… Allmählich rückte ich in der Warteschlange auf der hölzernen, überdachten Treppe zum Hauptturm der riesigen Burg immer höher, bis man mir nach etwa einem Viertelstünderl Einlass gewährte. Im ersten Obergeschoss taten sich die, wie es im Mittelalter so üblich war, spärlich möblierten Wohnräume auf…
… Im zweiten und dritten Obergeschoss waren Gemälde der Spätgotik, sowie des 17. und 18. Jahrhunderts zu besichtigen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich diese Räumlichkeiten links liegen ließ, ohne sie eines Blickes zu würdigen, und statt dessen die für mich doch recht steilen und hohen Treppen zum Dach des Hauptturms erklomm…
… Dort oben bot sich ein gar herrlicher Ausblick auf die Burghausener Altstadt und Umgebung. Wie wunderbar muss die Sicht erst bei schönem Wetter mit klarer Luft sein! Ich muss in den warmen Jahreszeiten unbedingt noch einmal auf diesen Turm steigen!…
… Nach der Rückkehr ins erste Obergeschoss war ich dermaßen ausgepowert und hatte so weiche Knie, dass ich mich erst einmal auf einer Ruhebank niederlassen und ein Weilchen erholen musste. Ich beschloss, mir nur noch mehr die Innere Burgkapelle St. Elisabeth anzusehen, und einen Besuch der Kemenate sowie des großen Saals Dürrnitz auf ein andermal zu verschieben…
… Es war schon ziemlich dämmerig geworden, als ich den Hauptturm wieder verließ. Nun machte sich mein Magen leise knurrend bemerkbar, denn seit dem Frühstück am Vormittag hatte ich nichts mehr zu mir genommen. So strebte ich den hell erleuchteten Buden und Ständen des Weihnachtsmarktes auf dem weiten ersten Vorhof zu, guter Hoffnung, etwas Feines zur Brotzeit zu finden. Was dann auch sehr zutraf. Welche sowohl wohlschmeckende als auch skurrile Speise meine Aufmerksamkeit erregte, das erzähle und zeige ich morgen… 😉
… Auf der weiten Fläche zwischen dem wuchtigen, von zwei Turmspitzen flankierten Georgstor, über dessen Durchgang das sogenannte Allianzwappen der bayerischen Herzöge und des polnischen Königreichs prangt (danke, liebe Renate!), befanden sich die Stände und Buden des Weihnachtsmarktes, an denen sehr reger Betrieb herrschte. Ich durchmaß steten Schrittes das muntere Treiben und strebte dem Haupthof zu, denn ich wollte mir dort zunächst einiges ansehen…
… Alphornbläser intonierten statt weihnachtlichen und alpenländischen Weisen Pop-Hits jüngeren Datums, was sich irgendwie schräg anhörte. Auch im Haupthof waren einige Verkaufsstände aufgebaut, am interessantesten fand ich die kleine Schmiedewerkstatt, in der vor dem staunenden Publikum Schürhaken und Schaufeln fabriziert wurden…
… Ich schloss mich der Warteschlange an einem überdachten Aufgang zu den Räumlichkeiten im Hauptturm an. Da der Eintritt während der Burgweihnacht ja lediglich zwei Euro betrug, war der Besucherandrang dermaßen groß, dass von einer aufmerksamen Museumsaufsicht die Leute immer nur „häppchenweise“ eingelassen wurden. Ich wappnete mich in Geduld, was mir mittlerweile in der Regel überhaupt nicht mehr schwer fällt, ein großer Vorteil des Ruhestandes… 😉
… In der nächsten Folge nehme ich euch ins Innere und auf das Dach des Hauptturms mit… 😉
… Bayern nennt einige Superlative sein Eigen, so auch die längste Burganlage der Welt. Sie hat fünf Vorhöfe und einen Haupthof, misst stolze 1051 Meter, und überragt die schöne Altstadt von Burghausen, am Ufer der Salzach und der Grenze zu Österreich gelegen…
… Bereits in der Bronze- und Eisenzeit hat es auf dem lang gezogenen Hügelrücken an der Stelle des heutigen Haupthofs eine Ansiedlung gegeben. Die ältesten Fundamentreste der riesigen Burganlage stammen aus dem frühen 11. Jahrhundert. Damals hatten die Herzöge des Geschlechts der Agilolfinger von einem befestigten Amtshof aus die Salzschifffahrt auf der Salzach überwacht…
… Im Jahr 1235 erhielt Burghausen das Stadtrecht, 1255 wurde unter dem grad zwanzigjährigen Herzog Heinrich XIII. eine völlig neue Festungsanlage gestaltet, Teile davon bilden bis zum heutigen Tag die Hauptburg…
… Unter den reichen Wittelsbacher Herzögen wurde zwischen Ende des 14. und Ende des 15. Jahrhunderts die Burg, die den Fürsten nun als Residenz diente, massiv um- und ausgebaut, und erhielt ihren jetzigen Charakter. Nach der Einigung Bayerns und der Verlegung der Wittelsbacher Residenz nach München diente die mächtige Festung den Nachkommen der Regenten als „Prinzenwohnsitz“. Auch der Chronist Johannes Thurmayer, genannt Johannes Aventinus, einer der berühmtesten Geschichtsschreiber Bayerns, lebte ca. zehn Jahre lang dort…
… Vom Dreißigjährigen Krieg bis weit in die Neuzeit war die Burg von großer strategischer, militärischer Bedeutung. Ende des 19. Jahrhunderts fand eine erste Restaurierung statt, die teilweise leider sehr massiv in das Jahrhunderte alte Erscheinungsbild eingegriffen hatte, zugleich wurden Teile der Bauten privat veräußert. Mittlerweile gehört die Burg zum größten Teil dem Freistaat Bayern, seit ca. 1960 wird durch Sanierungen versucht, die ursprüngliche Gestaltung wieder herzustellen…
…
… Seit mindestens dreißig Jahren war nicht nicht mehr in Burghausen gewesen. So packte ich kurz entschlossen den Rucksack, nachdem ich in den unermesslichen Weiten des WorldWeb auf einen Artikel über die Burgweihnacht in der längsten Festungsanlage der Welt gestoßen war, und machte mich auf den Weg. Dank Deutscher Bahn war die Anreise wieder mal nicht ganz unbeschwert, der Zug hatte in Markt Schwaben eine halbe Stunde unplanmäßigen Aufenthalt, einer Panne in einem Stellwerk wegen. Zum Glück befand sich eine sehr rührige Zugbegleiterin an Bord, die mit etlichen Telefonaten dafür Sorge trug, dass sämtliche Anschlußzüge in Mühldorf, darunter auch der Schienenbus nach Burghausen, auf uns warteten…
… Nach kurzer Fahrt mit dem Stadtbus Linie 1 machte ich mich zusammen mit Scharen anderer BesucherInnen auf den weiten Weg durch die längste Burganlage der Welt…
… Hier ein Übersichtsplan – Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Lencer/wikipedia…
… Zur Veranschaulichung der Ausmaße ein eigenes Foto, vom Dach des Fürstenbaus aufgenommen:…
… Im oberen Bilddrittel halblinks ist ein Baukran zu sehen. Ungefähr bis dorthin zieht sich diese riesige Festungsanlage…
… Impressionen von meinem ausgedehnten Bummel durch die fünf Vorhöfe der Burg. Immer wieder eröffnen sich von niederen Mauerabschnitten aus gar feine Blicke auf die schmucke Altstadt Burghausens – Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Bild genauer ansehen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken:…
… Morgen zeige ich euch noch mehr Eindrücke von der längsten Burg der Welt… 😉
… Zuerst wollte ich gestern nachmittag gar nicht aus dem Haus, ich gab mich den Einflüsterungen des Inneren Schweinehunds hin, dass es in der Bude doch so gemütlich wäre und ich noch so viel am Computer zu arbeiten hätte. Für’s tägliche Fitnesspensium könnte ich ja auch später eine halbe Stunde auf dem Heimtrainer strampeln etc. Doch dann brachte ich das fiese, hypnotische Innere Stimmchen eisern zum Schweigen und zog wohlgemut los. Zuerst fuhr ich mit der S-Bahn nach Pasing, und wandte mich dann per Pedes gen Blutenburg, dem kleinen, spätgotischen, ehemaligen Jagdschlösschen im Westen Münchens, das aus einer ehemaligen Wasserburg entstanden ist. Traurige Berühmtheit erlangte das aparte Anwesen gegen Mitte des 15. Jahrhunderts, als der Bayernherzog Albrecht III. eine Weile mit seiner ersten Frau, der Baderstochter Agnes Bernauer, die 1435 von seinem Vater, Herzog Ernst, ermordet worden ist, dort gelebt hatte. Auch mit seiner zweiten Gemahlin verbrachte der Regent dann einige Jahre in der Blutenburg. Heute befinden sich in den Räumlichkeiten die Internationale Jugendbibliothek sowie die Erich-Kästner-Gesellschaft…
… Zuerst verlief mein Spaziergang recht ereignislos, eine Wasseramsel, die ich hatte rufen hören, befand sich zu weit entfernt, da machte das Fotografieren so gar keinen Sinn. Auch sonst geriet mir nur wenig vor die Linse. Als ich das Schlösschen, einer meiner Lieblingsplätze in und um München, erreicht hatte, leuchteten im Westen die Ränder der leichten Wolkendecke im Schein der schon recht tief stehenden Sonne golden auf. Je mehr sich unser Stern dem Horizont näherte, umso spektakulärer wurde die umliegende Szenerie, aus Gold, zaghaftem Himmelssblau und Wolkengrau wurden zunächst zarte Rosatöne, und dann ein immer kräftigeres Rot, bis der Himmel und die Umgebung der Blutenburg in Flammen zu stehen schien. Lange, sehr lange dauerte dieses himmlische Feuerwerk, bis endlich der letzte Gluthauch verglommen war. Hochgestimmt und mit vielen Bildern „im Kasten“ machte ich mich auf den Weg zur nahen Bushaltestelle…
… Die folgenden Bilder sind nur unwesentlich bearbeitet – etwas gerade gerückt und zugeschnitten, mehr nicht…
… Dort bin ich am Mittwoch Nachmittag nach einer schönen Zugfahrt gelandet…
… Den Ort am Fuße des Karwendels gibt es bereits seit der Römerzeit, die Via Raetia, die wichtigste Verbindungsstraße vom Römischen Reich in den Süden Deutschlands, führte durch die einstmals sich dort befindende Station Scrabia. Im Jahre 1096 wird Mittenwald zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im Mittelalter war der Ort ein wichtiger Warenumschlagplatz auf der Handelsroute zwischen Venedig und Augsburg, die umgebenden Wälder lieferten das Holz für das blühende Flößerhandwerk, welches von zwanzig Flößermeistern und zahlreichen Gesellen ausgeübt worden war. Zwischen Ende des fünfzehnten und Ende des siebzehnten Jahrhunderts wurde aufgrund des lange schwelenden Krieges mit Venedig der Bozener Markt nach Mittenwald verlegt. Neue Gewerbe entwickelten sich, so die Borten- und Filetseidenstickerei, sowie der Geigenbau. Der Ort ist nach wie vor eines der bedeutendsten Zentren für Streich- und Zupfinstrumentenbau in Deutschland, auch wenn mittlerweile der Tourismus die Haupteinnahmequelle darstellt…
… Mittenwald weist nicht nur eine lange und interessante Geschichte auf, hier wird auch in Vollendung die wundervolle Tradition der Lüftlmalerei gepflegt, eine kunstvolle, farbenfrohe und sehr beeindruckende Form der Fassadengestaltung. So nahm ich mir einige schöne und lange Stunden Zeit, durch die Straßen und Gassen zu schlendern und ausgiebig zu schauen und zu staunen, und mich an den großenteils prachtvollen Malereien zu erfreuen…
… einer der ungewöhnlichsten Liebesgeschichten des Wittelsbacher Herrschergeschlechtes ist Schloss Nymphenburg, im Westen Münchens gelegen:…
… Die junge Savoyer Prinzessin Henriette Adelaide wächst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts am prachtvollen Hof ihrer Mutter in Turin auf. Bereits in ihrer Kindheit erregt sie durch ihre Schönheit und ein kapriziöses Temperament, ihre umfassende Bildung und einen außergewöhnlichen Kunstsinn Aufmerksamkeit…
… Am 8. Dezember 1650 wird sie, grade mal Vierzehn, in einer sogenannten Stellvertreterhochzeit mit dem gleichaltrigen bayerischen Prinzen Ferdinand Maria vermählt, dem älteren Sohn des großen Kurfürsten Maximilian I. Carlo Emanuelle, der ältere Bruder Henriette Adelaides, vertritt bei der Zeremonie den Bräutigam…
… Im Mai 1652 bricht die junge Kurfürstin mit einem riesigen Brautzug in Richtung ihrer neuen Heimat Bayern auf. Das erste Treffen mit ihrem Gemahl findet in Kufstein statt. Für Ferdinand Maria ist es die große Liebe auf den ersten Blick, seine Angetraute hält ihn nach ersten Gesprächen zwar für freundlich und umgänglich, erwidert seine tiefen Gefühle zunächst aber nicht…
… Sie findet die Münchner Residenz düster, kalt, aufgrund der jahrelangen Hoftrauer nach dem Ableben Maximilian I. freudlos, und ungemütlich, ihr Umgang mit der recht dominanten Schwiegermutter Maria Anna, die bis zur Volljährigkeit des jungen Kurfürsten das Sagen hat, gestaltet sich als außerordentlich schwierig. In ihren zahlreichen, langen Briefen an ihre Mutter lässt sie aber vor allem an ihrem Angetrauten kein gutes Haar, er sei ungeschickt, sie hebt oft ziemlich drastisch hervor, wie grob und linkisch er in Liebesdingen sei, ein wortkarger und in sich gekehrter Stoffel, zu keiner Galanterie fähig. Es werden ihr im Laufe ihrer ersten Jahre am Bayerischen Hofe einige stürmisch-romantische Affären nachgesagt, ein junger englischer Adeliger wird aus diesem Grunde sogar des Landes verwiesen…
… Sieben Jahre lang bleibt das Paar kinderlos, dann wird die erste Tochter, Maria Anna, geboren – eine Enttäuschung, hatte man doch so sehr auf einen Sohn, einen Thronfolger, gehofft! In der Zwischenzeit hat sich das Verhältnis der Eheleute zueinander stark gewandelt, beide scheinen sich nun gleichermaßen inniglich zu lieben und einander zärtlich zugetan zu sein. Sie legen ein Gelübde ab, dass sie das schönste Gotteshaus erbauen lassen würden, würde ihnen endlich männlicher Nachwuchs beschert werden…
… Am 11. Juni 1662 ist es so weit – der heiß ersehnte Sohn Maximilian Emanuel erblickt das Licht der Welt, unmittelbar danach erfolgt die Grundsteinlegung für die Münchner Theatinerkirche…
… Sozusagen als Morgengabe erhält die junge Mutter von Ferdinand Maria die Hofmark Kemnathen, ein unbebautes Grundstück westlich von München gelegen, damals zwei Stunden Kutschfahrt von der Residenz entfernt. Hier soll eine prunkvolle Sommerresidenz entstehen. Zu Lebzeiten des Kurfürstenpaares wird lediglich der kubusförmige Mittelbau errichtet. Erst unter den Kurfürsten Max Emanuel und dessen Sohn Karl Albrecht erhält Schloss Nymphenburg seine jetzigen, schier atemberaubenden Ausmaße…
… Die Fertigstellung Nymphenburgs in seiner ursprünglichen Form im Jahr 1679 haben weder Henriette Adelaide noch Ferdinand Maria miterleben dürfen. Die Kurfürstin stirbt drei Jahre zuvor, zutiefst von ihrem Mann betrauert. Sie hatte während des großen Residenzbrandes 1674 unter Einsatz ihres Lebens ihre Kinder ins nahe Theatinerkloster gerettet. Gesundheitlich immer schon recht instabil, wird sie danach das Opfer einer schweren Lungenerkrankung, und schließt 1676 für immer die Augen. Sie wird nur neununddreißig Jahre alt. Drei Jahre später folgt ihr Ferdinand Maria, zweiundvierzigjährig…
… Das Kurfürstentum Bayern hat den Beiden eine lange und friedvolle Periode zu verdanken, eine Blütezeit von Kunst und Kultur. Dass München von etlichen hochbarocken Prachtbauten geziert und immer noch als die nördlichste Stadt Italiens bezeichnet wird, ist ein Verdienst der Prinzessin Henriette Adelaide von Savoyen und ihrem Gemahl, dem Bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria, einem der faszinierendsten Liebespaare der bayerischen Geschichte…
… Einige Impressionen aus dem Schloss Nymphenburg:..
… Im großen Saal:…
Eine Kammerzofe erzählt
Blick auf den Park
… Eine Handvoll Eindrücke aus den angrenzenden Gemächern, in welchen die bayerischen Kurfürsten und Könige häufig die Sommerzeit verbrachten:…
… In diesem Bett wurde am 25. August 1845 König Ludwig II. geboren, in aller Welt als der „Märchenkönig“ bekannt…
… Sein Großvater, König Ludwig I., hatte ein sehr ausgeprägtes Faible für das weibliche Geschlecht – die skandalumwitterte Affäre mit der Tänzerin Lola Montez hat ihn sogar den Königsthron gekostet, er wurde 1848 zur Abdankung gezwungen. Inspiriert durch italienische Vorbilder ließ er 38 junge Frauen und Mädchen für seine Schönheitengalerie portraitieren. Bis zum Zweiten Weltkrieg hat sich diese Bildersammlung in der Münchner Residenz befunden:…
… Ebenfalls in Schloss Nymphenburg zu finden ist das Portrait einer weiteren starken Frau der Wittelsbacher, der Kurfürstin Maria Leopoldine. Von ihr werde ich ein andermal erzählen…
… der Berchtesgadener Talkessel erfüllt von urtümlich anmutendem Brüllen und dem Geläut teils schwerer Kuhglocken. Die Strohbuttmandln und Fellkramperl treiben an der Seite des Heiligen Nikolaus ihr Unwesen. Dieser Brauch geht vermutlich sogar bis in die Zeit der Kelten zurück, und wurde im Laufe der Jahrhunderte, nachdem das Christentum nach Europa gebracht worden ist, sozusagen in den neuen Glauben integriert. Der Lärm sollte ursprünglich böse Geister vertreiben, damit man unbeschwert nach der Wintersonnenwende am 21. Dezember ins neue Jahr starten konnte. Das Schlagen junger Mädchen (und auch alter Frauen, wie ich schmerzhaft feststellen musste 😉 ) sowie junger Burschen, und das Beschmieren der Gesichter mit Ruß symbolisiert einen ebenfalls uralten Fruchtbarkeitsritus…
… Alle Jahre wieder kommt dieser Tage in etlichen Internetforen und den Medien die Frage auf, ob die gruseligen Masken der Kramperl und Buttmandl und die unheimliche Stimmung, die sie ohne Zweifel verbreiten, kleinen Kindern nicht gar seelischen Schaden zufügen würden. Ich denke nicht. Wer im Alpenraum lebt, wächst mit derlei auf. Man kennt die Geschichte dieses Brauchtums, und ist mit Recht stolz darauf. Die Buttnmandl- und Kramperl-Bassn (Gruppen), die rund um den Nikolaustag unterwegs sind, haben es in der Regel auf Halbwüchsige abgesehen, kleine Kinder haben normalerweise nichts vor ihnen zu befürchten. Zudem bin ich der Meinung, dass der niveaulose und vor Sex and Crime nur so strotzende Müll, der bereits untertags in diversen Fernsehprogrammen ausgestrahlt wird, kleinen Menschen mit Sicherheit mehr schadet als ein leichter Schlag mit einer Haselnussgerte einmal im Jahr…
… Hier einige Impressionen vom 5. Dezember im Markt Berchtesgaden:…
Mulis und Soldaten der Gebirgsjäger-Tragtierkompanie paradieren vorbei
Der Nikolaus!
Und jetzt geht das wilde Treiben los!
Der Kehlstein lugt über die Dächer des Wittelsbacher Schlosses
… Links und rechts der Hauptstraße war kurz vor zwei Uhr nachmittags kein noch so kleines Plätzchen mehr frei, auch die Tribunen waren nun voll besetzt. Nun zogen Akrobaten durch die Altstadt, wagemutige Artisten wirbelten durch die Luft…
… Wie immer in letzter Minute, damit man ja viel Aufmerksamkeit erregt, nahm auf der Tribüne vor der Landshuter Residenz die sogenannte Prominenz Platz, darunter auch Herr Martin Zeil, seines Zeichens ehemaliger bayerischer Wirtschaftsminister, berühmt-berüchtigt für seine betont langsame Redeweise. Böse Zungen behaupteten während seiner Amtszeit, dass man deswegen seine Pressekonferenzen stets um das Doppelte an Zeit habe verlängern müssen…
… Wuchtige Kanonenschläge rollten von der über der Stadt thronenden Burg Trausnitz über die Stadt, das klangvolle Geläut der Basilika St. Martin setzte ein. Musizierende Zigeuner bildeten die Vorhut, ihnen folgten Kinder mit ihren Betreuerinnen. Es ist der Brauch, aus den Börsen das Kleingeld zu nehmen und dieses in die lebhafte Kinderschar zu werfen. So manch ein geschickter Bub und flinkes Mädchen kann sich auf diese Weise während der LaHo ein erkleckliches Sümmchen ergattern… 😉
… Im Herbst des Jahres 1475 ist nach langer, beschwerlicher und gefahrvoller Reise Prinzessin Hedwig Jagiellonica, Tochter des polnischen Königs Kasimir IV Andreas und zukünftige Gemahlin des bayerischer Herzogs Georg des Reichen, endlich in Landshut eingetroffen. Mit einem prachtvollen Festzug, der seinesgleichen sucht, wird sie durch die Stadt geleitet…
… Nachdem ich an die dreißig Jahre lang immer wieder davon geträumt hatte, endlich einmal der Landshuter Hochzeit beizuwohnen, und mir immer wieder etwas dazwischen gekommen war, hat sich nun endlich dank einer sehr lieben Mitbloggerin dieser Traum verwirklicht. Ich habe mich einen Tag lang dem Zauber einer längst vergangenen Zeit hingegeben, so viel „Halloooo!“ geschrien, dass ich tagelang heiser sein werde. Und natürlich habe ich auch fleißig fotografiert. Ca. 1.200 Bilder sind es insgesamt geworden. Und die werde ich nun in den nächsten Wochen allesamt hier zeigen…
… Nachdem wir feststellen mussten, dass das von uns voller Sehnsucht angepeilte Café ohne Angabe von Gründen geschlossen hatte, schleppten wir uns weiter, bis wir im Ortskern in eine sehr gediegene Lokalität gerieten, sehr freundlich und zuvorkommend bedient wurden, und endlich unsere Gelüste stillen und uns stärken konnten. Danach machten wir uns auf den Rest des Wegs zurück zum Auto, das S. am See in der Nähe einer kleinen Fabrik geparkt hatte. Als wir endlich den fahrbaren Untersatz erreicht hatten, inzwischen war es früher Abend geworden, fielen wir uns erleichtert und stolz in die Arme. Donnerwetter, was waren wir trotz unserer Blessuren noch gut drauf! Wir hatten es geschafft!…
… Mein Lieblingsbauernhaus. Das habe ich schon seit langem immer wieder quasi aus der Ferne bewundert, wenn ich mit S. in der Kocheler Gegend unterwegs gewesen bin…
… Der berühmte Schmied von Kochel. Er soll als kraftstrotzender und riesiger Siebzigjähriger einer der Anführer des Bauernaufstands im Spanischen Erbfolgekrieg gewesen sein, der in der furchtbaren Sendlinger Mordweihnacht (1705) gipfelte. Mittlerweile gilt es aber als ziemlich sicher, dass es sich bei diesem Volkshelden um eine Sagengestalt handelt, die erfunden wurde, um die Niederlage der bayerischen Bauern erträglicher zu machen…
… Der Weg von Kochel zurück zum Auto führte uns eine sanfte Anhöhe hinauf. Von dort hatten wir noch einmal einen sehr schönen Ausblick auf den See…
… Geschafft! Hurra! Das Ende unserer wagemutigen Bergtour ist erreicht…
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