… Das NS-Regime erließ ab 1933 insgesamt über 2.000 Gesetze, Vorschriften und Verbote, die es jüdischen Mitbürgern/innen unmöglich machten, hier in Deutschland ein wenigstens halbwegs normales Leben zu führen…
… Einige dieser menschenverachtenden Reglementierungen hat man im NS-Dokumentationszentrum München auf eine harte, kahle, graue Betonwand geschrieben. Ersetzt man bei manchen dieser Ge- und Verboten das Wort „Juden“ durch „Flüchtlinge“ bzw. „Asylanten“, dann erhalten diese kurzen Sätze eine geradezu haarsträubende und erschreckende aktuelle Brisanz, dann gleichen sie dem rechtsradikalen, von Hass, Dummheit, Engstirnigkeit und Ignoranz nur so strotzenden Unrat, der mittlerweile mannigfaltig in den sogeannten „sozialen“ Netzwerken zu finden ist, auf bestürzende Weise…
… „Juden, auch Schwerbeschädigte, müssen die ihnen von den Arbeitsämtern zugewiesenen Beschäftigungen annehmen…“, heisst es im unten abgebildeten Foto in der Mitte rechts. Nimmt man statt „Juden“ die Bezeichnung „Hartz-IV-Empfänger/innen“, dann erhält man eine Aussage, die beinahe auf den Buchstaben genau so im umfangreichen Regelwerk des sogenannten Arbeitslosengeld II zu finden ist…
… Sie folgten ihrem Gewissen, ihrem Glauben, ihrem Verstand und Herzen. Sie stellten sich gegen das NS-Regime, und mussten Ausgrenzung, Folter, Verrat und den Tod dafür in Kauf nehmen. Diesen Menschen gilt mein höchster Respekt. Sie sind wahre Vorbilder…
… Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des NS-Dokumentationszentrums München. Dort bin ich diese Woche zum Arbeiten eingeteilt. Obwohl der Dienst eine gute Stunde länger dauert als in der Residenz, ist die körperliche Belastung geringer, da man sich hinsetzen darf, wenn nicht viele Besucher/innen anwesend sind. Der Ablauf ist auch weitaus entspannter und ruhiger als im Stadtschloss. Aber was ich während meiner Dienste bisher zu sehen, zu hören und zu lesen bekam, wird mich noch eine sehr lange Weile innerlich beschäftigen…
… Das sogenannte Münchner Kunstareal, auf dem sich die drei Pinakotheken sowie sich das Museum Reich der Kristalle befindet, wird im Osten von der Türkenstraße begrenzt, dem einstmaligen Türkengraben. Kurfürst Max Emanuel, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts Ambitionen bezüglich der Kaiserkrone hegte, wollte seine Schlösser Schleißheim und Nymphenburg mittels Kanal mit der Münchner Residenz verbinden lassen. Die Bauarbeiten begannen 1701, sie wurden von Soldaten der Kurfürstlichen Infanterie durchgeführt, in späteren Jahren entstand das Gerücht, der Kanal wäre von türkischstämmigen Kriegsgefangenen ausgehoben worden, die Max Emanuel, der Blaue Kurfürst (wegen der blauen Schärpe, die er stets in Gefechten trug), vom erfolgreichen Feldzug gegen die Türken vor Wien mitgebracht hatte. Die Bauarbeiten an der Wasserstraße wurden 1704 eingestellt, 1711 schüttete man den verbliebenen Graben auf, und verkaufte die Grundstücke. Die heutige Türkenstraße folgt sehr grob dem geplanten Kanal-Verlauf…
… Gut hundert Jahre später enstand unter der Herrschaft des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph entlang der Straße die sogenannte Türkenkaserne mit Platz für mehr als 2.100 Soldaten des Königlich Bayerischen Infanterie Leibregiments. Während des Wiederaufbaus Münchens nach dem 2. Weltkrieg ebnete man die verbliebenen Reste der schwer zerstörten Kaserne ein, das einzige, bis in die heutige Zeit verbliebene Relikt ist das sogenannte Türkentor. Zur Jahrtausendwende nahm sich ein renommiertes Architekturbüro der Sanierung des vom Verfall bedrohten Bauwerks an. Sie beließen die historische Front zur Türkenstraße hin, und schufen im Inneren einen völlig quadratischen Kubus, in dessen Mitte sich auf einem runden, schwarzen, dreistufigen Podest ein modernes Kunstwerk befindet. Ich hab’s so gar nicht mit moderner Kunst, doch als ich vor ein paar Tagen von der lieben Renate zu The Large Red Sphere von Walter de Maria geführt wurde, stockte mir kurz der Atem…
… Die riesige, blank polierte Kugel aus rotem Granit hat einen Durchmesser von ca. 2,60 Metern und wiegt stolze 26 Tonnen. Nach ihrer Fertigstellung in einem Granitwerk in Aicha vorm Walde (Niederbayern) und dem Transport nach München musste sie durch das im Jahr 2009 noch offene Dach des Türkentors mittels Kran auf ihren Standplatz gehievt werden…
… The Large Red Sphere strahlt etwas Magisches aus, sie hat eine geradezu überwältigende Anziehungskraft. Sowohl die Maserung des dunkelroten Granits als auch die vielfältigen Spiegelungen auf der glatten Oberfläche faszinierten mich sehr. Der überaus auskunftsfreudige und geschichtskundige Herr, der ein wachsames Auge auf die Kugel hatte, erzählte uns, dass manche Menschen seltsame Schwingungen verspüren würden, wenn sie ihre Hände auf das Kunstwerk legen würden. Ich tat wie geheißen und breitete beide Hände auf dem kühlen, glatten Granit aus, Schwingungen konnte ich keine wahr nehmen, aber ein seltsames, sanftes Prickeln…
… Danke, liebe Renate. Wenn du dich mit mir am Donnerstag nicht zum Eis essen getroffen hättest, dann wüsste ich höchstwahrscheinlich immer noch nicht, was für eine bemerkenswerte moderne Schöpfung sich nur wenige Steinwürfe von meinem Zuhause entfernt befindet…
… Das Türkentor. Die Inschrift in der Kartusche lautet „Dem ruhmreichen Königlich-Bayerischen Infanterie Leibregiment 1814 – 1919″…
… Oben: Die Türkenkaserne…
… The Large Red Sphere von Walter de Maria…
… Allerdings fürchte ich, dass ich trotz bester Bemühungen nach wie vor keinen ausgeprägten Draht zur modernen Kunst haben werde. Während unseres Aufenthalts im Türkentor kamen wir auch darauf zu sprechen, welches Kunstwerk für uns das schönste in ganz München sei – meines wird auf immer und ewig die Bronzestatue des Neptun sein, geschaffen Ende des 16. Jahrhunderts von dem leider viel zu früh verstorbenen Georg Petel…
… Allerdings weiß ich die Farbenspiele der mit vielen bunten Elementen versehenen Außenfassade der Sammlung Brandhorst mit dem sommergrünen Laub der Bäume längsseits der Türkenstraße durchaus zu schätzen…
… kamen bei der Schau der Falkner im Wildtierpark Poing zum Einsatz: Hugo, der Uhu, der sich anfangs ein bisschen zierte, weil er sich noch nicht an sein neues Gehege gewöhnt hatte. Und eine wunderschöne Schnee-Eule namens Hedwig – natürlich musste da ganz sicher nicht nur ich an die verzaubernden Harry-Potter-Romane denken…
… Während der Raubvogel-Show im Wildtierpark Poing wurde mit Ger- und Sakerfalken, sowie einem Roten Milan auch die hohe Kunst der Falknerei vorgeführt. Diese sehr diffizile und ungemein faszinierende Art der Jagd mithilfe von Raubvögeln gilt mittlerweile als immaterielles Weltkulturerbe. Eine Schule der Falknerei – „Von der Kunst, mit Vögeln zu jagen“ – verfasste übrigens von 1241 bis 1248 der Stauferkaiser Friedrich II., auch Stupor Mundi genannt. Dieses Lehrbuch zählt nach wie vor zu den wichtigsten Leitfäden für die Ausbildung von Falknern und ihren gefiederten Jagdpartnern…
… Die Verschwörungstheoretiker/innen haben Recht! Die Außerirdischen sind unter uns! Hier der Beweis: Ein Ufo landet vor der Alten Pinakothek mitten in München:… 😉
… In Wahrheit handelt es sich natürlich um kein Raumschiff aus den unermesslichen Weiten des Universums – ich bin eher davon überzeugt, dass Außerirdische schon seit Ewigkeiten einen riesengroßen Bogen um unseren blauen Planeten schlagen ob unserer Dummheit und unserer Unfähigkeit, wahrlich intelligent zu handeln. Sondern um ein Objekt einer Kunstaktion im Münchner Museumsareal, mittels der man das Thema Wohnen in der Zukunft umzusetzen versucht… 😉
… Nachdem wir feststellen mussten, dass das von uns voller Sehnsucht angepeilte Café ohne Angabe von Gründen geschlossen hatte, schleppten wir uns weiter, bis wir im Ortskern in eine sehr gediegene Lokalität gerieten, sehr freundlich und zuvorkommend bedient wurden, und endlich unsere Gelüste stillen und uns stärken konnten. Danach machten wir uns auf den Rest des Wegs zurück zum Auto, das S. am See in der Nähe einer kleinen Fabrik geparkt hatte. Als wir endlich den fahrbaren Untersatz erreicht hatten, inzwischen war es früher Abend geworden, fielen wir uns erleichtert und stolz in die Arme. Donnerwetter, was waren wir trotz unserer Blessuren noch gut drauf! Wir hatten es geschafft!…
… Mein Lieblingsbauernhaus. Das habe ich schon seit langem immer wieder quasi aus der Ferne bewundert, wenn ich mit S. in der Kocheler Gegend unterwegs gewesen bin…
… Der berühmte Schmied von Kochel. Er soll als kraftstrotzender und riesiger Siebzigjähriger einer der Anführer des Bauernaufstands im Spanischen Erbfolgekrieg gewesen sein, der in der furchtbaren Sendlinger Mordweihnacht (1705) gipfelte. Mittlerweile gilt es aber als ziemlich sicher, dass es sich bei diesem Volkshelden um eine Sagengestalt handelt, die erfunden wurde, um die Niederlage der bayerischen Bauern erträglicher zu machen…
… Der Weg von Kochel zurück zum Auto führte uns eine sanfte Anhöhe hinauf. Von dort hatten wir noch einmal einen sehr schönen Ausblick auf den See…
… Geschafft! Hurra! Das Ende unserer wagemutigen Bergtour ist erreicht…
… Nach dem großen Lainbachfall marschierten wir noch ein Weilchen bergan, dann wurde der Weg wieder breiter und stufenlos. Es ging talwärts zurück Richtung Kochel, manchmal durchaus ein wenig steil. S. fand im lichten Wald einen abgebrochenen Ast, der sich gut als Gehstock verwenden ließ, ich hatte ohnehin meine Wanderstecken dabei, da ich mich mit ihnen mittlerweile am besten und sichersten bewegen kann. Wir plauderten angeregt, ließen unsere Blicke schweifen, und entdeckten am Wegesrand so manche Kuriosität, wie z. B. diese anscheinend ganz romantisch Wurzelhändchen haltende Bäume:…
… Als wir nahe Kochel den Waldrand erreicht hatten, prallten wir förmlich gegen eine Wand aus Hitze. Tapfer marschierten wir weiter, die Sehnsucht nach einem großen Glas kühlen Wassers, einer belebenden Tasse Kaffee und einem leckeren, kalorienreichen Stück Kuchen bzw. Torte trieb uns voran. Auf einer buckligen Weide über uns ruhte lässig eine wiederkäuende Kuh, sie wird sich wohl gedacht haben: „Mei, san de deppert, sich bei dera Hitz‘ a so schindn!“… 😉
… Es ging an einem alten Stadl vorbei, und dann lag das Voralpenland in seiner sanften Schönheit vor uns…
… Anfang der Woche habe ich mal wieder meine liebe Freundin S. besucht. Wir beschlossen spontan, nahe des idyllischen Kochelsees ein wenig herum zu wandern, am besten im Wald, um der drückenden Sommerhitze zu entfliehen. S. hatte mir schon öfters von der Tour zu den Lainbachfällen erzählt, sie hatte in Erinnerung, dass der Weg dorthin ein sehr schöner sei, und leicht zu bewältigen. So stiefelten wir wohlgemut los…
… Es ging zunächst auf einem sehr gut ausgebauten und breiten Weg sanft bergan, im wohltuenden grüngoldenen Schatten des Bergwaldes. Allmählich wurde der Pfad ein wenig abenteuerlicher, führte über holprige Wurzeln und Steine, und ungezählte hölzerne Stufen. Für körperlich Unversehrte ist die Wanderung zu den Lainbachfällen ein Leichtes. S. und ich mussten uns teilweise ganz schön anstrengen, meine Freundin wegen ihrem operierten Knie, das ihr nach wie vor Probleme bereitet, und ich wegen der Muskelerkrankung, die mir vor allem beim Erklimmen höherer Stufen zu schaffen machte. Aber der herrliche Wald und der munter murmelnde und plätschernde Bach ließen uns alle Mühsal vergessen, bedächtig und langsam und mit Pausen zwischendrin tasteten wir uns bergwärts…
… „Bergfex“…
… Am großen Lainbachfall. Malerisch fällt das Wasser aus großer Höhe in einen beachtlich tiefen Gumpen. Je nach Sonneneinstrahlung wechselt die Stimmung. Wir verweilten dort für längere Zeit, die angenehm frische Luft, das Brausen und Toben des Falls genießend. Und natürlich den Triumph, dass wir unser Ziel trotz unserer Handicaps erreicht hatten…
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