… und von innen wird geantwortet: „Wer begehrt Einlass?“ Darauf erwidert der Hofbeamte an der Spitze des Trauerzugs mit allen Titeln, welche der/die Verstorbene zu Lebzeiten inne hatte. Doch die Tür bleibt verschlossen. „Wir kennen ihn/sie nicht!“, heisst es abweisend. Noch einmal klopft der Herold dreimal an. Erneut ertönt die Frage: „Wer begehrt Einlass?“ Diesmal antwortet der Hofbeamte mit einer Kurzfassung des Namens und der Titel. Und immer noch wird ihm und dem Gefolge kein Einlass gewährt – „Wir kennen ihn/sie nicht!“. Ein drittes Mal ertönt das Klopfen, und es wird gefragt: „Wer begehrt Einlass?“ Nun nennt der Herold lediglich den Vornamen der verstorbenen Person und fügt hinzu: „Ein sterblicher und sündiger Mensch.“ Daraufhin wird das Tor geöffnet…
… Dies ist das Einlasszeremoniell, welches seit gut vier Jahrhunderten jedesmal absolviert wird, wenn ein Mitglied der Habsburger- sowie Habsburg-Lothringer-Dynastie das Zeitliche gesegnet hat und in der Kaisergruft im Herzen Wiens zur letzten Ruhe gebettet wird…
… 138 verstorbene Herrscher:Innen, Kaiser:Innen, König:Innen, Erzherzög:Innen in großenteils sehr prunkvollen Särgen sowie 4 Herzurnen sind in der weitläufigen und in mehrere Gewölbe gegliederte Gruft unter dem Kapuzinerkloster am Neuen Markt aufgebahrt. Nach Aussage des Kustos (Betreuer) gibt es in der derzeitigen Anordnung nur mehr Platz für einen einzigen Sarg. Die Entscheidung, wer dort beigesetzt wird, obliegt immer noch der Familie Habsburg. Alle paar Jahre werden die Prunkschreine samt der Gebeine gereinigt…
… Nicht nur herausragende Habsburger Persönlichkeiten sind in der Kapuzinergruft zu finden, sondern auch einige kleine und namenlose Särge – totgeborene Babies und hochherrschaftlicher Nachwuchs, der noch vor der Taufe das Zeitliche segnete…
Am beeindruckendsten ist natürlich der riesige Katafalk der Kaiserin Maria Theresia und ihres Gemahls Franz I. Stephan…
… Vergleichsweise bescheiden wirken im Vergleich dazu die letzten Ruhestätten von Kaiser Franz-Joseph I., Kaiserin Elisabeth (Sisi) und ihrem Sohn, Kronprinz Rudolph, dem eigentlich als mutmaßlicher Mörder und Selbstmörder ein christliches Begräbnis hätte verwehrt werden müssen…
… Hier ruht die letzte Kaiserin Österreichs, Zita von Bourbon-Parma. Monarchisten – man mag es kaum für möglich halten, aber es gibt sie immer noch! – haben ihren Sarg mit Kränzen und Blumen geziert…
… Dass man in Wien dem Gevatter Tod auch durchaus mit einem humorigen Augenzwinkern begegnet, und ihn nicht gar so ernst nimmt, kann man sehr gut an den Rundgang-Wegzeichen in der Kapuzinergruft sehen:…
… Kaiser Franz Joseph verwehrte seinem einzigen Sohn Rudolf permanent die Teilhabe an den Regierungsgeschäften und die Einführung in die Aufgaben eines Regenten, was den jungen Mann im Laufe der Zeit sehr verbittert haben muss, obwohl er in den vielen Briefen, die er während seines kurzen Lebens schrieb, nie ein einziges negatives Wort über seinen Vater hatte verlauten lassen. Seine Jungmännerjahre verbrachte Rudolf auf Geheiß des Kaisers in Prag. Um ihn nach seiner Rückkehr in die Hofburg möglichst oft fern zu halten, erfand der Kaiser eigens das Amt eines Generalinfanterie-Inspektors, was zur Folge hatte, dass der Kronprinz sich häufig auf Reisen befand, bei Inspektionen, Ausbildungen und Manövern zugegen sein musste. Auch dabei rieb sich der so begabte junge Mann förmlich auf, um ja die so inniglich ersehnte Gunst seines Erzeugers, dessen Wohlwollen und Liebe zu erringen. Immer wieder vergebens. Eine solche Situation, dazu noch, dass Kaiserin Elisabeth auch nicht unbedingt als herzliche, mütterliche und ihren Kindern zugeneigte Person galt, dass er stets den Zwängen des Kaisers und des Hofs unterworfen war, eine Laufbahn einschlagen musste, die seinem eigentlichen Naturell überhaupt nicht entsprach, und in eine arrangierte Ehe gedrängt worden war, ist doch der perfekte Nährboden für Depressionen! Unter solchen Umständen müsste man schon eine schier übermenschliche Rossnatur sein Eigen nennen, um keinen seelischen Schaden zu erleiden!…
… Apropos Briefe – die zahlreichen Schreiben des jungen Thronfolgers werden unter anderem seit jeher von den Verfechter:Innen jener Theorien heran gezogen, der Kronprinz wäre nicht durch Suizid ums Leben gekommen, und Mary Vetsera wäre nicht von ihm ermordet worden. Da sei in all seiner Korrespondenz nie etwas zu lesen gewesen, was darauf hindeuten würde, Rudolf hätte unter Depressionen gelitten. Und die vielen Berichte über sein Auftreten hätten ebenfalls niemals Derartiges verlauten lassen. Wie denn auch! Wäre zutage getreten, dass Rudolf an einer Gemütskrankheit gelitten hatte, dann hätte dies das Ende seiner Laufbahn, die Ächtung durch den Hof, die Familie – vor allem des Vaters! – und das Ende all seiner Hoffnungen auf den Kaiserthron bedeutet! Eine anerkannte Schriftpsychologin hat allerdings vor einigen Jahren Briefe von Rudolf analysiert und festgestellt, dass gewisse Eigenheiten des Schriftbildes durchaus auf das Vorhandensein einer depressiven Erkrankung hinweisen würden…
… Rudolf sei von Freimaurern ermordet worden, so lautet eine der gängigsten Verschwörungstheorien bezüglich der Tragödie von Mayerling. Das ist absoluter Nonsens. Der Kronprinz durfte zwar aufgrund seiner Stellung als Offizier keiner geheimen Verbindung beitreten, hatte jedoch seit seiner Jahre in Prag engen Kontakt zu Freimaurern, so z. B. dem berühmten Zoologen Alfred Brehm (Brehms Tierleben), dem Maler Hans Canon, Julius Graf Andrássy und dem Journalisten, Herausgeber und engen Freund Moriz Szeps. Er hat sich von den Lehren, Prinzipien und Idealen der Freimaurer inspirieren lassen und ist zumindest so etwas wie ein Stiller Gesellschafter, vielleicht sogar heimlicher Unterstützer gewesen. Was wäre denn da das Mordmotiv gewesen?…
… Er sei in Wahrheit in den Wäldern nahe des Schlosses Mayerling bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen. Zwei Hausangestellte gaben einige Jahre nach der Tragödie zu Protokoll, sie hätten die Leiche des Kronprinzen am Morgen des 30. Januars aus dem tiefverschneiten Forst ins Schlafzimmer geschafft. Dafür fehlten allerdings jegliche Beweise bzw. Zeugen…
… Der Kronprinz wäre alkohol- und drogensüchtig sowie geisteskrank gewesen und hätte im wahnhaften Vollrausch Mary Vetsera und danach sich selbst erschossen. Rudolf war, wofür es sehr viele Belege gibt, einem guten Tropfen keineswegs abgeneigt, fiel aber nie durch zügellose Trunkenheit oder die Auswirkungen von Drogenkonsum auf. Er hatte sich in früheren Jahren Gonorrhoe zugezogen, die von den Hofärzten mit Kapseln behandelt wurde, welche aus einem geringen Teil Morphium sowie Heilkräutern bestanden. Eine Gefahr, aufgrund dieser Medikation von Morphium abhängig zu werden, bestand nach Aussage von Pharmazeut:Innen nie. Das Attestieren einer Verrücktheit aufgrund angeblich deformierter Gehirnwindungen und Schädelstrukturen im Obduktionsbericht erfolgte ausschließlich deshalb, um Rudolf quasi in geweihter Erde beisetzen zu dürfen, was ihm eigentlich als Mörder und Selbstmörder verwehrt geblieben wäre…
… Politische Gegner hätten ihn und die einzige Augenzeugin Mary Vetsera erschossen und danach die Szenerie im Schlafzimmer so arrangiert, dass es wie Mord und Selbstmord ausgesehen hat. Rudolf hatte sich mit seiner politischen Haltung auch außerhalb Österreich viele Feinde gemacht, z. B. den deutschen Kaiser Wilhelm II. Nicht nur sein Vater ließ ihn quasi rund um die Uhr bespitzeln, auch Spione aus Ungarn, Russland, Deutschland und Frankreich hatten ein waches Auge auf ihn. Es fehlten allerdings in und um Mayerling bis auf die vom Kammerdiener eingeschlagene Zimmertür jegliche Hinweise auf ein Eindringen etwaiger Attentäter. Wobei Adel, Hof und Klerus durchaus triftige Gründe gehabt hätten, den Kronprinzen um die Ecke zu bringen. Diese Theorie eines politisch motivierten Anschlags fußt hauptsächlich auf dem Fakt, dass man unmittelbar nach dem Ableben Rudolfs eine Unmenge seiner Schriftstücke, Akten, Briefe, den kompletten Obduktionsbericht sowie Tagebucheintragungen aus seinem nahen Umfeld hat verschwinden lassen. Geschah dies vielleicht, um zu vertuschen, dass Rudolf in keinster Weise geistes- oder suchtkrank gewesen war, oder dass der Kaiser vor dem Freitod seines Sohnes die Absicht gehabt hatte, die Thronfolge zu ändern (was hätte das für einen Skandal gegeben, wenn das nach Mayerling an die Öffentlichkeit geraten wäre!)? Auch die Tatsache, dass Rudolfs und Marys Abschiedsbriefe, die im Schlafzimmer gefunden wurden, nicht datiert gewesen waren, ist immer noch Wasser auf die Mühlen der Anhänger der Attentats-Theorie…
… Der mit Rudolf befreundete Prinz von Coburg hätte ein Auge auf die Baroness Vetsera geworfen, sei im Zustand der Trunkenheit am 29. Januar 1889 rasend vor Eifersucht geworden und hätte den Thronfolger mit einer Champagnerflasche erschlagen. Angeblich hätten im zertrümmerten Schädel Rudolfs bei der Obduktion noch Glassplitter gesteckt. Allerdings wurde im durch die Hofärzte verfassten Bericht eindeutig angegeben, dass der Tod durch eine Schusswunde verursacht worden war…
… Mary Vetsera hätte zuerst den Kronprinzen und dann sich selbst mit Zyankalie vergiftet. Dies war die allererste Verschwörungsschwurblerei, die so gut wie unmittelbar nach Bekanntwerden des Ableben Rudolfs kursierte, die aber bald danach durch die offizielle Stellungnahme des Kaiserhauses entkräftet wurde…
… Wird demnächst fortgesetzt…
… Mary Freiin von Vetsera im Alter von fünfzehn Jahren…
… Vor gut fünfzig Jahren verbrachten meine Familie und ich zwei schöne Ferienwochen am Plattensee. Auf dem langen Weg dorthin bog mein Vater kurz vor Wien von der Autobahn ab, um die Fahrt durch Österreichs Hauptstadt zu vermeiden. Als nach einer Weile linkerhand ein kleines Schlösschen sichtbar wurde, wies Papa kurz darauf und erzählte die nach wie vor rätselhafte Tragödie, die sich Ende des 19. Jahrhunderts dort abgespielt hatte…
… Luftaufnahme von Schloss Mayerling…
… Diese Episode versank alsbald in Vergessenheit, bis ich Mitte Dezember zum dritten Mal ein paar Tage in Wien verbrachte, und zusammen mit @Myriade unter anderem die Kapuzinergruft besuchte, die Grablege der Habsburger. Ich war beeindruckt und erstaunt, rechts neben den an sich schlichten Särgen von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth auch den ihres einzigen Sohnes Rudolf zu sehen. Und erinnerte mich unvermittelt an die Geschichte, die mein Vaters während unserer Reise in den Urlaub an uns weiter gegeben hatte. Sie ließ mich auch während meiner Covid19-Infektion nicht mehr los, und kaum war ich freigetestet, orderte ich in der nahen Stadtbib. einen ansehnlichen Stapel Bücher über die Habsburger, aber vor allem über den Kronprinz Rudolf und Schloss Mayerling…
… Am 30. Januar 1889 gegen halb sieben Uhr morgens trug der österreichische Kronprinz Rudolf in Schloss Mayerling, das ca. 27 Kilometer westlich von Wien liegt, seinem Kammerdiener Johann Loschek auf, das Frühstück um eine Stunde zu verschieben und die Kutsche anzuspannen. Kurz darauf ertönten zwei Schüsse aus dem Schlafzimmer Rudolfs. Zusammen mit dessen langjährigem Freund und Jagdgenossen Graf Hoyos brach Loschek die Tür auf. Im Bett lagen nebeneinander die blutüberströmten Leichen der 17-jährigen Baroness Mary Vetsera, seit kurzem eine der Geliebten Rudolfs, und des 30 Jahre jungen Kaisersohnes. Die sterblichen Überreste Rudolfs wurden in aller Eile nach Wien transportiert. Dort machten, befeuert durch die übereilt veröffentlichen falschen Meldungen über die Todesursache des Thronerben, binnen kurzem die abenteuerlichsten Gerüchte über das Ableben des jungen Mannes die Runde. Lange Zeit wurde verschwiegen, dass der Thronfolger allem Anschein nach zuerst seine blutjunge Geliebte Mary Vetsera erschossen hatte, bevor er sich selbst richtete. Damit Rudolf christlich beigesetzt werden konnte, wurden die Hofärzte dazu angehalten, im Obduktionsbericht, der kurz danach spurlos verschwunden ist, anzugeben, dass der Sohn des Kaisers aufgrund angeblich deformierter Gehirnstrukturen unzurechnungsfähig und geisteskrank gewesen sei. Und bis heute konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich in Schloss Mayerling tatsächlich so abgespielt hat…
… Rudolf war der einzige Sohn des österreichischen Kaiserpaares. Er war hoch intelligent, vielseitig interessiert, gut aussehend, ein Charmeur, der die schönen Dinge des Lebens durchaus zu schätzen wusste. Zeit seines Lebens bemühte er sich mit all seinen Kräften um die Zuneigung und Wertschätzung Franz Joseph, der ihm meistens nur mit unnahbarer Kühle, herablassender Distanziertheit, ja, sogar Verachtung begegnete. Ihre völlig entgegen gesetzten politischen Neigungen sorgten mehr als einmal für bitterböse Konflikte zwischen dem erzkonservativen Vater und seinem Sohn – Rudolf vertrat eine am Hofe sehr mit Missbilligung zur Kenntnis genommene sozial-liberale Haltung. Er tat unter einem Pseudonym schreibend in der Zeitung eines engen Freundes häufig seine fast schon revolutionär zu nennenden Ansichten kund. Zu gerne wäre Rudolf auf die Universität gegangen, und nach erfolgreichem Studium Wissenschaftler geworden. Doch der Kaiser wies die Bitten seines Sohnes immer wieder schroff ab und steckte ihn statt dessen ins Militär. Bereits im Alter von fünf Jahren wurde der Kronprinz auf seine militärische Laufbahn vorbereitet. Der Drill, den sein Erzieher, Leopold Graf Gondrecourt, ihm unterwarf, kann nur als unmenschlich und unfassbar brutal bezeichnet werden. Zum Glück wurde Gondrecourt nach einigen Monaten durch Joseph Graf Latour abgelöst, der die wissenschaftlichen und humanistischen Neigungen des Kindes förderte, und dem Rudolf bis ans Lebensende verbunden blieb. Als der Kronprinz 23 Jahre alt war, wurde er von seinem Vater quasi zwangsverheiratet. Die Ehe mit der belgischen Prinzessin Stephanie soll keine allzu glückliche gewesen sein…
… habe ich mittlerweile schon etliche Blogbeiträge, nicht zuletzt über meinen dreitägigen Wien-Aufenthalt Mitte Dezember. Aber an der Umsetzung scheitert es zur Zeit. Auch wenn sich meine körperliche Konstitution schon gebessert hat – neulich bin ich ca. dreieinhalb Kilometer weit marschiert, fast das Doppelte der Strecke, zu welcher ich unmittelbar nach meiner Corona-Infektion fähig war, allerdings mit einer langen Pause dazwischen. Aber ich werde geistig immer noch schnell müde, es fällt mir schwer, mich längere Zeit zu konzentrieren und mich so richtig in ein Thema zu vertiefen. Einen ausführlichen Blogbeitrag zu recherchieren, die Bilder dazu auszuwählen und zu bearbeiten, den Text zu schreiben, all das dann hier in die „richtige Form zu gießen“ – das erscheint mir nach wie vor noch unmöglich…
… Zudem habe ich mich grade ziemlich fest in die Geschichte der österreichischen Habsburger-Dynastie verbissen, und der Stapel Bücher, den ich mir letzte Woche von der Stadtbib. ausgeliehen habe, fordert viel meiner noch recht mickrigen Konzentration. Ganz besonders angetan hat es mir das tragische Schicksal des Kronprinzen Rudolf – Sisis und Franz-Josephs einziger Sohn – und die Umstände seines Todes und den seiner blutjungen Geliebten Mary Vetsera im Jagdschloss Mayerling nahe Wien im Jahr 1889. Nach wie vor einer der rätselhaftesten und immer noch nicht eindeutig gelösten Kriminalfälle der Geschichte. Auch darüber möchte ich zu gerne irgendwann demnächst einen ausführlichen Blogpost schreiben…
… Meine Physiotherapeutin hat mir letzten Mittwoch erzählt, dass im Laufe des Herbsts und Frühwinters sie und all ihre Kolleg:Innen eine Corona-Infektion gehabt hätten. Und dass auch sie noch Wochen danach unter körperlicher und geistiger Schwäche und permanenter Müdigkeit zu leiden hatten. „Aber“, meinte sie fröhlich und aufmunternd, „das gibt sich. Ich gehe jede Wette ein, dass Sie spätestens in zwei Wochen wieder richtig fit sein werden.“ Ich glaube fest daran, dass das Mädel recht hat!…
… Ich wünsche euch Lieben ein schönes und unbeschwertes Wochenende!…
… soll Matthias, dereinst Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Ungarn begeistert ausgerufen haben, als er zu Beginn des 17. Jahrhunderts während der Jagd in einer fruchtbaren Aue des Flüsschens Wien eine artesische Quelle entdeckt haben soll. Damals säumten Mühlen die Wien, welche mittlerweile ein ziemlich trauriges und kümmerliches Dasein fristet und zu einem in ein schier erdrückendes und unansehnliches Korsett gezwängtes Rinnsal verkommen ist, und das fruchtbare Land am Fuße eines Hügelkamms wurde von fleißigen Bauern bestellt…
… Bereits wenige Jahre nach dieser legendären Begebenheit errichtete man dort einen Schlossbau für die zweite Ehefrau des Kaisers Ferdinand II, und nannte ihn Schönbrunn. Dieser wurde Ende des 17. Jahrhunderts während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung schwer beschädigt, zwar danach wieder neu errichtet, doch erst ab 1743 erhielt die Schlossanlage, welche damals weit vor den Toren der großen Stadt Wien lag, unter der Regentschaft Maria Theresias ihre jetzige Gestalt. Ab 1804 war der riesige barocke Palast bis zum Ende des Ersten Weltkrieg die Sommerresidenz des österreichischen Kaiserhauses. In dieser Zeit wurde er beinahe stets von einem mehrere hundert Personen zählenden Hofstaat bewohnt und zu einem kulturellen sowie politischen Mittelpunkt des Habsburgerreiches. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Teile des Schlosses von Einheiten der nationalsozialistischen Schutz- und Militärpolizei benutzt. Anfang 1945 richteten Angriffe der Alliierten vor allem in den Nebengebäuden und der Parkanlage massive Schäden an. Während der Besatzung Österreichs diente Schönbrunn den britischen Streitkräften als Verwaltungsgebäude und zu repräsentativen Zwecken…
… Heute erstrahlt das gewaltige Schloss samt seiner gepflegten Anlagen, zu denen auch ein international viel gelobter Tierpark gehört, in all seinem friedvollen Glanz (der uns hoffentlich noch sehr, sehr lange Zeit erhalten bleiben möge!), und zählt zu den beliebtesten und meist besuchten Touristenattraktionen Österreichs…
… Leider hatte ich bei meinem Besuch Schönbrunns Ende September an einem schönen Vormittag nicht allzu viel Zeit, da für Mittag ein Treffen mit einer sympathischen und klugen Mitbloggerin geplant war. Nur eines wusste ich gewiss, als ich von der Parterre genannten Gartenanlage hinter dem Hauptgebäude die auf dem Hügel thronende Gloriette entdeckte: Da muss ich hoch!…
… Steten Schrittes – so weit das als Schwerbehinderte mit Rollator im teilweise recht tiefen Kies möglich ist 😉 – durchmaß ich den Park, nicht ohne ab und an ein Päuschen zum Fotografieren der schönen Brunnen einzulegen. So viel Zeit muss immer sein, und wenn, dann komme ich halt das akademische Viertelstünderl zu spät, dachte ich mir…
… Die ersten beiden Serpentinen des Aufstiegs zu diesem schönen, romantischen Aussichtspunkt erwiesen sich als ziemlich steil, doch dann wurde der Weg flacher, und ich kam gut voran. Gleich mir erstiegen viele weitere morgendliche Besucher:innen den Hügel, unter anderem auch ein junger Mensch, der seltsamerweise eine sehr große hölzerne Blume trug…
… Das Ziel meiner Sehnsucht war erreicht, ohne dass ich groß außer Puste gekommen war – das wertete ich als sehr gutes Zeichen und Ansporn, zuhause meine sportlichen Aktivitäten wie tägliches Gehen und Gymnastik sowie das 8/16-Intervall-Fasten samt Ernährungsumstellung fortzuführen…
… Die prachtvolle Gloriette – Aussichtspunkt, Blickfang – von ganz nah…
… Der Kerl mit der Holzblume war auch schon da, ein Kameramann wuselte emsig um ihn herum. Und eine Handvoll junger hübscher Frauen hielten die Flagge Indonesiens hoch, ob das nur ein übermütiger Urlaubsgruß oder eine kleine Protestaktion gewesen ist, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen…
… Ich genoss eine Weile den schönen Ausblick auf das Schloss und die Stadt Wien, und machte mich dann vorsichtig wieder auf den Rückweg…
… Eine ganz besondere Schlossperspektive bietet sich einem, wenn man oben am Neptunbrunnen rechts abbiegt. Da kann man nämlich quasi von hinten in den Brunnen hinein gehen und durch die fallenden Wasserschleier den Palast fotografieren… 😉
… Mittlerweile hatte ich die Zeit schier grenzenlos überzogen, ich würde zu meiner Verabredung mit @Myriade am Oberen Belvedere ganz furchtbar zu spät kommen, was mir sehr zusetzte, denn ich hasse es zutiefst, unpünktlich zu sein. Zum Glück ist diese ausgesprochen kreative Mitbloggerin mit sehr viel Geduld und Verständnis gesegnet, so dass unser Treffen dann doch noch zustande kam, und hoffentlich nicht nur mir viel Freude und interessante Entdeckungen bescherte…
… Vom Oberen Belvedere erzähle ich euch ein andermal. Ich wünsche euch Lieben ein feines und unbeschwertes Wochenende. Bleibt bzw. werdet gesund, habt es fein und lasst es euch wohl ergehen…
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