… @Grinsekatz hat ein Projekt gestartet, dem die Holsteiner Treppe in Wuppertal zugrunde liegt, deren insgesamt 112 Stufen mit den unterschiedlichsten Begriffen versehen sind. Und ich habe nach einem gestrigen Erlebnis beschlossen, da jetzt auch ab und an mitzumachen:…
… Am Dienstag Nachmittag ist es mir wieder einmal passiert. Es ist stets ein erschreckendes Erlebnis, das mich zittern lässt wie Espenlaub…
… Ich fuhr mit dem Bus Richtung Josefsplatz, als mir angesichts eines Supermarkts einfiel, dass ich noch einige Lebensmittel besorgen musste, die es auf dem kleinen Bauernmarkt nicht gibt. So baute ich mich rechtzeitig, wie ich meinte, samt Rollator während der Anfahrt auf die nächste Haltestelle am Ausstieg auf, um schnell und ungehindert den Bus verlassen zu können. Ich hatte kaum einen Schritt getan, da verriegelte der Fahrer die Tür auch schon wieder. So hing ich schmerzhaft eingeklemmt und recht erschrocken halb drinnen halb draußen, und bekam es ganz ordentlich mit der Angst zu tun. Ich schrie laut auf. Die Tür öffnete sich wieder, aber nur so kurz, dass ich grade eben aussteigen konnte, die Flügel schrammten mir noch deutlich fühlbar über die Schulterblätter. Ich ballte die Faust und schrie mit schier überschnappender Stimme dem Busfahrer ein „Du verdammter Trottel!“ zu, und dann musste ich mich erst einmal auf den Rollator setzen, denn ich zitterte vor lauter Schreck wie Espenlaub…
… Das ist bei weitem nicht das erste Mal, dass mir so etwas widerfahren ist! Und ein jedes dieser Erlebnisse versetzt mich in große Wut, sobald das Erschrecken und die Angst verflogen sind. Wird da denn nicht in den Rückspiegel geschaut, wenn Passagiere am Aussteigen sind? Wozu drücke ich eigentlich jedesmal die Taste für Schwerbehinderte, wenn ich aussteigen möchte, wenn das dem Fahrer ganz offensichtlich völlig am A… vorbei geht, und er nur so schnell als möglich wieder weiterfahren will?…
… Beim nächsten Mal merk‘ ich mir die Busnummer und zeige den/die Fahrer:in wegen Körperverletzung an, ich schwöre!…
… Wie stets vielen Dank an @Rina für die immer interessante und inspirierende Blogaktion…
Gefreut: Dass ich nach langer Pause endlich mal wieder einen größeren Ausflug gemacht habe, zum Maschkera-Umzug in Mittenwald. Und dass ich so große Freude an diesem sehenswerten Spektakel und am Fotografieren hatte. Und dass meine Begleitung K. und ich dank Föhneinfluss Glück mit dem Wetter hatten. Ganz große Freude auch darüber, dass ich endlich mal wieder in den Bergen gewesen bin. Der Anblick der hochragenden Gipfel rückt jedesmal etwas in meiner Seele zurecht.
Geärgert: Ich bin achtundsechzig Jahre alt und nicht erst gestern unter einem Stein hervorgekrochen. Ich bin zwar körperlich behindert, aber geistig noch sehr rege. Und ich kann sowohl meinen eigenen Zustand als auch Situationen einschätzen und mich bemerkbar machen, sollte ich in Bedrängnis geraten. – Auch wenn das am Donnerstag von meiner Begleitung ganz sicher gut gemeint war – kleine Kinder zurechtzuweisen, obwohl die Eltern ein wachsames Auge auf sie hatten, und dann auf mich zu deuten und mit lauter Stimme zu sagen „Passt doch gefälligst auf, diese Frau ist krank!“ war wenig hilfreich, im Gegenteil. Die Blicke aller Umstehenden richteten sich auf mich, mir war das entsetzlich peinlich und ich hätte mich am liebsten ins nächste Mausloch verkrochen. – Etwas Hilfsbereitschaft hätte ich übrigens nötig gehabt, als ich nach der Rücken-OP alleine daheim zurecht kommen musste – da hat sich aber bis auf eine einzige Bekannte leider niemand gemeldet.
Gedacht: Angst, Hass, Verbitterung und Aggressivität sind kraftfressende Monster. Sie verschlingen ungemein viel wertvolle Lebensenergie und machen das Leben um so vieles schwieriger als es ohnehin schon ist.
Gefragt: Warum es bei öffentlichen Veranstaltungen – Umzüge, Paraden, Open Air Darbietungen etc. – hier in Deutschland immer noch so gut wie kaum Inklusionsbereiche gibt, in denen Schwerbehinderte sich gefahrlos und ungehindert aufhalten können? Mit Ausnahmen: Auf den Kundgebungen von uns „linken und grünen Spinnern, die nicht alle Tassen im Schrank haben“ gibt es seit langem schon mit Flatterband abgesperrte Bereiche für behinderte Menschen.
Gewundert: Ist das wirklich so ungemein schwer, anderen Menschen grade in diesen Zeiten, wo es so sehr darauf ankommt, wenigstens unter uns Frieden zu bewahren und einander zu achten, mit Höflichkeit zu begegnen?
Genervt: Von unfreundlichen und ruppigen Mitmenschen.
Gelitten: Nach der langen Pause hat mich der Ausflug nach Mittenwald am Donnerstag viel Kraft gekostet. Am Freitag war ich ziemlich schwach und habe deshalb den Tag lieber im Bett verbracht.
Gewesen: Wieder mal Kaffee trinken und Plaudern mit Bea, in der Stadtbib., Einkaufen, Spazieren gehen, in Mittenwald.
Getroffen: Bea und eine langjährige Internet-Bekannte. Und meine Lieblingsnachbarin.
Gesucht: An einem Tag meine innere Ruhe.
Gefunden: Ja, zum Glück!
Gelacht: Oh, ja! Auf der Rückfahrt von Mittenwald saß hinter uns ein Verschwörungsschwurbler, der mit seinem lauten Geplappere das halbe Zugabteil unterhielt. Er schwurbelte so herrlich vor sich hin, dass mir ab und an die Lachtränen in die Augen stiegen.
Geweint: Nur Lachtränen.
Gegessen: Gebratenes Schweinefilet mit Kartoffelgratin, Milchreis, Pizza, Dosenfisch mit Salzkartoffeln, Spinat mit Kartoffeln und Spiegeleiern, gegrillte Hühnerbeinchen, viel frisches Obst und Gemüse.
Genascht: Ein feines Stück Walnusstarte.
Getrunken: Das Übliche – Tee, Wasser, Orangensaft – und einen Latte Macchiato.
Gehört: Beim Vorbereiten eines Blogposts diesen fetzigen Ohrwurm:
Gesehen: Darts Premiere League, ein wenig Darts UK Open, „Watzmann ermittelt“, „The Mentalist“, „Bull“. Und eine „DAS!“-Sendung mit den Herren Ulrich Thiele und Steffen Dobbert. Die Investigativ-Journalisten haben die deutsch-russische Gas-Allianz und den Bau von Nordstream 2 unter die Lupe genommen und ein Buch darüber geschrieben, das demnächst herausgegeben wird. Und diesmal hat sich der Moderator Hinnerk Baumgarten sogar ziemlich am Riemen gerissen und seine beiden Gäste fast immer ausreden lassen.
Gegoogelt: Wie immer sehr rege, diesmal vor allem über das Brauchtum in der Karwendelregion und die in der Faschingszeit durch die Orte ziehenden Maschkera.
Gelernt: Dass ich noch viel lernen muss. 😉
Ich lese grade: „Bony und der Bumerang“ von Arthur W. Upfield. Mit der Krimi-Buchreihe, die zwischen den späten Zwanzigern und frühen Sechzigern des vorigen Jahrhunderts verfasst wurde, hatte ich mich vor vielen Jahren schon mal beschäftigt. Mein Vater war recht begeistert von dem Autor, der als Jugendlicher von seinem Erzeuger mit dem Argument „Aus dem wird sowieso nie was“ nach Australien abgeschoben worden war. Außerdem lief Mitte der Siebziger im ZDF eine recht gut gemachte Fernsehserie mit den Abenteuern des Criminal Inspector Napoleon „Bony“ Bonaparte, Sohn eines Engländers und einer Aborigine. Irgendwie kamen mir neulich die „Bony“-Romane wieder in den Sinn, und Medimops lieferte mir zuverlässig schon nach wenigen Tagen den ersten Band.
Gespielt/Gebastelt/Geschrieben: Etliche Blogposts, und dann habe ich auch noch viele Fotos vom Maschkera-Umzug bearbeitet und sortiert, was mir sehr viel Freude gemacht hat.
Gekauft: Was Frau so zum Leben braucht. Und ein schönes blaues Shirt mit kleinen Blümchen bedruckt – damit ich für den kommenden Frühling schick gewandet bin. 😉
Getan: Unterwegs gewesen, mal hier, mal da, in Mittenwald. Ansonsten nicht viel.
Geschenkt/bekommen: Eine gute und überwiegend schöne Woche.
Geschlafen: Meistens richtig gut.
Geträumt: Natürlich wie stets recht lebhaft.
Geplant: Bea treffen – und ansonsten werde ich die Woche ganz einfach ziel- und planlos auf mich zukommen lassen. 😉
……………………….
Habt einen schönen und möglichst unbeschwerten Sonntag, und morgen einen stressfreien Start in die neue Woche!
… Falls mich auf meiner Wanderung am vergangenen Mittwoch die Kondition trotz meines guten Gefühls, richtig fit zu sein, in Stich lassen würde, hatte ich mir vorsorglich einen Plan B und sogar einen Plan C zurecht gelegt: In den Wintermonaten finden Pferdeschlitten- bzw. kutschfahrten vom Nationalparkhaus bis zur Hirschfütterung statt. Wäre mir die Kraft ausgegangen, dann hätte ich mich ganz gepflegt zurück kutschieren lassen. Oder einem der Nationalparkranger mein Leid geklagt und ihn gebeten, mich zur Bushaltestelle am Hintersee zu chauffieren. Aber ich war dermaßen gut drauf, dass ich beides verwarf und mich frohen Mutes auf den Rückweg entlang der Forststraße machte. Ich schritt langsam dahin, und legte immer wieder ein Päuschen ein, um die hoch aufragenden Berge ringsum auf mich wirken zu lassen…
… Der Westgipfel des Hochkalters. Die Felswand, die – so finde ich – entfernt an die Ränge eines Amphitheater erinnert, hat mich schon als Kind sehr beeindruckt…
… Der Wasserwandkopf und das Ofenhörndl…
… Auf der gegenüber liegenden Seite des Klausbachtals ragen die Gipfel der Reiter Alm empor…
… Das Mühlsturzhorn und davor die Flanke des Teufelkopfes…
… Ein Grabkreuz mitten im Wald. Wenn ich mich recht entsinne, soll es an einen jungen Bergsteiger erinnern, der vor etlichen Jahren in der Wand des Teufelkopfes ums Leben gekommen war…
… Brettstein, Sulzkopf und Predigtstuhl, weitere Gipfel des Reiter Alm Massivs…
… Schottmalhorn und Edelweißlahner…
… Und noch einmal das Hochkalter Massiv über dem stillen Hintersee…
… Mir blieben noch ein paar Minuten Zeit bis zur Ankunft des Busses, der mich zurück zum Berchtesgadener Hauptbahnhof bringen würde. So schaute ich kurz auf dem Handy nach, was es wohl für Neuigkeiten geben möge. Als ich den Schrittezähler aufrief, konnte ich mir einen Freudenschrei nicht verkneifen. Bereits als ich am frühen Morgen aufgestanden war, hatte ich so ein Gefühl, mein lang ersehntes sportliches Ziel, das Knacken der Zehn-Kilometer-Marke, erreichen zu können. Und da hatte ich nun die Bestätigung, quasi Schwarz auf Weiß! Hätte ich einen Weltrekord gelaufen, ich hätte nicht glücklicher sein können. Zu den zehn Kilometern sind während meiner Heimreise mit Sicherheit noch ca. eineinhalb dazu gekommen, die der Schrittezähler allerdings nicht mehr erfasst hatte, weil der Handy-Akku leer war…
… Diese Wanderung durch das Klausbachtal vergangenen Mittwoch hat mir ordentlich Auftrieb gegeben. Auch wenn laut sämtlicher Vorhersagen und Berichte das Wetter in der nächsten Zeit zum Wandern eher suboptimal sein wird – mein Radius hat sich durch das Überschreiten der Zehn-Kilometer-Grenze deutlich erweitert. Und an Ausflügen habe ich ungemein viel vor, was meine Planungen anbelangt, bin ich derzeit kaum zu bremsen. Ganz fest vorgenommen habe ich mir eine weitere Tour durch das Klausbachtal im Mai/Juni. Denn da fährt der Wandererlebnisbus zwischen dem Ramsauer Nationalparkhaus über den Pass Hirschbichl nach Weißbach bei Lofer mehrmals täglich hin und zuück. Und da würde ich zu gerne den Klausbach entlang vom Hintersee hoch zum Hirschbichl marschieren – sieben Kilometer, moderate Steigung, das wird sicher machbar sein! – und dann mit dem Bus retour…
… Gut möglich, dass es mich demnächst noch ein weiteres Mal in die Heimat verschlagen wird, sollte sich das Wetter wieder bessern. Oder aber auch ins Österreichische. Man wird sehen. Und ich werde euch in jedem Fall auf dem Laufenden halten… 😉
… Annuschka hat so etwas wie ein neues Projekt ins Leben gerufen, das sich Montagsmotz nennt, und einem zumindest einmal pro Woche die Gelegenheit bietet, richtig Dampf abzulassen – natürlich auf zivilisierte Weise und nicht mittels wüster Beschimpfungen und verbaler Entgleisungen…
… Das Thema meines „Premierenmotz“ beschäftigt mich schon seit einer geraumen Weile:…
… Die gute alte Sitte, betagten und schwerbehinderten Menschen in Öffentlichen Verkehrsmitteln einen Sitzplatz zu offerieren, ist fast völlig in Vergessenheit geraten. Begibt man sich mit einem Rollator bzw. Gehstützen in einen Bus, eine Tram, S-Bahn etc., ist damit zu rechnen, dass man trotz seines maladen Zustandes stehen muss, wenn das Verkehrsmittel gut besetzt ist. Trotz der ausgewiesenen Schwerbehinderten-Sitzplätze. Die gibt so gut wie niemand mehr für invalide Mitmenschen frei, und wenn einem mal jemand seinen Sitz anbietet, dann sind das ältere Leute, denen das noch in der Kinderstube beigebracht worden ist, bzw. solche mit deutlich sichtbarem Migrationshintergrund! Manchmal zücke ich meinen Behindertenausweis und halte ihn mit den Worten „Darf ich, bitte, Platz nehmen?“ den desinteressierten unversehrten Mitmenschen unter die Nase. Oft, vor allem, wenn ich nur wenige Stationen zu fahren habe, bin ich mir aber zu schade, um eine Sitzgelegenheit quasi zu betteln, und bleibe lieber stehen. Es ist häufig auch ein nicht ganz leichtes Unterfangen, während der Fahrt die Geldbörse aus der Umhänge- oder Jackentasche zu pfriemeln, vor allem deshalb, weil etliche Bus- und Trambahnchauffeure fahren wie die sprichwörtliche gesengte Sau. Ich habe es mir inzwischen angewöhnt, Strecken im Radius von einigen Kilometern zu Fuß zu gehen und den Öffentlichen Nahverkehr zu meiden. Ist gut für meine Gesundheit, und den Frust, die Trauer und den Zorn über das Verhalten meiner Mitmenschen erspare ich mir dabei auch…
… Auch wenn man den Rollator sichtlich schwer beladen hat, mit einem „Kartoffelporsche“, Koffer oder großem Rucksack unterwegs ist, hilft einem unaufgefordert in der Regel so gut wie niemand. Spricht man die Umstehenden darauf an, heisst es häufig: „Wenn Sie schön Bitte gesagt hätten, dann hätten wir Ihnen auch geholfen.“ Kein Schmäh, das habe ich in der Tat schon um die Ohren gehauen bekommen! Kommt noch dazu, dass es immer noch eine erkleckliche Anzahl Fahrer:Innen im Öffentlichen Nahverkehr gibt, die anscheinend der Meinung sind, es würde Geld kosten oder weh tun, das Fahrzeug mittels Knopfdruck so abzusenken, so dass man als Schwerbehinderte problemlos einsteigen kann. Wie oft ich bereits schmerzhaft zwischen sich schließende Bustüren eingeklemmt worden bin, weil der/die Lenker:In nicht die Geduld besaß, mein Aussteigen abzuwarten, kann ich an den Fingern beider Hände nicht mehr abzählen…
… Es geht beileibe nicht nur mir so! Vor kurzem habe ich, während ich mit der Tram unterwegs war, beobachtet, wie an einem Nebengleis einer großen Haltestelle ein Fahrgast, der ein steifes Bein hatte, versuchte, in die Tram zu steigen. Immer und immer mühte er sich verzweifelt ab. Von den Umstehenden und bereits im Waggon Sitzenden machte kein einziger auch nur den kleinsten Finger krumm, um ihm behilflich zu sein, obwohl man ihm recht interessiert bei seinen Anstrengungen zusah! Ich als Versehrte musste neulich im Bus einen alten Mann auf Krücken stützen, der ums Haar im Stehen das Gleichgewicht verloren hätte. Natürlich hat weder ihm noch mir jemand einen Platz angeboten, geschweigedenn sich seiner angenommen…
… Warum sind solch simple Anstandsregeln wie seinen Sitzplatz Alten und Behinderten anzubieten, beim Ein- und Aussteigen behilflich zu sein, Türen aufzuhalten, rücksichts- und respektvoll mit Menschen umzugehen, die sichtlich körperlich beeinträchtigt sind, in den vergangenen Jahren so sehr in Vergessenheit geraten? Ist das nicht mehr „hipp“, „schick“, „trendy“? Hat die Zahl der einzig und allein auf sich selbst fixierten Egoisten schon dermaßen überhand genommen?…
… Zum Abschluss ihrer feinen Blog-Challenge, die vermutlich nicht nur mich etliche Male sehr nachdenklich gestimmt hat, will Aequitas et Veritas wissen, welche Herausforderungen das Jahr 2021 für uns bereit gehalten hat – abgesehen vom Virus C…
… Für Schwerbehinderte gehören Herausforderungen eigentlich zum Alltag. Eine ganz besondere hat sich erst vor kurzem ereignet: Nach langen Jahren konnte ich mich endlich dazu durchringen, meinen „Heimwerker-Schrank“ auszumisten, was bitterlichst nötig war. Am Freitag vor Weihnachten bugsierte ich meinen mit Technik- und Elektroschrott bis obenhin vollbepackten „Rentnerporsche“ per Trambahn zum nächst gelegenen Wertstoffhof zum Entsorgen. Auf dem Rückweg machte ich beim Discounter meines Vertrauens noch einen ausgedehnten Einkehrschwung zwecks Wocheneinkauf. Als ich wieder zuhause angelangt war, durfte ich zu meinem großen Ärger und Entsetzen feststellen, dass der Lift inzwischen den Geist aufgegeben hatte. Da stand ich nun mit dem schwer beladenen Einkaufswagen und war ziemlich ratlos…
… Im Haus rührte sich nichts, die meisten Nachbar:Innen waren entweder in der Arbeit oder bereits in den Weihnachtsferien. Also biss ich nach einer Weile fest die Zähne zusammen, dachte mir: „Wenn du vor gut drei Jahren auf den Herzogstand (ein ca. 1.730 Meter hoher Berg am Walchensee) marschieren konntest, dann kommst du da jetzt auch hoch!“, und zog und zerrte mit viel Ächzen und Schnaufen den „Rentnerporsche“ hinauf in den dritten Stock, eine höchst kraftraubende Strapaze…
… Am Samstag darauf fand in München ein Impfmarathon statt, und ich hatte einen Nachmittags-Termin in einem der Clubs am Stachus zum Boostern ergattern können. Der Lift gab natürlich immer noch kein Lebenszeichen von sich. Also eierte ich vorsichtig und langsam die Treppen hinab, musste dann in diesem Club namens „Harry Klein“ eine ziemlich lange Stiege hoch zum Impfraum und wieder runter, und anschließend zuhause erneut die drei Stockwerk erklimmen. Danach durfte ich die nächsten zwei Tage der Nebenwirkungen und körperlichen Anstrengungen wegen das Bett hüten…
… Eine ganz spezielle Herausforderung ist für mich seit etlichen Jahren schon Weihnachten. Denn ich bin alleine und lebe sehr zurückgezogen. Es gibt niemanden, mit dem ich das Fest der Liebe verbringen könnte. Das hat mehrere Gründe, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Je näher der Heilige Abend rückt, umso grüblerischer, bedrückter und dünnhäutiger werde ich. Ich versuche stets, den Großteil der Feiertage im Bett zu verbringen und zu verschlafen, weil dies für mich so am erträglichsten ist. Vor allem am Heiligen Abend sind zudem sämtliche Vorhänge meiner Bude zugezogen, damit ich nicht mitbekomme, wie die Familien auf der anderen Seite der Straße feiern, das würde mir das Herz zu schwer machen. Das ist nicht schön, aber es hilft nichts, und bislang bin ich damit immer irgendwie zurecht gekommen. Heute noch, und morgen, und dann habe ich Weihnachten wieder einmal überstanden…
-.-
… Liebe Aequitas et Veritas, ich danke dir für deine feine Blog-Challenge, und ich freue mich schon auf dein nächstes Projekt, das sich wohl mit dem sehr breit gefächerten Thema Lesen beschäftigen wird…
… Habt allesamt noch eine gute und erfüllte Weihnachtszeit. Und seit gut zueinander. Und bedenkt bei allem, was ihr sagt, dass Worte die schrecklichsten Waffen mit einer verheerenden Langzeitwirkung sein können…
… Neulich verfolgte ich bei einem kleinen Rundgang durchs Viertel mit meinem Schwarzroten Blitz (Rollator 😉 ) folgende kleine Szene: Radfahrer:Innen hatten ihre Drahtesel nahe der Schankfläche eines Speiselokals auf einem Behindertenparkplatz abgestellt. Jemand hatte die Polizei gerufen. Zwei Beamte machten die Radlfahrer unter den Gästen ausfindig und baten sie nach einer kurzen Belehrung darum, die Räder woanders abzustellen. Der Unmut der meisten, die dies mitverfolgten, richtete sich in Folge lautstark gegen jene Person, welche die Polizei kontaktiert hatte, und nicht gegen jene, welche durch ihre Gedankenlosigkeit einen Behindertenparkplatz blockiert hatten. Das hat mich erschreckt, und sehr nachdenklich gemacht. Für mich hatte diese Szene irgendwie Symbolcharakter…
… Hier im Viertel scheint es mittlerweile der Brauch zu sein, als Lokal- oder Ladenbesitzer:In große Werbetafeln für das eigene Etablissement in voller Breite mitten auf die Fußgängerwege zu stellen. Dass diese Tafeln für körperlich Gebrechliche mit Rollatoren oder in Rollstühlen häufig schwierig zu passieren sind, ohne irgendwo anzuecken, oder gar auf die viel befahrenen Straßen ausweichen zu müssen, scheint niemandem bewusst zu sein…
… Nach einer nunmehr schon geraumen Weile als Nutzerin eines Rollators kann ich mich auch folgender Eindrücke nicht erwehren: Bürgersteige und Fußgängerüberwege MÜSSEN !!! eine Kante haben! UNBEDINGT! Und wenn diese Kante auch nur wenige Zentimeter hoch ist – eine Kante MUSS da sein! Ein Bürgersteig bzw. Fußgängerüberweg ohne Kante ist EIN ABSOLUTES NO-GO!!! – Ich nutze da dann übrigens stets den Fahrradweg, falls vorhanden, und möglich. Denn Fahrradwege kann man anscheinend problemlos ohne Kante bauen. Unabdingbar scheint es hierzulande auch zu sein, dass Aus- und Einfahrten von Tiefgaragen und Hinterhöfen mit ruckeligem Kopfsteinpflaster versehen sein müssen. Leute, das geht ordentlich in die Arme, Schultern und den Rücken, wenn man als Rollator-Pilotin auf seinem Weg mindestens ein Dutzend mit Kopfsteinen gepflasterte Einfahrten passieren muss. Wenigstens kann man in Einfahrten gut ausweichen, wenn einem mal wieder eines jener Liebespaare entgegenkommt, die sich davor zu ängstigen scheinen, die Beziehung könnte zerbrechen, wenn man mal für ganz kurze Zeit die Hand der Person seines Herzens loslässt, um hintereinander zu gehen, und nicht die komplette Breite des Bürgersteigs zu blockieren. Oder der Gehweg mit ungezählten Rädern sowie kreuz und quer stehenden bzw. achtlos hingeworfenen Leih-E-Rollern verstellt ist…
… Wir können Leute auf den Mond schießen, und sogar Fahrzeuge auf den fernen Mars – aber bis jetzt ist es uns – zumindest hierzulande – noch nicht gelungen, öffentliche Verkehrsmittel zu schaffen, in die man als schwerbehinderter Fahrgast problemlos ein- und aussteigen kann – von einigen Regionalzügen der DB einmal abgesehen. Als gehbehinderte Person in einen Zug des Privatunternehmens ALEX einzusteigen, ist mit Gehstöcken oder Rollator ein ausgesprochen unangenehmes Unterfangen. Hilfe erfährt man vom Zugpersonal nur dann, wenn man sich mindestens 24 Stunden zuvor telefonisch anmeldet. Bei der BRB graust es mir bei jedem Ein- und Ausstieg vor dem breit klaffenden Spalt zwischen Bahnsteigkante und Zug, und dem großen Niveau-Unterschied. An manchen Bahnhöfen sind die Aufzüge für Behinderte am sehr weit entfernten Ende der schier endlos langen Bahnsteige angebracht – das kostet verdammt viel dringend benötigte Energien und Zeit, sich dorthin zu begeben! Wenn man sie denn findet, denn oft fehlen die Hinweisschilder zu den Liften. – Hier in München, das ja angeblich die Stadt mit Herz ist, bringt man es seit zig Jahren schon nicht zuwege, durchgehend behindertengerechte Haltestellen zu konstruieren. Für allen möglichen Sch*** wie z. B. die Anschaffung sogenannter „Kunstwerke“ im öffentlichen Raum, die beim Hinsehen ob ihrer Hässlichkeit und Unförmigkeit Augenkrebs verursachen, ist scheinbar grenzenlos Geld vorhanden. Für eine umfassende behindertengerechte Gestaltung der öffentlichen Verkehrsmittel nicht. – Die meisten Busse und Trambahnen haben zwar ausfahrbare Rampen für Rollstuhlfahrer:Innen, und man kann sie so weit absenken, dass ein relativ unkompliziertes Zusteigen auch von der Bordsteinkante aus möglich wäre, aber leider gebärden sich viele Bus-Chauffeure und -Chauffeusen so, als würde es Geld kosten oder fürchterlich weh tun, den entsprechenden Knopf in ihrem Cockpit zu betätigen, damit ihr Gefährt „in die Knie gehen kann“.
… Hier im Lande tut man sich – so mein Eindruck – nach wie vor ziemlich schwer mit der Akzeptanz von und der gebotenen Rücksichtnahme auf Schwerbehinderte. Was gelinde gesagt meiner Meinung nach ausgesprochen dumm und kurzsichtig ist. Denn die Zahl der alten und damit auch gebrechlichen Menschen nimmt unweigerlich stark zu. Bereits in zehn Jahren wird lt. Statistischem Bundesamt ein Fünftel unserer Bevölkerung über Fünfundsechzig sein! Sollte es da nicht mit an oberster Stelle stehen, jenen, die – aus welchen Gründen auch immer – in ihrer Beweglichkeit massiv eingeschränkt sind, das Leben so weit als möglich zu erleichtern? – Und eines sollten sich die Vertreter:Innen aller Parteien ganz groß an ihre Spiegel schreiben: Auch behinderte Menschen sind Wähler:Innen!…
… Ab sofort gilt: Ich bin jetzt mitm Schwarzroten Blitz unterwegs, und alles, was ned bei Drei aufm Baum drobn ist, wird gnadenlos über den Haufen gerannt… 😉
… Weil mir nach meinen Neuanschaffungen die Fotoausrüstung im Rucksack beim Gehen schon gar schwer auf dem Rücken lastet, habe ich mir am Dienstag zumindest für Touren innerhalb der Stadt, wie z. B. durch den Nymphenburger Schlosspark, eine profunde Hilfe zugelegt – einen Rollator. Meine Orthopädin hatte sich zunächst ein wenig geziert, mir das entsprechende Rezept auszustellen, obwohl die Zuzahlung der Krankenkasse ohnehin nur 60 Euronen beträgt, aber meinem Dackelblick konnte sie dann doch nicht widerstehen…
… Im Medizinischen Fachhaus gefiel mir auf Anhieb ein sehr gut verarbeitetes und ausgesprochen leicht laufendes Modell mit Sitz, Lehne und integrierter Einkaufstasche. Nachdem ich eine Weile kreuz und quer durch den weitläufigen Laden Probe gefahren war, wollte ich vom pro forma gezeigten, recht billig und nicht sehr sorgfältig zusammen geschusterten Krankenkassen-Rollator nichts wissen. Der Schwarzrote Blitz musste es sein, der oder keiner! Ich musste dann zwar etwa 230 Euronen draufzahlen, aber ich finde, dass dieses Geld richtig gut angelegt ist…
… Eine kleine Testrunde durch die Münchner Innenstadt bin ich schon gelaufen. Mit dem Rollator gehen ist erstaunlicherweise ganz anders als mit den Wanderstöcken. Daran werde ich mich aber hoffentlich rasch gewöhnen. Gut möglich, dass ich heute eine Tour durch den Nymphenburger Schlosspark unternehmen werde. Tiere beobachten ist ja nun überhaupt kein Problem mehr, ich hab ja jetzt meinen eigenen gemütlichen Sitzplatz dabei, den ich auch als „Arbeitstisch“ zum Objektivwechseln nutzen kann…
… Ich bin noch am Überlegen, ob ich mir eine schrille, laute Hupe zulegen soll. Oder doch eher einen Sturzhelm, falls es mich mal wegen zu hoher Geschwindigkeit aus der Kurve tragen soll. Eines ist sicher, das erste Polizei-Blitzerfoto für zu schnelles Einherbrausen mit dem Rollator werde ich selbstverständlich hier online stellen… 😂
… Nach etwa zweistündiger, sehr beschaulicher Fahrt – manchmal entstand der Eindruck, man könne durchaus neben dem Zug spazieren und Blumen pflücken – war Füssen erreicht. Eigentlich war ich schon dabei, mich der Stadtmitte zuzuwenden, doch dann sah ich auf dem Vorplatz einen großen roten Nahverkehrsbus stehen – der würde laut Leuchtschrift auf der Stirnseite nach Garmisch fahren. Eigentlich könnte ich da ja mal nachfragen, welche Buslinie zur Wieskirche fährt, jene weltberühmte bayerische Barockkirche im Alpenvorland…
… So marschierte ich hin und sprach mit dem Fahrer, einem sehr freundlichen und zuvorkommenden Griechen, und der gab mir die Auskunft, dass die Wies auf seinem Weg liegen würde. Ach, was soll’s, dachte ich mir, Füssen läuft mir nicht weg, das kann ich mir ein andermal auch anschauen, und stieg ein…
… Der Bus der Linie 9606 gondelte an den beiden Schlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein vorbei, kurvte gemächlich durch manchmal sehr kleine, und gelegentlich etwas größere Ortschaften, und setzte mich nach etwa einer dreiviertel Stunde am Parkplatz nahe dem stattlichen, hoch aufragenden Gotteshaus ab. Direkt vor meiner Nase befand sich der Fahrplanaushang, und blitzschnell erkannte ich, dass dieser Bus an diesem Sonntag die letzte Möglichkeit für mich sein würde, von hier auch wieder wegzukommen – Abfahrt Richtung Garmisch in zwei Minuten – es ist halt noch Vorsaison, und da werden nahverkehrstechnisch am Sonntag auf dem Land um fünf Uhr nachmittags die Gehsteige hochgeklappt. So schnell ich konnte, enterte ich erneut die Linie 9606, ich nahm mir nicht einmal die Zeit, ein Foto von der Wieskirche zu machen. – Nun gut, dann fahr ich halt mit nach Garmisch, das letzte Mal, dass ich dort gewesen bin, liegt schon so lange zurück, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann…
… Weiter ging die Reise, hügelauf, hügelab, kreuz und quer durch das sanft geschwungene Voralpenland. Wir passierten Ortschaften wie Steingaden, Bad Kohlgrub, Saulgrub, Oberau, Unterammergau, Oberammergau, Ettal, Farchant, in den meisten drehten wir eine Runde, um mehrere Haltestellen abzuklappern. Ich hatte meine helle Freude dabei, und durfte sehr viel Interessantes und auch Schönes entdecken, so manches habe ich mir in der Denkbirne abgespeichert, um mir das irgendwann einmal genauer anzusehen…
… Gegen halb sieben Uhr abends ragte die kühne und steile Silhouette der Zugspitze vor mir auf, Deutschlands höchster Berg (bzw. Gipfel, denn die Hälfte des Berges liegt bekanntermaßen in Österreich 😉 ), es gelang mir, ein Bild davon zu machen, obwohl der Sonnenuntergang schon eine Weile vorbei war, und grad im sich bewegenden Bus die Lichtbedingungen alles andere als optimal. Im Garmisch-Partenkirchener Bahnhof hatte ich, während ich ein halbes Stünderl auf den Zug Richtung München wartete, die Wahl, mir für mein knapp bemessenes Reisebudget eine Brotzeit zu kaufen oder ein Buch – ich entschied mich für letzteres, und erstand „Winterkartoffelknödel“, der erste Band der Niederbayern-Krimiserie von Rita Falk, und hatte viel Freude und Kurzweil beim Schmökern…
… Müde aber glücklich kehrte ich nach insgesamt gut sechs Stunden Reise mit Bahn und Bus in meine kleine, warme Bude zurück. Und nahm mir fest vor, so bald als möglich wieder Zug-Roulette zu spielen… 😉
… Wenn man aufgrund einer ernsthaften, sehr seltenen und immer noch rätselhaften Erkrankung einen nicht unerheblichen Teil seiner ursprünglichen Beweglichkeit einbüsst, und als körperlich Schwerbehinderte eingestuft wird, gibt es zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Entweder man hadert mit dem Schicksal, fühlt sich von diesem höchst ungerecht behandelt, kapselt sich ab, wird verbittert und depressiv, oder aber man setzt sich mit diesem Ungemach auseinander, akzeptiert es, versucht, das Beste daraus zu machen, und die Situation mit Humor zu nehmen. Dafür habe ich mich entschlossen, und das behagt mir, denn ich darf aufgrund dessen immer wieder die Feststellung machen, dass das Leben auch einer Behinderten noch viel Freude bereiten kann…
… Ein Schwerbehindertenausweis hat nicht nur den Vorteil, dass es Preisermäßigungen bei vielen kulturellen Einrichtungen etc. gibt, sondern auch, dass man mittels eines sogenannten Beiblatts, das pro Jahr achtzig Euro kostet, so gut wie kostenfrei sämtliche öffentliche Verkehrsmittel und Nahverkehrszüge der Bahn, des Meridian und des ALEX nutzen darf. So beschloss ich, mir einen seit vielen, vielen Jahren schon gehegten Wunschtraum zu erfüllen, und kreierte kurzerhand ein neues Hobby: das Zug-Roulette = zum Hauptbahnhof pilgern und in den erstbesten Zug einsteigen, der abfährt…
… Gestern war die Premiere meiner neuen Leidenschaft, als ich kurz vor zwei Uhr nachmittags an diesem wundervollen Vorfrühlings-Sonntag am Bahnhof eintraf, hatte ich grade noch Zeit, vor der Abfahrt in zwei Minuten im Zug meiner Wahl einen Waggon zu entern und mir ein gemütliches Plätzchen zu suchen. Die Reise ging nach: Füssen, ein kleines Städtchen am Lech, südwestlich von München, und vor allem für seine Nähe zu den beiden weltberühmten Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau berühmt…
… Noch präsentierte sich das Alpenvorland recht winterlich. Die Bahn passierte die Erzabtei St. Ottilien, einen meiner Lieblings-Kraftorte, obwohl ich nicht christlich bin, ein schönes kleines Barockkircherl nahe Kaufering, und wandte sich dann allmählich gen Süden. Nach Kaufbeuren hatte sich die etwas diesige Luft geklärt, und die Bergkette der Nordalpen präsentierte sich in voller Pracht und Herrlichkeit…
… Füssen war mir vor eineinhalb Jahren schon bei einem herbstlichen Ausflug an den Alpsee sehr angenehm aufgefallen, und ich hatte bereits damals beschlossen, diesem Ort mehr Aufmerksamkeit zu widmen, und nicht noch einmal einfach nur hindurch zu fahren. Aber – erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Und davon erzähle ich morgen… 😉
… wurde mir das Schlamassel mit der Telekom gestern dadurch „versüßt“, dass der lang ersehnte dicke Brief vom Versorgungsamt mit dem Bescheid über die Erhöhung des Grades der Behinderung nach genau drei Monaten Bearbeitungszeit bei mir eingetroffen ist. Man hat meinen Antrag geprüft – anscheinend jeden Buchstaben einzeln, und pro Woche einen – und ist zu dem Schluss gekommen, meinem Anliegen stattzugeben. Ich bin jetzt ganz offiziell schwerbehindert und habe die Einstufung „50 G“, und einen grün-orangenen – was für eine unattraktive Farbgestaltung! – Behindertenausweis ausgestellt bekommen…
… Das ist einerseits durchaus eine ziemlich bittere Pille, wenn man es mit Anfang Sechzig und als eigentlich recht agile Person Schwarz auf Weiss in den Händen hält, dass man eine schwere Gehbehinderung hat, so lange das nicht dokumentiert ist, hat man ja immer noch irgendwie im Hinterstübchen die Hoffnung, dass sich das Ganze als unwahr, als nicht real, als medizinischer Irrtum heraus stellen könnte, auch wenn mir meine ausgesprochen seltene Muskelerkrankung inzwischen von gut einem halben Dutzend verschiedener Ärzte/innen diagnostiziert worden ist…
… Versüsst wird die herbe Medizin zum Glück durch ein recht ansehnliches Sahnehäubchen sozialer Vergünstigungen: Anspruch auf eine zusätzliche Woche Urlaub, besonderer Kündigungsschutz, einen früheren Rentenanspruch, Befreiung von einem Gutteil der Steuern – und worauf ich mich am meisten freue: Ermäßigte Eintritte en masse, und für 80 Euro im Jahr darf ich sämtliche Nahverkehrsmittel bundesweit nutzen, sowie „die Eisenbahnen des Bundes, Regionalbahnen, Regionalexpress, Interregioexpress, und nichtbundeseigene Eisenbahnen auf Nahverkehrsstrecken, Wasserfahrzeuge im Linien-, Fähr- und Übersetzverkehr“. Ich darf also nun rein theoretisch für 6,66 Euro im Monat kreuz und quer durch ganz Deutschland gondeln. Da ich ja ziemlich reise- und auch ein wenig abenteuerlustig bin, mache ich das vielleicht sogar…
… Ich werde mich demnächst mal mit den Leutchen von unserem Personalbüro zusammensetzen, und meinen Arbeitsvertrag von Voll- in Teilzeit umwandeln lassen – was kein Problem sein dürfte, da unsere Disponenten/innen mich während der vergangenen Monate ohnehin nur drei- bis viermal pro Woche zum Dienst eingeteilt hatten. Drei Tage mit je acht Arbeitsstunden pro Woche, und zusätzlich noch Aufstockung dürfte meiner Meinung nach die beste Lösung sein, um die noch verbleibenden 19 Monate über die Runden zu bringen, bis ich mit Dreiundsechzig dann ohne Abzüge in Rente gehen kann…
… Jetzt werde ich Brotzeit machen, anschließend in die Stadt fahren, um mein Monats-Abo für den Münchner Nahverkehr zu kündigen, und danach werde ich mir vielleicht die Schmetterlinge im Tropenhaus unseres Botanischen Gartens ansehen – kostet mich jetzt ja fast gar nix mehr… 😉
… Mein Internet-Anschluss ist immer noch tot – aber jetzt hat sich das Telekom-hilft-Team meiner angenommen. Es besteht wieder Grund zur Hoffnung…
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