… Beim langsamen Dahinschlendern entlang der farbenprächtigen Camden High Street sah ich aus den Augenwinkeln etwas aufblitzen. Kurzerhand setzte ich bei meinem Rollator den nicht vorhandenen Blinker und bog links ab. Eine kleine, schmale Gasse tat sich vor mir auf, menschenleer und still, obwohl nur knapp einen Steinwurf von der bunten, lärmenden Hauptstraße entfernt – Hawley Mews. Dort hatten sich Straßenkünstler „ausgetobt“ – und zwar auf eine hinreissende Weise. Ein Wandgemälde war schöner als das andere…
… Da braucht es jetzt keine weiteren Worte mehr, da lasse ich ganz einfach die Bilder sprechen…
… Ich nahm diese Pracht an Farben, Ausdruck und Phantasie lange Zeit in mich auf. Dann spazierte ich weiter, Richtung Bushaltestelle. Und weil ich trotz allem, was ich an diesem Tag erlebt, gesehen und gehört hatte, immer noch nicht genug hatte, drehte ich zum Abschluss noch eine ausgedehnte Runde mit meiner Lieblingsbuslinie Nr. 24, inklusive Bummel über die Tottenham Court Road. Ein paar Impressionen davon gibt’s demnächst… 😉
……………
… Ich wünsche euch allen eine gute und möglichst stressfreie neue Woche!…
… Auf der Suche nach einer im Jahr 2014 errichteten Bronzestatue von Amy Winehouse geriet ich nahe der Schleuse an zwei alte Herren. Der eine besserte sich seine Rente als Anreißer für ein nahes Pub auf, der andere lebte auf der Straße nach eigenem Bekunden ziel- und planlos in den Tag hinein. Er gab mir die gewünschte Auskunft, und schenkte mir, nachdem wir uns eine Weile gut und freundlich über Gott und die Welt unterhalten hatten, obendrein noch ein niedliches kleines Plüsch-Zebra, das er aus einer seiner zahlreichen Plastiktüten zog. Weil ich ihn an seine verstorbene Frau erinnern würde, meinte er…
… Wir verabschiedeten uns voneinander, und ich machte mich auf den verschlungenen Weg durch die einstigen Fabrikhallen, Lokschuppen und Pferdeställen, die man zu Läden, Verkaufsständen, Kneipen und Fressbuden aller Art der Camden Stable Markets umgebaut hatte. Mittlerweile war es früher Nachmittag, und die Menschenmassen drängten sich durch die schmalen Gassen. Ich sah sehr Vieles, was ich zu gerne fotografiert hätte, doch manchmal war dies der vielen Leute wegen schlicht unmöglich…
… Da stand sie, so klein und zierlich, dass ich sie beinahe übersehen hätte. – Amy Winehouse ist in Camden Town so gut wie immer und überall präsent, übergroße Portraits zieren Häuserwände, es gibt ihr Konterfei in schier unzählbaren Variationen, und tagtäglich pilgern Heerscharen von Fans zu ihrem Wohnhaus am Camden Square und ihrem Lieblings-Pub unweit Camden Lock…
… Nur wenige Schritte von der Statue entfernt gab es einen Stand, an dem man gar köstliches heißes Röstbrot mit geschmolzenem Käse erwerben konnte. Der aromatische, verführerische Duft erinnerte mich daran, dass ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte…
… Nicht nur ich wartete auf die Vollendung des bestellten Gaumenschmauses, sondern auch ein prachtvoll schillernder Star. Bar jeglicher Scheu saß er so nahe, dass ich ihn leicht mit der Hand hätte greifen können…
… Gut gestärkt machte ich mich durch das überaus pittoreske Viertel langsam auf den Rückweg zur Bushaltestelle…
… Ein Foto für zwei Pfund, quasi als milde Gabe für einen Rausch – ein recht origineller Spendenaufruf. – Ich ging hinter einem Pfeiler der Camden Lock Bridge auf die Lauer und lichtete den illustren Punk unbemerkt ab. Die zwei Pfund hätte ich ihm schon gegeben – nur hatte ich leider kein Bargeld einstecken. Weil man in London wirklich alles mit Karte bezahlen kann, etliche Läden und Restaurants nehmen überhaupt kein Bargeld mehr an, hatte ich bislang überhaupt nicht daran gedacht, einen Bankomaten aufzusuchen…
… Auf dem Weg zum Bus sah ich etwas Farbiges aus einer schmalen Seitengasse hervor blitzen. Das musste ich mir näher ansehen – und das zeige ich euch demnächst… 😉
…………..
… Habt einen schönen und geruhsamen Samstag, habt es fein, seid gut zu euch und zu euren Lieben, und bleibt bzw. werdet gesund!…
… Ich hatte nicht vor, mich lange in Little Venice aufzuhalten. Eigentlich wollte ich an Bord der Gardenia wieder zurück nach Camden Town, doch man erklärte mir bedauernd, dass das Schiff die nächsten zwei Stunden komplett ausgebucht sei. „Gehen Sie doch zu Fuß am Kanal entlang, ist ein schöner Spaziergang, nur knappe vier Kilometer.“, schlug der junge Bootsmann vor. Dann fiel sein Blick auf meinen Rollator und er wurde puterrot im Gesicht – oh, wie war ihm das sichtlich peinlich! Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Ist nicht schlimm. Alles gut.“ Ich hatte selbst schon daran gedacht, nach Camden Town zurück zu wandern, diese Idee aber wieder verworfen, da ich ja mit meinen Kräften haushalten musste…
… Zum Glück lag das Narrowboat eines anderen Fährunternehmen unweit der Gardenia vor Anker, und da hatte man noch einen freien Platz für mich, sogar am Fenster. Der Rollator wurde vom Bootsmann kurzerhand zusammengeklappt und auf das Dach des Leichters befördert…
… Herber Kontrast – oben wohnen die Reichen und Schönen – unter der Brücke hat ein Obdachloser versucht, es sich zumindest ein wenig heimelig einzurichten. Ca. 170.000 Obdachlose gibt es in London, das heißt, jeder Fünfzigste dieser Stadt mit nahezu neun Millionen Einwohner:innen hat kein festes und dauerhaftes Dach über dem Kopf. Im Jahr 2023 hat die englische Hauptstadt ungefähr 50 Millionen Pfund für die Versorgung jener Menschen ohne Heim und für die Schaffung von Notunterkünften ausgegeben…
… Die Macclesfield Bridge – einst Schauplatz einer furchtbaren Tragödie. Am frühen Morgen des 2. Oktobers 1874 war ein Schlepperverband auf dem Weg in die West Midlands. Einer der Leichter, die Tilbury, war mit 5 Tonnen Schießpulver, 3 Fässern Erdöl, Zucker und Nüssen beladen. Aus offiziell ungeklärter Ursache (man munkelte, ein Bootsmann hätte sich gedankenverloren ein Pfeifchen angezündet) kam es direkt unter der Brücke zu einer gewaltigen Explosion. Die gesamte Besatzung kam dabei ums Leben, die Brücke wurde zerstört, Dächer im Umkreis von etlichen zig Metern abgedeckt, Bäume entwurzelt, und ein Augenzeuge berichtete, es habe sogar Fische geregnet. Der Kiel des Schleppers, der sich an der Spitze der Leichter befunden hatte, war etwa 300 Meter von der Unfallstelle entfernt in ein Haus eingeschlagen. Zwei Jahre später wurde die Macclesfield Bridge wieder aufgebaut, wobei man die nahezu unbeschädigten gußeisernen Säulen erneut verwendete…
… Die Pheng Shang Prinzess ist ein schwimmendes China Restaurant, und ein wohl sehr gutes noch dazu, ohne Reservierung soll man abends keine Chance auf einen Sitzplatz haben…
… Viel zu schnell kam Camden Lock wieder in Sicht, ich hätte ohne Weiteres den ganzen Tag auf dem Kanal verbringen können. Doch ich wollte mich noch eine Weile auf dem riesigen Markt an der Schleuse herumtreiben, und an der Camden High Street gab es ein, zwei Häuser, die ich noch nicht fotografiert hatte… 😉
… Oh ja, dieses kleine, grauschwarze Narrowboat, ich glaube, das würde mir als schwimmende Unterkunft reichen. Und dann würde ich eine Weile durch die Kanäle Londons, vielleicht sogar Englands ziehen, die Kamera immer im Anschlag. – Wie schön, dass es Träume gibt, und dass man niemals zu alt dafür ist… 😉
… Habt einen möglichst unbeschwerten Tag, und kommt gut ins Wochenende, ihr Lieben!…
… Zu Beginn der industriellen Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in England ein einzigartiges Netz künstlicher Wasserwege geschaffen, um den Transport von Gütern und Waren innerhalb des Landes zu erleichtern. Die großenteils noch während der Römerzeit entstandenen Straßen waren ihres schlechten Zustands wegen dafür ungeeignet. Da der damaligen technischen Möglichkeiten wegen die Kanäle recht schmal waren, und auch nur eine geringe Tiefe besaßen, wurden die Narrowboats erfunden, Leichter, die eine Breite von lediglich 2,20 Metern hatten, jedoch bis zu 22 Metern Länge erreichen konnten. Mithilfe von Pferden wurden diese mit oft tonnenschweren Lasten beladenen Kähne auf beidseitig verlaufenden Treidelpfaden über die Wasserwege gezogen, innerhalb der Tunnels, die zumeist sehr niedrig waren, bewegte man sie mit Manneskraft, entweder zog man sie an Ketten voran, die in die Wände eingelassen waren, oder die Mannschaft legte sich rücklings auf das Dach und „lief“ quasi kopfunter über die Tunneldecke…
… Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte der Niedergang der englischen Kanalschifffahrt, viele der oft sehr malerisch mit Blumenmotiven und kunstvollen Schriftzügen gestalteten Narrowboats wurden verschrottet oder verfielen. Bis zu Beginn der achtziger Jahre ein Roman eines englischen Autors wiederveröffentlicht wurde, der eine romantische Hochzeitsreise an Bord eines solchen Schiffes schildert. Seitdem erfreuen sich England-Reisen mit dieser speziellen Art von Leichtern zunehmender Beliebtheit. Nicht nur der Neubau von Narrowboats nahm einen erfreulichen Aufschwung, auch etliche der mittlerweile still gelegten und versandeten Wasserwege wurden rekonstruiert und wieder für den Verkehr freigegeben…
… Und auch das Wohnen auf auf dem Wasser erlebt seit einigen Jahren aufgrund stetig steigender und bisweilen horrender Mieten und Preisen für Eigentumswohnungen bzw. Häusern eine beachtliche Renaissance. Narrowboats sind als alternative Unterkunft besonders bei jungen Leuten beliebt. Man benötigt eine Bootslizenz, die je nach Größe des Gefährts pro Jahr zwischen 500 und 1.000 Pfund kostet. Damit kann man zwei Wochen lang einen Liegeplatz nutzen, muss dann allerdings zu einem anderen wechseln. Interessant, wenn man ungebunden ist, eher weniger vorteilhaft, wenn man einen festen Job oder/und Familie hat. Da empfiehlt sich ein fester Standort. In dem Fall muss man zusätzlich zu einer Liegegebühr die Gemeindesteuer berappen, allerdings den niedrigsten Satz…
… Für ein gebrauchtes Narrowboat muss man in etwa 30.000 Pfund hinblättern (und dann womöglich noch ein hübsches Sümmchen für Restaurierungen obendrauf), ein Neubau kostet ca. zehn Mal so viel. Instandhaltungen, Gebühren für den Liegeplatz, für Strom, Internet, Versicherung, die jährliche Lizenz und die Entsorgung der Abwässer durch das sogenannte Loo Boat im Wert von ungefähr 3.000 bis 5.000 Pfund kommen noch dazu. Das Einrichten eines Narrowboats ist wegen der maximalen Breite von 2,20 Metern nicht ganz einfach, der Stauraum aufgrund des geringen Tiefgangs doch recht begrenzt. Zudem kann es im Sommer unter Deck ziemlich heiß und an harten Wintertagen recht kalt werden…
… Die Vorteile des Lebens auf dem Wasser sind der starke Gemeinschaftsgeist der Narrowboat Community, die Nähe zur Natur beiderseits der Kanäle, man kann trotz der anfallenden Kosten inmitten einer Metropole wie London zu einem Bruchteil der aktuellen Mietpreise auch mit einem nicht exorbitant hohen Gehalt gut zurecht kommen, die Steuersätze sind niedrig, und man erfährt ein Gefühl von Freiheit, Abenteuer und Bohème-Leben. Und wenn einem die Nachbarschaft nicht mehr zusagt, lichtet man den Anker und tuckert davon… 😉
… Beiderseits des Regent’s Canals gibt es mehrere Anlegestellen, eine der größten dürfte Lisson Grove Moorings im Schatten eines Kraftwerks unweit Lord’s Cricket Ground sein. Als die Gardenia langsam an den schätzungsweise zwei Dutzend vor Anker liegenden malerischen Narrowboats vorbei tuckerte, keimte in mir die Sehnsucht, diese Art von Leben auch einmal auszuprobieren…
… Das berühmte schwimmende Puppentheater von Little Venice, ein umgebauter Lastkahn mit ca. 50 Sitzplätzen. Schirmherr ist kein Geringerer als Michael Palin, seines Zeichens Schauspieler, Komiker, Autor, Sänger und ehemaliges Mitglied der legendären Monty Python. Bis Mitte Juni liegt es hier noch vor Anker, dann geht es auf Tour kreuz und quer durch England, anschließend gastiert das Ensemble bis Ende des Sommers in Richmond…
… Die bunte, phantasievolle und die Phantasie und Sehnsucht auch anregende, alte, neue, verrückt anmutende, abenteuerliche Vielfalt an Narrowboats in Lisson Grove Moorings am Regent’s Canal…
… Die Mathilda – ein wahres Prachtstück. Sie soll im Besitz eines sehr namhaften englischen Schauspielers sein…
… Demnächst geht es wieder zurück nach Camden Town…
… Habt einen schönen und möglichst unbeschwerten Tag!…
… Die Gesamtlänge dieser künstlichen Wasserstraße im Norden Londons beträgt gut vierzehn Kilometer, sie entstand zwischen 1811 und 1820, und verbindet im Stadtteil Maida Vale, auch Little Venice genannt, den Grand-Union-Kanal mit der Themse, in die er nahe des hochmodernen Wirtschafts- und Finanzentrums Canary Wharf mündet. Sie war in früheren Zeiten der geschäftigste Transportweg Londons. Ob Kohle, Baumaterial, Getreide oder sogar Eisblöcke aus dem fernen Norwegen – auf den sogenannten Narrowboats (was es damit auf sich hat, erkläre ich im nächsten Blogpost) wurden in ganz England mittels eines ausgeklügelten und viele hunderte Kilometer messenden Kanalsystems die meisten Waren transportiert, gezogen von Pferden entlang der „Towpaths“ (Treidelpfade). Auch im Zweiten Weltkrieg nutzte man die Wasserstraßen zum Gütertransport. Da die meisten Bootsführer in die Armee eingezogen worden waren, wurden sie durch speziell ausgebildete Frauen ersetzt. Danach schwand allerdings die wirtschaftliche Bedeutung des weitgespannten Netzes der englischen Wasserstraßen, viele verlandeten und wurden stillgelegt. Seit den achtziger Jahren erleben sie allerdings eine Renaissance, die touristische Erschließung und Nutzung der einstigen Transportwege boomt. …
… Die Bootsfahrt auf dem etwa vier Kilometer langen Teilstück des Regent’s Canals von Camden Lock bis Little Venice dauerte ungefähr eine dreiviertel Stunde, und ich habe jeden einzelnen Moment ungemein genossen. Auf der „Gardenia“ gibt es sogar zwei Behindertenplätze – ganz vorne im Schiff, so dass ich stets ungehinderte Aussicht nach vorne und nach steuerbord hatte… 😉
… Beiderseits des Wasserweges befinden sich höchst exklusive Wohngebiete, die prunkvollen Villen, Paläste und Wohnanlagen in unmittelbarer Nähe des Regent’s Parks blitzen immer wieder mal zwischen den Bäumen und dem Buschwerk an den Ufern auf. Auch Englands zweitgrößter Park in Privatbesitz, sowie der Londoner Zoo liegen am Kanal…
… My Boat is my Castle – die Anlegestelle romantisch unter einer Trauerweide, ein idyllisches Gärtchen nebenan, und eine kleine Badestelle – ich glaube, so was könnte mir auch gefallen…
… So ein alter Reifen schützt nicht nur den Bootsrumpf, sondern ist auch ein gar feiner Platz zum Nestbau und Brüten…
… Ein Freiluft-Atelier schien diese Konstruktion zu sein…
… Oh, da hat es ordentlich Haue gegeben!…
… Der Maida Hill Tunnel ist etwa 250 Meter lang, eng und sehr nieder. In früheren Zeiten bugsierte man die Narrowboats, die speziellen Frachtboote, welche auf Englands Kanälen eingesetzt wurden, durch solche Tunnels, indem die Mannschaft sich auf dem Bootsdach auf den Rücken legte und mit den Beinen quasi an der Decke entlang „liefen“. Manchmal waren an den Wänden auch Ketten angebracht, an denen man sich entlang hangelte…
… Wie uns der Bootsführer erklärte, zieht der kleine Schlepper, der vor uns durch den Tunnel tuckerte, normalerweise das sogenannte „Poo Boat“. Entlang des Regent’s Canal gibt es einige Moorings, Anlegestellen, an welchen man für eine gewisse Zeit, manchmal auch dauerhaft vor Anker gehen kann. Dort gibt es Strom, fließendes Wasser sowie Internet-Anschluss für die Besitzer oder Gäste der angemeldeten Boote, aber natürlich keine Kanalisation. Abwasser und Fäkalien werden in speziellen Containern gesammelt, und ein- bis zweimal pro Woche kommt das Poo Boat, um die Gülle einzusammeln… 😉
… Den nächsten Post werde ich den Narrow Boats widmen… 😉
… An der Schleuse des Regent’s Canal befindet sich in und um der großen ehemaligen Fertigungs- und Lagerhalle der Dingwall-Verpackungskisten-Fabrik und den einstigen Pferdeställen der Großteil der Camden Markets…
… Schmuck sieht sie innen aus, die große Markthalle, mit ihren schönen, schmiedeeisernen Stützpfeilern, Bögen, Verzierungen und Geländern. Hier werden hauptsächlich Schmuck, Kleinkunst und Klamotten feilgeboten…
… Der Schriftzug auf der Bahnüberführung ist eines der berühmtesten Wahrzeichen Camden Towns…
… Ich erreichte ein kleines Hafenbecken nahe der Markthalle. Dort würde ich alsbald mit dem Narrow Boat mit dem schönen Namen Gardenia eine Fahrt auf dem Regent’s Canal unternehmen. Zwei Jahre lang hatte ich mich darauf gefreut… 🙂
… Es war gegen elf Uhr vormittags, und in den Fressbuden ringsum bereitete man sich eifrig auf das bevorstehende Geschäft vor. Überall wurde geschnippelt, gekocht, gebraten und gerührt und frische Ware eingeräumt, verführerische Düfte umschmeichelten meinen Riechkolben, und der Bäcker im Pizzastand nahe der Anlegestelle schürte voller Hingabe das Feuer im Ofen…
… Auch die gefiederten Räuber und Bettler nahmen nun ihre Wachposten ein – hier in Camden Lock sind die schillernden und geschwätzigen Stare ganz eindeutig in der Überzahl… 😉
… Es war an der Zeit, an Bord der Gardenia zu gehen. Über die sehr schöne Fahrt auf dem Regent’s Canal und was es mit den Narrow Boats auf sich hat, zeige und erzähle ich demnächst… 😉
… Auf diese Tour hatte ich mich zwei Jahre lang gefreut, seitdem ich eines Abends beim Zappen durch die TV-Programme bei einer ARD-Doku mit dem Titel „Fünf Tage in London“ hängen geblieben und ganz verzaubert von Camden Town und der gezeigten Fahrt entlang des Regent’s Canal in einem Narrow Boat gewesen bin. …
… Vom nächtlichen Unbehagen verspürte ich nichts mehr, als ich mich gegen zehn Uhr vormittags auf den Weg machte, zuerst mit der Buslinie 73 zur Haltestelle Warren Street, und dann mit meiner Lieblings-Doppeldecker-Linie 24, mit der ich dank des You-Tube-Kanals Wanderizm virtuell einige Male in London unterwegs gewesen bin, bis zum Bus Stop Camden Town. Das Nieselwetter hatte sich verzogen, der Himmel klarte zusehends auf, die Sonne ließ sich immer öfter blicken, auch wenn die Luft eher vorfrühlingsmäßig kühl war…
… Als die Römer vor ca. 2.000 Jahren in Britannien einfielen, und die damalige Siedlung London in Besitz nahmen, gerieten sie auf ihren Streifzügen in nördliche Richtung alsbald in eine ziemlich verlassene und desolat wirkende Gegend. Sie wähnten sich am Ende der Welt. Daraus entwickelte sich mit der Zeit die scherzhafte Bezeichnung „das Ende der Welt“ für Camden Town. Ein gut frequentiertes Pub mit dem Namen „The World’s End“ im Süden des Stadtviertels erinnert daran…
… Es war um 1769, als der Earl of Camden vom Parlament die Genehmigung erhielt, das Gebiet zu erschließen. Es folgte ein enormer Aufschwung für die Industrie und den Güterverkehr, da dort eine eine gute Anbindung samt Lagerstätten an die Kanäle von London geschaffen worden war. Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete man in Camden Town die Endhaltestelle der North Western Railway, und damit einen hoch frequentierten Warenumschlagplatz. Die Geschäfte blühten, die Anwohner jedoch reagierten angesichts des Lärms bei Tag und Nacht und der die Luft verpestenden Rußschwaden der Dampfloks zunehmend verärgert, sie verließen ihre Residenzen in und um Camden Town. Ihre Häuser wurden zu Unterkünften für überwiegend irische und italienische Einwanderer. Mit den stetig fortschreitenden Neuerungen im Transportwesen verlor das Stadtviertel zunehmend als Knotenpunkt des Güterverkehrs an Bedeutung. Es galt galt lange Zeit als unmoderner und wenig ansprechender Ort…
… In den siebziger Jahren hatten drei Männer die Idee, die zusehends verfallende Gegend um Camden Lock, die Schleuse des Regent’s Canal, in einen Kunsthandwerksmarkt umzuwandeln. In der ehemaligen Dingwall-Factory für Verpackungskisten entstanden 1973 die ersten Marktstände. Mehr und mehr Kunstschaffende und Kleingewerbetreibende schlossen sich an, aus den ehemaligen Bahnhofsgebäuden, Lagerhallen, Pferdeställen und Fabriken entstand ein bunter, überaus kreativer und sehenswerter, riesiger Basar. Davon fühlte sich besonders die alternative Szene Londons angezogen. Punks, Gothics und Skinheads entdeckten Camden Town für sich. Zudem wurde das Viertel einer der angesagtesten Gegenden für Live-Musik. Etliche Musik-Studios etablierten sich, auch der Sender MTV hat dort seine Räumlichkeiten. So manche Größen der Rock-, Blues- und Folk-Szene ebneten in Camden Town ihre Wege zum Ruhm – Pink Floyd, The Doors, Blur, und natürlich Amy Winehouse…
… Auch die Streetart feiert gar fröhliche Urständ‘ in diesem Viertel. Kaum ein Haus beiderseits der Camden High Street, das nicht phantasie- und farbenfroh bemalt und gestaltet ist. Da können olle Fototanten und Streetart-Liebhaberinnen wie ich durchaus in eine Art Rauschzustand geraten… 😉
… Demnächst geht es hier weiter mit meiner Tour durch Camden Town. Stay tuned!… 😉
……………………………………..
… Habt einen möglichst entspannten Arbeitstag, und kommt gut ins verlängerte Wochenende bzw. in den wohlverdienten Pfingsturlaub!…
… Ich machte einen kurzen Rundgang durch den schmucken Ortsteil Greenwich, an den ich mich überhaupt nicht mehr erinnern konnte bzw. nur mehr einige sehr rudimentäre Bruchstücke von nicht sonderlich gepflegten rötlichbraunen Backsteingebäuden im Gedächtnis hatte…
… King Charlie is always watching you… 😉
… Mein Weg führte mich entlang der vielen Gebäudekomplexe des Royal Naval College…
… Vorbei auch am wohl größten Buddelship der Welt beim National Maritime Museum – es misst stattliche 280 x 250 x 500 cm. Genannt wird das Kunstwerk Nelson’s Ship in a Bottle, geschaffen hat es der British-Nigerianischen Künstler Yinka Shonibare. Von 2010 bis 2012 zierte es den Trafalgar Square, bis es zum 75. Jubiläum des National Maritime Museum dauerhaft vor einen der Seitenflügel des riesigen Gebäudekomplexes gesetzt wurde. Nelson’s Ship in a Bottle soll die komplizierte Beziehung Afrikas mit den einstigen Kolonialmächten versinnbildlichen. Die Segel des originalgetreuen und maßstabsgerechten Nachbaus der „Victory“, Admiral Nelsons Flaggschiff, sind aus in Westafrika hergestellten Stoffen gefertigt. Die Skulptur steht zudem für das multikulturelle London, und natürlich auch für Lord Nelson und seine Mannschaft, deren Mitglieder aus zweiundzwanzig verschiedenen Nationen stammte…
… Dort oben, auf dem Hügel des weitläufigen Parks von Greenwich, war das nächste Ziel meiner Tour – The Royal Observatory mit dem Nullmeridian…
… Der Weg führte zunächst einer stattlichen Allee und dann einer dem Anschein nach ziemlich naturbelassenen blühenden Wildnis entlang…
… Zwei hübsche und gar nicht scheue Füchse huschten durch das Unterholz, balgten sich und beobachteten die vielen entzückten Passanten. Ich schoss ziemlich viele Fotos von den Beiden – keine Sorge, ich zeige hier nur zwei… 😉
… The Royal Observatory wurde 1675 von König Charles II. gegründet, der von Londons einstigem Stararchitekten Christopher Wren entworfene Bau auf den Fundamenten einer Burg errichtet. Es war bis zum Umzug nach Herstmonceux Castle im Jahr 1948 der Arbeitsplatz des Königlichen Hofastronomen. Weltberühmt ist die Sternwarte in Greenwich seit dem Jahr 1884, als man auf einer internationalen Konferenz daran ging, die Erde in 360 Längen- und Breitengrade zu unterteilen, um endlich einheitliche Koordinaten für das Navigieren und allgemein gültige Zeitzonen zu schaffen, und dabei beschloss, das Royal Observatory, genauer gesagt den Mittelpunkt des dortigen Teleskops, als Ausgangspunkt für den sogenannten Nullmeridian zu bestimmen…
… Der Nullmeridian wird im Innenhof der Sternwarte durch einen Messingstreifen markiert. Auch außerhalb der Mauer wird der Längengrad zum Glück angezeigt. So kann man sich mit einem Bein in der westlichen, mit dem anderen in der östlichen Hemisphäre unserer schönen Erde fotografieren lassen, ohne 20 Pfund Eintritt zahlen zu müssen – vor ca. 45 Jahren war der Zugang zum Royal Observatory noch kostenfrei, daran kann ich mich genau erinnern…
… Vom Museumshügel aus hat man einen großartigen Blick auf den Millenium Dome, die Hochhäuser der Canary Wharf und das Stadtzentrum Londons…
… Im Hintergrund Canary Wharf, davor das Royal Naval College, der große Mittelbau ist das Queen’s House, ein ehemaliges Lustschloss der britischen Herrscher:innen. Lange Zeit als Seemannsschule genutzt ist es nun Teil des National Maritime Museum…
… Ganz schön dreist am Betteln war dieses graue Eichhörnchen, das ich auf meinem Rückweg beobachtete. Ums Haar wäre es der Familie, die auf einer Parkbank picknickte, an die Wäsche gegangen…
… Langsam spazierte ich zurück zur Schiffsanlegestelle. Inzwischen war es später Nachmittag geworden. Kaum hatte ich mich an der Pier eingefunden, rauschte auch schon die nächste Fähre Richtung Westminster Bridge heran. Und kaum hatte das Schiff abgelegt, begann es zu regnen – perfektes Timing…
… Als ich eine geraume Weile später wieder in der Gray’s Inn Road angekommen war, nieselte es recht unangenehm. Und mich plagte ein großer Hunger. Im nahen Pub stärkte ich mich mit einem Steak and Ale Pie samt Stampfkartoffeln und Erbsen. Diese wuchtige Speise ist mir allerdings nicht gut bekommen, mich plagten ein tonnenschweres Völlegefühl und schlimmes Sodbrennen, mitten in der Nacht musste ich sie mir ein zweites Mal durch den Kopf gehen lassen. Danach waren zum Glück meine Beschwerden ausgestanden, und ich schlief tief und fest bis zum Morgen…
……………..
… Habt einen guten und möglichst stressfreien Tag, ihr Lieben!…
… Er ragt direkt neben der Bootsanlegestelle Greenwich in den Himmel – ca. 85 Meter lang, knappe 11 Meter breit, und beinahe 47 Meter hoch – der letzte noch existierende Teeklipper der Welt. Und seine schnittige Shilouette ist auf der Themse schon von weitem zu sehen…
… Erbaut wurde dieser edle und elegante Windjammer in Schottland, 1869 lief er vom Stapel. Das Design war voll und ganz darauf angelegt, die höchst mögliche Geschwindigkeit von gut 17 Knoten zu erzielen – ein langer, schmaler Rumpf, der messerscharfe Bug, die Masten gigantisch, wie auch die einstige Segelfläche. Alljährlich lieferten sich im Frühjahr die Teeklipper auf der Fahrt von China nach London die erbittertsten Wettrennen. Dem Sieger winkte nicht nur die größte Anerkennung, der Tee, den er geladen hatte, erzielte auch die besten Preise. Denn in der viktorianischen Gesellschaft galt es als höchst schick, den frischesten Tee zu trinken…
… So hat die Cutty Sark einst ausgesehen, als sie die Ozeane durchpflügte:…
(picture alliance / Design Pics / Hilary Jane Morgan)
… John Willis, der erste Eigentümer des stolzen Schiffes, ließ sich bei der Namensgebung von einer Ballade des schottischen Nationaldichters Robert Burns inspirieren: Ein Mann namens Tam O’Shanter geriet eines Nachts nicht mehr ganz nüchtern in einen Hexenzirkel. Die schöne Hexe Nannie, gekleidet in ein gewagt kurzes Hemdchen – altschottisch Cutty Sark – jagte ihm wütend nach. Es gelang ihm, mit Müh und Not zu entkommen, Nannie konnte lediglich seinem Pferd den Schweif ausreißen (das arme Ross!)…
… Die Cutty Sark hatte nie eines der großen Wettrennen der Teeklipper für sich entscheiden können. Als nach der Eröffnung des Suez-Kanals im Jahr 1869 nach und nach Dampfschiffe die Teetransporte übernahmen, und die Zeit der riesigen Windjammer sich dem Ende neigte, wurde sie umgerüstet und für Wolltransporte rund um Kap Hoorn eingesetzt. Als Kapitän Richard Woodget (geb. 21.11.1845 als Sohn eines südenglischen Bauern, gest. 06.03.1928) das Kommando inne hatte, war sie das schnellste Segelschiff ihrer Größe, stellte etliche Rekorde auf und schlug 1885 in einem spannenden Wettstreit ihre alte Rivalin Thermopylae. Nach ihrer gut zehnjährigen Glanzzeit unter Woodget wurde sie an eine portugiesische Reederei verkauft und verfiel zusehends…
… Ein pensionierter Seemann erkannte 1922 die von ihm bereits als Schiffsjunge hoch geschätzte Cutty Sark, als sie nach einem Sturm ramponiert und in Ferreira umbenannt in den Hafen von Falmouth einlief. Er kaufte sie für 3.750 Pfund und ließ sie mit Unterstützung seiner Gemahlin wieder in den Originalzustand versetzen. Der einstige berühmte Teeklipper diente danach bis 1938 als Ausbildungsschiff. 1957 wurde er auf seiner endgültig letzten Reise nach Greenwich ins Trockendock überführt und ist seither ein Museumsschiff…
… 1980 habe ich während meiner allerersten London-Reise die Cutty Sark besucht und war von ihrer Größe und Eleganz und magischen Ausstrahlung schier verzaubert. Damals befand sich im Inneren noch eine sehenswerte Ausstellung von Gallionsfiguren…
… Im Jahr 2006 wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Am 21. Mai 2007 kam es zu einem Brand, vermutlich durch einen defekten Staubsauger ausgelöst. Der Schiffsrumpf wurde großenteils ein Raub der Flammen. Zum Glück war das meiste der Ausrüstung – Masten, Steuerrad, Verzierungen, das kostbare Teakholz für die Verkleidungen – ausgelagert worden. Die Cutty Sark konnte wieder völlig rekonstruiert werden. 2012 wurde das neue Schiffsmuseum durch Queen Elisabeth und Prinz Philip eröffnet. 2014 brach ein weiterer Brand an Deck aus, der aber dem Universum sei Dank keine größeren Schäden verursachte…
… Auf diesen Besuch der Cutty Sark in Greenwich vierundvierzig Jahre nach meiner ersten Besichtigung hatte ich mich so sehr gefreut. Leider musste ich auf einen Rundgang an Deck verzichten. Große Teile des Cutty-Sark-Museums sind zwar behindertengerecht gestaltet, aber mich an Bord des Schiffes zu bewegen, unterließ ich dann doch wohlweislich. Vielleicht hole ich das bei meiner nächsten Visite nach… 😉
… Auch an einem noch so penibel behüteten Schiff gibt es immer etwas zu reparieren…
… Nicht nur am Schiffsrumpf, sondern auch an der Takelage muss nachgebessert werden. Die Jungs, die da in schwindelerregender Höhen zugange waren, habe ich sehr bewundert. Und auch ein bisschen beneidet…
… Auch ein oller Seebär schaut den Jungs bei ihrem Tanz in den Takelagen zu…
… Es hat schon eine geraume Weile gedauert, bis ich mich endlich vom Zauber der Cutty Sark lösen konnte, um meine Wanderung in Greenwich fortzusetzen…
… Während die Themse-Fähre noch auf Fahrgäste wartete, überzog sich der frühmorgens so klare, tiefblaue Himmel zusehends. Von Osten her wurde es wolkig und dunstig. Schade, aber wenigstens würde es bis in die Abendstunden nicht regnen – so hatte es zumindest die BBC-Wettervorhersage angekündigt…
… Endlich legten wir ab und nahmen Kurs auf Greenwich…
… St. Paul’s Cathedral, als wir die Millenium Bridge passierten, die von den Londonern auch scherzhaft Wobbly Bridge (Wackelbrücke) genannt wird. Der Baubeginn war im Juli 1998, am 10. Juni 2000 wurde sie eröffnet – und zwei Tage später musste sie aufgrund heftiger und unkontrollierter Schwankungen bereits wieder für den Publikumsverkehr geschlossen werden. Umfangreiche Tests ergaben, dass die Passanten durch ihr unbewusstes Gehverhalten die Eigenfrequenz der Brücke bei Querschwingungen verstärken würden. In den folgenden zwei Jahren wurde ein spezielles Dämpfungssystem installiert. Man kann jetzt so gut wie völlig „beschwerdefrei“ die Themse überqueren, der Spitzname allerdings blieb dem Bauwerk erhalten…
… Der Londoner Hafen erstreckte sich in früheren Zeiten von der Themsemündung bis in die Innenstadt. Mit der Erfindung und dem Bau großer Containerschiffe nahm die Bedeutung der flussaufwärts gelegenen Hafenbecken ab den sechziger Jahren stetig ab, der Güterverkehr zog sich mehr und mehr in die mündungsnahen Gebiete des Flusses zurück, nach Purfleet, Thurrock und Tilburry, Greenwich, Silverton, Barking, Dagenham und Erith. Die weitläufigen Speicheranlagen, Warenhäuser und Werften in London wurden aufgegeben und verfielen über lange Jahre. Dann setzte eine Trendwende ein, man wandelte die alten Gemäuer in exklusive Hotels und Wohnanlagen um. Mittlerweile ist es „mega in“, am Flussufer zu residieren, Apartements und größere Wohneinheiten werden für geradezu horrende Preise feilgeboten…
… Auf dem ehemals als zwielichtig, dubios und schäbig verschrienen, am Südufer der Themse liegenden Stadtteil Southwark entstanden teilweise futuristisch anmutende, architektonisch wagemutige Neubauten, so auch der mit ca. 11.000 Scheiben komplett verglaste, 310 Meter messende The Shard (die Glasscherbe), ein faszinierendes Bauwerk, das bis 2020 der höchste Wolkenkratzer der EU war. – Eigentlich hatte ich ja geplant, dort auf die Aussichtsplattform zu fahren, doch unser Bootsführer riet davon ab, seiner Meinung nach wären die 35 Pfund Eintritt völlig überteuert, den besten und weitaus günstigeren Ausblick auf London hätte man vom Skygarden des „Walkie Talkie“ genannten Wolkenkratzer 20 Fenchurch Street aus…
… Genau gegenüber befindet sich The Tower of London, eine der berühmtesten Festungen der Welt, errichtet im Jahr 1086 von William The Conquerer. Im Laufe der Zeit diente er als Waffenkammer, Zoo, Schatzkammer, Gefängnis und Königspalast. Lange Zeit war der Tower bei den Engländern höchst unbeliebt, er galt als Symbol der Unterdrückung. Zahlreiche Enthauptungen fanden dort statt, Menschen, die in Ungnade fielen, wurden oft lebenslang eingekerkert…
… Viele Legenden wurden dereinst um den Tower gesponnen. Die bekannteste ist jene, dass England dem Untergang geweiht sei, sobald die sechs Raben, die in der Festung ihr Zuhause haben, diese verlassen würden. Deshalb befinden sich nach wie vor mindestens sechs pechschwarze Raben auf dem Gelände des Towers, die von den pittoresken Wachen, Beefeaters genannt, sorgsam gehegt und gepflegt werden..
… Die hochragenden modernen Türme der City of London. Links im Bild das oben erwähnte „Walkie Talkie“…
Die Tower Bridge wurde von 1886 bis 1894 errichtet, und sie ist laut Auskunft des Bootsführers mit Abstand das am meisten fotografierte Objekt in London. Ihre Länge misst 244 Meter, die beiden Brückentürme sind 65 Meter hoch, die Fahrbahn befindet sich neun Meter über der Themse, die beiden Fußgängerstege 43 Meter. Die Tower Bridge wurde als Klappbrücke konstruiert, die sogenannten Baskülen sind nach wie vor in Betrieb, sie werden durch ein hydraulisches System bewegt, das lange Zeit mit Wasserdruck und mittels zweier Kolbendruck-Dampfmaschinen betrieben wurde…
… Viele interessante Gebäude passierten wir im Laufe der etwa eine dreiviertel Stunde dauernden Fahrt von der Westminster Bridge nach Greenwich, sie alle zu erwähnen, würde den Rahmen meines Blogs sprengen. Der Bootsführer war ein guter Erzähler und Erklärer, er servierte uns eine Vielzahl Geschichten und Anekdoten. Unter anderem wusste er auch sehr gut Bescheid, welcher Promi wo am Themseufer wohnt bzw. dort gelebt hat. Cher zum Beispiel, die hatte sich in einem der umgebauten Werftgebäuden ein schickes Loft gekauft, dieses aber nach knapp zwei Jahren wieder abgestoßen, weil ihr permanent unzählige Fans auflauerten, wenn sie dort zu weilen pflegte…
… In dem schicken Haus mit der orangegelben Plastikfigur soll übrigens Michael Gambon wohnen, der Darsteller von Professor Albus Dumbledore in den Teilen drei bis sechs der Harry Potter Verfilmungen…
… Auf dem ehemaligen Gelände der Canary Wharf, so genannt, weil früher in dem einstigen Komplex aus Lagerhäusern der Handel mit den kanarischen Inseln abgewickelt wurde, ist nach einer langen Zeit des Niedergangs und der Verwahrlosung in den letzten Jahrzehnten ein von Hochhäusern geprägtes Wirtschaftszentrum entstanden, das der City of London allmählich ernsthafte Konkurrenz macht. Viele namhafte Unternehmen haben sich hier niedergelassen – Credit Suisse, Citigroup, Morgan Stanley, Bank of America, Texaco, um nur einige zu nennen. Auch große Medienkonzerne sind mittlerweile hier zu finden, und nicht mehr in der Fleet Street. Auch Canary Wharf zählt zu den teuersten und exklusivsten Gegenden Londons…
… Die Fähre folgte einer Flußbiegung – und dann war das Ziel erreicht: Greenwich, das einstige Zentrum der britischen Marine…
This function has been disabled for Marthas Momente-Sammlung.