… Wie ein Gemälde von Canaletto präsentierte sich der Canale Grande, nachdem das Spektakel leider ein Ende gefunden hatte, und ich über die hoch aufragende Rialto-Brücke dem kleinen Hotel am Campo la Fava, einem erfrischenden Spritz in einer nahen Enoteca, und einem sich anschließenden kräftigenden Mahl entgegen schlenderte…
… Der Corso bewegte sich gemessenen Tempos an uns vorbei, bis zum ungemein hässlichen, geduckten Bauwerk des Bahnhofs. Dort, an einer sehr breiten Stelle des Canale Grande, wurde gewendet und anschließend zum Palazzo Foscari zurück gerudert. Während der Wende fand der Wettstreit der jugendlichen Ruderer statt…
… Ich bekam den Finger kaum noch mehr vom Auslöser… 😉
… Gut möglich, dass ich einige Motive jetzt wiederhole. Seht es mir bitte nach…
… Das Popgedudel in der benachbarten Fischhalle war kompliziert gewobener, festlicher, mittelalterlicher Musik gewichen, die aus den Lautsprechern gellte. Zwischen den einzelnen Stücken überbot sich ein Moderatorenpärchen des hiesigen Rundfunks mit marktschreierischen Kommentaren und Interviews lokaler „Größen“. Ich schnappte nach einer Weile auf, dass der Corso nun an der Piazza San Marco gestartet sei und sich langsam den Canale Grande hinauf bewegen würde. Der das Blau des Himmels und die umliegenden Palazzi reflektierende Wasserspiegel lag nun still und glatt, nachdem sämtlicher Bootsverkehr eingestellt worden war…
… Mir wurden die Augenlider ein bisschen schwer. Zum Glück war die Sonne mittlerweile hinter dem Flachdach der Markthalle verschwunden, ein kühler Luftzug spielte mit der ausladenden Krempe meines Strohhuts und trocknete sanft den Schweißfilm, der mein Gesicht überzogen hatte…
… Dumpfe Paukenschläge und das glasklare Schmettern von Posaunen waren von der Rialto-Brücke her zu vernehmen, und dann rauschte er majestätisch ein her, der „Buccintauro“, der Nachbau der Prachtgaleere der venezianischen Dogen, gefolgt von einer Vielzahl bunter, verzierter, festlich geschmückter Boote…
… Nein, nicht auf’s Christkind, sondern auf den Beginn der Regatta Storica. Dem Rat des Hoteliers folgend suchte ich mir bereits gut drei Stunden vor dem angekündigten Start einen Platz in Nähe der Fischhalle am Rialto Mercato. „Der frühe Vogel fängt den Wurm!“, das dachten sich auch etliche Mitmenschen, so dauerte es gar nicht lange, und der Raum zwischen den leeren Obst- und Gemüseständen des Marktplatzes füllte sich. In und am Ufer des Canale Grande vor der Fischhalle herrschte buntes Treiben, dort hatte sich eine Vereinigung ehemaliger Gondoliere eingenistet. So wie es aussah, konnte man dort für ein vermutlich hübsches Sümmchen einen Sitzplatz mieten, bzw. ist auf einen solchen eingeladen worden. Im Inneren hatte man einige kleine Bars und „Fressstände“ aufgebaut. Lautes Pop-Gedudel erschallte aus dem betagten Gemäuer, ein buntes Gemisch aus ebenfalls nicht mehr taufrischem, teilweise mühsam und nicht immer erfolgreich „restauriertem“ Publikum traf ein, begrüßte sich mit Küsschen und Umarmungen, und Fetzen von in rasantem Venezianisch gehaltenem Smalltalk und temperamentvollem Gelächter schwirrten durch die mittäglich brütend heiße Luft…
… Einige der sportlichen Protagonisten ruderten im Verlauf der nächsten Stunden schon mal probeweise den Kanal auf und ab, eine etwas in die Jahre gekommene einheimische „Boygroup“ intonierte zünftige italienische Weisen, und es gab jede Menge zu beobachten. Langweilig wurde mir die Zeit bis zur großen Parade keinesfalls. Ich saß an der bisweilen recht feuchten Uferbrüstung, schmauste mitgebrachten Obstsalat und Grissini, ließ die Blicke schweifen, und knipste, ab und an in mich hinein schmunzelnd…
… erst in den späten Nachmittagsstunden starten würde, und ich daher noch etliche Stunden Zeit hatte, mir ein gutes Plätzchen zum Schauen und Fotografieren zu sichern, schlenderte ich nach einem gehaltvollen Frühstück vom Hotel aus durch die schmalen und teilweise recht finsteren Calle (Gasse) der Sestiere (Ortsteile) Castello, St. Marco und Canaregio Richtung Fondamente Nove im Süden der Lagunenstadt. In diesen düsteren und von Touristen offenbar nur wenig frequentierten Gässchen kann man teilweise durchaus die unschöne Seite Venedigs sehen – Müll und Schmierereien, sowie die Hinterlassenschaften von Drogenabhängigen. In einer Calle nahe dem Campo S. Maria di Formosa entdeckte ich vier Stolpersteine. Sie erinnerten an jüdische Anwohner/innen, die 1944 verhaftet, nach Auschwitz verschleppt und ermordet worden waren…
… Auf dem lichten und weitläufigen Campo SS Giovanni e Paolo fand ein kleiner Trödelmarkt zugunsten behinderter und sozial benachteiligter Kinder statt. Ich besah mir das teilweise recht skurrile Sammelsurium, das feil geboten wurde, und beschloss, noch ein Stünderl mit dem Vaporetto um die Lagunenstadt zu fahren. Es war immer noch so viel Zeit übrig…
… die einstmalige Prunkgaleere des Dogen von Venedig, eröffnete heute nachmittag die alljährliche Regatta Storica auf dem Canale Grande. Mehr davon, wenn ich die vielen, sehr, sehr vielen Aufnahmen gesichtet und bearbeitet, mich ausgeruht, und vor allem etwas gegessen habe…
… ist ein Städtchen am südwestlichen Ende der Lagune von Venedig. Darauf aufmerksam geworden bin ich kurz nach meiner Reise im Mai, als ich daran ging, Flüge und Hotel für die jetzige Tour nach La Serenissima zu buchen. Ich hatte sogar mit einer Unterkunft dort geliebäugelt, bin aber nun sehr froh, dass ich mich dagegen entschieden habe, denn es ist ein recht langer Weg mittels Vaporetti, Bus und Fähre von Venedig nach Chioggia und retour…
… Zuerst tuckerte ich mit dem Wasserbus der Linie 1 nach Lido. Der Filmfestspiele wegen herrscht dort immense Geschäftigkeit, so dass ich mich gar nicht lange aufhielt, sondern alsbald den Bus der Linie 11 enterte. Die Fahrt über die lang gezogene Insel bis zum westlichen Ende, Alberoni, dauert ein gutes Stünderl, dann wird man samt Linienbus auf der Autofähre ein kurzes Stück übers Meer kutschiert. Auf dem Landweg geht es weiter bis Pellegrino. Dieses Fischerdorf macht keineswegs mehr den hinterwäldlerischen und verschlafenen Eindruck, den man dank der Lektüre eines Donna-Leon-Krimis gewinnen könnte. Das Vaporetto der Linie 11 bringt einen dann schließlich zum Hafen von Chioggia…
… Als ich die Hauptstraße entlang schlenderte, immer ein wenig auf der Hut, denn in Chioggia sind ungemein viele Radfahrer/innen unterwegs, war mein allererster Eindruck, dass mich trotz allem italienischen Flair und Ambiente dieser Ort ein ganz klein wenig an Salzburg erinnerte, ich kann allerdings nicht sagen, wieso mir das in den Sinn gekommen ist…
… Am Hafen wird in Massen der übliche am Fließband in Asien angefertigte Tand und verkitschte Schnickschnack verkauft. Überall in Chioggia stehen leuchtend bunte und mit künstlichen Blumen verzierte Fahrräder. Warum dies so ist, entzieht sich meiner Kenntnis, ein Blickfang für Fotografen sind sie allemal…
… Ich stiefelte ein Weilchen die Hauptstraße entlang, und geriet in eine fröhlich-festliche Hochzeitsgesellschaft, die ich natürlich ablichten musste. Dann bummelte ich langsam am stillen Kanal zurück, lernte dort einen alten Fischer kennen, der vor vielen Jahren eine Frau aus Bochum geehelicht hatte, und ein ganz wundervolles, beinahe akzentfreies Deutsch sprach. Leider seien seine Sprachkenntnisse mit der Zeit ein wenig eingerostet, seitdem sein Ehegespons perfekt Italienisch parlieren könne…
… Ich traf auf ein kleines Filmteam, das den Weg eines als Tänzerin kostümiertes Mädchens durch den Ort dokumentierte, und erneut auf das attraktive Brautpaar samt einiger Fotografen. Ihnen folgend und immer wieder mal die Frischverheirateten knipsend gelangte ich schließlich zurück zum Hafen…
… Haupterwerbsquelle auf Burano ist neben dem Tourismus der Fischfang und seit dem 16. Jahrhundert die Spitzenstickerei. Mittels einer sehr kunstvollen Nadelspitzentechnik, Reticella genannt, werden filigrane Meisterwerke geschaffen, und natürlich zu recht üppigen Preisen feil geboten. Es ist geboten, beim Erwerb solcher Kleinodien die Augen offen zu halten, nicht alles, was man als Laie für Burano-Spitze hält, ist auch eine solche. Am seriösesten sind die Läden rund um das kleine Museum auf dem Dorfplatz…
… Und dort, in diesem nicht eben üppig ausgestatteten Museum, war mir wieder einmal der Zufall gewogen: Eine junge TV-Reporterin drehte eine kurze Dokumentation über Burano’s wunderschöne Handarbeiten, und hatte die weltweit älteste Spitzenstickerin vor der Kamera. Ich durfte mich dazu setzen, und mit der hundertjährigen (!) Dame unterhalten, die geistig noch sehr rege und humorvoll war. Schlitzohrig verkündete sie mir, dass sie das Arbeiten nunmehr sein lassen würde, denn nach der Ausstrahlung des TV-Films würde sich ganz bestimmt ein reicher Mann bei ihr melden, den sie dann ehelichen und die restlichen Jahre ihres Lebens in Saus und Braus verbringen würde. Sie hatte ihre Tochter bei sich, gut achtzig Jahre alt, die leise schmunzelnd und mit behenden Fingern ein Stück Spitze fertigte…
… Ich ließ mich noch ein Weilchen durch das Dorf mit seinen grünlich schimmernden, schmalen Kanälen und farbenfrohen Anwesen treiben…
… Während meines Urlaubs im Mai bin ich an diesem Örtchen lediglich vorbei gefahren, zu anstrengend war jener Tag gewesen. Aber ich hatte mir damals fest vorgenommen, den Rundgang durch das Dorf der Spitzenstickerei und farbenprächtigen Häuser nachzuholen. So machte ich mich heute morgen nach einem gehaltvollen Frühstück via Vaporetto Linie 14 auf den Weg…
… Jene Legende, die besagt, dass die Gestaltung Buranos darauf zurück zu führen sei, einem Postboten die Arbeit zu erleichtern, der sehr gerne sehr tief ins Glas zu schauen pflegte, und ständig beim Austragen der Briefe die ungezählten Mitglieder von lediglich fünf Fischerfamilien, die allesamt untereinander mindestens genau so häufig verschwägert und verbandelt waren wie so manches europäische Herrscherhaus, durcheinander brachte, habe ich vor einigen Monaten ja schon erzählt. Ob sie wahr ist oder nicht, sei dahingestellt. Die Häuser Buranos sind in jedem Falle ein Augenschmaus, auch wenn man nicht mit der Kamera unterwegs ist…
… Der Campanile der Ortskirche kann es übrigens, was die waghalsige Schräglage anbelangt, ohne weiteres mit dem berühmten Schiefen Turm von Pisa aufnehmen… 😉
… einer der berühmtesten Brücken der Welt ist jetzt fertig renoviert, und nun habe ich sie endlich, endlich einmal fotografieren können, die Ponte Rialto…
… Dort musste ich das Vaporetto der Linie 1 verlassen, um zu dem kleinen Hotel zu gelangen, in welchem ich ein Zimmerchen gebucht hatte. Zuerst ging es eine sehr enge und auch etwas düstere Gasse entlang, doch dann wichen die finsteren Häuserfronten zurück und gaben den Blick frei auf einen kleinen Kanal, ein zierliches Brückchen, und den Platz mit der Chiesa Alla Fava und der gleichnamigen Herberge rechterhand…
… Mein Zimmer ist winzig, kleiner noch als eine Klosterzelle, und das Badezimmer liegt einige Meter entfernt. Aber ich brauche auch nicht mehr als ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen. Kaum fünf Minuten zu Fuß bis zur Rialto-Brücke und Canale Grande, und knapp zehn Minuten zum Markusplatz, und das zu einem höchst günstigen Preis für die Übernachtung inklusive Frühstück, sowie sehr freundliche und zuvorkommende Leute, die mich in meinem Vorhaben, so viel Italienisch als möglich zu sprechen, gutmütig unterstützen – da kann man wirklich nicht meckern. Zudem ist das Hotelchen sehr ansprechend eingerichtet…
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