… In turbulenten Tagen hilft es mir stets, ein gutes Buch zur Hand zu haben. Nachdem die Autobiographie des 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barack Obama, auch vom ARD-„Literaturpapst“ Denis Scheck lobend besprochen worden war – obwohl der Moderator der Sendung „Druckfrisch“ sich ansonsten überhaupt nicht für Politiker-Biographien erwärmen kann – orderte ich neulich voller Vorfreude den gut 900 Seiten dicken Wälzer…
… Und wurde bislang in keinster Weise enttäuscht. Nach einer durchgelesenen Nacht kann ich Obamas „Das verheißene Land“ guten Gewissens empfehlen. Der Ex-US-Präsident, der seit langem schon bei mir einen ziemlich dicken Stein im Brett hat, kann definitiv schreiben – und wie! Sein Stil ist locker, charmant, humorvoll, intelligent, menschlich anrührend, warmherzig, abegklärt und dennoch stellenweise voller Leidenschaft. Was gänzlich fehlt sind Selbstbeweihräucherungen, Barack Obama geht in der Schilderung seines Lebens, des politischen und menschlichen Werdegangs und der Amtszeit im Weißen Haus durchaus selbstkritisch vor. Er verbirgt seine menschlichen und politischen Schwächen nicht, sondern legt sie offen dar, und zeigt manchmal gar Scham und Reue über einige Entscheidungen im familiären und beruflichen Bereich…
… „Ein verheißenes Land“ bietet tiefe, spannende, bisweilen sehr erschreckende Einblicke in die Gepflogenheiten der US-Politik, vom Senat eines Bundesstaates im Mittelwesten angefangen über den US-Kongress bis hin zum höchsten Amt der Vereinigten Staaten. Es ist eine mitreißende Schilderung wundervoller Triumphe und bittersten Scheiterns. Und es ist ein Buch mit einem enorm hohen Suchtpotenzial – immer wieder wurde ich in der vergangenen Nacht dazu verführt, weiterzulesen – „nur noch mehr diesen einen Absatz, und dann geh‘ ich aber wirklich schlafen!“ – bis ich im Morgengrauen völlig erschöpft dieses Werk aus der Hand legen musste…
… Barack Obamas Autobiographie möchte ich nicht nur Mitmenschen empfehlen, die sich wie meine Wenigkeit für Uncle Sams Politik interessieren, sondern auch all jenen, die sich gerne in ungewöhnliche menschliche Schicksale hineinversetzen…
… Ich wünsche Allen, die meinem Lesetipp folgen, viel Freude beim Schmökern. Und beim Vorfreuen, denn das Buch „Ein verheißenes Land“ ist als Zweiteiler konzipiert. Ich hoffe, Mr. Obama lässt uns Leseratten nicht allzu lange auf die Fortsetzung warten… 😉
… Mitnichten. Leider ist es bittere Realität, was sich seit Mittwoch in Washington, der Hauptstadt der USA, abspielt. Und immer mehr erschreckende, bizarre, auch verwirrende Details der Erstürmung des Kapitols durch einen vieltausendköpfigen, vom noch amtierenden Präsidenten aufgestachelten Mob, bestehend aus Rechtsradikalen, QAnon-AnhängernInnen und anderen VerschwörungsschwurblernInnen, Mitgliedern religiöser Sekten und anderem Gesindel, kamen im Laufe der vergangenen Tage ans Licht…
Während Amerika und die Welt vor Entsetzen erstarrte über das, was sich in und um das Kapitol abspielte, eilte das widerliche Subjekt im Weißen Haus schier berstend vor Freude durch die Räumlichkeiten.
Während die Kongressabgeordneten Schutzräume aufsuchen mussten, und um ihr Leben bangten, bewaffnete Eindringlinge das riesige Gebäude auf der Suche nach Vizepräsident Mike Pence und Nancy Pelosi, der Sprecherin des Repräsentantenhauses, durchkämmten, um beide zu exekutieren, versuchte der noch amtierende US-Präsident per Handy, SenatorenInnen massiv unter Druck zu setzen, um eine offizielle Anerkennung des Wahlsiegs Joe Biden zu verhindern.
Fünf Menschen ließen während des Sturms auf das Kapitol ihr Leben. In einer grausigen Video-Sequenz einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie ein Polizist, der ununterbrochen voller Qual und Pein laut schrie und flehte, vom Mob zwischen zwei Flügeltüren förmlich zerquetscht wurde.
Laut Informationen nicht nur von CNN International habe man seitens des Pentagon bereits am Sonntag, 03.01.2021, mehrmals nachgefragt, ob eine Unterstützung durch die Nationalgarde am Kapitol nach Ermessen der Stadtverwaltung vonnöten sei. Dies sei mehrmals verneint worden. Nachdem dann am Mittwoch gegen vierzehn Uhr das Verteidigungsministerium auf die Hilfegesuche der Washingtoner Bürgermeisterin äußerst zögerlich reagiert habe, habe man sage und schreibe drei Stunden später schließlich zugestimmt, die 380 Nationalgardisten vor Ort, die allerdings in der Innenstadt den Verkehr zu regeln hatten, mit weiteren 200 Mann aufzustocken, die jedoch nicht für einen bewaffneten Einsatz ausgerüstet waren. Nach wie vor ist eine der drängendsten Fragen zu den Ereignissen am Mittwoch, wieso das Kapitol an diesem für die amerikanische Politik so wichtigen Tag dermaßen unzulänglich abgesichert war, wieso der Mob förmlich ungehindert eindringen konnte. Die Mutmaßungen, dass es sich um einen von langer Hand vorbereiteten Putschversuch gehandelt habe, und die Eindringlinge Hilfe von Seiten der Polizei und Sicherheitskräfte hatten, werden zwar mittlerweile von den meisten Medien außer acht gelassen, sind aber angesichts der mehr als bedenklichen sicherheitstechnischen Gemengelage vor dem Ansturm auf das Kapitol dennoch nicht völlig von der Hand zu weisen. – Der Leiter der Sicherheitskräfte des Kapitols ist bereits in der Nacht zum Donnerstag zurückgetreten.
In unmittelbarer Nähe des Kapitolhügels wurde ein PickupTruck entdeckt, der bis obenhin voll mit Molotow-Cocktails, Rohrbomben, Schusswaffen und Munition war.
Nachdem Twitter den Account des Präsidenten für 24 Stunden gesperrt hatte, erfolgte nun in der Nacht zum 09.01.2021 die entgültige Löschung. Es sieht so aus, als hätten mittlerweile fast alle sozialen Netzwerken ebenfalls sämtliche Trump-Accounts gelöscht. CNN International zufolge sollen die Twitter-Verantwortlichen eindeutige Beweise dafür haben, dass das widerliche Subjekt im Weißen Haus via Privathandy versucht haben soll, seine Anhänger für einen zweiten Aufstand am Tage der Inauguration seines Nachfolgers aufzustacheln.
Auf eine schriftliche Anfrage der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, erklärte ein führender General im Verteidigungsministerium, man habe „zusätzliche Schutzmaßnahmen“ getroffen, um einen Atomschlag bzw. die Aktivierung der Streitkräfte durch Trump zu verhindern.
Etliche Mitglieder des Präsidentenstabes, darunter eine der engsten Vertrauten der Familie Trump, sowie zwei Ministerinnen des Kabinetts haben mittlerweile ihre Ämter niedergelegt.
Am Montag wird von den demokratischen Abgeordneten ein zweiter Antrag auf Impeachment Trumps im Kabinett eingereicht werden, nachdem Vizepräsident Mike Pence sich geweigert hatte, den 25. Verfassungszusatz in Kraft zu setzen, und den Präsidenten des Amtes zu entheben. Das ist zwar reichlich spät, doch eine nachträgliche Absetzung Trumps hätte zur Folge, dass er nie wieder für ein politisches Amt in den USA kandidieren dürfte. Und er könnte sich während eines laufenden Amtsenthebungsverfahrens weder selber begnadigen, noch von M. Pence begnadigt werden.
Das widerliche Subjekt im Weißen Haus wird zusammen mit seiner Familie das Wochenende vermutlich in Camp David verbringen. Nach wie vor kreisen die Gedanken des Trumpels einzig und allein um den angeblichen Wahlbetrug, und dass durch die Löschung seiner Accounts in den sozialen Netzwerken ein völlig ungerechtfertigter und widerrechtlicher Angriff auf seine Meinungsfreiheit erfolgt sei. Dass die Zahlen der Corona-Infizierten und -Toten inzwischen nie gekannte Höhen erreicht haben, tangiert den POTUS höchst peripher.
Mittlerweile verlassen die Ratten das sinkende Schiff. Glühende Befürworter und Unterstützer von Trump, unter ihnen die republikanischen Senatoren Ted Cruz und Josh Hawley rudern in ihren Äußerungen höchst ekelhaft und feige gar fleißig zurück: Sie seien von Anfang an in Wahrheit unter den eifrigsten Kritikern des noch amtierenden Präsidenten gewesen. Die Beiden hatten allerdings einen der insgesamt drei Einsprüche gegen die Anerkennung des Kapitols von Bidens Wahlsieg eingereicht, und diesen trotz der schockierenden Vorkommnisse am Mittwoch durchgezogen. Dieser Einspruch gegen die Wahlergebnisse in Arizona und ein weiterer Einspruch gegen die Wahlergebnisse von Pennsylvania wurden mit überragender Mehrheit abgewiesen. Ein dritter geplanter Einspruch ist nach den Ereignissen vom Mittwoch Nachmittag im Kapitol zurückgezogen worden. – Der Verlag Simon & Schuster stoppte inzwischen die Veröffentlichung eines Buches von Josh Hawley, nachdem dieser am Mittwoch den das Kapitol stürmenden Mob lächelnd und mit erhobener Faust gegrüßt hatte.
Republikanische Mitglieder des Repräsentantenhauses, des Kabinetts und des Senats, die sich bereits vor der Sitzung des Kongresses am Mittwoch offen gegen den Noch-Präsidenten ausgesprochen hatten, werden angepöbelt, bespuckt und bedroht, wenn sie sich in der Öffentlichkeit blicken lassen…
… Amerika, du Land meiner Träume seit Kindertagen, ich bin in Gedanken ganz fest bei dir und den Deinen…
… ist das Bett.“, habe ich vor kurzem recht amüsiert im WWW gelesen…
… Da ich seit ein paar Tagen an einem Infekterl leide, das sich durch schier grenzenlose Müdigkeit und Schlappheit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und Fieber höchst lästig bemerkbar macht, finde ich, dass in diesem Spruch sehr viel Wahrheit steckt. Meine Wachphasen sind derzeit recht kurz, zwischen gleichgültiger Unkonzentriertheit und gereiztem Selbstmitleid schwankend, nur allzu gerne ziehe ich mich da jedesmal wieder in die Wärme und kuschelige Weichheit meines besten Freundes zurück…
… Aber Unkraut vergeht bekanntermaßen ja nicht, und irgendwann demnächst wird bestimmt die geballte Ladung Hausmittelchen, welche ich mir fleißig einverleibe, die erhoffte Wirkung zeigen. Und nachdem ich in den warmen Jahreszeiten so fleißig unterwegs gewesen bin, habe ich mir ein paar faule und ereignislose Tage auch redlich verdient…
… Während einer meiner Wachphasen habe ich ein wenig auf meiner Externen Festplatte herumgestöbert, und bin auf Fotos der letzten Florida-Reise gestoßen, die ich vor fast auf den Tag genau zehn Jahren mit einem damaligen Freund unternommen habe…
… St. Augustine, im Norden Floridas an der Atlantikküste gelegen, gilt als die älteste nicht indigene Stadt der USA, ein sehr charmantes Örtchen, dessen Bauten gelegentlich deutliches Südstaaten-Flair verströmen. Zudem gibt es dort eine wuchtige Festung aus dem 16. Jahrhundert. Und alljährlich im November ein Piratenfestival, das ein ganzes Wochenende lang dauert und mit sehr viel Spaß an der Freud‘ begangen wird…
… Die Bilder habe ich mit einer kleinen Olympus-Knipse gemacht, und erst Jahre später nachträglich bearbeitet…
… Das Foto unten hat allerdings nichts mit All Hallows Eve zu tun, ursprünglich ein keltisches Fest, an dem der Toten und des Totengottes Samhain gedacht worden ist. Ich habe es vor gut zwanzig Jahren während eines Bummels durch Manhattan aufgenommen, genauer gesagt durch TriBeCa – Triangle below Canal Street – dem damals angesagtesten Viertel New Yorks. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Freunde und ich – wir hatten uns kurz nach Heilig Drei König im Big Apple getroffen – vom Battery Sea Park an der Spitze Manhattans zu Fuß bis Central Park West, bis zur Grenze zu Harlem, hochspaziert sind, das ist schon eine beachtliche Strecke. Damals bin ich noch sehr fit und mobil gewesen…
Die mit Kostümen ausstaffierten Skelette befanden am Eingang einer Spelunke namens Jekyll and Hyde, zu welcher der Eintritt unter Einundzwanzig verboten war. Natürlich zwickte uns die Neugierde, und wir wollten dem Etablissement einen Besuch abstatten, es öffnete allerdings erst am späten Abend, und da waren wir von unserer Tour dann so ermattet, dass wir in unseren Hotelzimmern nach einem üppigen Dinner lieber alle Viere von uns streckten als noch einmal außer Haus zu gehen… 😉
… dass man auf einem kleinen Eiland am Ende der Florida Keys erneut an einer Unabhängigkeitserklärung arbeitet. – Seit der US-Präsidentschaftswahl kommt mir ein Schelmenstreich, der sich vor gut dreißig Jahren zugetragen hatte, immer wieder in den Sinn – und zutrauen würde ich eine Wiederholung dessen den charmanten und liebenswerten, eigenwilligen und querköpfigen Insulanern/innen durchaus:…
Die Florida Keys liegen aufgereiht wie Perlen an der Schnur zwischen dem Atlantik und der weit ausladenden Bucht des Golfs von Mexico. Die südlichste dieser Inseln ist Key West. Sie zeichnet sich nicht nur durch schöne Strände und ein Wohnhaus Hemingways aus, sondern auch durch eine illustre, farbige und schräge Geschichte. Bereits in früheren Zeiten hatten die Einwohner einen sehr lockeren Begriff von Recht und Ordnung, sie „verdienten“ sich ihren Lebensunterhalt großenteils durch das Plündern gestrandeter Schiffe, die sie durchaus des Öfteren mit einem falsch gesetzten Leuchtfeuer vorsätzlich vom sicheren Kurse abzubringen pflegten.
Die Zeiten wandelten sich, Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die Florida Keys als Urlaubsparadies sonnenhungriger Nordstaatler und Ausländer entdeckt. Es war in den frühen Achtzigern, der sehr umstrittene Ronald Reagan herrschte als Präsident im Weißen Haus, und irgendwie mußte ihm irgend jemand vor ungezählten bösen Buben und finsteren Delikten wie zum Beispiel Rauschgiftschmuggel in großem Stile auf dem Inselarchipel im Sunshine State bange gemacht haben. Ronny ließ im Frühjahr 1982 von seinen Behörden einen streng bewachten Kontrollposten am Higway Nr. 1 einrichten, dem einzigen Landweg, der die Keys über zahlreiche Brücken mit dem Festland verbindet. Die Maßnahme sollte die Suche nach Drogen sowie illegalen Einwanderern erleichtern, brachte jedoch lediglich erhebliche Erschwernisse für den florierenden Tourismus mit sich – und kaum nennbare Erfolge für die Bundesbehörden.
Die Insulaner waren alles andere als begeistert. Die Stadtregierung Key Wests verlangte die sofortige Entfernung der Barriere. Eine entsprechende Klage scheiterte. Nach einer ausdauernden, stürmischen, feucht-fröhlichen Versammlung in der Seefahrerkneipe „Schooner Wharf“ erklärte man am 23. April 1982 die Abspaltung von den Vereinigten Staaten von Amerika, sowie die Unabhängigkeit und rief die Conch Republic aus (Conch = Fechterschnecke, Hauptnahrungsmittel und Wahrzeichen Key Wests). Der Bürgermeister wurde zum Premierminister ernannt, die seinerzeit schon sehr betagte – neunundachtzigjährige – Nachfahrin eines Ex-Admirals mit deutschen Wurzeln zur Kriegsministerin. Man bestückte ein altes Museumsschiff, den Segler „Wolf“, mit einer Handvoll Kanonen, die auch schon bessere Tage gesehen hatten, lud diese mit Kanten altbackenen Weißbrots, ging an der einzigen Brücke vor Anker, blockierte die Zufahrt und erklärte den USA den Krieg. Nach diesem recht kurzweiligen Spektakel wurde sehr schnell die weiße Fahne gehisst, und das Parlament der Mikro-Republik ersuchte um 1 Milliarde Dollar für den Wiederaufbau. Dieser Schelmenstreich sorgte für enormen Wirbel, beherrschte tagelang die Schlagzeilen – und führte dazu, daß die Kontrollstelle aufgegeben wurde
Nach wie vor identifizieren sich viele Einwohner von Key West mit der Conch Republic. So wird alljährlich am 23. April mit einer Unzahl rauschender Festivitäten der Unabhängigkeitstag gefeiert. Auch die augenzwinkernden Schelmereien finden ihren Fortgang: Im Januar 2006 annektierte das kleine Inselreich eine alte Brücke, die zuvor von der US-Regierung zum staatenlosen Bereich erklärt worden war (um Flüchtlinge, die auf ihr Schutz gesucht hatten, abschieben zu können). Vertreter der illustren und winzigen Nation pflanzten Flaggen auf die marode Brücke und nahmen sie für ihr Inselreich in Besitz…
… Bis zum heutigen Tage werden übrigens Bundesagenten, die in schwarzen SUVs, dunklen Sonnenbrillen und Knöpfen im Ohr über die Duval Street cruisen – ca. 1,6 km vom Atlantik bis zum Golf von Mexico 😉 – und das bunte Gemenge Einheimischer und Touris beim Feiern und Flanieren stören, mit harten Scheiben kubanischen Weißbrots beworfen…
… Zuallererst: Diese Nacht im geschichtsträchtigen Maximilianeum angesichts einer – vielleicht – ebensolchen Wahl hat mir verdammt viel Freude gemacht! Ich habe mich schon seit langem nicht mehr so wohl in meiner Haut, glücklich und zufrieden gefühlt, ein solches Hochgefühl empfunden, als in jenen langen Stunden, da ich mit dem Laptop in einer lässig über die Schulter gehängte Retro-Hippie-Umhängetasche und der Kamera im Anschlag mir beständig meinen Weg durch die schönen Räumlichkeiten unseres Regierungsgebäudes suchte. Sehr oft heftete ich mich so unauffällig als möglich an die Fersen der diversen TV-Teams – ich bin kein eingefleischter Fan von „Celebrities“, doch die Gelegenheit, die eine oder andere prominente Persönlichkeit vor die Linse zu bekommen, hat mir dennoch große Genugtuung bereitet – eine Befriedigung jenes Jagdfiebers, das mich so manches Mal überkommt, wenn ich auf der Foto-Pirsch bin… 😉
… Ich habe recht interessante und sympathische Menschen kennen lernen dürfen – dazu zählen ein pensionierter Professor des Goethe-Instituts und seine Gattin, sowie die Generalkonsulin, Mrs. Jennifer D. Gavito, die mit ihrer sehr sympathischen, umgänglichen und freundlichen Art viele meiner Vorurteile über arrogante und „abgehobene“ Diplomaten/innen ad absurdum führte. Ich habe inspirierende, erhellende, anregende, wirklich zutiefst gute Gespräche führen dürfen. Der einzige Minuspunkt war die, gemessen an den vorangegangenen Wahlparties im Amerikahaus, mickrige Verpflegung. Nach den Eröffnungsreden wurden Donuts verteilt, aber man musste schon sehr flink zugange sein, um einen davon zu erhaschen, und im großen Foyer standen zwei Popcorn-Maschinen. Das war’s. Alle anderen Speisen – Sandwiches, Burger, Hotdogs etc. – musste man käuflich erwerben. Ich hoffe, dass man bis in vier Jahren wieder großzügigere Sponsoren an Land gezogen haben wird. 😉 Bier, alkoholfreie Getränke und ein gar köstlicher Frankenwein, von der Weinkönigin selbst kredenzt, die höchst tapfer auch bis in die frühen Morgenstunden aushielt, flossen allerdings ohne Unterlass bis zum Zapfenstreich…
… Nie werde ich die Antlitze all jener vergessen, die mit mir bis fünf Uhr morgens ausgehalten haben, bis man uns sehr charmant und freundlich, aber bestimmt nahe legte, nach Hause zu gehen. Wie sich über die Müdigkeit in den Gesichtszügen allmählich Fassungslosigkeit und Entsetzen legten. Dies ist meine fünfte Teilnahme an einer US-Wahlparty gewesen – desgleichen habe ich noch nie beobachtet, außer vielleicht in jener ebenfalls schicksalhaften Nacht, als wir gegen sieben Uhr morgens über den Vorsprung von Al Gore versus G. W. Bush jubelten – und knapp eine halbe Stunde später vor ungläubigem Schrecken nach Luft schnappten…
… Mr. Trump ist seit langem schon sehr medienversiert. In seiner über etliche Jahre laufenden und eifrig frequentierten TV-Show „The Apprentice“, eine sogenannte Reality-Show, erkor er regelmäßig aus einer Schar von 16 Anwärtern/innen einen Sieger, der sich über 250.000 Dollar Anfangsgehalt und eine sehr gute Anstellung in einem seiner Unternehmen freuen durfte. Sein sonor und knallhart vorgetragener Spruch am Ende jeder Sendung zu einem der Kandidaten/innen: „You’re fired!“ wurde legendär, allein damit fand er amerikaweit ungezählte Bewunderer. Ich denke, dass die schier atemberaubende, bisweilen unsäglich niveaulose Schlammschlacht seiner Kandidatur, seine verbalen Ausfälle, die polarisierenden Reden mit vollem Bedacht und höchst berechnend inszeniert worden sind. Trump und sein Wahlkampfteam haben sich als effiziente, psychologisch hervorragend geschulte Rattenfänger geriert, die virtuos mit den primitiven, dunklen Seiten der potentiellen Wählern spielten. Das ist meiner Meinung nach eine der Hauptursachen seines doch überraschenden Erfolgs. Die andere liegt in dem antiquierten, unnötig komplizierten, amerikanischen Wahlsystem. Würden die Amerikaner ihr Staatsoberhaupt mittels einer Direktwahl ins Weiße Haus berufen, hätte Killary Clinton ca. 300.000 Stimmen mehr gehabt als ihr Rivale…
… In seiner gestrigen Rede hat Mr. Trump sehr moderate, versöhnliche, besonnene Töne angeschlagen. Ein leiser Hauch, dass sich da ein Saulus zum Paulus wandeln wird? Wer weiß?… Die Zeit wird es zeigen… Nach all dem Entsetzen, dem Schrecken – ob berechtigt oder nicht – ist es allerdings jetzt an der Zeit, Vernunft, Zuversicht, Unvoreingenommenheit und Geduld an den Tag zu legen. Verdient nicht jeder eine Chance? Und sollten dies nicht vor allem all jene von uns beherzigen, meine Wenigkeit mit eingeschlossen, die stets und unverdrossen zum friedvollen Miteinander, zu Toleranz und Menschlichkeit aufrufen?…
… Vielleicht wird Trump’s Präsidentschaft ein Desaster werden. Vielleicht werden die Ängste, das Entsetzen, die Bedenken zur Zeit aber auch nur wieder einmal von den omnipräsenten Medien hochgekocht – not only sex sells, fears also guarantee big media profits…
… Dem lieben Wortman gegenüber hatte ich in meinem Piraten-Post erwähnt, dass es in St. Augustine ein großes Fort gibt, ich aber leider keine vorzeigbaren Fotos von dieser Festungsanlage hätte. Daraufhin bin ich gestern abend noch einmal in mich bzw. in meine Festplatten gegangen, und siehe da, es ist mir gelungen, doch eine Handvoll halbwegs präsentabler Bilder des Castillo de San Marco aufzustöbern…
… St. Augustine wurde ca. Mitte des sechzehnten Jahrhunderts gegründet, ist somit die älteste Stadt der USA, mit einer sehr wechselvollen Geschichte: Zuerst war es eine spanische Ansiedlung, geriet Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in britischen, und ungefähr zwanzig Jahre später dann in amerikanischen Besitz. Lange Zeit gab es lediglich neun kleine, hölzerne Forts, um den Ort zu verteidigen. Im Jahr 1668 wurde schließlich eine sternförmige, sehr wuchtige und beeindruckende Festungsanlage fertig gestellt. Seit den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ist das Castillo de San Marco bzw. das Fort Marion ein National Monument…
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