… Am Samstag, 27. April, meinem vierten Tag in London, sah es wettermäßig nicht wirklich prickelnd aus. Der Himmel war wolkenverhangen, die Luft kühl und feucht. Nun gut, dachte ich mir, nach der gestrigen Monstertour in Camden Town und entlang der Tottenham Court Road, bei der ich insgesamt ca. zwölf Kilometer zurückgelegt hatte, steht mir ohnehin nicht der Sinn nach viel Gehen, ich werde wohl den größten Teil der gebuchten Hopp-On-Hopp-Off-Stadtrundfahrt gemütlich im Bus verbringen…
… Ich wollte am London Eye zusteigen, einem der größten Riesenräder Europas – und bereits auf dem Weg dorthin warf ich meinen beim Frühstück gefassten Vorsatz wieder über den Haufen. Ich hatte mich über Nacht erstaunlich gut erholt, also fuhr ich mit der U-Bahn Circle Line bis zum Palace of Parliament, um von dort über die Brücke und entlang des Embankments aus zur Bushaltestelle zu spazieren…
… Nach seiner Errichtung 1998 bis 1999 hieß das zweitgrößte Riesenrad Europas eigentlich Millenium Wheel. An sich sollte es lediglich fünf Jahre in Betrieb sein, mittlerweile zählt es zu den markantesten Wahrzeichen Londons. Es misst 135 Meter in der Höhe und besitzt 32 bodentief verglaste und klimatisierte Gondeln, in denen jeweils 25 bis 28 Personen Platz finden. Diese Gondeln befinden sich außerhalb des Rades, was eine uneingeschränkte Panorama-Aussicht ermöglicht. Das London Eye bewegt sich so langsam, dass man während der Fahrt zusteigen kann. Eine Runde dauert ca. eine halbe Stunde, und bei gutem Wetter soll die Fernsicht bis zu vierzig Kilometer betragen, unter anderem sei das außerhalb Londons gelegene Schloss Windsor gut zu erkennen…
… Für eine Runde Riesenrad vor der Fahrt mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus wäre nun am Vormittag – es war gegen halb Elf – die beste Gelegenheit gewesen, es herrschte nur sehr wenig Betrieb. Gereizt hat es mich durchaus, aber der eher suboptimalen Wetterbedingungen wegen verzichtete ich dann doch darauf. An der Kasse hätte ich vierzig Pfund berappen müssen, bei guter Sicht und klarem Himmel hätte ich das gerne gezahlt, ich beschloss jedoch nach einigem Sinnieren, das Geld lieber in einen schönen und stilvollen Afternoon-Tea am Sonntag im British Museum zu investieren…
… Just dort, wo nun das London Eye in die Höhe ragt, hatte im Jahr 1951 The Festival of Britain stattgefunden, eine von der britischen Regierung organisierte Ausstellung und Messe, die nationale Beiträge der Wissenschaft, Technologie, Design, Architektur und der Künste einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. In nur knapp zwei Jahren wurde die heruntergekommene Dockside South Bank in ein buntes Ausstellungsgelände verwandelt. Zwei der Attraktionen waren The Dome of Discovery, ein futuristischer Riesenbau mit Planetarium, und The Skylon, eine ca. hundert Meter hohe raketen- bzw. raumschiffartige Skulptur aus Aluminiumverstrebungen und Glas, die nachts beleuchtet war. Leider, leider, leider hat man dieses höchst interessante Kunstwerk 1952 zusammen mit den meisten anderen Bauwerken des Festival of Britain wieder abgebaut und verschrottet. Ein Modell des Skylon kann man im Museum of London besichtigen…
… Unweit des London Eye erinnert ein Bodendenkmal an das Festiva of Britain…
… Ich trieb mich eine Weile beobachtend und fotografierend am London Eye herum, bevor ich meinen Weg zur Haltestelle des Hop-On-Hop-Off-Busses fortsetzte. Des häufig eher suboptimalen Lichts an diesem Tag wegen habe ich mich nach meiner Rückkehr beim Sichten der Bilder dazu entschlossen, etliche in Schwarz-Weiß zu bearbeiten. Hier nun einige Impressionen…
… Kommt gut und möglichst unbeschwert durch den Tag, ihr Lieben!…