… “Machen Sie das, fahren Sie für ein paar Tage an Ihren geliebten See!”, sprachen gleichlautend meine beiden lieben Ärztinnen. So folgte ich denn am Sonntag morgen meinen Rucksack und machte mich auf den Weg Richtung Bodensee. Zuerst bummelte ich ein Stünderl durch’s schöne Meersburg, und wandte mich dann gen Überlingen. Als ich am Hafen ankam, war grad ein Beachvolleyball-Turnier in vollem Gange. Im Westen, über dem Bodansrück, rafften sich bedrohlich wirkende, beinahe nachtschwarze Wolkenmassen zusammen, und die Wasser nahmen eine sehr beunruhigende, dunkle Schieferfarbe an. Der Turniersprecher beruhigte scherzhaft das Publikum: “Das wird so abgehen wie gestern, da werden ein paar dicke Tropfen fallen, mehr nicht!”…
… Nur wenige Minuten danach brach nach zwei durchdringend krachenden Donnerschlägen ein höllisches Unwetter los, heftige Sturmböen rissen Menagen, Speisekarten, Gläser, Teller, Aschenbecher, Decken von den Tischen der Uferlokale, trug sie teilweise bis auf den See hinaus. Es goss so sehr, daß man das gegenüber liegende Ufer nicht mehr erkennen konnte. Die Fähre zwischen dem kleinen Örtchen Wallhausen am Nordrand des Bodansrück und Überlingen schaukelte heftig auf den schier meterhohen, schaumgekrönten Brechern, die Besatzung hatte Mühe, am Steg anzulegen. Einem Wassersportler, der wohl nicht rechtzeitig das Segel seines kleinen Bootes gerefft hatte, rissen die wilden Winde das Tuchwerk in mehrere Teile entzwei, die unkontrolliert am Mastbaum hin und her flatterten…
… Weit draußen, zwischen Meersburg und der Insel Mainau, kreiste, nachdem das Unwetter sich Richtung großer See verzogen hatte, lange Zeit ein Rettungshubschrauber über dem aufgewühlten Wasser. Kurz darauf brausten die Wasserpolizei und ein Boot der Seerettung einher. Ich hoffe so sehr, daß da nichts ernsthaft Schlimmes passiert ist…
… Gut eine halbe Stunde tobte das Höllenwetter, dann beruhigten sich Atmosphäre und See allmählich wieder, und ich konnte mich auf die kurze Fahrt zu meinem nächsten Abenteuer begeben…