… Während wir durch sehr wechselhaftes Wetter – manchmal strahlte die Sonne sehr warm von einem beinahe wolkenlosen, tiefblauen Himmel, dann wieder prasselten ungestüme Regenschauer hernieder – den Kanal entlang Richtung Oriago glitten, um dort in einem feinen Fischrestaurant eine vorbestellte Mahlzeit einzunehmen, fiel mir auf, dass die kleinen Ortschaften und Gehöfte am Nordufer des Wasserlaufs mit rosa Luftballons, Schleifchen und allerlei anderem pinkfarbenen Zierrat gar fein herausgeputzt waren. Auch das Geländer des Oberdecks der „Il Burchello“ war mit einer Tüllschärpe und üppigen kunstseidenen Schleifen geschmückt. Auf meine Nachfrage klärte die Reiseleiterin mich auf: „Der Giro d’Italia kommt heute noch hier vorbei. Wir sind seit Wochen allesamt schon völlig aus dem Häuschen, für uns ist das ein Großereignis, so wie eine Fußball-WM.“…
… Als wir gegen dreizehn Uhr in Oriago anlegten, hatte sich im Vorgarten der Pesceria bereits die gesamte Dorfprominenz versammelt, um bei zünftiger lauter Musik, üppig strömendem Bier und Prosecco und leckeren Cicchetti auf den vorbei wirbelnden Pulk der Radrennstars zu warten…
… Und dann, wir hatten nach einem kurzen Stünderl Fahrt grade wieder am Ufer festgemacht, um die Villa Widmann zu besichtigen, geschah es, der Giro d’Italia brauste einem gewaltig lärmenden Sturm gleich an uns vorbei, vorneweg ein Großaufgebot an Polizei, dann ein wuchtiger Lautsprecherwagen, der mit fetzigen, weithin schallenden Rhythmen einheizte, und dann drei sogenannte Ausreißer, die sich weit vom Pulk abgesetzt hatten (mehr konnte ich von dem Ereignis leider nicht ablichten, denn ich wurde von einem sehr eifrigen Landsmann und seiner noch eifrigeren Frau aus meiner schönen Pool-Position am Straßenrand zurück auf die Treppe zur Anlegestelle verdrängt)…
Unsere sehr kompetente Reiseführerin
… Kaum war mit ohrenbetäubendem Surren der Rennräder, Gehupe und Motorengedröhn der vielen Begleitfahrzeuge das sportliche Großereignis Richtung Oriago gerauscht, machten wir uns auf den Weg über die nunmehr wieder friedliche Straße, zur schönen Villa Widmann…
… Auf diese Ganztagestour bin ich per Zufall gestoßen, ich hatte im Vorfeld meiner Reise im Internet nach einer Fährverbindung zwischen La Serenissima und dem ja nur ca. 30 km entfernten Padua gesucht. Meine Mutter ist seit einer Italienreise im vergangenen Jahr von dieser Stadt begeistert und hat mir einen Besuch dort empfohlen. Doch dann stöberte ich das hier auf, und war sofort fasziniert…
… Die Brenta ist ein kleiner, etwa 174 km langer Fluß. Er entspringt in Norditalien, in der Nähe von Trient. Bereits im 16. Jahrhundert erkannten die Venezianer, dass die Unmengen an Schwemmmaterial, die das Gewässer beständig mit sich führte, in absehbarer Zeit die Lagune versanden lassen würde. So grub man der Brenta ein neues Bett – sie mündet seitdem ein wenig südlich von Chioggia ins Meer – dort werde ich hoffentlich während der Regatta Storica logieren. Aus dem alten Flußlauf wurde ein Kanal. Während des 17. und 18. Jahrhunderts erbauten sich zahlreiche venezianische Adelige stattliche Villen und Paläste an dessen Ufern. In den Anwesen verbrachte La Serenissima’s High Society die Sommerfrische, man gab in den lauen, mediterranen Sommernächten rauschende Feste, während derer man sich elegant gewandet auf sogenannten Burchielli, großen geschlossenen Gondeln, die entweder von zwei Männern am Bug und Heck gerudert oder von Treidelpferden gezogen wurden, von Gastgeber zu Gastgeber bugsieren ließ…
… Noch heute stehen längsseits des Brenta-Kanals mehr als 40 Villen. Manche davon sind in einem traurig verwahrlosten Zustand, die meisten jedoch wurden aufwändig restauriert, und zu Hotels und Tagungszentren umgestaltet, einige befinden sich nach wie vor in Besitz der adeligen Familien und können besichtigt werden…
… An Bord des modernen Passagierschiffs „Il Burchiello“ kann man, geleitet von einer sehr kompetenten Reiseführung, einen ganzen Tag lang dem alten Zauber jener längst vergangenen Tage nachspüren…
… Das sind sozusagen die „Gallionsfiguren“ des neuzeitlichen Burchello, es handelt sich dabei um einen Ausschnitt eines Gemäldes des großen Meisters Tiepolo, das in der Galerie der Villa Widmann zu sehen ist…
… Von der Haltestelle San Zaccharia unweit des Markusplatzes ging es frühmorgens durch den breiten Giudecca-Kanal Richtung Fusina, das unweit des nicht sehr fotogenen Industriegebiet Venedigs liegt. Bei Fusina passierten wir die erste von fünf Schleusen, sozusagen die Eingangstür zum Brenta-Kanal…
… Sehr gemächlich geht es dahin, rechterhand ist der Ausblick der Ausläufer des Industriegebiets wegen eher unschön, linkerhand ziehen ruhige Uferregionen, Alleen und weite Felder vorbei, immer wieder sind Ruinen zu sehen, vor etwa einem Jahr hatte ein furchtbarer Tornado die Gegend rund um den Brenta-Kanal heim gesucht, und viel Verwüstung angerichtet…
… Die „Il Burchiello“ gleitet so sachte dahin, dass wir auf unserer Fahrt sogar von einem lässig joggenden Soldaten überholt werden…
… Eine gute Stunde später erreicht unser Schiff den kleinen Sprengel Malcontenta. Dort befindet sich nebst der ersten von insgesamt neun, teils sehr betagten, Drehbrücken auch die erste der Villen – Foscari – die wir besichtigen werden. Malcontenta heisst übrigens so viel wie „die Unzufriedene“. Es geht die Legende um, dass dieser Dorfname daher rührt, dass im 17. Jahrhundert einmal eine höchst widerspenstige und untreue Dame der Familie Foscari auf dem Landsitz viele Jahre lang eingekerkert gewesen sein soll. Die Foscaris hatten einstmals zu den angesehensten der venezianischen Republik gezählt – Francesco Foscari war ein großer Kriegsheld sowie Doge von La Serenissima gewesen…
… Malcontenta befindet sich nach wie vor in Händen der Foscaris. Im Inneren der Villa wird im Auftrag der Besitzer streng darauf geachtet, dass weder Fotos noch Filmaufnahmen gemacht werden. Aber das Anwesen, Mitte des 16. Jahrhunderts von dem damaligen Stararchitekten Andrea Palladio erbaut, bietet auch außen herum einige gute Motive…
… das prachtvolle und stattliche Segelschulschiff der italienischen Marine, benannt nach dem legendären italienischen Kaufmann, Seefahrer und Entdecker und Namensgeber Amerikas (einiger seiner Reisen werden von Historikern inzwischen allerdings angezweifelt), lag zur Feier des 75. Dienstjubiläums von Mittwoch bis Samstag morgen in der Nähe der einstigen Festung Venedigs, des Arsenale, vor Anker. Ich hatte immer schon ein Faible für solch stolze Windjammer. Nachdem ich von Dorsoduro aus die elegante Shilouette des hundert Meter langen Dreimasters entdeckt hatte, schipperte ich mit einem Vaporetto zur nächst gelegenen Haltestelle, um die „Amerigo Vespucci“ genauestens in Augenschein zu nehmen…
… Die italienische Marine hatte in der Nähe einen Informationsstand aufgebaut. Ich pirschte mich heran und fragte vorsichtig, ob es denn möglich sei, den Windjammer zu besichtigen. Ja, hieß es, von 16:30 bis 18:30 Uhr, und ich müsse mich brav anstellen. Erst jetzt fiel mir die Schlange der Wartenden am Kai auf, sie erstreckte sich bereits um halb Drei über mehr als zweihundert Meter. Ich war nach dem vielen Laufen durch die Gassen und Winkel von Dorsoduro schon recht k.o., so dass ich schweren Herzens auf eine Tour durch das Segelschulschiff verzichtete, und statt dessen noch einen kurzen Abstecher in Richtung Arsenale machte…
… Mit dem Bau der einstigen Werft- und Festungsanlage wurde um 1104 begonnen. Das Arsenale gilt als der größte Produktionsbetrieb Europas vor Beginn der Industrialisierung, es umfasst eine Fläsche von ca. 32 Hektar, etwa ein Zehntel der Größe der Lagunenstadt, und wurde während des Aufstiegs Venedigs zur Handels- und Besatzungsmacht einige Male erweitert. Die Leitung der Werft/Festung war äußerst straff und effizient organisiert gewesen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließ Napoleon dort etliche seiner Kriegsschiffe bauen und ausrüsten…
… Leider kann man das Arsenale nur zu Zeiten der Kunst-Biennale besichtigen – die nächste findet vom Frühjahr bis Herbst 2017 statt…
Das nördliche Portal zum Arsenale
… Bezaubernde Einblicke in Nähe der Festung…
… Nach diesem erlebnisreichen Tag voll der verschiedensten Eindrücke meldeten sich Ischias und Rücken wieder recht schmerzhaft. Da ich an meinem ersten Abend heraus gefunden hatte, dass langsames Gehen auf einem Sandstrand sich sehr schmerzlindernd auswirkt, beschloss ich, noch ein Stünderl am Lido entlang zu wandern…
… Man kann auch per Boot bis vor die Tür des luxuriösen Hotels Excelsior fahren bzw. sich von solchen vom Flughafen oder Bahnhof abholen lassen…
… Über den Türmchen und Zinnen der Nobelabsteige verharrte beinahe bewegungslos in der milden abendlichen Thermik schwebend ein großer Vogel. Zunächst hielt ich ihn für eine Möwe, doch es scheint sich doch eher um einen Raubvogel zu handeln…
… wandte ich mich in südwestliche Richtung, ins Viertel Dorsoduro. Wer dort wohnt, braucht den langen Weg zum Markt nicht auf sich nehmen, um Viktualien und Blumen einzukaufen. An der kleinen Ponte Pugo – Faustkämpferbrücke – ankert tagtäglich ein Obst- und Gemüseschiff. Rund um die Kirche San Barnaba kann man kleine und feine Details entdecken, wie z. B. ein Trödelgässchen mit allerlei pittoreskem Tand….
… Geht man von San Barnaba aus den Fond di Borgo entlang, anschließend nach links quer über den Platz von San Travaso, und dort über das kleine Brückerl, dann landet man direkt in der Enoteca Al Bottegan, ein „Einkehrschwung“, den ich wärmstens empfehlen kann. Denn dort gibt es eine ganz wunderbare Auswahl an Cicchetti, so eine Art venezianischer Tapas. Dazu trinkt man einen (oder mehrere) Ombra, d. h., ein kleines Gläschen Wein, je nach Planung, Laune und Gusto des Wirts entweder ein weißer, ein Rosé oder ein leichter, gekühlt servierter Rotwein. Ombra heisst eigentlich Schatten, der Ausdruck stammt aus jenen weit zurück liegenden Tagen, als fliegende Händler auf dem Markusplatz Wein verkaufen durften. Damit der köstliche Rebensaft – und natürlich die Verkäufer – unter der mediterranen Sonne nicht allzu leiden mussten, stellten sie sich in den Schatten des Campanile, und wanderten je nach Tageszeit mit diesem über den riesigen Platz…
… Cicchetti in allen Variationen – mit Stockfischmus, Sarde in Saor (sauer eingelegte Sardinen mit Rosinen, süßlichen Zwiebeln und Pinienkernen), allerlei Räucherfisch, Käse, Nüssen, Schinken, Salami, und Ricotta mit Heublumen belegt. Da lacht das Feinschmeckerherz, am liebsten hätte ich mich kreuz und quer durch das gesamte Angebot geschlemmt… 😉
… Nur wenige Meter entfernt ist eine der wenigen noch verbliebenen Gondelwerften in und um Venedig zu finden. In dieser hier hält man vor allem in den Wintermonaten die ca. 600 Gondeln instand, die rund um San Marco tagein, tagaus Touristen für ziemlich teures Geld befördern. Aber es geht auch weitaus billiger: Wer Lust und Laune hat, einmal eine Gondelfahrt auszuprobieren, ohne tief in die Tasche greifen zu müssen, kann sich für zwei Euro pro Person an einigen Stellen des Canale Grande von einem dieser historischen und wunderschönen Booten auf die andere Seite übersetzen lassen…
… Gleich ums Eck, direkt an der Vaporetto-Haltestelle Zattere, liegt Nico’s Gelateria, dessen Eis seines herrlichen Aromas und seiner Cremigkeit wegen weit über die Grenzen Venedigs hinaus bekannt ist. Während ich genüßlich eine riesige Kugel Zabaione-Eis schlabberte, wanderte mein Blick Richtung des Campanile und der Basilika San Giorgio. Und was ich links daneben erspähte, ließ mein Herz noch etwas höher schlagen. Doch davon demnächst mehr…
… die allerdings seit längerem schon wegen Renovierungsarbeiten teilweise eingeschalt ist, und die ich deshalb noch nicht abgelichtet habe, liegt Venedigs „Bauch“, ein großer und bunter Markt. Das Treiben an den Obst- und Gemüseständen, die fast alle in indischen und asiatischen Händen sind, ähnelt sehr dem unserem Münchner Viktualienmarkt. Einen ausgedehnten Besuch sind die beiden Fischhallen wert. Dort wird von einheimischen Fischern mit kräftigen Stimmen und bisweilen leicht entflammbarem Temperament – als ich einher schlenderte, kam es zu einer kleinen aber feinen Schlägerei, zuerst flogen die Beleidigungen und dann die Fäuste 😉 – alles, aber auch wirklich alles angeboten, was im Meer so kreucht und fleucht, teilweise noch lebendig. Da gingen mir die Augen über, und der Zeigefinger wollte schier gar nimmer den Auslöser der Kamera loslassen…
Artischocken sind DAS venezianische Gemüse
Zucchiniblüten – gefüllt eine Köstlichkeit
Feuerbohnen
… Im Centro Storico Venedigs sind keinerlei Autos erlaubt, alles, aber auch wirklich alles, ob es sich um die Getränkelieferungen für einen Kiosk, Lebensmittel für die Restaurants, Bücher und Zeitungen, Möbel, Zement etc. handelt, muss entweder per Boot über das verwirrend verzweigte Netzwerk der Kanäle oder mühsam per Sack- und Schubkarren über die nicht minder versponnenen großen Gassen und manchmal nur einen halben Meter schmalen Gässchen transportiert werden. Auch die venezianische Feuerwehr ist per Boot unterwegs, hier zum Glück nicht zu einem dringenden Einsatz…
… liegt wie ein etwa zwölf Kilometer langes, und teilweise recht schmales Bollwerk zwischen La Serenissima und dem offenen Meer. Berühmt ist dieses Eiland für seinen sich schier endlos hinziehenden Strand, und die stattlichen Grandhotels, die vor allem während der Filmfestspiele von den Reichen und Schönen frequentiert werden…
… Das Hotel, welches ich mir via Internet auserkoren hatte, liegt etwa einen Kilometer westlich der großen Hotelpaläste, in einer stillen Seitenstraße, auf der einen Seite nur etwa fünfzig Meter von der Lagune, auf der anderen knapp hundert Meter vom Lido entfernt. Nachdem ich mein winzig kleines, aber helles und sauberes Zimmerchen in Beschlag genommen, meine Siebensachen ausgepackt und ein halbes Stünderl geruht hatte, schnappte ich mir meine Kamera und machte mich auf einen ersten Erkundungsgang…
… Noch ist am Strand Vorsaison, es geht sehr ruhig zu, außer Spaziergängern und spielenden Kindern traf ich lediglich eine Handvoll Sonnenhungriger in Badekleidung an, eine Dame wagte sich forsch in die sanft anbrandenden, herrlich blauen Wellen, doch nur bis zu den Knien, anscheinend ist das Wasser noch recht kalt…
… Eine übermannshohe Hecke aus Jasmin trennt an vielen Stellen den Lido von der Straße, und der süße, intensive Duft der kleinen, sternförmigen Blüten vermengt sich mit der nach Salz und Tang riechenden Meeresbrise zu einem einzigartigen Aroma, das ich tief in mich hinein sog…
… Zwischen nüchternen Zweck- und Plattenbauteen sind immer wieder prachtvolle Villen zu entdecken, vor allem, wenn man sich die Mühe macht, die kleinen Nebenstraßen entlang zu schlendern, kann man auf so manches architektonische Schmuckstück stoßen…
… Irgendwann, als mir die Knie weich wurden, fiel mir ein, dass eine Butterbreze und ein Glas Orangensaft in einem Café am Flughafen kurz vor dem Start das letzte gewesen war, das ich zu mir genommen hatte – wenn ich auf Tour bin, mich voll begeistere und tausend Dinge entdecke, dann vergesse ich stets auf’s Essen und Trinken. Dienstag scheint auf Lido di Venezia der bevorzugte Ruhetag aller größeren Lokalitäten zu sein, das einzige Etablissement, welches geöffnet hatte, war eine klitzekleine Trattoria in Nähe des Hotels. Ich war eine der ganz wenigen Frauen, und mit Sicherheit die einzige Fremde, holte mir an der Theke ein Glas Rotwein und einen Teller mit Tramezzini, ließ mich nieder und schaute, mümmelte und staunte. Es ging rau, aber herzlich zu, die Herren der Schöpfung spielten Karten, es kam mir vor wie eine recht komplizierte Mischung aus Wattn, Rommé und Schafkopfen…
… Ich schlenderte langsam am Hotel vorbei zum nördlichen Lido-Ufer, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Unser Stern ging in Nähe des Industriegebiets Mestre zur Ruhe, nicht eben ein idyllischer Ort, aber ich denke, es sind doch ein paar annehmbare Abendstimmungs-Bilder geworden…
… Die Herren trainieren fleißig für die Regatta Storico am 4. September – Hotelzimmer habe ich schon reserviert…
… Vor lauter Reisefieber stand ich am Dienstag Morgen bereits um halb Sechs quasi senkrecht im Bett, nach knapp vier Stunden Schlaf, obwohl ich am Montag Abend noch kräftig mit Melissengeist, Baldrian-Dragees und Greendoc’s Einschlafhilfe nachgeholfen hatte. Nachdem ich mich etliche Male hin- und hergeworfen hatte, sah ich ein, dass es keinen Sinn machen würde, noch länger liegen zu bleiben, so stand ich auf – und das erwies sich als goldrichtige Entscheidung, denn so konnte ich in aller Muße die letzten Vorbereitungen treffen, in Ruhe frühstücken, und mich dann ganz gelassen auf den Weg zum Flughafen machen…
… Ich hatte tags zuvor bereits online eingecheckt, und mir einen schönen Sitzplatz in der letzten Reihe auf der rechten Seite reserviert, denn da würde man im Landeanflug einen feinen Blick auf die Lagune und La Serenissima haben…
… „Ich mach‘ noch schnell die Fenster sauber, damit wir auch sehen, wohin wir fliegen.“… 😉
… Ich wusste gar nicht mehr, wie sehr ich das Fliegen und das ganze Um und Auf an einem großen Flughafen liebe, und vor allem, wie sehr ich das alles vermisst hatte. Ich war von Kopf bis Fuß Freude und Genuß pur…
… Als sich die Boeing 737/800 mit donnernden Triebwerken in den mehr bewölkten als heiteren Münchner Himmel hob, entfuhr mir ein Jauchzer – endlich wieder fliegen – hach, was war das schön!…
… Ganz besonders liebe ich einen Flug über die Alpen. Leider herrschte teilweise recht starke Bewölkung, so dass nur gelegentlich der Blick auf stattliche, schneebedeckte Gipfel und die tiefen Furchen der Täler möglich war…
… Wir hatten wohl kräftig Rückenwind, jedenfalls setzte das Transavia-Maschinchen statt nach einer Stunde bereits nach fünfundvierzig Minuten zum Landeanflug an. Dabei querten wir die gesamte Lagune von Venedig – Hubschrauberflug ist somit nicht mehr nötig… 😉
… Jedesmal, wenn ich mich heute Mittag ausgehfertig gerichtet hatte, kamen kalter, böiger Wind, dicke, dunkle Wolken und Regenschauer auf. Nachdem ich dieses Spielchen einige Male ertragen musste, zog ich mich schmollend mit einem Buch ins Schlafgemach zurück, wurde allerdings alsbald von meiner Nachbarin, die sehr gerne sehr laute Musik hört, wieder aus den warmen Federn getrieben. Ich flüchtete in den Englischen Garten – zum Glück, denn so durfte ich am Ufer des Kleinhesseloher Sees die Bekanntschaft ganz entzückender kleiner Gänseküken machen…
… Ein Prachtbursche…
… „Ich krieg‘ dich, du Federvieh!“…
… „Mama, mich friert’s.“ – „Dann schlüpf‘ unter mein Gefieder, Kleines, da kannst‘ kuscheln und dich wieder aufwärmen.“…
… fand heute, am Samstag den 30. 4. 2016, das alljährliche Treffen der Ritter des Wittelsbacher Georgsorden statt, der bekannteste der insgesamt dreizehn St.-Georgs-Orden. Bereits im vergangenen Jahr hatte ich ja eine zwar kurze doch unvergessliche Begegnung mit den hochadeligen Mitgliedern dieser erlesenen Bruderschaft erleben dürfen: https://freidenkerin.com/2015/04/25/ein-unvergesslicher-morgen/ …
… Meine Freude war riesig, als ich am Freitag Nachmittag vom Chefkastellan auserkoren wurde, die noblen Herren am frühen Morgen am Portal zum Hartschiersaal zu begrüßen und ihnen, falls erforderlich, mit wegweisenden Ratschlägen und Informationen behilflich zu sein. Allerdings – und das war ein für mich ziemlich großer Wermutstropfen – musste ich hoch und heilig versprechen, keine Fotos zu machen, eine Zusage, deren gewissenhaftes Einhalten mich eine schier übermenschliche Willensstärke gekostet hat… 😉
… Ich darf nun nach diesem ziemlich ereignisreichen Tag sagen, dass ich ungemein viel hochadelige Hände geschüttelt habe, unter anderem – zu meiner ganz großen Freude – die von Seiner Königlichen Hoheit Herzog Franz von Bayern, Seiner Königlichen Hoheit Herzog Max von Bayern, Prinz Luitpold von Bayern, Prinz Ludwig von Bayern, und etliche von Stauffenbergs, von Rechbergs, usw. usw. Beinahe jeder der ungefähr fünfzig St.-Georgs-Ritter hatte eine beispielhafte Höflichkeit inne, wünschte mir galant einen guten Morgen und grüßte mich per Handschlag…
… Natürlich bestaunte ich vor dem Eintreffen der Herzöge, Grafen und Fürsten die schweren, goldenen Ordensketten, -kreuze, und Zeremonienstäbe, die in zwei fahrbaren Safes angeliefert worden waren. Mein Dienst begann um acht Uhr morgens, bereits um halb Sechs hatte es mich voller Vorfreude aus den Federn getrieben…
… Kurz nachdem der Chefkastellan die schwere, doppelflügelige Tür zum Hartschiersaal geöffnet hatte, begann das Defilee der Würdenträger, jeder im eleganten schwarzen Frack mit makellos weißem Hemd, Bauchbinde und weißer Fliege angetan. Dann legten sie mithilfe einiger dienstbarer Geister aus dem Hause Wittelsbach die strahlend blauen Samtumhänge, Ketten, Kreuze und Zierdegen an. Anschließend begaben sie sich in die Reichen Zimmer, wo drei junge Adepten mittels eines genau vorgeschriebenen Textes um die Aufnahme in den St.-Georgs-Orden ersuchten. Es folgte in der festlich geschmückten Hofkapelle ein Hochamt, während dessen Verlauf der Großmeister den Neulingen den Ritterschlag erteilte. Die Messe war von einem Bischof zelebriert worden – ich kenne mich in der katholischen Hautevolee so gar nicht aus, daher kann ich euch auch den Namen des Herrn nicht nennen. Doch er war sehr charmant, und verwickelte mich in ein angeregtes Gespräch über die Geschichte und Größe der Münchner Residenz. Als er sich von mir verabschiedete, war ich sehr angetan, weil er nicht irgendeine Segensfloskel sprach, sondern mit warmen und humorvoll funkelnden Augen sagte: „Ich wünsche Ihnen auch weiterhin so viel Freude an Ihrer Arbeit.“…
… Es folgten eine Art spätes Frühstück im wunderschönen Theatinergang, und ein kurzer Vortrag im sogenannten Vier-Schimmel-Saal, ehe sich die Rittersleut‘ auf den Weg nach Schloss Nymphenburg machten, wo Seine Königliche Hoheit Herzog Franz von Bayern zu einem Empfang geladen hatte. Und dann, nachdem die noblen Herren ihre wunderschönen blauen Mäntel, die Ordensketten und anderen Zierrat wieder abgegeben, und den Hartschiersaal verlassen hatten, wurden die Verbindungstüren zum Goldenen Saal und den Reichen Zimmern aufgetan, und der normale – und recht ernüchternde – Museumsalltag nahm seinen Lauf… 😉
… Ein einziges Foto konnte ich mir doch nicht verkneifen, und zwar von der Hofkapelle, kurz bevor sich die Prozession der St.-Georgs-Ritter zur Messe dorthin begeben hat…
… Halblinks der Bildmitte ist der Stuhl des Großmeisters zu erkennen. Auf der Balustrade davor befinden sich die rotsamtenen Schächtelchen mit den Ritterkreuzen und Ordensketten für die Neuen. Das wunderschöne und überaus kostbare St.-Georgs-Schwert wird stets erst unmittelbar vor der Zeremonie vom Chefkastellan aus der Schatzkammer geholt…
… Das kleine, dem der Legende nach enthaupteten Heiligen St. Alban gewidmete Kircherl befindet sich gut einen Kilometer in nördlicher Richtung von Dießen entfernt. Es wurde bereits um das Jahr 1.000 erbaut, und um 1770 im barocken Stil renoviert. Lediglich eine Handvoll Häuser scharen sich an diesem stillen und beschaulichen Ort um das Wallfahrtskircherl: Der protzige Altersruhesitz eines Ex-Kardinals, ein kleines Kloster und das Anwesen eines ansässigen Fischers, bei dem ich am liebsten angefragt hätte, ob er über die Nacht noch ein Zimmerchen für mich habe…
… Altbayerische Wetterstation:… 😉
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