
Glück ist die Summe schöner Momente
… einer der berühmtesten Brücken der Welt ist jetzt fertig renoviert, und nun habe ich sie endlich, endlich einmal fotografieren können, die Ponte Rialto…
… Dort musste ich das Vaporetto der Linie 1 verlassen, um zu dem kleinen Hotel zu gelangen, in welchem ich ein Zimmerchen gebucht hatte. Zuerst ging es eine sehr enge und auch etwas düstere Gasse entlang, doch dann wichen die finsteren Häuserfronten zurück und gaben den Blick frei auf einen kleinen Kanal, ein zierliches Brückchen, und den Platz mit der Chiesa Alla Fava und der gleichnamigen Herberge rechterhand…
… Mein Zimmer ist winzig, kleiner noch als eine Klosterzelle, und das Badezimmer liegt einige Meter entfernt. Aber ich brauche auch nicht mehr als ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen. Kaum fünf Minuten zu Fuß bis zur Rialto-Brücke und Canale Grande, und knapp zehn Minuten zum Markusplatz, und das zu einem höchst günstigen Preis für die Übernachtung inklusive Frühstück, sowie sehr freundliche und zuvorkommende Leute, die mich in meinem Vorhaben, so viel Italienisch als möglich zu sprechen, gutmütig unterstützen – da kann man wirklich nicht meckern. Zudem ist das Hotelchen sehr ansprechend eingerichtet…
… Burano liegt gut fünf Kilometer nordöstlich von Venedig. In früheren Tagen lebten die Bewohner/innen dieser Insel bzw. des durch Brücken miteinander verbundenen Inselarchipels vom Fischfang und der Spitzenstickerei, die seit ca. 1870 dank der Handarbeitsschule Scuola di Merletti, in der sich heute ein Museum befindet, und des aufkommenden Tourismus eine neue Blütezeit erlebt…
… Schon aus einiger Distanz kann man eines der Wahrzeichen Buranos gut erkennen: Den ziemlich schief stehenden Campanile der Kirche San Martino. In und um Venedig gibt es übrigens so einige Türme mit augenfälliger Schräglage, die jener des berühmtesten aller schiefen Bauwerke in Pisa in nichts nachstehen…
… Wohl am berühmtesten ist Burano allerdings für seine schön farbigen Häuser. Darüber gibt es mehrere Anekdoten, die geläufigste ist jene vom Briefträger, der gerne einen über den Durst zu trinken pflegte, und, da es auf der Insel sehr viele Abkömmlinge von lediglich fünf Familien gab, regelmäßig die Post in die falschen Häuser trug. Da der Postillon eigentlich ein recht liebenswerter Bursche war, den man nicht vergraulen wollte, kam man nach intensiver Beratung zu des Rätsels Lösung, den verschiedenfarbigen Häusern…
… Ich gesteh’s, dass ich in Burano nicht von Bord ging, mir taten die Füße weh, und ich war von den Exkursionen der voran gegangenen Tage recht ausgepowert. So bewunderte ich das munter bunte Örtchen von Bord des großen Vaporettos aus…
… Manchmal schien es, als würden sich der ungezählten flachen Inselchen wegen die Segler über Land bewegen…
… Wen wundert’s, dass in und um Venedig Wassersport in sämtlichen Variationen groß geschrieben wird…
… Die venezianische Variante eines Krankenwagens…
… Ein Vaporetto der Linie 5.2 brachte mich auf der Nordroute zurück nach Lido di Venezia. Meine Nachbarn im Heck des Wasserbusses war ein attraktives und nettes Münchner Pärchen mittleren Alters. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Beiden dann völlig überraschend in „meiner“ kleinen Trattoria traf, als ich dort einkehrte, um mich mit einem Ombra und mehreren Cichetti zu stärken. Im Handumdrehen waren wir in ein angeregtes Gespräch vertieft. Meine neuen Bekannten gaben mir eine Menge nützlicher und interessanter Tipps, die ich mit Sicherheit bei meinem nächsten Aufenthalt in La Serenissima in die Tat umsetzen werde…
… Danach war meine Müdigkeit wie weggeblasen, als ich beschwingt Abschied genommen hatte, und die vielversprechende Abendröte über der Lagunenstadt sah, stieg ich in den Bus Richtung Vaporetta-Station, erklomm ein Boot der Linie 1, und erlebte an Bord einen unglaublich schönen Sonnenuntergang…
… liegt wie ein etwa zwölf Kilometer langes, und teilweise recht schmales Bollwerk zwischen La Serenissima und dem offenen Meer. Berühmt ist dieses Eiland für seinen sich schier endlos hinziehenden Strand, und die stattlichen Grandhotels, die vor allem während der Filmfestspiele von den Reichen und Schönen frequentiert werden…
… Das Hotel, welches ich mir via Internet auserkoren hatte, liegt etwa einen Kilometer westlich der großen Hotelpaläste, in einer stillen Seitenstraße, auf der einen Seite nur etwa fünfzig Meter von der Lagune, auf der anderen knapp hundert Meter vom Lido entfernt. Nachdem ich mein winzig kleines, aber helles und sauberes Zimmerchen in Beschlag genommen, meine Siebensachen ausgepackt und ein halbes Stünderl geruht hatte, schnappte ich mir meine Kamera und machte mich auf einen ersten Erkundungsgang…
… Noch ist am Strand Vorsaison, es geht sehr ruhig zu, außer Spaziergängern und spielenden Kindern traf ich lediglich eine Handvoll Sonnenhungriger in Badekleidung an, eine Dame wagte sich forsch in die sanft anbrandenden, herrlich blauen Wellen, doch nur bis zu den Knien, anscheinend ist das Wasser noch recht kalt…
… Eine übermannshohe Hecke aus Jasmin trennt an vielen Stellen den Lido von der Straße, und der süße, intensive Duft der kleinen, sternförmigen Blüten vermengt sich mit der nach Salz und Tang riechenden Meeresbrise zu einem einzigartigen Aroma, das ich tief in mich hinein sog…
… Zwischen nüchternen Zweck- und Plattenbauteen sind immer wieder prachtvolle Villen zu entdecken, vor allem, wenn man sich die Mühe macht, die kleinen Nebenstraßen entlang zu schlendern, kann man auf so manches architektonische Schmuckstück stoßen…
… Irgendwann, als mir die Knie weich wurden, fiel mir ein, dass eine Butterbreze und ein Glas Orangensaft in einem Café am Flughafen kurz vor dem Start das letzte gewesen war, das ich zu mir genommen hatte – wenn ich auf Tour bin, mich voll begeistere und tausend Dinge entdecke, dann vergesse ich stets auf’s Essen und Trinken. Dienstag scheint auf Lido di Venezia der bevorzugte Ruhetag aller größeren Lokalitäten zu sein, das einzige Etablissement, welches geöffnet hatte, war eine klitzekleine Trattoria in Nähe des Hotels. Ich war eine der ganz wenigen Frauen, und mit Sicherheit die einzige Fremde, holte mir an der Theke ein Glas Rotwein und einen Teller mit Tramezzini, ließ mich nieder und schaute, mümmelte und staunte. Es ging rau, aber herzlich zu, die Herren der Schöpfung spielten Karten, es kam mir vor wie eine recht komplizierte Mischung aus Wattn, Rommé und Schafkopfen…
… Ich schlenderte langsam am Hotel vorbei zum nördlichen Lido-Ufer, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Unser Stern ging in Nähe des Industriegebiets Mestre zur Ruhe, nicht eben ein idyllischer Ort, aber ich denke, es sind doch ein paar annehmbare Abendstimmungs-Bilder geworden…
… Die Herren trainieren fleißig für die Regatta Storico am 4. September – Hotelzimmer habe ich schon reserviert…
… Jenseits der Ponte dell‘ Accademia disponierte ich allerdings ganz flink um. Warum sollte ich mir jetzt noch den langen Fußmarsch antun? Ein Linienboot würde mich bequem nach St. Basilio bringen, wo es an der Mole einige einladend wirkende Lokalitäten gab, außerdem war es doch bestimmt schön, nach Sonnenuntergang den Canale Grande entlang zu tuckern – und ich fahre leidenschaftlich gerne mit den Vaporetti, das wurde mir jetzt bewusst. Während ich an der Reling stand und mal die sanft vorüber gleitenden Palazzi, mal die Passagiere betrachtete, die dicht gedrängt saßen und standen, keimte in mir eine Idee auf, die mich so schnell nicht mehr los ließ, und immer noch in meinem Kopf herum geistert: Eine Dokumentation über die venezianischen Linienboote, entweder fotografisch oder als Video – das wär’s! Gar nicht viel Worte, sondern nur die Bilder sprechen lassen…
… Langsam senkte sich der Abend über die malerische Lagunenstadt:…
… Bei den Haltestellen Ferrovia (Bahnhof), Piazzale Roma (Busbahnhof) und Tronchetta leerte sich die Fähre. Ganz in Gedanken und meine Studien versunken verpasste ich St. Basilio. Bei San Zaccharia nahe des Markusplatzes angelangt stieg ich aus, was wegen des beachtlichen Seegangs nicht ganz einfach war, und steuerte die nahen Ristorantes an. Die Schwäche in meinen Beinen und das dumpfe Gefühl im Kopf waren ganz bestimmt nicht auf das Schwanken des Boots zurück zu führen, ich habe sozusagen angeborene „Seebeine“, sondern darauf, dass ich seit den frühen Morgenstunden nichts Anständiges mehr gegessen hatte…
… Kurze Blicke auf die Speisekarten in den Aushängen machten mich schaudern: Für eine Kalbsleber venezianische Art ohne jegliche Beilagen verlangte man im Schnitt 23 Euronen, mit Salat und zwei kleinen Scheibchen Polenta würde dieses Gericht mit sage und schreibe 35 Euronen zu Buche schlagen. Nein, danke…
… Ich enterte das nächste Vaporetto zurück nach Tronchetto, mit dem Ziel St. Basilio. Doch dann sah ich nahe der Station Palanca auf der Insel Giudecca eine bunte Lichterkette vor einem hell erleuchteten Restaurantfenster sanft im Abendwind pendeln, und wusste: Da muss ich hin!…
… So landete ich in einer kleinen Trattoria namens „Do Mori“…
… Die Eingangstür schloß schlecht und es zog an den vorderen Tischen wie Hechtsuppe, doch der Kellner war überaus freundlich, ebenso der Wirt. Was mich sehr für dieses Lokal einnahm war, dass sich viele einheimische Arbeiter nach Feierabend dort an der Theke einfanden, um einen kleinen Absacker zu sich zu nehmen. Ein Onkel, ehemaliger Fernfahrer, hatte uns bei jedem Familientreffen geraten: „Geht immer dort essen, wo die Einheimischen einkehren.“ Die Preise waren im Vergleich zu jenen nahe des Markusplatzes recht zivil. Nachdem ich meine komplette Bestellung auf ganz passablem Italienisch geordert hatte, war ich richtig stolz auf mich!…
… War auch das Ambiente etwas schlicht, meine Fischplatte, bestehend aus einer Brasse und einem Krebs, die mit Sicherheit vor wenigen Stunden noch im Meer geschwommen waren, sowie einem Stück Räucherfisch, und das Glas weißen Hausweins dazu schmeckten hervorragend. Ich ließ mir mit meinem Abendmahl viel Zeit, und sperrte dabei fleißig Augen und Ohren auf, um mir nur ja kein Fitzelchen venezianischen Lokalkolorits entgehen zu lassen…
… Frisch gestärkt ließ ich mich erneut zur Anlegestelle San Zaccharia bugsieren. Dort traf ich auf meine Bus-Sitznachbarn. Wir plauderten ein wenig, und beschlossen dann, noch einen kleinen Spaziergang zu machen, bevor uns Tiziano wieder zurück zum Bus fahren würde…
… Inzwischen – gegen halb zehn Uhr abends – war es auf der Uferpromenade still geworden, nur vereinzelt hielten sich noch Maskierte in den Straßenlokalen auf. Die Kellner waren bereits fleißig dabei, abzudecken und sich auf den wohl verdienten Feierabend vorzubereiten…
… Ich hockte im Bug des Schiffes und ließ mir ein letztes Mal venezianischen Meereswind um die Nase wehen…
… Ich hatte genug vom bunten Treiben auf dem Markusplatz gesehen, und wandte mich nun westwärts, durch das unübersichtliche Gewirr von Kanälen und Kanälchen, kleineren Brücken und oftmals recht schmalen Gassen. Mein Ziel war die hoch den Canale Grande überspannende Ponte dell‘ Accademia. Dort wollte ich in den Ortsteil Dorsoduoro überwechseln und bis zur Basilica de Santa Maria di Salute spazieren…
… An den Engstellen musste man schon ziemlich lange warten, bis man vorwärts kam, auch auf den schmaleren, kleinen Brücken. Aber auch in diesem Gewimmel und Gewusel und Gedränge verhielten sich die lieben Mitmenschen recht diszipliniert. Einmal musste ich genau am Eingang einer Bäckerei vor dem Passieren eines Kanales geraume Weile verharren, der Duft, der aus der weit geöffneten Tür drang, und ein gründlicher Blick in die Auslagen des Schaufensters ließen mir das Wasser im Munde zusammen laufen. Kurzerhand scherte ich aus und erstand ein Tütchen Crostoli, das ist ein veronesisches Karnevalsgebäck, dünne, sehr knusprige, in heissem Fett gebackene Teigstreifen, mit Puderzucker bestreut – ein wahrer Gaumenschmaus…
… Knuspernd und knipsend hatte ich schließlich die Ponte dell‘ Accademia erreicht.
… Der venezianische Karneval unterscheidet sich grundlegend von dem, was man hierzulande darunter zu verstehen pflegt. Es gibt keine krachend laute und schreiend bunte Umzüge. Keine singenden, rufenden und schunkelnden Menschenmassen. Keine inszenierte Fröhlichkeit und Ausgelassenheit. Eigentlich ist das, was sich auf dem Markusplatz und ringsum so abspielt, ziemlich unspektakulär: Gelegentlich hört man irgendwo in den Gassen kleine Grüppchen musizieren. Auf der riesigen Fläche sind einige Stände aufgebaut, die über das ansässige Handwerk wie Steinmetze, Tuch- und Samtweber, Glasbläserkunst, Hut- und Putzmacherei und die wunderbare Kunst des Gondelbaus informieren. Zauberer und Artisten zeigen ihre Fertigkeiten, und auf einer Bühne wird sehr italienisch-theatralisch ein schaurig-lustiges Stück von Harlekino und Colombine dargeboten. Man flaniert langsam einher, oder lässt sich im unablässig wogenden Strudel der Menschenmenge mal hierhin mal dorthin treiben. An den Eingängen zum Dom, zum Dogenpalast und dem Campanile warten stundenlang endlose Schlangen Besucher/innen. Noch am Freitag Abend hatte ich im Internet gelesen, dass geplant gewesen sei, den Markusplatz bis auf einige Zugänge komplett abzuriegeln, und jeden Schaulustigen und Maskierten genauestens zu durchsuchen. Doch glücklicherweise ist man von diesem Vorhaben wohl wieder abgekommen. Zwar durchstreifen Polizeitrupps den Markusplatz, doch eher unauffällig, beinahe schon diskret. Es gibt so gut wie gar keine Betrunkenen, niemand, der pöbelt oder einem gar an die Wäsche will. Kinder, die meisten von ihnen sind ebenfalls aufwendig kostümiert, tollen in einem eigens für sie abgegrenzten Areal herum und bewerfen sich lärmend mit Konfetti. Während eines kurzen Halts stelle ich fest, dass jemand das kleine Fach meines Rucksacks geöffnet haben muss, doch außer einem Notizblock, mehreren Kugelschreibern und meiner Lesebrille befindet sich darin nichts, meine Wertsachen trage ich am Körper bzw. in der fest verschlossenen Innentasche des Anoraks…
… Es folgen jetzt ganz viele Fotos. Aber ihr wisst ja, ihr braucht nur die Bilder anzuklicken, die euch interessieren…
… Il Doge di Venezia…
… Die prachtvollsten und schönsten Kostüme und Maskierungen waren in den Arkaden des Dogenpalasts anzutreffen. Beim Fotografieren war großenteils sehr viel Geduld und auch Nervenstärke gefragt, man musste mit der Kamera im Anschlag regelrecht Schlange stehen und lange warten, bis man zum Zuge kam – und sehr oft hatte man genau dann, wenn man voller Seligkeit den Auslöser drückte, das Pech, dass sich Touris flugs neben oder zwischen die Maskierten drängten, um sich mit triumphierendem Lächeln und Victory-Zeichen von ihren Liebsten ablichten zu lassen. Manchmal dachte ich mir: „Halb so wild, kann ich beim Bearbeiten weg schneiden.“, ab und an entfuhr mir allerdings doch ein gar saftiger Fluch – da hatte ich jetzt viele Minuten auf der Lauer gelegen – und nun macht mir so eine schlitzäugige Tussi/so ein gwamperter Ami das Bild kaputt! 😉 Oder man wurde von jemandem, der sich von hinten rücksichtslos durch die Masse der Fotografierenden pflügte, rüde mit dem Ellenbogen beiseite gestoßen. Was aber zum Glück nicht oft passiert ist…
… Hier nun der erste Teil meiner „Ausbeute“ vom Dogenpalast:…
… Der frühe Morgen, in den der Reisebus Richtung Venedig am Samstag hinein fuhr, war ja bereits sehr vielversprechend gewesen. Es sah ganz nach einem wunderschönen Spätwintertag aus, und mein Herz tat trotz einiger Bettschwere – ist nicht so mein Ding, um halb fünf Uhr morgens aufzustehen! – etliche vorfreudige Hüpfer. Einzig die vier munteren Damen zwischen Achtzehn und Vierzig, und der junge Mann Anfang Zwanzig, die neben und hinter mir saßen, bereiteten mir vorübergehend ein klein bisschen Kummer. Ich hatte das Universum bereits Tage vor der Reise extra darum gebeten, nicht in Gesellschaft von Mitmenschen fahren zu müssen, die sich bereits während der Busfahrt intensiv alkoholischen Getränken widmen – ich hasse das. Und nun durfte ich miterleben, wie das Quintett schon nach der Frühstückspause gegen neun Uhr in einer Raststätte nahe Sterzing mit Dosenprosecco und Alko-Pops „vorzuglühen“ begann! Doch zum Glück trank die muntere Gesellschaft mit Maß und Ziel, und ihre Ausgelassenheit war eher ansteckend als abschreckend…
… Gegen Viertel nach Eins näherten wir uns dem riesigen Parkplatz von Tronchetta…
… Meine Sitznachbarn/innen waren inzwischen eifrig und nervös durcheinander schnatternd zugange, sich zu maskieren. Als der Reisebus in die einzige noch freie Parklücke einscherte, wurden wir bereits von Tiziano erwartet, dem Betreiber einer kleinen Privatflotte, der uns zu einer seiner Fähren geleitete. Das Boot kämpfte sich mit laut brummenden Motoren durch die trotz Windstille aufgewühlten Wasser des Canale della Giudecca im Süden Venedigs. Wie ich später erfuhr, war der Canale Grande bis auf wenige Ausnahmen für den privaten Schiffsverkehr an diesem Tag gesperrt worden. Außer einer großen Privatjacht und eines eher bescheiden wirkenden Passagierschiffs lagen am Samstag in Tronchetta auch keine Kreuzfahrtschiffe vor Anker…
… Nach etwa einer halben Stunde hatten wir die Anlegestelle San Zaccharia, etwa zweihundert Meter östlich des Markusplatzes, erreicht. Das erste was ich tat war, meine muntere Busgesellschaft in all ihrer Pracht und Herrlichkeit abzulichten:…
… Und dann stürzte ich mich ins Getümmel. Die Lagunenstadt ist während des Karnevals brechend voll, kein Zweifel. Dennoch hatte ich während meines etliche Stunden währenden Streifzugs über den Markusplatz und durch die Gassen Venedigs kein einziges Mal ein Gefühl der Beklommenheit. An den meisten Brücken hatte man flache hölzerne Rampen angebracht, die vor allem Älteren und Gehbehinderten das Vorankommen erleichterten. An jedem Engpaß standen Ordner und Polizisten/innen, jedoch stets nur beobachtend. Man hielt sich beim Gehen ziemlich diszipliniert rechts, das erleichterte den Strom der Menschenmassen schon sehr. Ganz, ganz langsam schob ich mich Richtung Dogenpalast und Markusplatz…
… Ich passierte die ersten fulminanten Kostüme, an die eifrig noch letzte Hand angelegt wurde, die ewig fleißigen Straßenmaler, Open-Air-Kosmetikstudios, in welchen man sich je nach Gusto abenteuerlich, schräg oder romantisch-schön schminken lassen konnte. Und dann kam ich endlich zu den Arkaden des Dogenpalastes. Dort sind die prachtvollsten und schönsten Maskeraden anzutreffen. Und dazu ab morgen mehr… 😉
… Es war bereits finster, als ich auf dem weitläufigen Markusplatz ankam, dem Höhepunkt meiner stundenlangen Wanderschaft. Eine kleine Weile diskutierte ich mit meiner Inneren Damenband, ob ich mich nicht vor dem Gran Caffé Grandi in einen der einladenden Korbsessel niederlassen, einen Cocktail schlürfen und ein Weilchen der nostalgischen Musik eines auf einer kleinen Bühne stehenden Quintetts lauschen solle. Doch die Coole Rechnerin entschied sich dagegen: „Zwanzig Euro für einen Aperol Sprizz – so dick haben wir’s nun wirklich nicht.“… 😉
… Die Markuskirche ist zur Zeit teilweise eingerüstet, ich habe versucht, darum herum zu knipsen (auch die Rialto-Brücke ist eingeschalt, daher gibt es leider kein Bild von ihr). Da sich inzwischen die meisten Touristen verzogen hatten, kamen die Weite und Grandezza des riesigen Platzes so richtig beeindruckend zur Geltung…
… Allmählich schlenderte ich ziemlich müde geworden zur Vaporetto-Haltestelle San Zaccaria Jolanda, um ein letztes Mal in ein Boot der Linie 2 einzusteigen, es war mittlerweile Zeit, sich Richtung Tronchetto zu begeben. Einige der riesigen Kreuzfahrtschiffe schoben sich hell erleuchtet an der traumhaft schönen Kulisse Venedigs vorbei, Richtung Mittelmeer. Während der Fahrt zum Busparkplatz durfte ich voller Staunen und Freude feststellen, dass La Serenissima nachts einen ebenfalls schier überwältigenden Zauber ihr Eigen nennt…
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