in London“ hängen geblieben und ganz verzaubert von Camden Town und der gezeigten Fahrt entlang des Regent’s Canal in einem Narrow Boat gewesen bin. …
… Vom nächtlichen Unbehagen verspürte ich nichts mehr, als ich mich gegen zehn Uhr vormittags auf den Weg machte, zuerst mit der Buslinie 73 zur Haltestelle Warren Street, und dann mit meiner Lieblings-Doppeldecker-Linie 24, mit der ich dank des You-Tube-Kanals Wanderizm virtuell einige Male in London unterwegs gewesen bin, bis zum Bus Stop Camden Town. Das Nieselwetter hatte sich verzogen, der Himmel klarte zusehends auf, die Sonne ließ sich immer öfter blicken, auch wenn die Luft eher vorfrühlingsmäßig kühl war…
… Als die Römer vor ca. 2.000 Jahren in Britannien einfielen, und die damalige Siedlung London in Besitz nahmen, gerieten sie auf ihren Streifzügen in nördliche Richtung alsbald in eine ziemlich verlassene und desolat wirkende Gegend. Sie wähnten sich am Ende der Welt. Daraus entwickelte sich mit der Zeit die scherzhafte Bezeichnung „das Ende der Welt“ für Camden Town. Ein gut frequentiertes Pub mit dem Namen „The World’s End“ im Süden des Stadtviertels erinnert daran…
… Es war um 1769, als der Earl of Camden vom Parlament die Genehmigung erhielt, das Gebiet zu erschließen. Es folgte ein enormer Aufschwung für die Industrie und den Güterverkehr, da dort eine eine gute Anbindung samt Lagerstätten an die Kanäle von London geschaffen worden war. Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete man in Camden Town die Endhaltestelle der North Western Railway, und damit einen hoch frequentierten Warenumschlagplatz. Die Geschäfte blühten, die Anwohner jedoch reagierten angesichts des Lärms bei Tag und Nacht und der die Luft verpestenden Rußschwaden der Dampfloks zunehmend verärgert, sie verließen ihre Residenzen in und um Camden Town. Ihre Häuser wurden zu Unterkünften für überwiegend irische und italienische Einwanderer. Mit den stetig fortschreitenden Neuerungen im Transportwesen verlor das Stadtviertel zunehmend als Knotenpunkt des Güterverkehrs an Bedeutung. Es galt galt lange Zeit als unmoderner und wenig ansprechender Ort…
… In den siebziger Jahren hatten drei Männer die Idee, die zusehends verfallende Gegend um Camden Lock, die Schleuse des Regent’s Canal, in einen Kunsthandwerksmarkt umzuwandeln. In der ehemaligen Dingwall-Factory für Verpackungskisten entstanden 1973 die ersten Marktstände. Mehr und mehr Kunstschaffende und Kleingewerbetreibende schlossen sich an, aus den ehemaligen Bahnhofsgebäuden, Lagerhallen, Pferdeställen und Fabriken entstand ein bunter, überaus kreativer und sehenswerter, riesiger Basar. Davon fühlte sich besonders die alternative Szene Londons angezogen. Punks, Gothics und Skinheads entdeckten Camden Town für sich. Zudem wurde das Viertel einer der angesagtesten Gegenden für Live-Musik. Etliche Musik-Studios etablierten sich, auch der Sender MTV hat dort seine Räumlichkeiten. So manche Größen der Rock-, Blues- und Folk-Szene ebneten in Camden Town ihre Wege zum Ruhm – Pink Floyd, The Doors, Blur, und natürlich Amy Winehouse…
… Auch die Streetart feiert gar fröhliche Urständ‘ in diesem Viertel. Kaum ein Haus beiderseits der Camden High Street, das nicht phantasie- und farbenfroh bemalt und gestaltet ist. Da können olle Fototanten und Streetart-Liebhaberinnen wie ich durchaus in eine Art Rauschzustand geraten… 😉
… Demnächst geht es hier weiter mit meiner Tour durch Camden Town. Stay tuned!… 😉
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… Habt einen möglichst entspannten Arbeitstag, und kommt gut ins verlängerte Wochenende bzw. in den wohlverdienten Pfingsturlaub!…
… Ich machte einen kurzen Rundgang durch den schmucken Ortsteil Greenwich, an den ich mich überhaupt nicht mehr erinnern konnte bzw. nur mehr einige sehr rudimentäre Bruchstücke von nicht sonderlich gepflegten rötlichbraunen Backsteingebäuden im Gedächtnis hatte…
… King Charlie is always watching you… 😉
… Mein Weg führte mich entlang der vielen Gebäudekomplexe des Royal Naval College…
… Vorbei auch am wohl größten Buddelship der Welt beim National Maritime Museum – es misst stattliche 280 x 250 x 500 cm. Genannt wird das Kunstwerk Nelson’s Ship in a Bottle, geschaffen hat es der British-Nigerianischen Künstler Yinka Shonibare. Von 2010 bis 2012 zierte es den Trafalgar Square, bis es zum 75. Jubiläum des National Maritime Museum dauerhaft vor einen der Seitenflügel des riesigen Gebäudekomplexes gesetzt wurde. Nelson’s Ship in a Bottle soll die komplizierte Beziehung Afrikas mit den einstigen Kolonialmächten versinnbildlichen. Die Segel des originalgetreuen und maßstabsgerechten Nachbaus der „Victory“, Admiral Nelsons Flaggschiff, sind aus in Westafrika hergestellten Stoffen gefertigt. Die Skulptur steht zudem für das multikulturelle London, und natürlich auch für Lord Nelson und seine Mannschaft, deren Mitglieder aus zweiundzwanzig verschiedenen Nationen stammte…
… Dort oben, auf dem Hügel des weitläufigen Parks von Greenwich, war das nächste Ziel meiner Tour – The Royal Observatory mit dem Nullmeridian…
… Der Weg führte zunächst einer stattlichen Allee und dann einer dem Anschein nach ziemlich naturbelassenen blühenden Wildnis entlang…
… Zwei hübsche und gar nicht scheue Füchse huschten durch das Unterholz, balgten sich und beobachteten die vielen entzückten Passanten. Ich schoss ziemlich viele Fotos von den Beiden – keine Sorge, ich zeige hier nur zwei… 😉
… The Royal Observatory wurde 1675 von König Charles II. gegründet, der von Londons einstigem Stararchitekten Christopher Wren entworfene Bau auf den Fundamenten einer Burg errichtet. Es war bis zum Umzug nach Herstmonceux Castle im Jahr 1948 der Arbeitsplatz des Königlichen Hofastronomen. Weltberühmt ist die Sternwarte in Greenwich seit dem Jahr 1884, als man auf einer internationalen Konferenz daran ging, die Erde in 360 Längen- und Breitengrade zu unterteilen, um endlich einheitliche Koordinaten für das Navigieren und allgemein gültige Zeitzonen zu schaffen, und dabei beschloss, das Royal Observatory, genauer gesagt den Mittelpunkt des dortigen Teleskops, als Ausgangspunkt für den sogenannten Nullmeridian zu bestimmen…
… Der Nullmeridian wird im Innenhof der Sternwarte durch einen Messingstreifen markiert. Auch außerhalb der Mauer wird der Längengrad zum Glück angezeigt. So kann man sich mit einem Bein in der westlichen, mit dem anderen in der östlichen Hemisphäre unserer schönen Erde fotografieren lassen, ohne 20 Pfund Eintritt zahlen zu müssen – vor ca. 45 Jahren war der Zugang zum Royal Observatory noch kostenfrei, daran kann ich mich genau erinnern…
… Vom Museumshügel aus hat man einen großartigen Blick auf den Millenium Dome, die Hochhäuser der Canary Wharf und das Stadtzentrum Londons…
… Im Hintergrund Canary Wharf, davor das Royal Naval College, der große Mittelbau ist das Queen’s House, ein ehemaliges Lustschloss der britischen Herrscher:innen. Lange Zeit als Seemannsschule genutzt ist es nun Teil des National Maritime Museum…
… Ganz schön dreist am Betteln war dieses graue Eichhörnchen, das ich auf meinem Rückweg beobachtete. Ums Haar wäre es der Familie, die auf einer Parkbank picknickte, an die Wäsche gegangen…
… Langsam spazierte ich zurück zur Schiffsanlegestelle. Inzwischen war es später Nachmittag geworden. Kaum hatte ich mich an der Pier eingefunden, rauschte auch schon die nächste Fähre Richtung Westminster Bridge heran. Und kaum hatte das Schiff abgelegt, begann es zu regnen – perfektes Timing…
… Als ich eine geraume Weile später wieder in der Gray’s Inn Road angekommen war, nieselte es recht unangenehm. Und mich plagte ein großer Hunger. Im nahen Pub stärkte ich mich mit einem Steak and Ale Pie samt Stampfkartoffeln und Erbsen. Diese wuchtige Speise ist mir allerdings nicht gut bekommen, mich plagten ein tonnenschweres Völlegefühl und schlimmes Sodbrennen, mitten in der Nacht musste ich sie mir ein zweites Mal durch den Kopf gehen lassen. Danach waren zum Glück meine Beschwerden ausgestanden, und ich schlief tief und fest bis zum Morgen…
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… Habt einen guten und möglichst stressfreien Tag, ihr Lieben!…
… Natürlich musste ich, nachdem ich am Bahnhof King’s Cross den Bus Nr. 91 verlassen hatte, noch einen Abstecher in die modern überdachte Vorhalle machen. Denn da ist so eine Art Denkmal für Harry Potter Fans zu sehen: Ein Einkaufswagen samt Koffer und Eulenkäfig, der auf dem Weg zum Gleis 9 3/4 und dem Hogwarts-Express bereits halb in der Wand verschwunden ist. Eigentlich wollte ich mich ja gerne damit ablichten lassen, aber die Warteschlange war enorm. So begnügte ich mich mit einem Foto quasi von der Seitenlinie aus… 😉
… Das ist keine Kirche, sondern der gleich nebenan liegende Bahnhof St. Pancras. Im Vergleich zu diesem Bauwerk wirkt King’s Cross – hab‘ ich irgendwie völlig vergessen zu fotografieren, obwohl ich mehrmals täglich daran vorbei gekommen bin 😉 – ein wenig wie eine gedrungene, nicht sonderlich attraktive Kröte…
… Ich überquerte eine lebhafte Kreuzung und befand mich dann in der Gray’s Inn Road. Ein paar hundert Meter, und das kleine Hotel war erreicht. Ein Pub zur Linken, eines gegenüber, in Nähe des Bahnhofs drei indische und ein italienisches Restaurant – verhungern würde ich sicher nicht, so viel stand schon mal fest…
… Am Empfang klärte man mich freundlich aber bestimmt auf, dass mein Zimmer kein Fenster haben würde. Na ja, dachte ich, das ist schon ungewöhnlich, aber mehr als ein dichtes Dach über dem Kopf, ein Bett zum Schlafen, eine Dusche und etwas zwischen die Zähne am Morgen brauche ich auf Reisen eigentlich nicht…
… Als ich mein Gemach aufgesperrt hatte, entfuhr mir spontan der Ausruf: „Ach, so klein, und auch schon ein Zimmer!“ Die Einrichtung bestand aus zwei Betten, die so viel Platz einnahmen, dass ich mich seitwärts im Krebsgang daran vorbei schlängeln musste, einem Spiegel, einem winzig kleinen Hängeschränkchen, das gerade Platz bot für meine Unterwäsche, zwei postkartengroßen Ablageflächen seitlich der Betten und drei Haken an der Wand mit drei Kleiderbügeln. Im sehr beengten Badezimmer musste ich schräg auf der Toilette sitzen, um mir die Knie nicht an der Wand anzustoßen. Um mich am Waschbecken vorbei in die Dusche zu schlängeln, war durchaus ein wenig akrobatisches Geschick nötig. Wäre ich etwas fülliger gewesen, hätte ich das nicht zuwege gebracht. Was für ein Glück, dass ich vor einer Weile so schön fünfzehn Kilo abgespeckt hatte!…
… Na ja, tröstete ich mich, viel Zeit werde ich in dieser Unterkunft ohnehin nicht verbringen, also nimm’s mit Humor. Mein Magen begann zu knurren, und nachdem ich meine Habseligkeiten so gut als möglich verstaut hatte, wobei ich die Klamotten, die ich nicht aufhängen konnte, auf das zweite Bett ausbreitete – das bezahlte ich ja schließlich mit -, ging ich nebenan ins „The Water Rats“, um mich mit einer riesigen, sehr feinen Portion Fish and Chips zu stärken…
… Das Gebäude der Horse Guards am östlichen Ende des St. James’s Park ist mit Ausnahme des nahen Banqueting House das einzige Überbleibsel des riesigen Palace of Whitehall, der von 1530 bis Ende des 17. Jahrhunderts die Hauptresidenz der britischen Monarchen gewesen war. Er umfasste 1.500 Räume und galt bis zu seiner Zerstörung durch einen verheerenden Brand als eines der größten Schlösser Europas. Horse Guards ist bei formellen Anlässen der Eingang zum St. James’s Palace, der mittlere Torbogen darf ausschließlich von Mitgliedern der Königlichen Familie durchfahren werden. Es dient bis heute der berittenen Garde als Quartier. Bis 1904 war in diesem Gebäude der Generalstab der britischen Armee untergebracht…
… Zwischen Horse Guards und dem St. James’s Palace befindet sich der weitläufige Platz der Horse Guards Parade. Früher wurden dort Ritterturniere ausgetragen, heute finden beeindruckende Militärparaden statt. Vielen ist dieser Platz durch die stets im Juni stattfindenden Geburtstagsparaden für die Queen Elisabeth II. mit Schaugefechten und Aufmärschen ein Begriff…
… Vor den Horse Guards versehen schmuck uniformierte berittene Wachen ihren Dienst. Sie werden alle zwei Stunden abgelöst. Dennoch – so meine Meinung – ist das doch andauernde Stehen für die Pferde nicht unbedingt artgerecht. Auch dass sich zahllose Touris natürlich eines Selfies wegen trotz mehrsprachiger neben den Wachhäuschen angebrachter Warnungen vor Bissen und Tritten häufig überfallartig an die Tiere anwanzen, finde ich grenzwertig. Während meines Aufenthalts in London warfen fünf Pferde während einer Übung auf der Horse Guards Parade durch irgend etwas erschreckt ihre Reiter ab und galoppierten blindlings kreuz und quer geraume Weile über die Whitehall und angrenzende Straßen, bevor sie eingefangen werden konnten. Mehrere Personen kamen dabei zu Schaden, eines der Rösser kollidierte mit einem Auto und verletzte sich schwer an der Brust…
… Ich schlenderte weiter die Whitehall entlang, und frönte dabei ein wenig meinem Faible für stattliche Gebäude, schmale Gassen und Londoner Pubs (mit den Pub-Fotos, die ich während meiner fünf Tage in London geschossen habe, könnte ich locker einen stattlichen Ordner füllen 😉 )…
… Der 1820 geschaffene Trafalgar Square ist so weitläufig, dass ich beim kompletten Ablichten desselben mit meinem Lieblings-Reise-Objektiv, dem 18-300er (von mir gerne wegen seiner Vielseitigkeit als eierlegende Wollmilchsau bezeichnet 😉 ) an meine Grenzen stieß, obwohl diese kleine „Tüte“ auch eine Weitwinkel-Funktion ihr eigen nennt…
… Bei Bauarbeiten in den fünfziger Jahren kamen erstaunliche Ablagerungen aus der letzten Warmzeit vor ca. 12.500 Jahren zutage, unter anderem die Überreste von Höhlenlöwen, Waldelefanten, Nashörnern und Flusspferden. Ein Zeichen dafür, dass das Gebiet, auf dem sich seit über 2.000 Jahren London befindet, auch vor Urzeiten schon eine recht fruchtbare Gegend gewesen sein musste…
… Der Platz wird eindeutig von der hohen Säule beherrscht, die dem berühmten britischen Admiral Horatio Nelson gewidmet ist, als Anerkennung für den Sieg der Engländer über die Franzosen und Spanier bei Kap Trafalgar nahe der andalusischen Provinz Cadiz im Jahr 1805. Sie ist mit 51 Metern genauso hoch wie Nelsons Flaggschiff „Victory“ vom Kiel bis zur Mastspitze maß. Diese Seeschlacht läutete die mehr als einhundert Jahre währende Vorherrschaft der Briten auf den Weltmeeren ein, und trug indirekt zu Napoleons Niederlage auf dem Festland bei. Nelson starb während der Seeschlacht und wurde in der Westminster Abbey beigesetzt…
… An den südlichen Ecken des Platzes befinden sich vier Sockel. Drei davon werden von den Standbildern berühmter englischer Kriegsherren gekrönt. Der vierte blieb bis 2022 Statuen und Werken wechselnder Bildhauer vorbehalten. Seitdem wird sie vom Antelope genannte Werk des malawischen Künstlers Samson Kambalu geziert. Es zeigt den schwarzafrikanischen Geistlichen, Missionar und Freiheitskämpfer John Chilembwe mit dem englischen Priester John Chorley und ist vielen konservativen Engländer:innen, die nicht gewillt sind, sich kritisch mit der jahrhundertelangen Geschichte der Kolonialisierungen Großbritanniens auseinander zu setzen, seitdem ein steter Dorn im Auge…
… Und das hier kennen manche Leser:innen ja bereits: Es ist die kleinste Polizeistation der Welt, die sich am Ostende des Trafalgar Squares befindet…
… Inzwischen war es fortgeschrittener Nachmittag, ich hatte mich ordentlich müde geguckt und gewandert, und hielt nach einer Gelegenheit Ausschau, möglichst ohne viel Umstände zurück nach Kings Cross zu gelangen. Das Glück war mir hold, unweit der winzigen Polizeistation war eine Haltestelle der Linie 91. Trotz Rush Hour war ich eine gute halbe Stunde später zurück im Hotel und nahm mein Zimmer in Beschlag…
… Demnächst erzähle ich euch weiter von meinem London-Aufenthalt… 😉
… geht nun in die fünfte Runde. Und Fünf war auch die Zahl, die ich gestern spät abends noch gewürfelt habe – zwei und drei Augen… 😉
… Da kam mir auf Anhieb und auch aus quasi aktuellem Anlass das Eigenschaftswort „klein“ in den Sinn…
… Am Londoner Trafalgar Square befindet sich in einer Art gedrungener Säule ein winzig kleiner Raum, in dem grade so viel Platz ist, dass ein nicht allzu korpulenter Mensch halbwegs bequem stehen kann. Dies war bzw. ist die kleinste Polizeistation der Welt. Erbaut wurde sie im Jahr 1926, damit die legendären Bobbys von dort aus den Platz besser im Blick behalten konnten. Damals befand sich ein Telefon darin, mit einer Direktleitung zu Scotland Yard. Wenn z. B. eine Demonstration aus dem Ruder zu laufen drohte, konnte der diensthabende Beamte Verstärkung herbei rufen. Heute wird das Kabuff von der Stadtreinigung als Lagerraum genutzt. Ein Einheimischer, mit dem ich mich ein Weilchen gut unterhalten habe, hat mir allerdings erzählt, dass die „Police Box“ an manchen Tagen noch von einem diensthabenden Bobby besetzt sein soll…
… Ich wünsche euch einen guten und möglichst unbeschwerten Tag!…
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