… in der Praxis eines jungen, sehr freundlichen und fürsorglichen Orthopäden lag, und versuchte, mich nicht zu sehr vor Schmerzen zu winden und laut zu stöhnen und zu jammern, konnte ich mich der Gedanken an Foltermethoden nicht erwehren…
… Nachdem der Rücken für eine hoffentlich lange Zeit ziemlich kuriert ist, fasste ich den Entschluss, mich einer anderen „Baustelle“ meines alternden Körpers zuzuwenden. Seit einer Weile schon machte die linke Achillessehne bei längeren Wegstrecken schmerzhafte Probleme. Ich versuchte, das Problem eine Weile selbst mittels etlicher Hausmittelchen zu kurieren, mit Salben, Quarkwickeln, elastischen Bandagen, Tapes und Umschlägen mit Retterspitz, doch nichts zeigte die erhoffte Wirkung…
… Der nette Orthopäde, dem ich auf ewig dankbar sein werde, weil er vor ziemlich genau fünf Jahren nach einer langen Reihe von Medizinmännern und -frauen die erste Fachkraft war, die den Verdacht hatte, es könnte sich bei meinen Gehbeschwerden um ein neurologisches Problem, sprich, eine Art Muskelschwäche oder gar -schwund handeln, befragte mich am Mittwoch zunächst recht ausführlich. Bei der anschließenden Ultraschall-Untersuchung stellte er fest, dass meine Achillessehne aufgrund der jahrzehntelangen, harten, körperlichen Arbeit in der Gastronomie und im Museum viele kleine und vernarbte Einrisse aufwies. „Da hat sich ein paar Zentimeter oberhalb der Ferse ein regelrechter Knoten gebildet, und die Sehnenstruktur ringsum sieht eher aus wie Leberkäs und nicht wie gesundes Gewebe.“…
… Verbände, Schienen und Tabletten würde da nichts mehr richten können, meinte er. Und Cortison in die Sehne spritzen würde er auf gar keinem Fall, denn so was würde das Gewebe auf Dauer noch mehr zerfasern, und die Gefahr eines Risses wäre dann sehr groß. Er legte mir eine Stoßwellen-Therapie mit insgesamt fünf wöchentlichen Behandlungen von je zwanzig Minuten nahe und erklärte dieses Verfahren: Stoßwellen sind energiereiche, mechanische Impulse, welche einen hohen Druck erzeugen, durch die sogenannte Schallsonde auf die Schmerzzonen im Körper übertragen werden, Verspannungen, Verkalkungen und Vernarbungen lösen, Heilungsprozesse in Gang setzen bzw. beschleunigen, sowie Stoffwechsel und Durchblutung anregen. Er drückte mir zusätzlich zur Information einen Hochglanzprospekt in die Hand, auf dem entspannt lächelnde, junge Models, die sich fotogen auf einer Liege räkeln, mit einem Instrument bearbeitet werden, das entfernt an den Kopf eines Ultraschallgeräts erinnert. Ich willigte ein und bekam sogleich die erste Sitzung verpasst. Als die Sprechstundenhilfe das Gerät einschaltete, erwähnte sie beiläufig, dass es während der ersten beiden Anwendungen „ein bisschen“ schmerzhaft werden kann…
… „Ein bisschen“ war für mich die Untertreibung des Jahres – und ich bin nicht zimperlich! Die Schmerzen während der drei Periduralen Spülungen, als man mir vom Steißbein aus lange Nadeln in den Rückenmarkskanal geschoben hatte, waren im Vergleich dazu ein Klacks gewesen! „Ich kann die Stärke der Stoßwellen auch ein wenig reduzieren.“, meinte die junge Assistentin angesichts meines verzerrten und schweißüberströmten Gesichts. „Nein, nein, das geht schon!“, keuchte ich, „Manchmal muss es halt ganz einfach weh tun, wenn es helfen soll.“…
… Mit etwas wackeligen Knien erhob ich mich nach der ersten zwanzigminütigen Stoßwellen-Folter von der Behandlungsliege. „Beim nächsten Mal wird es für Sie bestimmt schon leichter werden.“, gab mir die Sprechstundenhilfe als Trost mit auf den Weg. Im linken Fuß summte es nun irgendwie recht wohltuend. Und heute Mittag, als ich unterwegs zu einem Termin war, fühlte sich das Gehen bereits etwas besser an…
… Habt ein schönes Pfingstwochenende, ihr Lieben! Bleibt oder werdet gesund, und habt es fein!…