… Vor etwa zwei Wochen stand ich sehr früh auf und fuhr mit einem der ersten Züge von München Richtung Allgäu. Ich hatte eigentlich eine Wanderung entlang der Nordseite des Alpsees nahe Immenstadt geplant gehabt. Als ich mich dann nach einer etwa dreistündigen Fahrt mit Bahn und Bus auf die Strümpfe machte, bekam ich Zweifel an meinem Vorhaben. Es war schon am frühen Vormittag drückend schwül, ich hatte die Nacht zuvor so gut wie gar nicht geschlafen, fühlte mich schlapp, und die etwa sechs Kilometer lange Strecke schien mir schier unüberwindlich. So warf ich kurzerhand mein Vorhaben um und spazierte statt dessen ein Stünderl durch das Verlandungsmoor, das sich an der Westseite des Sees befindet…
… Zum Glück beginnt man mittlerweile den ökologischen Wert von Moorgebieten zu erkennen und wertzuschätzen. Diese Landschaftsart mit ihren sauren Wiesen und schwammigen Böden kann eine Unmenge Wasser aufsaugen, speichern und filtern, und doppelt so viel CO 2 binden als ein Wald. Ein Moor hat eine positive Stoffbilanz, d. h., dass mehr organische Substanz durch Photosynthese gebildet als zersetzt und verbraucht wird. Es ist der Lebensraum einer einzigartigen, teilweise inzwischen oft recht rar gewordenen Flora und Fauna…
… So nach und nach erwachten während meines Marsches auf bisweilen etwas holprigen und verwachsenen Pfaden durch die Moorlandschaft meine Lebensgeister wieder. Ich entdeckte viel Schönes und Interessantes, und war keineswegs traurig darüber, meine Ausflugsplanung so abrupt geändert zu haben. Der Alpsee läuft mir ja nicht weg, und ganz sicher wird irgendwann demnächst der Tag kommen, an dem ich an seinem Ufer entlang wandern werde…
… „Der Nektar *Hicks!* vom Klee is‘ heuer *Hicks!* ganz besonders gehaltvoll *Hicks!*“…
… Auf einer kleinen Brücke überquerte ich das Flüsschen Konstanz, und als ich auf die munter strudelnden Wasser blickte, schien mir, als würden übermütige Moorgeister einen vergnügten Tanz aufführen – Libellen durchzuckten blitzschnell dahingleitend, dann wieder regungslos schwebend im taumelnden Liebesreigen das kühl-feuchte Bachbett…
… Langsam wandte ich mich wieder gen Westen, dem Rand des Moores zu…
… Über mir rauschten Gleitschirmflieger durch das mit zerfransten Wolkenfasern gemusterte Himmelsblau…