… ist keineswegs eine Erfindung der sogenannten Moderne. Ganz im Gegenteil, es wird praktiziert, seitdem gegen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts das „Malen mit Licht“ erfunden worden ist…
… Der dritte bayerische König Maximilian II. war ausgesprochen wissbegierig und fast allem Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen. So nimmt es nicht weiters wunder, dass er sich auch für die Fotografie interessierte…
… Das folgende Bild entstand im Jahr 1863, ungefähr ein Jahr vor dem Tode Maximilian II. Es ist ein Werk des Königlichen Hoffotografen Josef Albert, und zeigt den Clan der Wittelsbacher Königsfamilie in jenem Wintergarten, welchen Max II. über einem Seitenflügel der Münchner Residenz hatte errichten lassen. In der Mitte der Aufnahme sieht man Seine Majestät, rechts neben ihm steht sein Vater, Ludwig I., berühmt-berüchtigt für seine ungezählten Liebeleien, 1848 musste er wegen seiner Affäre mit der irischen Tänzerin Lola Montez abdanken, nachdem es in München zu heftigen Unruhen und sogar einem bewaffneten Sturm auf die Residenz gekommen war. Links von Maximilian II. sitzt seine Gemahlin, Marie von Sachsen, und schräg hinter ihr befinden sich die beiden Söhne Ludwig (der 1864 die Nachfolge seines Vaters antrat, und zum von Legenden umwobenen Märchenkönig wurde) und der jüngere Otto, nach dem bis zum heutigen Tage umstrittenen und rätselhaften Tod des Bruders geriet er zum Schattenkönig, bis an sein Lebensende wegen schwerer Geisteskrankheit im Schloß Fürstenried bei München interniert…
… Dieses Foto wirkt, als sei es während eines sehr geselligen Familientreffens der Wittelsbacher gemacht worden. Doch der Schein trügt. In Wahrheit handelt es sich um mehrere Bilder, die von Josef Albert zu unterschiedlichen Zeitpunkten von den diversen Familiengruppierungen aufgenommen, und danach recht geschickt zusammengesetzt worden sind…
… Der wuchtige, bisweilen einem etwas abgeschrägtem Tafelberg gleichende, Koloss des Untersbergs ruht zwischen dem Berchtesgadener Talkessel, dem Salzburgerischen und dem Voralpenland. Sein Rücken mit der v-förmigen Einkerbung der Mittagsscharte ist weithin zu sehen. Dieses Bergmassiv ist von Dolinen, Kavernen und Höhlen durchlöchert wie ein Schweizer Käse, spektakuläre Berühmtheit ob einer wagemutigen und aufwändigen Rettungsaktion erlangte im Frühsommer vergangenen Jahres die Riesending-Höhle…
… Sagen und Legenden zufolge soll im verborgenen und verzweigten System von unterirdischen Gängen und Sälen ein zwergenhaftes Völkchen hausen, die sogenannten Untersbergmanndln. Man beschreibt sie gerne als recht unansehnlich, mit graufahler Haut, und grotesk übergroßen Köpfen. Sie sind kaum größer als ein vierjähriges Kind, in grobes Tuch gewandet, auf den Häuptern tragen sie schwarze, breitkrempige Hüte oder auch Tarnkappen. Gerne spielen sie Wanderern, die bei ungutem Wetter unterwegs sind, so mancherlei Schabernack, verdrehen Wegweiser und führen sie in die Irre. Wer jedoch besonders reinen Herzens ist, wird von ihnen bisweilen in ihr geheimnisvolles Reich geleitet, und überreich beschenkt…
… Steht ein ganz furchtbares und die Menschheit erschütterndes Unheil bevor, dann ist während finsterster Nacht am Grenzübergang Hangender Stein an der Ostflanke des Untersbergs und nahe der Berchtesgadener Ache der unheimliche, schweigende Zug der schwarzen Mönche zu sehen. Es gibt einige alte Einheimische, die unweit des Hangenden Steins beheimatet sind, welche immer noch Stein und Bein beschwören, dass sie unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs diese schauerliche Prozession beobachtet haben…
… In einer tief im Fels verborgenen, riesigen, mit edlen Metallen, Perlen und Juwelen reich geschmückten Halle ruht Kaiser Karl der Große in tiefem, tiefem Schlaf. Er sitzt auf seinem Thron an einem runden, einbeinigen Tisch, und wenn sein silberweißer, üppiger Bart sich dreimal um dieses Tischbein gewundet hat, dann wird auf dem Welserfeld bei Salzburg bei einem uralten Birnbaum die letzte Schlacht der Menschheit gegen das Böse und den Antichrist ausgefochten werden. Das Gute wird siegen, und angeführt vom Kaiser Karl in strahlender Rüstung werden die tapferen Recken in die Hohe Feste Salzburg einziehen und den Beginn eines neuen Zeitalters in Frieden, Liebe und Wohlstand verkünden…
… den Platz vor der Bayerischen Staatsoper: Die Statue des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph…
… Doch ohne das beherzte Eingreifen einer ungewöhnlichen und höchst leidenschaftlichen jungen Frau wäre dem Sproß aus der Pfalz-Zweibrückener Seitenlinie des bayerischen Herrschergeschlechts der Wittelsbacher nie so viel Macht und Würde zuteil geworden…
… Im Jahr 1795 wurde die achtzehnjährige Maria Leopoldine von Habsburg-Este, eine Enkelin Maria Theresia’s, mit dem einundsiebzigjährigen Kurfürsten Karl Theodor, der den Pfälzer Wittelsbachern entstammte, sozusagen zwangsverheiratet. Die Wittelsbacher benötigten dringend einen Erben…
… (Links: Maria Leopoldine, rechts: Kurfürst Karl Theodor)
… Die junge Frau jedoch fand ihren Gemahl, der in natura nicht nur wesentlich verlebter aussah als auf dem obigen Portrait, sondern auch ein rechter Wüstling war, dermaßen abstoßend, dass sie sich nach kurzem schon weigerte, das Bett mit ihm zu teilen. Sie befleißigte sich nun ihrerseits eines für damalige Verhältnisse recht lockeren Lebenswandels, und setzte dem Herrn Kurfürsten während den vier Jahren ihrer Ehe etliche Hörner auf. Einer ihrer Liebhaber war Max Joseph, der jüngere Abkömmling der Wittelsbacher von Pfalz-Zweibrücken. Im Laufe der Zeit wuchs ihr Hass auf Karl Theodor so sehr, dass sie ihm sogar den Tod wünschte…
… Am 12. Februar 1799 tat er ihr, und seinen Untertanen, die ihn geradezu verabscheuten, den Gefallen. Während eines geselligen Abends mit Kartenspiel und üppig fließenden geistigen Getränken brach Karl Theodor vom Schlag getroffen zusammen…
… Vier Tage dauerte sein Todeskampf. Während dieser höchst dramatischen Stunden war es Maria Leopoldine, die das Schicksal Bayerns entschied. Sie sandte heimlich einen Boten zu Max Joseph, der nach dem Tod seines älteren Bruders Karl II. August der einzig legitime Nachfolger des Kurfürsten war, und ließ den kaiserlichen Gesandten Graf Seilern, der im gestreckten Galopp herbei geeilt war und ungeduldig vor dem Krankenzimmer wartete, nicht eine Sekunde aus den Augen. Denn dieser hatte einen Tauschvertrag in den Händen, dessen Inhalt nichts anderes bedeutet hätte, als das Ende der Selbständigkeit Bayerns und die Einverleibung des Landes in das Habsburger Reich. Als bekannt wurde, dass der Kurfürst bei Bewusstsein sei, hinderte sie den Grafen handgreiflich daran, einzutreten, um sich den Vertrag unterzeichnen zu lassen. Kurz danach verschied Karl Theodor…
… Am 20. Februar 1799 traf Max IV. Joseph, der neue bayerische Kurfürst, in München ein. Knapp sieben Jahre später machte Napoleon ihn zum König Max I. Joseph…
… (Links: Kurfürst Max IV. Joseph, rechts: König Max I. Joseph)…
… der Frankenkönig Pippin, und wie Karl der Große gezeugt wurde…
… Pippin’s Hofmarschall hatte dereinst von seinem Herrn den Auftrag bekommen, diesem die versprochene Braut, die holde Prinzessin Bertha, zuzuführen. Doch der Hofmarschall, wohl nicht eben ein Mensch nobler und ehrlicher Gesinnung, dachte gar nicht daran. Er setzte das arme Mädel im tiefen, dunklen Forst bei Gauting (nahe München) aus, und schob dem Frankenkönig seine eigene Tochter als zukünftiges Ehegespons unter. Das brave Müllerehepaar der dortigen Reismühle fand die höchst bedauernswerte Bertha, pflegte sie gesund, und nahm sie bei sich auf…
… Jahre später geriet eine Jagdgesellschaft Pippin’s in der Gautinger Gegend in ein gar furchterbarliches Unwetter. Man suchte Schutz in der Reismühle. Pippin verliebte sich auf den ersten Blick in die Ziehtochter des Müllers. Nicht nur ihr liebreizendes Antlitz und ihre hehre Gestalt hatten es ihm angetan, sondern auch die großen Füße. Die Beiden kamen sich sehr nahe, und als der Frankenkönig wieder von dannen zog, war Bertha von ihm schwanger. Dem Hofmarschall setzten plötzlich schlimme Skrupel zu, er beichtete seinem Herrscher den Betrug, und wurde samt seiner Tochter verbannt…
Pippin ehelichte seine schöne Bertha mit den großen Füßen. Ein Weilchen später kam in der Gautinger Reismühle der sagenumwobene Karl der Große zur Welt. Die Wiege, in der er der Legende nach gelegen haben soll, kann man heute noch besichtigen…
-.-
… Diese G’schicht hat heute eine meiner Lieblings-Museumsführerinnen erzählt, als ich endlich, endlich wieder Dienst in meinem Schloß tun durfte, und zwar in der herrlichen Ahnengalerie, einem Meisterwerk des Rokoko…
… In der Alten Pinakothek findet zur Zeit eine Ausstellung des berühmten italienischen Landschaftsmalers Canaletto – mit wahrem Namen Bernardo Bellotto – statt. Neben einer im Jahr 1761 von ihm geschaffenen Redoute (Landschaftsgemälde) der Isarauen nahe München hängt zum Vergleich eine Fotografie der selben Ansicht, die im Frühjahr 2014 gemacht worden war. Im Vordergrund der Aufnahme ist ein hellblaues Dixie-Klo zu sehen, über der Shilouette der Stadt eine erkleckliche Anzahl hochragender Baukräne, Kondenzstreifen zieren den fahlblauen Himmel. Zwei ältere Damen betraten den Raum. Sie ignorierten das großformatige Werk Canaletto’s völlig, und vertieften sich mit vollster Konzentration in die Betrachtung des Fotos. Nach einer Weile sagte eine der beiden Frauen: „Auf dem Buidl hot a aba scho an g’scheit’n Schmarrn z’samm g’moit, da Canaletto.“…
… So wird Kreta häufig von jenen, die dieses Eiland kennen und lieben gelernt haben, genannt…
… Vor ein paar Tagen wurde auf Servus-TV eine etwa einstündige Doku über die größte griechische Insel gezeigt – gebannt kauerte ich vor meinem schönen großen Bildschirm, und Sehnsucht, Reiselust, ja, sogar etwas wie Heimweh erfüllten mich…
… Ich konnte es nicht lassen, ich musste danach einfach auf meiner externen Festplatte stöbern, und eine Reihe bebilderter Impressionen auswählen, die ich euch nun heute, an diesem grauen, nebelverhangenen und feuchtkalten Dezembertag nicht vorenthalten möchte…
… Bei meinem letzten Kreta-Urlaub hatte ich im wunderschönen Rhethymnon ein sehr günstiges Zimmerchen unweit des Hafens genommen und einen Leihwagen angemietet, mit dem ich voller Begeisterung Tag für Tag die Insel auskundschaftete. Meine Lieblingsstecke war jene Straße, die vom Norden durch die Sfakiotischen Berge an die Südküste führt. Zuerst glich sie einer ganz normalen und sehr komfortablen Bundesstraße, nach dem Überqueren einer wild-romantischen Passhöhe wurde sie dann plötzlich zu einer überaus abenteuerlichen und schmalen, teilweise ausgesetzten Sand- und Schotterpiste, die sich in vielen halsbrecherischen Haarnadelkurven hinab ans tiefblaue Meer windet.
… Chora Sfakion, das Hafenstädtchen an der Südküste, ist im Frühling noch ein ruhiger, beschaulicher und idyllischer Ort. Ab Mai tobt hier dann das Leben, wenn die vielen Fähren von und nach Agia Roumeli, dem Endpunkt der berühmt-berüchtigten Tour durch die Samaria-Schlucht, hier an- und ablegen…
… In den bunten und von Leben erfüllten Gassen der kretischen Städte – Rhethymnon, Chania, Heraklion – sind noch etliche Überbleibsel der einstigen Besatzung durch die Türken zu erkennen – die hölzernen, vorspringenden Erker zum Beispiel. Die wuchtige und trutzige, dem Hafen vorgelagerte Festung Heraklions gemahnt an die Zeit, da die Seemacht Venezien Kreta beherrschte – damals wurde die Insel Kandia genannt…
Rhethymnon
Leuchtturm von Chania
Hafen von Rhethymnon
Rhethymnon – direkt unter der hoch aufragenden Zeder war mein schönes Zimmer
Hafen von Heraklion
… Der Duft von leuchtend gelb blühenden Wildkräutern mischt sich mit dem salzigen Hauch der sanften Meeresbrise. Grade in diesem Augenblick habe ich dieses unvergleichliche Aroma in der Nase. Und das Fernweh tut beinahe körperlich weh…
… bin ich nach neun Tagen aus dem National Novel Writing Month Projekt ausgestiegen und habe meinen Account gelöscht. Ich habe mich nach langem und reiflichem Nachdenken zu diesem Schritt entschlossen. Und es gibt folgende Gründe dafür:…
… Den Organisatioren von NaNoWriMo ist es scheints völlig egal, was man schreibt, Hauptsache, man liefert tagtäglich mindestens 1.667 Wort ab. Man verfasst sein Manuskript in seinem ganz normalen Text-Verarbeitungsprogramm und gibt abends lediglich die Anzahl der Worte in den Zähler der Statistik-Seite des Dashboards seines Accounts ein. Ob man dabei ehrlich ist oder flunkert, interessiert niemanden. Zu Anfang dachte ich, dass man den geforderten Roman auf einer Extra-Sparte eben jenes NaNoWriMo-Accounts verfassen müsse, dass man sich dann, wie das hier in Bloggershausen so schön üblich ist, durch das Projekt zappen und bei anderen Teilnehmern/innen mitlesen könne. Doch dem ist leider nicht so. Eigentlich hätte ich das Münchner Telefonbuch abtippen können – es hätte niemanden gejuckt…
… Hätte ich bis zum Ende durchgestanden, dann hätte ich als Belohnung all meiner Bemühungen, binnen dreißig Tagen einen 50.000 Worte umfassenden historischen Roman aus dem Boden zu stampfen, ein lobendes Schreiben der Organisatoren und per Mail eine Urkunde bekommen, die ich mir hätte ausdrucken oder aber in die Tonne treten können – sonst nichts. Es werden zwar immer wieder eine Handvoll Sachpreise ausgelobt, aber wenn man sich ausschließlich mit dem Schreiben seines Romans an der Aktion beteiligt, dann hat man nicht die geringste Chance, einen der Flachbildschirme, Laptops, Tabletts oder Einkaufs-Gutscheine zu ergattern…
… Denn an den Verlosungen der Preise nimmt man nur dann teil, wenn man Spenden an die NaNoWriMo-Organisation abdrückt. Und dazu wird man als Teilnehmer/in in der Regel mindestens einmal am Tag aufgefordert. Je nach Höhe des geleisteten Obolus bekommt man Zusatzpunkte, je höher die Anzahl dieser Punkte am Ende ist, desto größer die Chance, einen Preis zu ergattern. Mit einem internationalen Schreibprojekt hat das meiner Meinung nach nicht mehr das Geringste zu tun. Da geht’s nur darum, in den dreißig Tagen möglichst viele Dumme zu finden, die möglichst viel Geld abdrücken…
… Wer den Wunsch verspürt, sich schriftstellerisch zu betätigen, sollte solche Projekte wie das NaNoWriMo tunlichst meiden. Denn hier dreht es sich so gut wie nur um Abzocke und Vera…e, und beim Schreiben ausschließlich um die Quantität, nicht um Qualität. Mein Rat an alle lieben Mitmenschen, die den wundervollen Wunsch, den Drang in sich verspüren, zu schreiben, mit den Worten zu spielen: Macht einen Blog auf, und veröffentlicht dort, was ihr in die Tasten haut. Da ist euch weitaus mehr Resonanz und Erfolg garantiert, als bei NaNoWriMo & Co.
… Den Roman „Die Schwarze Frau“ werde ich natürlich weiter entwickeln – in meinem eigenen Tempo – und online stellen. Denn mir gefällt die Geschichte so sehr, und ich stecke auch schon zu tief mittendrin, um sie jetzt noch aufgeben zu können…
… bin ich gestern der Münchner Residenz. Ein Unterfangen, das im Vorfeld mit einigen Turbulenzen verbunden gewesen ist…
… Vom 12. bis 19. Oktober findet heuer die sogenannte Residenz-Woche statt, das heisst, es gibt sehr viele, sehenswerte, spezielle Führungen, dazu Veranstaltungen und Konzerte. Seit Monaten bereits wartete ich geduldig auf diesen „Event“, den mein großer Wunsch war, einmal unter kundiger Anleitung den Turm ersteigen zu dürfen. Da ich während der Wiesn so eingebunden war, daß ich am Karten-Vorverkauf ab 4. Oktober nicht selbst teilnehmen konnte, bat ich eine Arbeitskollegin, mir ein Ticket für die Besichtigung am 18. Oktober um 17:00 Uhr zu besorgen…
… Als mir am Freitag morgen die Karte überreicht wurde, fiel ich aus allen Wolken, denn die gute Simone hatte mir eine für die Vierzehn-Uhr-Führung erstanden – keine Chance für mich, daran teilzunehmen, da während der Dienstzeit. Die anwesende Kastellanin meinte, daß es nun zu spät sei, umzubuchen, denn alle Touren seien ausverkauft. Als ich Samstag morgen die Dienstleiterin darauf ansprach, ob es ausnahmsweise möglich sei, mich am Nachmittag für ein gutes Stünderl von einer Ablöse vertreten zu lassen, erntete ich natürlich eine Absage. Ich trollte mich auf meinen zugewiesenen Platz, enttäuscht und wütend…
… Gegen halb Eins hatte ich Mittagspause, ich strebte dem Haupteingang zu, da ich mir die miese Laune durch ein wenig goldenen, milden Oktober-Sonnenschein aufbessern lassen wollte. Am Info-Stand der Residenzwoche saß ein junger Mann, der einen recht sympathischen und umgänglichen Eindruck machte. Als ich schon an der großen Flügeltür war, zischelten mir meine Weiber zu: „He, das wäre doch gelacht, wenn du diesen Jüngling nicht um den Finger wickeln könntest! Versuch‘ dein Glück! Los!“ Ich setzte mit viel Mühe und wenig Überzeugung ein sonniges Lächeln auf, und wandte mich dem Herrn zu…
… Nur zwei Minuten später hielt ich ein Ticket für die Siebzehn-Uhr-Führung in der Hand. Nach kurzem Gespräch mit der Dienstleiterin war eine Kollegin organisiert, die mich gegen dreiviertel Fünf ablösen würde…
… Im Münchner Stadtbild fällt der ziemlich genau in der Mitte der Residenz sich erhebende Uhrenturm eigentlich überhaupt nicht auf…
… Er wurde in jener München, und vor allem die Residenz, überaus bereichernde Schaffensperiode unter dem ersten bayerischen Kurfürsten Maximilian I. errichtet, der mehr als ein halbes Jahrhundert lang – von 1597 bis 1651 die Geschicke des Landes leitete…
… Von oben – direkt an den großen, güldenen Zifferblättern stehend – hat man einen sehr guten Ausblick auf die Größe des Stadtschlosses, sowie dessen einzelne Höfe, und natürlich auch auf München und Umgebung…
(Wenn ihr mit der Maus über die einzelnen Fotos fahrt, könnt ihr die Bildunterschriften lesen. Wer ein Foto groß sehen will – einfach anklicken) 😉
Der Grottenhof, darüber die Münchner Frauenkirche
Die Kuppel des Justizpalastes
Der Kaiserhof
Bis zum Olympiaturm und
die Allianz-Arena reicht der Blick
Der sogenannte Apothekerhof
Darüber die Kuppel der Bayerischen Staatskanzlei
Über die Dächer und Türme des Münchner Ostens hinweg grüßt die Zugspitze
Der Brunnenhof
Die Giebelfront der Bayerischen Staatsoper
… Der bayerische Landtag erstrahlt rotgolden im Licht der untergehenden Sonne…
… Und die schlanken Türme der Ludwigskirche, sowie die Munich Towers scheinen in der zunehmenden Abendröte zu glühen…
… Im Nu – so kam es mir vor – hatte der Fernbus den Comer See erreicht. Das Wetter war zwar nicht berauschend, aber doch wesentlich besser als während der Fahrt nach Mailand. Meine Nikon streikte unverständlicherweise, als ich angesichts eines bezaubernden Ausblicks den Auslöser drücken wollte. Halblaut schimpfte ich vor mich hin und bedachte die Kamera mit nicht gerade schmeichelhaften Ausdrücken, da kamen wir bei Chiasso auch schon an die Schweizer Grenze. Das Glück war uns hold, nach einer einfachen Paßkontrolle durften wir unbehelligt die Reise fortsetzen…
… Der Luganer See…
… Dieses Foto habe ich aufgenommen, während wir auf jenem Damm den wunderschönen und verästelten See überquerten, der diesen seit den sechziger Jahren höchst barbarisch in zwei Teile schneidet. Dieses „Bauwerk“, diese Vergewaltigung einer verzaubernden Naturschönheit hat mir schon auf der Fahrt nach Mailand ins Herz geschnitten, insgeheim wünschte ich, eine Flut möge kommen, und diesen Damm wegspülen – natürlich nur, wenn niemand sich darauf befinden würde. Wäre es mit den heutigen technischen Mitteln nicht weitaus schonender und sinnvoller, den See mittels einer Brücke zu überspannen?…
… Erneut schraubte sich der Reisebus ungezählten Kehren folgend durch das Tessin hoch zum San Bernardino. Als wir die düstere und unheimliche Schlucht der Via Mala passiert hatten, rissen Wolken- und Hochnebeldecke auf, und strahlend blauer Himmel kam zum Vorschein…
… Majestätisch, voller Schroffen und Kanten, schier himmelhoch ragend präsentierten sich die Schweizer Berge im vorabendlichen Sonnenschein…
… Mit einem feinen Alpenglühen möchte ich meine Mailand-Reisereportage schließen. Es ist mir eine große Freude und Ehre gewesen, euch virtuell in diese wundervolle Stadt mit zu nehmen, und ich danke euch allen sehr für euer Lob, und daß ihr meine Begeisterung und Freude mit mir geteilt habt…
… Am Donnerstag morgen fuhr ich, nachdem ich im Hotelchen hingebungsvoll das Frühstücksbufett geplündert und dann ausgecheckt hatte, zuerst mit dem E-Bus der Linie 92 zur Stazione Centrale, um dort meinen Koffer zur Aufbewahrung zu geben, denn bereits um Viertel nach Zwei würde ich vom Busbahnhof Lampugnano aus den Heimweg antreten (müssen). Anschließend sauste ich noch einmal zurück Richtung Hotelchen, weil ich da an einer Straßenecke unbedingt noch ein Haus fotografieren musste…
… Für’s erste zufrieden mit mir, der Stadt und dem Leben gondelte ich an Bord historischer Trambahnen der Linien 5 und 1 ein wenig durch Mailand, bis zum Largo Cairolo, einige hundert Meter nordöstlich der Piazza il Duomo gelegen. Das Castello Sforzesco hatte ich mir als heutigen Besichtigungs-Schwerpunkt auserkoren…
… Vom Largo Cairolo aus hat man, am Garibaldi-Reiterstandbild vorbei, das gleich einer Statue von König Vittorio Emanuelle II. in keiner italienischen Ortschaft fehlen darf, die etwas auf sich hält, einen ersten Blick auf den hochragenden Uhrenturm der Festung. Das weiß-gläserne, pyramidenförmige Gebilde davor gehört zu jenen EXPO-2015-Bauwerken, die bereits jetzt Schwammerln gleich aus dem Mailänder Boden sprießen. In diesem hier wird kräftig Werbung für die Weltausstellung gemacht, in einem benachbarten, welches sich links davon befindet, rühmt man Milano als Radfahrerstadt der Zukunft – nun, ja…
… Beim Näherkommen entpuppt sich das Castello als eine Trutzburg stattlichen Ausmaßes. Unter dem hoch aufragenden Uhrenturm zelebriert ein zeitgemäß gewandetes Pärchen mittelalterliche Weisen. Und in dem mittlerweile ausgetrockneten und begrünten Burgraben sind etliche Haufen imposanter Kanonenkugeln zu bestaunen…
… Erbaut wurde das Castello Sforzesco nach dem dem Ableben Filippo Maria Visconti, der an gleicher Stelle sein Stadtschloß hatte, welches 1447 geplündert und zerstört worden war, im Jahre 1450 durch den Herzog Francesco Sforza, dem neuen Herrscher Mailands. Das Adelsgeschlecht der Sforza fühlte sich wohl innerhalb der wuchtigen Mauern und Türmen, und führte ein grandioses Leben voll der rauschenden Feste…
… Als im Jahre 1521 während einer solchen Festlichkeit ein Blitz mit viel Getöse in den Uhrenturm einschlug, wurden viele der Geladenen von einem schrecklichen Gefühl des Ungemachs erfasst. Dieses sollte sie keinesfalls trügen, denn nur wenige Augenblicke später flogen ihnen die Trümmer der halben Burg um die Ohren, da man im Uhrenturm Unmengen von Schießpulver geladen hatte, welches nun in einer verheerenden Explosion detonierte. Erst im Jahr 1880 restaurierte man die Festung wieder…
… Im sogenannten Cortile delle Milizie, in welchem die Truppen des Herzogs gedrillt wurden. Auch hier entdeckt man seltsame, vogelähnliche „Spuren“ der bevorstehenden EXPO…
… Im Hof der Rocchetta…
… Vom hinteren Tor aus hat man einen guten Blick auf den Arco della Pace am westlichen Ende des anschließenden kleinen Parks…
… Noch ein paar „Rundum-Impressionen“…
… Auf eine Besichtigung der Museen in der Festung musste ich aus Zeitgründen leider verzichten, dabei hätte mich der von dem großen Leonardo da Vinci ausgemalte Salle delle Asse schon sehr interessiert. Doch ich fügte mich darein, und tapperte wieder Richtung Largo Cairolo, nicht ohne voller Neugierde Blicke auf die stattlichen Wohnhäuser links und rechts zu werfen. In einem von ihnen soll angeblich Umberto Ecco samt seiner atemberaubenden Bibliothek sein Domizil haben. Natürlich hoffte ich insgeheim ein wenig, den Großen Meister höchstselbigst zu erblicken, doch das Glück war mir – diesmal – nicht hold… 😉
… Rumpelnd, ratternd und quietschend trug mich eine alte Tram Richtung Domplatz, nur wenig später holte ich in der Stazione Centrale meinen Koffer ab, und sauste per Metro hinaus nach Lampugnano. Der Bus Richtung München kam pünktlich, und ich nahm mit einem großen Seufzen des Bedauerns Platz…
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