… Ich wünsche euch einen wunderbaren und friedvollen Nikolaustag!…
… Dieses Jahr treiben endlich wieder die Krampus- und Buttnmandl-Passn ihr lautes Unwesen in Berchtesgaden und Umgebung. Buttnmandl sind turmhohe, sorgfältig in Stroh eingebundene und grausige Holzlarven tragende Gestalten. Auf dem Rücken sind schwere Kuhglocken befestigt und in den rußgeschwärzten Händen halten sie Haselnussruten, mit denen sie vor allem Halbwüchsigen Hiebe versetzen. Man sagt, dass dieses Brauchtum schon uralt sei, und bis in den Keltenzeit zurück reichen würde. Mit dem Lärm der riesigen Glocken soll kurz vor der Wintersonnenwende, wenn ja eigentlich das neue Jahr anbricht, böse Geister vertrieben werden. Die Züchtigung junger Menschen mit den Ruten entstammt einem gleichfalls sehr alten Fruchtbarkeitsritus. Als Pass bezeichnet man eine Gruppe von Kramperln bzw. Strohbuttnmandl. Das Mitlaufen in einer Pass ist jungen und ledigen Männern vorbehalten, und sie darf nie die Zahl Zwölf überschreiten. Vom „streng katholischen“ Mittelalter an bis ins 18. Jahrhundert war das Krampus- und Buttnmandl-Laufen untersagt. Danach arrangierte man sich mit diesem doch recht heidnisch anmutendem Brauchtum, und gesellte den Heiligen Nikolaus zu den wilden Wesen. Normalerweise wird im Berchtesgadener Land der Nikolaus vom Nikoloweiberl in Tracht begleitet, seit einigen Jahren wird dieses zusehends durch weiß gekleidete Engerln ersetzt – na ja, Bräuche und Traditionen wandeln sich halt auch stets ein wenig…
… Die Lichtverhältnisse waren am 05. Dezember rund um den Berchtesgadener Schlossplatz eher suboptimal, daher sind einige Bilder nicht so scharf geraten, wie ich das gerne gehabt hätte. Eigentlich hatte ich geplant, den Nachmittag und Abend dort zu verbringen, und dann mit einem der letzten Züge zurück nach München zu fahren. Doch gegen 16:00 Uhr fing es dann so unangehm zu regnen an, dass ich die Segel strich, und viel früher als beabsichtigt zurück kehrte…
… Das letzte Bild zeigt eine mit viel Liebe und Sorgfalt handgeschnitzte und -gedrechselte Pass von Kramperln und Buttmandl mit Nikolaus…
… Nebelgeister tanzen wie jenseitige Schemen über dem Wasser. Seit etlichen Tagen schon hat sich die Sonne nicht mehr blicken lassen. Es ist fast so, als würde sie sich nach dem langen, heißen Sommer ein wenig wohlverdienten Urlaub gönnen…
… Ich wünsche euch einen guten und möglichst unbeschwerten Start in die neue Woche. Da ich heute ein wenig unterwegs und nicht online sein werde, kann es eine Weile dauern, bis ich eure Kommentare freischalten und beantworten werde… 😉
… soll Matthias, dereinst Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Ungarn begeistert ausgerufen haben, als er zu Beginn des 17. Jahrhunderts während der Jagd in einer fruchtbaren Aue des Flüsschens Wien eine artesische Quelle entdeckt haben soll. Damals säumten Mühlen die Wien, welche mittlerweile ein ziemlich trauriges und kümmerliches Dasein fristet und zu einem in ein schier erdrückendes und unansehnliches Korsett gezwängtes Rinnsal verkommen ist, und das fruchtbare Land am Fuße eines Hügelkamms wurde von fleißigen Bauern bestellt…
… Bereits wenige Jahre nach dieser legendären Begebenheit errichtete man dort einen Schlossbau für die zweite Ehefrau des Kaisers Ferdinand II, und nannte ihn Schönbrunn. Dieser wurde Ende des 17. Jahrhunderts während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung schwer beschädigt, zwar danach wieder neu errichtet, doch erst ab 1743 erhielt die Schlossanlage, welche damals weit vor den Toren der großen Stadt Wien lag, unter der Regentschaft Maria Theresias ihre jetzige Gestalt. Ab 1804 war der riesige barocke Palast bis zum Ende des Ersten Weltkrieg die Sommerresidenz des österreichischen Kaiserhauses. In dieser Zeit wurde er beinahe stets von einem mehrere hundert Personen zählenden Hofstaat bewohnt und zu einem kulturellen sowie politischen Mittelpunkt des Habsburgerreiches. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Teile des Schlosses von Einheiten der nationalsozialistischen Schutz- und Militärpolizei benutzt. Anfang 1945 richteten Angriffe der Alliierten vor allem in den Nebengebäuden und der Parkanlage massive Schäden an. Während der Besatzung Österreichs diente Schönbrunn den britischen Streitkräften als Verwaltungsgebäude und zu repräsentativen Zwecken…
… Heute erstrahlt das gewaltige Schloss samt seiner gepflegten Anlagen, zu denen auch ein international viel gelobter Tierpark gehört, in all seinem friedvollen Glanz (der uns hoffentlich noch sehr, sehr lange Zeit erhalten bleiben möge!), und zählt zu den beliebtesten und meist besuchten Touristenattraktionen Österreichs…
… Leider hatte ich bei meinem Besuch Schönbrunns Ende September an einem schönen Vormittag nicht allzu viel Zeit, da für Mittag ein Treffen mit einer sympathischen und klugen Mitbloggerin geplant war. Nur eines wusste ich gewiss, als ich von der Parterre genannten Gartenanlage hinter dem Hauptgebäude die auf dem Hügel thronende Gloriette entdeckte: Da muss ich hoch!…
… Steten Schrittes – so weit das als Schwerbehinderte mit Rollator im teilweise recht tiefen Kies möglich ist 😉 – durchmaß ich den Park, nicht ohne ab und an ein Päuschen zum Fotografieren der schönen Brunnen einzulegen. So viel Zeit muss immer sein, und wenn, dann komme ich halt das akademische Viertelstünderl zu spät, dachte ich mir…
… Die ersten beiden Serpentinen des Aufstiegs zu diesem schönen, romantischen Aussichtspunkt erwiesen sich als ziemlich steil, doch dann wurde der Weg flacher, und ich kam gut voran. Gleich mir erstiegen viele weitere morgendliche Besucher:innen den Hügel, unter anderem auch ein junger Mensch, der seltsamerweise eine sehr große hölzerne Blume trug…
… Das Ziel meiner Sehnsucht war erreicht, ohne dass ich groß außer Puste gekommen war – das wertete ich als sehr gutes Zeichen und Ansporn, zuhause meine sportlichen Aktivitäten wie tägliches Gehen und Gymnastik sowie das 8/16-Intervall-Fasten samt Ernährungsumstellung fortzuführen…
… Die prachtvolle Gloriette – Aussichtspunkt, Blickfang – von ganz nah…
… Der Kerl mit der Holzblume war auch schon da, ein Kameramann wuselte emsig um ihn herum. Und eine Handvoll junger hübscher Frauen hielten die Flagge Indonesiens hoch, ob das nur ein übermütiger Urlaubsgruß oder eine kleine Protestaktion gewesen ist, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen…
… Ich genoss eine Weile den schönen Ausblick auf das Schloss und die Stadt Wien, und machte mich dann vorsichtig wieder auf den Rückweg…
… Eine ganz besondere Schlossperspektive bietet sich einem, wenn man oben am Neptunbrunnen rechts abbiegt. Da kann man nämlich quasi von hinten in den Brunnen hinein gehen und durch die fallenden Wasserschleier den Palast fotografieren… 😉
… Mittlerweile hatte ich die Zeit schier grenzenlos überzogen, ich würde zu meiner Verabredung mit @Myriade am Oberen Belvedere ganz furchtbar zu spät kommen, was mir sehr zusetzte, denn ich hasse es zutiefst, unpünktlich zu sein. Zum Glück ist diese ausgesprochen kreative Mitbloggerin mit sehr viel Geduld und Verständnis gesegnet, so dass unser Treffen dann doch noch zustande kam, und hoffentlich nicht nur mir viel Freude und interessante Entdeckungen bescherte…
… Vom Oberen Belvedere erzähle ich euch ein andermal. Ich wünsche euch Lieben ein feines und unbeschwertes Wochenende. Bleibt bzw. werdet gesund, habt es fein und lasst es euch wohl ergehen…
… Nach etwa einer Stunde Schmausen, Staunen und Leute beobachten verließ ich das Café Central und grinste dabei so glücklich wie ein Honigkuchenpferd, hatte ich mir damit ja einen lang gehegten Wunsch erfüllt…
… Weder die knappe halbe Stunde Wartezeit noch die ca. zwölf Euro für Kaffee und Torte hatten mich gestört. Warten muss man doch ohnehin so oft – im Supermarkt, beim Arzt, beim Bäckerladen nebenan, in der Kantine, an der Kasse im Kino, an der Tanke etc. Zudem sind die Lebenshaltungskosten in Österreich zwischen 10 % und einem Drittel höher als hier, da sollte man schon damit rechnen, bei einem Café- oder Restaurantbesuch um einiges tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Und bevor ich mir irgendeinen industriell hergestellten und mit allerlei fragwürdigen Zusatzstoffen versehenen Billigfraß zwischen die Kauleisten stopfe, spare ich lieber das Geld und gönne mir dafür ein paar Mal im Jahr etwas Besonderes, ein kulinarisches Kleinod, das mit ausgewählten Zutaten, Sorgfalt und großer handwerklicher Kunst hergestellt worden ist, und beim Genuss glücklich und zufrieden macht. Zudem war der Service auserlesen, ein sehr höflicher und zuvorkommender Ober nahm sich meiner an, rückte mir Tisch und Stuhl zurecht, fand eine nahe Ecke für den Rollator, wo er niemanden störte, nahm mir die Jacke ab und hängte sie für mich auf… 😉
… Das Palais Ferstel beeindruckt aber nicht nur durch das schöne und traditionsreiche Café Central, es hat auch eine absolut sehenswerte Passage…
… An der Schottenkirche. Leider hatte der kleine Bonbonladen über die Mittagszeit geschlossen… 😉
… Ende September gastierte auf dem großen Platz vor dem Wiener Rathaus der weltberühmte Zirkus Roncalli, flankiert von allerlei Trink- und Fressbuden, denen die verführerischsten Düfte entströmten…
… Natürlich musste ich auch nachsehen, wie weit die umfassende, bereits mehrere Jahre andauernde Renovierung des nahen österreichischen Parlaments seit Ende Juli gediehen war. Den großen und blickdichten Bauzaun hatte man bereits entfernt, wenn alles gut läuft, dann wird man am 12. Januar 2023 mit einem großen Festakt die Wiedereröffnung begehen können…
… Fast könnte man meinen, der Typ im Blaumann verneige sich vor der Pallas Athene und den vor ihm aufragenden Heiligen Hallen, aber er hat nur mit einem Steinschleifer eine Stufe etwas geglättet… 😉
… wenn nicht sogar der ganzen Welt, ist ohne jeden Zweifel das Cafè Central im Palais Ferstel…
… Dorthin zog es mich schier unwiderstehlich, nachdem ich die Pforten von Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett am Prater hinter mir gelassen hatte. Zurück am Taborplatz im Karmeliterviertel ließ ich mich von der „Bim“ – so werden die Straßenbahnen in Wien genannt – entlang des die historische Innenstadt umschließenden Rings zum Hofgarten nahe der Hofburg schaukeln. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Ich durchquerte die Hofburg, wandte mich nach links in die Herrengasse und stand alsbald vor dem Ziel meiner seit langen Wochen gehegten Sehnsucht, dem Palais Ferstel…
… Heinrich von Ferstel, ein junger Architekt, kehrte im Jahr 1860 von einer ausgedehnten und sehr inspirierenden Italienreise zurück und beschloss, mitten in Wien ein venezianisch und florentinisch anmutendes Gebäude zu errichten, das als Nationalbank und Börsenplatz gedacht war. Erst im Jahr 1982 erhielt das stolze und schöne Bauwerk die Bezeichnung Palais Ferstel…
… Der Architekt war ein Verfechter der Materialkunst. Nur die besten Baumaterialien waren gut genug. Die schmiedeeisernen Tore wurden von einem Silberschmied geschaffen, und die Fassade mit Plastiken des Bildhauers und Malers Hans Gasser verziert. Die Innenräume wurden mit Stukkolustro – Glanzstuck -, reicher Bemalung, Ledertapeten und edlen Holzvertäfelungen gestaltet…
… Die Wiener Börse siedelte nach 1870 in ein neues, größeres Gebäude am Schottenring um. Die Gebrüder Gustav und Hermann Pach eröffneten in den Räumen im Erdgeschoss das Café Central – eine Legende ward geboren!…
… Ab 1900 wurde das Kaffeehaus zum Treffpunkt für Gelehrte und Künstler. Berühmte Persönlichkeiten wie Sigmund Freud, Arthur Schnitzler, Leo Trotzki, Robert Musil und Hugo von Hofmannsthal zählten zu den Stammgästen. Der Schriftsteller Peter Altenberg war mit dem Café Central so verbunden, dass er dieses sogar als seine Wohnadresse angab…
… 1943 wurde das Café Central geschlossen. Viele Stammgäste hatten in den Kriegswirren und durch das NS-Regime ihr Leben verloren. Die Bombardierungen Wiens fügen den Räumlichkeiten großen Schaden zu. Im Jahr 1951 wurde das Kaffeehaus, das inzwischen als Lagerraum genutzt wurde, vom Wiener Basketballverein notdürftig renoviert und diente als täglicher Übungsraum…
… In den frühen achtziger Jahren wurde das Café Central behutsam restauriert, es erhielt seinen alten Glanz zurück, 1983 eröffnet es nach vierzigjähriger Zwangspause erneut seine Pforten…
… In diese Wiener Kaffehaus-Institution spaziert man nicht einfach hinein und sucht sich einen freien Platz, nein, man wird an der Eingangstür vom Oberkellner in Empfang genommen und bekommt dann einen Tisch zugewiesen. Die Warteschlange auf der Herrengasse war ziemlich lang. Aber ich hatte Zeit, und wollte es mir keinesfalls nehmen lassen, in diesen Heiligen Hallen ein Stückerl Kuchen zu verspeisen und einen feinen Kaffee zu trinken…
… Und das Warten hat sich dann auch wirklich gelohnt!…
… Obwohl schätzungsweise dreiviertel der Gäste Touris waren, herrschte eine ausgesprochen angenehme und gediegene, ruhige Atmosphäre. Die schwarz-weiß gewandeten Kellner bewegten sich gesetzt, Hektik scheint im Café Central zum Glück ein Fremdwort zu sein. Beim Anblick der Kuchentheke hätte ich am liebsten zu der freundlichen Dame hinterm Tresen gesagt: „Ich nehme von jeder dieser Köstlichkeiten ein Stück!“… 😉
… Ein Snickers auf Wiener Art. 😉 Für diese Erdnuss-Buttercreme-Schnitte mit leicht salzigem Karamell-Krokantboden und Schokoladenmantel habe ich mich dann letztendlich entschieden – ein Höchstgenuss!…
… Diese Frau soll das neue Bond-Girl sein?“, entrüstete sich mit aschfahlem Gesicht Orson Welles alias Harry Lime und zeigte mit bebender Hand auf die grauhaarige, äußerlich alles andere als jugendfrische und auch überhaupt nicht durchgestylte Person an der Seite des britischen Top-Agenten 007 James Bond – Daniel Craig -, bevor er sich umdrehte und in den dunklen und unergründlichen Tiefen der Wiener Kanalisation verschwand…
… Der Altmeister schauriger Filme, Sir Alfred Hitchcock, blickte ein wenig fassungslos drein, obwohl er bestimmt schon oft weitaus Schrecklicheres zu Gesicht bekommen hatte… 😉
… Auch die Sisi und der Franzl wirkten sowohl indigniert als auch irritiert…
… Der Bergdoktor hielt sich bereit, falls jemand einen die Gesundheit gefährdenden Schock erleiden sollte… 😉
… „Aber geh, gebt’s der Frau gscheite Klamotten, a peppige Frisur und a dezentes Make-Up, dann passt des scho, dann schaut’s bestimmt richtig fesch aus. Und beim Filmen wird dann ordentlich retuschiert – des kenn‘ ma doch alle.“ Mit diesen Worten ergriff die damenhafte Nicole Kidmann Partei für die Frau an Mr. Bonds Seite…
… Das dachte sich eine erlesene Schar musikalischer Größen unserer Tage, bereits Dahingegangene und noch Quicklebendige, und gaben sich in einem Saal im Obergeschoss der Wiener Dependance von Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett ein gar illustres Stelldichein:…
… Der unvergessene Falco, Katie Perry, die Legenden Freddy Mercury und Michael Jackson, Udo Jürgens, Madonna, Julie Andrews mit ihrer glasklaren Vier-Oktaven-Stimme, Conchita Wurst, Beyoncé, Elvis Presley und Marilyn Monroe, und die zierliche, kleine Kylie Minogue…
… Ihr wisst ja längst, wenn ihr euch ein Bild genauer anschauen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… Ich wünsche euch ein schönes und erholsames Wochenende! Bleibt bzw. werdet gesund, habt es fein und lasst es euch wohl ergehen…
… Nachdem ich die lustige Runde um Brad Pitt und Quentin Tarantino verlassen hatte, traf ich auf eine kleine, hagere, weiß gekleidete Gestalt – Mahatma Ghandi. „Meister, wo gehn’S denn hin?“ Er blinzelte mir durch seine runden Brillengläser verschmitzt zu. „Zum Professor Dr. Freud, dem will ich heut‘ meine Aufwartung machen.“ Ich schloss mich ihm an. Nach nur wenigen Schritten begegneten wir einem anderen weisen Mann, dem Dalai Lama. „Wo wollt’s hin? Zum Freud? Da geh‘ ich mit, den will ich seit langem schon kennenlernen.“ Dem in der Nähe an einem kleinen Tisch thronenden Karl Marx sträubten sich die Haare: „Das ist auch so ein Übel des Kapitalismus! Schafft’s den Kapitalismus ab, dann braucht’s auch keine Seelenklempner mehr!“…
… Mindestens genauso finster wie der Herr Marx schaute der Ludwig van Beethoven drein. „Ich würd‘ für den Professor Freud so gern eine Symphonie schreiben, aber die Zwei da“, er wies mit dem Kinn schroff auf Joseph Haydn und Franz Schubert, „machen mir Konkurrenz und stören mich andauern, und dieser exzentrische und entnervende Dirigent da drüben, der Karajan, führt sich auf wie eine Primadonna, weil er angeblich der einzige sei, der das Stück dann gebührend präsentieren könnt‘.“…
… Ein paar Künstler der bildenden Zunft hatten sich bereits beim Gründer der Psychoanalyse eingefunden. Gustav Klimt (der so lebendig und echt wirkt, dass ich ihn zunächst für einen etwas seltsam gewandeten Besucher hielt!) und Gottfried Helnwein würden ihn gerne portraitieren, Friedensreich Hundertwasser meinte, er würde dem Freud eine Praxis gestalten, wie sie die Welt noch nie zuvor gesehen habe. Albert Einstein wies die Drei zurecht, zuerst würde er mit dem Professor über seine Relativitätstheorien sprechen, und welch seelische Abgründe sich darin wohl verbergen würden. Das scharrende Geräusch von Stahlkanten auf hartem Schnee drang an unsere Ohren, atemlos bog der Maier Hermann im hautengen Renndress um die Ecke und rief: „Bin i z’spät? Is da Freud scho da?“…
… „Die Praxis ist nun geöffnet!“, ließ sich der Professor Dr. Sigmund Freud laut vernehmen. „Jetzt kommt’s, und erzählt’s mir, wo euch der Schuh drückt.“…
… Und charmant, wie die Österreicher nun mal sind, gewährte man mir als Gast den Vortritt. Ich hatte allerdings nicht viel zu berichten, und zog alsbald weiter durch die Welt der Großen und Schönen… 😉
… Am nächsten Morgen regnete es trotz all meines Hoffens, wie es der Wetterbericht am 26. September vorausgesagt hatte. Es war ein ziemlich fieser und steter Schnürlregen, nicht ratsam, da im Freien durch die Stadt zu strawanzen. Das Kriminalmuseum im Karmeliterviertel, nur unweit meiner Behausung entfernt, das ich so gerne aufgesucht hätte, hatte leider geschlossen. So fuhr ich die kurze Strecke mit der „Bim“ (Trambahn) und dem Bus hinüber zum Prater Stern, um mir die Wiener Ausgabe von Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett anzusehen…
… Eines der zahlreichen charmanten und wohltuenden Dinge an Wien ist, dass man als schwerbehinderte, äußerlich ältere Person an etlichen Kassen von Sehenswürdigkeiten verbilligte Eintritte angeboten bekommt, ohne lang nachfragen zu müssen. Das ist bestimmt auch mit ein Grund, warum Wien im Sommer wieder einmal – zum neunten oder zehnten Mal – zur lebenswertesten Stadt weltweit gekürt worden ist…
… Ich habe vor sehr, sehr vielen Jahren auf meiner allerersten Fernreise in London das Original Wachsfigurenkabinett der Madame Tussaud besucht, habe noch immer ziemlich lebhafte Erinnerungen daran, und war nun also ziemlich gespannt, wie sich der Wiener Ableger wohl so präsentieren würde. Ich wurde nicht enttäuscht, und verlebte zwei sehr unterhaltsame und lustige Stunden…
… Begrüßt wird man von Angelina Jolie und Johnny Depp – wobei letzterer mit seiner ausgesprochen grantigen Miene die Besucher:Innen nicht grade willkommen zu heißen scheint…
… Gleich nach dem Kassenraum wird man von Madame Tussaud, die grade ihre neueste Schöpfung präsentiert, in Empfang genommen…
… Gekrönte Häupter: Marie Antoinette und Napoleon, Kaiser der Franzosen, dessen Blick dermaßen unterkühlt ist, dass mich beim Betrachten ein leises Frösteln überkam…
… Winston Churchill, Anne Frank beim Verfassen eines Tagebucheintrags, und Oskar Schindler…
… Brad Pitt und Quentin Tarantino proben eine Szene des Films „Inglourious Basterds“, Arnie Schwarzenegger, die Queen Lizzy selig und Barack Obama scheinen sich darüber prächtig zu amüsieren…
… Demnächst geht es weiter mit meinem virtuellen Rundgang durchs Reich der Großen und Schönen…
… Habt einen guten und entspannten Wochenteiler, ihr Lieben!…
… Wenn ich gewusst hätte, in welch interessantem Teil von Wien ich für die folgenden zwei Nächte meine Zelte aufschlagen würde, dann hätte ich mich vorab viel besser informiert, und während meines Aufenthalts auch eifriger fotografiert…
… Nach meiner Tour auf dem Aussichtsschiff überquerte ich auf der Marienbrücke, welche die Altstadt mit dem Karmeliterviertel verbindet, den Donaukanal und wandte mich gen Taborstraße…
… Obwohl ich in bereits in den Mittagsstunden eine ordentliche Runde zu Fuß durch die Altstadt spaziert war, kam ich für meine Verhältnisse recht schnell voran, und hatte alsbald die Seitenstraße erreicht, in der sich das kleine Florum Hotel mit den Tabor Rooms befindet. Dort hatte ich ein Zimmerchen zu einem überraschend niedrigen Preis gebucht…
… Wer Komfort und Luxus sucht, ist in den Tabor Rooms garantiert am falschen Platz. Meine Bude im vierten Stock war schmucklos, karg möbliert und sehr abgewohnt. Es gab keinen Fernseher, und ich bedauerte für einen langen Augenblick, dass ich den Laptop nicht mitgenommen hatte. Im Bad gaben die Armaturen jedesmal, wenn ich sie aufdrehte, klagvoll jammernde Geräusche von sich. Aber das Zimmer war sauber, das Bett komfortabel, und im Grunde genommen bin ich ohnehin ausgesprochen genügsam – mir reichen eine gemütliche Schlafstatt und ein sicheres Dach über dem Kopf. Und ich hatte einen kleinen Balkon mit schönem schmiedeeisernem Gelände, und der Blick auf die stattliche Taborstraße entschädigte für die mangelhafte Ausstattung…
… Der freundliche Jüngling am Empfang war anscheinend ebenfalls ganz neu im Viertel, als ich ihn nach einer Restaurantempfehlung befragte, weil mir allmählich der Hunger ganz schön zu schaffen machte, zuckte er hilflos die Schultern. Die einzige Lokalität, die er kennen würde, wäre eine Pizzeria am nahen Karmelitermarkt. So machte ich mich auf den Weg dorthin. Ich hatte die Kamera dabei, war aber bereits rechtschaffen müde und auch des Hungers wegen zu unkonzentriert, um zu fotografieren. Aus dem Grund muss ich ausnahmsweise mal auf ein Foto von Wikipedia zurückgreifen…
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