… Ich hatte ein ausreichend bemessenes Budget für meine Venedig-Reise kalkuliert, und bin damit auch wirklich gut über die Runden gekommen. Hätte ich über die Stränge geschlagen, dann hätte ich mir jedoch in einer kleinen Bar nahe des Campo del Fava jederzeit Nachschub in sämtlichen Währungen der Welt besorgen können… 😉
… Wie ein Gemälde von Canaletto präsentierte sich der Canale Grande, nachdem das Spektakel leider ein Ende gefunden hatte, und ich über die hoch aufragende Rialto-Brücke dem kleinen Hotel am Campo la Fava, einem erfrischenden Spritz in einer nahen Enoteca, und einem sich anschließenden kräftigenden Mahl entgegen schlenderte…
… Der Corso bewegte sich gemessenen Tempos an uns vorbei, bis zum ungemein hässlichen, geduckten Bauwerk des Bahnhofs. Dort, an einer sehr breiten Stelle des Canale Grande, wurde gewendet und anschließend zum Palazzo Foscari zurück gerudert. Während der Wende fand der Wettstreit der jugendlichen Ruderer statt…
… Ich bekam den Finger kaum noch mehr vom Auslöser… 😉
… Gut möglich, dass ich einige Motive jetzt wiederhole. Seht es mir bitte nach…
… Nein, nicht auf’s Christkind, sondern auf den Beginn der Regatta Storica. Dem Rat des Hoteliers folgend suchte ich mir bereits gut drei Stunden vor dem angekündigten Start einen Platz in Nähe der Fischhalle am Rialto Mercato. „Der frühe Vogel fängt den Wurm!“, das dachten sich auch etliche Mitmenschen, so dauerte es gar nicht lange, und der Raum zwischen den leeren Obst- und Gemüseständen des Marktplatzes füllte sich. In und am Ufer des Canale Grande vor der Fischhalle herrschte buntes Treiben, dort hatte sich eine Vereinigung ehemaliger Gondoliere eingenistet. So wie es aussah, konnte man dort für ein vermutlich hübsches Sümmchen einen Sitzplatz mieten, bzw. ist auf einen solchen eingeladen worden. Im Inneren hatte man einige kleine Bars und „Fressstände“ aufgebaut. Lautes Pop-Gedudel erschallte aus dem betagten Gemäuer, ein buntes Gemisch aus ebenfalls nicht mehr taufrischem, teilweise mühsam und nicht immer erfolgreich „restauriertem“ Publikum traf ein, begrüßte sich mit Küsschen und Umarmungen, und Fetzen von in rasantem Venezianisch gehaltenem Smalltalk und temperamentvollem Gelächter schwirrten durch die mittäglich brütend heiße Luft…
… Einige der sportlichen Protagonisten ruderten im Verlauf der nächsten Stunden schon mal probeweise den Kanal auf und ab, eine etwas in die Jahre gekommene einheimische „Boygroup“ intonierte zünftige italienische Weisen, und es gab jede Menge zu beobachten. Langweilig wurde mir die Zeit bis zur großen Parade keinesfalls. Ich saß an der bisweilen recht feuchten Uferbrüstung, schmauste mitgebrachten Obstsalat und Grissini, ließ die Blicke schweifen, und knipste, ab und an in mich hinein schmunzelnd…
… die einstmalige Prunkgaleere des Dogen von Venedig, eröffnete heute nachmittag die alljährliche Regatta Storica auf dem Canale Grande. Mehr davon, wenn ich die vielen, sehr, sehr vielen Aufnahmen gesichtet und bearbeitet, mich ausgeruht, und vor allem etwas gegessen habe…
… einer der berühmtesten Brücken der Welt ist jetzt fertig renoviert, und nun habe ich sie endlich, endlich einmal fotografieren können, die Ponte Rialto…
… Dort musste ich das Vaporetto der Linie 1 verlassen, um zu dem kleinen Hotel zu gelangen, in welchem ich ein Zimmerchen gebucht hatte. Zuerst ging es eine sehr enge und auch etwas düstere Gasse entlang, doch dann wichen die finsteren Häuserfronten zurück und gaben den Blick frei auf einen kleinen Kanal, ein zierliches Brückchen, und den Platz mit der Chiesa Alla Fava und der gleichnamigen Herberge rechterhand…
… Mein Zimmer ist winzig, kleiner noch als eine Klosterzelle, und das Badezimmer liegt einige Meter entfernt. Aber ich brauche auch nicht mehr als ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen. Kaum fünf Minuten zu Fuß bis zur Rialto-Brücke und Canale Grande, und knapp zehn Minuten zum Markusplatz, und das zu einem höchst günstigen Preis für die Übernachtung inklusive Frühstück, sowie sehr freundliche und zuvorkommende Leute, die mich in meinem Vorhaben, so viel Italienisch als möglich zu sprechen, gutmütig unterstützen – da kann man wirklich nicht meckern. Zudem ist das Hotelchen sehr ansprechend eingerichtet…
… Um halb Neun war ich bereits mit dem Frühstücken und Auschecken fertig, und hatte mir ein Taxi rufen lassen. Die Einwohner/innen von Lido di Venezia sind nicht unbedingt als wohlgesinnt und hilfsbereit zu bezeichnen, wenn man sich frühmorgens während des Berufsverkehrs mit einem großen Koffer in einen Linienbus zwängen will. Ich nahm ein Vaporetto Richtung Bahnhof, dort gab ich mein Gepäck vorübergehend zur Aufbewahrung, dann ließ ich mich von der Linie 1 ein letztes Mal durch den Canale Grande bugsieren…
Die Fischhalle des Marktes an der Rialto-Brücke
Eine Gondel-Fähre
… Es war Montag, und ungewöhnlich wenig Touristen schienen sich in der Lagunenstadt zu befinden, so bot sich ein Bummel über den Markusplatz regelrecht an. Zuvor aber ließ ich mich per Lift hoch auf den Campanile befördern – der Zufall wollte es, dass ich genau dann dort oben ankam, als die Glocken schlugen…
… Ich schlenderte umher und genoss trotz zunehmend sich eintrübenden Wetters den schönen Blick auf La Serenissima…
… Solche sogenannte Miniatur-Effekte kann die Neue auch – allerdings muss ich mich da noch ein bisserl eingehender mit den nicht ganz unkomplizierten Einstellungen vertraut machen:…
… Nachdem ich wieder unten angekommen war, vergönnte ich mir ein besonderes Vergnügen, einen Besuch im legendären und exklusiven Caffé Lavena am Markusplatz. Gegründet wurde dieses noble Etablissement im Jahr 1750, und berühmte Persönlichkeiten wie Richard Wagner, Franz Liszt, Arthur Rubinstein, Mstislaw Leopoldowitsch Rostopovich und Alberto Moravia zählten zu den Stammgästen…
… Über die völlig überteuerten Preise des Lavena erzählt man sich ja die ungeheuerlichsten Schauergeschichten, dass zum Beispiel ein Espresso auf der Freischankfläche acht Euro, ein Aperol Sprizz fünfzehn Euro kosten würden. Jenes nette Münchner Ehepaar, das ich auf Lido di Venezia in meiner kleinen Trattoria kennen lernen durfte, hatte mir allerdings verraten, wie man auch an einem solchen Ort sehr günstig Speis und Trank genießen kann: In Italien gibt es den Unterschied zwischen „Al Banco“ – im Stehen am Tresen – und „Al Tavola“ – am Tisch. Und dieser Unterschied kann preislich ganz erheblich sein. So genoss ich meinen wunderbaren Aperol Sprizz – es sei der beste in Venedig, wurde mir gesagt – für grade mal 3,40 Euronen. Es dauerte nicht lange, und es gesellten sich etliche Gäste zu mir, zumeist Einheimische. Und da zauberte der sehr geschickte und elegante Barista kleine Schälchen mit Nüssen, Kartoffelchips, saueren Gürkchen und Kapern, und knusprigen Knabbergebäck auf den Tresen. Draußen spielte unter einem Baldachin ein sehr virtuoses Quartett, und ich lauschte, schaute, trank, knusperte vor mich hin, und fühlte mich wieder einmal so richtig schön glücklich und zufrieden…
… Ich drehte noch eine kurze Runde über den Markusplatz, beobachtete die rasant über die Köpfe der Passanten hinweg gleitenden Möwen, sowie meine Mitmenschen, dann machte ich mich langsam auf den Weg, um meinen Koffer abzuholen und nach Tronchetto zu fahren, wo der Reisebus Richtung München bereit stehen würde…
… Jenseits der Ponte dell‘ Accademia disponierte ich allerdings ganz flink um. Warum sollte ich mir jetzt noch den langen Fußmarsch antun? Ein Linienboot würde mich bequem nach St. Basilio bringen, wo es an der Mole einige einladend wirkende Lokalitäten gab, außerdem war es doch bestimmt schön, nach Sonnenuntergang den Canale Grande entlang zu tuckern – und ich fahre leidenschaftlich gerne mit den Vaporetti, das wurde mir jetzt bewusst. Während ich an der Reling stand und mal die sanft vorüber gleitenden Palazzi, mal die Passagiere betrachtete, die dicht gedrängt saßen und standen, keimte in mir eine Idee auf, die mich so schnell nicht mehr los ließ, und immer noch in meinem Kopf herum geistert: Eine Dokumentation über die venezianischen Linienboote, entweder fotografisch oder als Video – das wär’s! Gar nicht viel Worte, sondern nur die Bilder sprechen lassen…
… Langsam senkte sich der Abend über die malerische Lagunenstadt:…
… Bei den Haltestellen Ferrovia (Bahnhof), Piazzale Roma (Busbahnhof) und Tronchetta leerte sich die Fähre. Ganz in Gedanken und meine Studien versunken verpasste ich St. Basilio. Bei San Zaccharia nahe des Markusplatzes angelangt stieg ich aus, was wegen des beachtlichen Seegangs nicht ganz einfach war, und steuerte die nahen Ristorantes an. Die Schwäche in meinen Beinen und das dumpfe Gefühl im Kopf waren ganz bestimmt nicht auf das Schwanken des Boots zurück zu führen, ich habe sozusagen angeborene „Seebeine“, sondern darauf, dass ich seit den frühen Morgenstunden nichts Anständiges mehr gegessen hatte…
… Kurze Blicke auf die Speisekarten in den Aushängen machten mich schaudern: Für eine Kalbsleber venezianische Art ohne jegliche Beilagen verlangte man im Schnitt 23 Euronen, mit Salat und zwei kleinen Scheibchen Polenta würde dieses Gericht mit sage und schreibe 35 Euronen zu Buche schlagen. Nein, danke…
… Ich enterte das nächste Vaporetto zurück nach Tronchetto, mit dem Ziel St. Basilio. Doch dann sah ich nahe der Station Palanca auf der Insel Giudecca eine bunte Lichterkette vor einem hell erleuchteten Restaurantfenster sanft im Abendwind pendeln, und wusste: Da muss ich hin!…
… So landete ich in einer kleinen Trattoria namens „Do Mori“…
… Die Eingangstür schloß schlecht und es zog an den vorderen Tischen wie Hechtsuppe, doch der Kellner war überaus freundlich, ebenso der Wirt. Was mich sehr für dieses Lokal einnahm war, dass sich viele einheimische Arbeiter nach Feierabend dort an der Theke einfanden, um einen kleinen Absacker zu sich zu nehmen. Ein Onkel, ehemaliger Fernfahrer, hatte uns bei jedem Familientreffen geraten: „Geht immer dort essen, wo die Einheimischen einkehren.“ Die Preise waren im Vergleich zu jenen nahe des Markusplatzes recht zivil. Nachdem ich meine komplette Bestellung auf ganz passablem Italienisch geordert hatte, war ich richtig stolz auf mich!…
… War auch das Ambiente etwas schlicht, meine Fischplatte, bestehend aus einer Brasse und einem Krebs, die mit Sicherheit vor wenigen Stunden noch im Meer geschwommen waren, sowie einem Stück Räucherfisch, und das Glas weißen Hausweins dazu schmeckten hervorragend. Ich ließ mir mit meinem Abendmahl viel Zeit, und sperrte dabei fleißig Augen und Ohren auf, um mir nur ja kein Fitzelchen venezianischen Lokalkolorits entgehen zu lassen…
… Frisch gestärkt ließ ich mich erneut zur Anlegestelle San Zaccharia bugsieren. Dort traf ich auf meine Bus-Sitznachbarn. Wir plauderten ein wenig, und beschlossen dann, noch einen kleinen Spaziergang zu machen, bevor uns Tiziano wieder zurück zum Bus fahren würde…
… Inzwischen – gegen halb zehn Uhr abends – war es auf der Uferpromenade still geworden, nur vereinzelt hielten sich noch Maskierte in den Straßenlokalen auf. Die Kellner waren bereits fleißig dabei, abzudecken und sich auf den wohl verdienten Feierabend vorzubereiten…
… Ich hockte im Bug des Schiffes und ließ mir ein letztes Mal venezianischen Meereswind um die Nase wehen…
Mein Schiff! Leider hat man beim Beschriften das „h“ in „Martha“ vergessen. 😉
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