… Bis Mitte Oktober kann man heuer mit einer Gondel über den Kanal im Nymphenburger Schlosspark gleiten, gesteuert von einem richtigen Gondoliere, einem „eingeborenen“ Münchner, der vor mehr als dreißig Jahren in die italienische Lagunenstadt gezogen war, und dieses etwas ausgefallen Handwerk erlernt hatte. Das Boot ist ein Original, von einem der legendären venezianischen Gondelbauer hergestellt. Die Bayerische Schlösserverwaltung kaufte es im vergangenen Jahr, und ließ es sorgfältig restaurieren…
… Ein ganz klein wenig fühlte ich mich beim Betrachten in die Zeit der Pracht und Prunk sehr liebenden Kurfürsten Max Emanuel und Karl Albrecht (von 1742 bis 1745 Kaiser Karl VII.) zurück versetzt. Auch damals zogen Gondeln, Galeeren und sogar Segelschiffe über die Wasser des Nymphenburger Schlosses. Max Emanuel hatte seinerzeit ein Netz von Kanälen geplant, welches die Schlösser Nymphenburg, Schleißheim und Dachau mit der Münchner Residenz verbinden sollte, konnte seine Pläne allerdings nie vollständig in die Tat umsetzen…
… Wohl wegen der großen Hitze kamen bei weitem nicht so viel Zuseher/innen und -hörer/innen als erwartet – „Heuer is‘ ja gar nix los!“, wurde mir dies von einer älteren Dame stirnrunzelnd bestätigt. Zum Fotografieren ist so etwas natürlich ideal, ohne bedrängt und angerempelt zu werden ließ sich eigentlich fast immer eine gute Position zum knipsen finden…
… Nach zwei Stunden randvoll mit Bummeln, Staunen, Lachen und Ablichten war ich tropfnass geschwitzt, zudem steckte mir eine höchst anstrengende halbe Stunde Krankengymnastik vom Vormittag noch in den Knochen und Muskeln. So machte ich mich gemächlich auf den Heimweg. Und da ich irgendwie über Nacht trotz diszipliniertem Fastens und Bewegung am Donnerstag auf sehr mysteriöse Weise ein Pfund an Gewicht zugelegt hatte, ließ ich das Mittagessen ausfallen, und gönnte mir statt dessen ein feines Stückerl sommerlich leichter Zitronentorte… 😉
… dem höchst populären „Bauch Münchens“, hatte mich heute nach einer recht schweißtreibenden Krankengymnastik magnetisch angezogen…
… Inmitten des bunten und lebhaften Marktbetriebs stehen sechs Brunnen, die berühmten bayerischen Volkskünstlern gewidmet sind – Karl Valentin, Liesl Karlstadt, Weiß Ferdl, Ida Schumacher, Elise Aulinger und dem Roider Jackl. Diese „Gedenkstätten“ hat man heute mit wundervollen Blumengestecken und -girlanden geziert, zu ihren Füßen versammeln sich den ganzen heißen Sommertag lang einheimische Sänger/innen, Musikanten/innen und Kabarettisten/innen, und verwöhnen das geneigte Publikum mit höchst kunstvollen, kurzweiligen und mitunter sehr witzigen Darbietungen…
… Von den Königstreuen angefangen über König-Ludwig-Darsteller Pierre Ringmann bis hin zu Mitgliedern der berühmt-berüchtigten Münchner Vorstadt-Hochzeit haben sich auch sehr viele „Ureinwohner“ auf dem Viktualienmarkt eingefunden… 😉
… Ein überaus pracht- und kunstvolles und wunderschönes Treppenhaus ist im Münchner Preysing-Palais – an der Rückseite der Feldherrnhalle und genau gegenüber der Westfront der Residenz gelegen – zu finden. Schon seit langem hatte ich geplant, mir dieses architektonische Kleinod einmal genauer zu besehen, und natürlich zu fotografieren. So machte ich mich denn am späten Vormittag nach einer recht anstrengenden und schweißtreibenden Krankengymnastik auf den Weg, und marschierte mit der schweren Kamera um den Hals und umflort von leiser, feiner, klassischer Musik – u. a. „Tristan und Isolde“ – gar munter eine gute Weile treppauf, treppab, genießend, staunend, mich an vielen herrlichen Perspektiven erfreuend…
… Das ist ein ungewöhnlich ruhiger, kleiner, langgezogener Park mitten in Münchens geschäftiger Innenstadt. Der Maximiliansplatz wurde 1808 geschaffen, als man die mittelalterlichen Befestigungsanlagen schleifte, um das neu entstehende Stadtviertel Maxvorstadt in München einzubinden. Neben dem großen Wittelsbacherbrunnen an seiner Südseite befinden sich die Statuen von Max von Pettenkofer, Justus von Liebig, dem Königlich Bayerischen Gartenbaumeister Carl von Effner und des Dichterfürsten Friedrich von Schiller in der Anlage…
… Und dorthin zog es mich am Donnerstag vormittag nach einem Termin bei der Physiotherapie. Manchmal gleicht die Behandlung durch meine Krankengymnastin einer sehr schmerzhaften Folter, vor allem, wenn sie versucht, die tief im Oberschenkel verborgenen Muskel-Blockaden zu lösen. Nach so einer Behandlung sehne ich mich stets nach möglichst viel Ruhe. Heute jedoch wirkte das Geh-Training sehr anregend, ich durfte ungefähr zwanzig Meter ohne Krücken zurück legen, zwar noch mit Hinken, aber immerhin…
… So griff ich also nach Ende der Therapiestunde nach den Gehhilfen und stiefelte wohlgemut los, Richtung Zuhause, längs durch den Maximiliansplatz…
… In einer Mönch-Klause, tief im dunklen Kaltenberger Forst verborgen, hatten Königin Isabella und Siegfried Zuflucht gefunden. Dort wurden sie vom Falken aufgespürt, der sie ermutigte, den Kampf um das Südliche Reich nicht aufzugeben, auch wenn die tapferen und noblen Ritter vernichtet worden waren. Er sei guter Dinge, dass sich unter den braven und anständigen Bürgern und Handwerkern so manch tapferer Recke finden lasse…
… So zog der Falke denn mit Isabella’s Einwilligung los, um in einem harten Wettstreit Mitkämpfer für die Freiheit Kaltenbergs zu testen. Ein Metzger, ein Jäger, ein Bauer, ein Schmied und eine überaus tapfere Magd bestanden die Prüfungen. Nachdem sie von der Königin zu Rittern geschlagen worden waren, forderten sie Mordahl und seine finsteren Gesellen zu einem Turnier um die Krone heraus…
… Der Tag des alles entscheidenden Wettkampfs war gekommen…
… Des Falken getreue Ritter schienen den schurkischen Schergen Mordahl’s haushoch überlegen zu sein…
… Doch in einem gemeinen Handstreich brachten der Schwarze Ritter und seine Mannen die Krone in ihren Besitz und nahmen den tapferen Siegfried gefangen. Eine wilde Schlacht entbrannte…
… Just in dem Moment, da sich Mordahl selbst krönen wollte, erschien der Falke im Turm des Schlosses. In einem furiosen Schwertkampf gelang es ihm, den Schwarzen Ritter zu töten, obwohl mehr als einmal sein eigenes Leben buchstäblich auf des Schwertes Schneide stand…
… Der einsame Streiter für Recht und Gerechtigkeit übergab Isabella die Krone. Endlich, endlich konnte die Königin des Südlichen Reichs Kaltenberg ihren Auserwählten zum Herrscher küren. Lange Jahre des Glücks und Wohlstands, des Friedens und der Liebe brachen nun für das Südliche Reich Kaltenberg an…
… Nach dem Turnier streifte ich völlig selbstvergessen noch eine Weile durch die Gassen der mittelalterlichen Ansiedlung und des Marktes. Bis mir die Knie weich wurden und zu zittern begannen, ich hatte mal wieder vor lauter Freude, Hingabe und Eifer das Essen vergessen. Nach dem Genuss einer dicken und saftigen Bratwurst beschloss ich, dass es Zeit war, den Heimweg anzutreten. Nicht ohne vorher mit einer Herde Steckenpferde zu liebäugeln. Ich hatte schon ein Ross auserkoren, da zischelte die Coole Rechnerin: „Verrat‘ mir doch mal, wie du das Teil nach Hause transportieren willst!“ So verschob ich notgedrungen den Kauf auf nächstes Jahr, wenn ich mit zwei gesunden Beinen und ohne Krücken Schloss Kaltenberg wieder einen Besuch abstatten werde…
Kurz vor dem Ausgang verzauberten mich noch zwei wundervolle Gestalten aus dem Reich der Phantasie:…
… Kurz vor Beginn des Wettstreits näherte sich ein Reiter. Er wurde „Der Falke“ genannt, ein einsamer und geheimnisvoller Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit…
… Er bat Königin Isabella darum, am Turnier teilnehmen zu dürfen. Doch die ansonsten so kluge und weitsichtige Herrscherin verweigerte ihm dies, da er kein nobler Ritter von gehobenem Stande sei. Der Falke verbarg seine Enttäuschung gut, er segnete die Königin des Südlichen Reichs Kaltenberg, gab seinem weißen Zelter die Sporen und zog davon…
… Dann begaben sich die Ritter in die Schranken, legten die langen Lanzen an und galoppierten paarweise aufeinander los…
… Schon bald stand ein strahlender Sieger fest: Ritter Siegfried. Stolz lenkte er sein Streitross durch die wogende Menge der Zuschauer/innen, und ließ sich gebührend feiern…
… Doch just in dem Augenblick, da Königin Isabella dem tapferen Recken die Krone auf’s gelockte Haupt setzen wollte, überfiel der Schwarze Ritter Mordahl mit seinen finsteren Schergen das Südliche Reich Kaltenberg. Die Ritter, Knappen, Bürger/innen setzten sich mit Leibeskräften zur Wehr, doch sie unterlagen. Isabella und Siegfried gelang zum Glück im wilden und wüsten Kampfgetümmel die Flucht…
… Nach einem furchtbarem Gemetzel begann die düstere, grausame Herrschaft von Mordahl, dem Schwarzen Ritter aus dem Norden…
… Als ich meinen ausgiebigen Rundgang durch das weitläufige Areal beendet hatte, ist es auch bereits Zeit gewesen, meinen reservierten Platz in der Arena einzunehmen. Ich musste eine recht abschüssige, asphaltierte und mit Sand bestreute Rampe hinunter gehen, da wurde mir zunächst ziemlich mulmig zumute. Zum Glück hat mich sehr fürsorglich und liebenswert ein junger Mann von der Security begleitet…
… Das Vorprogramm wurde zunächst von laut schnatterndem Federvieh bestritten, und ich bin mir sicher, dass ich ganz bestimmt nicht die einzige Person gewesen bin, die diese muntere, von einem sehr agilen Bordercollie und einem feschen Zweibeiner dirigierte Gänseschar auf Anhieb ins Herz geschlossen hatte…
… Ihr wisst ja, ein Klick auf das jeweilige Bild in der Galerie macht’s groß… 😉
… Es folgten akrobatische Fahnenschwinger, und die Dudelsackformation Tanzwut heizte dem Publikum kräftig ein…
… Seine Königliche Hoheit, Prinz Luitpold von Wittelsbach, Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. (links im Bild), hieß das Publikum und die Akteure herzlich willkommen, und eröffnete das Ritterturnier…
… Und dann betrat eine zunächst in einen unscheinbaren dunkelbraunen Pilgerumhang gehüllte, gebeugte Gestalt. Mit jedem Schritt gewann diese an Elan, warf schließlich den Mantel ab, und präsentierte sich als Erzähler, der die vielen tausend Menschen mit sonorer Stimme und eindringlichen Worten zurück in eine längst vergangene Zeit führte, zurück ins Südliche Reich Kaltenberg…
… Die Deutsche Bahn und der MVG haben sich zu Beginn meines Ausflugs alle erdenkliche Mühe gegeben, mir den schönen Tag zu vermiesen – aufgrund von Bauarbeiten auf der sogenannten Stammstrecke fuhr lediglich alle halbe Stunde eine S-Bahn zwischen Ostbahnhof und Pasing, dann streikte das vor wenigen Jahren erst in Betrieb genommene neue Stellwerk mal wieder, es kam zu Verspätungen, Fahrplan- und Gleisänderungen, und die in Pasing lediglich im Untergeschoss platzierten Service-Menschen konnten nur ungenügend Auskunft geben. So benötigte ich für die nicht einmal fünfzig Kilometer lange Strecke zwischen meinem Zuhause und der S-Bahnstation Geltendorf geschlagene zwei Stunden – mit zwei gesunden Beinen hätte ich’s in dieser Zeit wohl auch mit dem Fahrrad geschafft…
… Als ich die mit langen Hellebarden bewaffneten, schmucken Torwächter am Eingang zum mittelalterlichen Spektakel rund um Schloss Kaltenberg passiert hatte, hob sich meine Stimmung allerdings ganz schnell wieder. Es war Mittagszeit, und noch hielt sich die Schar der Besucher/innen in Grenzen. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie sehr hatte sich hier alles während der vergangenen gut fünfundzwanzig Jahren doch verändert, vergrößert! Nun glich das große Areal einer Mischung aus mittelalterlicher Ortschaft und einem bunten Basar a la Tollwood-Festival…
… Eine Schar laut schnatternder und trompetender Gänse, bewacht von einem agilen Hüterhund, zog dahin, man konnte mittelalterlichen Handwerkern/innen über die Schultern sehen, es wimmelte nur so von Gauklern, Stelzengängern, Zauberern, märchenhaften Wesen, Akrobaten, Jongleuren, Rittern, Mägden, Edelfrauen, Fahnenschwingern, Fanfarenzügen, Landsknechten…
… Da bis zum Beginn des Ritterturniers noch einige Stunden Zeit waren, ließ ich mich langsam und voller Genuss durch das die Phantasie anregende Geschehen treiben…
… mit meinen Berichten von den Kaltenberger Ritterfestspielen!…
… Es ist ein herrlicher, aber sehr anstrengender Tag gewesen, ich bin mit zwei vollen Speicherkarten und einem leeren Akku zurück gekehrt. Ganz wundervoll war’s, dass mir die neue Hüfte nicht die geringsten Probleme bescherte, und ich viele Stunden so gut wie völlig schmerzfrei auf dem großen Festival-Gelände unterwegs sein konnte…
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