… Es war Mittwoch früh, gegen Viertel nach Neun. Ich hatte mich grade im Bus der Linie 153 Richtung Odeonsplatz nieder gelassen, als sich zwei junge Mädels, ein hellblondes und ein brünettes, etwas atemlos auf die gegenüber liegenden Sitze plumpsen ließen.
… „Puh!“, seufzte Hellblond, „Da haben wir aber Glück gehabt, dass uns der Typ da noch hat einsteigen lassen. Sonst hätten wir zehn Minuten warten müssen, und bei dem Sch…wetter ist das echt nicht geil.“ – „Ja, das ist schon geil vom Fahrer gewesen, dass er nochmal die Tür aufgemacht hat.“…
… Wir fuhren an und zuckelten die Schellingstraße entlang. Brünett zeigte auf die Auslagen eines Schnickeldi-und-Stehrum-Ladens. „Bist‘ da schon mal dringewesen?“ – „Nee, noch nich‘.“ – „Musst mal rein gehen, echt geiler Laden. Hat ’n Haufen unnützes, aber endgeiles Zeug. – Wie hast du Silvester gefeiert?“ – „Bin mit Ossi und Lukas bei Bayerisch Zell auf einer Hüttn gewesen, da konnten wir echt voll geil abfeiern. – Und du?“ Brünett zuckte die Schultern. „War mit meinem Freund unterwegs.“ – „Klingt aber nicht so, als ob das geil gewesen wäre.“ – „Nööö, so richtig geil ist das nicht gewesen… Er ist wahrscheinlich sauer, weil ich mich für ein Austauschsemester an einer süd- oder mittelamerikanischen Uni bewerben möchte.“ – „He! Wie geil ist das denn! Wo willste denn hin?“ – „Also, total geil wäre es, wenn mich eine kleine Uni in Costa Rica nehmen würde.“ – „Kennste das?“ – „Ja, ich habe vor zwei Jahren mal die Karibik bereist, und bin ein paar Wochen lang in Costa Rica gewesen.“ – „Und? Wie isses dort?“ – „Endgeil, einfach nur endgeil!“, seufzte Brünett. Hellblond drückte nach der Durchsage „Nächste Haltestelle: Von-der-Tann-Straße!“ den Halteknopf. „Hier müssen wir ‚raus, da vorne geht’s runter zur U-Bahn.“ – „Praktische Busverbindung, echt geil, dass wir jetzt schon an der U-Bahn-Station sind!“…
… Die beiden jungen Damen schnörkelten von dannen. Während ich meine Beine ausstreckte, murmelte das Wilde Weib: „Ist wirklich endgeil, dass die Trullas schon aussteigen!“ Ich fauchte entnervt: „Jetzt fang du nicht auch noch damit an!“…
… hatte ich in den sogenannten Steinzimmern in der Münchner Residenz etwas Merkwürdiges gesehen: Eine zierliche, nicht sehr hoch gewachsene Frauengestalt, von Kopf bis Fuß in fließende schwarze Gewänder gekleidet, glitt etwa sieben, acht Meter von mir entfernt quer durch das Zimmer der Welt, von der an der Fensterfront aufgebauten kaiserlichen Prunktafel bis zum ungefähr mannshohen Kamin, und entschwand dann meinen Blicken. Ich war eine Weile regelrecht paralysiert, erst Stunden später setzte so etwas wie Erschrecken über diese geisterhafte Erscheinung ein, hier und in den darauf folgenden Blogbeiträgen habe ich detaillierter darüber berichtet. Nur wenig später machte ich eine weitere, mit Logik und Sachlichkeit nicht erklärbare Erfahrung, diesmal handelte es sich um eine rein akustische…
… Ich forschte nach, und stieß im Laufe meiner Erkundungen auf eine erkleckliche Anzahl Geschichten über außersinnliche Wahrnehmungen in der Münchner Residenz, genauer gesagt auf das Vorhandensein von zwei schwarzen und einer weißen Frau, die öfters von einem Pudel begleitet wird, sowie eines Ritters in voller Rüstung im Torbogen, welcher den Kapellen- vom Brunnenhof trennt. Was „meine“ schwarze Frau anbelangte, entwickelte ich die Theorie, dass es entweder die faszinierende Kurfürstin Henriette Adelaide, Prinzessin von Savoyen, oder aber eine ihr nahe stehende Person, vielleicht ihre Kammerfrau sein könnte, die aus Gram darüber, im Jahre 1674 den verheerenden Großbrand im Münchner Stadtschloss mitverschuldet zu haben, immer noch „umzugehen“ pflegt. Ich verbiss mich ziemlich in meine Forschungen, und begann sogar, an einem Roman über Henriette Adelaide und ihre Vertraute zu arbeiten, teils hielt ich mich sehr an die geschichtlichen Fakten, teils floß Autobiographisches mit ein, teils ließ ich auch kräftig meine Phantasie spielen…
… Mit dem Roman verzettelte ich mich eine geraume Weile später, die ungemein schillernde und facettenreiche Persönlichkeit der Kurfürstin aus dem Süden schien mich zu überfordern, und nicht lange danach kam meine Wissbegierde bezüglich paranormaler Phänomene in der Münchner Residenz ebenfalls ziemlich zum Erliegen. Auch wenn ich mich seit zweieinhalb Jahren regelmäßig darüber wundere, dass recht häufig dann, wenn ich in den Steinzimmern Dienst habe, eine wunderschöne, mit Emaille und Silber kunstvoll verzierte Uhr auf dem Kaminsims im Zimmer der Welt mit reinem und silberhellem Klang zu schlagen pflegt, obwohl das Uhrwerk vor langer Zeit schon ausgebaut worden ist…
… Vor etwa zwei Wochen nahm eine Journalistin der „Süddeutschen“ Kontakt zu mir auf. Sie würde an einem Artikel über die Schwarze Frau der Wittelsbacher arbeiten, und irgend jemand hätte ihr mich sozusagen als Expertin empfohlen. Wir trafen uns zwischen den Feiertagen und verbrachten eine geraume Weile im intensiven Gespräch, ich hoffe, ich konnte ihr ein wenig weiter helfen…
… Diese Begegnung mit der Dame von der Presse bewirkte, dass meine Gedanken wieder öfter um mein damaliges Erlebnis kreisten. Während des heutigen Dienstes erzählte ich einem Kollegen von der Schlösserverwaltung von dem Treffen mit Frau P., und vernahm dann eine Geschichte, die mir bislang noch nie zu Ohren gekommen war: Eine ehemalige Angestellte der Residenz, die immer in den frühen Morgenstunden ihren Dienst anzutreten pflegte, hatte etliche Begegnungen mit einem seit langem schon verstorbenen Wittelsbacher, einer sehr ernsthaften, großen, Respekt einflößenden Seele – und zwar ebenfalls in den Steinzimmern! Sie habe ihn stets im Thronsessel im sogenannten Zimmer der Elemente sitzen sehen. Er sei unglücklich darüber gewesen, dass er auch nach etlichen Jahrhunderten den Ort, an dem er seine große Macht ausgeübt habe, nicht los lassen könne. Schließlich habe sie eine Art geheimnisvolles Zeremoniell durchgeführt, und seitdem sei dieser Geist – ich nehme an, dass es sich dabei durchaus um den großen Kurfürsten Maximilian I. handeln könnte – nicht mehr gesehen worden…
… Das ist so etwas wie neues Wasser auf meine Mühlen, grade jetzt, da ich immer öfter mit dem Gedanken spiele, den Job im Schloss an den Nagel zu hängen. Ich glaube, ich werde wieder mal ein wenig Geisterforschung in der Residenz betreiben. Und mir das Romanfragment von der Schwarzen Frau vorknöpfen. Irgendwie habe ich jetzt wieder Lust bekommen, daran doch weiter zu arbeiten…
… Diese kleine Geschichte habe ich im Gesichtsbuch gefunden. Und ich finde sie geradezu ideal für den Beginn eines neuen Jahres:…
Eines Tages kam ein Professor in die Klasse und schlug einen Überraschungstest vor. Er verteilte sogleich das Aufgabenblatt, das wie üblich mit dem Text nach unten zeigte. Dann forderte er seine Studenten auf die Seite umzudrehen und zu beginnen. Zur Überraschung aller gab es keine Fragen – nur einen schwarzen Punkt in der Mitte der Seite. Nun erklärte der Professor folgendes:
„Ich möchte Sie bitten, das auf zuschreiben, was Sie dort sehen.“
Die Schüler waren verwirrt, aber begannen mit ihrer Arbeit.
Am Ende der Stunde sammelte der Professor alle Antworten ein und begann sie laut vorzulesen. Alle Schüler ohne Ausnahme hatten den schwarzen Punkt beschrieben – seine Position in der Mitte des Blattes, seine Lage im Raum, sein Größenverhältnis zum Papier etc.
Nun lächelte der Professor und sagte:
„Ich wollte Ihnen eine Aufgabe zum Nachdenken geben. Niemand hat etwas über den weißen Teil des Papiers geschrieben. Jeder konzentrierte sich auf den schwarzen Punkt – und das gleiche geschieht in unserem Leben. Wir haben ein weißes Papier erhalten, um es zu nutzen und zu genießen, aber wir konzentrieren uns immer auf die dunklen Flecken.
Unser Leben ist ein Geschenk, das wir mit Liebe und Sorgfalt hüten sollten und es gibt eigentlich immer einen Grund zum Feiern – die Natur erneuert sich jeden Tag, unsere Freunde, unsere Familie, die Arbeit, die uns eine Existenz bietet, die Wunder, die wir jeden Tag sehen …….
Doch wir sind oft nur auf die dunklen Flecken konzentriert – die gesundheitlichen Probleme, der Mangel an Geld, die komplizierte Beziehung mit einem Familienmitglied, die Enttäuschung mit einem Freund usw.
Die dunklen Flecken sind sehr klein im Vergleich zu allem, was wir in unserem Leben haben, aber sie sind diejenigen, die unseren Geist beschäftigen und trüben.
Nehmen Sie die schwarzen Punkte wahr, doch richten Sie ihre Aufmerksamkeit mehr auf das gesamte weiße Papier und damit auf die Möglichkeiten und glücklichen Momente in ihrem Leben und teilen sie es mit anderen Menschen!“…
… sollte man bei all dem Schauen und Staunen und Schlendern durch Salzburgs Gassen und Hinterhöfe nicht vergessen. Meiner führte mich, wie schon etliche Male zuvor, zum „Sporer“ in der Getreidegasse, einer alteingesessenen Wein- und Spirituosenhandlung, sowie Schnaps-, Likör- und Punschmanufaktur. Die ist nicht nur für das ungemein umfangreiche und ausgezeichnete Sortiment weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt, sondern auch für den hausgemachten Orangenpunsch. Der sucht seinesgleichen, schmeckt sehr aromatisch, ist allerdings so etwas wie ein ziemlich hochprozentiger „Turbo-Beschleuniger“. Deshalb sollte man ihn mit Bedacht genießen, und vielleicht lieber auf ein zweites Glaserl verzichten. Das Konzentrat dieser flüssigen Labsal kann man sich mit nach Hause nehmen, es wird in Viertel-, Halb- und Einliterflaschen abgefüllt. Ein ideales Mitbringsel für kalte Winterabende, nicht nur in der Vorweihnachtszeit… 😉
… Der „Sporer“, in dem sich ab dem frühen Nachmittag die vor allem einheimische Kundschaft, welche dort ein bis einige Glasern Wein oder Schnaps zu verkonsumieren pflegt, bis auf die Straße hinaus drängt, erinnert mich stets irgendwie ein wenig an das „Al Bottegon“ in Venedig. Zwar fehlen die leckeren Cicchetti, doch die Atmosphäre, dieses gemütlich-gutmütige „Leben, genießen und leben lassen“, ähnelt sich meiner Meinung nach…
… Einen kurzen Ausflug in die Mozartstadt Salzburg habe ich heute gemacht. Mit meiner Mutter war ich im noblen St.-Peter-Stiftskeller Salzburger Nockerln essen, und dann spazierten wir über den Christkindlmarkt am Dom. Es war richtig schön winterlich kalt, mit herrlich blauem Himmel. Bemerkenswert fand ich das Kripperl im großen Gotteshaus. Es wird nämlich nicht die Heilige Familie mit allem Drum und Dran dargestellt, sondern jene Szene, in welcher ein Erzengel der Jungfrau Maria verkündet, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen wird…
… Gereist bin ich übrigens mit dem Railjet, einem sehr schnellen und komfortablen Personenzug, dessen Lok, eine Siemens Taurus, beim Anfahren eine Tonleiter zu „singen“ pflegt… 😉
… dass man auf einem kleinen Eiland am Ende der Florida Keys erneut an einer Unabhängigkeitserklärung arbeitet. – Seit der US-Präsidentschaftswahl kommt mir ein Schelmenstreich, der sich vor gut dreißig Jahren zugetragen hatte, immer wieder in den Sinn – und zutrauen würde ich eine Wiederholung dessen den charmanten und liebenswerten, eigenwilligen und querköpfigen Insulanern/innen durchaus:…
Die Florida Keys liegen aufgereiht wie Perlen an der Schnur zwischen dem Atlantik und der weit ausladenden Bucht des Golfs von Mexico. Die südlichste dieser Inseln ist Key West. Sie zeichnet sich nicht nur durch schöne Strände und ein Wohnhaus Hemingways aus, sondern auch durch eine illustre, farbige und schräge Geschichte. Bereits in früheren Zeiten hatten die Einwohner einen sehr lockeren Begriff von Recht und Ordnung, sie „verdienten“ sich ihren Lebensunterhalt großenteils durch das Plündern gestrandeter Schiffe, die sie durchaus des Öfteren mit einem falsch gesetzten Leuchtfeuer vorsätzlich vom sicheren Kurse abzubringen pflegten.
Die Zeiten wandelten sich, Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die Florida Keys als Urlaubsparadies sonnenhungriger Nordstaatler und Ausländer entdeckt. Es war in den frühen Achtzigern, der sehr umstrittene Ronald Reagan herrschte als Präsident im Weißen Haus, und irgendwie mußte ihm irgend jemand vor ungezählten bösen Buben und finsteren Delikten wie zum Beispiel Rauschgiftschmuggel in großem Stile auf dem Inselarchipel im Sunshine State bange gemacht haben. Ronny ließ im Frühjahr 1982 von seinen Behörden einen streng bewachten Kontrollposten am Higway Nr. 1 einrichten, dem einzigen Landweg, der die Keys über zahlreiche Brücken mit dem Festland verbindet. Die Maßnahme sollte die Suche nach Drogen sowie illegalen Einwanderern erleichtern, brachte jedoch lediglich erhebliche Erschwernisse für den florierenden Tourismus mit sich – und kaum nennbare Erfolge für die Bundesbehörden.
Die Insulaner waren alles andere als begeistert. Die Stadtregierung Key Wests verlangte die sofortige Entfernung der Barriere. Eine entsprechende Klage scheiterte. Nach einer ausdauernden, stürmischen, feucht-fröhlichen Versammlung in der Seefahrerkneipe „Schooner Wharf“ erklärte man am 23. April 1982 die Abspaltung von den Vereinigten Staaten von Amerika, sowie die Unabhängigkeit und rief die Conch Republic aus (Conch = Fechterschnecke, Hauptnahrungsmittel und Wahrzeichen Key Wests). Der Bürgermeister wurde zum Premierminister ernannt, die seinerzeit schon sehr betagte – neunundachtzigjährige – Nachfahrin eines Ex-Admirals mit deutschen Wurzeln zur Kriegsministerin. Man bestückte ein altes Museumsschiff, den Segler „Wolf“, mit einer Handvoll Kanonen, die auch schon bessere Tage gesehen hatten, lud diese mit Kanten altbackenen Weißbrots, ging an der einzigen Brücke vor Anker, blockierte die Zufahrt und erklärte den USA den Krieg. Nach diesem recht kurzweiligen Spektakel wurde sehr schnell die weiße Fahne gehisst, und das Parlament der Mikro-Republik ersuchte um 1 Milliarde Dollar für den Wiederaufbau. Dieser Schelmenstreich sorgte für enormen Wirbel, beherrschte tagelang die Schlagzeilen – und führte dazu, daß die Kontrollstelle aufgegeben wurde
Nach wie vor identifizieren sich viele Einwohner von Key West mit der Conch Republic. So wird alljährlich am 23. April mit einer Unzahl rauschender Festivitäten der Unabhängigkeitstag gefeiert. Auch die augenzwinkernden Schelmereien finden ihren Fortgang: Im Januar 2006 annektierte das kleine Inselreich eine alte Brücke, die zuvor von der US-Regierung zum staatenlosen Bereich erklärt worden war (um Flüchtlinge, die auf ihr Schutz gesucht hatten, abschieben zu können). Vertreter der illustren und winzigen Nation pflanzten Flaggen auf die marode Brücke und nahmen sie für ihr Inselreich in Besitz…
… Bis zum heutigen Tage werden übrigens Bundesagenten, die in schwarzen SUVs, dunklen Sonnenbrillen und Knöpfen im Ohr über die Duval Street cruisen – ca. 1,6 km vom Atlantik bis zum Golf von Mexico 😉 – und das bunte Gemenge Einheimischer und Touris beim Feiern und Flanieren stören, mit harten Scheiben kubanischen Weißbrots beworfen…
… Zuallererst: Diese Nacht im geschichtsträchtigen Maximilianeum angesichts einer – vielleicht – ebensolchen Wahl hat mir verdammt viel Freude gemacht! Ich habe mich schon seit langem nicht mehr so wohl in meiner Haut, glücklich und zufrieden gefühlt, ein solches Hochgefühl empfunden, als in jenen langen Stunden, da ich mit dem Laptop in einer lässig über die Schulter gehängte Retro-Hippie-Umhängetasche und der Kamera im Anschlag mir beständig meinen Weg durch die schönen Räumlichkeiten unseres Regierungsgebäudes suchte. Sehr oft heftete ich mich so unauffällig als möglich an die Fersen der diversen TV-Teams – ich bin kein eingefleischter Fan von „Celebrities“, doch die Gelegenheit, die eine oder andere prominente Persönlichkeit vor die Linse zu bekommen, hat mir dennoch große Genugtuung bereitet – eine Befriedigung jenes Jagdfiebers, das mich so manches Mal überkommt, wenn ich auf der Foto-Pirsch bin… 😉
… Ich habe recht interessante und sympathische Menschen kennen lernen dürfen – dazu zählen ein pensionierter Professor des Goethe-Instituts und seine Gattin, sowie die Generalkonsulin, Mrs. Jennifer D. Gavito, die mit ihrer sehr sympathischen, umgänglichen und freundlichen Art viele meiner Vorurteile über arrogante und „abgehobene“ Diplomaten/innen ad absurdum führte. Ich habe inspirierende, erhellende, anregende, wirklich zutiefst gute Gespräche führen dürfen. Der einzige Minuspunkt war die, gemessen an den vorangegangenen Wahlparties im Amerikahaus, mickrige Verpflegung. Nach den Eröffnungsreden wurden Donuts verteilt, aber man musste schon sehr flink zugange sein, um einen davon zu erhaschen, und im großen Foyer standen zwei Popcorn-Maschinen. Das war’s. Alle anderen Speisen – Sandwiches, Burger, Hotdogs etc. – musste man käuflich erwerben. Ich hoffe, dass man bis in vier Jahren wieder großzügigere Sponsoren an Land gezogen haben wird. 😉 Bier, alkoholfreie Getränke und ein gar köstlicher Frankenwein, von der Weinkönigin selbst kredenzt, die höchst tapfer auch bis in die frühen Morgenstunden aushielt, flossen allerdings ohne Unterlass bis zum Zapfenstreich…
… Nie werde ich die Antlitze all jener vergessen, die mit mir bis fünf Uhr morgens ausgehalten haben, bis man uns sehr charmant und freundlich, aber bestimmt nahe legte, nach Hause zu gehen. Wie sich über die Müdigkeit in den Gesichtszügen allmählich Fassungslosigkeit und Entsetzen legten. Dies ist meine fünfte Teilnahme an einer US-Wahlparty gewesen – desgleichen habe ich noch nie beobachtet, außer vielleicht in jener ebenfalls schicksalhaften Nacht, als wir gegen sieben Uhr morgens über den Vorsprung von Al Gore versus G. W. Bush jubelten – und knapp eine halbe Stunde später vor ungläubigem Schrecken nach Luft schnappten…
… Mr. Trump ist seit langem schon sehr medienversiert. In seiner über etliche Jahre laufenden und eifrig frequentierten TV-Show „The Apprentice“, eine sogenannte Reality-Show, erkor er regelmäßig aus einer Schar von 16 Anwärtern/innen einen Sieger, der sich über 250.000 Dollar Anfangsgehalt und eine sehr gute Anstellung in einem seiner Unternehmen freuen durfte. Sein sonor und knallhart vorgetragener Spruch am Ende jeder Sendung zu einem der Kandidaten/innen: „You’re fired!“ wurde legendär, allein damit fand er amerikaweit ungezählte Bewunderer. Ich denke, dass die schier atemberaubende, bisweilen unsäglich niveaulose Schlammschlacht seiner Kandidatur, seine verbalen Ausfälle, die polarisierenden Reden mit vollem Bedacht und höchst berechnend inszeniert worden sind. Trump und sein Wahlkampfteam haben sich als effiziente, psychologisch hervorragend geschulte Rattenfänger geriert, die virtuos mit den primitiven, dunklen Seiten der potentiellen Wählern spielten. Das ist meiner Meinung nach eine der Hauptursachen seines doch überraschenden Erfolgs. Die andere liegt in dem antiquierten, unnötig komplizierten, amerikanischen Wahlsystem. Würden die Amerikaner ihr Staatsoberhaupt mittels einer Direktwahl ins Weiße Haus berufen, hätte Killary Clinton ca. 300.000 Stimmen mehr gehabt als ihr Rivale…
… In seiner gestrigen Rede hat Mr. Trump sehr moderate, versöhnliche, besonnene Töne angeschlagen. Ein leiser Hauch, dass sich da ein Saulus zum Paulus wandeln wird? Wer weiß?… Die Zeit wird es zeigen… Nach all dem Entsetzen, dem Schrecken – ob berechtigt oder nicht – ist es allerdings jetzt an der Zeit, Vernunft, Zuversicht, Unvoreingenommenheit und Geduld an den Tag zu legen. Verdient nicht jeder eine Chance? Und sollten dies nicht vor allem all jene von uns beherzigen, meine Wenigkeit mit eingeschlossen, die stets und unverdrossen zum friedvollen Miteinander, zu Toleranz und Menschlichkeit aufrufen?…
… Vielleicht wird Trump’s Präsidentschaft ein Desaster werden. Vielleicht werden die Ängste, das Entsetzen, die Bedenken zur Zeit aber auch nur wieder einmal von den omnipräsenten Medien hochgekocht – not only sex sells, fears also guarantee big media profits…
… Ende August hatte ich mir einen neuen Laptop zugelegt, weil mein treuer, sieben Jahre alter Ac.er vor allem beim Hochladen und Bearbeiten von Fotos gar fürchterlich keuchte und schnaufte und auch immer langsamer wurde. Nur wenige Tage vor meiner zweiten Venedig-Reise wurde ich also mit Windoof 10 und seinen Tücken konfrontiert, hatte viel Arbeit damit, und kam manchmal ganz ordentlich ins Schwitzen, bis die Software im Großen und Ganzen so lief, wie ich mir das vorstellte…
… Ganz stolz erzählte ich davon einem langjährigen Bekannten, mein ehemaliger Computerkurs-Dozent, mit dem ich locker in Verbindung geblieben bin, als wir uns auf einen Kaffee trafen. „Eine neue Externe Festplatte solltest du dir jetzt aber auch schleunigst zulegen, denn deine jetzige ist genau so steinalt wie dein Ex-Laptop, und könnte auch jeden Moment den Geist aufgeben.“, riet er mir. Die düstere Schilderung, dass mit einem Male alles, was ich während der vergangenen Jahre schriftstellerisch und fotografisch erarbeitet hatte, ins Nirwana entschwinden könnte, erschreckte mich sehr. So sauste ich gleich nach unserem Treffen los und erstand so ein Teil im nahen Elektrogroßmarkt – und staunte nicht schlecht, wie winzig klein und leicht so ein elektronisches Wunderwerk mittlerweile geworden ist. Kaum fassbar, dass sich auf so etwas, das nicht viel mehr misst als eine Puderdose, ein Terrabite Speicherkapazität befinden sollte…
… Wohlgemut schloss ich beide Externen an und ging daran, sämtliche Dateien von der alten auf die neue zu übertragen. Und da hat mir die gute alte Festplatte sozusagen zum Abschied noch ein ganz kräftiges Ei gelegt: Beim Überspielen gingen von ca. 17.000 meiner insgesamt ca. 36.000 Bildern die Markierungen verloren. Nicht nur das, sie wurden großenteils auch völlig wahllos in irgendwelche Ordner gestopft und kräftig durcheinander gewürfelt. Seit Tagen schon bin ich mit dem Neuorganisieren, Markieren und Ordnen beschäftigt – eine Sch…-Arbeit. Die allerdings zwei Vorteile hat – ich grübele weniger nach, und meine seelische Verfassung hat sich so weit erholt, dass ich nur mehr gelegentlich auf die verschriebenen Psychopharmaka zugreifen muss. Und ich entdecke beim Suchen und Sortieren jede Menge Aufnahmen, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie irgendwann einmal gemacht hatte…
… Als ich auf die Fotos von einer Münchner CSD-Parade vor etlichen Jahren gestoßen bin, packte mich die Lust, mir diese wieder einmal vorzunehmen, und neu zu bearbeiten:…
… sind oftmals die besten. So packte ich am Donnerstag vormittag einer plötzlichen Idee folgend meinen Rucksack, machte mich auf den Weg zum Hauptbahnhof und stieg in den nächsten Zug Richtung Salzburg. In der sogenannten Mozartstadt angekommen fuhr ich mit einem E-Bus – was umweltbewusstes Handeln bezüglich Öffentlicher Verkehrsmittel anbelangt, sind uns die Salzburger meilenweit voraus! – zum Schloss Mirabell…
… Der Schloßpark war fast völlig in asiatischer Hand. Nur hier und da hob sich ein europäisches Gesicht aus dem ewigen Mahlstrom ungezählter hastender Reisegruppen aus dem Fernen Osten…
… Die Wege waren mit bunten Blättern geziert. Eine sich unweit eines Portals hochrankende Clematis erstaunte mich mit ihren tiefblauen Blütensternen. Späte rote Rosen hielten ihre Gesichter in das milde Herbstlicht…
… Ich verweilte nur kurz im Mirabellgarten, denn es war Zeit, meine kleine Reise fortzusetzen, hoch zum Salzburger Hausberg, dem Gaisberg. Seit mindestens vierzig Jahren bin ich nicht mehr dort oben gewesen, und ich freute mich sehr auf eine weite, wunderbare Aussicht auf die Berge meiner Heimat, auf die Mozartstadt und das Salzkammergut. Und auf den ersten Schnee des Jahres…
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