… Während meines Urlaubs im Mai bin ich an diesem Örtchen lediglich vorbei gefahren, zu anstrengend war jener Tag gewesen. Aber ich hatte mir damals fest vorgenommen, den Rundgang durch das Dorf der Spitzenstickerei und farbenprächtigen Häuser nachzuholen. So machte ich mich heute morgen nach einem gehaltvollen Frühstück via Vaporetto Linie 14 auf den Weg…
… Jene Legende, die besagt, dass die Gestaltung Buranos darauf zurück zu führen sei, einem Postboten die Arbeit zu erleichtern, der sehr gerne sehr tief ins Glas zu schauen pflegte, und ständig beim Austragen der Briefe die ungezählten Mitglieder von lediglich fünf Fischerfamilien, die allesamt untereinander mindestens genau so häufig verschwägert und verbandelt waren wie so manches europäische Herrscherhaus, durcheinander brachte, habe ich vor einigen Monaten ja schon erzählt. Ob sie wahr ist oder nicht, sei dahingestellt. Die Häuser Buranos sind in jedem Falle ein Augenschmaus, auch wenn man nicht mit der Kamera unterwegs ist…
… Der Campanile der Ortskirche kann es übrigens, was die waghalsige Schräglage anbelangt, ohne weiteres mit dem berühmten Schiefen Turm von Pisa aufnehmen… 😉
… einer der berühmtesten Brücken der Welt ist jetzt fertig renoviert, und nun habe ich sie endlich, endlich einmal fotografieren können, die Ponte Rialto…
… Dort musste ich das Vaporetto der Linie 1 verlassen, um zu dem kleinen Hotel zu gelangen, in welchem ich ein Zimmerchen gebucht hatte. Zuerst ging es eine sehr enge und auch etwas düstere Gasse entlang, doch dann wichen die finsteren Häuserfronten zurück und gaben den Blick frei auf einen kleinen Kanal, ein zierliches Brückchen, und den Platz mit der Chiesa Alla Fava und der gleichnamigen Herberge rechterhand…
… Mein Zimmer ist winzig, kleiner noch als eine Klosterzelle, und das Badezimmer liegt einige Meter entfernt. Aber ich brauche auch nicht mehr als ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen. Kaum fünf Minuten zu Fuß bis zur Rialto-Brücke und Canale Grande, und knapp zehn Minuten zum Markusplatz, und das zu einem höchst günstigen Preis für die Übernachtung inklusive Frühstück, sowie sehr freundliche und zuvorkommende Leute, die mich in meinem Vorhaben, so viel Italienisch als möglich zu sprechen, gutmütig unterstützen – da kann man wirklich nicht meckern. Zudem ist das Hotelchen sehr ansprechend eingerichtet…
… über die Alpen gedüst, um ein paar Tage in La Serenissima zu verbringen…
… Die letzte Zeit hatte ich mich ein wenig rar gemacht. Grund waren ein neuer Schlepptop, dem alten und seit sechs Jahre sehr geliebten Teil geht langsam aber sicher die Puste aus, und Windoof 10. Von letzterem bin ich so gar nicht begeistert, ich vermisse das gewohnte Win 8, mit dem ich von Anfang an hervorragend zurecht gekommen bin, und hab diesem schon etliche Tränen nachgeweint. Der neue Schleppi hat mich bis jetzt auch nicht recht überzeugen können, obwohl ich mich vor dem Kauf gewissenhaft bei Tante Goo.gle und einigen Computermagazinen informiert hatte…
… Meine Reise hatte keinen optimalen Start, der Bus vom Hauptbahnhof zum Flughafen fuhr mir vor der Nase davon, das heisst, der Chauffeur sah gelangweilt zu, wie ich auf ihn zu „sprintete“, freundlich lächelte und winkte, und als ich dann an der Türe war, verschloss er diese, legte den Gang ein und fuhr davon. Guter Service sieht anders aus. Ich hatte ja lediglich einen kleinen Handkoffer und den Rucksack dabei, er hätte nicht einmal aufstehen müssen, um mir zu helfen. Zuerst war ich fassungslos, und dann sehr wütend, und die Ausdrücke, die ich dem Kerl hinterher rief, möchte ich hier lieber nicht wiederholen…
… Ein Taxifahrer tröstete mich: „Aber gehn’S, in a Viertelstund‘ fahrt scho da nächste Flughafenbus.“ Yepp – und der blieb dann in Schwabing prompt im Stau stecken. Ich sah den Transavia-Flieger bereits ohne mich abheben. Zum Glück kamen wir auf der Autobahn dann sehr zügig voran, so dass ich eine gute Stunde vor dem Start am Schalter war, eingecheckt hatte ich bereits online tags zuvor. Der Sicherheitscheck nahm dann noch ein geraumes Weilchen in Anspruch, da wegen des künstlichen Hüftgelenks natürlich die Scanner laut Alarm schlugen. Man filzte mich – wie schon beim letzten Mal – höchst gründlich, ich musste sogar die Schuhe ausziehen und meinen Rucksack auspacken und jedes Teil einzeln aufs „Röntgen-Band“ legen…
… Aber als sich die kleine Transavia-Maschine dann in den bewölkten Münchner Himmel hob und gen Süden steuerte, war alles Ungemach ganz schnell vergessen…
… Jetzt hoffe ich, dass ich die Bilder vom Alpenflug finde, und vor allem hier hochladen kann… 😉
… Um halb Neun war ich bereits mit dem Frühstücken und Auschecken fertig, und hatte mir ein Taxi rufen lassen. Die Einwohner/innen von Lido di Venezia sind nicht unbedingt als wohlgesinnt und hilfsbereit zu bezeichnen, wenn man sich frühmorgens während des Berufsverkehrs mit einem großen Koffer in einen Linienbus zwängen will. Ich nahm ein Vaporetto Richtung Bahnhof, dort gab ich mein Gepäck vorübergehend zur Aufbewahrung, dann ließ ich mich von der Linie 1 ein letztes Mal durch den Canale Grande bugsieren…
Die Fischhalle des Marktes an der Rialto-Brücke
Eine Gondel-Fähre
… Es war Montag, und ungewöhnlich wenig Touristen schienen sich in der Lagunenstadt zu befinden, so bot sich ein Bummel über den Markusplatz regelrecht an. Zuvor aber ließ ich mich per Lift hoch auf den Campanile befördern – der Zufall wollte es, dass ich genau dann dort oben ankam, als die Glocken schlugen…
… Ich schlenderte umher und genoss trotz zunehmend sich eintrübenden Wetters den schönen Blick auf La Serenissima…
… Solche sogenannte Miniatur-Effekte kann die Neue auch – allerdings muss ich mich da noch ein bisserl eingehender mit den nicht ganz unkomplizierten Einstellungen vertraut machen:…
… Nachdem ich wieder unten angekommen war, vergönnte ich mir ein besonderes Vergnügen, einen Besuch im legendären und exklusiven Caffé Lavena am Markusplatz. Gegründet wurde dieses noble Etablissement im Jahr 1750, und berühmte Persönlichkeiten wie Richard Wagner, Franz Liszt, Arthur Rubinstein, Mstislaw Leopoldowitsch Rostopovich und Alberto Moravia zählten zu den Stammgästen…
… Über die völlig überteuerten Preise des Lavena erzählt man sich ja die ungeheuerlichsten Schauergeschichten, dass zum Beispiel ein Espresso auf der Freischankfläche acht Euro, ein Aperol Sprizz fünfzehn Euro kosten würden. Jenes nette Münchner Ehepaar, das ich auf Lido di Venezia in meiner kleinen Trattoria kennen lernen durfte, hatte mir allerdings verraten, wie man auch an einem solchen Ort sehr günstig Speis und Trank genießen kann: In Italien gibt es den Unterschied zwischen „Al Banco“ – im Stehen am Tresen – und „Al Tavola“ – am Tisch. Und dieser Unterschied kann preislich ganz erheblich sein. So genoss ich meinen wunderbaren Aperol Sprizz – es sei der beste in Venedig, wurde mir gesagt – für grade mal 3,40 Euronen. Es dauerte nicht lange, und es gesellten sich etliche Gäste zu mir, zumeist Einheimische. Und da zauberte der sehr geschickte und elegante Barista kleine Schälchen mit Nüssen, Kartoffelchips, saueren Gürkchen und Kapern, und knusprigen Knabbergebäck auf den Tresen. Draußen spielte unter einem Baldachin ein sehr virtuoses Quartett, und ich lauschte, schaute, trank, knusperte vor mich hin, und fühlte mich wieder einmal so richtig schön glücklich und zufrieden…
… Ich drehte noch eine kurze Runde über den Markusplatz, beobachtete die rasant über die Köpfe der Passanten hinweg gleitenden Möwen, sowie meine Mitmenschen, dann machte ich mich langsam auf den Weg, um meinen Koffer abzuholen und nach Tronchetto zu fahren, wo der Reisebus Richtung München bereit stehen würde…
… Ich blieb bis Mittag in Malamocco, und fuhr dann mit dem Bus Richtung Hotel zurück. Inzwischen war es glühend heiß, es mochte an die dreißig Grad haben, und wohl meiner doch recht intensiven und kraftraubenden Erkundungen während meines Aufenthalts in Venedig wegen setzte mir die Hitze sehr zu. Ich begab mich auf’s Zimmerchen, um ein wenig zu ruhen…
… Gegen drei Uhr nachmittags erwachte ich aus tiefem, tiefem Schlaf. Mir kam in den Sinn, dass ich bislang noch keine der am ersten Urlaubstag erstandenen Ansichtskarten beschriftet und gen Heimat geschickt hatte. So kramte ich nach dem kleinen Adressbüchlein, setzte mich hin und schrieb Grüße an mir lieb gewordene Menschen…
… Laut Auskunft des Hoteliers war der nächste Briefkasten nur etwa zweihundert Meter entfernt. Zum Glück nahm ich die Kamera mit, denn nachdem ich die Postkarten eingeworfen hatte, befand ich mich unversehens auf einem langen und ausgedehnten Bummel durch Lido di Venezia. Ein letztes Mal ließ ich mich vom Glanz der schmalen Kanäle, den malerischen Villen, den riesigen Kreuzfahrtschiffen auf ihrem Weg durch den Bacino di San Marco Richtung Mittelmeer verzaubern…
Dieser Turm ist das weithin sichtbare „Wahrzeichen“ von Lido di Venezia
… An der großen Vaporetto- und Linienbus-Haltestelle Riviera Santa Maria Elisabetta zeigten Feuerwehr, das italienische Technische Hilfswerk und das Rote Kreuz vor bunten Buden und Infoständen ihr fachmännisches Können…
… „Will denn jetzt wirklich keiner zusehen, wie schön ich Mund-zu-Mund-Beatmung machen kann?“…
… Irgendwann am frühen Abend, ich hatte mich eigentlich schon müde gelaufen, stieß ich auf das faszinierende Ausonia & Hungaria Hotel. Jugendstil vom Feinsten – von der Form angefangen, es symbolisiert eine an den Strand gleitende Welle, bis hin zu den üppigen Gemälden und Friesen der Fassade…
… Wieder einmal ziemlich erschöpft aber sehr glücklich kehrte ich zum Hotel zurück – nicht ohne vorher ein letztes Mal den venezianischen Sonnenuntergang auf mich wirken zu lassen…
… Mein letzter Urlaubstag in La Serenissima brach an, mit wolkenlosem Himmel, einer gleißend strahlenden Sonne, und bereits am frühen Morgen stattlichen, Schweiß treibenden Temperaturen. Nach dem Frühstück beschloß ich, heute, am Sonntag, dem historischen Zentrum Venedigs fern zu bleiben, bereits am voran gegangenen Tag hatte ich mich inmitten der wahren Flut von Touristen nicht sonderlich wohl gefühlt…
… Hatte ich schon erwähnt, dass das kleine und sehr freundliche Hotel Sorriso in unmittelbarer Nähe eines Reitstalls liegt? Während ich gemächlich zur Bushaltestelle bummelte, machte ich einen kurzen Schlenker auf die andere Straßenseite, um eine Reiterin abzulichten, die mit ihrem Pferd sehr gekonnt Dressurübungen vollführte…
… Nachdem ich ein Weilchen zugesehen hatte, ließ ich mich vom Bus nach Malamocco bringen. Dieses heute recht beschauliche, ja, etwas verschlafen anmutende Örtchen war in lange zurück liegenden Zeiten eine der ersten großen Ansiedlungen in der venezianischen Lagune, vibrierend vor Wohlstand, Prunk, Gelehrsamkeit und Handel. Bereits die Phönizier hatten dort mittels lang gezogener und hoch aufragender Mauerwerke und Schleusentore ein Bollwerk gegen Sturmfluten errichtet, einige Überbleibsel der einstigen, einer Festung ähnlichen Anlage kann man heute noch besichtigen. Im 12. Jahrhundert zerstörten ein Seebeben und eine dadurch ausgelöste Feuersbrunst die Stadt Malamocco beinahe vollkommen…
… Es tat ungemein wohl, nach etlichen Tagen bunten, lebhaften, anstrengenden Lebens inmitten Venedigs durch die stillen Gässchen zu schlendern, und dem leisen, verhaltenen Zauber des Dorfes nachzuspüren. Das Tor der Kirche Santa Maria Assunta stand weit offen, der Dorfpfarrer hielt die Messe und ich verharrte gebannt, seiner selten schönen Singstimme lauschend…
Die Isola delle Rose im Morgenlicht
… Er wartet auf seine Spezln, und einen kleinen Plausch mit ihnen…
… Und dann sind die Freunde auch schon da – sag‘ einer ja nicht, Männer würden niemals ratschen… 😉
… Sonntägliches Training für die große Regatta Storico – ich habe übrigens bereits ein Hotelzimmerchen in Venedig reserviert, um diesem Event, neben dem Carneval wohl der wichtigste und prachtvollste der Lagunenstadt, beiwohnen zu können…
… Bereits im 5. und 6. Jahrhundert gab es Juden im Raum der venezianischen Lagune. Sie waren allerdings lediglich als Händler und Kreditgeber willkommen und durften sich nur auf dem Festland ansiedeln, auf den Inseln hat man sie als Bewohner/innen nicht geduldet. Im Mittelalter setzte aufgrund der Inquisition und der Vertreibung der letzten Juden aus Spanien ein vermehrter Zustrom jüdischer Flüchtlinge ein. 1516 wurde ihnen durch die venezianische Republik die Insel Gheto, was so viel wie Metallguss bedeutet, im Stadtbezirk Cannaregio als Wohngebiet zugewiesen…
… Die Juden, ungefähr 5.500 an der Zahl, wohnten bis 1797 unter sehr beengten Verhältnissen, isoliert und abgeschottet auf ihrem ca. 1 Hektar großen Eiland, getrennt von der restlichen Bevölkerung Venedigs. Doch sie genossen gleichzeitig auch den Schutz der Republik. Sie wurden zwar wie überall in Europa sehr hoch besteuert, brauchten aber keine Repressalien bzw. die Inquisition zu fürchten. Gewalttätige Übergriffe auf sie wurden hart bestraft. Die Venezianer beteiligten sich auch nicht an Progromen. Im Jahr 1797 eroberte Napoleon La Serenissima. Er hob die Kasernierung der Juden auf und ließ die Tore zum Ghetto verbrennen. Eine rechtliche Gleichstellung erfolgte jedoch erst im Jahr 1848…
… Ab 1943 wurden die meisten der noch im Ghetto lebenden Juden von den deutschen Besetzern deportiert und größtenteils ermordet. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrten Überlebende der Konzentrationslager zurück. Heute gibt es wieder eine kleine, rund 500 Bewohner/innen zählende jüdische Gemeinde in Venedig. Sie steht rund um die Uhr unter intensiver Polizeibewachung. Auf dem Campo Ghetto Nuovo hat man eigens für sie ein kleines Wachhäuschen errichtet…
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… Von San Michele aus fuhr ich mit dem Wasserbus zur Haltestelle Ferrovia – dem Bahnhof – um zunächst den Rio di Cannaregio entlang zu schlendern…
… Im Ghetto…
… Es war Sabbat, und durch die schmalen Gassen und Kanäle wogte sanft und sehr anrührend der andächtige, schwermütige, melodische Gesang aus den Synagogen…
… Gedenktafel für die von den Nazis im Zweiten Weltkrieg verschleppten und ermordeten jüdischen Bewohner/innen des Ghettos:…
… Mauern und Stacheldraht – als Mahnmal an die Greueltaten des Holocaust…
… Ob jüdischen, christlichen, muslimischen oder anderen oder gar keines Glaubens – Kinderspiele gleichen sich auf der ganzen Welt – und so oft sind die Kinder um so vieles klüger als wir sogenannte „Erwachsene“…
… Sehr nachdenklich gestimmt fuhr ich Richtung Lido. Nachdem ich mich ein wenig frisch gemacht und einen Happen gegessen hatte, beschloss ich, noch ein bisschen am Strand spazieren zu gehen. Ich wollte mir so gerne ansehen, wie der Vollmond sich über jener hauchfeinen Linie erhebt, an der Himmel und Wasser aufeinander treffen…
… Und plötzlich war er da – völlig unbemerkt hatte er sich über den feinen Dunstschleier an der Kimm geschoben…
… Auf der ca. 17,6 Hektar großen, beinahe rechteckigen Insel gibt es elf (lebende) Bewohner (menschliche), und Zigtausende Tote, denn auf San Michele befindet sich Venedigs Friedhof. Vom Kloster der Kalmadulenser, welches im 13. Jahrhundert gegründet worden ist, sind noch der Kreuzgang, die sechseckige Capella Emiliani sowie die Renaissance-Kirche San Michele in Isola erhalten…
… Nach der Säkularisierung des Klosters und einem auch für Venedig verbindlichen Edikt aus dem Jahr 1804, das die Bestattung von Toten in unmittelbarer Nähe von Kirchen untersagte, verband man durch Aufschüttungen San Michele mit der kleineren Insel San Cristoforo, und schuf dadurch die heutige Form sowie den durch Zypressen und einer Mauer umgebenen Friedhof. Mittlerweile herrscht auf dem Areal ein enormer Platzmangel, viele der Verstorbenen werden nach Ablauf von fünf Jahren exhumiert und in sogenannten Etagengräber verlegt. 1998 beauftragte man den Stararchitekten David Chipperfield mit der Erweiterung des Gottesackers um gut 60.000 qm. Die Bauarbeiten sind nach wie vor im Gange…
… Zwölfter lebender Bewohner von San Michele ist dieser stattliche Raubvogel, ich nehme an, er wird eingesetzt, um Nager wie Mäuse, Ratten, sowie anderes Ungetier auf der Insel zu dezimieren…
… Die Liste berühmter Persönlichkeiten, die auf Venedigs Friedhofsinsel ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, ist lang und höchst beeindruckend. Ich machte mir allerdings nicht die Mühe, nach ihren Gräbern zu forschen, sondern ließ mich einfach durch das riesige Areal treiben, mal hier mal da schauend und staunend…
Ein Etagengrab
… Was mich bei meinem Rundgang ein wenig skurril, ja, befremdend anmutete war, dass ein großer Teil der Gräber mit Kunstblumen geschmückt waren, die häufig bereits sehr verblichen waren. Dies erzeugte eine seltsam anmutende, morbide Stimmung…
… Schön still und friedlich war es, ich genoss lange Zeit die Ruhe und den vielstimmigen Vogelgesang. Dann machte ich mich auf dem Weg zurück nach La Serenissima, um mir noch einen ganz besonderen kleinen Stadtteil anzusehen…
… Burano liegt gut fünf Kilometer nordöstlich von Venedig. In früheren Tagen lebten die Bewohner/innen dieser Insel bzw. des durch Brücken miteinander verbundenen Inselarchipels vom Fischfang und der Spitzenstickerei, die seit ca. 1870 dank der Handarbeitsschule Scuola di Merletti, in der sich heute ein Museum befindet, und des aufkommenden Tourismus eine neue Blütezeit erlebt…
… Schon aus einiger Distanz kann man eines der Wahrzeichen Buranos gut erkennen: Den ziemlich schief stehenden Campanile der Kirche San Martino. In und um Venedig gibt es übrigens so einige Türme mit augenfälliger Schräglage, die jener des berühmtesten aller schiefen Bauwerke in Pisa in nichts nachstehen…
… Wohl am berühmtesten ist Burano allerdings für seine schön farbigen Häuser. Darüber gibt es mehrere Anekdoten, die geläufigste ist jene vom Briefträger, der gerne einen über den Durst zu trinken pflegte, und, da es auf der Insel sehr viele Abkömmlinge von lediglich fünf Familien gab, regelmäßig die Post in die falschen Häuser trug. Da der Postillon eigentlich ein recht liebenswerter Bursche war, den man nicht vergraulen wollte, kam man nach intensiver Beratung zu des Rätsels Lösung, den verschiedenfarbigen Häusern…
… Ich gesteh’s, dass ich in Burano nicht von Bord ging, mir taten die Füße weh, und ich war von den Exkursionen der voran gegangenen Tage recht ausgepowert. So bewunderte ich das munter bunte Örtchen von Bord des großen Vaporettos aus…
… Manchmal schien es, als würden sich der ungezählten flachen Inselchen wegen die Segler über Land bewegen…
… Wen wundert’s, dass in und um Venedig Wassersport in sämtlichen Variationen groß geschrieben wird…
… Die venezianische Variante eines Krankenwagens…
… Ein Vaporetto der Linie 5.2 brachte mich auf der Nordroute zurück nach Lido di Venezia. Meine Nachbarn im Heck des Wasserbusses war ein attraktives und nettes Münchner Pärchen mittleren Alters. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Beiden dann völlig überraschend in „meiner“ kleinen Trattoria traf, als ich dort einkehrte, um mich mit einem Ombra und mehreren Cichetti zu stärken. Im Handumdrehen waren wir in ein angeregtes Gespräch vertieft. Meine neuen Bekannten gaben mir eine Menge nützlicher und interessanter Tipps, die ich mit Sicherheit bei meinem nächsten Aufenthalt in La Serenissima in die Tat umsetzen werde…
… Danach war meine Müdigkeit wie weggeblasen, als ich beschwingt Abschied genommen hatte, und die vielversprechende Abendröte über der Lagunenstadt sah, stieg ich in den Bus Richtung Vaporetta-Station, erklomm ein Boot der Linie 1, und erlebte an Bord einen unglaublich schönen Sonnenuntergang…
… Da nicht so klar ersichtlich war, wie nun im Museo Del Vetro die Führungslinie eigentlich verläuft, landete ich nach Besichtigung des Innenhofs als erstes in der Ausstellung eines zeitgenössischen Glaskünstlers – Name habe ich mir dummerweise nicht notiert – die als krönender Abschluss des Rundgangs gedacht gewesen war. – Na ja, es gibt viel Schlimmeres, und ich hatte meine helle Freude an den oft recht skurrilen und hintersinnigen Objekten, die in jenem Raum präsentiert wurden…
… Dann jedoch, nach einem sehr interessanten Film über die mannigfaltigen Variationen der Glasherstellung und -kunst, der in einem kleinen Saal im Erdgeschoss präsentiert wurde, fiel bei mir der Groschen und von da an verlief mein Museumsbesuch in der chronologischen Reihenfolge…
… Schlicht, elegant, funktionell – diese Objekte, die der Kreativität eines zeitgenössischen Gestalters entsprungen zu sein scheinen, sind in Wahrheit ca. 2.000 Jahre alt. Man hat sie bei Ausgrabungen römischer Siedlungen gefunden…
… Glaskunst des Barock und Rokoko…
Details eines höchst
opulent und phantasievoll
gestalteten Tafelaufsatz (Hochbarock)
Barocke Hinterglasmalerei
… Objekte modernen Glasdesigns aus den Jahren 1930 bis 1970…
… Eine kleine Auswahl der berühmt-berüchtigten Murano-Glasperlen – wir erinnern uns, die wurden so gerne in jenen früheren Zeiten der großen Entdecker als Tauschmittel benutzt, wenn es darum ging, angeblich dummen Wilden große und wertvolle Schätze abzuluchsen…
… Als ich nach einer geraumen Weile den Palazzo Giustinian wieder verließ, war die schlimmste Mittagshitze vorüber – inzwischen strahlte die Sonne ungehemmt von einem wolkenlosen Himmel, und es war gefühlt an die dreißig Grad heiß. Ich bummelte ein wenig schaufensterlnd entlang des Canale P. Lungo, erstand in einem Glasatelier ein apartes, handgefertigtes Mitbringsel für meine Mutter, und machte mich dann guten Mutes auf den Weg nach Burano. Allerdings gelangte ich auf Umwegen dorthin, da ich vor lauter Lasst’s-mich-auch-noch-mit an der Vaporetto-Haltestelle den falschen Wasserbus geentert hatte, der mich ganz flott und ohne Zwischenstop zurück zur Fondamente Nove beförderte…
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