… die gerne und häufig behaupten, wir hätten hier keine Demokratie, empfehle ich einen ausgiebigen Aufenthalt in folgenden Ländern: Nordkorea, China, Ungarn, Iran, Vereinigte Arabische Emirate, Afghanistan, Iran, Eritrea, Laos, Burundi oder dem Sudan. Vielleicht würde das ja ihren Blick auf unseren Staat ein klein wenig zurecht rücken, spätestens nach dem Aufenthalt in einem nicht grade kuscheligen Gefängnis aufgrund z. B. einer relativ harmlosen Kritik der politischen Zustände, wie man sie hier immer noch völlig ungehindert und zuhauf in sämtlichen Medien zum Besten geben darf…
Und nein, wir sind hier wegen der derzeitigen Einschränkungen auf gar keinem Fall auf dem besten Wege zu einer Diktatur! An alle KritikerInnen und NörglerInnen der Ausgangsbeschränkungen: Wären euch viele tausend Corona-Tote wirklich lieber? Würdet ihr tatsächlich die Gefährdung der Leben eurer Liebsten in Kauf nehmen, nur um euch derzeit ungehindert bewegen zu können? Oberste Priorität hat in einem demokratischen Staat (!) der Schutz des Lebens der BürgerInnen – und genau nach diesem Grundsatz handelt unsere Regierung. Und nein, Corona ist nicht harmloser als eine Grippe! Es gibt ungezählte Fakten, die diese Falschmeldung mittlerweile hieb- und stichfest widerlegen!…
Und bitte, bitte, bitte! Teilt in den sogenannten „Sozialen“ Netzwerken nicht mehr diese Memes bzw. Posts, die deutsche Spargelesser verteufeln, weil in den griechischen Flüchtlingslagern so furchtbare Zustände herrschen. Das ist Whataboutism von der allerübelsten Sorte! Und ausgesprochen unsachlich und polemisch. Vor einem Jahr gab es in den Flüchtlingslagern die gleichen verheerenden, unmenschlichen und schier unerträglichen Bedingungen und die ErntehelferInnen wurden genauso entlohnt wie heuer – und niemand brachte das in irgendeinen wirren Bezug zu deutschen Spargelessern, und niemand hat sich meines Wissens über die schlechte Bezahlung der fremden ErntearbeiterInnen aufgeregt! Aber jetzt, in der Corona-Krise, wo es die oberste Regel für alle sein sollte, möglichst sachlich, ruhig und besonnen zu bleiben, wird diese völlig irrational und unsäglich aufgeplusterte Sau durch sämtliche Dörfer getrieben…
Wäre es euch wirklich lieber, wenn viele Bauern aufgrund mangelnder Hilfskräfte ihre Ernten unterpflügen würden, Saaten nicht ausbringen, Setzlinge nicht stecken könnten, ihre Spargelernten verrotten lassen müssten? Wenn Landwirte zuhauf pleite gehen würden, und mit ihnen viele Hofläden, deren Existenzen auf das Feilbieten regionaler Biowaren angewiesen sind? Ich habe schon das Gejammere und Geheule in den Ohren, wenn dann in absehbarer Zeit die Preise für hiesiges Obst und Gemüse in geradezu astronomische Höhen schießen würden! Und kann mir bildlich vorstellen, wie so manche „Bio-Apostel“ dann mit Schaum vorm Mund zetern würden, wenn große Mengen an Obst und Gemüse umweltschädlich aus ausländischen Anbaugebieten importiert werden müssten. Zudem – jeder Betrieb, der in die Insolvenz gehen wird, egal, ob groß oder klein, bedeutet einen Wegfall von Steuergeldern, von Mitteln, mit denen wir anderen bedürftigen Mitmenschen unter die Arme greifen können. Und nur ein Land, das selber finanziell stark und sicher ist, kann Hilfesuchenden eine neue und solide Zukunft bieten…
… Die Corona-Krise hat in den vergangenen Wochen in unserem Land viel Gutes offenbart, erstaunlich viel Gutes. Sie lässt aber auch sehr deutlich werden, woran es bei uns hakt und mangelt. Sie zeigt, dass Menschen, deren Arbeit sehr wertvoll, ja, sogar Leben und Existenzen rettend ist, nur ungenügend entlohnt werden, was bislang leider zu wenig Beachtung gefunden hat. Das Pflegepersonal in Krankenhäusern, Altenheimen etc. sei als Beispiel genannt, sowie eben jene ErntehelferInnen, die alljährlich aus dem Ausland zu uns kommen, um mühselige Dreckarbeiten zu verrichten, für die sich die meisten Deutschen mittlerweile zu schade sind. Das sollte nach Corona oberste Dringlichkeit und Wichtigkeit haben, für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu sorgen. Und dafür, dass beherzt geholfen wird, den materiell Schwachen in unserem Land, und auch weiterhin jenen, die in der Ferne durch Kriegswirren, Diktaturen, Ausbeutung, Verfolgung, Folter und Gewalt so gut wie alles verloren haben…
… Und jetzt stelle ich fest, dass ich in meinen Gedankengängen a bisserl vom Hundertsten ins Tausendste geraten bin. 😉 Man sehe es mir bitte nach. Mir wird in diesen Tagen immer öfter bewusst, was für ein komplexes, ineinander ungemein kompliziert verzahntes und verschachteltes Gebilde unser Staat eigentlich ist. Wie die Schicksale von ca. 80 Millionen Menschen hier und vielen anderen weit draußen in dieser Welt auf eine faszinierende, bisweilen auch beklemmende Weise miteinander verwoben sind…
Ach ja, ich hör‘ jetzt auf. Es ist schon sehr spät, die Augenlider werden schwer, und die warme Bettstatt ruft… 😉
Ich wünsche euch allen einen schönen und unbeschwerten Start in die neue Woche – und bleibt gesund!