… Ein Drabble ist eine Kurz-Kurz-Kurz-Geschichte von nur 100 Worten. Das ist nicht einfach, so etwas richtig hinzubasteln. Reiner vom Blog Wupperpostille hat die Herausforderung noch einmal verschärft: Es müssen drei vorgegebene Worte innerhalb des Textes erwähnt werden. Und das hat mich nun ziemlich getriggert, obwohl ich eigentlich eine längere Kreativpause einlegen wollte… 😉
Im Text enthalten sein müssen diesmal: Mitternacht, mündlich, geschlossen
Neumen
Wieder einmal war Mitternacht längst verstrichen, doch trotz ihrer großen Erschöpfung konnte sie sich nicht von dem kostbaren, uralten Dokument aus Kalbsleder-Pergament lösen, das ihr zur Entzifferung zugeteilt worden war. Eine kurze Weile hielt sie ihre müden, schmerzenden Augen geschlossen. Als sie nach einem Sekundenschlaf die Lider wieder öffnete, hatte sie endlich die ersehnte Eingebung. Bei den merkwürdigen, verschnörkelten Strichen über dem kunstvollen Text eines Psalms handelte es sich zweifelsohne um Neumen, einer Urform der Noten, Zeichen, mit denen im 9. Jahrhundert ein Mönch namens Dom Prosper zum allerersten Mal versucht hatte, Musik schriftlich anstatt wie bislang mündlich zu überliefern…
… Auf die Neumen bin ich vor kurzem erst dank eines Krimis der kanadischen Autorin Louise Penny gestoßen. Wer sich über die Geschichte der Vorläufer unserer Musik-Noten genauer informieren möchte, dem sei dieser Wikipedia-Beitrag empfohlen: https://de.wikipedia.org/wiki/Neume
… Ich wünsche euch eine gute und möglichst unbeschwerte neue Woche!…
… Frankie ist ein etwas zerfledderter, magerer Straßenkater, der am Rande eines Dorfes ganz oben auf der Müllkippe unter einer umgekippten alten Badewanne haust. Eines Tages, als er wie gewohnt auf dem schönen, warmen Großen Weg einher spaziert – „schlawenzel, schlawenzel“ -, beobachtet er, wie sich in einem verlassenen Haus ein Mann, der auf einem Stuhl steht, einen ganz dicken Faden, der an der Zimmerdecke befestigt ist, um den Hals legt. Frankie liebt Fäden, und so ist er ganz fasziniert von jenem Mann, bis dieser ihn entdeckt und sein Vorhaben, sich zu erhängen, vorerst aufgibt. Wenig später zieht der kleine Kater bei dem tieftraurigen Selbstmordkandidaten ein, und eine ganz wunderbar erzählte, mal melancholische, mal ungemein komische Geschichte entwickelt sich…
… Frankies Erzählweise ist recht salopp, gleitet aber nie ins Primitive ab. Auch die sehr erheiternden Stellen sind niemals platt und abgedroschen. Im Laufe der Lektüre lernt man nicht nur Frankies Sicht der Dinge und Charakterzüge näher kennen, sondern auch Richard Gold, den lebensmüden Schriftsteller, sowie die Freunde des Katers, das Muskulöse Eichhörnchen und den Professor, einen uralten, dreibeinigen Dackel, und natürlich seine große Liebe, die zauberhafte Katzendame Puschnelka Schnurrilenko…
… Übrigens – Frankie kann außer mehreren Tiersprachen auch „Menschisch“. Wie alle Katzen. Die ihre Sprachkenntnisse allerdings zumeist sehr geschickt vor uns Zweibeinern verbergen. Gemäß der drei obersten Grundregeln im Umgang mit Menschen, die ihnen stets gleich nach der Geburt eingebleut werden: 1. Dumm stellen, 2. Dumm stellen, 3. Dumm stellen… 😉
… Eine kleine Leseprobe:…
… „Ich glaub, das wär nix für mich.“
„Was, Frankie?“
„Na, so’n Lebenssinn. Erst mal muss man ihn finden. Und dann muss man drauf aufpassen, damit man ihn nicht verliert. Und hat man ihn verloren, so wie du jetzt, dann denkt man die ganze Zeit darüber nach, wo er hin is’. So ein Lebenssinn macht nur Ärger. Meine Meinung. Und am Ende hat man kaum noch Zeit für andere Sachen.“
„Was denn für andere Sachen?“
„Na, spielen, lauschen, rumschnüffeln. Ich mag es, über den großen Weg zu latschen, wenn der Asphalt schön warm is’. Oder einer Biene zuzuhören, die mit dem Rüssel in ner Blüte steckt. Und dann muss ich ja auch noch in der Sonne liegen und in den Himmel schauen. So wie jetzt.“
„Das ist Nichtstun.“
„Das ist nicht nichts.“…
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… Es gibt kein richtiges Happy End, das hätte meiner Meinung nach die schöne und anrührende und erheiternde Geschichte verdorben, doch einen Schluss mit Hoffnung…
… Verfasst hat dieses ganz wunderbare kleine Buch, auf das ich rein zufällig neulich in der Stadtbib. aufmerksam geworden bin, der Journalist und Schriftsteller Jochen Gutsch, tatkräftigen Beistand hat ihm dabei Maxim Leo geleistet, seines Zeichens Journalist und Drehbuchautor…
… Ich habe in diesem Lesejahr schon einige sehr feine Bücher geschmökert – und „Frankie“ gehört definitiv dazu. Die herzerwärmende Erzählung des kleinen Straßenkaters ist nicht nur für Katzenfans ein wahrer Genuss…
… „Griaß God, i bin die Wurmdobler Resi von da „kuhlen“ vierbeinigen Undercover-Einheit der Bayrischen Grenzpolizei. Ihre Ausweise und Fahrzeugpapiere bitt’schön.“… 😉
… Ich werde die nächsten Tage nur sehr selten online sein. Sollten die „Happyness Engineers“ von WordPress mal wieder Kommentare von euch Lieben in den Papierkorb oder Spam verschieben, dann bitte ich um ein klein wenig Geduld. Sobald ich wieder am Rechner sitze, werde ich sie freischalten und beantworten…
Diese Nacht verlief außergewöhnlich ruhig. Nur bisweilen hatte es den Anschein, als würde eine einsame, knochige, in eine zerfranste Schlierseer Tracht gewandete Gestalt mit einem von einer Spielhahnfeder gezierten grünen Filzhut auf dem ausgemergelten Schädel leise vor sich hin stammelnd und schluchzend ziellos durch die Reihen der Buden, Zelte und Fahrgeschäfte streifen.
Vierundzwanzig Stunden später tastete sich eine gebeugte, leicht mollige Frauengestalt an Katharinas Seite Richtung Kinder-Eisenbahn. Die Geisterkathl stützte die gut achtzigjährige Brandner Rosl sanft, als die Nacht sich teilte und den Umriss vom Hinterstoißer Bene frei gab. Die Greisin löste sich aus der sanften Umarmung und schritt langsam auf den Wiesn-Geist zu…
… 2009 arbeitete ich zum ersten Mal als Aushilfe auf dem Oktoberfest. Ich hatte sechzehn Tage lang Frühschicht in einer Mandelbrennerei. Obwohl die Arbeit anstrengend war und ich mit den Standlbetreibern nicht gut zurecht kam, inspirierte mich das Treiben auf dem größten Volksfest der Welt zu einer Kurzgeschichte, die ich euch in den folgenden Tagen präsentieren möchte…
… Ich habe dieses Stück mit viel Augenzwinkern und Schmunzeln verfasst, und ich hoffe, ihr habt auch ein wenig Spaß beim Lesen. Die Dialoge sind in bayrischer Mundart verfasst, wenn ihr etwas übersetzt haben wollt, dann braucht ihr mir nur mittels Kommentar Bescheid zu geben…
… Alsdann – „Ozapft is‘!“:… 😉
Die Wirte und Schausteller vom Münchner Oktoberfest waren’s ja seit Jahren schon gewohnt und nahmen es zumindest halbwegs mit Gelassenheit: Des Nachts schien auf dem größten Volksfest der Welt „etwas umzugehen“, wie man hierzulande zu sagen pflegt. Mal ertönte in der Finsternis das raue Tuten einer Achterbahn, die Beleuchtung des Riesenrads erstrahlte kurz und verlosch dann wieder, oder es war beim Schichtl das gar schauerliche Geräusch des Fallbeils zu vernehmen. War man Opfer des seltsamen Treibens geworden, dann wurde halt am nächsten Morgen ein Kundendienstler bestellt, der sich kurz die elektrischen Anlagen bzw. beim altehrwürdigen Schichtl den geheimnisvollen Mechanismus der Guillotine besah, um anschließend mit den Schultern zuckend zu brummeln: „Da is nix hie (kaputt). Des is’ wahrscheinlich bloß a kloana Spannungsabfall oder a Ratz (Ratte) oder a Maus gwesn, so was koo scho moi virkemma (vorkommen).“ Danach wurde dem guten Mann ein Weißwurstfrühstück samt Russenhalbe (Mischung aus Weißbier und Limo) serviert oder man drückte ihm einige Biermarken, Hendlgutscheine, eine große Tüte gebrannter Mandeln oder Freifahrt-Chips für diverse Fahrgeschäfte in die Hand, um anschließend zum gewohnt hektischen, die Nerven aufreibenden Tagesgeschäft überzugehen, während die bleiche, durch die letzten Schwaden Morgennebels etwas zerfranst einher kommende Sonne sich hinter den Spitzen, verwinkelten Graten und Zacken der Paulskirche hervor in den zunehmend klar werdenden, tiefblauen Herbsthimmel schob.
… Kurz nach Beginn der diesjährigen Gestütsschau des Bayrischen Landgestüts Schwaiganger fuhr ein Pferdetransporter in die Arena. Die Rückklappe wurde geöffnet, die Geländer eingehakt. Die vieltausendköpfige Menge der in der grellen Sommerhitze ausharrenden Besucher:Innen hielten gespannt den Atem an. Was mag da jetzt wohl zum Vorschein kommen? Einer der vielfach prämierten Zuchthengste? Ein eleganter, rassiger Renner? Ein berühmter Turnierchampion?…
… Und dann verließen sie allmählich das schattige Dunkel des Transporters – die jungen Künstler:Innen der Schwippizaner, Schwaigangers neueste und revolutionäre Dressur-Darbietung!… 😀
… Gebannt verfolgte das Publikum die Aufführung einer Quadrille, die an Präzision, Können und Freude ihresgleichen sucht. Und nach dem Gruß der „Reiterinnen“ wollte der stürmische Beifall schier kein Ende nehmen. Ich bin ganz sicher, dass die Schwippizaner ihren Weg auf den großen Dressurplätzen der Welt machen werden… 😉
… Was für eine herzige und schöne Idee der Gestütsleiterin Cornelia Back und ihrem Team!… ❤️
… Habt einen möglichst entspannten und unbeschwerten Tag, ihr Lieben!…
… Unter der nördlichen Auffahrt der Donnersberger Brücke in München haben Straßenkünstler:Innen eine skurrile, farbenprächtige Phantasiewelt geschaffen. Nachdem ich ungezählte Male mit Tram oder Bus daran vorbei gefahren bin, habe ich es am Samstag endlich geschafft, die Gemälde zu fotografieren…
… Ihr wisst ja längst, wenn ihr euch ein Bild genauer ansehen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… von der Dschungel-Patrouille sein „Stöckchen“ noch so elegant schwingt und mit Stentorstimme trötet: „Iiiiiim Gleichschritt maaaarsch!“,…
… so richtig Lust zum Strammstehen und Exerzieren scheint seine Truppe nicht grade zu haben. Von Gleichschritt keine Spur, da wird diszplinlos herumgelümmelt, und einer ist sogar so unverfroren, sich voller Genuss ein Fuder Heu in die riesige Futterluke zu schieben. Und der jugendliche Offiziersanwärter macht auch lieber Schabernack mit seinem Lieblingsspielzeug, einem dürren Bäumchen, anstatt den Anweisungen seines Altvorderen zu gehorchen… 😉
… „He, Hathi, du oller Kommißkopp! Bring‘ jetzt endlich mal deine Gurkentruppe ordentlich zum Laufen, sonst komm‘ ich rüber und zeig‘ den Faulpelzen, wie man richtig zackig exerziert!“…
… Damit hatte der deutsche Sänger Markus Mörl vor gut vierzig Jahren einen Nummer-Eins-Hit. Und an den musste ich am vergangenen Samstag denken, als ich während eines Bummels durch das Münchner Stadtviertel Haidhausen diesen Riesen-Teddy auf einer Vespa sitzen sah. Nur zu gerne hätte ich mich zu dem plüschigen Gesellen auf den Sozius seines „heißen Ofens“ gesetzt, um mit ihm eine Runde zu drehen… 😉
… Und danach wären wir, vom warmen Sommerwind gut durchgepustet, ganz schick eingekehrt… 😉
… Unser beschwingtes Rendezvous hätten wir dann mit einem ausgedehnten Stöbern auf dem illustren Haidhausener Hofflohmarkt ausklingen lassen…
… Habt einen guten und möglichst entspannten Wochenteiler, ihr Lieben!…
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