… Nach dem Passieren des kleinen und ruhigen Mittenwalder Kurparks wandte ich mich nach rechts und folgte der Lainbachstraße, bis diese in einen breiten Sandweg überging. Nebst vieler pseudo-bayerischer Ein- und Mehrfamilienhäuser war gelegentlich auch ein richtig schönes Bauwerk im traditionellen alpenländischen Stil zu sehen. Und ein paar Gartenhäuschen, in die ich mich sehr gerne mal für ein ruhiges Weilchen einquartieren würde…
… Nach wenigen Gehminuten bereits verengt sich das Tal zu einer Klamm, der Weg wird teilweise ziemlich steil, bisweilen führen stufige Steige bergan. Die Szenerie wird wild und dramatisch – donnernde Wasserfälle, felsige Schroffen, darüber recken sich die Gipfel des Karwendelmassivs gen Himmel…
… In der Steilwand des Lainbachschrofens thront seit dem 18. Jahrhundert eine Madonna mit dem Jesukindlein – das muss schon eine halsbrecherische Aktion gewesen sein, die Statue dort zu installieren. Wie in den Bergen üblich gemahnt ein Marterl an jemanden, der durch einen Unfall, Steinschlag, eine Lawine zu Tode gekommen ist…
… Einen weiteren steilen Aufstieg später befindet sich hoch über einem dramatisch gischtenden Wasserfall eine Heilige Grotte…
… Die Klamm öffnete sich allmählich zu einem dicht bewaldeten, lichtdurchfluteten Bergtal mit vereinzelten kleinen Hochmooren, in deren dunklen Tümpel pfeilschnelle Blauflügel-Prachtlibellen ihren Balztanz aufführten…
… Und dieser Anblick haut mich immer wieder um, wenn ich in der Gegend auf Wanderschaft bin – die kleine Marienkapelle am Lautersee, und dahinter die hoch aufragenden Felswände…
… Ich ließ eine geraume Weile den schönen Ausblick auf den Lautersee und das Karwendel auf mich wirken, widerstand erfolgreich der Stimme der Übermut, die mich dazu überreden wollte, noch ein Weilchen weiter zum Ferchensee zu wandern, und fuhr dann mit dem Bus wieder zurück nach Mittenwald, in jeder Hinsicht glücklich und zufrieden…
… sollte man tunlichst jeden schönen Tag nutzen, um auf Wanderschaft zu gehen. So machte ich mich in letzter Zeit mehrmals auf die Strümpfe, um wieder einmal Neues zu erkunden, sowie meine Kräfte zu testen…
… Eine Tour führte mich quer durch Mittenwald in das Lainbachtal, und hoch zum Lautersee. Den schönen Ort am Fuße des Karwendels habe ich ja bereits mehrmals ausführlich gezeigt und beschrieben, unter anderem hier, deshalb lenkte ich vergangenen Dienstag mein Augenmerk auf andere Dinge…
… Scheinbar völlig verzückt gaben sich Schmetterlinge dem Liebestaumel hin…
… Ein Taubenschwänzchen beim genussvollen Nektar-Zapfen…
… Mama Ente wacht aufmerksam über den emsig im Teich des Kurparks herumwuselnden Nachwuchs. Unter den noch recht jungen Küken befindet sich eines, das ganz offenbar keine Stockente ist, was weder Mama Ente noch die Geschwisterchen zu stören scheint…
… Ich erfreute mich eine Weile an den kleinen, befiederten Gesellen, und wandte mich dann langsam Richtung Lainbachtal…
… habe ich mich am Samstag begeben. Das Wetter war zum Wandern ideal – keine Niederschläge, viel Sonne, und angenehme Wärme mit einem gelegentlichen, frischen Lüfterl ab und an. So packte ich den Rucksack und zuckelte per Regionalbahn in die Berge…
… Vom kleinen Bahnhof Klais – Bayerns höchst gelegener, 913 Meter über NN – unweit Mittenwalds machte ich mich auf den Weg gen Süden, zuerst auf der Zufahrtstraße nach Elmau, dann, kurz vor der Mautstation, bog ich rechts auf einen schönen, breiten Wanderweg ab. Es ging teilweise ganz ordentlich bergauf, ich schnaufte und keuchte wie eine alte Dampflok, und zwischendrin hatte ich etwas Knieflattern, bevor ich mein erstes Ziel erreicht hatte, hegte ich Zweifel, ob ich die gesamte geplante Tour auch würde bewältigen können. „Is‘ doch wurscht,“, dachte ich mir, „dann machst halt auf halber Strecke gemütlich Brotzeit, und fährst mit dem Wanderbus zurück.“…
… Der Weg führte großenteils durch wohltuend schattigen, aromatisch duftenden, dichten und stillen Bergwald, manchmal taten sich kleine Hochmoore auf. Und natürlich gab es links und rechts viel Schönes zu sehen…
… Liebestolle Schmetterlinge gaukelten verspielt über die oft handtellergroßen Margheritenblüten…
… Nach etwa gut einer dreiviertel Stunde Marsch wich der Wald zurück und gab den Blick auf die hochragenden Gebirgsstöcke ringsum und das noble Schlosshotel Kranzbach frei…
… Die bewegte und interessante Geschichte des Kranzbachs habe ich hier bereits erzählt. Bei meinem zweiten Besuch dort am Samstag hat es mir sehr gefallen, dass man rings um das Anwesen keine moderne Parklandschaft mit kurz geschorenem Rasen angelegt, sondern die wunderschönen natürlichen Bauernwiesen mit all ihrer Vielfalt an Blumen, Gräsern, Kräutern und Insekten belassen hat …
… Während einer ausgedehnten Pause lernte ich ein sehr sympathisches Paar aus Münster kennen. Wir unterhielten uns eine Weile sehr angeregt, als sich unsere Wege wieder trennten, fühlte ich mich kräftig genug für die zweite Hälfte meiner Wanderung…
… Wieder ging es nach einer kurzen Strecke auf der Straße rechts ab, in den Wald hinein, zu meiner Erleichterung aber jetzt ohne große Steigungen. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde kam das Ziel in Sicht: das Fünf-Sterne-Luxus-Ressort Schloss Elmau, vielen von euch vielleicht des ziemlich umstrittenen G-7-Gipfeltreffens im Jahr 2015 ein Begriff… 😉
… Schloss Elmau wurde zwischen 1914 und 1916 vom Architekten Carl Sattler im Auftrag des zu Recht umstrittenen Schriftstellers, Philosophen und Theologen Johannes Müller im Stile der sogenannten Reformarchitektur geschaffen. 2005 zerstörte ein Brand das Anwesen, die Enkel des Architekten und des Bauherrn errichteten 2006 das Schloss neu. Seit 2007 gehört es als „Luxury Spa & Cultural Hideaway“ zu den Leading Hotels Of The World…
… Kaum hatte ich mein Ziel erreicht, da bog auch schon der gelbe Wanderbus Richtung Mittenwald um die Ecke und sammelte mich und eine kleine Schar Touristen ein. Diese Fahrt werde ich so schnell nicht vergessen, denn unser Chauffeur war ein gar herrlich humorvolles Unikum voll witziger Sprüche, der anstatt mit einer normalen Hupe mit lauten Tiergeräuschen wie Muhen, Wiehern, Blöken und Miauen hantierte und sehr schwungvoll sein großes Gefährt über die teilweise steilen und engen Straßen und Gässchen dirigierte. Ein schöner Abschluss meiner feinen, kleinen Zwei-Schlösser-Tour!…
… Während langer, nebelverhangener Tage in der Stadt konnte ich mich zu keinerlei größeren Unternehmungen aufraffen, von einigen Spaziergängen im Viertel mal abgesehen. Ich verbrachte viel Zeit in der gemütlich warmen Bude, schmökernd, fernsehend und mich ins warme Bettchen kuschelnd – vielleicht habe ich ja so etwas wie einen Winterschlaf gehalten…
… Am Freitag aber war diese Ruhephase fürs Erste überwunden. Ich fuhr mit dem Regionalzug, den ich erst einmal suchen musste, weil er völlig überraschend nicht am gewohnten Gleis stand, sondern am weit, sehr, sehr weit entfernten südlichen Ende des Münchner Hauptbahnhofs, nach Klais bei Mittenwald. Von dort aus wanderte ich gemächlich und die klare, vorwinterliche Luft genießend ein lang gezogenes, kleines Bergtal entlang…
… Nach etwa einer Stunde Marsch hatte ich mein Ziel erreicht…
… Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verliebte sich die englische Aristokratin The Honorable Mary Isabel Portman in die Berglandschaft des Werdenfelser Landes. So sehr, dass sie im Jahr 1913 die sogenannte Kranzbachwiese erwarb, recht still und einsam zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald gelegen. Und dort ließ sie sich das naturgemauerte, mit seinen Treppengiebeln an englische Country Houses erinnernde „Englische Schloss“ erbauen. Gedacht war das Bauwerk als gastliches Refugium für die zahlreichen Künstlerfreunde der Adeligen. Doch der Erste Weltkrieg vertrieb The Honorable Mary Isabel Portman, man geht davon aus, dass sie das fertige Anwesen nie zu Gesicht bekommen hat…
… Unterschiedlichste KünstlerInnen, vor allem Landschaftsmaler, bewohnten in der Folgezeit Schloss Kranzbach, ein Film wurde dort gedreht, ab 1931 wurde es als Erholungs- und Freizeitstätte für junge Leute aus dem Ruhrgebiet genutzt…
… 1933 wurde das Gebäude von einem Brand stark in Mitleidenschaft gezogen, nach der Restaurierung diente es 1936 zunächst als Unterkunft für SportlerInnen, die an den Olympischen Winterspielen in Garmisch Partenkirchen teilnahmen, danach als Hort der sogenannten Kinderlandverschickung, und ab 1947 als Recreation Center für Offiziere der US Army…
… Ende 2003 verkaufte die Evangelische Kirche, in deren Besitz das Schloss seit den frühen Dreißigern gewesen war, dieses an den Tiroler Dr. Jakob Edinger. Er ließ das Areal um einige Gebäude erweitern, und die Inneneinrichtung im komfortablen, vornehmen, englischen Stil gestalten. 2007 eröffnete „Das Kranzbach“, ein sehr gehobenes Wellness-Hotel, weitab vom hektischen Alltagsgetriebe auf einer riesigen Wiese thronend, umgeben von dichten Wäldern und hoch aufragenden Berggipfeln…
… Die Torhäuser, in die kann man sich einmieten, wenn man völlig ungestört sein möchte…
… Föhnwolkenspiel am späten Nachmittag…
… Die das „Englische Schloss“ umrahmende Bergkulisse…
… Die Zugspitze, mit dem „Zuawizarra“ – Teleobjektiv 😉 – ein ordentliches Stück näher geholt…
… Gegen vier Uhr ging die Sonne hinter den Schroffen des Steinernen Hüttls unter…
… Gemächlich machte ich mich auf den Rückweg, während die untergegangene Sonne die hoch über den bereits schneebekränzten Gipfeln ziehenden Wolkenfelder erglühen ließ…
… Eine knappe Stunde später war ich zurück am kleinen Bahnhof Klais, sehr zufrieden mit mir. Denn diese Tour mit einer Gesamtlänge von sechs Kilometern hätte ich vor einer Weile noch gar nicht unternehmen können, da hätte ich befürchten müssen, nach spätestens fünf Kilometern schlapp zu machen…
… Heute werde ich mich ausruhen, auch wenn die Nachwirkungen solcher Wanderungen bei weitem nicht mehr so stark sind wie noch vor etwa einem halben Jahr. Mal sehen, vielleicht werde ich bereits morgen wieder auf Tour sein. Wohin? Lasst euch überraschen! 😉 …
… Am Samstag Morgen fuhren Mori und ich mit dem Zug nach Mittenwald, der dortige Ziegenabtrieb, erster der herbstlichen Viehabtriebe von den umliegenden Almen im Karwendelgebiet, interessierte uns…
… Unweit der schönen Barockkirche St. Peter und Paul im Zentrum des schönen, malerischen Bergstädtchens, plazierten wir uns mit gezückten Kameras und warteten…
… Nach einer Weile ertönte von ferne das helle Gebimmel vieler kleiner Glöckchen – und da kam sie auch schon um die Ecke gebogen, eine riesige Ziegenherde, von den Sennern geleitet…
… Auf dem großen Dekan-Karl-Platz hatte man nebst ein paar Buden, die Souvenirs und Erzeugnisse aus Ziegenmilch und -fell feil boten, und einem Bierzelt auch einige Koppeln aufgebaut. Dort fand nun der Viehscheid statt, die Hirten fingen die munter durcheinander quirlenden Ziegen ein, kontrollierten deren Nummern an Halsband und Ohren, um sie dann den jeweiligen Besitzern zu übergeben…
… Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Bild genauer ansehen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… Nachdem mein lieber Besuch aus Berlin und ich uns mit frischen Weißwürsten, Apfelstrudel und süffigem Bier gestärkt hatten, fuhren wir mit dem Wanderbus hoch zum romantischen Ferchensee…
… Auch wenn ich gerne alleine unterwegs bin, dieses lange Wochenende mit Mori habe ich sehr genossen. Mir haben unsere Gespräche gut getan, auch, dass ich mal wieder hemmungslos einer geduldigen und guten Zuhörerin meine alten Geschichten erzählen konnte. Und natürlich auch, dass ich ihr voller Stolz und Freude ein klein wenig meiner wundervollen Heimat zeigen durfte…
… Wie gelenkig Kühe sein können, obwohl sie oft so schwerfällig wirken…
… Auf meiner langsamen, von vielen kleinen Zwischenhalten unterbrochenen Wanderschaft kam ich auf dem Scheitelpunkt des seit Krün sachte ansteigenden Hügelrückens an einen Reiterhof. Ein sehr hübscher Bayerischer Warmblut-Wallach wurde nach einer längeren Krankheitspause an der Longe bewegt, um wieder Kondition aufzubauen…
… Das war ein richtig verschmitzter Schmuser, der, nachdem ihm seine junge Besitzerin die Longe abgenommen hatte, sofort auf mich zugetrabt kam, und mit großen, seelenvollen Augen und sanft schnaubend um einen Leckerbissen und Streicheleinheiten bettelte…
… Die Vegetation der naturbelassenen Bauernwiese wuchert so üppig und hoch, dass man schon genau hinschauen musste, um die darin weidende Ziegenherde zu entdecken…
… Junge Schwalben und Pferde warteten mehr oder wenig geduldig auf Futter…
… Weit gleitet der Blick über die Wiesen und Wälder…
… Immer wieder tauchte ich tief ein in den Artenreichtum der Bauernwiesen beiderseits des Wegs…
… Die für die Gegend um Mittenwald und Krün charakteristischen Buckelwiesen entstanden am Ende der sogenannten Würmeiszeit aus sogenannten Drumlins, langgezogenen Bodenwellen, die vom zusammengeschobenen Schotter der Gletschermoränen gebildet worden waren. Durch Frost, Wasserläufe und Verkarstungsprozesse kamen im Laufe der Zeit die buckelartigen Formationen zustande…
… Am späten Nachmittag hatte ich mein Ziel erreicht, den kleinen Schmalensee nahe Mittenwald. Leise hoffte ich, die beiden Fischreiher sehen zu dürfen, die ich im Herbst in der Abenddämmerung dort hatte kreisen sehen, aber leider war mir diesbezüglich das Glück nicht hold…
… Kurz nachdem ich mich an der nahen Haltestelle niedergelassen hatte, bog auch schon der Bus Richtung Garmisch Partenkirchen um die Ecke…
… Bevor der Fluss, der Süd- und Niederbayern fast dreihundert Kilometer lang von Nord nach durchquert, und bei Deggendorf in die Donau mündet, nahe der Ortschaft Krün aufgestaut wird, macht er seinem vermutlich aus dem Keltischen stammenden ursprünglichen Namen Ysura = die schnell Fließende, Reißende alle Ehre…
… Da am Dienstag die Hitze noch aushaltbar war, und es mich unwiderstehlich erneut in die Mittenwalder Gegend zog, beschloss ich, von Krün aus einige Kilometer weit durch das obere Isartal zu wandern. Nach der Fahrt mit einem meiner Lieblingsbusse – die DB-Linie 9608 – hatte ich endlich Gelegenheit, den schönen, im Jahr 1697 erbauten Gashof „Zur Post“ in Krün, das kleine, barocke Kircherl und das Rathaus samt seiner schönen Lüftlmalerei zu fotografieren, bevor ich mich Richtung Isar wandte…
… Das Wettersteinmassiv und die Zugspitze…
… Der eingeschlagene Weg, der mich mal östlich mal westlich entlang der Isar südwärts führte, war ein sehr interessanter Natur-Erlebnispfad, der mittels zwanzig großer Schautafeln sehr lehrreiche Einblicke in die Biologie und Geologie der Region vermittelt…
… Seit 1924 wird die Isar bei Krün mit einem etwa fünf Meter hohen Wehr aufgestaut. Früher leitete man die gesamten Wasser des Flusses in einen Kanal zum Walchensee-Kraftwerk um, was der Biodiversität des Flusslaufs mit seinen breiten, sich beständig verlagernden Kiesbetten enormen Schaden zugefügt hatte. Seitdem sich zum Glück ab den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein Umweltbewusstsein entwickelt hatte, zweigt man nur mehr ungefähr vierzig Prozent der Isar ab, 2012 errichtete man an der Westseite des Wehrs eine Fischtreppe, so dass die heimischen Forellenarten wieder ungehindert ihre Laichzüge flussaufwärts durchführen können …
… Am Isarstausee…
… Der Flusslauf mit seinem sich ständig verändernden und mäanderndem Bett, den Kies- und Geröllbänken, kleinen stehenden Gewässern zwischendrin bietet einer Vielzahl an Tieren und Pflanzen Lebensraum…
… Ein Buchfink beäugte mich neugierig…
… Und an einen jungen Grünfink konnte ich mich erstaunlich nahe heranpirschen…
… Zartgeflügelte Schönheiten tummelten sich zuhauf im Schilfsaum des Stausees…
… Und weil ich grade das schöne und interessante Buch „Die Wiese“ des von mir sehr bewunderten Tier- und Naturfilmers Jan Haft gelesen und auch ein bisschen verinnerlicht habe, galt mein besonderes Augenmerk natürlich nicht nur den hoch aufragenden Bergmassiven ringsum und dem Gewässer, sondern auch der vielfältigen Flora ringsum…
… Nach etwa vier Kilometern fand meine Wanderung an der Bushaltestelle nahe des sogenannten Isarknies, einer sehr engen Biegung des Flusses, ein Ende. Ich habe diesen Ausflug wieder einmal sehr genossen, und da gut die Hälfte des Wegs im Waldschatten verlief, musste ich nicht allzu viel unter der Sommerhitze leiden…
… Weil mir am Dienstag die Wanderung vom Ferchensee zurück nach Mittenwald gar so gut gefallen hatte, zog ich am Donnerstag gleich noch einmal los. Diesmal wollte ich vom Ferchensee zum exklusiven Nobelhotel Schloss Elmau marschieren, dort hatte im Jahr 2015 ein recht umstrittener G-7-Gipfel stattgefunden. Bevor ich die Wanderung in Angriff nahm, hatte ich mich zuhause natürlich im Netz gründlich darüber informiert. Die Strecke war mit ca. fünf Kilometern Länge gut machbar, ich hatte über drei Stunden Zeit eingeplant, und ab Elmau würde mich dann am Nachmittag der Wanderbus zurück nach Mittenwald bringen. Dachte ich…
… Nachdem ich ein Weilchen den Anblick des schönen Ferchensees genossen hatte, machte ich mich wohlgemut auf den Weg. Ich passierte eine Ziegenalm, die aber leider unbewohnt schien. Nach etwa einer Viertelstunde zweigte sich der gut ausgebaute Weg, das Hinweisschild sagte mir, dass linkerhand die Fahrstraße nach Elmau führen würde, rechterhand der breite Wanderweg ebenfalls, allerdings schien diese Strecke etwas länger zu sein. Und für diese entschied ich mich, denn auf dem kurzen Marsch bislang war ich schon des Öfteren von flott fahrenden Bikern umbraust worden, die allesamt nach links abgebogen waren…
… Schön ruhig war es auf dem breiten Wanderweg, es ging stetig bergauf, allerdings gab es nur eine kurze, wirklich steile Stelle. Die Forststraße führte kontinuierlich durch dichten Wald, nur ab und an von Lichtungen unterbrochen…
… Nachdem ich unweit des Großen Kranzbergs eine Passhöhe überschritten hatte, führte mich der Weg wieder bergab – kurz hatte ich mit dem Gedanken gespielt, den nahen Berg zu erwandern, und bequem mit dem Sessellift retour nach Mittenwald zu gondeln, hatte diese Idee dann aber wieder verworfen…
… Ab und zu durfte ich einen Blick durch die stattlichen Baumkronen auf nahe, hoch aufragende Gipfel erhaschen…
… Nach etwa zweieinhalb Stunden Marsch ohne Pause – länger stehen bleiben durfte ich nicht, denn dann wurde ich sofort von einer Vielzahl dicker Bremsen attackiert – hatte ich mein Ziel erreicht – ganz wunderbar in der Zeit, was mich wieder einmal ein klein wenig stolz machte…
… Schloss Elmau – eine Übernachtung in einem schicken, großen Doppelzimmer mit Abendessen im Zwei-Sterne-Lokal und feudalem Frühstücksbufett kostet derzeit schlappe 741 Euronen…
… Bevor ich mich nahe des Schlosses zu meiner vergleichsweise eher frugalen Brotzeit – Müsliriegel, Leitungswasser und ein Apfel – niederließ, schlenderte ich zum Glück noch zur Haltestelle des Wanderbusses! Am Fahrplan war ein durch Wind und Wetter bereits abgenutzter Zettel angebracht, auf dem zu lesen stand, dass aufgrund einer Baustelle in Klais, etwa sechs Kilometer entfernt, die Haltestellen Kranzbach und Elmau nicht angefahren werden. Für nähere Informationen solle man eine angegebene Nummer kontaktieren. Das tat ich, doch erfolglos, obwohl ich es bei mehreren Anrufen stets mindestens zehnmal läuten ließ, hob niemand ab. Ein Pärchen, das sich ebenfalls auf Wanderschaft befunden hatte, gesellte sich zu mir. „Das ist zwecklos, wir haben auch schon ein paar Mal angerufen, da geht niemand ran.“, informierte mich der Mann. „Wir stehen jetzt ganz schön blöd da, meine Frau hat einen wehen Fuß, und kann mit Sicherheit weder die sechs Kilometer nach Klais noch die acht Kilometer nach Garmisch runter marschieren.“ – „Ich bin schwerbehindert, nach der Tour vom Ferchensee hierher habe ich auch so gut wie keine Reserven mehr.“, erwiderte ich. Wir beratschlagten ein wenig, und kamen zu dem Schluss, dass es wohl das Beste wäre, ein Taxi aus Mittenwald hierher zu rufen…
… Gesagt, getan. Nach etwa einer halben Stunde Wartezeit kam der georderte Wagen, und der Preis, der uns von dem betagten und sehr freundlichen Fahrer vorgeschlagen wurde, war zwar wesentlich höher, als ein Fahrschein des Wanderbusses gekostet hätte, aber dennoch erstaunlich günstig. So ließen wir uns gen Mittenwald chauffieren…
… Zuhause angelangt durchforschte ich noch einmal sämtliche Mittenwalder Tourismusseiten und die Fahrpläne des Wanderbusses, vielleicht hatte ich ja am Morgen die wichtige Information übersehen, dass die Haltestellen Kranzbach und Elmau derzeit nicht angefahren werden. Doch nirgendwo war dergleichen zu lesen. Die Baustelle bei Klais, einem idyllisch gelegenen Ortsteil von Krün, zwischen Walchensee und Mittenwald gelegen, existiert übrigens bereits seit etwa einem Jahr. Es wäre also mehr als genug Zeit gewesen, um bis zur Wander-Hauptsaison im Sommer die Webseiten und Fahrpläne zu aktualisieren…
… Als ich am Dienstag gegen Mittag zu jener Wanderung aufbrach, die ich vergangene Woche wegen meiner Schusseligkeit hatte abbrechen müssen, achtete ich sehr darauf, diesmal nichts zu vergessen. Nachdem ich sicherheitshalber mehrmals den Rucksack kontrolliert hatte, und alles Wichtige darin vorfand, zog ich los, und erlebte einen sehr schönen Nachmittag…
… Der kleine Ferchensee liegt in Luftlinie knapp zwei Kilometer nordwestlich von Mittenwald. Ich begab mich vom Bahnhof aus mit dem Wanderbus dorthin, um über den größeren Lautersee, der sich etwa auf halber Strecke befindet, zurück in den pittoresken Ort am Fuße des Karwendels zu marschieren…
… Friedvoll war es an meinem Ziel, mild der Sonnenschein, und ganz wunderbar die Aussicht…
… Und so wohltuend der würzig-aromatisch-herbe Duft der Almwiesen und Wälder ringsum. Seerosen spiegelten sich im klaren Wasser, und Libellen spielten mit dem sanften Bergwind…
… Auf den Buckelwiesen blühte der Ungarische Enzian, aus dessen Wurzeln ein kräftiger Schnaps gebrannt wird…
… Am Lautersee…
… Eine riesige Ziegenherde – meiner Schätzung nach müssen das mindestens hundert Tiere gewesen sein – bahnte sich laut bimmelnd und blökend ihren Weg durch den Bergwald…
… Müde aber glücklich tat ich, am frühen Abend wieder am Bahnhof Mittenwald angelangt, einen letzten Blick hoch zum wuchtigen Massiv des Karwendels, bevor mich der Zug zurück in die Großstadt trug…
… Der große Umzug der Maschkera war vorüber, die meisten Schaulustigen kehrten in Wirtschaften bzw. Cafés ein, oder versammelten sich rund um die Bars, die man in der Fußgängerzone aufgebaut hatte. Eigentlich wollte ich nach dem vielfältigen und bunten Treiben gleich wieder zurück nach München, aber an diesem prachtvollen Tag mit herrlich tiefblauem Himmel und durchaus schon frühlingshaften Temperaturen zog es mich noch nicht so recht stadtwärts. So wanderte ich langsam auf einsamen Schleichpfaden fern des lauten Faschingtrubels bergan, zum Sessellift auf den kleinen Kranzberg…
… Der schmucke barocke Kirchturm von St. Peter und Paul vor der zerklüfteten, schroffen Kulisse des Karwendels verzückt mich stets auf’s Neue…
… Nach einem kurzen, gemächlichen Marsch bergwärts hatte ich die Talstation des Lifts erreicht, und glitt nur wenig später entspannt nach oben…
… Dank der überaus klaren und auch leicht föhnigen Luft durfte ich oben angekommen ein gar prachtvolles Bergpanorama genießen – das Karwendel mit seinen mannigfaltigen Spitzen, die Stubaier Alpen, das Wettersteinmassiv, die Benediktenwand, die Gipfel rund um Leutasch…
… Auf einer Bank in der wohltuenden Sonne sitzend genoss ich lange Zeit voller Andacht den spektakulären Ausblick und schmiedete still einige Wanderpläne für die warmen Jahreszeiten. Und dann begab ich mich gelöst und heiter wieder zurück ins Tal…
This function has been disabled for Marthas Momente-Sammlung.