… Da hat dieser hübsche Ort am Chiemsee vom 5. bis 7. Juli zum siebzehnten Mal ein hochwertiges und überaus abwechslungsreiches Musikfestival auf die Beine gestellt. In der Ortsmitte gab es vier Bühnen und einige „Nebenschauplätze“, auf denen vom frühen Nachmittag bis in den späten Abend Musik sämtlicher Stilrichtungen live dargeboten wurde…
… Beim ersten Konzert auf dem Marktplatz um drei Uhr nachmittags lag der Altersdurchschnitt des Publikums bei schätzungsweise Siebzig – oh, oh, dachte ich still bei mir, da werde ich wohl früh die Rückfahrt nach München antreten. Und dann hätte ich mich achteln müssen, um möglichst viel mitzubekommen, und die Begeisterung wuchs zusehends…
… Ausgiebig genossen habe ich die Darbietungen von: Soulissimo (Cover-Versionen von Soul- und Funk-Hits)
… Die Pang-Gang (die musikalisch sehr schwer einzuordnen ist – eine Mischung aus New-Orleans-Jazz, Blues, Rock, Folk und Rhythmen der Wilden Zwanziger, mit sehr viel Augenzwinkern und Witz vorgetragen), diese Gruppe sollte man sich unbedingt einmal live anschauen…
… Das Roland Count Baisch Orchestra (spitzzüngige Chansons, Swing und Jazz)…
… Geleitet von den sanft schwingenden Klängen von Chuck Mangiones „Feels So Good“ wanderte ich heiter-müde gegen 22:00 Uhr die kurze Strecke zum Bahnhof. Und es folgte eine höchst ärgerliche, zweieinhalbstündige Irrfahrt durch die Nacht…
… Vor einigen Tagen erinnerte ich mich daran, dass ich mal als Kind zusammen mit meinem Bruder und den Eltern eine Wanderung auf der größten Insel im Chiemsee fernab der Touristenströme rund um das unvollendete Schloss des bayerischen „Märchenkönigs“ Ludwigs II. unternommen hatte. Gestern dachte ich mir kurz nach dem Aufstehen, dass ich doch diesen schönen Ausflug nach so langer Zeit endlich einmal wiederholen könnte. So packte ich den Rucksack und zog los…
… Vom Bahnhof Prien am Chiemsee fährt eine 132 Jahre alte Schmalspurbahn. Geschaffen wurde sie auf Geheiß des Prinzregenten Luitpold, da bereits kurz nach dessen Freigabe des Schlosses Herrenchiemsee für die Öffentlichkeit auf den Zufahrtstraßen zur Schiffsanlegestelle Prien/Stock ein gar fürchterliches Gedränge geherrscht hatte. Leider ist die gemächlich seewärts rumpelnde „Bockerlbahn“ nicht behindertengerecht, so dass ich große Mühe beim Ein- und Aussteigen hatte…
… Gar prachtvoll war es, über den Chiemsee, das Bayerische Meer, zu gleiten…
… Hoch über der Schiffsanlegestelle Herrenchiemsee thront das im Jahr 1130 gegründete Augustiner Chorherrenstift. Nachdem König Ludwig II. 1873 die Insel erworben hatte, ließ er sich im Kloster Privaträume einrichten. Im Speisesaal konzipierte 1948 der sogenannte Verfassungskonvent das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland…
… Nur wenige Gehminuten vom kleinen Hafen entfernt zweigt der Fußweg zum Schloss nach rechts ab. Ich marschierte allerdings geradeaus – und war binnen kurzem weitab von den quirlenden Touristenströmen, inmitten eines wunderschönen, dichten Mischwaldes…
… Blaumeise senior schien sich alle erdenkliche Mühe zu geben, seinen Filius davon zu überzeugen, dass er sich in Zukunft sein Futter alleine beschaffen müsse. Das Kleine erwies sich als höchst beratungsresistent und bettelte den Altvogel immer wieder an…
… Wohltuend waren an dem gestrigen heißen Frühsommertag die belebende Frische und der würzige Duft des Waldes. Ab und an taten sich von Grün umschlossenen Fenstern gleich wundervolle Ausblicke auf, so auch auf die Benediktinerinnenabtei der kleinen Fraueninsel…
… Nach ca. zwei Kilometern Wegstrecke hatte ich die östlichen Zufahrtsalleen zum Schloss erreicht…
… Die eher selten fotografierte, östliche „Rückseite“ von Schloss Herrenchiemsee…
… Doch mein Weg führte erneut in den Wald hinein, hin zur südlichen Spitze der Herreninsel, der Pauls Ruh’…
… Nun ging es nach Westen zu, durch einen anscheinend völlig naturbelassenen, dicht und wild wuchernden Urwald…
… Ottos Ruh, ein sehr idyllischer Aussichtspunkt im Südwesten der Herreninsel…
… Von da an führt der wirklich sehr gepflegte Wanderweg dann Richtung Norden, nach einem knappen Kilometer war ich an der Westseite, der „Vorderseite“, von Schloss Herrenchiemsee angelangt…
… Von dort aus führte mich eine schnurgerade und leicht ansteigende Allee zurück zum Augustiner Chorherrenstift und in Richtung Schiffsanlegestelle…
… Prachtvolle Pferde weideten beiderseits des Wegs…
… Ziemlich beste Freunde… 😉
… Unterm Dach der Klosterstallungen hüteten Schwalben ihren Nachwuchs, der neugierig aus den kunstvoll an die Mauer drapierten Nestern lugte…
… Das kleine romanische Kircherl St. Maria…
… Zusammen mit den Schlossangestellten ließ ich mich müde aber glücklich per Schiff zurück nach Prien bugsieren. Als wir abgelegt hatten, kam uns die „Ludwig Fessler“ entgegen, ein wunderschöner, 1926 erbauter Schaufelraddampfer, auf ihrer letzten Seerundfahrt des Tages…
… Ein letzter Blick auf das Schloss Herrenchiemsee…
… Den bayerischen König Ludwig II. würdigt man in Prien/Stock mit einem etwas ungewöhnlichen Denkmal, es gleicht einem metallenen Scherenschnitt…
… Auch wenn ich mit dieser Wanderung wieder einmal meine körperlichen Grenzen beinahe schon überschritten habe – die Strecke beträgt immerhin ca. sieben Kilometer – und ich deshalb heute aufgrund sehr großer Erschöpfung einen Ruhetag einlegen muss – die Strapaze hat sich sehr gelohnt. Und ich kann diese Tour sehr empfehlen…
… So wird der Chiemsee, mit 79,9 Quadratkilometern der größte See im Voralpenland sowie das drittgrößte Binnengewässer Deutschlands, im Volksmund genannt. Er wurde während der letzten großen Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren gebildet. Mehrere Inseln zieren ihn, die größte ist die sogenannte Herreninsel, quasi ein Wallfahrtsort für Millionen Touristen alljährlich, denn dort befindet sich jenes unvollendete Schloss unseres „Märchenkönigs“ Ludwig II., das Versaille nachempfunden ist. Doch auch eine ehemalige große Abtei der Augustinermönche, heute als das Alte Schloss bezeichnet, ist auf dem Eiland errichtet worden – in jenem hat man übrigens im Jahr 1948 die Bayerische Verfassung zu Papier gebracht…
… Die etwas kleinere Fraueninsel wurde bereits im 8. Jahrhundert besiedelt. Sie wird von einer im Jahr 782 gegründeten Benediktinerinnen-Abtei beherrscht, einem Wallfahrtsort. Bemerkenswert ist der hoch aufragende Glockenturm der kleinen Barockkirche, er steht – wie die italienischen Campanile – ein wenig abseits. Bis zum heutigen Tage befindet sich eine Künstlerkolonie auf der Insel. Und sogar ein Weinberg – die tiefdunklen Reben werden zu einem kräftigen, trockenen Rotwein vergoren, „Insularius“ genannt. Gar köstlich sind die frischen oder geräucherten Fische aus den Fanggründen ringsum…
… Ich habe gestern einen langen und wundervollen Tag auf dem Chiemsee und der Fraueninsel verbracht – wenn die Idylle auch des Öfteren durch nörgelnde, quengelnde und jammernde deutsche Touris getrübt worden ist. Während meiner Rundfahrt auf dem Bayerischen Meer und des ausgedehnten Spaziergangs kreuz und quer über die Fraueninsel sind natürlich wieder jede Menge Bilder entstanden… 😉
… Ein Tipp: Wenn ihr mal in die Richtung kommt, dann geht in den „Klosterwirt“ und esst ein Stückerl Himmlische Torte. Das ist für jede/n Torten- und Kuchenliebhaber/in ein Höchstgenuss!…
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