… Handarbeit ist an sich jede Tätigkeit, die nur von Menschenhand ohne Zuhilfenahme von Maschinen geleistet wird. Als ich ein Weilchen darüber nachdachte, kam mir eine ganz besonders schöne Art von Handarbeit in den Sinn. Und zwar die sogenannte Lüftlmalerei, mit der im alpenländischen Raum Häuser verziert werden. Höchst beeindruckende und hinreissende Beispiele dieser Fassadengestaltung findet man in Mittenwald…
… im Ortsteil Partenkirchen – östlich der Loisach 😉 – entlang zu schlendern, hatte ich mir seit meiner ersten Besichtigung der Partnachklamm vor etwa eineinhalb Jahren schon vorgenommen. Damals fuhr ich mit dem Ortsbus von der Olympiaschanze bei Garmisch-Partenkirchen zurück zum Bahnhof und war von dem, was da an Fassaden und Lüftlmalereien an mir vorüberzog, sehr angetan. Aber wie das nun mal so ist – immer wieder kam etwas dazwischen, ich hatte andere Touren im Sinn, und eine Weile lang auch schlichtweg darauf vergessen…
… Am vergangenen Sonntag schulterte ich den Rucksack, gondelte mit dem fast leeren Regionalzug gen Garmisch-Partenkirchen, und hatte dann nach einer kurzen Busfahrt mit der Ortslinie 2 mein Ziel erreicht…
… Die Historische Ludwigstraße folgt ziemlich genau dem einstigen Verlauf jener wichtigen und sehr frequentierten Handelsroute, die seit den Zeiten der Römer von Venedig nach Augsburg führte. Die überwiegend im sogenannten Maximilianischen Stil nach zwei verheerende Großbrände in den Jahren 1811 und 1865 errichteten Häuser wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als der Tourismus in die Alpenregion ihren Anfang nahm, mit gefälligen, farben- und lebensfrohen Lüftlmalereien, Stuckereien, Zunftschildern und Erkern versehen. Man mag monieren, dass dadurch der ursprüngliche Charakter der Bauten ziemlich beeinträchtigt wird – mir hat das Straßenbild bei meinem Rundgang gut gefallen, und meine Kamera ist sehr oft zum Einsatz gekommen… 😉
… Der 2013 errichtete Schäfflerbrunnen vor dem Hotel Drei Mohren. Einer Legende zufolge wollten die Schäffler (Fassbauer) während einer verheerenden Pestepidemie zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit einem sorgfältig einstudierten Tanz den Mitmenschen neuen Lebensmut verleihen…
… Dieser Brunnen bildete sozusagen den Auftakt meines Rundgangs. Jetzt werde ich nicht mehr viele Worte machen, sondern die Bilder sprechen lassen…
… Natürlich darf in einer Ludwigstraße das Konterfei unseres „Märchenkini“ nicht fehlen… 😉
… Und demnächst wandern wir virtuell noch ein bisschen auf der Historischen Ludwigstraße weiter. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr wieder mit dabei sein würdet… 🙂
… ist ganz ohne Zweifel die Marktstraße. Sie führt von der Isarbrücke sachte ansteigend bis zum Stadttor, und wird aufgrund der stattlichen und prachtvollen Häuser aus dem Barock bis hin zu Jugendstilbauten auch „der größte Festsaal Bayerns“ genannt. Geziert sind viele dieser gepflegten Anwesen mit schönen Fassadenmalereien, die großenteils religiösen Bezug haben. Im unteren, westlichen Drittel der Marktstraße befindet sich die Mariensäule, im oberen Teil ist die Statue des Feldherrn Kaspar Winzerer zu sehen…
… An einer der Häuserfassaden ist die kleine Statue einer Schwarzen Madonna zu sehen:…
… Das alte Rathaus:…
… Gar prachtvoll präsentiert sich, auf dem Scheitelpunkt der Marktstraße thronend, das neue Rathaus und Stadtmuseum…
… Etwas abseits der Marktstraße steht die neugotische Kirche Mariä Himmelfahrt. Sie wurde auf den Ruinen der einstigen, 1180 erbauten Burg des Lehensherrn und Adeligen Hainricus de Tolzne erbaut…
… Mein Herz schlägt für den üppigen und sinnesfreudigen Barock, aber auch für die klaren, fein ziselierten, himmelwärts strebenden Linien und Formen der Gotik und Neugotik kann ich mich begeistern…
… Der Organist übte für ein abendliches Konzert – eine sehr schöne musikalische Umrahmung meines Kirchenbesuchs…
… Demnächst nehme ich euch dann noch mit auf den Bad Tölzer Kalvarienberg…
… Es wird vermutet, dass die wunderschöne Fassadengestaltung, die in Mittenwald auf so vielfältige und mannigwache Weise zu bestaunen ist, und die im oberbayerischen Raum Lüftlmalerei genannt wird, ihren Ursprung beim Oberammergauer Künstler Franz Seraph Zwink hat, dessen Heimathaus die Bezeichnung „Zum Lüftl“ trug…
… Auch der Turm der schmucken Barockkirche St. Peter und Paul ist mit Lüftlmalerei versehen…
… Auf dem kleinen Platz vor St. Peter und Paul hat man der Kunst des Geigenbaus in Mittenwald ein bronzenes Denkmal gesetzt…
… Gekonnte Lüftlmalereien machen aus einem Haus ein Schmuckkästchen. Um wie viel schöner würden unsere Wohnkästen in den Städten aussehen, wenn man diese Kunst dort auch pflegen würde…
… Dort bin ich am Mittwoch Nachmittag nach einer schönen Zugfahrt gelandet…
… Den Ort am Fuße des Karwendels gibt es bereits seit der Römerzeit, die Via Raetia, die wichtigste Verbindungsstraße vom Römischen Reich in den Süden Deutschlands, führte durch die einstmals sich dort befindende Station Scrabia. Im Jahre 1096 wird Mittenwald zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im Mittelalter war der Ort ein wichtiger Warenumschlagplatz auf der Handelsroute zwischen Venedig und Augsburg, die umgebenden Wälder lieferten das Holz für das blühende Flößerhandwerk, welches von zwanzig Flößermeistern und zahlreichen Gesellen ausgeübt worden war. Zwischen Ende des fünfzehnten und Ende des siebzehnten Jahrhunderts wurde aufgrund des lange schwelenden Krieges mit Venedig der Bozener Markt nach Mittenwald verlegt. Neue Gewerbe entwickelten sich, so die Borten- und Filetseidenstickerei, sowie der Geigenbau. Der Ort ist nach wie vor eines der bedeutendsten Zentren für Streich- und Zupfinstrumentenbau in Deutschland, auch wenn mittlerweile der Tourismus die Haupteinnahmequelle darstellt…
… Mittenwald weist nicht nur eine lange und interessante Geschichte auf, hier wird auch in Vollendung die wundervolle Tradition der Lüftlmalerei gepflegt, eine kunstvolle, farbenfrohe und sehr beeindruckende Form der Fassadengestaltung. So nahm ich mir einige schöne und lange Stunden Zeit, durch die Straßen und Gassen zu schlendern und ausgiebig zu schauen und zu staunen, und mich an den großenteils prachtvollen Malereien zu erfreuen…
… Der weithin sichtbare, hoch aufragende Turm der Dießener Marienabtei ist nebst dem Heiligen Berg von Andechs eines der Wahrzeichen des drittgrößten Sees Bayerns. Seit langem schon wollte ich mir die über dem Westufer thronende Barockkirche einmal genauer ansehen, so enterte ich am herrlich frühlingshaften gestrigen Donnerstag die Regionalbahn am Hauptbahnhof und ließ mich am Starnberger See vorbei und über Weilheim dorthin kutschieren. Allein die Zugfahrt war ein Höchstgenuss – am liebsten wäre es mir gewesen, die Bahn hätte alle zehn Meter angehalten, damit ich jede mit ungezählten gelbleuchtenden Löwenzahn-Sternen übersäte Wiese vor dem hell gleißenden Panorama der Alpengipfel, jeden Weiler, jedes Kapellchen, jeden Bauernhof hätte knipsen können…
… Dießen machte auf dem ersten Blick einen eher unscheinbaren Eindruck, beim zweiten Hinsehen entdeckte ich allerdings wunderschöne Zunftzeichen und Lüftlmalereien, interessante Details, denen ich noch nachforschen werde, romantische Pforten zu überwucherten Gärten, und etliche schöne Häuser…
… im Jahr 1937 erbaut, wäre lediglich einer von ungezählten, recht unscheinbaren Landbahnhöfen, wenn es in der Schalterhalle nicht zwei großflächige, wundervoll gestaltete, und vor ein paar Jahren sehr sorgfältig restaurierte, Kunstwerke der sogenannten „Lüftlmalerei“ geben würde:…
… Auf dem ersten Gemälde an der Westseite wird nebst anderem Berchtesgadener Brauchtum wie dem Buttmandllaufen, dem Böllerschießen und dem Almabtrieb, wobei die Kühe die Fuikln, den traditionellen Kopfschmuck aus Gschabertbandln (hauchdünne, eingefärbte Holzbänder) und entblätterten, zur Kronenform gebundenen Fichtenschößlingen tragen, auch der sogenannte Bergknappentag dargestellt, der festliche Umzug der im Berchtesgadener Salzbergwerk Beschäftigten. Über der Szenerie schwebt der Heilige Rupert, seit Mitte des achten Jahrhunderts der Schutzpatron des sogenannten Rupertiwinkels, des Landstrichs zwischen Chiemsee und Salzburg, zu dem auch meine Heimat gehört…
… Die zweite Lüftlmalerei an der gegenüber liegenden Seite zeigt winterliche Freuden und Vergnügungen, die sich – wenn man einmal vom G’wand und den Ski-Ausrüstungen absieht – nur unwesentlich von jenen unterscheiden, die auch heutzutage noch gepflegt werden…
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