… Vor einigen Jahren sah ich eine TV-Dokumentation über alteingesessene Salzburger Familien, traditionsreichen Handwerksbetriebe und alten Läden. Dabei kam die Sprache auch auf die Steingasse, und was da im Laufe der nächsten Minuten gezeigt wurde, fand ich recht interessant. Ich nahm mir fest vor, dieser Straße mal einen Besuch abzustatten. Aber wie das so ist, entweder kam mir bei meinen Ausflügen nach Salzburg etwas dazwischen, oder ich war nach einer ausgedehnten Tour zu müde…
… Am Mittwoch jedoch machte ich ernst. Am Platzl nahe der Staatsbrücke stieg ich aus, wandte mich nach rechts und begab mich frohgemut auf den Weg…
… Neben dem Fluß Salzach war in längst vergangenen Zeiten die Steingasse der Haupthandelsweg in sowohl nördliche als auch südliche Richtung. Es war eine der belebtesten Straßen der Alpen. Nicht nur die schwerfälligen Salzfuhrwerke rumpelten Tag für Tag durch das alte und enge Steintor, auch bodenständige Handwerksbetriebe hatten beiderseits der Gasse Heimstatt gefunden – z. B. Hafner, Töpfer, Gerber und Färber. Bis zur Salzachregulierung Mitte des 19. Jahrhunderts besaßen die meisten der imposanten Häuser, die zum Teil heute noch stehen, auf der Rückseite direkten Zugang zum Fluss und prachtvolle Gärten…
… Großenteils ist die Steingasse sehr schmal. Viele der Anwesen scheinen direkt in den Fels des hochragenden Kapuzinerbergs gebaut worden zu sein. Alte, verwitterte Türen, schmale und steile Treppenaufgänge, sowie halb verfallene Türmchen verleihen der Straße eine geheimnisvolle, manchmal sogar etwas düstere Atmosphäre. Nach dem Passieren des Inneren Steintors hat man einen herrlichen Ausblick auf die Salzburger Altstadt…
… Je weiter östlich man gelangt, umso breiter wird die Steingasse. Am 1660 erschaffenen Engelsbrunnen mündet sie schließlich in die Arenbergstraße…
… Ihr wisst ja, ein Klick auf’s Bild macht dieses groß… 😉
… An dieser Stelle möchte ich meinen Followern, den langjährigen sowie den neu dazu gekommenen, ein ganz herzliches Dankeschön sagen. Es ist Tag für Tag eine große Freude, euch hier zu haben… <3
… Nach meinem Zwischenhalt auf halber Strecke setzte mich der nächste Linienbus hoch oben auf dem Rossfeld am Scheitelpunkt der Mautstraße ab. Ich machte mich auf den Weg Richtung Süden, denn ich hatte eine mittägliche Einkehr im Ahornkaser geplant. Nur wenige Schritte von der Bushaltestelle entfernt hat man einen herrlichen Ausblick auf das breite Tal der Salzach und das hoch aufragende, imposante Dachsteinmassiv…
… Der sogenannte Kleine Göll, und unterhalb seiner zerklüfteten Flanken duckt sich eine Alm…
… Nach einigen hundert Metern verließ ich die Mautstraße und schlug den Wanderweg ein, der um den kleinen Gipfel des Ahornbüchsenkopfes Richtung Ahornkaser führt. In dieser Gegend befindet sich eines der letzten nahezu unveränderten Hochmoore Deutschlands. Wenn man an winterlichen Februartagen sehr früh aufsteht, und sich dort auf die Lauer legt, kann man mit etwas Glück rar gewordene Auerhähne bei der Balz beobachten…
… Von der Ostflanke des Ahornbüchsenkopfes hat man einen hervorragenden Blick auf den sagenumwobenen Gebirgsstock des Untersbergs. Er ist von Dolinen und Höhlen beinahe so durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Sehr berühmt ist die Schellenberger Eishöhle. Von dort aus kann man über einen teils unterirdisch verlaufenden Steig die Mittagsscharte erklimmen. Laut Legende soll sich dort ein Licht- bzw. Zeitportal befinden, das sich Jahr für Jahr zu Maria Himmelfahrt (15. August) öffnen soll. In der Tat existiert mitten in dem V-förmigen Felseinschnitt eine Höhle namens „Steinerner Kaser“, in der sich um 14:00 Uhr am 15. August sowie am 21. Juni ein Lichtphänomen beobachten lässt – durch einen sogenannten Tagschlot wird die Höhle erleuchtet…
… Tief unten, am nordöstlichen Fuß des Untersbergs, liegt die Mozartstadt Salzburg…
… Diese kleine, sanft gerundete Kuppe nahe des Untersbergs ist die Kneifelspitze. Von dort aus hat man nach einem relativ unbeschwerten und kurzen Aufstieg einen ganz wunderbaren Blick auf das Berchtesgadener Tal, den Königssee und den schönen, vielfältigen Kranz der Bergmassive…
… Hier, auf beinahe 1.600 Metern Höhe, wirkt er zum Greifen nahe, der Kehlstein, dessen gen Osten ansteigender Rücken allmählich in den sogenannten Manndlgrat übergeht…
… Der Manndlgrat bildet die Verbindung zwischen Kehlstein und dem wuchtigen Massiv des Hohen Gölls. Auf einem anderen markanten Grat etwas weiter nördlich thront das Purtschellerhaus, Ziel und Ausgangspunkt vieler interessanter Bergtouren. Dieses Schutzhaus wurde einst genau auf der Grenze erbaut – die Küche befindet sich in Deutschland, die Wirtsräume und die Terrasse in Österreich. Man praktiziert dort sozusagen Tag für Tag emsig den friedvollen kulinarischen Grenzverkehr… 😉
… Das muntere Geläut von Kuhglocken signalisierte mir, dass das Ziel meiner kleinen Wanderung nicht mehr weit entfernt sein konnte. Als ich an gemütlich grasenden Kühen vorbei stapfte, wurde ich auch schon des Ahornkasers ansichtig, und verführerische Essensdüfte aus den weit geöffneten Küchenfenstern umschmeichelten meine Nase…
… Deutschlands höchstgelegene Gaststätte: Der Ahornkaser – Foto mit freundl. Genehmigung der Familie Wenghofer…
… Schon bald, nachdem ich auf der stillen und schattigen Terrasse Platz genommen hatte, sah ich mich einem weiteren Berg gegenüber, diesmal jedoch nicht aus Fels und ewigem Eis. Ich hatte einen Kaiserschmarrn bestellt, darauf hatte ich mich schon seit Tagen gefreut. Beim Essen durfte ich alsbald feststellen, dass meine Erwartungen sogar noch übertroffen wurden – diese Mehlspeis‘ zählt mit Sicherheit zum Besten, was ich seit langem verzehren durfte. Und obwohl die riesige Portion normalerweise für mindestens zwei Leute gereicht hätte, habe ich voller Genuss und großem Behagen den ganzen süßen, knusprigen, flauschigen Berg bis auf die letzten Brösel verschnabuliert… 😉
… Ein paar hundert Meter unter dem Ahornkaser hat man vor etlichen Jahren einen recht umstrittenen luxuriösen Hotelkomplex hingeklotzt, damals nannte sich das durch großzügige Zuwendungen des bayerischen Staates finanzierte Nobel-Ressort Intercontinental, mittlerweile ist daraus ein Kempinsky-Hotel geworden. Angeblich steckt das Anwesen seit geraumer Weile in den roten Zahlen, was die Betreiber nicht sonderlich zu tangieren pflegt, denn für die alljährlichen Verluste in Millionenhöhe müssen brav die dummen kleinen bayerischen Steuerzahler/innen die Köpfe hinhalten, ob sie nun wollen oder nicht…
… Nach meinen herrlichen Gaumenfreuden sagte ich mir, dass ich mit keinem der Reichen und Schönen da unten in der Nobelherberge würde tauschen wollen. Ich entspannte mich noch ein Weilchen, genoss das prachtvolle Spätsommerwetter, und setzte dann gestärkt meine Wanderung fort…
… sollte man bei all dem Schauen und Staunen und Schlendern durch Salzburgs Gassen und Hinterhöfe nicht vergessen. Meiner führte mich, wie schon etliche Male zuvor, zum „Sporer“ in der Getreidegasse, einer alteingesessenen Wein- und Spirituosenhandlung, sowie Schnaps-, Likör- und Punschmanufaktur. Die ist nicht nur für das ungemein umfangreiche und ausgezeichnete Sortiment weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt, sondern auch für den hausgemachten Orangenpunsch. Der sucht seinesgleichen, schmeckt sehr aromatisch, ist allerdings so etwas wie ein ziemlich hochprozentiger „Turbo-Beschleuniger“. Deshalb sollte man ihn mit Bedacht genießen, und vielleicht lieber auf ein zweites Glaserl verzichten. Das Konzentrat dieser flüssigen Labsal kann man sich mit nach Hause nehmen, es wird in Viertel-, Halb- und Einliterflaschen abgefüllt. Ein ideales Mitbringsel für kalte Winterabende, nicht nur in der Vorweihnachtszeit… 😉
… Der „Sporer“, in dem sich ab dem frühen Nachmittag die vor allem einheimische Kundschaft, welche dort ein bis einige Glasern Wein oder Schnaps zu verkonsumieren pflegt, bis auf die Straße hinaus drängt, erinnert mich stets irgendwie ein wenig an das „Al Bottegon“ in Venedig. Zwar fehlen die leckeren Cicchetti, doch die Atmosphäre, dieses gemütlich-gutmütige „Leben, genießen und leben lassen“, ähnelt sich meiner Meinung nach…
… hat mich durch die bezaubernde, liebenswerte und ungemein detailreiche Gestaltung begeistert. Wenn ich mich am späten Nachmittag nicht auf den Weg zurück zum Bahnhof hätte machen müssen, dann hätte ich eine Ewigkeit dort verbringen können, mir wie ein kleines Kind die Nase an der schützenden Glasscheibe platt drückend…
… Habt einen schönen und geruhsamen Zweiten Advent!…
… Ich bin seit vielen Jahren schon eine Liebhaberin sogenannter Nasenschilder, kunstvoll aus Schmiedeeisen gefertigte Zunftzeichen, die auf ein Geschäft oder ein Gewerbe hinweisen. Die Salzburger Getreidegasse ist sehr üppig mit großenteils wunderschön gestalteten Nasenschildern gesegnet – und ich passiere diese ungemein lebhaft frequentierte schmale Straße stets ein wenig so wie Hans-guck-in-die-Luft… 😉
… Einen kurzen Ausflug in die Mozartstadt Salzburg habe ich heute gemacht. Mit meiner Mutter war ich im noblen St.-Peter-Stiftskeller Salzburger Nockerln essen, und dann spazierten wir über den Christkindlmarkt am Dom. Es war richtig schön winterlich kalt, mit herrlich blauem Himmel. Bemerkenswert fand ich das Kripperl im großen Gotteshaus. Es wird nämlich nicht die Heilige Familie mit allem Drum und Dran dargestellt, sondern jene Szene, in welcher ein Erzengel der Jungfrau Maria verkündet, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen wird…
… Gereist bin ich übrigens mit dem Railjet, einem sehr schnellen und komfortablen Personenzug, dessen Lok, eine Siemens Taurus, beim Anfahren eine Tonleiter zu „singen“ pflegt… 😉
… Der 1.287 Meter hohe Hausberg Salzburgs ist mit der Buslinie 151 vom Mirabellgarten binnen einer Dreiviertelstunde bequem zu erreichen. Auf dem abgerundeten Gipfel, der seit Mitte der fünfziger Jahre von einem Sendemasten „geziert“ wird, kann man ganz wunderbar spazieren gehen, auch wenn man körperlich nicht sonderlich fit ist. Und die Aussicht auf die Mozartstadt, die Berchtesgadener Berge, das Dachsteinmassiv und das Salzkammergut ist an Schönwettertagen geradezu hervorragend…
… Dank eines Kälteeinbruchs, Vorbote des unaufhaltsam näher rückenden Winters, war die Kuppe des Gaisbergs von einer an manchen Stellen doch gut zehn Zentimeter dicken, glitzernden, blendend weißen Schneeschicht überzogen. Ein paar winzig kleine, filigrane, leuchtend gelbe Blütensterne reckten sich trotzig über den im intensiven Sonnenlicht rasch dahin schmelzenden schneeigen Mantel…
… Beseligt vom herrlichen Ausblick, der Ruhe ringsum und dem befreienden Gefühl, dem Lärm und dem Getöse der Großstadt wenigstens für ein paar Stunden entflohen zu sein, schlenderte ich eine geraume Weile herum, genoß den schier überwältigenden Ausblick unter anderem auf die Gipfel meiner Heimat, die über einer leichten Dunstschicht in den Tälern scheinbar zu schweben schienen. Auf dem großenteils silberfarbenen Himmel zogen über den felsigen Riesen die charakteristischen, häufig linsenartig geformten Föhnwolken, die Lenticularis, dahin…
… sind oftmals die besten. So packte ich am Donnerstag vormittag einer plötzlichen Idee folgend meinen Rucksack, machte mich auf den Weg zum Hauptbahnhof und stieg in den nächsten Zug Richtung Salzburg. In der sogenannten Mozartstadt angekommen fuhr ich mit einem E-Bus – was umweltbewusstes Handeln bezüglich Öffentlicher Verkehrsmittel anbelangt, sind uns die Salzburger meilenweit voraus! – zum Schloss Mirabell…
… Der Schloßpark war fast völlig in asiatischer Hand. Nur hier und da hob sich ein europäisches Gesicht aus dem ewigen Mahlstrom ungezählter hastender Reisegruppen aus dem Fernen Osten…
… Die Wege waren mit bunten Blättern geziert. Eine sich unweit eines Portals hochrankende Clematis erstaunte mich mit ihren tiefblauen Blütensternen. Späte rote Rosen hielten ihre Gesichter in das milde Herbstlicht…
… Ich verweilte nur kurz im Mirabellgarten, denn es war Zeit, meine kleine Reise fortzusetzen, hoch zum Salzburger Hausberg, dem Gaisberg. Seit mindestens vierzig Jahren bin ich nicht mehr dort oben gewesen, und ich freute mich sehr auf eine weite, wunderbare Aussicht auf die Berge meiner Heimat, auf die Mozartstadt und das Salzkammergut. Und auf den ersten Schnee des Jahres…