… dass das schmucke Segelboot, welches zu Dekorationszwecken auf dem Dach eines Hochhauses in Nähe des Hauptbahnhofs steht, geschmolzen ist… 😉
… Kleiner Scherz… 🤣
… Aber heiß war’s schon ganz ordentlich. Als ich am späten Nachmittag im Hauptbahnhof eintrudelte, um mich per RailJet gen Heimat zu begeben, zeigte das Thermometer 36° Grad im Schatten. Anstrengend war’s, aber sehr schön. Genaueres zeige und erzähle ich demnächst… 😉
… Nach der Besichtigung des Palazzo Te ruhte ich mich bequem auf meinem Rollator sitzend im Schatten ein wenig aus. Dann befand ich, dass durchaus noch genügend Energie vorhanden war, um auf der einstigen Verbindungsstraße zwischen dem kleinen Lustschloss und dem Palazzo Ducale in der Stadtmitte, der Via Prinzipe Amedeo, zurück zu spazieren – hin war ich von der Piazza Sordello aus mit einem Kleinbus der Linie 4 gefahren, und zwar kostenlos. Weil der Chauffeur keinerlei Anstalten gemacht hatte, die Rolli-Rampe im Heck des Fahrzeugs auszuklappen, damit ich einsteigen konnte, hatte ich das selbst in die Hand genommen. Danach hatte sich ein ungemein schneller Redeschwall über mich ergossen – der Bus wollte nach meiner kleinen Aktion einige Male nicht anspringen -, ich hatte aber zum Glück nur etwa jedes zehnte Wort verstanden… 😉
… Langsam schlenderte ich nordwärts, zunächst an Vorort-Wohnhäusern mit schönen Vorgärten entlang. Ein träge im Schatten eines großen, bunten Blumenkübels ruhendes Miezchen schien mir zu raten, eine Rast einzulegen, ich steuerte ein kleines Caffè in der Nähe an und labte mich an köstlichen Thunfisch-Tramezzini, einer Schale Obstsalat, Wasser und einem aromatischen Capuccino. Ich passierte die weitläufigen, neubarocken Gebäude der Präfektur Mantuas, und besah mir ein Weilchen den stillen Rio, jener Kanal, der sich quer durch die bezaubernde Stadt zieht. Vorbei ging es an der stattlichen Handelskammer, und schon war ich bei der Rotonda di San Lorenzo, der ältesten Kirche Mantuas, errichtet im Jahr 1082. Ich bog nach links ab und stöberte ein Weilchen in den Arkaden der C. SO Umberto I. herum…
… Auch wenn in Mantua viel getan wird, um alte Bausubstanzen zu erhalten und zu pflegen, gibt es doch manch verwahrloste und dem Zerfall preisgegebene Häuser, bei deren Anblick mir das Herz blutete. Was könnten das für Schmuckstücke sein, würde man sich ihrer annehmen!…
… Ich war immer noch einigermaßen fit, so beschloss ich, den ereignisreichen Tag mit einem Erkundungsgang durch das Gewirr der Vicoli, der kleinen Gässchen, abzurunden. Diesmal ließ mich mein Orientierungssinn nicht im Stich, und schon bald stand ich auf einem sehr schönen Platz hinter der Basilika St. Andrea. Dort befand sich auch der Behindertenzugang dieses stattlichen Gotteshauses, und ich kehrte auf eine kurze Besichtigung ein. Es gab zwar Hinweisschilder, dass das Fotografieren verboten sei, aber niemand scherte sich darum, also machte ich nach einigem Zögern und Beobachten auch ein paar Bilder…
… „Jetzt ist’s aber genug!“, warnte das Innere Stimmchen. Und ich gehorchte, suchte in den Arkaden an der Piazza Erbe eine kleine Bar auf, und ließ mit einem riesigen Aperol Sprizz, der samt schmackhaften Knabbereien serviert wurde, den schönen und interessanten Tag ausklingen…
… Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Bild genauer ansehen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… Ich wünsche euch einen schönen und unbeschwerten Sonntag!…
… Der Wegbeschreibung der Dame des Hauses im La Mainolda folgend spazierte ich durch einige Vicoli und erreichte alsbald die kleine Piazza Andrea Mantegna mit der hoch aufragenden Basilika Sant‘ Andrea. Zu dieser frühen Abendstunde waren die zahlreichen Bars und Caffès in den Arkaden gut mit plaudernden, sich entspannenden Einheimischen und einigen Tourist:Innen gefüllt. Ich bog nach links in die Piazza delle Erbe ein, die sich entlang des einstigen Uhrturms und Alten Rathauses öffnet…
… In der lang gezogenen säulengestützten Arkade, die sich von meiner Sicht aus linkerhand über die ganze Länge des Platzes bis vor zur Via Accademia zieht, befinden sich nebst etlichen gastronomischen Betrieben – so langsam bekam ich den Eindruck, dass die Innenstadt von Mantua eine einzige große „Fressmeile“ sei – viele kleine Läden, in denen außer Schmuck, Uhren, Schuhen und Textilien auch lokale Spezialitäten feilgeboten werden, wie z. B. die Torta della Rosa, ein Hefeteigkuchen, der ein Bukett aus Rosen darstellen soll, und den man am besten mit einer lauwarmen Zabaglione verzehrt, und die L’Anello di Monaco, eine Art Schoko-Panettone mit einer dicken, weißen Zuckerglasur, das soll der Sage nach ein nach Mantua ausgewanderter Münchner Bäcker im 17. Jahrhundert erfunden haben. Natürlich gibt es auch Pasta und Salami in vielen Variationen, teils recht lustig aussehende Brot- und Brötchensorten, und würzigen Schinken – und La Mostarda, das sind in einen Sirup aus Zucker, Saft und Senföl eingelegte Früchte…
… Ruhe herrscht am Abend eines normalen Werktages auf der malerischen, weitläufigen Piazza Sordello…
… Beim nahen Ristorante Broletto im Erdgeschoss des gleichnamigen Hotels an der Via Accademia lieh ich den Anpreisungen des jungen Kellners mein geneigtes Ohr, und kehrte auf ein ausgedehntes Abendmahl ein. Als Vorspeise ließ ich mir eine kleine Portion eines Salates kredenzen, dessen Zutaten aus Apfelstücken, Mais, Rosinen, Blattsalaten und Senffrüchten bestand – und das war ein Geschmackserlebnis sondergleichen (gleich nach dem Frühstück am nächsten Morgen stürmte ich einen Spezialitätenladen und erstand mehrere Gläser La Mostarda 😉 ). Als Hauptgang speiste ich ein sehr feines Rindergulasch nach Mantoveser Art, und dann gab ich der Versuchung nach und löffelte als Dessert eine kleine Portion Panna Cotta mit Beerensoße. Ich fürchte, allein mit dieser Mahlzeit hatte ich mir eines von den mühsam abgespeckten sechseinhalb Kilo wieder auf die Rippen gefuttert…
… Ich aß langsam und genoss jeden Bissen mit all meinen Sinnen, ließ die Blicke schweifen, beobachtete das rege Leben ringsum, blieb, bis die Dämmerung in das Dunkel einer lauen Frühsommernacht überging, dann machte ich mich langsam und trotz großer Müdigkeit voll Behagen auf den Weg zurück ins Hotel…
… Still lagen nun die vor kurzem noch so mit Lachen, Gesprächen, Musik erfüllten Arkaden, die meisten Läden waren geschlossen…
… Blaue Stunde auf der Piazza delle Erbe…
… Natürlich verlief ich mich heillos im Gewirr der Vicoli, der Gässchen, die manchmal in kleine, romantische, von Kuppeln und uralten Bauten überragte Plätze münden. Wäre es Tag gewesen, und ich noch frisch und munter, hätte ich nur zu gerne eine Erkundungstour unternommen. Die freundliche Bedienung einer winzigen Osteria wies mir schließlich den richtigen Weg. Ich dankte ihr herzlich, und sank nur wenig später frisch geduscht in mein herrlich komfortables Bett…
… Vor Jahren erwähnte meine italienischstämmige Nachbarin bei einer kleinen Plauderei, dass Mantua, etwa vierzig Kilometer südwestlich von Verona gelegen, zu den schönsten Städten Italiens zählen würde. Und das hatte sich irgendwie in einer Ecke meines Oberstübchens festgesetzt. Oft lockten mich in den vergangenen Jahren andere Reiseziele, doch letzte Woche war es dann endlich so weit, ich würde mich nach Mantua begeben…
… Mit großem und kleinem Reiserucksack, dem Rollator sowie den Wanderstöcken enterte ich am Morgen des Dienstag, 10. Mai, im Zentralen Omnibusbahnhof München einen giftgrün lackierten Flixbus, und erreichte nach sieben Stunden mein Ziel. Die Fahrt hat ein Drittel vom preiswertesten Bahnticket gekostet, war völlig störungsfrei verlaufen, man setzte mich pünktlich auf die Minute an einer Haltestelle einige hunderte Meter vor dem Ortseingang ab.
… Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Mantua ist zu Zeiten der Etrusker ca. 800 Jahre vor Christi Geburt gegründet worden. Im 12. Jahrhundert staute man den dem Gardasee entspringenden Fluss Mincio aus Verteidigungsgründen zu vier Seen auf, es wirkt, als würde Mantua auf einer Insel liegen. Geprägt wurde der Ort über Jahrhunderte von der italienischen Adelsfamilie der Gonzaga. 2012 wurde die Renaissancestadt von einem schweren Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen, die Aufarbeitung und Beseitigung der Schäden dauert immer noch an. Seit 2008 zählt Mantua zum UNESCO-Weltkulturerbe, 2016 war es Kulturhauptstadt Italiens…
… Ich genoss nach meiner Ankunft zunächst eine kleine Weile begeistert die erste Ansicht meines Reiseziels, und machte mich dann über den lang gezogenen Damm, der zwei der künstlichen Seen voneinander trennt, auf den Weg Richtung Unterkunft…
… Da war mir bei der Planung wieder einmal das Glück hold gewesen! Zuerst hatte ich ein Hotel nahe des Rio vorgesehen, des Kanals, der den südlichen Teil der Stadt vom nördlichen trennt. Doch dann stellte sich heraus, dass es dort keinen Lift gibt, nur eine ziemlich steil wirkende Treppe in die oberen Stockwerke. Ich begann erneut zu stöbern, und stieß auf ein recht günstiges Hotel namens La Mainolda, direkt in der Innenstadt. Da ich mich im Vorfeld meiner Reise mehrmals via Google Earth in Mantua umgesehen hatte, stellte der größte Teil des Hinwegs kein Problem dar…
… Als ich das erste Mal diesen Blick auf die Piazza Sordello genießen durfte, wusste ich, dass ich mich während der nächsten Tage sehr wohl fühlen würde…
… Dann wurde meine Wegfindung allerdings etwas kompliziert. Kleine Gassen werden in Mantua als Vicolo bezeichnet, vermutlich eine Verbalhornung von Via Piccola. Das Tückische an diesen Vicoli ist, dass manche wirken, als wären es Zugänge zu Hinterhöfen oder Garageneinfahrten. So spazierte ich angestrengt suchend einige Male an der gesuchten Vicolo Storta vorbei, bevor sich eine freundliche Dame meiner annahm und mir den Weg wies…
… Vicolo Storta – dort, wo sich der Mann im weißen Hemd befindet, ist der Hoteleingang…
… Das La Mainolda liegt im dritten Stock eines ehemaligen, sorgfältig renovierten und modernisierten Renaissancepalais und umfasst nur fünf Zimmer. Die Dame des Hauses begrüßte mich freundlich. Bevor ich mein Gelass beziehen konnte, hielt sie mir einen sehr enthusiastischen und detaillierten Vortrag über die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten Mantuas, ich bekam nebst Zimmerschlüssel einen Stadtplan überreicht, sowie Gutscheine für ein nahes Caffè, denn aufgrund der Corona-Bestimmungen dürfe sie in dem kleinen Vestibül leider immer noch kein Frühstück servieren. Sie informierte mich darüber, dass die Getränke in der Minibar gratis seien, und ein kleines Willkommensgeschenk in Form einer Torta Sbrisolona, eines für Mantua typischen Gebäcks, auf mich warten würde…
… Mein Zimmer war geräumig, geschmackvoll eingerichtet, blitzsauber, und bemerkenswert ruhig – mit einem behindertengerechten Badezimmer, man könnte sogar mit einem Rollstuhl in die Dusche fahren. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl und willkommen…
… Ich packte nur meinen großen Reiserucksack aus, löschte den Durst mit einer Flasche Wasser – der Weg war doch lang gewesen und die Sonne hatte prall und heiß vom makellos blauen Himmel gestrahlt – und dann machte ich mich ohne viel Umschweife auf die erste Runde durch die Stadt…
… Fast unmittelbar nach meiner Rückkehr von Padua Ende Februar fackelte ich nicht lange und buchte einen Mehrtagestrip nach Verona. Kurz bevor am 27. Februar der EC von Venedig nach München in die Stazione Porta Nuova eingefahren war, wummerte er über eine Brücke. Eine ganz kleine aber sehr intensive Weile lang hatte ich einen gar wundervollen Blick auf die Stadt Romeos und Julias – und da ist es um mich geschehen gewesen…
… Im Nachhinein bekam ich Zweifel – konnte ich mir eine weitere Reise nach Bella Italia überhaupt leisten? Irgendwie bin ich im Frühling bei unseren Disponenten während langer Wochen in Ungnade gefallen – obwohl ich mir den Grund überhaupt nicht erklären konnte – man knauserte sehr mit den Stunden, mit denen man mich bedachte. Unter diesen Umständen schien es ratsamer, meine paar Kröten zusammen zu halten, anstatt wieder einmal auf Tour zu gehen. Ich war mehrmals kurz davor, Hotel und Zugfahrt zu stornieren, ließ aber doch stets davon ab…
… Dann erfuhr ich vor genau zwei Wochen meine erschütternde Diagnose. Anstatt mich krank schreiben zu lassen stürzte ich mich förmlich in die Arbeit, buckelte zehn Tage mit nur einem einzigen freien Tag dazwischen durch, und wurde zudem von den Kastellanen auf anspruchsvolle und anstrengende Positionen gesetzt. Mit der Zeit freute ich mich erneut sehr auf Verona, dort würde ich auf andere Gedanken kommen. Und wer weiß, vielleicht würde dies ja meine letzte halbwegs unbeschwerte Reise sein…
… Ich liebe es zu fliegen, fahre aber auch leidenschaftlich gerne mit dem Zug. Vor allem, wenn die Strecke quer durch die Alpen führt. Die ständig wechselnden Panoramen beiderseits des Schienenstrangs, die Bergmassive, Wälder, Burgen, Dörfer, Weingüter, Kirchen machen diese Reise immer zu etwas ganz Besonderem…
… Der Wendelstein grüßt an der Grenze zu Österreich…
… Ein Hingucker für Dampflok- und Schmalspurbahnfreunde: Das historische Bähnlein von Jenbach/Tirol…
… Alpenquerung…
Die Europabrücke bei Innsbruck
In luftiger Höhe: Die Brennerautobahn
… An der Stazione Porta Nuova in Verona gönnte ich mir ein Taxi zu dem kleinen Hotel, in dem ich ein Zimmer gebucht hatte. Und das erwies sich als weise, denn die Unterkunft liegt in einem recht unschönen Industriegebiet etliche Kilometer südlich von Verona inmitten von aufgegebenen halbfertigen Industriebauten, Autowerkstätten, und aller Art Fertigungsbetrieben. Das nächst gelegene Restaurant ist in einem Einkaufszentrum, dort befindet sich auch die Bushaltestelle Richtung Innenstadt – und beides ist ungefähr eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt. Auch die Aussicht ist alles andere als berauschend – aber der Service ist freundlich, das Zimmer recht groß, sauber und hell, und das Bett wunderbar breit und nicht allzu hart. Jetzt werde ich bei einem Glaserl feinem Roten aus dem Veneto noch ein Weilchen entspannen, und dann Kraft und Ruhe für den morgigen Tag schöpfen – ich habe ein Ticket für den Hop-on-hop-off-Touri-Bus, und freue mich schon sehr auf das, was ich zu sehen bekommen werde… 🙂
… Die Aussicht von meinem Zimmer…
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