… in der Münchner Residenz ist die Bronze-Ausstellung unter dem Kaisersaal. Dort habe ich ein warmes Plätzchen an der Heizung, und einen Schreibtisch. Ich darf sitzen, habe keine geschwätzigen Kollegitäten in der Nähe, und auch das oft recht larmoyante Gehabe der Dienstleiterin spielt sich fern von mir ab. Da man ohne Weiteres dort unten auch Brotzeit machen kann, denn es lassen sich in der Regel nur vereinzelt Besucher/innen blicken, habe ich ein sehr angenehmes Dienst-Arrangement getroffen: Ich arbeite ohne Pause sechs Stunden durch, und darf dann nach Hause gehen. Ich muss nur dann aufstehen und mit den Besuchern/innen mitgehen, wenn es sich um eine ganze Gruppe handelt, oder kleine Kinder mit dabei sind, oder aber mein Bauchgefühl mir sagt, dass es vielleicht ratsam wäre, den Anwesenden ein wenig auf die Finger zu schauen… 😉
… In der Bronze-Ausstellung ist es still, der perfekte Ort, um sich kreativ zu betätigen. So manche Geschichte habe ich in diesen schönen Hallen schon ersonnen und stichpunktartig festgehalten, so am vergangenen Samstag meinen Beitrag für Sue Vincents #writephoto. Auch ein feines Buch ist stets mit dabei, zur Zeit lese ich wieder einmal “Palast der Winde” von M. M. Kaye – ich liebe diesen Roman über einen englischen Offizier, der nach dem blutigen Sepoy-Aufstand von 1857 von einer indischen Amme aufgezogen wurde, seine Jugendjahre in England verbringen musste, als junger Mann nach Indien zurück kehrte und sich dort unsterblich in eine Prinzessin verliebte…
… Leider, leider ist die Bronze-Ausstellung nur an den Wochenenden geöffnet. Wenn dieser wunderschöne Ort ständig zur Besichtigung freigegeben wäre, dann könnte ich dort ohne Weiteres alt werden, dann müsste ich mich nicht mit den Gedanken an eine gesundheitlich bedingte Teilzeitarbeit oder Frührente belasten. – Zur Zeit fühle ich mich den Umständen entsprechend wohl, die wöchentliche Stunde Ergotherapie, bei der ich hauptsächlich Feldenkrais-Übungen mache, sowie die tägliche Einnahme von 1.000 Einheiten Vitamin D 3 und der Umstand, dass wir im Museum zur Zeit die verkürzte Winterarbeitszeit von ca. 6 1/2 Stunden täglich haben, tun mir sichtlich gut. Das wird sich höchstwahrscheinlich ändern, wenn wir ab Ende März wieder die zwei Stunden längeren Öffnungszeiten haben – aber bis dahin wird noch viel Wasser die Isar hinab fließen. Ich habe inzwischen gut gelernt, im Jetzt zu leben, und das zu genießen, und mir über die Zukunft nicht mehr unnötig den Kopf zu zerbrechen…