… Links und rechts der Hauptstraße war kurz vor zwei Uhr nachmittags kein noch so kleines Plätzchen mehr frei, auch die Tribunen waren nun voll besetzt. Nun zogen Akrobaten durch die Altstadt, wagemutige Artisten wirbelten durch die Luft…
… Wie immer in letzter Minute, damit man ja viel Aufmerksamkeit erregt, nahm auf der Tribüne vor der Landshuter Residenz die sogenannte Prominenz Platz, darunter auch Herr Martin Zeil, seines Zeichens ehemaliger bayerischer Wirtschaftsminister, berühmt-berüchtigt für seine betont langsame Redeweise. Böse Zungen behaupteten während seiner Amtszeit, dass man deswegen seine Pressekonferenzen stets um das Doppelte an Zeit habe verlängern müssen…
… Wuchtige Kanonenschläge rollten von der über der Stadt thronenden Burg Trausnitz über die Stadt, das klangvolle Geläut der Basilika St. Martin setzte ein. Musizierende Zigeuner bildeten die Vorhut, ihnen folgten Kinder mit ihren Betreuerinnen. Es ist der Brauch, aus den Börsen das Kleingeld zu nehmen und dieses in die lebhafte Kinderschar zu werfen. So manch ein geschickter Bub und flinkes Mädchen kann sich auf diese Weise während der LaHo ein erkleckliches Sümmchen ergattern… 😉
… Die weitläufige Schloss- und Parkanlage geht auf Herzog Wilhelm V. zurück, Vater des legendären Bayerischen Kurfürsten Maximilian I. Er hatte gegen Ende des 16. Jahrhunderts in der neu erworbenen Schwaige Schleißheim als Zentrum mehrerer Höfe ein schlichtes Herrenhaus – das heutige Alte Schloss Schleißheim – errichten lassen. Der Hauptbau des Komplexes, von dem sich bis in die heutige Zeit der zentrale Tor- und Uhrenturm erhalten hat, wurde von Maximilian I. erneuert. Im Zweiten Weltkrieg wurden bei Luftangriffen das Dach sowie etliche Räume des Schlossgebäudes zerstört, und ab 1970 wieder aufgebaut…
… Der Enkel Maximilian I., Kurfürst Max Emanuel, liebäugelte sehr mit der Kaiserkrone des damaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die Kaiserwürde wurde stets zwischen den sieben Kurfürsten „ausgepokert“, ein sehr gewichtiges „Argument“ war, wie glanzvoll und üppigst reich man sich in Szene setzen konnte. So nahm Max Emanuel im Jahre 1700 den Bau des Neuen Schlosses Schleißheim, das als seine zukünftige Residenz gedacht gewesen war, in Angriff. Dank des spanischen Erbfolgekrieges, der 1704 ausbrach, kamen die Bauarbeiten zum Erliegen, und wurden erst 1715 wieder aufgenommen. Da Max Emanuel zusehends in finanzielle Nöte geriet, wurde der ursprüngliche Plan einer riesigen, überaus imponierenden Schlossanlage Stück für Stück auf das heute erhaltene Maß zurecht gestutzt…
… Teile der Inneneinrichtung, vor allem dem atemberaubenden Treppenhaus und der Roten Galerie, werde ich euch ein andermal zeigen… 😉
… Die Parkanlage zwischen den drei Schlössern begeistert mich nicht ganz so wie die von Nymphenburg. In Schleißheim wird mehr Wert auf das kunstvolle, streng geometrisch ausgerichtete Erscheinungsbild gerichtet. Einmal im Jahr, am ersten Septemberwochenende, während der Historischen Jagd und Kutschengala, erwacht der der Schlosspark zum alten, dereinst so prunkvollen und farbigem Glanz – ein absolutes Highlight für jeden Liebhaber der Reit- und Fahrkunst…
… Anlässlich seiner Vermählung mit seiner ersten Frau, der österreichischen Kaisertochter Maria Antonia, im Jahr 1685, ließ Kurfürst Max Emanuel ca. 1.300 Meter von Schloss Schleißheim entfernt das kleine Jagd- und Gartenschlösschen Lustheim errichten. Es befindet sich direkt auf der Mittelachse der Parkanlage. Geplant waren nebst des zweigeschossigen Hauptbaus weit geschwungene Kolonnaden, die Pavillons im Norden und Süden Lustheims miteinander verbinden sollten. Nachdem gravierende Mängel in der Ausführung fest gestellt worden waren, und sowohl Max Emanuel als auch sein Hofarchitekt Zuccalli gestorben waren, wurden die Arbeiten eingestellt, und die Zirkelbauten dem Verfall überlassen…
… Auch ohne die üppig geplanten Kolonnaden bietet das Schlösschen Lustheim einen durchaus reizvollen Anblick. In den Räumen des Erdgeschosses und des Kellers befindet sich nun die mehr als reichhaltige Porzellansammlung der Stiftung Ernst Schneider…
… Der frühabendliche Blick zurück auf das Neue Schloss Schleißheim. Auch dort gibt es mittlerweile eine sorgfältig restaurierte Gondel, mit der man als Reminiszenz an die längst vergangenen prachtvollen Zeiten der Bayerischen Kurfürsten sich langsam über den breiten Kanal chauffieren lassen kann…
… Wie ein Gemälde von Canaletto präsentierte sich der Canale Grande, nachdem das Spektakel leider ein Ende gefunden hatte, und ich über die hoch aufragende Rialto-Brücke dem kleinen Hotel am Campo la Fava, einem erfrischenden Spritz in einer nahen Enoteca, und einem sich anschließenden kräftigenden Mahl entgegen schlenderte…
… Der Corso bewegte sich gemessenen Tempos an uns vorbei, bis zum ungemein hässlichen, geduckten Bauwerk des Bahnhofs. Dort, an einer sehr breiten Stelle des Canale Grande, wurde gewendet und anschließend zum Palazzo Foscari zurück gerudert. Während der Wende fand der Wettstreit der jugendlichen Ruderer statt…
… Ich bekam den Finger kaum noch mehr vom Auslöser… 😉
… Gut möglich, dass ich einige Motive jetzt wiederhole. Seht es mir bitte nach…
… Das Popgedudel in der benachbarten Fischhalle war kompliziert gewobener, festlicher, mittelalterlicher Musik gewichen, die aus den Lautsprechern gellte. Zwischen den einzelnen Stücken überbot sich ein Moderatorenpärchen des hiesigen Rundfunks mit marktschreierischen Kommentaren und Interviews lokaler „Größen“. Ich schnappte nach einer Weile auf, dass der Corso nun an der Piazza San Marco gestartet sei und sich langsam den Canale Grande hinauf bewegen würde. Der das Blau des Himmels und die umliegenden Palazzi reflektierende Wasserspiegel lag nun still und glatt, nachdem sämtlicher Bootsverkehr eingestellt worden war…
… Mir wurden die Augenlider ein bisschen schwer. Zum Glück war die Sonne mittlerweile hinter dem Flachdach der Markthalle verschwunden, ein kühler Luftzug spielte mit der ausladenden Krempe meines Strohhuts und trocknete sanft den Schweißfilm, der mein Gesicht überzogen hatte…
… Dumpfe Paukenschläge und das glasklare Schmettern von Posaunen waren von der Rialto-Brücke her zu vernehmen, und dann rauschte er majestätisch ein her, der „Buccintauro“, der Nachbau der Prachtgaleere der venezianischen Dogen, gefolgt von einer Vielzahl bunter, verzierter, festlich geschmückter Boote…
… Im Jahr 1457 wurde Stein am Rhein freie Reichsstadt – und weckte seiner strategischen Bedeutung wegen Machtgelüste bei den Habsburgern, vertreten durch den benachbarten hegauischen Adel. Zum Schutz des Ortes wurde deshalb ein Bündnis mit den Städten Zürich und Schaffhausen geschlossen, die Diskussionen über die Notwendigkeit eines solchen Paktes entzweite die bis dahin so einige Bürgerschaft…
… Hans Latzer, der Bürgermeister, hatte sein gesamtes Vermögen für den Loskauf Stein am Rheins und die Ernennung zur freien Reichsstadt aufgewandt. Er galt als hart und despotisch, und sehr darauf erpicht, dank seines Amtes materielle Vorteile zu erheischen. Dies und seine Sympathie für die Österreicher verschafften ihm eine harte Gegnerschaft. Latzer wurde, als ruchbar geworden war, dass er mit dem Junker von Twiel nächtliche Verhandlungen betreffs einer Übergabe Stein am Rheins geführt hatte, der Prozess gemacht…
… Doch es gelang ihm, den Verdacht des Verrates von sich zu weisen, er kehrte in Amt und Würden zurück, setzte allerdings sein die Gesetze missachtendes Ränkespiel fort. Der Legende nach versammelten sich in einer finsteren Nacht im Jahre 1478 die bewaffneten Reiter der Habsburger am gegenüber liegenden Rheinufer unweit der Stadt, um sie in Besitz zu nehmen. Doch ein wackerer Bäckergeselle entdeckte die sich zum Ansturm vorbereitende Truppe. Sein beherzter Ruf „No e Wili!“ (Noch ein Weilchen!) hielt die Angreifer zurück und alarmierte zugleich die Bürgerwehr, der Übergriff konnte vereitelt werden. Hans Latzer wurde in Haft genommen, erneut veurteilt und aus Stein am Rhein verbannt…
… so wurde vom ca. 15. bis zum 17. Jahrhundert das überaus florierende Städtchen Stein am Rhein, am Austritt des Rheins aus dem Bodensee gelegen, von den Zürichern genannt, unter deren Schutz die Bewohner sich damals gestellt hatten, um die ständigen Übergriffe unter anderem der Habsburger abwehren zu können. Aus jenen Tagen stammt auch die wohl berühmteste aller in dieser Ortschaft heimischen Legenden – doch davon ein andermal…
… Bereits in der Steinzeit wusste man die privilegierte Lage zu schätzen, die Römer betrieben dort vom 2. bis 5. Jahrhundert a. D. ein Kastell, dessen Überreste man heute noch besichtigen kann…
… Überragt wird das Städtchen von der Burg Hohenklingen. Nach dem Passieren der Brücke über den recht zügig dahin fließenden, grünblauen Rhein gewinnt man alsbald den Eindruck, in ein überdimensioniertes Schmuckkästchen geraten zu sein. Jedes liebevoll restaurierte Haus erzählt eine Geschichte, unzählbar sind die Erker, die Fassadenmalereien, das kunstvolle Fachwerk, an jeder Ecke, in jedem Gässchen tut sich Staunens- und Sehenswertes auf. Schutzpatron von Stein am Rhein ist der Heilige Georg – man begegnet ihm und seinem Drachen auf überaus vielseitige Weise – als Gemälde, Straßennamen, Kanaldeckel, Brunnen, die Enden der Dachrinnen sind gleich Drachenköpfen geformt…
… Einen Nachmittag verbrachte ich am Samstag in diesem kleinen Städtchen, genießend, lesend, staunend, schlendernd, und natürlich fotografierend. Und nach langen Jahren begann ich während dieses Ausflugs auch zu verstehen, warum mein Vater sich viele Jahre lang so sehr für die Schweiz begeistern konnte. Ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr so vielen liebenswürdigen, fröhlichen und aufgeschlossenen Menschen begegnet – einer älteren Dame, die in ihrer Gartenarbeit inne hielt, und mir völlig Unbekannten freundlich winkend einen Gruß zuwarf, der Schaffner in der Reginalbahn, der ein umwerfend charmantes und kindhaft strahlendes Lächeln hatte, ein Pärchen, das mit seinem stattlichen Berner Sennenhund spazieren ging, und mich völlig unbefangen und vorbehaltlos in ein Gespräch verwickelte, eine Bedienung, die sich über mein Kompliment bezüglich des Essens (Fisch-Knusperli mit einer großen Salatplatte, hausgemachter Sauce Tartar und frischem, resch-flauschigem Brot) ehrlich zu freuen schien…
… Nun genug geredet – hier der erste Teil meiner Auswahl an Bildern…
… Nicht nur die Gestaltung der Stühle ist im Alten Schloß teilweise ausgesprochen originell, auch die der Leuchter. Ich werde später noch einmal darauf zurück kommen…
… Einblicke in die alte Schlossküche. In Zeiten von Umluftöfen, Ceran-Kochfeldern, Mikrowelle, Kühlschrank etc. stellt sich da schon die neugierige Frage: Wie hat man damals wohl gekocht – und wie haben die Gerichte dann geschmeckt?…
… Der Ziehbrunnen mit einem sehr, sehr, sehr tiefen Schacht befindet sich in einem überdachten Innenhof – für damalige Zeiten wohl ein großer Luxus…
… Ein Schlafgemach aus jenen längst vergangenen Tagen. So ein Bett mit Baldachin hätte ich auch sehr gerne, aber schon mit einer modernen Sieben-Zonen-Doppetaschenlfederkern-Matratze ausgestattet…
… Ich hoffe doch sehr, dass einen die schauerliche Grimasse dieser Stuhllehne beim Sitzen nicht in den Rücken oder gar Allerwertesten beisst…
… Im Waffensaal – eine gar ansehnliche Sammlung von „Blechbüchsen“…
… Fortsetzung folgt – übermorgen. Da ich morgen eine Doppelschicht habe, von morgens halb Zehn bis gegen Mitternacht, und am Morgen darauf dann gleich wieder Frühdienst, werde ich höchstwahrscheinlich vor Freitag Abend nicht online sein…
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