… Was bin ich froh, dass es seit einigen Monaten diese wundervolle, ausgesprochen preisgünstige, regelmäßige Busverbindung von München an meinen geliebten Bodensee gibt! – So kletterte ich am Samstag Morgen um neun Uhr in den komfortablen, großen Reisebus, und ließ mich zügig nach Friedrichshafen kutschieren…
… Dort angekommen schlug ich vom Bahnhof aus den Weg über die Seepromenade zum Hafen ein, ich wollte mit dem Schiff nach Kressbronn, um dann mein Quartier im Teddybären-Hotel Peterhof zu beziehen…
… Nach kurzem Warten enterte ich die große, behäbige „Karlsruhe“ und ließ mich auf meinem Lieblingsplatz nieder, ganz vorne am Bug…
… Ein Anblick, der mich immer wieder regelrecht umhaut: Das wunderschön blaue Wasser, schmucke Segelschiffe, am makellos azurfarbenen Himmel schwebt gemächlich der Zeppelin…
… Vor Langenargen war eine Regatta im Gange, wie ein Gebirge aus Segeln muteten die ungezählten, nahe der Startlinie auf und ab kreuzenden Boote teilweise an…
… Am Kressbronner Bootssteg widerstand ich der Versuchung, am dortigen Kiosk – einem meiner zahlreichen Bodensee-Lieblingsplätze – ein kleines Päuschen einzulegen, die Neugierde auf meine Wochenend-Bleibe trieb mich voran. So schulterte ich meinen schweren Rucksack, und marschierte gen Ortsmitte…
… Nachdem ich ordentlich Brotzeit gemacht und meinen Leih-Drahtesel zurück gegeben hatte – bis auf einen etwas schmerzenden „Bürzel“ hatte ich diese Radltour ohne Probleme bewältigt – ließ ich mich noch ein Weilchen durch Konstanz treiben, es waren noch gut drei Stunden, bis der Reisebus nach München abfahren würde…
… Ich beobachtete übermütige Jugendliche, die sich von einer Brücke über den Seerhein in die kühlen Fluten stürzten. Und entdeckte so manches schöne Haus, das mir beim ersten Besuch im Winter noch nicht aufgefallen war. Am Hafen begeisterte mich eine alte Fähre, die zu einem Ausflugsschiff umgebaut worden war. Auch das märchenhaft Filigrane des Konstanzer Bahnhofturmes entzückte mich. Und einige ungewöhnliche Straßenmusiker/innen in den sommerlich warmen Gassen der Altstadt. Ich verweilte ein wenig im kühlen Grün des Rathaus-Innenhofs…
… Ganz, ganz sanft nahm meine Traumreise ein Ende. Ein wenig ausgepowert aber sehr, sehr glücklich und entspannt enterte ich den Bus und ließ mich gen München schaukeln…
… An der Stelle, an welcher sich das Anfang des 16. Jahrhunderts vom Konstanzer Bürgermeister S. Geissberg erbaute kleine Schlösschen über den Ort Mannenbach und den wunderschönen großen See erhebt, befand sich zuvor ein Bauernhof namens Narrenberg. Allerdings war den späteren Bewohnern der Gegend dieser Name so gar nicht mehr zupass, daher gebrauchte man zusehends Arenenberg, vermutlich in Bezug auf den Abhang vor dem Schloss, der Arnhalde…
… Im Jahre 1817 wurde das Anwesen an die damals in Konstanz im Exil weilende holländische Ex-Königin Hortense de Beauharnais verkauft, Stieftochter des Kaisers Napoleon, und Gattin von dessen Bruder Louis, der von 1806 bis 1810 König von Holland gewesen war. Hortense, die Romantikerin, begabt zum Harfeschlagen, Klavierspielen, Komponieren, Dichten, Lesen, und auch zum Gärtnern, legte an der Rückseite des Schlosses einen ca. 18 ha großen, im englischen Stil gehaltenen Park an…
… Seit Abschluss der Renovierungsarbeiten im Jahr 2009 kann man dort wieder lustwandeln, und vor allem die teilweise schier überwältigende Aussicht auf den See, die umgebende Landschaft, und die Insel Reichenau genießen. Zuvor allerdings stärkte ich mich auf der sonnenübergossenen Terrasse des Bistro-Cafe’s mit einem hausgemachten Aprikosenkuchen, der seinesgleichen sucht…
… Auf dem Rückweg strolchte ich kurz entschlossen einen holprigen, grasigen Pfad zwischen zwei Weinbergen hindurch, und machte mit der Kamera Jagd auf die Heupferdchen, die an diesem Tage anscheinend ihre Hoch- und Weitsprungwettkämpfe austrugen. Es dauerte lange, bis sich einer der Burschen kurz niederließ, um sich gnädigerweise von mir ablichten zu lassen…
… Allmählich traten mein Leih-Drahtesel und ich per Regionalbahn die Rückreise nach Gottlieben an. Wo ich über’s Wochenende mein müdes Haupt gebettet habe, erzähle ich euch morgen…
… Während meiner kleinen Kreuzfahrt von Schaffhausen über den Hochrhein, durch den Untersee und Seerhein bis nach Konstanz vor etwa zwei Wochen ist mir das im Wollmartinger Ried liegende Örtchen Gottlieben so sehr aufgefallen, dass ich beschloss, bei nächster Gelegenheit ein Weilchen dort zu verbringen…
… Am Wochenende ist’s dann so weit gewesen, der Rucksack wurde gepackt, und der seit neuestem täglich pendelnde Fernbus nach Konstanz geentert. An sich hatte ich ja davon geträumt, mir ein kleines Elektroboot zu mieten und zwei Tage lang quasi als Kapitänin den Bodensee unsicher zu machen. Ein Blick auf die Preistafel des Bootsverleihs holte mich allerdings recht unsanft aus meinen Tagträumereien auf den harten Boden der Wirklichkeit zurück: Die Gebühr für eine einzige Stunde würde 28 Euronen betragen! Und mein Vorhaben, den Seerhein entlang nach Gottlieben und kreuz und quer über den Untersee zu gondeln, würde sich auch nicht in die Tat umsetzen lassen, da die Bootsmotoren zu schwach für die herrschenden Strömungen seien…
… So verfiel ich auf den Gedanken, mir einen Drahtesel zu leihen – das kam wesentlich günstiger, die Wochenend-Mietpauschale betrug lediglich 20 Euro. Seit ungefähr zwei Jahren war ich nicht mehr Rad gefahren. So schob ich zunächst einmal eine Weile mein Gefährt die Straße entlang, äußerst genügsam damit zufrieden, den Rucksack im Körbchen deponieren zu können und nicht mehr selber schleppen zu müssen. Dann fasste ich mir ein Herz und stieg auf…
… Was ist das die ersten paar Kilometer für eine Eierei gewesen! Zum Glück führte der sehr gut ausgeschilderte Radweg (sogar die Entfernungen zu den jeweiligen öffentlichen Toiletten werden in der Schweiz mit angegeben) alsbald aufs freie Land und in die Nähe des Sees. Ich gewann allmählich einen Teil meiner radlerischen Sicherheit zurück – wenn ich mich auch bis zum letzten Augenblick nicht damit anfreunden konnte, dass mein Leihrad eine Rücktrittbremse hatte…
… Viel zu früh zum Einchecken kam ich in Gottlieben an. So wendete ich und fuhr weiter, durch teils bereits abgeerntete Getreide-, Salat- und Gemüsefelder, vorbei an stattlichen Gutshäusern und alten Bauernhöfen, einem riesigen Sonnenblumenfeld, die Köpfe waren von der Schwere der Körner gesenkt, bis nach Mannenbach. Dort parkte ich am Bahnhof das Radl, und machte mich zu Fuß die kurze, aber teilweise überaus steile Strecke hinauf zum kleinen Schlösschen Arenenberg…
… Mein kleines rotes Traumhaus am Bodensee, idyllisch inmitten Weinbergen zwischen Meersburg und Hagnau gelegen…
… Das Winzerdörfchen Hagnau – dort durfte ich im letzten Sommer einen gar wundervollen „Mini-Urlaub“ verbringen…
… Schloss Kirchberg, zwischen Hagnau und Immenstaad gelegen, einstmals der Sommersitz der Zisterzienser von Schloss Salem…
… Schloss Hersberg, oberhalb von Immenstaad…
… Ein Bodensee-Dampfer hat grad von der Immenstaader Mole abgelegt, und nimmt nun Kurs auf Hagnau, Meersburg und Konstanz…
… Winzig kleine Segelschiffchen beim verspielten Tanz über die Wellen…
… Die Zwillings-Zwiebeltürme der Friedrichshafener Barockkirche überragen das zwischen 1695 und 1701 erbaute Schloss, welches heute als Wohnsitz Friedrich’s Herzog von Württemberg dient…
… Friedrichshafen – der Hafen und das Zeppelinmuseum…
… Ein Schnellboot scheint eine klaffende Wunde in die von leichten Wellen geriffelte Oberfläche des Bodensees zu reissen…
… Auf dem Flugfeld erwartete man uns bereits, leider, leider neigte sich die Traumreise mit dem Zeppelin ihrem Ende zu…
… Nach der Landung mussten wir noch ein Weilchen warten. Unser Flug ist der letzte des Tages gewesen. Bevor wir aussteigen durften(mussten), wurden in den unteren Teil der Kabine Bleigewichte verfrachtet, sowie zusätzlich noch Ballastwasser gepumpt, und das Tau an der Zeppelinnase mit dem sogenannten Mastfahrzeug verbunden, welches das Luftschiff anschließend vorsichtig in die riesige Halle bugsieren würde…
… Man kutschierte uns im Kleinbus wieder zurück zur Lounge. Dort bekamen wir ein Gläschen „Graf-Zeppelin-Sekt“ kredenzt, und eine persönliche Urkunde sowie ein sogenanntes Bordbuch mit vielen wundervollen Fotos und interessanten Anmerkungen überreicht…
… Ich fand mich ein letztes Mal am Zaun ein, um zu beobachten, wie der Zeppelin gemächlich in sein „Nachtquartier“ glitt…
… „Dort, wo die Idee entspringt, Vision und Mut das Herz bestimmt, beginnt die Reise durch die Zeit, und Träume werden Wirklichkeit.“… (Verfasser/in mir unbekannt) Dieser Spruch ist an der Stirnseite der Zeppelin-Lounge zu lesen…
… Bereits kurz nach dem Start, wir hatten die Halle und das Flugfeld grade hinter uns gelassen, durften wir uns abschnallen und frei in der Kabine bewegen. Rechts vorne und links hinten ließen sich zwei der großen Fenster öffnen, so dass wir nach Herzenslust reflektionsfrei fotografieren konnten. Im Heck befindet sich eine Art Aussichtskanzel mit einer nach außen gewölbten Sichtscheibe, wenn man sich auf die Sitzbank dort fletzte und in die Krümmung der Scheibe schmiegte, hatte man ein wenig das Gefühl, über der Landschaft zu schweben…
… Die ersten Ausblicke auf Friedrichshafen, den Bodensee, und das unregelmäßige Schachbrettmuster der Wiesen, Wälder und Felder etwa dreihundertfünfzig Meter unter uns…
… Man kann übrigens jederzeit – mit Ausnahme der Start- und Landephase – dem Piloten auf die Pelle rücken und über die Schulter gucken. Gesteuert wird der Zeppelin mit einem erstaunlich kleinen Joystick…
… Die Hülle des Zeppelin NT ist im Inneren in mehrere voneinander abgeschottete Abschnitte, sogenannte Ballonetts, gegliedert, welche mit unbrennbarem Helium gefüllt sind…
… Das Wort „Fliegen“ drückt übrigens das Sichbewegen eines Zeppelins nicht so treffend aus. Es ist eher ein Gleiten, absolut ruhig, da die drei Rotoren sich an der riesigen Hülle oberhalb der Kabine befinden, ist diese völlig frei von irgendwelchen Vibrationen und Erschütterungen. Turbulenzen oder plötzliche Seitenwinde werden von dem Riesen so sanft und gelassen schwankend pariert, als würde ein großes Boot ein paar lästige Wellen abreiten. Es fühlt sich irgendwie so an, als würde man am Bauch eines Riesenwales friedlich und geruhsam durch das Himmelsmeer ziehen…
… Dressur- und Springtraining im Geviert eines Reiterhofs…
… Eine Schafsherde im Obsthain, rechts unten an der Wegbiegung kann man den Schäferwagen erkennen…
… Schloss Salem, einst das prachtvollste aller Zisterzienserklöster, im Jahre 1137 gegründet. Heutzutage befindet sich dort das renommierteste Internat Deutschlands…
… Grüne Insel…
… Die wunderschöne Barock-Klosterkirche Birnau…
… Mainau, die weltbekannte Blumeninsel…
… Die Halbinsel von Konstanz…
… Anflug auf das traumhaft schöne Meersburg…
… Die historische Altstadt von Meersburg, in der Bildmitte links das alte, rechts davon das neue Schloss…
… Das Anwesen der Jungfer Wendelgard – die Geschichte dazu gibt es hier – mittlerweile ein gut florierendes Ausflugslokal…
… Ein Blick zurück auf den See, von der voll verglasten, gewölbten Aussichtskanzel im Heck aus…
… Morgens und zur Mittagszeit ist der Himmel über dem Bodensee noch strahlend blau gewesen, mit ein paar Wölkchen hier und da. Doch je mehr der Nachmittag voran schritt, umso mehr trübte sich das Firmament ein, über den Schweizer Bergen am gegenüber liegenden Seeufer und im fernen Westen bauten sich finstere Wolkentürme auf. Oh, nein!, dachte ich, oh, nein! Bitte, bitte, liebes Universum, lass‘ nicht zu, dass mein Zeppelinflug schon wieder verschoben werden muss!!!…
… Ich hatte im kleinen Bodenseedörfchen Nonnenhorn Quartier bezogen, ein winzig kleines, aber piccobello sauberes Zimmerchen im winzig kleinen Hotel „Seehalde“. Eigentlich wollte ich mir bei einer Runde durch die angrenzenden Weinberge und Obstgärten die Zeit vertreiben, bis ich nach Friedrichshafen fahren musste – doch bereits nach wenigen Metern kehrte ich um, und kletterte in den nächsten Regionalzug…
… Man hatte mich per Brief vor ungefähr zehn Tagen darum gebeten, mich spätestens eine Stunde vor dem Starttermin in der sogenannten Zeppelin-Lounge nahe der großen Halle einzufinden, ich meldete mich schon gut zwei Stunden vor Abflug am Tresen der Zeppelin-Reederei an…
… Komfortabel lässt sich’s in der vornehmen – und teuren! – Zeppelin-Lounge warten…
… Zwischendurch eilte ich immer wieder an den das Flugfeld abgrenzenden, übermannshohen Maschendrahtzaun, um ja keinen Start und keine Landung des Luftschiffs „Friedrichshafen“ zu verpassen…
… Etwa eine Stunde vor dem Start wurden wir Passagiere, insgesamt zwölf an der Zahl, von einer der freundlichen Betreuerinnen in einen separaten Raum gebeten, man wies uns an, scharfe Gegenstände in eine bereit stehende Schale zu legen und scannte uns mit einem Metalldetektor. Danach wurde ein kurzer Dokumentarfilm mit wunderschönen Bildern gezeigt, anschließend erhielten wir eine Sicherheitseinweisung – so ziemlich genau wie im Flugzeug, wo sich die Schwimmwesten und Notausgänge befinden, und wie der Sicherheitsgurt anzulegen sei…
… Es war so weit. Mit einem Kleinbus wurden wir auf das Flugfeld gefahren. Der Zeppelin setzte grade zur Landung an, wobei er, anders als ein Flugzeug, die Nase senkt…
… Mit ca. 75 Metern Länge und ungefähr 17,4 Metern Höhe hat der Zeppelin NT (Neue Technologie) beinahe die gleichen Abmessungen wie ein Airbus A 380 – wiegt allerdings wesentlich weniger, nämlich nur um die neun Tonnen (ein voll beladener A 380 kommt auf 500 Tonnen Gesamtgewicht). Lediglich das Bugrad der Kabine berührt nach erfolgter Landung den Boden, und nur eine Person hält das Tau an der Spitze der Hülle. Da das Luftschiff wegen seiner Leichtigkeit und Abmessungen enorm windanfällig ist, und beim Aufkommen einer stärkeren Strömung durchaus seine Position verändern kann, müssen die Passagiere in einer sicheren Entfernung von etwa 30 Metern warten…
… Dann beginnt das Aus- und Einsteigen, und zwar stets paarweise, um Gewichtsschwankungen und damit ein plötzliches Abheben zu vermeiden…
… „Boarding is completed, all passengers on board!“…
… Scharf brummen sie auf, die drei jeweils zu 120 Grad schwenkbaren Rotoren, die dem Zeppelin NT beinahe die Wendigkeit eines Hubschraubers verleihen – die „Friedrichshafen“ reckt die stumpfe Nase gen Himmel – wir werden für eine kurze Weile in die komfortablen Ledersessel gedrückt – und dann geht sie los, die Traumreise über den Himmel am Bodensee…
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