… die allerdings seit längerem schon wegen Renovierungsarbeiten teilweise eingeschalt ist, und die ich deshalb noch nicht abgelichtet habe, liegt Venedigs „Bauch“, ein großer und bunter Markt. Das Treiben an den Obst- und Gemüseständen, die fast alle in indischen und asiatischen Händen sind, ähnelt sehr dem unserem Münchner Viktualienmarkt. Einen ausgedehnten Besuch sind die beiden Fischhallen wert. Dort wird von einheimischen Fischern mit kräftigen Stimmen und bisweilen leicht entflammbarem Temperament – als ich einher schlenderte, kam es zu einer kleinen aber feinen Schlägerei, zuerst flogen die Beleidigungen und dann die Fäuste 😉 – alles, aber auch wirklich alles angeboten, was im Meer so kreucht und fleucht, teilweise noch lebendig. Da gingen mir die Augen über, und der Zeigefinger wollte schier gar nimmer den Auslöser der Kamera loslassen…
Artischocken sind DAS venezianische Gemüse
Zucchiniblüten – gefüllt eine Köstlichkeit
Feuerbohnen
… Im Centro Storico Venedigs sind keinerlei Autos erlaubt, alles, aber auch wirklich alles, ob es sich um die Getränkelieferungen für einen Kiosk, Lebensmittel für die Restaurants, Bücher und Zeitungen, Möbel, Zement etc. handelt, muss entweder per Boot über das verwirrend verzweigte Netzwerk der Kanäle oder mühsam per Sack- und Schubkarren über die nicht minder versponnenen großen Gassen und manchmal nur einen halben Meter schmalen Gässchen transportiert werden. Auch die venezianische Feuerwehr ist per Boot unterwegs, hier zum Glück nicht zu einem dringenden Einsatz…
… liegt wie ein etwa zwölf Kilometer langes, und teilweise recht schmales Bollwerk zwischen La Serenissima und dem offenen Meer. Berühmt ist dieses Eiland für seinen sich schier endlos hinziehenden Strand, und die stattlichen Grandhotels, die vor allem während der Filmfestspiele von den Reichen und Schönen frequentiert werden…
… Das Hotel, welches ich mir via Internet auserkoren hatte, liegt etwa einen Kilometer westlich der großen Hotelpaläste, in einer stillen Seitenstraße, auf der einen Seite nur etwa fünfzig Meter von der Lagune, auf der anderen knapp hundert Meter vom Lido entfernt. Nachdem ich mein winzig kleines, aber helles und sauberes Zimmerchen in Beschlag genommen, meine Siebensachen ausgepackt und ein halbes Stünderl geruht hatte, schnappte ich mir meine Kamera und machte mich auf einen ersten Erkundungsgang…
… Noch ist am Strand Vorsaison, es geht sehr ruhig zu, außer Spaziergängern und spielenden Kindern traf ich lediglich eine Handvoll Sonnenhungriger in Badekleidung an, eine Dame wagte sich forsch in die sanft anbrandenden, herrlich blauen Wellen, doch nur bis zu den Knien, anscheinend ist das Wasser noch recht kalt…
… Eine übermannshohe Hecke aus Jasmin trennt an vielen Stellen den Lido von der Straße, und der süße, intensive Duft der kleinen, sternförmigen Blüten vermengt sich mit der nach Salz und Tang riechenden Meeresbrise zu einem einzigartigen Aroma, das ich tief in mich hinein sog…
… Zwischen nüchternen Zweck- und Plattenbauteen sind immer wieder prachtvolle Villen zu entdecken, vor allem, wenn man sich die Mühe macht, die kleinen Nebenstraßen entlang zu schlendern, kann man auf so manches architektonische Schmuckstück stoßen…
… Irgendwann, als mir die Knie weich wurden, fiel mir ein, dass eine Butterbreze und ein Glas Orangensaft in einem Café am Flughafen kurz vor dem Start das letzte gewesen war, das ich zu mir genommen hatte – wenn ich auf Tour bin, mich voll begeistere und tausend Dinge entdecke, dann vergesse ich stets auf’s Essen und Trinken. Dienstag scheint auf Lido di Venezia der bevorzugte Ruhetag aller größeren Lokalitäten zu sein, das einzige Etablissement, welches geöffnet hatte, war eine klitzekleine Trattoria in Nähe des Hotels. Ich war eine der ganz wenigen Frauen, und mit Sicherheit die einzige Fremde, holte mir an der Theke ein Glas Rotwein und einen Teller mit Tramezzini, ließ mich nieder und schaute, mümmelte und staunte. Es ging rau, aber herzlich zu, die Herren der Schöpfung spielten Karten, es kam mir vor wie eine recht komplizierte Mischung aus Wattn, Rommé und Schafkopfen…
… Ich schlenderte langsam am Hotel vorbei zum nördlichen Lido-Ufer, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Unser Stern ging in Nähe des Industriegebiets Mestre zur Ruhe, nicht eben ein idyllischer Ort, aber ich denke, es sind doch ein paar annehmbare Abendstimmungs-Bilder geworden…
… Die Herren trainieren fleißig für die Regatta Storico am 4. September – Hotelzimmer habe ich schon reserviert…
… Vor lauter Reisefieber stand ich am Dienstag Morgen bereits um halb Sechs quasi senkrecht im Bett, nach knapp vier Stunden Schlaf, obwohl ich am Montag Abend noch kräftig mit Melissengeist, Baldrian-Dragees und Greendoc’s Einschlafhilfe nachgeholfen hatte. Nachdem ich mich etliche Male hin- und hergeworfen hatte, sah ich ein, dass es keinen Sinn machen würde, noch länger liegen zu bleiben, so stand ich auf – und das erwies sich als goldrichtige Entscheidung, denn so konnte ich in aller Muße die letzten Vorbereitungen treffen, in Ruhe frühstücken, und mich dann ganz gelassen auf den Weg zum Flughafen machen…
… Ich hatte tags zuvor bereits online eingecheckt, und mir einen schönen Sitzplatz in der letzten Reihe auf der rechten Seite reserviert, denn da würde man im Landeanflug einen feinen Blick auf die Lagune und La Serenissima haben…
… „Ich mach‘ noch schnell die Fenster sauber, damit wir auch sehen, wohin wir fliegen.“… 😉
… Ich wusste gar nicht mehr, wie sehr ich das Fliegen und das ganze Um und Auf an einem großen Flughafen liebe, und vor allem, wie sehr ich das alles vermisst hatte. Ich war von Kopf bis Fuß Freude und Genuß pur…
… Als sich die Boeing 737/800 mit donnernden Triebwerken in den mehr bewölkten als heiteren Münchner Himmel hob, entfuhr mir ein Jauchzer – endlich wieder fliegen – hach, was war das schön!…
… Ganz besonders liebe ich einen Flug über die Alpen. Leider herrschte teilweise recht starke Bewölkung, so dass nur gelegentlich der Blick auf stattliche, schneebedeckte Gipfel und die tiefen Furchen der Täler möglich war…
… Wir hatten wohl kräftig Rückenwind, jedenfalls setzte das Transavia-Maschinchen statt nach einer Stunde bereits nach fünfundvierzig Minuten zum Landeanflug an. Dabei querten wir die gesamte Lagune von Venedig – Hubschrauberflug ist somit nicht mehr nötig… 😉
… fand heute, am Samstag den 30. 4. 2016, das alljährliche Treffen der Ritter des Wittelsbacher Georgsorden statt, der bekannteste der insgesamt dreizehn St.-Georgs-Orden. Bereits im vergangenen Jahr hatte ich ja eine zwar kurze doch unvergessliche Begegnung mit den hochadeligen Mitgliedern dieser erlesenen Bruderschaft erleben dürfen: https://freidenkerin.com/2015/04/25/ein-unvergesslicher-morgen/ …
… Meine Freude war riesig, als ich am Freitag Nachmittag vom Chefkastellan auserkoren wurde, die noblen Herren am frühen Morgen am Portal zum Hartschiersaal zu begrüßen und ihnen, falls erforderlich, mit wegweisenden Ratschlägen und Informationen behilflich zu sein. Allerdings – und das war ein für mich ziemlich großer Wermutstropfen – musste ich hoch und heilig versprechen, keine Fotos zu machen, eine Zusage, deren gewissenhaftes Einhalten mich eine schier übermenschliche Willensstärke gekostet hat… 😉
… Ich darf nun nach diesem ziemlich ereignisreichen Tag sagen, dass ich ungemein viel hochadelige Hände geschüttelt habe, unter anderem – zu meiner ganz großen Freude – die von Seiner Königlichen Hoheit Herzog Franz von Bayern, Seiner Königlichen Hoheit Herzog Max von Bayern, Prinz Luitpold von Bayern, Prinz Ludwig von Bayern, und etliche von Stauffenbergs, von Rechbergs, usw. usw. Beinahe jeder der ungefähr fünfzig St.-Georgs-Ritter hatte eine beispielhafte Höflichkeit inne, wünschte mir galant einen guten Morgen und grüßte mich per Handschlag…
… Natürlich bestaunte ich vor dem Eintreffen der Herzöge, Grafen und Fürsten die schweren, goldenen Ordensketten, -kreuze, und Zeremonienstäbe, die in zwei fahrbaren Safes angeliefert worden waren. Mein Dienst begann um acht Uhr morgens, bereits um halb Sechs hatte es mich voller Vorfreude aus den Federn getrieben…
… Kurz nachdem der Chefkastellan die schwere, doppelflügelige Tür zum Hartschiersaal geöffnet hatte, begann das Defilee der Würdenträger, jeder im eleganten schwarzen Frack mit makellos weißem Hemd, Bauchbinde und weißer Fliege angetan. Dann legten sie mithilfe einiger dienstbarer Geister aus dem Hause Wittelsbach die strahlend blauen Samtumhänge, Ketten, Kreuze und Zierdegen an. Anschließend begaben sie sich in die Reichen Zimmer, wo drei junge Adepten mittels eines genau vorgeschriebenen Textes um die Aufnahme in den St.-Georgs-Orden ersuchten. Es folgte in der festlich geschmückten Hofkapelle ein Hochamt, während dessen Verlauf der Großmeister den Neulingen den Ritterschlag erteilte. Die Messe war von einem Bischof zelebriert worden – ich kenne mich in der katholischen Hautevolee so gar nicht aus, daher kann ich euch auch den Namen des Herrn nicht nennen. Doch er war sehr charmant, und verwickelte mich in ein angeregtes Gespräch über die Geschichte und Größe der Münchner Residenz. Als er sich von mir verabschiedete, war ich sehr angetan, weil er nicht irgendeine Segensfloskel sprach, sondern mit warmen und humorvoll funkelnden Augen sagte: „Ich wünsche Ihnen auch weiterhin so viel Freude an Ihrer Arbeit.“…
… Es folgten eine Art spätes Frühstück im wunderschönen Theatinergang, und ein kurzer Vortrag im sogenannten Vier-Schimmel-Saal, ehe sich die Rittersleut‘ auf den Weg nach Schloss Nymphenburg machten, wo Seine Königliche Hoheit Herzog Franz von Bayern zu einem Empfang geladen hatte. Und dann, nachdem die noblen Herren ihre wunderschönen blauen Mäntel, die Ordensketten und anderen Zierrat wieder abgegeben, und den Hartschiersaal verlassen hatten, wurden die Verbindungstüren zum Goldenen Saal und den Reichen Zimmern aufgetan, und der normale – und recht ernüchternde – Museumsalltag nahm seinen Lauf… 😉
… Ein einziges Foto konnte ich mir doch nicht verkneifen, und zwar von der Hofkapelle, kurz bevor sich die Prozession der St.-Georgs-Ritter zur Messe dorthin begeben hat…
… Halblinks der Bildmitte ist der Stuhl des Großmeisters zu erkennen. Auf der Balustrade davor befinden sich die rotsamtenen Schächtelchen mit den Ritterkreuzen und Ordensketten für die Neuen. Das wunderschöne und überaus kostbare St.-Georgs-Schwert wird stets erst unmittelbar vor der Zeremonie vom Chefkastellan aus der Schatzkammer geholt…
… Und ich hatte festgestellt, dass das Ablichten eines illustren Königspaares in der Liste meiner fotografischen Erfahrungen noch fehlt. So fand ich mich – dem Tipp eines sehr lieben Menschen folgend – bereits gut eine Stunde vor Ankunft von Maxima und Wilhelm-Alexander am Tor der Residenz am Max-Josephs-Platz ein. Und wurde mit einem gar vorzüglichen Platz sozusagen in der allerersten Reihe belohnt. Das Warten war keineswegs langweilig, in meinem Job lernt man ja das stundenlange, geduldige Stehen und für Kurzweil sorgte die riesige Phalanx von Presse- und Fernsehmenschen, die emsig beinahe jede Person interviewten, filmten und knipsten, die sich hinter den Absperrungen eingefunden hatte. Auch meine weder fotogene noch interessante Wenigkeit wurde nicht verschont – ich gab Sat1, dem Münchner Merkur und einem holländischen Fernseher Interviews, was mir irgendwie großes Vergnügen bereitete… 😉
… Etwa um Viertel nach Elf trafen der „Hausherr“, der Ministerpräsident, samt Gattin ein, sowie die fesche Frau Aigner. Zu Denken gab mir, dass weit und breit nichts vom „Heimat-“ und Finanzminister zu sehen war. Ein deutliches Indiz dafür, dass dieser Mensch in Ungnade gefallen ist?… 😉
… Beinahe pünktlich auf die Minute wurde das holländische Königspaar an den breiten, in der Frühlingssonne leuchtenden, roten Teppich chauffiert. Nach dem Aussteigen und der Begrüßung durch Herrn Seehofer, der trotz seiner respektablen Größe einen ziemlich kleinen Kopf hat, wie mein Nachbar links neben mir und ich fest stellten („da sieht man’s mal wieder, dass es auch Großkopferte mit kloane Köpf‘ gibt.“), begaben sich Königs zu den jubelnden und singenden Fans aus den Niederlande, etliche davon waren eigens zu diesem Event angereist…
… Anschließend wurden Maxima und Wilhelm-Alexander in „meine“ Residenz geleitet, wo sie die Ahnengalerie, das angrenzende Porzellan-Kabinett und die Reichen Zimmer besichtigen werden, um danach im wunderschönen Antiquarium einen Lunch einzunehmen…
Der „Hausherr“ kommt
Die Gemahlin des „Hausherrn“
Die zugegebenermaßen sehr fotogene Frau Ilse Aigner
… Ein paar Aufnahmen vom holländischen Königspaar Maxima und Wilhelm-Alexander:…
… ist Münchens größte Ansammlung an Schutt aus dem Zweiten Weltkrieg. Der langgezogene Rücken, an seinem Gipfel ca. 56 Meter hoch, erstreckt sich an der Südseite des Olympiageländes. Bei beinahe schon sommerlichen Temperaturen und bestem Frühlingsföhnwetter wanderte ich gestern Nachmittag dort hinauf, selbstredend mit großer Kamera…
… Sich in der wohltuend warmen Sonne öffnende Kirschblüten, bestrickte Bäume, elegant dahin gleitende Krähen und ein übermütig in der sanften Brise spielender Flugdrache begleiteten mich auf dem Weg nach oben…
… Als ich zu meiner großen Freude beinahe völlig ohne jegliche Anstrengung den Gipfel erreicht hatte, wandte ich meinen Blick zunächst nach Norden, zu den kühn geschwungenen Dächern des Olympiazentrums. Am Rande des Stadion-Zeltdaches unternahmen einige Wagemutige eine Besichtigungstour der ganz besonderen Art…
… Zum Greifen nahe schienen die hoch aufragenden Berggipfel der Alpen hinter der vertrauten Shilouette der großen Stadt…
… Jenseits der Ponte dell‘ Accademia disponierte ich allerdings ganz flink um. Warum sollte ich mir jetzt noch den langen Fußmarsch antun? Ein Linienboot würde mich bequem nach St. Basilio bringen, wo es an der Mole einige einladend wirkende Lokalitäten gab, außerdem war es doch bestimmt schön, nach Sonnenuntergang den Canale Grande entlang zu tuckern – und ich fahre leidenschaftlich gerne mit den Vaporetti, das wurde mir jetzt bewusst. Während ich an der Reling stand und mal die sanft vorüber gleitenden Palazzi, mal die Passagiere betrachtete, die dicht gedrängt saßen und standen, keimte in mir eine Idee auf, die mich so schnell nicht mehr los ließ, und immer noch in meinem Kopf herum geistert: Eine Dokumentation über die venezianischen Linienboote, entweder fotografisch oder als Video – das wär’s! Gar nicht viel Worte, sondern nur die Bilder sprechen lassen…
… Langsam senkte sich der Abend über die malerische Lagunenstadt:…
… Bei den Haltestellen Ferrovia (Bahnhof), Piazzale Roma (Busbahnhof) und Tronchetta leerte sich die Fähre. Ganz in Gedanken und meine Studien versunken verpasste ich St. Basilio. Bei San Zaccharia nahe des Markusplatzes angelangt stieg ich aus, was wegen des beachtlichen Seegangs nicht ganz einfach war, und steuerte die nahen Ristorantes an. Die Schwäche in meinen Beinen und das dumpfe Gefühl im Kopf waren ganz bestimmt nicht auf das Schwanken des Boots zurück zu führen, ich habe sozusagen angeborene „Seebeine“, sondern darauf, dass ich seit den frühen Morgenstunden nichts Anständiges mehr gegessen hatte…
… Kurze Blicke auf die Speisekarten in den Aushängen machten mich schaudern: Für eine Kalbsleber venezianische Art ohne jegliche Beilagen verlangte man im Schnitt 23 Euronen, mit Salat und zwei kleinen Scheibchen Polenta würde dieses Gericht mit sage und schreibe 35 Euronen zu Buche schlagen. Nein, danke…
… Ich enterte das nächste Vaporetto zurück nach Tronchetto, mit dem Ziel St. Basilio. Doch dann sah ich nahe der Station Palanca auf der Insel Giudecca eine bunte Lichterkette vor einem hell erleuchteten Restaurantfenster sanft im Abendwind pendeln, und wusste: Da muss ich hin!…
… So landete ich in einer kleinen Trattoria namens „Do Mori“…
… Die Eingangstür schloß schlecht und es zog an den vorderen Tischen wie Hechtsuppe, doch der Kellner war überaus freundlich, ebenso der Wirt. Was mich sehr für dieses Lokal einnahm war, dass sich viele einheimische Arbeiter nach Feierabend dort an der Theke einfanden, um einen kleinen Absacker zu sich zu nehmen. Ein Onkel, ehemaliger Fernfahrer, hatte uns bei jedem Familientreffen geraten: „Geht immer dort essen, wo die Einheimischen einkehren.“ Die Preise waren im Vergleich zu jenen nahe des Markusplatzes recht zivil. Nachdem ich meine komplette Bestellung auf ganz passablem Italienisch geordert hatte, war ich richtig stolz auf mich!…
… War auch das Ambiente etwas schlicht, meine Fischplatte, bestehend aus einer Brasse und einem Krebs, die mit Sicherheit vor wenigen Stunden noch im Meer geschwommen waren, sowie einem Stück Räucherfisch, und das Glas weißen Hausweins dazu schmeckten hervorragend. Ich ließ mir mit meinem Abendmahl viel Zeit, und sperrte dabei fleißig Augen und Ohren auf, um mir nur ja kein Fitzelchen venezianischen Lokalkolorits entgehen zu lassen…
… Frisch gestärkt ließ ich mich erneut zur Anlegestelle San Zaccharia bugsieren. Dort traf ich auf meine Bus-Sitznachbarn. Wir plauderten ein wenig, und beschlossen dann, noch einen kleinen Spaziergang zu machen, bevor uns Tiziano wieder zurück zum Bus fahren würde…
… Inzwischen – gegen halb zehn Uhr abends – war es auf der Uferpromenade still geworden, nur vereinzelt hielten sich noch Maskierte in den Straßenlokalen auf. Die Kellner waren bereits fleißig dabei, abzudecken und sich auf den wohl verdienten Feierabend vorzubereiten…
… Ich hockte im Bug des Schiffes und ließ mir ein letztes Mal venezianischen Meereswind um die Nase wehen…
Mein Schiff! Leider hat man beim Beschriften das „h“ in „Martha“ vergessen. 😉
… Ich hatte genug vom bunten Treiben auf dem Markusplatz gesehen, und wandte mich nun westwärts, durch das unübersichtliche Gewirr von Kanälen und Kanälchen, kleineren Brücken und oftmals recht schmalen Gassen. Mein Ziel war die hoch den Canale Grande überspannende Ponte dell‘ Accademia. Dort wollte ich in den Ortsteil Dorsoduoro überwechseln und bis zur Basilica de Santa Maria di Salute spazieren…
… An den Engstellen musste man schon ziemlich lange warten, bis man vorwärts kam, auch auf den schmaleren, kleinen Brücken. Aber auch in diesem Gewimmel und Gewusel und Gedränge verhielten sich die lieben Mitmenschen recht diszipliniert. Einmal musste ich genau am Eingang einer Bäckerei vor dem Passieren eines Kanales geraume Weile verharren, der Duft, der aus der weit geöffneten Tür drang, und ein gründlicher Blick in die Auslagen des Schaufensters ließen mir das Wasser im Munde zusammen laufen. Kurzerhand scherte ich aus und erstand ein Tütchen Crostoli, das ist ein veronesisches Karnevalsgebäck, dünne, sehr knusprige, in heissem Fett gebackene Teigstreifen, mit Puderzucker bestreut – ein wahrer Gaumenschmaus…
… Knuspernd und knipsend hatte ich schließlich die Ponte dell‘ Accademia erreicht.
… Der venezianische Karneval unterscheidet sich grundlegend von dem, was man hierzulande darunter zu verstehen pflegt. Es gibt keine krachend laute und schreiend bunte Umzüge. Keine singenden, rufenden und schunkelnden Menschenmassen. Keine inszenierte Fröhlichkeit und Ausgelassenheit. Eigentlich ist das, was sich auf dem Markusplatz und ringsum so abspielt, ziemlich unspektakulär: Gelegentlich hört man irgendwo in den Gassen kleine Grüppchen musizieren. Auf der riesigen Fläche sind einige Stände aufgebaut, die über das ansässige Handwerk wie Steinmetze, Tuch- und Samtweber, Glasbläserkunst, Hut- und Putzmacherei und die wunderbare Kunst des Gondelbaus informieren. Zauberer und Artisten zeigen ihre Fertigkeiten, und auf einer Bühne wird sehr italienisch-theatralisch ein schaurig-lustiges Stück von Harlekino und Colombine dargeboten. Man flaniert langsam einher, oder lässt sich im unablässig wogenden Strudel der Menschenmenge mal hierhin mal dorthin treiben. An den Eingängen zum Dom, zum Dogenpalast und dem Campanile warten stundenlang endlose Schlangen Besucher/innen. Noch am Freitag Abend hatte ich im Internet gelesen, dass geplant gewesen sei, den Markusplatz bis auf einige Zugänge komplett abzuriegeln, und jeden Schaulustigen und Maskierten genauestens zu durchsuchen. Doch glücklicherweise ist man von diesem Vorhaben wohl wieder abgekommen. Zwar durchstreifen Polizeitrupps den Markusplatz, doch eher unauffällig, beinahe schon diskret. Es gibt so gut wie gar keine Betrunkenen, niemand, der pöbelt oder einem gar an die Wäsche will. Kinder, die meisten von ihnen sind ebenfalls aufwendig kostümiert, tollen in einem eigens für sie abgegrenzten Areal herum und bewerfen sich lärmend mit Konfetti. Während eines kurzen Halts stelle ich fest, dass jemand das kleine Fach meines Rucksacks geöffnet haben muss, doch außer einem Notizblock, mehreren Kugelschreibern und meiner Lesebrille befindet sich darin nichts, meine Wertsachen trage ich am Körper bzw. in der fest verschlossenen Innentasche des Anoraks…
… Es folgen jetzt ganz viele Fotos. Aber ihr wisst ja, ihr braucht nur die Bilder anzuklicken, die euch interessieren…
… Die prachtvollsten und schönsten Kostüme und Maskierungen waren in den Arkaden des Dogenpalasts anzutreffen. Beim Fotografieren war großenteils sehr viel Geduld und auch Nervenstärke gefragt, man musste mit der Kamera im Anschlag regelrecht Schlange stehen und lange warten, bis man zum Zuge kam – und sehr oft hatte man genau dann, wenn man voller Seligkeit den Auslöser drückte, das Pech, dass sich Touris flugs neben oder zwischen die Maskierten drängten, um sich mit triumphierendem Lächeln und Victory-Zeichen von ihren Liebsten ablichten zu lassen. Manchmal dachte ich mir: „Halb so wild, kann ich beim Bearbeiten weg schneiden.“, ab und an entfuhr mir allerdings doch ein gar saftiger Fluch – da hatte ich jetzt viele Minuten auf der Lauer gelegen – und nun macht mir so eine schlitzäugige Tussi/so ein gwamperter Ami das Bild kaputt! 😉 Oder man wurde von jemandem, der sich von hinten rücksichtslos durch die Masse der Fotografierenden pflügte, rüde mit dem Ellenbogen beiseite gestoßen. Was aber zum Glück nicht oft passiert ist…
… Hier nun der erste Teil meiner „Ausbeute“ vom Dogenpalast:…
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