Ein Drabble – Kurz-Kurz-Kurzgeschichte mit genau 100 Worten:
… Sweatshirt, Freizeithose, Socken und sportlich aussehenden Schuhe dieses Menschen wurden von farbigen Billiglohn-Arbeiterinnen in Afrika, Pakistan, Indien und Bangladesh zusammengenäht und-geklebt. Den Schreibtisch aus asiatischem Billigholz hat er in einem schwedischen Möbelhaus erstanden. Er fährt den in einem taiwanesischen Unternehmen gefertigten PC hoch. Nachdem er sich mit der Familie ausgetauscht hat, ob sie am Abend Döner, Pizza, Thai Curry oder doch lieber Burger von McDoof essen wollen, geht er daran, mithilfe des im kalifornischen Silicon Valley auch von queeren, schwerbehinderten, farbigen und weiblichen Fachkräften entwickelten Betriebssystems seine dümmlichen, homophoben, rassistisch und frauenfeindlich angehauchten Kommentare in die Tasten zu hauen…
… habe ich jetzt doch glatt eine Weile lang übersehen:…
… Seit meinem allerersten Beitrag Anfang September 2008 wurde mein kleiner Blog jetzt über eine Million mal angeklickt. Wer hätte das gedacht – ich am allerwenigsten. Denn als ich damals hier mit einer Kurzgeschichte startete, war ich felsenfest davon überzeugt, spätestens nach einem halben Jahr wieder das Handtuch zu werfen…
… Das ist jetzt nach einer ganz üblen Geschichte, die mir vor einigen Tagen widerfahren ist, und von der ich euch demnächst erzählen werde, ein wohltuender Stimmungsaufheller! Ich glaube, heute abend werde ich ein bisschen feiern…
… Ich wünsche euch ein wunderbares und erholsames Wochenende. Bleibt bzw. werdet gesund, habt es fein und lasst es euch wohl ergehen!…
… Am Mittwoch morgen kam es am S-Bahnhof Unterföhring bei München zu einer Schießerei: Ein 37-jähriger, in den USA lebender Mann mit deutschen Wurzeln entriss bei einer Kontrolle einem Polizisten die Waffe und ballerte um sich, dabei verletzte er eine junge Beamtin lebensgefährlich, zwei Passanten trugen ebenfalls Schusswunden davon. Die Administratorin einer FB-Gruppe, welche sich mit der Geschichte einer deutschen Großstadt befasst, und häufig recht interessante Details darüber online stellt, nahm sich aufgrund der allerersten im WWW erscheinenden Schlagzeile mit einem dramatisch gehaltenen Kommentar des Verbrechens an. Nebst einigen unverkennbar braun angehauchten Individuen, die anscheinend seit langem schon völlig unbehelligt als Mitglieder der Gruppe geduldet werden, und in ihren Kommentaren ungebremst Lynchjustiz einforderten und ihre Bereitschaft zu Gewalttaten kund taten, waren auch etliche sehnsuchtsvolle Äußerungen zu lesen, man würde sich so sehr die “guade oide Zeit” wieder herbei wünschen, denn da hätte es so etwas nie und nimmer gegeben…
… So, so…
… Nun denn, dann will ich doch mal die “guade oide Zeit” etwas genauer unter die Lupe nehmen:…
In der “guadn oidn Zeit” gab es weder Kranken-, geschweige denn eine Arbeitslosen- bzw. Rentenversicherung, kein sogenanntes Soziales Netz.
Es gab keinerlei Gewerkschaften, ergo auch nicht die geringsten Arbeitnehmerrechte. Ganz zu schweigen von einer Fünftagewoche oder einem Achteinhalb-Stunden-Tag. Gearbeitet wurde an sechs Tagen die Woche, mindestens zehn, oft sogar zwölf bis vierzehn Stunden lang. Hausangestellte hatten sogar eine Siebentagewoche, und bekamen nur am Sonntagnachmittag ein paar Stunden frei. Kündigungsschutz? Fehlanzeige! Man konnte ohne Angabe von Gründen von jetzt auf gleich entlassen werden!
Die Hygiene war höchst mangelhaft, Seuchen wie Typhus, Cholera und offene TBC rafften alljährlich Zigtausende hinweg. Die Chirurgie steckte in den Kinderschuhen, ein entzündeter Blinddarm konnte tödlich enden. Es gab keine ärztlichen Notdienste, keine Notfall-Ambulanzen. Auf den Straßen stank es zum Gotterbarmen, da in den Städten keinerlei Kanalisation vorhanden war. Es gab kein fließendes warmes und kaltes Wasser, dieses musste mühsam mit Eimern aus oft recht weit entfernten Brunnen geholt werden, keine Zentralheizung, die im kalten Winter die eigenen vier Wände schön mollig warm hält, kein elektrisches Licht. Wenig Betuchte konnten sich zumeist nur sogenannte Unschlitt-Kerzen leisten, die gar fürchterlich und beissend qualmten. Ging man mit diesen sowie den offenen Herdfeuern etwas unachtsam um, brannte häufig nicht nur die eigene Wohnung ab, sondern gleich ein halbes Stadtviertel.
Dass die “guade oide Zeit” im Vergleich zu heute friedvoll und quasi ohne Verbrechen gewesen wäre, ist ein schönfärbender, ja, geradezu verlogener Mythos. Skrupellose Räuberbanden durchzogen die Lande und erleichterten ungezählte Reisende um Gut und Leben. Nur gut betuchte und hochgestellte Bürger konnten sich damals zum Schutz bewaffnete Begleittrupps leisten. Besonders herausragende Kriminelle des 19. Jahrhunderts in und um München: Adele Spitzeder, Eduard Gänswürger und Ferdinand Gump, Johann Berchtold, der Würger von München genannt, der legendäre Matthias Kneißl, sowie Josef Apfelböck – um nur einige wenige Beispiele zu nennen, nachzulesen hier.
Es gab außer den Pferdebussen, die Mitte des 19. Jahrhunderts in München eingeführt wurden, keinen Nahverkehr, natürlich auch keine Fahrstühle und Rolltreppen – oftmals stundenlang zu Fuß gehen und mühsam Treppen steigen war angesagt!
Das Angebot an Nahrungsmitteln war für die kleinen Bürgerlein höchst begrenzt, solche Köstlichkeiten wie Ananas, Bananen und Kokosnüsse z. B., die man heutzutage für wenig Geld in jedem Discounter erstehen kann, waren den Schwerreichen und Adeligen vorbehalten. Mangelernährungen und deren grausame Folgekrankheiten wie z. B. Skorbut und Rachitis waren an der Tagesordnung, vor allem wenn Mehltau- und Kartoffelkäfer-Epidemien die Ernten eines ganzen Jahres vernichteten. Die Oberen Zehntausend, wie unser bayerischer König Ludwig III. und seine vielköpfige Familie, ließen es sich z. B. an Weihnachten 1916 in der gut beleuchteten und beheizten Residenz bei Hirschbraten mit Preiselbeersoß, Blaukraut und Kartoffelknödel recht wohl ergehen, während nicht wenige seiner Untertanen sogar ihre ledernen Gürtel auskochten, um der faden und nährstoffarmen Wassersuppe wenigstens ein bisschen Geschmack zu verleihen.
Wenn die Obrigkeiten beschlossen, dass es mal wieder Zeit für einen Krieg sei, dann wurden die männlichen Untertanen von Sechzehn aufwärts zwangsrekrutiert. Ob man beim Blutvergießen mitmachen bzw. für seine Herrscher den Kopf hinhalten wollte – danach wurde nicht gefragt.
Mal kurz die Koffer ins Auto werfen und in wenigen Stunden auf der Autobahn nach Bella Italia brausen? Vergessen Sie’s! Reisen war nur etwas für die finanziell besser gestellten Menschlein jener – zum Glück! – längst schon vergangenen Tage. Es gab keinen gesetzlich geregelten Urlaubsanspruch. Und eine Fahrt von München ins Land, wo die Zitronen blühen, war eine sehr strapaziöse und mühsame Angelegenheit, die sich über etliche Tage hinzog.
Als ledige Frau ein Kind in die Welt setzen, war ein furchtbares Vergehen, der Ruf bis ans Lebensende ruiniert. Sexuelle Erfahrungen eines Mädchens vor der Ehe waren eine Todsünde! Frauen hatten keinerlei Rechte! Als Paar unverheiratet zusammen leben? Das wäre ein sündhaftes Unding sondergleichen gewesen!
An den Schulen wurde reger Gebrauch von der Prügelstrafe gemacht. In den Genuss einer höheren Schulbildung sowie eines Studium kamen lediglich die Sprößlinge der Vermögenden. Kindergärten, Vorschulen, Kindertagesstätten – Fehlanzeige!
Zu guter Letzt: Es gab kein Wahlrecht, keinerlei Mitspracherecht der BürgerInnen. Prinzregenten, Könige, Kurfürsten verstanden sich als von Gottes Gnaden eingesetzt. Der Herrschaftsanspruch wurde vererbt, und oft genug auch durch Zwangsverheiratungen gesichert. Das Volk musste auf Gedeih und Verderb die Entscheidungen der Regierenden hinnehmen, egal, ob diese nun gut waren oder sich als katastrophal erwiesen.
… Haben Sie immer noch Sehnsucht nach der “guadn oidn Zeit”? Ehrlich gesagt – ich nicht. Ich ziehe das Hier und Jetzt mit all seinen fortschrittlichen Annehmlichkeiten eindeutig vor. Manchmal denke ich mir aber, dass die “guade oide Zeit” einen großen Vorteil gehabt hat: Es hat damals kein Internet gegeben, keine sogenannten “sozialen Netzwerke”, in denen jeder windige, aufgeblasene, selbstgerechte und ungebildete Stammtisch- und Couchpolitiker seine unflätigen und unzivilisierten Äußerungen nach wie vor großenteils ungehindert und ungestraft der ganzen Menschheit mitteilen kann…
… Folgenden Beitrag des Autors Bruno Schulz habe ich im Gesichtsbuch entdeckt, und für so gut empfunden, dass ich ihn mit Genehmigung des Verfassers sehr gerne hier veröffentlichen möchte:…
“Jemanden zu hassen ist verrückt.
Denn Du vergiftest dich selbst,
um einem anderen zu schaden.”
Jetzt bin ich über 50 Jahre alt und dennoch immer noch und immer wieder überrascht von manchen Handlungen und den Beweggründen dazu. Die sozialen Medien sind ein großartiges Panoptikum an sozialem Miteinander. Natürlich ist nicht immer alles Sonnenschein. Das kann ja gar nicht. Und es gibt oft eine Menge guter Gründe, sich kritisch auseinanderzusetzen. Nicht nur in den Fakten, sondern auch in interpretierenden Meinungen und Haltungen, die die Ersteren subjektiv fassen und manchmal auch reichlich deformieren.
Der Mediziner und Aphoristiker Dr. Stefan von Kegler sagte vor nicht allzu langer Zeit: „Kritik ist entweder getarnte Missgunst, oder wohlwollende Unterstützung. Im schlimmsten Fall ist sie undurchschaubar, weil beides in einem.“
Im Grunde sollte man sich über die wohlwollende Unterstützung freuen und viel mehr dazu sagen und schreiben. Dankbar sein. Man macht das viel zu selten. Weil sie einen trägt. In den eigenen Plänen, Vorhaben und Träumen. Wohlwollende Kritik beflügelt und lässt dadurch nur selten Raum und Rast, sie nicht nur inhaltlich zu reflektieren, sondern in ihr auch Zuspruch und Unterstützung erkennen zu wollen. Auch wenn sie einen auf Fehler und Defizite hinweist. Es ist ungleich schwerer, einen Menschen freundlich wie freundschaftlich auf einen Mangel aufmerksm zu machen, als ihn locker zu beklatschen. Der Ton macht die Musik.
Und die getarnte Missgunst? Hat das was mit Neid zu tun? Nein, denn dazu besteht nur selten Anlass. Im Gegensatz zum Neid geht es bei der Missgunst nicht um die Wahrnehmung eines Gefälles in gesellschaftlichen Positionen. Neid kann zur Entwicklung anspornen. Konstruktiv sein. Die Missgunst aber ist immer destruktiv. Sie findet ihre Höhepunkte ausschließlich in Demontage und Zerstörung.
Die Missgunst hat eine häßliche Fratze. Sie erfreut sich nur selten allgemeiner Beliebtheit. Und feige ist sie ausserdem. Daher agiert sie meistens im Verborgenen. Um sie auszuleben, wird ein Vorwand bemüht, die Argumentationsweise zu unterfüttern und die Handlungsweise zu kaschieren. Gerne in offiziellem Anstrich. Ein Wörterbuch, ein Konversationslexikon und noch lieber Recht und Gesetz. Gesetze sind wunderbare Werkzeuge. Im Guten wie im Schlechten. Sie können einen gemeinsinnvollen Umgang regeln. Oder der Missgunst die Hände waschen. Es lohnt sich oft, etwas genauer hinzuschauen.
Die Missgunst erscheint uns immer wieder. Mich macht sie eher fassungslos als ärgerlich. Sie ist ein nutzloser Parasit, den es abzugrenzen gilt. Wo immer wir darauf treffen.
Die frische Begegnung mit der Missgunst erinnerte mich an eine Lektüre aus meiner Schulzeit. Eine Novelle von Thomas Mann: „Der Weg zum Friedhof“ aus dem Jahr 1900.
Das Leben hat es nicht gut gemeint mit Lobgott Piepsam. Er ist von häßlicher Gestalt, Alkoholiker und seine Frau und die drei Kinder sind ihm weggestorben. Auf seinem Fussweg zum Friedhof, begegnet ihm ein Fahrradfahrer mit buntem Hemd und „dem kecksten Mützchen der Welt“. Der kommt daher „wie das Leben und rührt die Glocke; aber Piepsam geht nicht um eines Haares Breite aus dem Wege.“ Der junge Mann zu Rad verringert sein Tempo, um Piepsam passieren zu können. Dabei vernimmt er, wie der Griesgram das Nummernschild am Rad laut vorliest. Warum er das denn mache, beantwortet Piepsam mit seiner Absicht den Vorgang zur Anzeige zu bringen. Er hält das Rad, schimpft sich in Rage, wird ausfallend. Der junge Mann ist sich keiner Schuld bewusst. Viele Reifenspuren auf dem Kiesweg deuten darauf hin, dass er nicht der Erste ist, der diese Strecke befährt. Irgendwann reisst er sich los. Piepsam ergibt sich seinem Tobsuchtsanfall. Die auflaufende Menge belustigt sich zur einen Hälfte und die andere entrüstet sich. Piepsam hilft das wenig. Er erstickt an seinem Zorn und wird von den Sanitätern aufgesammelt. Rad und Fahrer sind lange fort.
Von Missgunst zu Hass ist es oft nur ein Katzensprung.
Jemanden zu hassen aber ist verrückt. Denn Du vergiftest dich selbst, um einem anderen zu schaden.
… Eine für mich recht ungewöhnliche, da ziemlich ausgeprägte, Internet-Unlust hatte mich in der vergangenen Woche ergriffen. Ich konnte und wollte das, was mich bewegte, zudem nicht in Worte fassen. Ich fühlte beim Stöbern im WWW, im Gesichtsbuch, beim Gezwitschere, und sogar hier in Bloggershausen, so etwas wie gelangweilten Verdruss. Es schien sich alles im Kreise zu drehen – die Bilder, die Texte – die alltäglichen Banalitäten einerseits, das Widerspiegeln von Angst und Hass andererseits…
… Meine Hüfte machte mir zu schaffen. Auch viereinhalb Monate nach der Operation war es mir immer noch nicht möglich, schmerzfrei und ohne Hinken über einen längeren Zeitraum zu gehen, zu sitzen und zu stehen. Angst – nun ergriff diese auch mich, aber nicht in Bezug auf fremde Menschen, die hierher kommen, weil sie sich in unserem Lande Schutz und Sicherheit erhoffen. Wie nun, wenn dem Operateur ein Fehler unterlaufen war, den man mir verschwiegen hatte? Wenn er irgendwelche Muskeln und Sehnen, oder Nerven gekappt und nicht mehr richtig zusammengefügt hatte? Zudem scheint es zur Zeit in der Firma wieder einmal zu viele Beschäftigte zu geben, selbst langjährige Aufsichten bekommen lediglich drei bis vier Dienste pro Woche. Wenn diese Phase länger andauern sollte, dann kann ich von dem, was ich verdienen werde, nicht mehr leben. Meine Angst nahm zu. Düstere Gedanken peinigten mich. Wie soll das nur weiter gehen, welchen Ausweg gäbe es, wenn ich weder meine Gesundheit noch ein ausreichendes Arbeitspensum wieder erlangen würde?…
… Am Freitag mittag ereignete sich dann ein kleiner Lichtblick: Ein Disponent rief mich an, und bot mir einen zusätzlichen Dienst nach Feierabend im Prinzregenten-Theater an. Als Garderobenfrau. Ohne zu zögern sagte ich zu. Man gab das Musical “Tschitti Tschitti Bäng Bäng” zum besten, und wider Erwarten wurde es ein wirklich schöner Abend mit angenehmen Gästen, unerwartetem Trinkgeld, erfüllt vom Klang hin- und mitreissender Musical-Melodien…
… In der Nacht fand ich nur wenig Schlaf, das rechte Bein begann, ziemlich heftig zu schmerzen, kaum dass ich mich zur Ruhe gebettet hatte. Wieder suchte sie mich heim, die Angst…
… Samstag morgen stand ich auf – und konnte mich den ganzen Tag über ungehindert und völlig schmerzfrei bewegen. Vor lauter Euphorie marschierte ich auf meinem Abschnitt immer wieder hin und her, machte gymnastische Übungen, mein Konterfei spiegelte sich in den großen Vitrinen, in welchen wertvolles silbernes Geschirr zur Schau gestellt wird, ich beobachtete das Abbild in den blank polierten Glasscheiben, und arbeitete eifrig am Gangbild. Als ich gegen Feierabend einen sympathischen und sehr ehrlichen Kollegen fragte, wie das aussieht, wenn ich laufe, gab er mir zur Antwort: “Noch ein wenig eckig und hin und wieder auch staksig, aber wie Sie sich bewegen, das ähnelt schon sehr einem normalen Gang.” Ein schöneres Kompliment hätte er mir gar nicht machen können. Selig stieg ich die Treppe hoch in den Umkleideraum…
… Ich werde von nun an keine Angst mehr haben, schwor ich mir im Stillen, während ich vor dem großen Spiegel noch ein bisschen auf und ab schritt. Keine Angst vor einer “Überfremdung” Deutschlands (die nicht stattfinden wird), einer drohenden “Eskalation” bzw. einem “Zusammenbruch”. Keine Angst, dass “wir” mit der derzeitigen Situation nicht auf positive Weise fertig werden (“wir” haben dergleichen bereits mehrmals in unserer Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg bewältigt). Ich werde keine Angst vor rechtslastigen Sch***ern wie z. B. Pegidioten, “besorgten Bürgern”, “Lügenbürgern” und “Asylkritikern” haben (hatte ich ohnehin nie), die Beobachtungen, welche ich in letzter Zeit im “realen” Leben machen durfte, haben mich davon überzeugt, dass diese erfreulicherweise doch noch in der Minderzahl sind – und auch bleiben werden, selbst wenn in den Medien, und vor allem im Internet, häufig ein gegenteiliger Eindruck erweckt wird. Ich werde keine Angst mehr davor haben, nie wieder richtig gehen zu können. Ich werde keine Angst mehr vor meiner beruflichen und finanziellen Zukunft haben…
… “Ich werde keine Angst mehr haben!”…
… So sprach ich laut vor mich hin, während ich zum Fenster schritt, weil mich ein gleichsam feuriger Widerschein auf einem gegenüber liegenden Haus am Odeonsplatz neugierig gemacht hatte. Und griff dann angesichts der wunderschönen Abendstimmung am südwestlichen Himmel über München ganz schnell zur Kamera:…
… Wie zur Feier des Tages umfingen mich auf dem Weg zur Bushaltestelle die Klänge meiner Lieblings-Straßenmusiker, einem Quartett namens “Honest Talk”. Die jungen Männer haben sich während des Musikstudiums kennen gelernt, und beschlossen, eine etwas anders geartete musikalische Karriere zu starten. An den Wochenenden geben sie bei schönem Wetter am Eingang zum Hofgarten sozusagen ein Open-Air-Konzert, lassen sich ansonsten für Veranstaltungen engagieren, vor ein paar Jahren spielten sie sogar mehrere Monate lang in einem der Restaurants des legendären und höchst feudalen Sieben-Sterne-Hotels Burji al Arab auf. Ich mag den schönen, lässigen und melodischen Swing-Jazz sehr, den die Jungs zum Besten geben, wobei sie nicht nur alte Klassiker wie z. B. Dave Brubeck’s “Take Five” sondern auch eigene Arrangements intonieren…
… Folgenden Post hatte ich im Jahr 2013 schon einmal online gestellt. Jahr für Jahr zieht sie vor allem in den sogenannten sozialen Netzwerken ihre Kreise, die verlogene und verhetzende Mär, wir Deutsche müssten aus Rücksicht auf muslimische Mitmenschen unsere Feiertage und Feste umbenennen…
… Es ist schier unglaublichund auch beschämend, wie lange sich schon diese ziemlich rassistisch (und braun) eingefärbte Ente von der Umbenennung christlicher Feiertage in Deutschland aus angeblicher Rücksichtnahme auf sogenannte Andersgläubige im Internet hält – nicht nur auf Facebook, auch hier in Bloggershausen sind mir schon so einige Posts zu diesem Thema untergekommen…
… Ich wiederhole das jetzt noch einmal – und ganz sicher nicht zum letzten Mal: Leute, das ist eine ENTE!!! Der Wahrheitsgehalt dieser und ähnlich formulierter Meldungen tendiert quasi gegen Null!!!…
… Ein Teil der Fakten – zur Richtigstellung: Anfang der neunziger Jahre wurde in einem Bad Homburger Kindergarten nach dem traditionellen St.-Martins-Umzug den Kindern und Erwachsenen eine heisse Suppe kredenzt. Darin befanden sich kleine Nudeln in Form von Sonnen, Monden und Sternen. Danach bürgerte sich Jahr für Jahr unter den Teilnehmern, egal, ob groß oder klein, egal, ob Christen, Muslime, Hindus, Buddhisten etc. der geflügelte Spruch ein, man gehe zum “Sonne-Mond-und-Sterne-Fest”. So weit so gut, niemand dachte sich dabei je etwas Böses…
… Doch dann schnappten zwei Personen diesen internen Scherz auf – der eine war Schreiberling (fast hätte ich den Ausdruck Schmierfink verwendet) des Lokalteils einer Frankfurter Tageszeitung, der andere ein recht unbedeutender Politiker der Linken. Beide wollten sich wohl profilieren, und haben aus der völlig harmlosen – und auch liebenswerten – Geschichte von der Sonne-Mond-und-Sterne-Nudelsuppe die Schlagzeile gebastelt, hier in Deutschland wolle man aus Rücksicht auf Andersgläubige christliche Feiertage wie St. Martin, Weihnachten, Ostern etc. umbenennen. Die sehr rechts und ausländerfeindlich orientierte Internet-Community PoliticallyIncorrect nahm sich dieser Falschmeldung zweier Profilneurotiker an, und machte so etwas wie einen Hype daraus. Und ungezählte Internet-Nutzer hier bei WP und vor allem im Gesichtsbuch trugen diese ENTE!!! ohne groß nachzudenken, und vor allem ohne zu hinterfragen, weiter und weiter, bis zum heutigen Tage…
… Das – so finde ich – überaus schockierende Ergebnis: Der heurige St.-Martins-Umzug jenes Bad Homburger Kindergartens musste unter massivem Polizeischutz durchgeführt werden, da bei den Erzieherinnen im Laufe der letzten Wochen Hunderte von entrüstet, unfreundlich, respektlos, bösartig und rüde formulierten E-Mails eingegangen waren, darunter auch einige Gewalt- und Morddrohungen. Die Erzieherinnen werden jene, die die Falschmeldung von der Umbenennung christlicher Feiertage sogenannter Andersgläubiger wegen, so eifrig kolportiert haben, ganz sicher nicht in ihre Nachtgebete einschließen – oder vielleicht doch, und dabei jenen wohlbekannten Spruch zitieren: “Oh, Herr, lass’ Hirn vom Himmel regnen!”…
… Mittlerweile gibt es im WWW so einige lesenswerte Artikel und Posts, die diese beschämende Angelegenheit richtig stellen:…
… Hier noch ein teilweise bitterböse formulierter Blogpost zu dem Thema – mein Favorit, weil er vor allem in den letzten Absätzen genau meine Gedanken wiederspiegelt:…
… In der Talkshow “Donnerstalk” schlug der renommierte und sich sozial sowie politisch sehr engagierende Schauspieler Walter Sittler vor, ein/e jede/r Bundesbürger/in möge 0,5 % seines Jahreseinkommens für Flüchtlinge spenden. Das löste – wie sollte es anders auch sein – einen regelrechten Shitstorm auf einigen FB-Accounts aus, z. B. dem der “Blöd”-Zeitung… Als ich vorhin schon wach lag, aber noch nicht aufstehen wollte, habe ich mal kurz nachgerechnet: Ein halbes Prozent von meinem Lohn sind grade mal ca. 6,50 €. Pro Monat. Da würde ich freiwillig sogar auf 1 % aufstocken… Ich verdiene ja nun nicht gerade üppig. Doch diesen Betrag würde ich von Herzen gerne entbehren können… Wir Bürger/innen zahlen für so viel sinnentleerten Schmarrn – Waffen, Drohnen und Kampfjets, die nicht funktionieren, Flughäfen, die zu Milliardengräbern werden, sinnlose Untergrund-Bahnhöfe, Straßen, die ins Leere führen, Brücken, die aufgrund von Statik-Fehlern nicht befahren werden können – niemand, niemand regt sich darüber so sehr auf, dass ein wahrer Hurrican an Entrüstung und Beschimpfungen entfesselt wird, und bei den nächsten Wahlen wird wieder schön brav das Kreuzchen bei jenen Pappnasen und Dumpfbacken gemacht, die uns diese Schlamassel eingebrockt haben und die sich – so mein Eindruck – die meiste Zeit über einen feuchten Kehricht um uns scheren. Doch wenn es darum geht, hilflosen und traumatisierten Menschen, die grade mal das nackte Leben retten konnten, mit ein paar Euronen pro Monat unter die Arme zu greifen, bricht wieder einmal die verbale Hölle los – beim Lesen einiger Kommentare gestern wäre mir ums Haar das Abendbrot ein zweites Mal durch den Kopf gegangen… Wenn wir Deutschen uns jetzt schon so unchristlich und unmenschlich verhalten, wie wird das erst sein, wenn sich die Riesenwellen von Klima-Flüchtlingen in Bewegung setzen werden? Und das werden dann keine Hunderttausende mehr sein, sondern Zig-Millionen!…
… vor allem in den sogenannten sozialen Netzwerken, dann ist mir oft so, als würde ich vor lauter, von Grauen erfülltem, Kopfschütteln ein Schleudertrauma bekommen. Stieß ich doch heute morgen beim Stöbern im Gesichtsbuch unter anderem auf folgenden Kommentar:…
“Ich finde es einfach nicht richtig….Gott hat sicher niemals dieses Ziel vor Augen gehabt…dass so viele Menschen aus einem anderen Kontinent sich bei Kriegen mit Nachbarländer einfach alle bei UNS sich deswegen ansiedeln. Denn wenn er das gewollt hätte….dann wären wir von Anfang an vermischt worden…so sehe ich das. Und es wird in unseren Ländern dann mit Sicherheit mehr Menschen aus anderen Kontinenten geben als unsere eigenen. Und die Behandlung derer wird auch in Zukunft die bessere sein. ..als die für uns. Das soll gut und rechtens sein?”
… Zum Glück hatte ich noch nicht gefrühstückt…
Bei der/dem Verfasser/in scheint die sogenannte Schulbildung entweder schon verdammt lange her, oder einfach so vorbei gerauscht zu sein. Denn sonst müsste er/sie doch eigentlich wissen, dass die Idee des sogenannten Monotheismus nicht auf dem europäischen Kontinent, und schon gar nicht in Deutschland, ihren Ursprung hatte…
… Auch wenn es hierzulande eigentlich ein Leichtes wäre, sich ein gewisses Maß an Allgemeinbildung und eine differenzierte, weltoffene Sicht der Dinge anzueignen – mittels Volkshochschulen und Stadtbüchereien z. B. – eine stetig und beängstigend zunehmende Zahl an Mitmenschen plappert weitaus lieber ohne die sogenannten grauen Zellen zu aktivieren die hetzerischen und verleumderischen Parolen von “Blöd”-Zeitung & Co. und braun eingefärbter Lumpen nicht nur im Internet nach (einschließlich solcher, die sich christlich-sozial schimpfen)…
… Und Mutti sitzt das alles aus, ohne sich kritisch zu der stetig wachsenden – und strunzdummen – Feindseligkeit gegenüber fremder Schutzsuchender zu äußern. Dass sie und die Schar unserer Volks(ver)treter damit der “rechten”, der braunen Gesinnung einen gar fruchtbaren Boden bereitet, sieht sie nicht? Will sie nicht sehen?…
… “Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.”, schrieb Heinrich Heine dereinst. Ganz ehrlich, mir ergeht es immer öfter auch so…
… bin ich nach neun Tagen aus dem National Novel Writing Month Projekt ausgestiegen und habe meinen Account gelöscht. Ich habe mich nach langem und reiflichem Nachdenken zu diesem Schritt entschlossen. Und es gibt folgende Gründe dafür:…
… Den Organisatioren von NaNoWriMo ist es scheints völlig egal, was man schreibt, Hauptsache, man liefert tagtäglich mindestens 1.667 Wort ab. Man verfasst sein Manuskript in seinem ganz normalen Text-Verarbeitungsprogramm und gibt abends lediglich die Anzahl der Worte in den Zähler der Statistik-Seite des Dashboards seines Accounts ein. Ob man dabei ehrlich ist oder flunkert, interessiert niemanden. Zu Anfang dachte ich, dass man den geforderten Roman auf einer Extra-Sparte eben jenes NaNoWriMo-Accounts verfassen müsse, dass man sich dann, wie das hier in Bloggershausen so schön üblich ist, durch das Projekt zappen und bei anderen Teilnehmern/innen mitlesen könne. Doch dem ist leider nicht so. Eigentlich hätte ich das Münchner Telefonbuch abtippen können – es hätte niemanden gejuckt…
… Hätte ich bis zum Ende durchgestanden, dann hätte ich als Belohnung all meiner Bemühungen, binnen dreißig Tagen einen 50.000 Worte umfassenden historischen Roman aus dem Boden zu stampfen, ein lobendes Schreiben der Organisatoren und per Mail eine Urkunde bekommen, die ich mir hätte ausdrucken oder aber in die Tonne treten können – sonst nichts. Es werden zwar immer wieder eine Handvoll Sachpreise ausgelobt, aber wenn man sich ausschließlich mit dem Schreiben seines Romans an der Aktion beteiligt, dann hat man nicht die geringste Chance, einen der Flachbildschirme, Laptops, Tabletts oder Einkaufs-Gutscheine zu ergattern…
… Denn an den Verlosungen der Preise nimmt man nur dann teil, wenn man Spenden an die NaNoWriMo-Organisation abdrückt. Und dazu wird man als Teilnehmer/in in der Regel mindestens einmal am Tag aufgefordert. Je nach Höhe des geleisteten Obolus bekommt man Zusatzpunkte, je höher die Anzahl dieser Punkte am Ende ist, desto größer die Chance, einen Preis zu ergattern. Mit einem internationalen Schreibprojekt hat das meiner Meinung nach nicht mehr das Geringste zu tun. Da geht’s nur darum, in den dreißig Tagen möglichst viele Dumme zu finden, die möglichst viel Geld abdrücken…
… Wer den Wunsch verspürt, sich schriftstellerisch zu betätigen, sollte solche Projekte wie das NaNoWriMo tunlichst meiden. Denn hier dreht es sich so gut wie nur um Abzocke und Vera…e, und beim Schreiben ausschließlich um die Quantität, nicht um Qualität. Mein Rat an alle lieben Mitmenschen, die den wundervollen Wunsch, den Drang in sich verspüren, zu schreiben, mit den Worten zu spielen: Macht einen Blog auf, und veröffentlicht dort, was ihr in die Tasten haut. Da ist euch weitaus mehr Resonanz und Erfolg garantiert, als bei NaNoWriMo & Co.
… Den Roman “Die Schwarze Frau” werde ich natürlich weiter entwickeln – in meinem eigenen Tempo – und online stellen. Denn mir gefällt die Geschichte so sehr, und ich stecke auch schon zu tief mittendrin, um sie jetzt noch aufgeben zu können…
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