… das zur Zeit in der Residenz herrscht, ist man froh über jede Ablenkung. So verfolgte ich heute in den Kurfürstenzimmern an der Westseite des Brunnenhofs interessiert die Dreharbeiten, die dort statt fanden. Ich habe leider nicht in Erfahrung bringen können, für welches zukünftige cineastische Ereignis man stundenlang an einigen kleinen Szenen feilte: Zwei Kinder entdecken im Brunnen Münzen (die von den Requisiteuren kurz zuvor sorgfältig im Becken verteilt worden waren), steigen in das kühle Nass und fischen danach. Die großenteils sehr jungen DarstellerInnen taten mir leid, bei sengender Sonne und Temperaturen über 30° Grad mussten sie schwere und sehr warme Winterkleidung tragen. Mein Mitgefühl mit ihnen half mir, meine schlimmen Kreislaufprobleme in den Griff zu bekommen, aufgrund der unglaublich drückenden Schwüle und stehenden Backofenhitze in der Zimmerflucht wurde mir häufig schummerig und teilweise sogar etwas schwarz vor Augen. Zum Glück bin ich mittlerweile so „egoistisch“ eingestellt, dass ich mich hinsetze, sobald mich meine Kräfte verlassen, egal, ob sich nur eine Handvoll oder hunderte BesucherInnen in der Nähe befinden…
Schlagwort: Menschenbilder
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… Seit langem schon schlagen die Obermuftis der „Christlich Sozialen“ Union – Söder, Dobrindt und Seehofer – nicht nur in Bayern Töne an, die mitunter erschreckend an die Reden der NSDAP-Oberen während des Dritten Reichs erinnern. Durch das Fixieren ihrer politischen Beiträge beinahe ausschließlich auf den Fokus Flüchtlinge gaukeln sie vielen MitbürgernInnen im Lande vor, dass dies das wichtigste und brennendste Thema sei, obwohl das in der Realität in keinster Weise der Fall ist. Und sie schüren noch dazu fleißig durch ihre gefährlichen, verhetzenden und populistischen Äußerungen das Zunehmen nicht nur verbaler Gewalt, die Verrohung von Sprache und Benehmen und das Erstarken von Verschwörungstheorien…
… Mehr als 130 Organisationen, von Flüchtlingshelfern über Trachtenvereine und Gewerkschaften bis hin zu Sozialen Vereinigungen, Bürgerinitiativen und politischen Parteien befanden, dass es allerhöchste Zeit ist, gegen das schon sehr offenkundig nicht mehr vernunftgesteuerte, unanständige und unmenschliche Gebaren der „Christlich Sozialen“ Führungsspitzen auf die Straßen zu gehen. So rief man für den Sonntag, 22. Juli, zu einer Großdemonstration auf, die sich zuerst über mehrere Stationen, an welchen jene Punkte angesprochen wurden, die die meisten BürgerInnen in Wahrheit in Unruhe versetzen – zu niedriger Mindestlohn, zu teure Mieten, zunehmende Anzahl alte Menschen, die von ihren Renten nicht mehr leben können, Aushöhlung und Abbau des Sozialstaates, Verhöhnung des Rechtsstaats durch das sogenannte Polizeiaufgabengesetz – quer durch die Münchner Innenstadt zog. Auf dem Königsplatz fand dann die große Abschlusskundgebung statt, die mehr als drei Stunden dauerte, und während der viele namhafte KünstlerInnen wie Hannes Ringlstetter, Urban Priol, Luise Kinseher, Willy Astor, Georg Schramm, Claus von Wagner und Max Uthoff, sowie die Musikgruppen Django 3000, Dreiviertelblut, Hochzeitskapelle, Whiskey Foundation, G. Rag & die Landlergeschwister, Roger Reckless & David P., sowie Dicht & Ergreifend auftraten. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hielt eine hervorragende Rede, der Kapitän des in Malta festgehaltenen Schiffes Lifeline, Claus-Peter Reisch, schilderte auf beklemmende Weise den Alltag seiner Rettungsmissionen, und mit welchen Schikanen man nichts unversucht lassen würde, das Bewahren von in Seenot geratenen Flüchtlingen vor dem Ertrinken zu unterbinden…
… Die Münchner Polizei gab an, es wären ca. 25.000 DemonstrantenInnen gewesen. Da scheint den Herrschaften ein Rechenfehler unterlaufen zu sein. Es gab zwei große Gruppen, die erste, die am Goetheplatz gestartet war, zählte laut Polizei trotz heftigem Regen ca. 18.000 TeilnehmerInnen, die zweite, die sich am Gewerkschaftshaus in der Schwanthalerstraße gebildet hatte, ebenfalls nach Polizeiangaben ca. 15.000, allein das ergibt ja bereits 33.000 Personen! Beide trafen am Königsplatz zusammen, zudem strömten aus allen Richtungen stundenlang Menschen herbei, die zuvor an den Demo-Zügen nicht teilgenommen hatten. Zwei junge Männer, die mit mir einen schönen Platz hoch auf den Stufen der Glyptothek gefunden hatten, kamen mithilfe einer Smartphone-App auf eine Teilnehmerzahl von ca. 40.000, was mir als weitaus realistischer erscheint. Das war ein Menschenmeer auf dem Königsplatz – ein gänsehautmäßiger Eindruck, überwältigend, wunderschön, und Mut machend, eine Veranstaltung, die ich ganz bestimmt nie vergessen werde…
… Abschließend möchte ich noch die beispielhafte Disziplin und Friedfertigkeit der DemonstrationsteilnehmerInnen hervorheben: Laut Auskunft der Polizei gab es zwischen 13:00 Uhr und 18:00 Uhr lediglich acht vorübergehende Festnahmen wegen Sachbeschädigungen – die Delinquenten hatten mutwillig jene Plakate zerstört, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von der „CS“U entlang der Demo-Strecke aufgestellt worden waren, und in deren kurzem Text ausgerechnet diese Partei zum politischen Anstand aufgerufen hatte – denkwürdige Manifeste dafür, dass hierzulande der politische Anstand mit dem menschlichen so gut wie nichts mehr gemeinsam hat, und man bei den Unchristlich-Unsozialen jeglichen Bezug zur Realität verloren hat…
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… Alljährlich im Sommer kann man sich einen Tag lang im Englischen Garten Münchens von der vielfältigen Kunst und Kultur Japans, des Landes der aufgehenden Sonne, verzaubern lassen. Im Pavillon finden Tee-Zeremonien statt – für die man sich allerdings bereits zu sehr früher Stunde vormerken lassen musste 😉 – auf einer Bühne werden die traditionellen Bon-Tänze aufgeführt, man kann beruhigender und meditativer Flötenmusik lauschen, sich in der Blumensteckkunst Ikebana und im Dichten von Haikus versuchen. Es gibt Vorführungen japanischer Kampfsportarten, Einführungen in das japanische Brettspiel Goi und Buden mit fernöstlichen Schmankerln. Und zudem pflegt sich die Münchner Cosplay- und Manga-Szene auf dem Gelände zwischen Teepavillon und Eisbachwelle ein Stelldichein zu geben…
… Obwohl ich seit vielen Jahren schon in München lebe, hatte ich es bislang irgendwie stets verpasst, mir das Japanfest anzusehen. Als ich am späten Vormittag dort eintraf, war ich höchst überrascht über den gewaltigen Ansturm an BesuchernInnen. In den frühen Morgenstunden hatte nur wenige hunderte Meter entfernt am Chinesischen Turm der sogenannte Kocherlball stattgefunden, ehemals eine Tanzveranstaltung für die Münchner Hausangestellten und Dienstboten, seit einigen Jahren eine äußerst beliebte Festivität. Wahrscheinlich hatten viele Leut‘ auf dem Nachhauseweg noch einen kleinen Abstecher zum fernöstlichen „Event“ gemacht. Oft war es aufgrund des Gedränges schwierig, das Geschehen fotografisch festzuhalten. Die Tee-Zeremonien waren natürlich allesamt schon längst ausgebucht – was aber nicht sonderlich schlimm ist, denn diese werden regelmäßig einige Male pro Monat im Sommer durchgeführt…
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… liebe ich Musik. Dabei ist mein Spektrum recht weit gefächert – von Barock bis Rock sozusagen – und beinhaltet eine erkleckliche Anzahl Stilrichtungen. Zwölftonmusik, Free Jazz, die sogenannten „volkstümlichen“ Weisen, sowie seichte Schlager und Techno gehen mir allerdings gar nicht gut ins Ohr…
… Als Zehn- oder Elfjährige hatte ich mal ein Weilchen Gitarrenunterricht, verlor dann aber das Interesse am Musizieren nach etwa einem halben Jahr, weil der teuer bezahlte Unterricht beinahe ausschließlich darin bestand, dass ich in den wöchentlichen Lektionen die eintönige Bassbegleitung zu den Darbietungen zweier Fortgeschrittener zupfen durfte/musste. Aber ich singe und pfeife gerne – nicht unter der Dusche, sondern beim Kochen. Und ich liebe das Tanzen, ach nein, eigentlich ist es eher ein hingebungsvolles, bisweilen auch wildes Sichbewegen im jeweiligen Rhythmus, mittlerweile wegen der Muskelschwäche in den Beinen nur noch mehr von den Hüften aufwärts. Das sieht vermutlich ziemlich seltsam und ulkig aus. Aber ich kann nix dafür, das stellt sich seit ewigen Zeiten schon ganz automatisch ein… 😉
… Nach einem recht anstrengenden Dienst im Museum kroch ich am frühen Sonntag Abend erschöpft auf meine Gehstöcke gestützt aus der Residenz, da schmeichelten sich schöne Singstimmen und der sonore Klang eines Tenorsaxophons in meine Gehörgänge. Und sofort verflogen ein Gutteil der Müdigkeit und des entnervten Überdrusses. Ich pirschte mich nahe an die große Bühne heran, die wegen des zweitägigen Stadtgründungsfestes auf dem Odeonsplatz errichtet worden war, und war schon nach wenigen Takten dabei, losgelöst und begeistert den kräftezehrenden und entnervenden Tag „auszutanzen“ – gemäß meiner Lieblingsfernsehserie Grey’s Anatomy (für Nichtkenner: wenn die beiden Ärztinnen Dr. Christina Yang und Dr. Meredith Grey Probleme hatten, dann pflegten sie einander zu sagen: „Komm, wir müssen das jetzt austanzen!“ Und dann rockten sie ein Weilchen zu recht fetzigen Songs ab 😉 )…
… Die vier Damen auf der Bühne gehörten zur Band The Munich All Stars, und sie verhalfen mir durch ihr hervorragend dargebotenes und breit gefächertes, musikalisches Spektrum nicht nur zu einer sehr kurzweiligen und vergnüglichen guten Stunde, sie verliehen mir auch neue Kräfte, die Art, wie sie ihre Songs darboten, vertrieben jeglichen Stress und Frust. Als ich mich nach Ende des Konzerts Richtung Zuhause bewegte, fühlte ich mich wie neu geboren…
… Den Munich All Stars sei Dank – ach, überhaupt allen guten MusikernInnen. Und dem Universum dafür, dass es uns die Gabe verliehen hat, so etwas Wundervolles wie Musik zu „erfinden“ und mit Wonne zu genießen…
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… Heidelberg gefiel mir bereits auf den ersten Metern, die ich zu Fuß Richtung Altstadt zurück legte, ausnehmend gut. Fröhlich war das erste Adjektiv, das mir in den Sinn kam. Auf dem kurzen Weg zur Hauptstraße, die von West nach Ost das historische Zentrum durchzieht, fand ich sozusagen als Vorspeise für ungezählte andere, nicht nur optische, Genüsse, viel Vergnügen an teils skurrilen, wunderbaren Steinmetzarbeiten…
Der sieht doch aus wie der junge Richard Burton, finde ich. -
… Neulich wurde ich gefragt, warum sich all diese jungen Menschen so gerne und so ausgefallen verkleiden. Na, weil es ihnen Freude macht! Weil sie es schön finden! Höchstwahrscheinlich auch, weil sie dadurch ihrem Alltag entfliehen können. Auf gewisse Weise ihre Träume verwirklichen können – einmal ein unüberwindlicher und unverwundbarer Superheld sein, eine zeitlose und exotische Schönheit, die alle Augen auf sich zieht, wieder einmal – wenn auch nur für kurze Zeit – ein Kind sein dürfen, im Gebrauch der Masken, Kostüme, Farben, Perücken, Schminken die eigene Kreativität zum Ausdruck bringen. – Ich verstehe das nur allzu gut…
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… Voller Genuss ließ ich mich durch die bunte Menge treiben und nahm die schöne, gelöste Stimmung tief in mich auf. Diese vielen jungen Menschen hatten so viel Freude daran, in ihren großenteils sehr aufwändigen, phantasievollen Verkleidungen zu paradieren, sich gerne für die vielen Fotografen/innen in Positur zu werfen. Sie inszenierten Scheinkämpfe, fanden sich zu lebhaftem Austausch zusammen, kleinen Inseln gleich trieben bunte Decken mit picknickenden Phantasiegestalten auf dem frühlingshaft grünen Rasen zu Füßen der barocken Klosterkirche St. Maria…
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… Diese Convention für Manga-, Science-Fiction-, Steam-Punk- und Fantasy-Fans findet alljährlich statt. Nachdem einige Jahre lang das Wetter so gar nicht mitgespielt hatte, zeigte es sich diesmal als ausgesprochen gnädig. Im Park des altehrwürdigen Klosters von Fürstenfeldbruck waren buchstäblich Tausende schrill, bunt, schräg, gruselig, phantasievoll, märchenhaft, romantisch, schön, schauerlich verkleideter junger Menschen – ein Fest für jede/n Fotobegeisterte/n. Ich habe mir am Samstag Nachmittag fast eine Blase am rechten Zeigefinger zugezogen…
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… Die Pegidioten, allen voran ihr mehrfach straffällig gewordener „Föhrer“ Butz Lachmann und der „Islamkritiker“ Michael Stürzenberger, hatten für den gestrigen Samstag nachmittag ihr Kommen angekündigt. Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Kulturinitiativen und Prominenten hatte dazu aufgerufen, das braungefärbte Gesindel mit einigen Ständchen zu begrüßen. Ungefähr drei Dutzend verschiedener Chöre aus München und dem Umland, sowie viele „linksgrünversiffte Gutmenschen“ waren dem Aufruf gefolgt. Zunächst wurde gegen halb Zwei vor der Bayerischen Staatsoper unter Leitung des Oberbürgermeisters Dieter Reiter eine Art Chorprobe abgehalten, dann ging es gen Marienplatz…
… Dort tummelten sich ab fünfzehn Uhr Deutschlandfahnen schwenkend zwischen 70 und 120 „Besorgtbürger“ in einem streng abgegrenzten und von ungefähr 500 Polizisten bewachten Geviert, das stark an eine Viehkoppel erinnerte. Dank der vereinten stimmlichen Kräfte der inzwischen auf ca. 2.500 Personen angewachsenen Gegendemonstranten/innen konnten die Pegidioten trotz aller Bemühungen im Laufe der etwa einstündigen Veranstaltung nicht einmal ihr eigenes Wort verstehen, ihre hasserfüllten, verhetzenden und Vorurteile schürenden „Botschaften“ gingen im weithin hallenden, lauten und stürmischen Gesang völlig unter…
… Ich hatte an dieser Demonstration meine helle Freude. Nicht nur, weil ich mich auch zu den „linksgrünversifften Gutmenschen“ zähle, sondern auch, weil ich mich in Gesellschaft einiger sehr feiner und bewundernswerter Freunde/innen befand. Und weil das Intonieren so schöner Lieder wie „Imagine“, „Ode an die Freude“, der Gefangenenchor aus Nabucco, „Heal The World“, „We Are The World“, sowie des italienischen Revolutionsklassikers „Ciao Bella“ zusammen mit all diesen vielen Menschen so wohl getan hat. Es ist wahr, das Singen guter Lieder in guter Gesellschaft befreit Geist und Seele…
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… Einmal im Jahr, an einem Sonntag so gegen Mitte März, verwandelt sich München, die nördlichste Stadt Italiens 😉 , in die südlichste Irlands. In der Isarmetropole findet nämlich an diesem Tag regelmäßig eine der größten Paraden Europas zum St.-Patricks-Day statt…
… Schon recht früh war ich vor Ort, in Nähe der Ludwigskirche, und ergatterte mir einen hervorragenden Platz zum Fotografieren, an einer Baustelleneinfahrt. Neben mir war ein Verkehrszeichen auf einem etwa zwanzig Zentimeter hohen Plastiksockel. Ich rieb mir innerlich schon voller Vorfreude die Hände – da stellte sich eine ältere Dame direkt vor mich. Kein Problem, dachte ich mir, dann klettere ich auf den Sockel, halte mich am Verkehrszeichen fest, und knipse über die Frau hinweg, das geht leicht, so groß ist die nicht. Aber, ach, dem Universum sei’s geklagt, sie war zwar fast einen Kopf kleiner als ich, wedelte aber un-er-müd-lich mit einem albernen Papierfähnchen direkt vor der Linse meiner Kamera herum. Ich gestehe, ich verspürte gelegentlich durchaus Mordgelüste, zumindest juckte es mich in den Finger, die Störenfrieda mit meinen Gehstecken zu vermöbeln. Da ich mich aber gelegentlich durchaus damenhaft benehmen kann, ließ ich natürlich davon ab. – Allerdings konnte ich es mir später, als ich die Bilder hochgeladen hatte, und zu sortieren und zu bearbeiten begann, nicht verkneifen, der alten Dame drei Tage Durchfall ohne Toilettenpapier im Haus an den Hals zu wünschen…
… Hier nun eine Auswahl meiner Impressionen – zum Glück waren die Leute vom Sicherheitsdienst heuer ziemlich lässig und locker, deshalb konnte ich manchmal zwischen den einzelnen Gruppen auf die Straße huschen und fotografieren…
