… im Jahr 1937 erbaut, wäre lediglich einer von ungezählten, recht unscheinbaren Landbahnhöfen, wenn es in der Schalterhalle nicht zwei großflächige, wundervoll gestaltete, und vor ein paar Jahren sehr sorgfältig restaurierte, Kunstwerke der sogenannten „Lüftlmalerei“ geben würde:…
… Auf dem ersten Gemälde an der Westseite wird nebst anderem Berchtesgadener Brauchtum wie dem Buttmandllaufen, dem Böllerschießen und dem Almabtrieb, wobei die Kühe die Fuikln, den traditionellen Kopfschmuck aus Gschabertbandln (hauchdünne, eingefärbte Holzbänder) und entblätterten, zur Kronenform gebundenen Fichtenschößlingen tragen, auch der sogenannte Bergknappentag dargestellt, der festliche Umzug der im Berchtesgadener Salzbergwerk Beschäftigten. Über der Szenerie schwebt der Heilige Rupert, seit Mitte des achten Jahrhunderts der Schutzpatron des sogenannten Rupertiwinkels, des Landstrichs zwischen Chiemsee und Salzburg, zu dem auch meine Heimat gehört…
… Die zweite Lüftlmalerei an der gegenüber liegenden Seite zeigt winterliche Freuden und Vergnügungen, die sich – wenn man einmal vom G’wand und den Ski-Ausrüstungen absieht – nur unwesentlich von jenen unterscheiden, die auch heutzutage noch gepflegt werden…
… Es war bereits finster, als ich auf dem weitläufigen Markusplatz ankam, dem Höhepunkt meiner stundenlangen Wanderschaft. Eine kleine Weile diskutierte ich mit meiner Inneren Damenband, ob ich mich nicht vor dem Gran Caffé Grandi in einen der einladenden Korbsessel niederlassen, einen Cocktail schlürfen und ein Weilchen der nostalgischen Musik eines auf einer kleinen Bühne stehenden Quintetts lauschen solle. Doch die Coole Rechnerin entschied sich dagegen: „Zwanzig Euro für einen Aperol Sprizz – so dick haben wir’s nun wirklich nicht.“… 😉
… Die Markuskirche ist zur Zeit teilweise eingerüstet, ich habe versucht, darum herum zu knipsen (auch die Rialto-Brücke ist eingeschalt, daher gibt es leider kein Bild von ihr). Da sich inzwischen die meisten Touristen verzogen hatten, kamen die Weite und Grandezza des riesigen Platzes so richtig beeindruckend zur Geltung…
… Allmählich schlenderte ich ziemlich müde geworden zur Vaporetto-Haltestelle San Zaccaria Jolanda, um ein letztes Mal in ein Boot der Linie 2 einzusteigen, es war mittlerweile Zeit, sich Richtung Tronchetto zu begeben. Einige der riesigen Kreuzfahrtschiffe schoben sich hell erleuchtet an der traumhaft schönen Kulisse Venedigs vorbei, Richtung Mittelmeer. Während der Fahrt zum Busparkplatz durfte ich voller Staunen und Freude feststellen, dass La Serenissima nachts einen ebenfalls schier überwältigenden Zauber ihr Eigen nennt…
… So wird der Chiemsee, mit 79,9 Quadratkilometern der größte See im Voralpenland sowie das drittgrößte Binnengewässer Deutschlands, im Volksmund genannt. Er wurde während der letzten großen Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren gebildet. Mehrere Inseln zieren ihn, die größte ist die sogenannte Herreninsel, quasi ein Wallfahrtsort für Millionen Touristen alljährlich, denn dort befindet sich jenes unvollendete Schloss unseres „Märchenkönigs“ Ludwig II., das Versaille nachempfunden ist. Doch auch eine ehemalige große Abtei der Augustinermönche, heute als das Alte Schloss bezeichnet, ist auf dem Eiland errichtet worden – in jenem hat man übrigens im Jahr 1948 die Bayerische Verfassung zu Papier gebracht…
… Die etwas kleinere Fraueninsel wurde bereits im 8. Jahrhundert besiedelt. Sie wird von einer im Jahr 782 gegründeten Benediktinerinnen-Abtei beherrscht, einem Wallfahrtsort. Bemerkenswert ist der hoch aufragende Glockenturm der kleinen Barockkirche, er steht – wie die italienischen Campanile – ein wenig abseits. Bis zum heutigen Tage befindet sich eine Künstlerkolonie auf der Insel. Und sogar ein Weinberg – die tiefdunklen Reben werden zu einem kräftigen, trockenen Rotwein vergoren, „Insularius“ genannt. Gar köstlich sind die frischen oder geräucherten Fische aus den Fanggründen ringsum…
… Ich habe gestern einen langen und wundervollen Tag auf dem Chiemsee und der Fraueninsel verbracht – wenn die Idylle auch des Öfteren durch nörgelnde, quengelnde und jammernde deutsche Touris getrübt worden ist. Während meiner Rundfahrt auf dem Bayerischen Meer und des ausgedehnten Spaziergangs kreuz und quer über die Fraueninsel sind natürlich wieder jede Menge Bilder entstanden… 😉
… Ein Tipp: Wenn ihr mal in die Richtung kommt, dann geht in den „Klosterwirt“ und esst ein Stückerl Himmlische Torte. Das ist für jede/n Torten- und Kuchenliebhaber/in ein Höchstgenuss!…
… Das ist eine leicht gewellte Hochfläche im Berchtesgadener Land, zwischen Bad Dürrnberg/Hallein, Marktschellenberg und der Oberau gelegen. Früher war dieses Fleckerl Erde wunderbar ruhig, so gut wie unberührt von den Touristen-Heerscharen, die Jahr für Jahr meine Heimat aufsuchen. Dorthin hat es mich heute verschlagen, weil es mich irgendwie seit längerem schon in jene Gegend gezogen hat. Ich wollte ein wenig wandern, fotografieren, und nachschauen, ob ein bestimmtes Gehöft, das in „Starlight Sue“ erwähnt werden wird, noch so existiert, wie ich es in Erinnerung habe…
… Das Wetter war prachtvoll, blauer Himmel, mit sich bauschenden, weißen Quellwolken, sommerlich warm, mit einer sanften, frischen Brise ab und an – und doch war ich von dieser Wanderung etwas enttäuscht. Aus den einstmaligen Wegen sind inzwischen asphaltierte Straßen geworden. Es herrschte geradezu lebhafter Verkehr, alle Daumenlang musste ich beiseite „hüpfen“, weil Auto um Auto an mir vorbei rauschte. Rund um einen ehemaligen Gasthof ist eine kleine Ansiedlung entstanden, moderne Wohnhäuser im „alpenländischen Stil“, von dem kleinen Bauernhof, den ich im Sinn hatte, ist weit und breit nichts mehr zu sehen, und auf der schönsten aller Wiesen hat man einen Fussballplatz errichtet…
… Da sich im Westen dunkle, tiefhängende, dicke Wolken zusammen brauten, beschloss ich, nicht wie ursprünglich geplant zum Dorf Oberau zu wandern, sondern den kürzeren Weg hinab nach Marktschellenberg. Nach insgesamt zwei Stunden Marschieren schwante mir langsam, dass ich meine Kräfte vielleicht ein klein wenig überschätzt hatte. Zum Glück chauffierte mich ein junger Mann, der mit seinem kleinen Sohn und seinem Vater einen Familienausflug gemacht hatte, in seinem Wagen zur Bushaltestelle in Marktschellenberg…
… Ein Weilchen später sauste ich mit dem Regionalzug zurück nach München, und kam gerade noch rechtzeitig vor einem heftigen Unwetter mit Blitz, Donner und sintflutartigen Regenfällen zuhause an…
… In einer Mönch-Klause, tief im dunklen Kaltenberger Forst verborgen, hatten Königin Isabella und Siegfried Zuflucht gefunden. Dort wurden sie vom Falken aufgespürt, der sie ermutigte, den Kampf um das Südliche Reich nicht aufzugeben, auch wenn die tapferen und noblen Ritter vernichtet worden waren. Er sei guter Dinge, dass sich unter den braven und anständigen Bürgern und Handwerkern so manch tapferer Recke finden lasse…
… So zog der Falke denn mit Isabella’s Einwilligung los, um in einem harten Wettstreit Mitkämpfer für die Freiheit Kaltenbergs zu testen. Ein Metzger, ein Jäger, ein Bauer, ein Schmied und eine überaus tapfere Magd bestanden die Prüfungen. Nachdem sie von der Königin zu Rittern geschlagen worden waren, forderten sie Mordahl und seine finsteren Gesellen zu einem Turnier um die Krone heraus…
… Der Tag des alles entscheidenden Wettkampfs war gekommen…
… Des Falken getreue Ritter schienen den schurkischen Schergen Mordahl’s haushoch überlegen zu sein…
… Doch in einem gemeinen Handstreich brachten der Schwarze Ritter und seine Mannen die Krone in ihren Besitz und nahmen den tapferen Siegfried gefangen. Eine wilde Schlacht entbrannte…
… Just in dem Moment, da sich Mordahl selbst krönen wollte, erschien der Falke im Turm des Schlosses. In einem furiosen Schwertkampf gelang es ihm, den Schwarzen Ritter zu töten, obwohl mehr als einmal sein eigenes Leben buchstäblich auf des Schwertes Schneide stand…
… Der einsame Streiter für Recht und Gerechtigkeit übergab Isabella die Krone. Endlich, endlich konnte die Königin des Südlichen Reichs Kaltenberg ihren Auserwählten zum Herrscher küren. Lange Jahre des Glücks und Wohlstands, des Friedens und der Liebe brachen nun für das Südliche Reich Kaltenberg an…
… Nach dem Turnier streifte ich völlig selbstvergessen noch eine Weile durch die Gassen der mittelalterlichen Ansiedlung und des Marktes. Bis mir die Knie weich wurden und zu zittern begannen, ich hatte mal wieder vor lauter Freude, Hingabe und Eifer das Essen vergessen. Nach dem Genuss einer dicken und saftigen Bratwurst beschloss ich, dass es Zeit war, den Heimweg anzutreten. Nicht ohne vorher mit einer Herde Steckenpferde zu liebäugeln. Ich hatte schon ein Ross auserkoren, da zischelte die Coole Rechnerin: „Verrat‘ mir doch mal, wie du das Teil nach Hause transportieren willst!“ So verschob ich notgedrungen den Kauf auf nächstes Jahr, wenn ich mit zwei gesunden Beinen und ohne Krücken Schloss Kaltenberg wieder einen Besuch abstatten werde…
Kurz vor dem Ausgang verzauberten mich noch zwei wundervolle Gestalten aus dem Reich der Phantasie:…
… Kurz vor Beginn des Wettstreits näherte sich ein Reiter. Er wurde „Der Falke“ genannt, ein einsamer und geheimnisvoller Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit…
… Er bat Königin Isabella darum, am Turnier teilnehmen zu dürfen. Doch die ansonsten so kluge und weitsichtige Herrscherin verweigerte ihm dies, da er kein nobler Ritter von gehobenem Stande sei. Der Falke verbarg seine Enttäuschung gut, er segnete die Königin des Südlichen Reichs Kaltenberg, gab seinem weißen Zelter die Sporen und zog davon…
… Dann begaben sich die Ritter in die Schranken, legten die langen Lanzen an und galoppierten paarweise aufeinander los…
… Schon bald stand ein strahlender Sieger fest: Ritter Siegfried. Stolz lenkte er sein Streitross durch die wogende Menge der Zuschauer/innen, und ließ sich gebührend feiern…
… Doch just in dem Augenblick, da Königin Isabella dem tapferen Recken die Krone auf’s gelockte Haupt setzen wollte, überfiel der Schwarze Ritter Mordahl mit seinen finsteren Schergen das Südliche Reich Kaltenberg. Die Ritter, Knappen, Bürger/innen setzten sich mit Leibeskräften zur Wehr, doch sie unterlagen. Isabella und Siegfried gelang zum Glück im wilden und wüsten Kampfgetümmel die Flucht…
… Nach einem furchtbarem Gemetzel begann die düstere, grausame Herrschaft von Mordahl, dem Schwarzen Ritter aus dem Norden…
… Vor langer, langer Zeit regierte im Südlichen Königreich Kaltenberg die schöne, kluge und gerechte Königin Isabella. Doch trotz all der Liebe ihres Volkes und ihrer Geistesgaben fühlte sie sich einsam. Sie sehnte sich nach einem Gefährten. So lud sie all die edlen Ritter landauf landab zu einem großen Turnier. Den Sieger des fairen Wettstreigs würde sie zum König von Kaltenberg krönen…
… Am Tage des Turniers fanden sich all die jubelnden und feiernden, erwartungsvollen Bewohner/innen des Südlichen Königreichs ein. Gaukler, Akrobaten, Jongleure, Musiker sorgten für allerlei Kurzweil, märchenhafte Geschöpfe wie Elfen, Feen, Waldgeister und Riesen machten staunen…
… Nun stellten sich die tapferen und edlen Ritter vor. Aufsehen erregten vor allem der kleinwüchsige Odar aus dem Reich des Ewigen Eises, und der kühne, heldenhafte Siegfried…
… Als ich meinen ausgiebigen Rundgang durch das weitläufige Areal beendet hatte, ist es auch bereits Zeit gewesen, meinen reservierten Platz in der Arena einzunehmen. Ich musste eine recht abschüssige, asphaltierte und mit Sand bestreute Rampe hinunter gehen, da wurde mir zunächst ziemlich mulmig zumute. Zum Glück hat mich sehr fürsorglich und liebenswert ein junger Mann von der Security begleitet…
… Das Vorprogramm wurde zunächst von laut schnatterndem Federvieh bestritten, und ich bin mir sicher, dass ich ganz bestimmt nicht die einzige Person gewesen bin, die diese muntere, von einem sehr agilen Bordercollie und einem feschen Zweibeiner dirigierte Gänseschar auf Anhieb ins Herz geschlossen hatte…
… Ihr wisst ja, ein Klick auf das jeweilige Bild in der Galerie macht’s groß… 😉
… Es folgten akrobatische Fahnenschwinger, und die Dudelsackformation Tanzwut heizte dem Publikum kräftig ein…
… Seine Königliche Hoheit, Prinz Luitpold von Wittelsbach, Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. (links im Bild), hieß das Publikum und die Akteure herzlich willkommen, und eröffnete das Ritterturnier…
… Und dann betrat eine zunächst in einen unscheinbaren dunkelbraunen Pilgerumhang gehüllte, gebeugte Gestalt. Mit jedem Schritt gewann diese an Elan, warf schließlich den Mantel ab, und präsentierte sich als Erzähler, der die vielen tausend Menschen mit sonorer Stimme und eindringlichen Worten zurück in eine längst vergangene Zeit führte, zurück ins Südliche Reich Kaltenberg…
… Die Deutsche Bahn und der MVG haben sich zu Beginn meines Ausflugs alle erdenkliche Mühe gegeben, mir den schönen Tag zu vermiesen – aufgrund von Bauarbeiten auf der sogenannten Stammstrecke fuhr lediglich alle halbe Stunde eine S-Bahn zwischen Ostbahnhof und Pasing, dann streikte das vor wenigen Jahren erst in Betrieb genommene neue Stellwerk mal wieder, es kam zu Verspätungen, Fahrplan- und Gleisänderungen, und die in Pasing lediglich im Untergeschoss platzierten Service-Menschen konnten nur ungenügend Auskunft geben. So benötigte ich für die nicht einmal fünfzig Kilometer lange Strecke zwischen meinem Zuhause und der S-Bahnstation Geltendorf geschlagene zwei Stunden – mit zwei gesunden Beinen hätte ich’s in dieser Zeit wohl auch mit dem Fahrrad geschafft…
… Als ich die mit langen Hellebarden bewaffneten, schmucken Torwächter am Eingang zum mittelalterlichen Spektakel rund um Schloss Kaltenberg passiert hatte, hob sich meine Stimmung allerdings ganz schnell wieder. Es war Mittagszeit, und noch hielt sich die Schar der Besucher/innen in Grenzen. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie sehr hatte sich hier alles während der vergangenen gut fünfundzwanzig Jahren doch verändert, vergrößert! Nun glich das große Areal einer Mischung aus mittelalterlicher Ortschaft und einem bunten Basar a la Tollwood-Festival…
… Eine Schar laut schnatternder und trompetender Gänse, bewacht von einem agilen Hüterhund, zog dahin, man konnte mittelalterlichen Handwerkern/innen über die Schultern sehen, es wimmelte nur so von Gauklern, Stelzengängern, Zauberern, märchenhaften Wesen, Akrobaten, Jongleuren, Rittern, Mägden, Edelfrauen, Fahnenschwingern, Fanfarenzügen, Landsknechten…
… Da bis zum Beginn des Ritterturniers noch einige Stunden Zeit waren, ließ ich mich langsam und voller Genuss durch das die Phantasie anregende Geschehen treiben…
Feldzelt eines edlen Ritters
Die Köhlersfrau
… Schloss Kaltenberg…
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