… ist mir heute gegen Mittag in der Residenz widerfahren:…
… Man hatte mich in die drei nördlichen der insgesamt sechs sogenannten Steinzimmer eingeteilt. Weit und breit war kein Besucher zu sehen, daher vertiefte ich mich voller Begeisterung in die Betrachtung der wunderschönen, aus verschiedenfarbenem Marmor mit kunstvollen Intarsien bestehenden Türstöcke. Da sah ich, wie zwei Räume von mir entfernt eine Gestalt, in einen schwarzen, bodenlangen Kapuzenmantel gekleidet, und von der Größe eines etwa sechs-, siebenjährigen Kindes sehr rasch von links nach rechts huschte, ja, beinahe flog. Ich machte mich so schnell ich konnte auf den kurzen Weg dorthin – und fand – nichts, niemanden! In jenem Gemach gibt es zudem keine seitlichen Türen! Ich ging zurück ins dritte Zimmer, überprüfte suchend das kleine, angrenzende Vestibül sowie die Besucher-Toilette. Beide Kabinen waren leer. Gespannt wartete ich eine geraume Weile, denn es kommt schon des Öfteren vor, daß sich Kinder selbständig machen, das riesige Schloss durchstreifen und ihren Eltern weit voraus sind. Doch es begegneten mir keine um einen Sprößling besorgte Erwachsene!…
… Dieser seltsame Vorfall beschäftigt mich nach wie vor sehr. Was war es, was ich da gesehen habe – und ich bin mir sehr, sehr sicher, daß mich meine Sinne nicht getäuscht haben! Einen Schlossgeist gar???…
… Update: Dank Tante Guggel habe ich erfahren, daß es in der Tat in der Münchner Residenz „umgehen“ soll – ab und an wird dort die Schwarze Dame der Wittelsbacher gesehen. Und dort kann man mehr über diese Erscheinung erfahren – danke, liebe Quizzy, für den Link: http://www.gespensterweb.de/Spukorte/spukortedt/bayern/munch/munch.htm …
… So lautet der Titel eines Kunstwerks des amerikanischen Künstlers George Segal (1924 bis 2000), der sich zu Anfang seiner Karriere mit teilweise recht dramatischen Zeichnungen einen Namen machte, wirklich erfolgreich allerdings erst mit seinen lebensgroßen und sehr realistisch wirkenden Gipsfiguren wurde. Im Jahr 1970 erklärte sich die damals fünfundzwanzigjährige, in Arizona geborene und in Kalifornien aufgewachsene, in den USA überaus bekannte Dichterin Alice Notley dazu bereit, als Model für eine Installation Segal’s zu fungieren…
… Dazu wurde sie von Segal und seiner Frau komplett mit angefeuchteten Gipsbandagen umwickelt, die nach dem Trocknen vorsichtig entfernt, und danach wieder zusammengesetzt wurden. Mrs. Notley sitzt in recht entspannter Haltung vor einem kleinen Tischchen, auf dem sich ein Kassettenrekorder befindet, der in Endlosschleife die Life-Aufnahme einer ihrer Lesungen abspielt. Der Blick der Künstlerin scheint durch das schwarze, angedeutete Fenster in weite Ferne zu gleiten…
… In der Pinakothek der Moderne gibt es seit Neuestem einen Grünen Raum. Sehr merkwürdig ist, daß man, wenn man diesen Saal nach einem Weilchen wieder verlässt, weiß gefärbtes als Rosa wahrnimmt…
… is des da Fünfe-Zug nach Giasing…“ – An diese bayerische Version des Glenn-Miller-Hits „Chattanooga Choo Choo“ musste ich am frühen Nachmittag denken, als ich mit großer Kamera angetan an der Großhesseloher Brücke im Isartal nahe München auf den historischen Zug wartete, den der Bayerische Localbahnverein jedes Jahr zu Ostern mehrmals täglich auf einem Rundkurs fahren lässt. Im Wechsel werden die sorgfältig restaurierten Waggons aus den frühen Zwanzigern entweder von der kohlegefeuerten, im Jahr 1913 erbauten Dampflok 70 083 oder der 1930 gefertigten E-Lok 169 005, einem sogenannten „Krokodil“, gezogen…
… Nachdem mit viel Schnaufen und Heulen das historische Züglein unter uns Schaulustigen durchgefahren war, beschloss ich, mir dieses noch einmal anzusehen, und zwar von der Donnersberger Brücke nahe des Münchner Hauptbahnhofs aus. So marschierte ich wohlgemut im Fußgängergeschoss der Großhesseloher Brücke über das tief unter mir liegende Isartal hinweg Richtung S-Bahnhof Solln. Am Ufer des Flusses ergötzte man sich am Picknick, Kinder spielten, zahlreiche Radlfahrer/innen brausten einher, am Kiosk nahe der Schleuse wurde Einkehr gehalten, im stillen Wasser des Isarkanals spiegelten sich die frisch ergrünten Bäume…
Blick Richtung Süden
… Noch ein paar Impressionen vom historischen Zug, aber auch von modernen Garnituren, wie z. B. dem Meridian und ICE, sowie einem guten alten Freund, dem Zeppelin NT, der grade mal wieder zu Besuch in München ist, von der Donnersberger Brücke aus aufgenommen…
Mein „alter Freund“, der Friedrichshafener Zeppelin NT, zu Besuch in München
… Ich blogge im Grunde genommen ausgesprochen ungern Sprichwörter und Zitate. Aber grade eben habe ich einen verdammt guten Ausspruch von Mark Twain gelesen, und den möchte ich euch nicht vorenthalten:…
„Krieg ist, wenn alte Männer, die einander gut kennen, ihre Söhne, die einander nicht kennen, aufeinander hetzen, um sich gegenseitig totzuschlagen.“
… auf einen Haufen morscher, alter Knochen acht.“, mit diesen Worten begrüßte mich gestern früh die Dienstleiterin in der Residenz. Mit ihrer flapsigen Umschreibung meinte sie die Reliquiensammlung nahe der Hofkapelle. In einem kleinen, abgedunkelten Raum mit einer wuchtigen, ungefähr dreißig Zentimeter dicken, stählernen Panzertür befinden sich, überaus prunk- und kunstvoll in Gold und Silber gefasst und mit ungezählten Juwelen besetzt, nebst den Knochen vieler sogenannter Heiliger auch solch illustre Dinge wie: Barthaare der Apostel Petrus und Johannes, Splitter vom Kreuz Christi, Teile eines Gewandes der Gottesmutter Maria, die mumifizierten Leiber zweier von Herodes in Bethlehem nach der Geburt Jesu ermordeten kleinen Kinder, die Häupter von Johannes des Täufers und seiner Mutter Elisabeth, Stroh aus der Krippe Christi, Teile seiner Dornenkrone, vom Essigschwamm, mit dem er am Kreuz hängend getränkt worden war, sowie Partikel der Geißelsäule, und Fetzen des Tischtuchs vom letzten Abendmahl…
… Reliquien dienten dazu, göttliche Weisheit und Erleuchtung zu erlangen, sowie als angeblich übernatürliche Heilmittel allerlei Krankheiten und Blessuren. Aber sie wurden auch bei „wichtigen“ Schlachten auf hohen Stangen vor den Soldaten hergetragen – meist zum Kriegsdienst gepresste Bauernsleut‘ und Arbeiter. Diese konnten, falls sie des Schreibens mächtig waren, Zettelchen mit ihren Namen an den heiligen Überresten befestigen, was ihnen die unversehrte Heimkehr aus dem Feldzug garantieren sollte…
… Hier ein paar Eindrücke aus der Reliquienkammer – da ich für die kleine „Taschen-Olympus“ leider keinen Polfilter hab‘, kann man auf einigen Bildern Glas-Spiegelungen sehen…
… In früheren Tagen sind die Reliquien in der sogenannten Reichen Kapelle des sehr gläubigen Kurfürsten Maximilian I. (er regierte von 1597 bis 1651) aufbewahrt gewesen – die Frömmigkeit hat Seine Hoheit, sowie seine Nachfolger bis zu Max III. Joseph Mitte/Ende des 18. Jahrhunderts allerdings nicht davor bewahrt, getreulich dem Hexenhammer zu folgen und eine in die Tausende gehende Schar anders- und freidenkender, eigensinniger, unangepasster Frauen und Männer zum Teil furchtbarer Qualen und dem Tode zu überantworten…
… Die Reiche Kapelle…
… Unweit der Reliquienkammer befindet sich die Hofkapelle der Residenz. Sie wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Auftrag Maximilian I. erbaut, welcher sie der Heiligen Maria weihen ließ. Seine starke Marien-Verehrung wirkt sich bis in die heutigen Tage aus, noch immer ist die Mutter Jesu Bayern’s Schutzpatronin…
… Am späten Nachmittag übte ein Streichertrio für das am Abend stattfindende Konzert, die wunderschönen klassischen Weisen schwangen sich sanft durch die weitläufigen Säle und Räume…
… Ich lauschte hingerissen – wenn auch mit einem weinenden Auge, denn dies war mein vorerst letzter Tag als Aufsicht in der Residenz, die nächste Woche über bin ich wieder der Pinakothek der Moderne zugeteilt worden. Und ich genoss es, eine ruhigere Kugel zu schieben, und mich ab und an sitzend etwas ausruhen zu können. Denn die Tage zuvor hatte ich in Abschnitten meinen Dienst versehen, die zu Beginn des großen sowie des kleinen Rundgangs liegen, und war sehr viel damit beschäftigt gewesen, nicht nur jugendliche Besucher davon abzuhalten, Kaugummis an fragile Rokoko-Stühlchen zu kleben, an der Brokat-Überdecke von Kurfürst Maximilian I. Prunkbett zu zerren, wertvolle Seidentapeten und verspielte Stuckverzierungen zu begrapschen, gegen zierliche Porzellanvasen, Standuhren, Glasstürze und Vitrinen zu klopfen oder gar daran zu rütteln, die Finger in die schimmernden Polster von Sitzmöbeln zu vergraben, und sogar mit den Nägeln das Blattgold von den Ornamenten der hohen Flügeltüren zu kratzen. Bei Schülergruppen scheint es eine Art Sport zu sein, in Nähe einer Museums-Aufsicht geballte Ladungen von Verdauungsgasen auszustoßen, da muss man mit einem Pokerface die Luft anhalten oder flach durch den Mund atmen, wenn man sich nicht zur Seite bewegen kann…
… Trotz den gerade geschilderten nicht grade feinen Umständen habe ich in der Residenz die glücklichsten und schönsten Arbeitstage seit ungezählten Jahren verbracht. Ich hoffe so sehr, daß ich bald wieder dort arbeiten darf…
… als Bayern noch ein Königreich gewesen ist, ist das hier eine Art indischer Tempel gewesen.“, erklärte ein Rikscha-Jockey seinen beiden Passagieren, einem Schweizer Ehepaar, als er in der Durchfahrt von der Residenzstraße zum Brunnenhof kurz an der verschlossenen schmiedeeisernen Pforte des Grottenhofes Halt machte. Die beiden Leut‘ nickten sichtlich beeindruckt, während der Pedalritter sein Gefährt wieder in Bewegung setzte, unterhielten die Drei sich lebhaft darüber, welcher Gottheit dieses angebliche Tempelchen wohl geweiht gewesen war. Ich blickte ihnen nach, und Schauder ob der schier atemberaubenden geschichtlichen Unkenntnis des Rikscha-Fahrers ließen mir die Haare zu Berge stehen. Da hatte ich ja in meinen Vor-Residenz-Zeiten noch mehr gewusst! Zum Beispiel, daß die Grotte im gleichnamigen Hof nichts, aber auch gar nichts mit einem indischen Tempel gemein hat!…
… Herzog Albrecht V. ließ in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts eine Art Renaissance-Lustschloß um einen sehr verschwiegenen Innenhof bauen, an dessen Ostseite sich, von mehreren Marmorsäulen gestützt, eine Art sehr verspielte Grotte befand, deren Mittelteil aus Tuffgestein besteht, in welches in großer Zahl Halbedelsteine eingefügt waren. Sämtliche Figuren – mit Ausnahme des güldenen Merkurs, der sich über den zentralen Brunnen erhebt – Ornamente, Blumen, Zapfen, Fabelwesen, Tiere sind aus ungezählten Muscheln in allen Größen und Formen gefertigt, die dem Bayernherzog seinerzeit von befreundeten Fürsten aus Italien zum Geschenk gemacht worden waren…
… Dieses sehr phantasievoll gestaltete Ambiente war zunächst dem Herzog und seiner Familie vorbehalten. Erst Kurfürst Maximilian I. begann, den Grottenhof auch für Festivitäten, sowie geheime Unterredungen zu nutzen, denn das Plätschern der Brunnen machte es etwaigen Lauschern so gut wie unmöglich, den Wortlaut der geführten Gespräche zu erfassen…
… Als man in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts daran ging, die Kriegsschäden an der Grotte auszubessern, bat man per Zeitungsannoncen und Rundfunkansagen die Münchner Bürger/innen darum, an den Stränden der heimischen Seen und in Bella Italia, das grade als Urlaubsdomizil in Mode kam, Muscheln zu sammeln und zu spenden…
… Unmittelbar hinter der Grotte liegt der atemberaubend schöne Saal des Antiquariums. Ursprünglich ist dieser von Herzog Albrecht als eine Art Museum für seine umfangreiche Sammlung angeblich antiker Statuen gedacht gewesen. Die Baumeister Jacopo Strada und Simon Zwitzel schufen von 1581 bis 1589 ein zu jener Zeit einzigartiges Tonnengewölbe, und mit beinahe siebzig Metern Länge den größten Renaissancesaal nördlich der Alpen…
… Kurfürst Maximilian I. wandelte das Antiquarium in einen Festsaal um, er ließ den Boden tiefer legen, und an der Westseite einen gewaltigen Kamin errichten – die Hälfte meiner Wohnung hätte darin Platz – sowie eine Empore, auf der Seine Hochwohlgeboren mit Familie und Anhang speisten. Zu jener Zeit waren die sogenannten Schauessen üblich, Bürgern/innen wurde die Ehre einer Einladung zuteil, der herzöglichen Sippschaft beim Tafeln zusehen zu dürfen – wobei den Geladenen weder Speis noch Trank gereicht wurden, einzige Nahrung war das Privileg, all die Pracht und den Prunk und den Herrscher einmal aus der Nähe mit den eigenen Augen gesehen zu haben…
… Kurz vor dem Zusperren saß ich noch eine kleine Weile ganz alleine im großen Saal des Antiquariums. Es war wundervoll ruhig, nur ganz, ganz sachte drang das Plätschern eines fernen Brünnleins an meine Ohren. Es hörte sich an, als würden längst vergangene Stimmen raunen, prachtvolle Roben die nahe Treppe hinab rauschen. Der Zeremonienmeister pochte mit seinem Stock auf den schimmernden Fliesenboden und rief: „Seine Hoheiten, der Herzog und die Herzogin von Bayern!“… Doch es war nur einer der Kastellane, der durch das weitläufige Schloss schritt, um die Türen zu verschließen…
… Diese Bronze-Plakette ist an der Westseite der Münchner Residenz zu finden, etwas über Kopfhöhe. Unterhalb sitzen an warmen Tagen die Gäste der in das Stadtschloss integrierten Pfälzer Weinstube, um friedvoll die Sonne, das Treiben auf dem Odeonsplatz, eine Brotzeit und ein oder mehrere Viertel Wein zu genießen. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß Friede, Lebensfreude und die Freiheit zu genießen uns allen noch sehr, sehr lange erhalten bleiben…
… im schönsten „Bauch“ Münchens, am Viktualienmarkt…
… Huch! Ein Politiker???…
… Ein Schwarm Friedenstauben in der Heilig-Geist-Kirche – das gefällt mir weitaus besser als Waffen segnen oder für einen „glorreichen Kriegs-Sieg“ beten…
… Die Katze auf dem frühlingswarmen Schindeldach…
… Der Roider-Jackl, in den fünfziger/sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein in Bayern überaus populärer und verehrter G’stanzl- und Schnaderhüpferl-Sänger (mit zumeist sehr bissigen, politik-kritischen Texten), hat zwar schon den Frühlingsblütenkranz um, trägt aber vorsichtshalber nach wie vor seine wärmende Winterjacke samt Schal…
… Im Biergarten gibt’s so gut wie kein freies Platzerl mehr, und die Schlange an der Freiluft-Schänke ist viele, viele Meter lang…
… Es gibt einige kleine Lädchen in meinem Heimatviertel, die führen mich stets ganz ungeheuerlich in Versuchung…
… Einer ist der „Donuts-and-Candy-Shop“…
… Ein anderer ist die „Puppenstube/Puppenklinik“. Da werde ich beim verträumten Studium der Schaufenster stets wieder zum kleinen Mädchen…
… Hier im Viertel gibt es noch so einige Kuriositäten mehr: Ein Hirsch auf einem Dach zum Beispiel, eine Kuh mit Trachtenhut, schöne Graffiti, Freiluft-Schach, ein buddhistischer Mönch in einem Schmucklädchen…
… Ich habe eine neue Bezeichnung für das COPD-Leiden gefunden, für mich heisst dieses nicht „Schaufenster-“ sondern „Fotografier-Krankheit“. Denn da ich beim Spazierengehen so oft stehen bleibe, um Aufnahmen zu machen oder mögliche Objekte zumindest anzuvisieren, komme ich überhaupt nicht außer Puste…
… Eigentlich wollte ich für Franka eine ganz besondere U-Bahnstation fotografieren, nämlich die am Königsplatz. Doch mit den dort gemachten Bildern bin ich so gar nicht zufrieden. Ich werde mich in den kommenden Tagen noch einmal dahin begeben. – Danach trieb ich mich ein wenig vor dem frisch renovierten Lenbachhaus herum, dem man einen hypermodernen Anbau verpasst hat, bevor ich die Augusten- und Schellingstraße entlang wieder gemächlich Richtung Wohnstatt schlenderte…
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