… Am gestrigen Samstag hing ich aufgrund der seit einer geraumen Weile schon drückenden Hitze von fast vierzig Grad und den zahlreichen, durchaus auch anstrengenden Anwendungen der vergangenen Woche sehr in den Seilen. Ich verbrachte den Großteil des Tages im Bett, schlummernd, träumend und lesend…
… Schloss Höhenried wird ja für „Events“, Tagungen und Seminare, und natürlich auch Hochzeiten, vermietet. Und da ich von der schönen, breiten Fensterfront meines Zimmerchens direkt auf das Anwesen blicken kann, war ich am späten Abend höchst entzückt, als zum Höhenpunkt der gestrigen Veranstaltung ein herrliches Feuerwerk zelebriert wurde. Hier eine kleine Auswahl an Eindrücken von diesem Spektakel:…
… Psoas Major – ich war sehr erstaunt, als meine Physiotherapeutin mir neulich erzählte, dass dieser Muskel im Rumpf unter den letzten Rippenbögen seine Wurzel hat – und Iliacus, die beiden großen Hüftbeuger, bereiten mir zur Zeit noch durchaus schmerzhafte Probleme. Aber auch da mache ich so nach und nach kleine Fortschritte, zu Beginn der vergangenen Woche konnte ich das rechte Bein im Liegen kaum anwinkeln, mittlerweile klappt das schon ziemlich gut, wenn auch noch sehr ruckartig und verkrampft. Dank der netten Frau K., die sich höchst hingebungsvoll mit der geballten Faust bis in meine Eingeweide zu bohren und zu wühlen pflegt, um beide Muskelpartien aus ihrer Blockade zu lösen. Zudem führe ich mit Psoas M. und Iliacus inzwischen genau so lebhafte Diskussionen wie mit meiner Inneren Damenband, um sie gnädig zu stimmen und zur möglichst schmerzfreien Kooperation zu überreden… 😉
… Seit der stationsärztlichen Visite am Freitag darf ich die operierte Seite beim Gehen „schmerzadaptiert“ voll belasten, das heisst, wenn’s anfängt, unangenehm zu ziehen und weh zu tun, muss ich wieder in den sogenannten Drei-Punkt-Gang wechseln, und das rechte Bein mit den Gehstützen entlasten. So vierzig, fünfzig Meter schaffe ich inzwischen schon mit Vollbelastung. Ich habe mich inzwischen freiwillig auf Diät setzen lassen, und ich möchte das unbedingt auch in der Zeit nach der Reha beibehalten. Zwanzig Kilo müssen ‚runter. Jedes Gramm, das ich abnehme, bedeutet eine Erleichterung für die künstliche Hüfte. Und ich möchte wieder regelmäßig Sport treiben – zumindest zweimal die Woche…
… So, jetzt werde ich den Krimi fertig schmökern, den mir die liebe Karin geschenkt hat, und dann noch ein kleines Schläfchen bis zum Mittagessen halten. Habt einen feinen und unbeschwerten Sonntag, ihr Lieben…
… Meine Lieben, ich bin am Donnerstag gut hier in Höhenried angekommen. Gefahren wurde ich von einem schneidigen Ambulanzdienst-Chauffeur, der fortwährend auf alle anderen Verkehrsteilnehmer schimpfte und einen recht heißen Reifen drauf hatte…
… Bereits kurz nach dem Einchecken wurde mir ein ziemlicher Schrecken verpasst, wenn ich daran denke, wie übel das hätte ausgehen können, schaudert’s mich immer noch. Man hatte die Toilette im kleinen Badezimmer meines Etablissements mit schönem Blick auf den weitläufigen Klinik-Park zwar mit einer Sitzerhöhung versehen, diese aber nicht festgeschraubt. Als ich mich nach Verrichtung meines Bedürfnisses langsam erheben wollte, kippte ich samt „Thronaufbau“ seitlich weg, wenn ich mich nicht ganz schnell am Türgriff festgehalten hätte, dann wäre ich gestürzt…
… Höhenried hat den „Charme“ und die „Wärme“ eines Flughafen-Terminals, und die Wege, die man zu seinen Anwendungen, zum Essen, zum Park etc. zurück legen muss, sind viel zu weit für Gehbehinderte. Warum es kein Laufband gibt, das den Patienten/innen die Fortbewegung erleichtern würde, ist mir ein Rätsel…
… An meinen ersten beiden Tagen bekam ich ständig um die Ohren gehauen, was ich alles noch nicht können würde – grade mal acht Tage nach der Operation. Am Donnerstag Nachmittag war ich dermaßen fertig, dass mich das heulende Elend packte, ich weinte und schluchzte mich bis tief in die Nacht hinein durch ein schier endloses und finsteres Tal der Tränen…
… Von Donnerstag an bis Sonntag morgen hat sich niemand um eine Wundversorgung der langen und tiefen Narbe gekümmert, lediglich die Stationsärztin hatte sie beim Aufnahmegespräch inspiziert, ohne die durchsichtige und wasserfeste Auflage zu lösen, und alles für gut befunden. Während dieser Konsultation erhielt Frau Doktor einen privaten Anruf, der eine geraume Weile dauerte. Ich saß unterdessen da wie bestellt und nicht abgeholt und kam mir ziemlich dumm vor…
… Am Freitag fiel mir zum ersten Mal ein unangenehmer Geruch auf, ich dachte, dieser würde trotz gewissenhafter Körperpflege meinem Intimbereich entströmen. Fieberhaft untersuchte und wusch ich sämtliche unteren Gemächer, doch das Rüchlein wollte nicht weichen. Am Samstag morgen sah ich beim Blick in den Spiegel, dass sich der untere Teil der Narbe verändert hatte, er schien mir gerötet und seltsam aufgetrieben. Ich bat den diensthabenden Pfleger darum, sich die Wunde anzusehen. Er warf einen kurzen Blick darauf und meinte dann achselzuckend, dass alles in Ordnung sei…
… In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde der Gestank so stark, dass ich mehrmals davon wach wurde. Als ich daran ging, mich aus dem Bett zu hieven, spritzte eine dunkelbraune und übel riechende Flüssigkeit unter dem Pflaster hervor. Ich war zu Tode erschrocken, zitterte auf dem kurzen Weg bis zum sogenannten Stations-Stützpunkt, um mir die tägliche Thrombose-Spritze abzuholen, wie Espenlaub, und wäre einmal ums Haar gestrauchelt, so weich waren mir die Knie geworden. Ich hatte ganz großes Glück, eine Schwester erbarmte sich meiner, sie löste das Duschpflaster und nahm endlich, endlich die Narbe in genauen Augenschein. Ein Teil davon hatte sich entzündet, um einige Klammern hatten sich Eiterherde gebildet. Schwester A. zog die Klammern, was sehr schmerzhaft war, reinigte und desinfizierte und verpasste mir eine neue und saubere Wundauflage…
… Sie legte mir nahe, so bald als möglich die Narbe von einem Stationsarzt nachuntersuchen zu lassen. Seit zwei Stunden warte ich heute, am Montag, darauf, dass endlich ein Weißkittel auftaucht. Bislang erfolglos…
… Am liebsten würde ich die Koffer packen und verschwinden. Ich bin seit Donnerstag vormittag hier, hatte noch keine einzige Anwendung, und manchmal überkommt mich das ungute Gefühl, dass sich in all diesen Tagen mein Zustand so gut wie gar nicht zum Besseren verändert hat…
… So, jetzt mache ich mich zum dritten Mal auf die Strümpfe, um einen Arzt zu suchen. Ich grüße euch von Herzen, habt es fein…
… Bereits vor ca. 6.000 Jahren ist die einzige Insel im Starnberger See besiedelt worden, allerdings lag in jener fernen Zeit der Wasserspiegel um ungefähr 5 Meter tiefer als heute. Archäologen entdeckten Überreste einer Pfahlbausiedlung, wie sie auch am Bodensee gefunden worden sind…
… Lange Zeit diente das kleine Eiland dem Volke als eine Art Vergnügungspark, eine gut florierende Wirtschaft mit einer Freilicht-Kegelbahn und Schaukeln für die Damen sorgten während der warmen Jahreszeiten für Kurzweil und Zerstreuung. Gegen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurden die Bauten allerdings Opfer einer Feuersbrunst…
… Der bayerische König Maximilian II. erwarb um 1850 die Roseninsel und beauftragte einen namhaften Architekten damit, ihm ein Casino (kleines Haus, kleine Villa) samt Gartenanlage zu errichten. Sein älterer Sohn, Bayerns‘ „Märchenkönig“ Ludwig II. hatte sich dort einige Male mit seiner Cousine, der unglücklichen österreichischen Kaiserin Sisi, getroffen… …
Seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts befindet sich die Anlage im Besitz der Bayerischen Schlösserverwaltung. Nachdem sie lange Zeit der Verwilderung und dem Verfall preisgegeben gewesen war, wurde sie von 1974 bis 2003 sorgfältig rekonstruiert…
… Auf die Roseninsel gelangt man mittels einer Fähre. Zwar waren die meisten der Rosenbuschen noch nicht erblüht – bei der Pflanzung hatte man gewissenhaft darauf geachtet, möglichst jene Sorten anzusiedeln, die seinerzeit während der Regentschaft Maximilian II. in Mode waren. Doch auch so strahlte das Inselchen eine bezaubernde und malerische Ruhe und Schönheit aus…
… in und um München ist ganz ohne Zweifel das Asam-Haus in der Sendlinger Straße. Es wurde vermutlich im 16. Jahrhundert erbaut, 1729 von Egid Quirin Asam erworben, und ab 1733 von ihm und seinem Bruder Cosmas Damian – beide geniale Baumeister des Spätbarocks und Rokoko – mit einer prachtvollen und sehr detailreichen Fassade versehen…
… Jedesmal, wenn ich die Praxis meines Orthopäden ansteuere, dann komme ich an diesem sehenswerten Anwesen vorbei, und dann muss ich einfach ein Weilchen stehen bleiben und schauen, und staunen, und mich an diesem Anblick erfreuen…
… Über die angrenzende Asam-Kirche (ich habe leider kein eigenes brauchbares Foto, denn grad als ich die Fassade knipsen wollte, gab der Akku den Geist auf), gibt es eine hübsche kleine Anekdote: Als Cosmas Damian Asam mit der Gestaltung des Deckengemäldes zugange war, auf seinem Gerüst verborgen hinter allerlei Farbtöpfen und anderem Gerät, kam ein Hofstallbediensteter herein. Er lästerte seiner Begleitung gegenüber gar schlimm über die Asam-Brüder und ließ kein gutes Haar an ihnen. Mit wachsendem Zorn hörte Cosmas Damian Asam den Verunglimpfungen zu. Als es ihm zu bunt wurde, rief er zu dem verdatterten und peinlich berührten Hofschranzen hinunter: „Mein lieber Herr, für Eure wohlmeinenden Worte, die ihr der Arbeit meines Bruders und meiner gezollt habt, werde ich Euch zum Dank verewigen!“ Das ist der Grund, warum auf dem Deckengemälde dieser Hofstallbedienstete in einer nicht eben schmeichelhaften Darstellung zu sehen ist…
… Wohin ich mich auch fragend wandte, niemand konnte mir sagen, wo denn nun das Konterfei des respektlosen Lästerers zu sehen sei. Auch die Klosterfrau, die Führungen durch die Asamkirche veranstaltet, hat noch nie von dieser Geschichte vernommen. So machte ich mich heute Nachmittag mittels Teleobjektiv auf die Suche, und ich glaube, ich bin fündig geworden:…
… Es ist schon wenig schmeichelhaft, als nackter Affe verewigt zu werden. Aber recht geschieht’s dem Kerl, was muss er auch über zwei der größten Künstler seiner Zeit spotten…
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
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… Das Deckengemälde ist übrigens so raffiniert gestaltet, dass es aussieht, als wäre die Decke der Kirche gewölbt, was nicht der Fall ist, sie ist bretteleben. Eine solche Kunst der Perspektivmalerei ist schon atemberaubend, vor allem wenn man bedenkt, dass es in der damaligen Zeit – erste Hälfte des 18. Jahrhunderts – keinerlei „modernen“ Hilfsmittel gegeben hat…
… machte die mittlere der insgesamt drei Ansichten des Nymphenberger Schlosses und der Stadt München, die gegen Mitte des 18. Jahrhunderts von Bernardo Bellotto, besser bekannt als Canaletto, geschaffen wurden, und die nun wieder vereint im Zweiten Vorzimmer der Kurfürstenzimmer der Münchner Residenz zu sehen sind: Zunächst wurde das Gemälde an das Bayerische Nationalmuseum verliehen, danach an eine Wanderausstellung kreuz und quer durch Bayern, anschließend ging es nach Peking, und zum Schluß war die Vedoute etliche Monate Bestandteil der Canaletto-Präsentation in der Alten Pinakothek München…
… Anlässlich der Heimkehr des Gemäldes, welches die Stadt München vom damals noch unverbauten, ländlichen Rücken des Gasteigs aus zeigt, wurden mit einer Spezialkamera etliche Aufnahmen gemacht. Dieser Foto-Apparat sieht auf den ersten Blick recht vorsintflutlich aus, man muss sich sogar wie anno dunnemals ein dunkles Tuch überstreifen, wenn man sich an das Okular begibt. Doch der oberflächliche Eindruck täuscht, das Innere der Kamera, und auch die zahlreichen, dazu gehörigen Objektive sind auf dem neuesten Stand digitaler Foto-Technik…
… Am gleichen Tag löste ein Kollege der Bayerischen Schlösserverwaltung auch ein kleines Rätsel, das mich seit einigen Wochen beschäftigte. Schon oft waren mir in den Kurfürsten- und Reichen Zimmern an den Vertäfelungen kleine Symbole aufgefallen, die zwei schwarzen, an den Spitzen aufeinander gestellten Dreiecken gleichen. Dies sind Vermessungspunkte. Da in jenen Räumen bei der Rekonstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg zum großen Teil die ursprüngliche, weit über vierhundert Jahre alte Bausubstanz verwendet worden ist, werden sie zweimal pro Jahr mit Spezialgeräten überprüft, um fest zu stellen, ob sich die Statik der Mauern, Decken oder Böden im Laufe der Zeit verändert hat…
… Etliches Mobiliar in den Kurfürsten-Zimmern stammt von dem renommierten Pariser Kunstschreiner Charles Cressent. Dieser brockte sich gegen Mitte des 18. Jahrhunderts enorm viel Ärger mit einigen Ständen ein. Zur damaligen Zeit durften Schreiner lediglich Holz verarbeiten, Kunstschlosser ausschließlich Metall, Steinmetze nur Marmor, Granit etc. Cressent setzte sich darüber hinweg, indem er seinen Möbelstücken in einer einzigen Werkstätte, seiner eigenen, die vergoldeten Bronze-Figuren und -Verzierungen sowie die Oberflächen aus Marmor anbringen ließ. So wundervoll die Kommoden des Franzosen auch anzuschauen sind, so sind sie doch sehr unhandlich im Gebrauch. Durch die vorne und an den Seiten angebrachten metallenen Schmuckelemente verlieren sie das Gleichgewicht, wenn man eine der Schubladen aufzieht, drohen vornüber zu kippen, und müssen daher gleichzeitig gestützt werden… 😉
… Erbaut wurde dieses Münchner Stadttor im Jahre 1302 im Zuge der Errichtung einer massiven Befestigungsanlage. Allerdings hieß es bis ins Jahr 1797 Neuhauser Tor, da von hier aus die für den bayerischen Handel eminent wichtige Salzstraße ins unweit gelegene Dörfchen Neuhausen führte – heute ein Stadtteil der Landeshauptstadt…
… Erst zu Zeiten des höchst unbeliebten Kurfürsten Karl Theodor, der einer Pfälzer Seitenlinie der Wittelsbacher entstammte, der letzte bayerische Sproß des Herrschergeschlechts, Kurfürst Max III. Joseph – der Vielgeliebte – war 1777 kinderlos verstorben, wurde das imposante Bauwerk in Karlstor umbenannt. Der „Zwangs“-Herrscher Karl Theodor, der viel lieber in Mannheim und Heidelberg verblieben wäre, ließ die davor liegende Bastion schleifen, und einen weiten Platz errichten, der, wie sollte es anders sein, Karlsplatz geheißen wurde…
… Doch die Münchner weigerten sich beharrlich, dies zu tun, sie bezeichneten den Ort weiterhin als Stachus. Dieser Name geht auf den Namen eines Schankwirts zurück – Eustachius Föderl, kurz Stacherl, der Mitte bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts südwestlich des Neuhauser Tors eine Gastwirtschaft betrieb. Und wen wundert’s, dass die Einheimischen auch heutzutage ausschließlich vom Stachus und nicht vom Karlsplatz sprechen…
… Hinter dem Karlstor hat sich in früherer Zeit der sogenannte Mittelturm befunden. Die Zöllner, welche die Fuhrwerke zu kontrollieren hatten, raunten bisweilen Händlern zu, wenn sie einen großzügigen Obolus spendieren würden, würde man ihnen einen dreigesichtigen Götzen zeigen, den man in einer Turmstube aufbewahren würde, und dessen Antlitze schwarz, weiß und rot gefärbt wären. – Dabei könnte es sich um den Gott Baphomet handeln, eine Symbolgestalt, die den Tempelrittern zugeschrieben wird. Wenn man bedenkt, dass der Orden der Templer bis ins frühe 14. Jahrhundert hinein europaweit stark vertreten war, und München bereits damals eine sehr reiche und blühende Handeslmetropole gewesen ist, liegt es eigentlich nahe, dass sich auch in der bayerischen Hauptstadt eine Komturei der Tempelritter befunden haben könnte…
… Aber – …
… „Nix G’wiß woaß ma net.“…
… So lautet der auch heute noch im Bayerischen häufig gebrauchte Spruch eines jener vier Münchner Originale, deren Halbstatuen im Hauptbogen des Karlstores zu sehen sind…
… Der Finessen-Sepperl war ein kleinwüchsiger, stets griesgrämig blickender Mann, der zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts lebte. Sein Broterwerb war, in einem großen Weidenkorb vom damaligen Schrannenplatz (Marktplatz) – heute der Marienplatz, der absolute Mittelpunkt Münchens – die von wohlhabenden Bürgerfrauen eingekauften Waren zu deren Häusern zu transportieren. Was die wenigsten wussten: Der Korb des Finessen-Sepperls hatte einen doppelten Boden, in welchem er unter Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch verborgen amouröse Botschaften zwischen Liebenden hin und her beförderte. Befragte man den Herrn nach seiner Meinung zu allerlei aktuellem Geschehen, lautete seine Antwort zumeist: „Nix G’wiß woaß ma net.“… 😉
… „Wer ko, der ko!“…
… Franz Xaver Krenkl war ein Lohnkutscher. Berühmt wurde er, weil er vierzehn Mal in Folge das Kutschenrennen des Münchner Oktoberfests gewann. Aber nicht nur deshalb…
… Begaben sich die Wittelsbacher Herrscher auf Fahrt, durften sie auf gar keinem Fall von „Normalsterblichen“ überholt werden. Eines Tages musste der Herr Krenkl eine gar eilige Fracht transportieren. Bei der Durchfahrt des Englischen Gartens bummelte die Kalesche des Thronprinzen Ludwig I. entnervend langsam vor ihm her. Schließlich platzte dem Lohnkutscher der Kragen, er gab seinen Rössern die Peitsche, und preschte am zukünftigen Regenten Bayerns vorbei. Der, sein Chauffeur und die Leibgardisten schimpften natürlich Zeter und Mordio. Worauf der Franz Xaver Krenkl sich vom Bock beugte, und ihnen charmant lächelnd zu verstehen gab: „Ja mei, wer ko, der ko.“…
… Der Kontrabassist und Kapellmeister Josef Sulzbeck – 1767 – 1845 – und seine Spezln Bacherl, Huber – der den Spitznamen Canapé trug und auf mysteriöse Weise in der Isar ertrank – und Straubinger galten als erste bekannte Volkssänger Bayerns. Zumeist traten sie im Hofbräuhaus auf, ohne Bezahlung, doch sie durften am Ende ihrer Darbietungen einen Teller rundum gehen lassen, auf welchem sich die Münzen stets nur so häuften. Sulzbeck prägte den ebenfalls noch weit verbreiteten, übermütigen Ausruf: „Hurraxdax, pack’s bei da Hax‘!“… 😀
… Vom letzten der Vier ist kein stehender Spruch überliefert, jedoch eine jener skurrilen Anekdoten, die ich so sehr liebe: Georg Prangerl…
… Er war der Hofnarr des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph, und der letzte seiner Zunft. Georg Prangerl galt als ein hervorragender Violin-Spieler. Als eines Tages ein berühmter italienischer Musiker in der Residenz von der Familie des Herrschers sehr umschmeichelt und bewundert wurde, wurde Prangerl vom Neid übermannt. Kurzerhand sperrte er den vermeintlichen Konkurrenten in einen kleinen, finsteren Abstellraum, maskierte und schminkte sich, so dass er dem Musikus recht ähnlich sah, und gab statt diesem im Hoftheater ein Konzert. Nach rauschendem und höchst begeistertem Beifall kam jedoch der Schwindel auf, und der letzte Hofnarr hängte flüchtenderweise seinen Job an den Nagel… 😉
… fand heute Mittag im kleinen, aber feinen Café Ertl in der Münchner Heiliggeistgasse nahe des Viktualienmarkts statt: Von den Herren Ertl Senior und Junior wurde die einzig wahre und authentische König-Ludwig-Torte der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu diesem Behufe hatten sich selbstredend der Märchenkönig himself samt einiger in Tracht gewandeter, und mit staunenswertem Bartschmuck, kostbaren Charivaris sowie Wadlstrümpf und Haferlschuah angetaner Getreuer eingefunden. Herr Pfarrer Schiessler erteilte dem Naschwerk quasi den kirchlichen Segen, wobei er mit dem Weihwasser äußerst dezent zugange war, damit das süße Meisterwerk nur ja keinen Schaden nehme. Ein G’stanzl-Singer (Scherzvers-Sänger) begleitete mit seinem Akkordeon die festliche Handlung, danach gab es Prosecco und selbstredend Stückerln der König-Ludwig-Torte zum Verkosten…
… Herr Ertl Junior hatte sich vor Erschaffung seiner neuesten Kreation gewissenhaft mit der Biographie und vor allem den Lieblingsspeisen des Kini beschäftigt. Daher ist die sehr feine und leichte Torte zwischen dünnen Schichten aus traumhaft lockerem, hellem und dunklem Bisquit mit Cassis-Creme sowie Maronenpürree gefüllt. Ein Überzug aus dunkel glänzender Schokolade rundet sie ab…
… Diese Weltpremiere im Herzen Münchens war wirklich schön, beschwingt und heiter, und ich möchte mich hiermit sehr bei Herrn Pierre Ringmann, dem Darsteller des Kini’s, für die Einladung bedanken…
… Auf dem Heimweg schien es mir, als würden die Besucher auf dem Turm der Kirche des Oidn Peter wissbegierig zu uns herab blicken, und als wäre der Franz-Josef Strauß (un)selig aus jenseitigen Gefilden herbei geeilt, um nachzuschaun, was da in „seiner“ Stadt mal wieder Außerordentliches gefeiert wird…
… in der fast neunhundertjährigen Geschichte des bayerischen Herrschergeschlechts der Wittelsbacher ist die Abdankungserklärung König Ludwig I. Sie ist samt der Feder, mit welcher er sie am 20. März 1848 geschrieben hatte, im Bayerischen Nationalmuseum zu sehen…
… Ludwig I. war der älteste Sohn des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph, vormals Kurfürst Max IV. Joseph, über dessen dramatischen Werdegang vom eher unbedeutenden Sproß einer Pfälzer Nebenlinie der Wittelsbacher zum Herrscher Bayerns ich bereits hier geschrieben habe. 1825 übernahm er nach dem Tod seines Vaters den Thron…
… 1810 hatte er die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen geheiratet. Ein wenig außerhalb Münchens, auf einer großen Wiese, wurde diese Hochzeit mehrere Tage lang mit einem Volksfest und Pferderennen gefeiert, daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit das Oktoberfest auf der Theresienwiese…
… Obwohl Ludwig I. seine Gemahlin aufrichtig liebte, hatte er ungezählte Affären und Liebschaften. Im Schloss Nymphenburg ist seine Schönheitsgalerie zu sehen, mehr als hundert Portraits bezaubernder Frauen und Mädchen, und man munkelt, dass der bayerische König mit den meisten der Abgebildeten ein Techtelmechtel gehabt haben soll. 1846 kam die irische Tänzerin Lola Montez nach München und wurde die Geliebte des Regenten. Sie erhielt für ihre amourösen Dienste eine luxuriöse Villa, einen Adelstitel – Gräfin von Landsfeld – und finanzielle Unterstützung. Nachdem sie sich in eine Studentenverbindung eingeschrieben hatte, kam es an der Universität ihretwegen zu Unruhen, Ludwig I. ließ die Hochschule am 9. November schließen. Aufgrund massiver Proteste öffnete der König die Universität einen Tag später wieder, und ließ Lola Montez ausweisen…
… Dennoch kam es am 4. März zum Sturm auf das Zeughaus. Mit den dort untergebrachten Kriegsgeräten zog die aufgebrachte Menge Richtung Residenz, löste sich aber friedlich auf, nachdem sie von Ludwigs Bruder Karl beschwichtigt worden war…
… Die konservativen Kreise der Stadt, die Minister, ja, sogar die eigene Familie stellten sich gegen den König. Man zwang ihn dazu, am 6. März die sogenannte Märzproklamation mit erheblichen Zugeständnissen zu unterschreiben. Am 16. März flammten erneut Unruhen auf, da Lola Montez nach München zurück gekehrt war. Ludwig I. musste sie am 17. März per Fahndungsaufruf polizeilich suchen lassen – eine furchtbare Demütigung für den stolzen Wittelsbacher…
… Am 20. März 1848 dankte Ludwig I. zugunsten seines erstgeborenen Sohnes Maximilian II. freiwillig ab…
… „Regieren konnte ich nicht mehr, und einen Unterschreiber abgeben wollt ich nicht. Nicht Sklave zu werden, wurde ich Freiherr.“…
… Dem lieben Wortman gegenüber hatte ich in meinem Piraten-Post erwähnt, dass es in St. Augustine ein großes Fort gibt, ich aber leider keine vorzeigbaren Fotos von dieser Festungsanlage hätte. Daraufhin bin ich gestern abend noch einmal in mich bzw. in meine Festplatten gegangen, und siehe da, es ist mir gelungen, doch eine Handvoll halbwegs präsentabler Bilder des Castillo de San Marco aufzustöbern…
… St. Augustine wurde ca. Mitte des sechzehnten Jahrhunderts gegründet, ist somit die älteste Stadt der USA, mit einer sehr wechselvollen Geschichte: Zuerst war es eine spanische Ansiedlung, geriet Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in britischen, und ungefähr zwanzig Jahre später dann in amerikanischen Besitz. Lange Zeit gab es lediglich neun kleine, hölzerne Forts, um den Ort zu verteidigen. Im Jahr 1668 wurde schließlich eine sternförmige, sehr wuchtige und beeindruckende Festungsanlage fertig gestellt. Seit den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ist das Castillo de San Marco bzw. das Fort Marion ein National Monument…
… bzw. vor dem Gala-Diner der Teilnehmer/innen der Münchner Kriegstreiber – ähem – Sicherheitskonferenz in der Münchner Residenz…
… Obwohl – von Ruhe konnte heute im Museum nicht wirklich die Rede sein. Bereits mittags bekamen wir Besuch von Kriminalbeamten in Zivil samt Sprengstoff-Hund. Vor allem die vielen, zum Teil sehr hohen und voluminösen, chinesischen Vasen, Schalen und Fischbecken wurden unter die Lupe genommen. Außer einer erklecklichen Anzahl vollgeschneuzter Papiertaschentücher, entwerteter Eintrittskarten und ausgelutschter Kaugummis fand man allerdings (zum Glück!) nichts…
… Kilometerlange rote Teppiche wurden ausgelegt. Am frühen Nachmittag gesellten sich dann ungezählte in schnieke Kostüme und Anzüge gewandete Sicherheitsleute zu uns. Gerüchte machten die Runde, dass wir wegen der letzten Vorbereitungen und eines geplanten Besuchs des amerikanischen Außenministers John Kerry zwei Stunden früher schließen müssten. Kurz vor drei Uhr erfuhren wir dann, dass der gute Mann seinen Rundgang abgesagt hatte. Beim Verlassen der Residenz nach Feierabend mussten wir durch zwei von etlichen Polizeibeamten bewachte Schleusen, und uns ausweisen. Die hohen Flügeltore zu den Höfen waren verriegelt worden, rund um das Stadtschloss waren gegen siebzehn Uhr weitaus mehr Polizisten/innen als „Normalsterbliche“ zu sehen…
… Vor Dienstantritt heute morgen gelang es mir, einen Blick auf den festlich eingedeckten Kaisersaal sowie den Vier-Schimmel-Saal zu werfen, dort werden gut 400 Personen von ca. neunzehn Uhr bis Mitternacht fürstlichst speisen. Im Max-Joseph-Saal werden zuvor das M.erkelchen und Herr Dreh – ähem – Seehofer die erlauchte Gästeschar zum Aperitif begrüßen. In den Trierzimmern wird sich an einem kostbaren Schreibtisch aus dem 18. Jahrhundert, welchen man eigens zu diesem Anlaß aus dem Depot geholt hatte, der amerikanische Außenminister ins Goldene Buch der Stadt München eintragen…
Max-Joseph-Saal
Trierzimmer – Saal der Entscheidung
Vier-Schimmel-Saal
Im Kaisersaal
Im Kaisersaal
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