… Seelenverkäufer – obskur – ergattern…
… So lauten die drei Wortspenden von @Cynthia alias Rübenigel für @Christianes interessantes Blogprojekt. Hier ist mein zweiter Beitrag:…
Sabines und Hannes Silberhochzeit stand kurz bevor, und da es in ihrer Ehe seit längerem schon ordentlich kriselte, wollten sie sich etwas ganz Besonderes gönnen, und einen Neuanfang wagen. Wie von Zauberhand ploppte eines Tages die Anzeige einer luxuriösen Seereise durch die Inselwelt der Karibik an Bord eines prachtvollen Kreuzfahrtschiffs zu einem märchenhaften Schnäppchenpreis auf, als Hannes im Büro gelangweilt im Internet surfend die Zeit bis zum Feierabend totschlug. Er überlegte nicht lange, und ergatterte zwei der letzten Tickets für eine elegant eingerichtete Außenkabine mit eigenem Balkon.
Stolz präsentierte er seinen Erwerb am Abend seiner Gemahlin, die sich keineswegs erfreut zeigte, sondern recht skeptisch reagierte: „Also wirklich, ich glaube nicht, dass das ein seriöses Angebot ist. Du solltest diese Buchung sofort stornieren. Außerdem hast du mich wieder einmal völlig übergangen – typisch für dich!“ Hannes brauste auf. „Das war klar, dass du sofort ein Haar in der Suppe finden würdest! Fünfundzwanzig Jahre lang hast du immer wieder dein Bestes gegeben, mir jede Freude zu vermiesen!“
Nachdem sie sich stundenlang gegenseitig verbal heftig beharkt hatten, gab Sabine schließlich achselzuckend wider besseren Wissens nach. „Na gut, dann machen wir halt diese Karibikreise.“
Am Tag der Abreise trafen sie nach einer strapaziösen Zugfahrt mit mehreren Umstiegen und fast zweistündiger Verspätung in der großen Hafenstadt ein, von der aus die Traumkreuzfahrt starten würde. „Cruise Center Altona – hier müssen wir lang, hier geht’s zur Stella Mare.“ Hannes dirigierte Sabine durch das moderne gläserne Terminal. Doch anstelle des schier himmelhoch aufragenden, strahlend weißen, modernen, riesigen Kreuzfahrtschiffs dümpelte an der Pier lediglich ein ziemlich mickriger, obskurer, halb verrosteter Seelenverkäufer vor sich hin.
Sabine zerrte wutschnaubend ihren Ehering vom Finger und warf ihn Hannes vor die Füße. „Hab ich doch gleich gesagt, dass die Sache faul ist! Ich lasse mich scheiden! Sofort! Ach, hätte ich dich doch nie kennengelernt!“
(300 Worte)
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… Kommt gut und ohne Streitereien durch den Tag… 😉
