… Beim gemütlichen Kaffee-und-Kuchen-Sonntagsnachmittags-Zappen geriet ich per Zufall auf dem Fernsehsender der Deutschen Welle in einen Live-Mitschnitt eines Konzerts von Jethro Tull, und war fasziniert von dieser lange nicht mehr gehörten Musik, und ungezählten Erinnerungen, die mich bei Hören und Schauen und Staunen förmlich überfluteten…
… Rede des Münchner Alt-Oberbürgermeister und früheren SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel anlässlich der Kundgebung München ist bunt:…
… Mein größter Respekt, meine Bewunderung und Anerkennung gelten diesem „Urgestein“ der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, der es sich trotz seines hohen Alters – mittlerweile ist Herr Vogel im achtundachtzigsten Lebensjahr – und angegriffener Gesundheit, trotz Eiseskälte und frostig-böigem Wind nicht nehmen ließ, bei dieser Kundgebung persönlich anwesend zu sein, um eine hervorragende Ansprache zu halten…
… Trotz der Ungewissheit, was den Zustand meines linken Knöchels betraf, hielt ich es am Samstag Nachmittag nicht mehr in der Bude aus. Es zog mich samt Kamera hinaus in den nahen Englischen Garten. Zu lange schon, seit meinem Ausflug zur Schmetterlingsschau, hatte ich keine Fotos mehr gemacht, ich spürte förmlich körperlich die Entzugserscheinungen…
… Einem stillen Bachlauf folgend wandte ich mich dem Kleinhesseloher See zu. Gleich mir waren viele Spaziergänger in den riesigen Park gepilgert. Jedes Verharren, Rascheln von Tüten, Kramen in Handtaschen lockte ungezählte Wasservögel an. Zu meiner großen Freude, konnte ich endlich die lang ersehnten Bewegungsstudien fliegender und landender Gänse und Schwäne machen…
… Wie moderne Kunst wirkten die hoch gestellten und tief verschneiten Bänke und Tische des Biergartens am Seehaus. Am kleinen Wasserfall eines der Abflüsse des Sees hatte der Zauberer Winter abstrakte Formen aus schillerndem Eis gestaltet. Übermütige Vierbeiner balgten sich im strahlend weißen Pulverschnee, während ein einsamer Schwan nahe der Wasseroberfläche seine Kreise zog…
… Es gibt trotz so einem dunkelgraufeuchten Sauwetter im Münchner Botanischen Garten noch bis Anfang März ein geradezu strahlendes Highlight – die Ausstellung der lebenden exotischen Schmetterlinge im tropischen Gewächshaus…
… Nach meinem Aufenthalt im „37 Grad“ bummelte ich zunächst Richtung Leuchtturm, und bog dann nach rechts ab auf die Promenade am See. Der schöne blaue Himmel hatte sich mittlerweile mit den in diversen Grautönen gehaltenen Schlieren hoher Wolkenfelder überzogen, die den nahenden Wetterumschwung ankündigten. Nicht ein Windhauch rührte sich, lässig gegen die runden Ufersteine plätschernd, im zaghaften Licht der tief stehenden Sonne wie geschmolzenes Silber schimmernd, breitete sich der große See zu meinen Füßen aus…
… Nach einigen hundert Metern driftete mein Blick zufällig nach rechts – und ich blieb ruckartig an einer offenen Pforte stehen, welche die wirr verknotete Mauer einer brusthohen Hecke durchbrach. Ich starrte staunend auf einen Zaubergarten, ein anderes Wort fällt mir für dieses wilde, die Phantasie sehr anregende Sammelsurium an Figuren, Figürchen, Säulen, Brunnen, Bögen nicht ein. Zaghaft passierte ich das Tor und ging langsam umher, die Kamera stets im Anschlag…
… An den üppig ausladenden Schalen steinerner Brunnen war kristallklares Wasser zu abstrakten, malerischen Gebilden gefroren. Umrankt von harmonisch sich wölbenden Bögen, auf zierlichen Säulen ruhend, umgeben von schlanken, edlen Statuen, und molligen, verschmitzt vor sich hin schmunzelnden Buddhas verströmte ein kleiner, giftgrüner Plastikchristbaum das Licht seiner elektrischen Lämpchen. Ein geflügelter, goldener Löwe hielt einem kreischend bunten Zwergenpaar ein geöffnetes Buch entgegen, ein mannshoher Gladiator schien vor einem träumerisch den Schnee betrachtenden Schwan wie verschämt seine Geißel zu verbergen, ein blaues Einhorn bäumte sich auf, farbige Rindviecher gaben sich ein Stelldichein mit gescheckten Schweinen, und ungeachtet der winterliche Kälte räkelte sich ein Jüngling in kurzen Hosen und bloßen Beinen auf dem verschneiten Rasen. Unweit von ihm kauerte eine Schar kleiner Drachen, es war, als hielten sie eine Versammlung darüber ab, ob sie denn nun Feuer speien oder ihre Energien lieber für den nächsten Kälteeinbruch aufsparen sollten. Ein chinesischer Krieger, der dem Mausoleum Xi’an’s entsprungen zu sein schien, hütete den Eingang zum Büro jenes Anwesens Bahnhof Nr. 5 in Lindau – im „wahren Leben“ eine Großhandlung für Steinmetz-, Deko- und Gartenartikel – auf dem Balkon im ersten Stock des Nebengebäudes hielt die sehr naturgetreu gestaltete Plastik eines Esels treulich Wacht…
… Inspiriert vom sensationellen Sprung des Österreichers Felix Baumgartner durch die Atmosphäre bestellten das Wilde Weib und ich vor einigen Wochen bei den Amazonen die Bücher des norwegischen Forschers und Abenteurers Thor Heyerdahl. Diese Reiseschilderung von ihm und seinen fünf Kameraden an Bord eines hölzernen Floßes ist zur Zeit meine abendliche Lektüre…
… Obwohl die abenteuerliche Fahrt im Jahre 1947 statt gefunden hat, ist die Erzählung Thor Heyerdahl’s auch heute noch ungemein frisch, spannend, mitreissend. Aber aus aktueller Sicht auch bestürzend…
… Die „Kon Tiki“ wurde aus neun frisch geschlagenen Balsaholzstämmen zusammen gefügt, ohne jegliche Verwendung moderner Hilfsmittel, ohne auch nur ein Stückchen Metall dabei zu Hilfe zu nehmen. Zusammen gehalten wurden die bis zu ca. 14 Meter langen Stämme lediglich durch Hanfseile. Zwei Mangrovenstämme bildeten den A-förmigen Mast, der das trapezförmige Segel mit dem Abbild des legendären Inka-Gottes Kon-Tiki trug. Aus Mangrovenholz waren auch die Kielschwerter unter dem Floß, mittels derer man zusätzlich zum langen und schweren Steuerruder am Heck den Kurs beeinflußen konnte…
… Thor Heyerdahl und seine Kameraden wollten mit ihrer wagemutigen Fahrt über den Pazifik den Beweis erbringen, dass Polynesien ohne Weiteres auch von Südamerika aus hätte erforscht und besiedelt werden können. Seiner Meinung nach war diese Theorie sogar logischer und leichter nachvollziehbar wie die Annahme, der pazifische Lebensraum sei von Asien aus erobert worden. Obwohl er für seine These mit der „Kon Tiki“ ja den unwiederlegbaren Beweis erbrachte, tut man sich in wissenschaftlichen Kreisen nach wie vor ungeheuer schwer, dies zu akzeptieren…
… Ausgestattet mit ungefähr 1.100 Litern Trinkwasser, einer großen Kiste Süßkartoffeln, Kokosnüssen und tropischer Früchte, und jeder Menge Proviantrationen der amerikanischen Navy stachen Heyerdahl und seine Mannen – Erik Hesselberg, Bengt Danielsson, Knut Haugland, Torstein Raaby und Hermann Watzinger – am 28. 4. 1947 von Callao/Peru aus in See…
… Über hundert Tage lang bekamen sie weder ein Schiff noch Land zu sehen, sie waren umgeben von der schier endlosen Weite des Pazifik. Einzige Verbindung mit der Außenwelt war ein Funkgerät. Mit dem Kennzeichen LI2B wurden Tag für Tag die Position, sowie meteorologische und nautische Daten gesendet. Hunderte Amateurfunker weltweit begleiteten virtuell die „Kon Tiki“ auf ihrer Drift über das größte aller Weltmeere…
… Was mich beim Lesen mit am meisten erschüttert, sind die wundervollen, plastischen Schilderungen der Sauberkeit des Wassers – glasklare, grünlich schimmernde Wellen, die sich turmhoch über das winzig anmutende Floß erhoben, doch ohne Schaden anzurichten stets zwischen den Balsastämmen versickerten wie zwischen den Zinken einer Gabel. Es hat damals, vor grade mal 65 Jahren, noch nicht die geringste Verschmutzung der Ozeane gegeben. Beinahe märchenhaft – und bestürzend – muten auch die Erzählungen über den geradezu sagenhaften Fischreichtum an – Scharen fliegender Fische, die jeden Morgen an Bord nur eingesammelt werden mussten, um zum Frühstück gebraten zu werden. Riesige Horden Goldmakrelen, Thunfische, Bonitos, Seeschildkröten in der Nähe der Galapagos-Inseln, eine unübersehbare Schar riesiger Wale kreuzte eines Tages den Kurs der „Kon Tiki“! Die Mannschaft spielte mit Haien, indem sie diese zuerst mittels Köder anlockten, und dann an Bord zu ziehen versuchten. Oft genug brauchten sie lediglich ihre Esslöffel ins Wasser zu halten, um sich mit dem ausgesprochen nährstoffreichen Plankton zu versorgen…
… Nach 101 Tagen und ca. 6.980 zurück gelegten Kilometern rammte die Kon Tiki das Korallenriff von Raroia im Tuamotu-Archipel. Die Bambushütte, welche den sechs Männern auf ihrer Expedition Schutz vor den Elementen geboten hatte, sowie der Mast wurden dabei schwer beschädigt. Heyerdahl und seine Kameraden konnten sich so gut wie unverletzt auf ein winziges Eiland retten, und dank des noch intakten Funkgeräts ihre Position bekannt geben. Sechs Tage später wurden sie geborgen…
… So hieß es am Samstag, 10. 11. 2012, als sich am Münchner Goetheplatz eine Schar von ca. 500 Demonstranten einem Aufmarsch der rechtspopulistischen Gruppierung Pro Deutschland entgegen stellte…
… Eine ausgesprochen gute, geradezu feurige Rede hielt der Oberbürgermeister Christian Ude – aus dem Gedächtnis wieder gegeben folgender Ausschnitt: „… Und wie können wir nun den Braunen Sumpf in unserem Lande trocken legen? Durch persönliches Engagement! Durch ruhiges und sachliches Argumentieren gegen rechtsradikale Sprüche! Durch Hinschauen, durch Beherztheit! Und durch unser Wahlrecht! Dies ist eine unserer stärksten Waffen, die uns die Demokratie, das Grundgesetz in die Hände gegeben hat! Gehen Sie zur Wahl! Jede und jeder von Ihnen! Tragen Sie dazu bei, dass dem Rechtsradikalismus hier in unserem Lande der Boden unter den Füßen weggezogen wird…“
… Danach sahen alle anderen Redner, egal, ob Seppi Schmidt von der CSU-Ratshausfraktion, oder Dieter Reiter, einer der drei nominierten Nachfolger-Kandidaten Christian Ude’s sehr blaß aus. Lediglich Sabine Nallinger, die Kandidatin der Grünen, eine – wie ich finde – sehr sympathische Frau, konnte mit ihren Worten ebenfalls Begeisterung auslösen. Sie sprach davon, dass München seit jeher eine bunte und multikulturelle Stadt gewesen sei, dass die guten Beziehungen vor allem zum Süden Europas viel mit dazu beigetragen hätten, der bayerischen Landeshauptstadt Flair, Pracht und Schönheit zu verleihen…
… Dann folgte die Ermahnung, friedlich und gewaltfrei zu bleiben…
… Und dann kamen sie…
… Ihr seht nix? Kein Wunder! Wurden die etwa zwei Dutzend Damen und Herren von Pro Deutschland von einem Troß von an die 1.000 Polizisten geleitet – damit sie sich von den Teilnehmern der Aktion „München ist bunt!“ auch ja nicht fürchten mussten…
… Wir wurden allesamt auch gründlich gefilmt und fotografiert – ich denke mal, dass da so einige Bildchen beim Verfassungsschmutz landen werden…
… Die Kundgebung fand ca. 50 Meter Luftlinie von uns entfernt. Verstanden hat im ganzen Viertel wohl niemand auch nur ein Wort. Trillerpfeifen gellten, Vuvuzelas tröteten, Schlagwerkzeuge klapperten, Folk- und Protestsongs längst vergangener Tage dröhnten aus einer mitgeführten Stereoanlage über den Goetheplatz, dazu skandierten wir pausenlos Sprechchöre: „Nazis raus! Nazis raus!“ – „Ob Ost, ob West, nieder mit der Nazi-Pest!“ – „Es gibt kein Recht auf Nazi-Parolen!“ – „Aufhören! Aufhören! Aufhören!“ – „Es lebe die internationale Solidarität! Es lebe die multikulturelle Solidarität!“ – „Packt ein und geht nach Hause!“ Meine persönlichen Favoriten waren schon nach kurzem: „Ohne Verfassungsschmutz wärt ihr nur zu Dritt!“ und „Eure Kinder werden so wie wir!“…
… Nach etwa eineinhalb Stunden setzte sich das kleine Trüppchen Richtung Sendlinger Tor in Bewegung. Dort, in einem abgeschirmten und wieder von Hunderten von Polizisten bewachten Geviert, versuchten die Leutchen von Pro Deutschland erneut, sich Gehör zu verschaffen. Ohne jeglichen Erfolg. Ein- oder zweimal gab es eine Lücke im schier undurchdringlichen, dreireihigen Polizei-Kordon, dann konnte ich einen Blick auf die Rechtspopulisten werfen. Ganz ehrlich, sie wirkten auf mich wie jene Schüler/innen, die man ihrer Unbeholfenheit, Unauffälligkeit, ihrer mickrigen Erscheinung wegen früher nie hat mitspielen lassen. Und meine Erfahrung sagt mir, dass genau diese Menschen in späteren Jahren sehr gefährlich werden können…
… Gegen siebzehn Uhr, nach gut sechseinhalb Stunden, baute der Trupp Pro Deutschland seine Ausrüstung ab, man quetschte sich in einen Kombi, und fuhr davon, geleitet von einer Polizei-Eskorte, die einem Staatsoberhaupt zur Ehre gereicht hätte…
… Mein Fazit: München ist bunt – jaein. So gut wie die heutige Demo auch getan hat – aber fünfhundert von ca. 1.420.000 Einwohnern der Stadt? Eigentlich hätte das ganze Viertel vom Goetheplatz bis zum Sendlinger Tor schwarz sein müssen vor dichtgedrängter Menschen…
… Der Unternehmer und Lebemann Theo Stelzer unterhält seit einem Weilchen eine Filiale in Hamburg. In Wahrheit ist diese jedoch so eine Art Scheinunternehmen, und das stolze, dreimastige Segelschiff namens „Irene“, welches laut Telegramm dringend neu ausgerüstet werden muss, entpuppt sich als temperamentvolle und dem Luxus frönende, rothaarige Femme Fatale, mit der nicht nur Herr Stelzer eine Liasion hat, sondern auch der junge Max Andersen, Schwiegersohn in spe und der Dichtkunst zugeneigte Sohn eines stattlichen und biederen Hamburger Senators…
… Als plötzlich drei vermeintliche Kompagnons aus Java sich bei Stelzers einfinden, wird Amalie, die Ehefrau, zu Recht stutzig, und sie beschließt mit ihrer Tochter Annemarie, der Hamburger Filiale einen überraschenden Besuch abzustatten…
… Die völlig unerwartete Visite der Damen Stelzer im „Kontor“, das Auftreten eines angeblichen, ehemaligen Geschäftspartners, eines überaus temperamentvollen spanischen Grandes aus Paraguay, der die alten kaufmännischen Beziehungen erneut aufleben lassen möchte, sowie Max Andersens zunächst vergebliche Versuche, sein Verhältnis zu Irene zu beenden, führen – wie soll es anders sein – zu zwerchfellerschütternden Verwicklungen…
… Diese Boulevard-Komödie wird von Regisseurin Margot Riegler und den Darstellern/innen der Laienbühne Freising e. V. wunderbar leichtfüßig, aber trotz ungezählter Gags und Bonmonts nie platt oder abgedroschen einher kommend in Szene gesetzt. Kleine Premierenpannen wurden gestern Abend überaus geistesgegenwärtig und schlagfertig gemeistert…
… Ich habe seit gestern Abend einen ausgewachsenen Lachmuskel-Kater. Wer in München, Freising und Umgebung für ein paar Stunden den Alltag und seine großen und kleinen Sorgen vergessen möchte, dem ist ein Besuch in der „Hamburger Filiale“ wärmstens zu empfehlen – noch bis 1. Dezember im Freisinger Asamsaal…
… Dank an dich, lieber Wortman, und an die wundervolle Truppe auf, vor, hinter und unter der Bühne, für diesen wunderbaren Abend!…
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