… Als Münchner/in hat man Bella Italia, oder zumindest Südtirol, beinahe direkt vor der Nase liegen. Die Auto-, Bus- oder Zugfahrt Richtung Süden dauert nur wenige Stunden, und führt auf immer wieder den Atem beraubende Weise quer durch die Alpen. Bereits die Römer nutzten den Weg über den Brennerpass in ihre mitteleuropäischen Territorien, mit dem Bau der Via Claudia Augusta wurde ca. 15 vor Christi Geburt begonnen. Per Zufall entdeckte ich gestern während einer Frühstückspause an der Europabrücke nahe Innsbruck ein kleines, konserviertes Stück dieses seit ewigen Zeiten schon so wichtigen Verkehrswegs von Süd nach Nord…
… Mit dem Bau der Brennerautobahn wurde in den Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts begonnen. Sie führt zu einem Gutteil auf Stelzen und Brücken von Innsbruck durch die hoch aufragenden Alpen. Beiderseits des Wegs erschließen sich immer wieder Täler, und Gebirgskämme, und zahlreiche mehr oder weniger gut erhaltene Burgen, Schlösser und Festungen. Die Gegend von Kufstein durchs Inntal über den Brenner bis über Bozen hinaus ist für mich das wahre Burgenland…
… Ich habe wieder einmal eine kleine Reise gen Süden unternommen. Allerdings nur einen Tagesausflug. Wo es mich hingezogen hat, davon erzähle ich ab morgen… 😉
… Vor einigen Jahren sah ich eine TV-Dokumentation über alteingesessene Salzburger Familien, traditionsreichen Handwerksbetriebe und alten Läden. Dabei kam die Sprache auch auf die Steingasse, und was da im Laufe der nächsten Minuten gezeigt wurde, fand ich recht interessant. Ich nahm mir fest vor, dieser Straße mal einen Besuch abzustatten. Aber wie das so ist, entweder kam mir bei meinen Ausflügen nach Salzburg etwas dazwischen, oder ich war nach einer ausgedehnten Tour zu müde…
… Am Mittwoch jedoch machte ich ernst. Am Platzl nahe der Staatsbrücke stieg ich aus, wandte mich nach rechts und begab mich frohgemut auf den Weg…
… Neben dem Fluß Salzach war in längst vergangenen Zeiten die Steingasse der Haupthandelsweg in sowohl nördliche als auch südliche Richtung. Es war eine der belebtesten Straßen der Alpen. Nicht nur die schwerfälligen Salzfuhrwerke rumpelten Tag für Tag durch das alte und enge Steintor, auch bodenständige Handwerksbetriebe hatten beiderseits der Gasse Heimstatt gefunden – z. B. Hafner, Töpfer, Gerber und Färber. Bis zur Salzachregulierung Mitte des 19. Jahrhunderts besaßen die meisten der imposanten Häuser, die zum Teil heute noch stehen, auf der Rückseite direkten Zugang zum Fluss und prachtvolle Gärten…
… Großenteils ist die Steingasse sehr schmal. Viele der Anwesen scheinen direkt in den Fels des hochragenden Kapuzinerbergs gebaut worden zu sein. Alte, verwitterte Türen, schmale und steile Treppenaufgänge, sowie halb verfallene Türmchen verleihen der Straße eine geheimnisvolle, manchmal sogar etwas düstere Atmosphäre. Nach dem Passieren des Inneren Steintors hat man einen herrlichen Ausblick auf die Salzburger Altstadt…
… Je weiter östlich man gelangt, umso breiter wird die Steingasse. Am 1660 erschaffenen Engelsbrunnen mündet sie schließlich in die Arenbergstraße…
… Ihr wisst ja, ein Klick auf’s Bild macht dieses groß… 😉
… An dieser Stelle möchte ich meinen Followern, den langjährigen sowie den neu dazu gekommenen, ein ganz herzliches Dankeschön sagen. Es ist Tag für Tag eine große Freude, euch hier zu haben… <3
… Überaus gut gestärkt setzte ich meine Wanderung fort, vorbei am Oberahornkaser, der nur eine kurze Strecke von der Gaststätte entfernt liegt. An dieser Almhütte kann man gut die traditionelle Bauweise erkennen, ein Anwesen, das sich förmlich in die Bergwiesen zu ducken scheint, mit schindelgedecktem Dach, das zum Schutz gegen Sturmwinde mit großen Steinen beschwert wird…
… Nahe des Kasers hielt sich eine kleine Herde junger Rindviecher auf, grasend, wiederkäuend, dösend. Eines davon erwies sich als ungemein verschmust, es drückte sich sanft gegen mich, und genoss sichtlich mein Kraulen und Streicheln. Eine junge Kuh schlief so entrückt und fest, dass sie nicht einmal wach wurde, als ich recht nahe an ihr vorbei stiefelte. Kein Wunder, dass die Bergbauernmilch meiner Heimat so fein schmeckt, bei dermaßen tiefenentspannten Viechern… 😉
… Oberhalb der Rinder befanden sich einige Ziegen, die mit viel Geschick das Geäst eines Schatten spendenden Baumes plünderten…
… Eine fast perfekte oberbayerische Almidylle…
… Im kühlen, herb duftenden Bergwald. In der Höhe machte sich die glühende Spätsommersonne noch weitaus bemerkbarer als unten im Tal, ich genoss daher die kurzen Aufenthalte im wohltuenden Schatten spendenden Hochwald sehr…
… Wie ein Kunstwerk mutet die kühne Konstruktion der Rossfeld-Panoramastraße an…
… An einem schwindelerregend steilen Abhang grasten in aller Ruhe Schafe, die anscheinend wie die Gemsen klettern können…
… Während ich auf den Bus wartete, der mich zurück ins Tal bringen würde, leistete mir ein ausgefallen gefärbter Heuhüpfer Gesellschaft…
… Nach meinem Ausflug in die Bergwelt meiner Heimat wandte ich mich nun wieder Salzburg zu, denn dort wollte ich mir vor meiner Rückfahrt nach München noch eine ganz besondere Gasse ansehen…
… Nach meinem Zwischenhalt auf halber Strecke setzte mich der nächste Linienbus hoch oben auf dem Rossfeld am Scheitelpunkt der Mautstraße ab. Ich machte mich auf den Weg Richtung Süden, denn ich hatte eine mittägliche Einkehr im Ahornkaser geplant. Nur wenige Schritte von der Bushaltestelle entfernt hat man einen herrlichen Ausblick auf das breite Tal der Salzach und das hoch aufragende, imposante Dachsteinmassiv…
… Der sogenannte Kleine Göll, und unterhalb seiner zerklüfteten Flanken duckt sich eine Alm…
… Nach einigen hundert Metern verließ ich die Mautstraße und schlug den Wanderweg ein, der um den kleinen Gipfel des Ahornbüchsenkopfes Richtung Ahornkaser führt. In dieser Gegend befindet sich eines der letzten nahezu unveränderten Hochmoore Deutschlands. Wenn man an winterlichen Februartagen sehr früh aufsteht, und sich dort auf die Lauer legt, kann man mit etwas Glück rar gewordene Auerhähne bei der Balz beobachten…
… Von der Ostflanke des Ahornbüchsenkopfes hat man einen hervorragenden Blick auf den sagenumwobenen Gebirgsstock des Untersbergs. Er ist von Dolinen und Höhlen beinahe so durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Sehr berühmt ist die Schellenberger Eishöhle. Von dort aus kann man über einen teils unterirdisch verlaufenden Steig die Mittagsscharte erklimmen. Laut Legende soll sich dort ein Licht- bzw. Zeitportal befinden, das sich Jahr für Jahr zu Maria Himmelfahrt (15. August) öffnen soll. In der Tat existiert mitten in dem V-förmigen Felseinschnitt eine Höhle namens „Steinerner Kaser“, in der sich um 14:00 Uhr am 15. August sowie am 21. Juni ein Lichtphänomen beobachten lässt – durch einen sogenannten Tagschlot wird die Höhle erleuchtet…
… Tief unten, am nordöstlichen Fuß des Untersbergs, liegt die Mozartstadt Salzburg…
… Diese kleine, sanft gerundete Kuppe nahe des Untersbergs ist die Kneifelspitze. Von dort aus hat man nach einem relativ unbeschwerten und kurzen Aufstieg einen ganz wunderbaren Blick auf das Berchtesgadener Tal, den Königssee und den schönen, vielfältigen Kranz der Bergmassive…
… Hier, auf beinahe 1.600 Metern Höhe, wirkt er zum Greifen nahe, der Kehlstein, dessen gen Osten ansteigender Rücken allmählich in den sogenannten Manndlgrat übergeht…
… Der Manndlgrat bildet die Verbindung zwischen Kehlstein und dem wuchtigen Massiv des Hohen Gölls. Auf einem anderen markanten Grat etwas weiter nördlich thront das Purtschellerhaus, Ziel und Ausgangspunkt vieler interessanter Bergtouren. Dieses Schutzhaus wurde einst genau auf der Grenze erbaut – die Küche befindet sich in Deutschland, die Wirtsräume und die Terrasse in Österreich. Man praktiziert dort sozusagen Tag für Tag emsig den friedvollen kulinarischen Grenzverkehr… 😉
… Das muntere Geläut von Kuhglocken signalisierte mir, dass das Ziel meiner kleinen Wanderung nicht mehr weit entfernt sein konnte. Als ich an gemütlich grasenden Kühen vorbei stapfte, wurde ich auch schon des Ahornkasers ansichtig, und verführerische Essensdüfte aus den weit geöffneten Küchenfenstern umschmeichelten meine Nase…
… Deutschlands höchstgelegene Gaststätte: Der Ahornkaser – Foto mit freundl. Genehmigung der Familie Wenghofer…
… Schon bald, nachdem ich auf der stillen und schattigen Terrasse Platz genommen hatte, sah ich mich einem weiteren Berg gegenüber, diesmal jedoch nicht aus Fels und ewigem Eis. Ich hatte einen Kaiserschmarrn bestellt, darauf hatte ich mich schon seit Tagen gefreut. Beim Essen durfte ich alsbald feststellen, dass meine Erwartungen sogar noch übertroffen wurden – diese Mehlspeis‘ zählt mit Sicherheit zum Besten, was ich seit langem verzehren durfte. Und obwohl die riesige Portion normalerweise für mindestens zwei Leute gereicht hätte, habe ich voller Genuss und großem Behagen den ganzen süßen, knusprigen, flauschigen Berg bis auf die letzten Brösel verschnabuliert… 😉
… Ein paar hundert Meter unter dem Ahornkaser hat man vor etlichen Jahren einen recht umstrittenen luxuriösen Hotelkomplex hingeklotzt, damals nannte sich das durch großzügige Zuwendungen des bayerischen Staates finanzierte Nobel-Ressort Intercontinental, mittlerweile ist daraus ein Kempinsky-Hotel geworden. Angeblich steckt das Anwesen seit geraumer Weile in den roten Zahlen, was die Betreiber nicht sonderlich zu tangieren pflegt, denn für die alljährlichen Verluste in Millionenhöhe müssen brav die dummen kleinen bayerischen Steuerzahler/innen die Köpfe hinhalten, ob sie nun wollen oder nicht…
… Nach meinen herrlichen Gaumenfreuden sagte ich mir, dass ich mit keinem der Reichen und Schönen da unten in der Nobelherberge würde tauschen wollen. Ich entspannte mich noch ein Weilchen, genoss das prachtvolle Spätsommerwetter, und setzte dann gestärkt meine Wanderung fort…
… der am unteren Bildrand zu sehen ist, im Dörfchen Oberau bei Berchtesgaden, habe ich meine ersten sieben Lebensjahre verbracht. Ich habe etliche gute und schöne Erinnerungen aus meinen frühen Kindertagen dort, und als ich vorgestern auf dem Weg zum Rossfeld war, einem meiner Lieblingsplätze in der Heimat, wurden diese wieder sehr wach und lebendig. So stieg ich aus dem Bus, der mich über die berühmt-berüchtigte Mautstraße bis zu deren Scheitelpunkt bringen sollte, setzte mich oberhalb eines stattlichen Anwesens namens Heißböck auf eine Bank, genoss den wunderbaren Anblick über die vertraute Bergwelt und schwelgte in den Gedanken an Holz sammeln und Beeren pflücken in den aromatisch duftenden Wäldern der sanft gerundeten Kuppel des Zinken, des Oberauer Hausbergs, vor mittlerweile weit über fünfzig Jahren. An lange Spaziergänge hoch zum Hennenköpfl am Rossfeld, und zum Purtschellerhaus an den schroff aufragenden Abstürzen des Hohen Göll. An ausgelassene Schlittenfahrten an klirrend kalten Wintertagen, meine Erlebnisse als Schulanfängerin, meine ersten Versuche, Ski zu fahren…
… Berge meiner Heimat im Detail:…
… Der Watzmann…
… Der Hochkalter – das Kar in der Mitte des Gebirgsstocks ist vor dreißig Jahren noch beinahe vollständig von einem der letzten deutschen Gletscher, dem Blaueis, bedeckt gewesen:…
… Die Reiteralpe, und links davon die Zacken der Mühlsturzhörndln…
… Über den bewaldeten Ausläufer des Rossfelds lugt das wuchtige Massiv des Hohen Gölls…
… Der lang gezogene Rücken des Kehlsteins mit dem D-Haus (Diplomatenhaus) des „Föhrers“. Das Bauwerk wurde ihm von seinen Parteigenossen zum 50. Geburtstag verehrt. Bei der Errichtung des Hauses und der schier atemberaubenden Zufahrtstraße kamen etliche Menschen – Zwangsarbeiter – zu Tode. Der „Föhrer“ wusste dieses Geschenk nie richtig zu würdigen – er litt an Höhenangst, und hat sich nur sehr selten dort oben aufgehalten…
… Die letzte Mahd des Sommers wird gewendet, an den steilen Hängen des Berchtesgadener Landes geschieht dies durchaus noch mit der Hand. Ein Raubvogel zieht gelassen seine Kreise über der friedlichen Szene…
… durch den riesigen Berg an Fotos von der Landshuter Hochzeit gekämpft habe, bleibt neben all der Freude und Begeisterung, und auch Hochachtung für die Leistung der Landshuter und vor allem des Vereins Die Förderer das Staunen darüber, wie ausdrucksvoll, markant, kraftvoll und schön die Physiognomien von Menschen des 21. Jahrhunderts werden, wenn man diese mit historischen Gewändern, Kopfbedeckungen und Haartrachten schmückt. Was ich mir während des wochenlangen Prozesses des Aussortierens, Betrachtens und Bearbeitens oft gewünscht hab: Dass es eine Möglichkeit einer Art Gegenüberstellung einiger Darsteller geben würde, wie sie während der Landshuter Hochzeit ausgesehen haben, und nun wieder „privat“ und „zivil“. Vielleicht liest dies hier ja jemand der für die LaHo Verantwortlichen, der mir diesen Wunsch eventuell erfüllen könnte… 😉
… Nach dem Hochzeitszug strebten wir dem sogenannten Zehrplatz etwas außerhalb der Altstadt zu. Dort konnte man wie auf einer riesigen Freiluftbühne, durch einen niederen Zaun von den Protagonisten/innen getrennt, am mittelalterlichen Geschehen rund um die Fürstenhochzeit teilhaben, am Lagerleben der Zigeuner und Landsknechte. Man durfte den Köchen bei den Vorbereitungen für das Hochzeitsmahl über die Schultern sehen, und den Mägden sowie dem Mundschenk beim Eindecken der großen Festtafel. Damen und Herren von Adel flanierten gelassen einher, und Mägde, Knechte sowie das etwas einfachere Volk schmausten deftige Speisen und gehaltvolle Getränke (vermutlich so einige Humpen des nicht ganz historisch korrekten LaHo-Kultgetränks Cuba Libre 😉 )…
Die Hochzeitstorte
… Als die Sonne am Horizont zur Ruhe ging, war das Ritterturnier zu Ehren des Brautpaars zu Ende, und man begab sich an die herzögliche Tafel. Das Gedränge am Zaun vor dem Festzelt war recht groß, so dass mir lediglich ein einziger Schnappschuss der Braut mit ihrem Tischnachbarn gelang. Prinzessin Hedwig blickt recht ernst drein, aber das mag daran liegen, dass sie einen langen und schweren Tag hinter sich hatte…
… Fahnenschwinger mit Wurffahnen – wahre Künstler sind das! Wichtig ist’s, die Fahnen höher als die kreuz und quer über die Altstadt gespannten Wimpelketten zu werfen. Bei Gelingen gibt es für den wackeren Athleten ganz besonders viel und laut Applaus…
… Ein guter, allerdings nicht ganz ungefährlicher Beobachtungsposten…
… Ziemlich wehrhafte und stachelige Gesellen…
… Und da kommt sie! Die Braut! Die Prinzessin Hedwig Jagiellonica, wunderhübsch anzusehen in ihrer üppig mit Gold verzierten Prunkkutsche, gezogen von acht Tigerschimmeln…
… Und gleich dahinter der schmucke Bräutigam…
… Das Bild von Herzog Georg dem Reichen hat mir die liebe Doris zur Verfügung gestellt, denn ausgerechnet vom Bräutigam habe ich kein einziges brauchbares Foto in meinem Riesenberg Aufnahmen gefunden…
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