… Linkerhand der Kinderklinik Hochried führt der Weg in einem Wald- und Moorgebiet hinab zum Staffelsee. Leider war vieler unangenehmer Stechviecher wegen das Stehenbleiben und Fotografieren nicht ratsam, ich war deshalb sehr darauf bedacht, diesen Streckenabschnitt so rasch mich meine Füße trugen zu durchmessen. Ich kam relativ glimpflich davon, nur an beiden Ellenbogen haben mich die lästigen Blutsauger einige Male erwischt. Und der Blick auf den See entschädigte mich dann mehr als reichlich für diese Blessuren…
… Ein schon recht propperes Haubentaucherküken paddelte unablässig jammernd und bettelnd hinter einem Altvogel her, der das Flehen des Kleinen jedoch beharrlich ignorierte. “Fang da gfälligst dei Futter selber!”, schien er seinem Sprößling zu signalisieren…
… Das Passagierschiff “Seehausen” tuckerte gemächlich einher. Es werden täglich einige Rundfahrten angeboten, natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln, und ohne Zwischenhalte in Uffing und Seehausen…
… Standup-Paddeln mit Steuerwuff… 😉
… Ich hatte die Bucht Achele erreicht. Nun stand mir noch ein letzter, teilweise etwas steiler Aufstieg zum Murnauer Bahnhof bevor. Da nutzte ich natürlich gerne zuvor eine entspannte Pause, um mich mit einer kleinen Bauernkatze ein wenig zu unterhalten, die auf samtenen Raubtierpfötchen durch das üppige Grün einer Wiese auf mich zugepirscht kam…
… Ein letzter Blick zurück, und dann dauerte es auch gar nicht mehr lange, bis der Regionalzug Richtung München eintrudelte und mich gen Heimat schaukelte…
… Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Bild genauer anschauen wollt, dann braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… Ich wünsche euch ein schönes und geruhsames Wochenende!…
… Unweit der Senke, in der sich laut Legende in längst vergangenen Zeiten der bayerische Drache Lindwurm öfters aufgehalten haben soll, zierte ein Gemälde den grauen Stamm einer Buche. Ein Ritter spießt am Himmelszelt über dem Ramsacher Kircherl einen Drachen auf, es ist ein bisschen unklar, ob es sich dabei um den in Bayern sehr beliebten Drachentöter St. Georg, oder um St. Mang – Heiliger Magnus – handelt – allerdings wird jener nie in Rüstung dargestellt, sondern stets im Habit eines Mönchs. Magnus war ein Eremit, der im 8. Jahrhundert nahe Füssen gelebt haben soll. Schon während seiner Lebzeiten ist er als heiliger Mann verehrt worden, seinem Stab, den er stets bei sich führte, wurden heilende Wunderkräfte zugeschrieben. Ob er wirklich gelebt und gewirkt hat, ist allerdings sehr unklar. Auch St. Mang soll einem gar furchterbarlichen Drachen den Garaus gemacht haben… 😉
… Noch ein wenig in Gedanken über die beiden heiligen Männer versunken, wandte ich mich um – und musste zunächst einmal recht heftig schlucken. Denn der Weg führte nun unangenehm steil über bisweilen sehr hohe Stufen nach oben. Mein erster Impuls war “Das schaff’ ich nicht!”, der zweite “Aber natürlich komm’ ich da hoch!” So machte ich mich auf den beschwerlichen Weg. Mit kräftigem Einsatz meiner Gehstöcke, des zum Glück stabilen Geländers und hin und wieder auch beherzt nach Wurzeln, jungen Bäumen und Gestrüpp greifend, einige Male auch auf den Knien rutschend, zog ich mich nach und nach die Serpentinen empor…
… Als der Weg endlich wieder breiter und flacher wurde, und einem Bächlein entlang durch lichten Wald führte, musste ich erst einmal eine Pause einlegen und die weichen Knie bändigen…
… Das ist ganz sicher kein natürliches Gestein, sondern eine große, zerklüftete Betonplatte. Welches Bauwerk sich da vielleicht in früheren Zeiten befunden hat? Eine Geschützstellung oder ein Bunker des Zweiten Weltkriegs?…
… Das fröhliche Gebimmel von Kuhglocken tönte durch den Wald, nur wenig später führte der Weg hinaus auf weites, sanft gewelltes Weideland…
… Ich mag die MurnauWerdenfelser Kühe so gern. Das ist eine sehr alte Rinderrasse, die vor allem in der Region zwischen Staffelsee, Wetterstein- und Karwendelgebirge zu finden ist. Die behornten Kühe sind recht klein gewachsen, genügsam und trittsicher. Die Fellfarbe variiert von Gold- bis Schwarzbraun, die Augen sind dunkel, sehr groß und ausdrucksvoll. In früheren Zeiten dienten sie gleichzeitig als Arbeitstier, Fleisch- und Milchlieferanten. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es ca. 62.000 MurnauWerdenfelser. Dann allerdings ging ihre Zahl rapide zurück. Sie waren zu klein, hatten zu wenig Fleisch, produzierten zu wenig Milch, um in der “modernen” Turbo-Viehwirtschaft von profitablem Nutzen zu sein. Im Jahr 2005 gab es nur mehr 113 eingetragene Herdbuchkühe und 6 -zuchtbullen. Das MurnauWerdenfelser Rind war vom Aussterben bedroht…
… Mittlerweile nimmt ihre Zahl langsam aber stetig wieder zu, nicht zuletzt dank der Bemühungen der Versuchsstation Guglhör des Bayerischen Haupt- und Landgestüts Schwaiganger…
… Ich freute mich, als ich auf meiner Wanderung auf eine kleine Herde MurnauWerdenfelser stieß. In einer kleinen Senke nahe der Weiden stillte ein Kälbchen seinen Durst mit dem frischen, klaren Wasser eines Baches, und bei dem Blick der großen, samtschwarzen Augen unter wunderschön langen Wimpern schmolz mein Herz dahin wie Butter in der Sonne…
… Auf dem Hügelrücken zwischen Murnauer Moos und Staffelsee wohnen viele sehr gut Betuchte. Einer von ihnen hat sich auf einem grünen kleinen Gipfel einen Pavillon errichten lassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man von dort oben eine grandiose Aussicht hat…
… Ungezählte flauschige Frühherbstboten sind bereits abflugbereit…
… Was für ein schöner Anblick – eine friedlich grasende Schafherde auf sanft hügeligem Grün vor schroffem Bergmassiv…
… Nahe der Murnauer Kinderklinik Hochried musste ich nun die viel befahrene Bundesstraße Richtung Bad Kohlgrub queren, da war schon ein geziemend Maß an Geduld angebracht. Doch dann war endlich die Bahn frei, ich kreuzte das asphaltgraue Band und wandte mich dem Abstieg zum Staffelsee zu…
… Eigentlich wollte ich am Dienstag Nachmittag nur auf den Spuren der Murnauer Lindwurm-Legende wandeln, doch dann packte mich der sportliche Ehrgeiz, und ich beschloss, den gesamten Drachenstich-Rundweg mit ca. sechs Kilometern Länge in Angriff zu nehmen…
… So wandte ich mich am Bahnhof wie schon letzte Woche Richtung Münter-Haus, ließ dieses jedoch wortwörtlich links liegen, und befand mich schon bald erneut in der herrlichen Kottmüller Allee…
… Auf meinem Weg kam ich alsbald an einer kleinen Schar Hühner vorbei. Eines dieser Federviecher genoss grad voll sichtlichem Wohlbehagen ein kühlendes und reinigendes Sandbad…
… Immer wieder geht mir beim Anblick des weit sich erstreckenden Murnauer Mooses mit den hochragenden Bergen im Süden das Herz auf…
… Und dieser Spätsommerhimmel!…
… Kurz vor dem kleinen Ramsacher Kircherl bog der Weg zum Drachenstich rechts ab und führte an einem wilden, naturbelassenem Urwald entlang…
… Nach einer kleinen Weile hatte ich die flache und eher unauffällige Senke des Drachenstichs erreicht. Ein müdes, schmales Rinnsal rieselte lautlos die blanken Felsen hinab. Ich war etwas enttäuscht, diesen Ort hatte ich mir weitaus dramatischer vorgestellt, nachdem ich die Legende vom Murnauer Lindwurm gelesen hatte… 😉
… Der Lindwurm war ein sehr seltsamer Drache, er besaß nur zwei Vorderfüße. Er trieb sein Unwesen zur Zeit des großen Wittelsbacher Kaisers Ludwig I., der im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts herrschte. Oft hielt sich das Untier auf der Wörth auf, der größten Insel im Staffelsee, versetzte die Bauern ringsum in Angst und Schrecken und forderte von ihnen ihr Vieh als Nahrung und obendrein die jungfräulichen Töchter. Der Kaiser versprach Ruhm, Ehre, Reichtum und die Hand der schönsten noch lebenden Jungfrau jenem, der dem Lindwurm den Garaus machen würde. Alsbald meldete sich ein einfacher, armer Schustergeselle. Natürlich wurde der Bursche von Ludwig I. nicht recht ernst genommen, der Kaiser dachte bei sich: “Na ja, ich lass’ ihn mal ziehen. Wenn so ein armer Kerl ums Leben kommt, ist das weniger tragisch, als wenn es einen meiner tapferen Ritter erwischt.”…
… Der Schustergeselle war allerdings ein recht listiger Zeitgenosse. Er erbat sich von einem Bauern das Fell eines frisch geschlachteten Kalbs, füllte dieses mit ungelöschtem Kalk, stellte es dekorativ in Nähe der Drachenstich-Mulde auf, in welcher der Lindwurm grade ein Nickerchen hielt, versteckte sich in einem Gebüsch und begann laut zu blöken. Der Drache wurde wach, glitt näher, und verschlang das ausgestopfte Kalbsfell mit einem Bissen. Es dauerte nicht lange, bis es ganz furchtbar in seinem Gedärm zu wüten begann, die Leibschmerzen peinigten ihn ungemein. Da stürmte der Schustergesell herbei und erstach das wehrlose Getier… 😉
… In Bälde folgt die nächste Etappe meines Drachenstich-Rundwegs… 😉
… Nur eine kurze Strecke westwärts des Münter-Hauses beginnt die herrliche Kottmüller-Allee. Sie wurde um 1870 gepflanzt und benannt nach ihrem Gründer, dem Brauer und Ökonom Emeram Kottmüller. Beiderseits des einige hundert Meter langen Weges, der sanft abwärts führt, ragen wunderschöne, betagte, riesige Eichen, gen Himmel. Während ich gemächlich dahin schlenderte und jeden Schritt genoss, brach sich das Licht im üppigen grünen Laub ihrer weit ausragenden Kronen und zauberte flüchtige, im sanften Sommerwind ständig wechselnde Muster auf den Boden, auf die Falten, Linien und Risse der Baumrinden, das Rascheln der Blätter erinnerte mich an leises Meeresrauschen. Links und rechts erstreckten sich sonnige Wiesen, Gehöfte, eine kleine Neubausiedlung…
… Den Schlusspunkt der beeindruckenden Allee bildet ein kleiner, hölzerner Pavillon, von dem aus man einen sehr feinen Blick über das Murnauer Moos hat, mit ca. 4.200 Hektar Fläche das größte Alpenrandmoor Mitteleuropas, sowie die Höhen und Schroffen des Estergebirges und des Wettersteinmassivs. Träge, große Wolkenschiffe glitten, stetig ihre Form ändernd, dahin, und vom Flugplatz nahe Ohlstadt stiegen in rascher Folge die Schleppflugzeuge mit silbrig glänzenden Segelfliegern in den Himmel…
… Langsam tastete ich mich den etwas abschüssigen Weg hinab zum Moos, an dessen Rande das Ramsacher Kircherl, im Volskmund liebevoll “Ähndl” – Urahnt – genannt, auf der Kuppe eines kleinen Hügels thront. Das kleine Gotteshaus zählt zu den ältesten Kirchen Bayerns, es wurde Ende des siebten/Beginn des achten Jahrhunderts errichtet. Die Marienfigur auf dem Altar entstand im 13. Jahrhundert…
… Gleich neben dem Ähndl befindet sich übrigens, wie das in Bayern halt so üblich ist 😉 , eine ordentliche Wirtschaft mit von knorrigen Bäumen beschattetem Garten, in dem man sich’s an Sommertagen so richtig gut gehen lassen kann…
… Ich schlenderte noch ein Weilchen am Murnauer Moos entlang, habe mir dabei im Stillen vorgenommen, in Bälde einmal den Moorpfad zu erwandern, und mir den nahen Drachenstich anzuschauen, und wandte mich dann wieder gen Murnau…
… Im Moor künden bereits die ersten Herbstboten vom bevorstehenden Wandel der Jahreszeiten…
… Am Mittwoch beschloss ich, die eigentlich für Sonntag geplante kleine Wanderung bei Murnau endlich nachzuholen. Im gut vollen Regionalzug brauste ich gen Süden, und machte dabei wieder einmal eine recht kuriose Corona-Beobachtung: Unweit von mir saß eine Frau mittleren Alters, ihre Mund-Nasen-Maske bedeckte das Kinn und die Lippen, ließ das Riechorgan aber frei. Jedesmal, wenn sie sich mit anderen Passagieren unterhielt, schob sie nicht etwa die Maske nach oben, sondern hielt sich mit der Rechten die Nase zu… 😀
… Das Wetter war optimal zum Gehen, so um die fünfundzwanzig Grad, mit häufigen frischen Lüfterln durchsetzt. So hatte ich mein erstes Ziel ziemlich rasch und frohgemut erreicht: Das Haus der Malerin Gabriele Münter, etwas oberhalb Murnaus gelegen…
… 1908 gerieten Gabriele Münter und ihr damaliger Lebensgefährte, ihre große Liebe, der russische Künstler Wassily Kandinsky auf der Suche nach einer Sommerfrische in das beschauliche Örtchen am Staffelsee. Nur wenig später erwarb sie das schmucke Haus an der Ostseite der Kottmüller Allee. Die Landschaft ringsum, das nahe große Moor, die Silhouetten des Estergebirges und Wetterstein-Massivs, die nahe kleine Stadt waren für das Künstlerpaar ein nie versiegender Quell der Inspiration, hier vollzog sich bei dem Paar ein immenser künstlerischer Reifeprozess…
… Das Anwesen wurde bald schon zum bedeutenden Treffpunkt der damaligen Avantgarde und spielte eine ausschlaggebende Rolle in der Geschichte des “Blauen Reiters”, Künstler wie Franz Marc, Alexej von Jawlensky, Arnold Schönberg, Marianne von Werefking und August Macke kamen oft zu Besuch…
… Im Ersten Weltkrieg floh Kandinsky nach Moskau, brach dort mit Gabriele Münter und heiratete ein zweites Mal. Frau Münter kehrte nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Schweden wieder nach Murnau zurück. Ab 1936 lebte sie mit ihrem Partner, dem Kunsthistoriker Johannes Eichner, dauerhaft dort. Im Keller des Hauses verbarg sie während der NS-Zeit einen unermesslichen Schatz an Bildern, vor allem von ihr und Wassily Kandinsky, aber auch anderen Malern des Expressionismus. Nach den Kriegsjahren versuchte sie in bitterster Armut, Gemälde gegen Lebensmittel einzutauschen, stieß jedoch bei den Bauern und Geschäftsleuten zumeist auf schroffe Ablehnung – “Was willst’ denn mit deim Schmarrn! Hau ab, meine Kinder malen vui besser wia du!”, bekam sie oft zu hören…
… Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1962 vererbte sie der Städtischen Galerie Lenbachhaus in München einen Großteil ihres gehorteten Kunstschatzes, und verhalf dem Museum dadurch zu internationalem Ruhm…
… Diesen schönen Ausblick auf die Murnauer Kirche St. Nikolaus, das Schloss und den Stadtkern verewigten Gabriele Münter und Wassily Kandinsky in schier ungezählten Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden. Mit meiner Kamera habe ich in aller Bescheidenheit versucht, es ihnen gleich zu tun… 😉
… Das Münter-Haus. Es gefällt mir sehr gut, ich glaube, in diesem hübschen Bauwerk würde ich mich auch wohl fühlen…
… Da aufgrund von Corona zur Zeit nur maximal sechs Personen ins Haus gelassen werden, und bereits mindestens zwei Dutzend Leute auf Einlass warteten, verzichtete ich am Mittwoch auf einen Rundgang durch die Zimmer, und schlenderte nur ein Weilchen im schönen und sehr gepflegten Garten umher…
… Demnächst geht es hier mit meinem Wanderbericht weiter. Habt ein schönes Wochenende! 🙂
… Nach dem Passieren des kleinen und ruhigen Mittenwalder Kurparks wandte ich mich nach rechts und folgte der Lainbachstraße, bis diese in einen breiten Sandweg überging. Nebst vieler pseudo-bayerischer Ein- und Mehrfamilienhäuser war gelegentlich auch ein richtig schönes Bauwerk im traditionellen alpenländischen Stil zu sehen. Und ein paar Gartenhäuschen, in die ich mich sehr gerne mal für ein ruhiges Weilchen einquartieren würde…
… Nach wenigen Gehminuten bereits verengt sich das Tal zu einer Klamm, der Weg wird teilweise ziemlich steil, bisweilen führen stufige Steige bergan. Die Szenerie wird wild und dramatisch – donnernde Wasserfälle, felsige Schroffen, darüber recken sich die Gipfel des Karwendelmassivs gen Himmel…
… In der Steilwand des Lainbachschrofens thront seit dem 18. Jahrhundert eine Madonna mit dem Jesukindlein – das muss schon eine halsbrecherische Aktion gewesen sein, die Statue dort zu installieren. Wie in den Bergen üblich gemahnt ein Marterl an jemanden, der durch einen Unfall, Steinschlag, eine Lawine zu Tode gekommen ist…
… Einen weiteren steilen Aufstieg später befindet sich hoch über einem dramatisch gischtenden Wasserfall eine Heilige Grotte…
… Die Klamm öffnete sich allmählich zu einem dicht bewaldeten, lichtdurchfluteten Bergtal mit vereinzelten kleinen Hochmooren, in deren dunklen Tümpel pfeilschnelle Blauflügel-Prachtlibellen ihren Balztanz aufführten…
… Und dieser Anblick haut mich immer wieder um, wenn ich in der Gegend auf Wanderschaft bin – die kleine Marienkapelle am Lautersee, und dahinter die hoch aufragenden Felswände…
… Ich ließ eine geraume Weile den schönen Ausblick auf den Lautersee und das Karwendel auf mich wirken, widerstand erfolgreich der Stimme der Übermut, die mich dazu überreden wollte, noch ein Weilchen weiter zum Ferchensee zu wandern, und fuhr dann mit dem Bus wieder zurück nach Mittenwald, in jeder Hinsicht glücklich und zufrieden…
… habe ich mich am Samstag begeben. Das Wetter war zum Wandern ideal – keine Niederschläge, viel Sonne, und angenehme Wärme mit einem gelegentlichen, frischen Lüfterl ab und an. So packte ich den Rucksack und zuckelte per Regionalbahn in die Berge…
… Vom kleinen Bahnhof Klais – Bayerns höchst gelegener, 913 Meter über NN – unweit Mittenwalds machte ich mich auf den Weg gen Süden, zuerst auf der Zufahrtstraße nach Elmau, dann, kurz vor der Mautstation, bog ich rechts auf einen schönen, breiten Wanderweg ab. Es ging teilweise ganz ordentlich bergauf, ich schnaufte und keuchte wie eine alte Dampflok, und zwischendrin hatte ich etwas Knieflattern, bevor ich mein erstes Ziel erreicht hatte, hegte ich Zweifel, ob ich die gesamte geplante Tour auch würde bewältigen können. “Is’ doch wurscht,”, dachte ich mir, “dann machst halt auf halber Strecke gemütlich Brotzeit, und fährst mit dem Wanderbus zurück.”…
… Der Weg führte großenteils durch wohltuend schattigen, aromatisch duftenden, dichten und stillen Bergwald, manchmal taten sich kleine Hochmoore auf. Und natürlich gab es links und rechts viel Schönes zu sehen…
… Liebestolle Schmetterlinge gaukelten verspielt über die oft handtellergroßen Margheritenblüten…
… Nach etwa gut einer dreiviertel Stunde Marsch wich der Wald zurück und gab den Blick auf die hochragenden Gebirgsstöcke ringsum und das noble Schlosshotel Kranzbach frei…
… Die bewegte und interessante Geschichte des Kranzbachs habe ich hier bereits erzählt. Bei meinem zweiten Besuch dort am Samstag hat es mir sehr gefallen, dass man rings um das Anwesen keine moderne Parklandschaft mit kurz geschorenem Rasen angelegt, sondern die wunderschönen natürlichen Bauernwiesen mit all ihrer Vielfalt an Blumen, Gräsern, Kräutern und Insekten belassen hat …
… Während einer ausgedehnten Pause lernte ich ein sehr sympathisches Paar aus Münster kennen. Wir unterhielten uns eine Weile sehr angeregt, als sich unsere Wege wieder trennten, fühlte ich mich kräftig genug für die zweite Hälfte meiner Wanderung…
… Wieder ging es nach einer kurzen Strecke auf der Straße rechts ab, in den Wald hinein, zu meiner Erleichterung aber jetzt ohne große Steigungen. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde kam das Ziel in Sicht: das Fünf-Sterne-Luxus-Ressort Schloss Elmau, vielen von euch vielleicht des ziemlich umstrittenen G-7-Gipfeltreffens im Jahr 2015 ein Begriff… 😉
… Schloss Elmau wurde zwischen 1914 und 1916 vom Architekten Carl Sattler im Auftrag des zu Recht umstrittenen Schriftstellers, Philosophen und Theologen Johannes Müller im Stile der sogenannten Reformarchitektur geschaffen. 2005 zerstörte ein Brand das Anwesen, die Enkel des Architekten und des Bauherrn errichteten 2006 das Schloss neu. Seit 2007 gehört es als “Luxury Spa & Cultural Hideaway” zu den Leading Hotels Of The World…
… Kaum hatte ich mein Ziel erreicht, da bog auch schon der gelbe Wanderbus Richtung Mittenwald um die Ecke und sammelte mich und eine kleine Schar Touristen ein. Diese Fahrt werde ich so schnell nicht vergessen, denn unser Chauffeur war ein gar herrlich humorvolles Unikum voll witziger Sprüche, der anstatt mit einer normalen Hupe mit lauten Tiergeräuschen wie Muhen, Wiehern, Blöken und Miauen hantierte und sehr schwungvoll sein großes Gefährt über die teilweise steilen und engen Straßen und Gässchen dirigierte. Ein schöner Abschluss meiner feinen, kleinen Zwei-Schlösser-Tour!…
… Unaufhaltsam strebte die Sonne am späten Nachmittag dem Horizont zu. Die Schatten wurden länger, und die Sommerhitze wich einem milden, lindernden Hauch, dem Vorboten des nahenden Abend. Allmählich löste sich die große Schafherde aus dem Schatten des Waldes, in dessen Kühle sie geduldig den Tag verbracht hatte. Gemächlich dahin bummelnd und grasend näherten sie sich dem großen Gutshaus am Ende der langen Allee…
… Bei so was Niedlichem frage ich mich stets, warum die Bezeichnung Schwarzes Schaf bei uns als Schimpfwort, als abfällige Bezeichnung gilt…
… Nach dem Durchqueren eines lichten Birkenwäldchens führte der Weg durch eine lange Allee stattlicher Walnussbäumen und Eichen zum Gutshof Perlach, der Dependance vom Landgestüt Schwaiganger…
… Ich entdeckte einen Schwarzspecht, der hoch oben im dichten grünen Laub laut hämmernd eine Walnuss bearbeitete, visierte ihn voller Entzücken mit der Kamera – da stach mich etwas in den Oberschenkel, reflexartig schlug ich mit der flachen Hand zu und zerschmetterte das blutrünstige Fluggetier – und laut zeternd flüchtete der Schwarzspecht. Nix war’s mit dem Foto, auf das ich mich schon so gefreut hatte!…
… Ein Eichhörnchen musterte mich aus sicherer Höhe voller Neugierde…
… Na, wenigstens einen Buntspecht erwischte ich, quasi im Überflug…
… Noch zwei Überflieger…
… Aus der Ferne vernahm ich das Blöken von Schafen, sah aber nichts, vermutlich verbrachten die klugen Tiere den Sommernachmittag im Waldschatten im unteren Teil der großen Weide. Inmitten einer kleinen Herde Fleckvieh entdeckte ich zwei schöne Murnau-Werdenfelser Kühe. Diese einstmals im Blauen Land und den bayerischen Nordalpen so beliebte Rinderrasse war in den letzten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht, sie sind für üppige Fleischlieferanten zu klein gewachsen, und auch die Milchleistung entsprach nicht mehr den gewünschten Vorgaben. Inzwischen vermehrt sich ihr Bestand zum Glück wieder zusehends. Eine größere Herde Murnau-Werdenfelser konnte ich leider nirgendwo entdecken, auch die Zuchtpferde auf der Sommerweise und die Ziegen blieben mir verborgen, die Weidegründe auf und beiderseits des Hagener Rückens sind sehr ausgedehnt, das ist sehr wahrscheinlich, dass mir da viel Tierisches schlicht entgangen ist…
… Neugieriger Blondschopf…
… Ich hatte Gut Perlach erreicht. Das weitläufige Anwesen wurde im 18. Jahrhundert erbaut, und dient, wie oben bereits erwähnt, dem Bayerischen Landgestüt Schwaiganger quasi als Filiale…
… Ein letzter sanfter Anstieg, noch einmal durch ein kleines Wäldchen, und dann hatte ich das Ziel meiner Wanderung, die Bauernwirtschaft Guglhör erreicht. Die Lokalität war aufgrund ihres Ruhetags geschlossen, doch die herrliche Aussicht von dort oben bot mir genug Labung…
… Das Wettersteingebirge mit der Zugspitze…
… Nach ausgiebiger Rast machte ich mich langsam auf den Rückweg. Es war später Nachmittag, die große Schafherde hatte inzwischen den schattigen Wald verlassen und bummelte langsam grasend Richtung Straße. Und ich bekam lange Zeit meinen rechten Zeigefinger kaum mehr vom Auslöser…
… Bevor der Fluss, der Süd- und Niederbayern fast dreihundert Kilometer lang von Nord nach durchquert, und bei Deggendorf in die Donau mündet, nahe der Ortschaft Krün aufgestaut wird, macht er seinem vermutlich aus dem Keltischen stammenden ursprünglichen Namen Ysura = die schnell Fließende, Reißende alle Ehre…
… Da am Dienstag die Hitze noch aushaltbar war, und es mich unwiderstehlich erneut in die Mittenwalder Gegend zog, beschloss ich, von Krün aus einige Kilometer weit durch das obere Isartal zu wandern. Nach der Fahrt mit einem meiner Lieblingsbusse – die DB-Linie 9608 – hatte ich endlich Gelegenheit, den schönen, im Jahr 1697 erbauten Gashof “Zur Post” in Krün, das kleine, barocke Kircherl und das Rathaus samt seiner schönen Lüftlmalerei zu fotografieren, bevor ich mich Richtung Isar wandte…
… Das Wettersteinmassiv und die Zugspitze…
… Der eingeschlagene Weg, der mich mal östlich mal westlich entlang der Isar südwärts führte, war ein sehr interessanter Natur-Erlebnispfad, der mittels zwanzig großer Schautafeln sehr lehrreiche Einblicke in die Biologie und Geologie der Region vermittelt…
… Seit 1924 wird die Isar bei Krün mit einem etwa fünf Meter hohen Wehr aufgestaut. Früher leitete man die gesamten Wasser des Flusses in einen Kanal zum Walchensee-Kraftwerk um, was der Biodiversität des Flusslaufs mit seinen breiten, sich beständig verlagernden Kiesbetten enormen Schaden zugefügt hatte. Seitdem sich zum Glück ab den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein Umweltbewusstsein entwickelt hatte, zweigt man nur mehr ungefähr vierzig Prozent der Isar ab, 2012 errichtete man an der Westseite des Wehrs eine Fischtreppe, so dass die heimischen Forellenarten wieder ungehindert ihre Laichzüge flussaufwärts durchführen können …
… Am Isarstausee…
… Der Flusslauf mit seinem sich ständig verändernden und mäanderndem Bett, den Kies- und Geröllbänken, kleinen stehenden Gewässern zwischendrin bietet einer Vielzahl an Tieren und Pflanzen Lebensraum…
… Ein Buchfink beäugte mich neugierig…
… Und an einen jungen Grünfink konnte ich mich erstaunlich nahe heranpirschen…
… Zartgeflügelte Schönheiten tummelten sich zuhauf im Schilfsaum des Stausees…
… Und weil ich grade das schöne und interessante Buch “Die Wiese” des von mir sehr bewunderten Tier- und Naturfilmers Jan Haft gelesen und auch ein bisschen verinnerlicht habe, galt mein besonderes Augenmerk natürlich nicht nur den hoch aufragenden Bergmassiven ringsum und dem Gewässer, sondern auch der vielfältigen Flora ringsum…
… Nach etwa vier Kilometern fand meine Wanderung an der Bushaltestelle nahe des sogenannten Isarknies, einer sehr engen Biegung des Flusses, ein Ende. Ich habe diesen Ausflug wieder einmal sehr genossen, und da gut die Hälfte des Wegs im Waldschatten verlief, musste ich nicht allzu viel unter der Sommerhitze leiden…
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