… So lautet der Begriff, den der liebe Roland in der 32. Folge seiner interessanten allwöchentlichen Blog-Challenge diesmal mit einem Bild umgesetzt sehen will…
… Die Brenta ist ein ca. 174 km langer Fluss, der in der Nähe von Trient entspringt. Bis ins 15. Jahrhundert mündete er in der Lagune von Venedig, wurde dann jedoch in den Süden von Chioggia umgeleitet, weil er sehr viel Schwemmmaterial mit sich führte, und La Serenissima zu verlanden drohte. Aus dem alten Flussbett, das man mit etlichen Schleusen versah, wurde nicht nur ein wichtiger Kanal, der Venedig mit Padua verband, sondern auch ein Refugium für den venezianischen Hochadel. Mehr als fünfzig Villen, Schlösser, Land- und Gutshäuser säumten die Ufer des Gewässers. In den lauen Sommernächten ließ man sich gerne in Burchielli – überdachten, großen Gondeln – im Fackelschein von Fest zu Fest treiben…
… Heutzutage kann man an Bord eines großen Ausflugsschiff den Brenta-Kanal entlangschippern. Etliche der prachtvollen Bauwerke hat man sorgfältig restauriert, wieder andere hätten eine umfassende Renovierung dringend nötig, und so manches einstmals strahlend schöne Gebäude ist leider dem Zerfall preisgegeben worden…
… So auch diese Ruine hier. Wie mag es in ihren Räumen früher wohl ausgesehen haben? Wer waren die einstigen stolzen Besitzer:Innen? Was für bunte, die Phantasie beflügelnde, faszinierende Geschichten diese Mauerreste wohl erzählen würden, wenn sie der Sprache mächtig wären?…
… Als der Hopp-on-Hopp-off-Touri-Bus am ersten Tag meiner Veronareise mit mir auf dem offenen Oberdeck nahe der romanischen Kirche St. Zeno um eine Ecke bog und gemächlich eine Uferpromenade an der Etsch entlang tuckerte, staunte ich nicht schlecht. Ich hatte ja nicht die geringste Ahnung gehabt, dass es in Verona eine so riesengroße Burg gibt! Ich konnte den nächstgelegenen Halt kaum erwarten, und wäre beim Aussteigen ums Haar auf der sehr schmalen und steilen Treppe ins Foyer des Busses ins Stolpern geraten vor lauter Ungeduld. Ich bändigte meine vor Schreck leicht zitternden Knie und strebte wissensdurstig den altehrwürdigen Mauern entgegen…
… Die imposante Festung wurde in den Jahren 1354 bis 1356 im Auftrag des Skaligerfürsten Cangrande II. della Scala erbaut worden, der sich nach einer Revolte seines Halbbruders Fregnano im Inneren Veronas nicht mehr sicher fühlte. Wichtiger Bestandteil der Burg war eine Brücke, die als Fluchtweg in den Norden gedacht gewesen war. Nach dem Sturz der Scaliger (ein mittelalterliches, veronesisches Herrschergeschlecht) führte das wuchtige Gemäuer ein sehr wechselhaftes Dasein: Die Venezianer nutzten es als Festung und Lagerhaus, den französischen und österreichischen Besatzern diente es als Kaserne. Im Jahr 1923 trat der italienische Staat das Nutzungsrecht an die Stadt Verona ab, anschließend erfolgten massive Umbauten, um die Burg als Museum nutzen zu können. Bei der Neugestaltung orientierte man sich an Palazzi der Renaissance. Die Brücke – Ponte Scaligero – wurde im Jahr 1945 von den Nazis gesprengt, in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts allerdings originalgetreu restauriert…
… In den zahlreichen, teilweise ineinander verschachtelten Räumen des Museumstraktes wird hauptsächlich Veroneser Malerei von der Gotik bis ins 17. Jahrhundert gezeigt. Man könnte mit Schauen und Staunen ganz leicht einen ganzen Tag dort zubringen…
… Ich war allerdings weniger an den Kunstwerken interessiert als an der Burg als solches. Und da kam ich voll auf meine Kosten! Der lange Rundweg über diverse Wehrgänge und Burgmauern bis hoch hinauf in den sogenannten Uhrenturm ist schon eine ganz ordentliche Schinderei gewesen, dank stabiler Geländer und meistens nicht allzu hohen Stufen waren meiner Neugierde aber zum Glück keine Grenzen gesetzt…
Original-Wandbemalung eines Innenraumes
Blick vom Wehrturm nach Südosten
Blick auf die romanische Kirche St. Zeno
… Ein sehr beeindruckendes Kunstwerk ist das Reiterstandbild des Cangrande (Francesco) della Scala, der „lächelnde Ritter“. Ursprünglich stand diese Statue auf dem Areal der Skaligergräber, nachdem ein Blitzschlag sie zu Boden geschleudert hatte, wurde sie ins Castelvecchio verlegt. Berühmt wurde das trotz seiner ruhenden Pose sehr dynamisch wirkende Standbild wegen des spöttischen Lächelns des Ritters. Dieses gilt als Selbstbehauptung gegen die seinerzeit daseinsfeindliche Lehrmeinung des Klerus, der sich das Bild von Tod und Verwesung als Abschreckung gegen die Versuchungen und Genüsse des Lebens zu eigen gemacht hatte…
… Ganz niedlich finde ich ja den kleinen Drachen, der sozusagen als Kopfschmuck zwischen den Ohren des Streitrosses sitzt:…